Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 55 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Wirtschaftliche Verwertung der bituminösen
Braunkohle. Um den großen Bedarf unserer Marine an Heiz- und Treibölen zu
decken, wurden bekanntlich während des Krieges eigens zur Gewinnung der genannten
Oele große Vergasungsanlagen erbaut, und zwar von der Kursächsischen Braunkohlen-,
Gas- und Kraft-Ges. m. b. H. in Lützkendorf bei Merseburg, von dem sächsischen
Staate in Hirschfelde sowie von der Deutschen Erdöl-A.-G. in Rositz
(Sachsen-Altenburg). In allen diesen Anlagen kommt sächsische Braunkohle zur
Verarbeitung, die in rohem Zustand 6 v. H. und in wasserfreiem Zustand etwa 13 v. H.
Teer bei der Schwelanalyse liefert. Während aber die beiden erstgenannten
Unternehmungen von Rohbraunkohle ausgehen, deren Vergasung unter gleichzeitiger
Gewinnung eines brauchbaren Teers große Schwierigkeiten bereitet, entschloß man sich
bei der Rositzer Anlage von vornherein zur Vergasung von Briketts. Ueber die
Entwicklung dieser umfangreichen Generatorenanlage macht Prof. Seidenschnur in der Zeitschrift „Braunkohle“, 20. Jahrg., S.
145–151, 165–173, interessante Mitteilungen.
Bei der Auswahl der für die Urteergewinnung in Betracht kommenden Apparate mußte
nicht nur die Erzielung einer möglichst hohen Teerausbeute angestrebt werden,
sondern es mußte auch auf den damals bereits bestehenden Mangel an Arbeitskräften
sowie auf die Knappheit an Eisen und anderen Baustoffen Rücksicht genommen werden.
Ferner mußten die Apparate für die Einheit einen möglichst großen Kohlendurchsatz
gewährleisten und schließlich genügende Sicherheit dafür bieten, daß mit den Anlagen
ohne längeren Probebetrieb zu regelrechter Arbeit geschritten werden konnte.
Folgende Apparate standen zur Wahl: 1. ein liegendes Schwelrohr mit eingebauter
Transportschnecke, ähnlich wie bei dem englischen Delmonte-Verfahren, 2. der Thüringer Schwelofen und 3. der Generator mit
eingebauter Schwelretorte. Die beiden ersten Verfahren boten den Vorteil, einen Teil
der verarbeiteten Kohle in Form von Halbkoks bzw. Grudekoks wiederzugewinnen,
während bei der Anwendung von Generatoren der gesamte eingeführte Brennstoff in Gas
verwandelt wurde, so daß in diesem Falle für die Verwertung der gewaltigen Gasmengen
kostspielige Anlagen geschaffen werden mußten. Längere Versuche mit einem liegenden
Schwelrohr von 10–12 m Länge mit eingebauter Transportschnecke zeigten, daß hierbei
beträchtliche apparative Schwierigkeiten zu überwinden waren und daß die Braunkohle
stark zermahlen wurde, so daß der Teer viel Kohlenstaub enthielt und vor der
Verarbeitung erst einen umständlichen Reinigungsprozeß durchmachen mußte. Der
Thüringer Schwelofen anderseits besaß eine zu geringe Leistung und erforderte eine
lange Bauzeit; zudem war der in diesem Ofen gewonnene Teer nur zur Herstellung
dünnflüssiger Oele verwendbar.
Aus diesen Gründen entschloß man sich zur Anwendung von Generatoren mit eingebauter
Schwelretorte, wie sie zuerst von der Generator-A.-G. in Berlin gebaut wurden. Der
bis etwa Mitte 1916 in Deutschland hergestellte Generatorteer war, selbst wenn er
aus Braunkohlenbriketts gewonnen war, infolge seines hohen Gehalts an Kohlenstaub
und Asche recht minderwertig und wurde daher meist niedriger bewertet als
gewöhnlicher Gasanstaltsteer. Ein längerer Probebetrieb in der Versuchsanlage zu
Veiten brachte im Jahre 1916 den Beweis, daß aus Braunkohlenbriketts im
Drehrostgaserzeuger mit Schwelretorte ein hochwertiger Urteer in einer die
Schwelanalyse sogar übersteigenden Ausbeute erzielt werden kann, und daß aus diesem
Teer bei schonender Destillation ansehnliche Mengen von Schmierölen erhalten werden
können.
Bei der endgültigen Wahl der Generatorbauart gab man dem Korbrostgenerator den
Vorzug, weil dieser einen größeren Durchsatz zuläßt als der Drehrostgenerator und
weil zu seinem Bau auch erheblich weniger Eisen benötigt wurde. Es zeigte sich im
Betriebe, daß auch mit diesem Generator ein guter Urteer erhalten wird, obschon
anfangs die Abführung der Asche große Schwierigkeiten bereitete und mancherlei
Umbauten der Generatoren erforderlich waren. Auch die getrennte Abführung von
Schwelgas und Generatorgas wurde, weil hierbei Verstopfungen in den Rohrleitungen
vorkamen, wieder verlassen und die gesamte Gasmenge durch die Schwelglocke
abgesaugt. So konnten nach einem Probebetrieb von 4 bis 5 Monaten mit der aus 55
Generatoren bestehenden Anlage bereits ungefähr 150 t Urteer im Tage erzeugt
werden.
Die in den Generatoren erzeugten Gasmengen, die sich auf über 3 Mill. cbm im Tage
belaufen, wurden in den benachbarten Brikettfabriken sowie in der eigenen
Teerraffinerie zur Heizung der Dampfkessel und der Destillierapparate verwendet. Die
Verbrennung der wertvollen Gase unter den Dampfkesseln muß indessen nur als ein
Notbehelf angesehen werden, da für diesen Zweck in den Gruben und Brikettfabriken
stets genügende Mengen Abfallkohle vorhanden sind. Man muß daher darauf bedacht
sein, andere Industrien mit starkem Gasverbrauch in der Nähe der Vergasungsanlagen
anzusiedeln, was nicht gerade leicht ist, oder aber die Gasentwicklung bei der
Teergewinnung einzuschränken.
Bei der Vergasung von Briketts bzw. Naßpreßsteinen im Generator erhält man ungefähr
2000 l Gas, bei der Verschwelung aber nur 250 l Gas aus 1 kg Brennstoff. Es wurde
deswegen eine Versuchsanlage zum Abschwelen von Briketts gebaut, die aus einem
schachtförmigen Schwelraum mit Gasheizung bestand. Da aber auch dieser Weg noch
keine völlig befriedigende Lösung der gestellten Aufgabe darstellte, hat Verf.
weiterhin versucht, die Braunkohle lediglich durch Einwirkung von stark überhitztem
Wasserdampf (bis zu 500°) zu entgasen, ähnlich wie dies schon Ramdohr vor etwa 40 Jahren im Thüringer Schwelofen versucht hat. Hierbei
zeigte sich nun, daß die Teerbildung mit nur ganz geringfügiger Gasentwickelung
verbunden ist und daß diese Gase zum überwiegenden Teil aus Kohlensäure und
Schwefelwasserstoff bestehen. Auf 1 kg Briketts werden hierbei nur etwa 70 l Gas
erhalten, somit ganz erheblich weniger als bei der üblichen Verschwelung. Die
Teerausbeute betrug etwa 110 v. H. der Schwelanalyse und der Teer war von ganz
vorzüglicher Beschaffenheit. Er war hochstockend und reich an unzersetztem Bitumen,
er besaß einen hohen Flammpunkt (128–155°) und begann erst bei etwa 250° zu sieden.
Dies ermöglicht, den Teer fast vollständig aus dem heißen Dampfstrom abzuscheiden,
ohne den Dampf selbst kondensieren zu müssen, was in wirtschaftlicher Hinsicht von
Wichtigkeit ist. Der Dampfteer läßt sich je nach Bedarf auf Schmieröle und Paraffin
verarbeiten bzw. durch destruktive Behandlung weiter abbauen, wobei sehr niedrig
siedende Benzine erhalten werden. Der bei der Dampfschwelung erhaltene Grudekoks ist
auch von sehr guter Beschaffenheit, er ist nahezu teerfrei, dagegen so leicht
entzündlich, daß man ihn mit einem Streichholz in Brand setzen kann. Schließlich zeigt
er vollkommen die ursprüngliche Form des Ausgangsmaterials. Somit eröffnet diese
neue Schwelmethode recht günstige Aussichten für die wirtschaftliche Verwertung
unserer bituminösen Braunkohlen, zumal auch ihr Schwefelgehalt hierbei in einfacher
Weise nutzbar gemacht werden kann.
Sander.
Kammergebäude für eine Schwefelsäurefabrik in Eisen.
Bekanntlich werden für die fabrikmäßige Herstellung der Schwefelsäure als
Rohmaterialien schweflige Säure (SO2), Salpetersäure
(HNO3), Sauerstoff der Luft (O) und Wasserdampf
(H2O) benötigt. Durch Rösten von Eisenkies,
Kupferkies, Zinkblende oder Bleiglanz in Oefen von verschiedener Bauart wird vorerst
schweflige Säure gewonnen.
Nachdem nun die so erzeugten Röstgase den Gloverturm passiert haben, werden sie mit
60° C. in Bleikammern geleitet, die in einem eigenen Gebäude, dem sogenannten
Kammergebäude, untergebracht sind. Aus diesen Kammern treten dann die Gase
rotgefärbt und mit etwas Sauerstoffgehalt in den Gay-Lüssac-Turm über. Die hierbei
zur Verwendung gelangenden Bleikammern bestehen aus zusammengelöteten Bleiplatten,
die bei neueren Anlagen von der Gebäudedachkonstruktion getragen werden.
Textabbildung Bd. 337, S. 56
Ein derartiges Kammergebäude wurde vor mehreren Jahren für eine
rheinisch-westfälische Aktien-Gesellschaft in Eisenkonstruktion ausgeführt. Die
nebenstehende Ansicht zeigt die Ausführung des hierfür in Eisen erstellten
Kammergebäudes.
Das Gebäude ist 40,8 m lang und 28,8 m breit, während dessen Höhe von Oberkante
Fundament bis Laternenfirst rund 22 m beträgt. Der dreihallige Oberbau wird von
einem 6,5 m hohen Unterbau getragen. Das eigentliche Kammergebäude hat ½ Stein
starke Fachwerkwände. Die Dachdeckung besteht aus Falzziegeln auf Dachlatten bzw.
Drahtglas auf Sprossen. Bei 5,1 m Binderabstand wird die Mittelhalle von sieben
normalen Laternenbindern mit je 9,4 m Spannweite überdacht, während die beiden
Seitenhallen von je sieben Halbportalbindern mit 9,7 m Stützweite überbaut werden.
Zu beiden Seiten der Mittelhalle werden die Binderauflager durch acht Gitterträger
von je 10,2 m Länge gebildet, die auf 6 Pendelstützen von 11 m Höhe lagern. Der
Unterbau besteht aus Stützen samt Verbänden mit darüber liegenden Unterzügen für die
hölzerne Deckenkonstruktion, welche die sog. Kammerschiffe mit Säureinhalt zu tragen
hat. Die für die Säuregewinnung erforderlichen 3 mm dicken Bleikammern sind
glockenförmig und haben bei 6,5 m Breite eine Höhe von 10,5 m. Das der Glockenform
entsprechende Traggerippe der Bleikammern besteht aus Flacheisen 60/10, die mittels
darüber hinweggebogenen Bleiblechstreifen mit den Kammerwandungen verlötet sind. Die
obere Aufhängung dieser Bleiglocken geschieht an den hierfür vorgesehenen
Längsträgern, die von den Dachbindern am Untergurt getragen werden. Nach unten hin
wird das Glocken-Traggerippe mit den aus Holz hergestellten Kammerschiffwandungen
verspannt.
Das Gesamtgewicht der für das vorstehend beschriebene Gebäude erforderlichen
Eisenkonstruktion beträgt rund 380000 kg.
R. v. Teng, Braunschweig.
Versuche mit dem Mögel-Vergaser. In Heft 50 der
Zeitschrift für Dampfkessel- und Maschinenbetrieb unterzieht Dipl.-Ing. Kock, Hamburg, den Kohlen-, Wasser-, Sauerstoff-Vergaser,
Bauart Mögel, einer kritischen Untersuchung. Bei dieser Vorrichtung
werden durch Düsen, die neben einander in der Feuerbrücke liegen, Dampfstrahlen in
den Verbrennungsraum eingeblasen. Diese Dampfstrahlen wirken injektorartig, indem
sie Luft ansaugen, die entgegen der Bewegung der Feuergase in Richtung der Feuertür
als Oberluft eintritt. Es wird durch diese Maßnahme eine Durchwirblung der Gase
erzielt, die günstig auf die Verbrennung einwirkt. Außerdem bildet sich eine
Stauzone, in der Flugkoksteilchen in der Schwebe gehalten und verbrannt werden. Ein
weiterer Nutzen dürfte sich während des Zeitraumes bemerkbar machen, welcher der
Beschickung unmittelbar folgt. Es entsteht nämlich besonders bei gasreicher Kohle
nach dem Aufgeben infolge der einsetzenden Entgasung vielfach Luftmangel, und
fraglos wirkt in diesem Falle Oberluft vorteilhaft. Sie macht sich indessen bei
fortschreitendem Abbrand in unerwünschter Weise geltend, da starker Luftüberschuß
und mit ihm bemerkenswerte Abwärmeverluste eintreten. Die Anschauung, daß beim
Mögel-Vergaser der Wasserdampf in Sauer- und Wasserstoff zerlegt und dadurch ein
hochwertiges Heizgas gewonnen wird, widerlegte bereits Doevenspeck. Er wies fernerhin nach, daß auch von einer katalytischen
Wirkung des Dampfes, welche von mancher Seite behauptet worden ist, nicht die Rede
sein kann. Die in den Werbeschriften zu findenden Angaben über Vorteile, die durch
Verwendung des Mögel-Vergasers im Betriebe erzielt wurden, sind mit Vorsicht
aufzunehmen, da die angestellten Versuche vielfach durchaus nicht einwandfrei waren.
Nahm man beispielsweise, wie dies nicht selten geschieht, vor der Prüfung eine
gründliche Reinigung des Kessels vor, so wären Ersparnisse auch ohne Benutzung der
untersuchten Vorrichtung eingetreten. Die Ursache für einen geringeren
Brennstoffverbrauch ist vielfach auch in einem Wechsel der Bedienung zu suchen.
Ferner nimmt man häufig ohne genauere Feststellung an, daß der Heizwert von Kohle,
die einer Lieferung angehört, stets unverändert bleibt. Dies Verfahren ist bei den
gegenwärtigen Verhältnissen unstatthaft. Schließlich kann es nicht als zulässig
bezeichnet werden, daß ein allgemeines Urteil über die Verwendbarkeit des Vergasers
gefällt wird auf Grund eines mit einem einzigen Brennstoffe vorgenommenen Versuches.
Die Prüfungen müssen vielmehr unter Benutzung verschiedener Kohlensorten erfolgen.
Diese Gesichtspunkte sind nicht immer in hinreichendem Maße berücksichtigt worden.
Zwei vor kurzem an einer Lanzschen Heißdampflokomobile von unbeteiligter Seite
vorgenommenen Untersuchungen ergaben übereinstimmend folgendes Bild: Die erzielte
Dampfmenge ist bei Einbau eines Vergasers etwas größer. Sofern man aber den
Gebläsedampf in Abzug bringt, sinkt die Ausnutzung. Erheblich sind die sich
bemerkbar machenden Wirkungen keinesfalls. Dessenungeachtet kann man nicht sagen,
daß der Mögel-Vergaser völlig wertlos ist. Zu einem derartigen Urteile berechtigen
die beiden erwähnten Prüfungen schwerlich. Es wurde nämlich eine hochwertige, wenig
Feines enthaltende, gasarme Kohle verfeuert. Günstiger läßt sich, wie bereits oben
ausgeführt wurde, die neue Vorrichtung ausnutzen, wenn gasreicher und feinkörniger
Brennstoff zur Heizung dient. Sie dürfte in diesem Falle die Verluste durch
unvollständige Verbrennung infolge Luftmangels sowie die Bildung von Flugkoks
verringern. Bei gasarmem Heizmaterial können demgegenüber sogar Nachteile durch
Anwendung des Vergasers hervorgerufen werden, da die Gefahr vorliegt, daß er die
Ursache für einen zu hohen Luftüberschuß gibt. Bei Brennstoffen, die zwar gasarm,
indessen feinkörnig sind, dürften die Vorteile des Mögel-Vergasers durch dessen
Nachteile ausgeglichen werden. Jedenfalls wäre es wünschenswert, die Versuche,
welche an letzter Stelle erwähnt wurden, weiter auszudehnen. Man sollte insbesondere
geringwertige Kohle in Betracht ziehen, denn gerade bei deren Verfeuerung sind die
meisten Vorteile zu erwarten. Daß der Mögel-Vergaser keine neue Erfindung ist,
sondern in den längst bekannten Dampfschleierfeuerungen Vorbilder hat, möge zum
Schlusse nicht unerwähnt bleiben. (Kock in Zeitschrift für Dampfkessel- und
Maschinenbetrieb. Heft 50).
Schmolke.
Textabbildung Bd. 337, S. 57
Abb. 1.
Der Verbrauchswert der Brennstoffe. Unter dem
Verbrauchswerte eines Brennstoffes versteht man die Kosten von 100000 kcal, frei
Waggon der Verbrauchstelle. Sie setzen sich zusammen aus dem Preis ab Grube oder ab
Umschlagplatz und den Aufwendungen für die Bahnbeförderung bezogen auf den Heizwert.
Zur schnellen Ermittlung des Verbrauchswertes kann die in Abb. 1 gezeigte Darstellung dienen. Auf der mittleren, wagerechten
geraden Linie sind die bei Verbrennung eines kg frei werdenden Wärmemengen
eingetragen. Die darüber liegenden Linienzüge kennzeichnen die Beförderungskosten
für 100000 kcal, in Abhängigkeit vom Heizwert, während die unteren Kurven den
Brennstoffpreis für 100000 kcal, zur Darstellung bringen. Will man beispielsweise
den Verbrauchswert von rheinischer Rohbraunkohle mit einer Wärmeentwicklung von 2200
kcal./kg bestimmen, so geht man von dem auf der Wagerechten der Zahl 2200
entsprechenden Punkte aus, greift nach oben die Beförderungskosten a1, nach unten den Brennstoff preis b1 ab und addiert beide. In ähnlicher Weise wird der
Verbrauchswert von rheinischen Braunkohlenbriketts mit 4800 kcal./kg bestimmt, die
zu Wasser nach einem Umschlaghafen gelangten. Man findet in a2 die Bahntransportkosten und in c2 den Preis frei Umschlagplatz. Die Summe beider
Strecken ist wieder der Verbrauchswert. Ein Vergleich der Größe von (a1 + b1) und (a2 + c2) lehrt, daß
für den vorausgesetzten Verbrauchsort die Rohbraunkohlen billiger als die Briketts
sind. Berücksichtigt wurde allerdings nicht die Beförderung innerhalb des den
Brennstoff benutzenden Werkes sowie der bei der Verfeuerung erzielte Wirkungsgrad.
Für erstere wäre der Zuschlag \frac{T\,100000}{H\,1000}=\frac{100\,T}{H} zu machen, wenn T die Transportkosten im
Werk pro Tonne und H den Heizwert eines Kilogramms bezeichnet. Durch Division der
Summe des aus der Tafel ermittelten Verbrauchswertes P und des Zuschlages mit dem
erfahrungsgemäß erzielten Wirkungsgrade η ergibt sich schließlich der wahre
Verbrauchswert V=\frac{P+\frac{100\,T}{H}}{\eta}. Die Feststellung der bei der Verbrennung gewinnbaren
Anzahl von Wärmeeinheiten kann unter Benutzung der von Walter
Claus in Mannheim entworfenen, in Abb. 2
gezeigten Darstellung erfolgen. Man sieht ein Dreieck, dessen Ecken der Aschegehalt,
der Wassergehalt sowie der Heizwert zugeordnet sind. In diesem Schaubilde sind die
Linien gleicher Wärmeentwicklung bei wechselndem Gehalt an unverbrennlichen
Bestandteilen und Wasser geradlinige Funktionen. Für Torf mit 40 v. H. Feuchtigkeit
und 15 v. H. Asche findet man den Heizwert folgendermaßen: Man sucht den
Schnittpunkt der Linien, die 40 v. H. Wasser und 15 v. H. Asche kennzeichnen. Dieser
Punkt wird ebenfalls getroffen von der Geraden für 2000 kcal./kg. Letzteres ist
somit der gesuchte Heizwert.
Textabbildung Bd. 337, S. 58
Abb. 2.
(Gleichmann und Claus in Nr. 51 der Ztschr. für Dampfkessel- und
Maschinenbetrieb).
Schmolke.
Austauschbau in der Automobilindustrie. Der Automobilbau
gehört zu den Fabrikationszweigen der Serien- und Massenherstellung. Deswegen muß
angestrebt werden, beim Zusammenbau der Einzelteile die erforderliche Handarbeit für
das Zusammenpassen auf das Geringste zu beschränken und die Teile in der
maschinellen Bearbeitung so herzustellen, daß weitgehendst wahllose Austauschbarkeit
besteht. Diest ist natürlich nur zu erreichen, wenn die zusammenzufügenden
Werkstücke nach Grenzlehren gearbeitet werden. Die Genauigkeitsanforderungen, welche
an die verschiedenen Einzelteile eines Automobils zu stellen sind, sind sehr
verschieden, im Gegensatz zu anderen Fabrikationszweigen, in denen für sämtliche
Teile durchgehend die gleichen entweder höheren oder geringeren
Genauigkeitsanforderungen gestellt werden. Im Automobilbau erfordert z.B. der Einbau
der Kugellager höchste Präzision und für den Austauschbau bei Anfertigung der
Gegenstücke die Einhaltung von engsten Toloranzen (Edelpassung). Bei anderen Teilen
hingegen, z.B. Bremsen, Lenk- und Schaltgestänge, Federaufhängung usw. ist
betriebsmäßig die Einhaltung engster Toleranzen nicht erforderlich und darum
unwirtschaftlich und bisher auch fabrikationsmäßig nicht geübt worden. Gerade
an diesen Teilen ist beim Zusammenbau viel Handarbeit erforderlich gewesen, weil die
bisher in Anwendung befindlichen Passungssysteme ausreichend weit tolorierte
Grenzlehren, welche den für solche Teile im Rahmen einer wirtschaftlichen Fertigung
einzuhaltenden Genauigkeitsgrenzen entsprechen, nicht enthielten. Die vom
Normenausschuß der deutschen Industrie aufgestellten Passungssysteme mit den
verschiedenen Gütegraden tragen diesem Bedürfnis Rechnung.
Preisausschreiben. „Verbesserungen im
Werkstättenbetrieb“. Kein größeres Verkehrsunternehmen kann ohne
eigene Werkstätten für die Unterhaltung seines Fahrparkes auskommen. Diese
Werkstätten verursachen nur Unkosten, sie müssen deshalb so wirtschaftlich wie
möglich arbeiten.
Die Steigerung aller Rohstoffpreise, der Löhne und der öffentlichen Lasten muß durch
Anwendung veredelter Arbeitsweisen ausgeglichen werden. Es gilt heute, jeden
einzelnen Betrieb sorgfältig zu durchforschen und durch Einführung rationeller
Arbeitsmethoden eine Verminderung der Betriebsunkosten zu erreichen. Dazu ist in
erster Linie eine arbeitsparende Betriebsführung auf allen Gebieten, höchste
Vervollkommnung aller Fertigungseinrichtungen und Arbeitsverfahren, vollkommenste
Betriebsorganisation, Auswahl der Arbeiter auf Grund bester Eignung und Abstimmung
der Größe der Belegschaft auf den Umfang der Werkeinrichtungen notwendig.
Verbesserungen auf dieser Grundlage zu erzielen, ist der Zweck dieses
Preisausschreibens. Es werden alle zur Beteiligung aufgefordert, die glauben, irgend
einen Vorschlag zur Verbesserung der Verwaltung und Wirtschaftsführung der
Werkstätten für Verkehrsunternehmungen machen zu können. Kein Gebiet ist
nebensächlich. Hand- und Kopfarbeiter, Werk- und Bürobeamte, alle sind zur Mitarbeit
eingeladen. Jede Anregung, auch wenn sie eine unbedeutend scheinende Verbesserung
zur Folge hat, ist von hohem Wert. Der Verlag und die Schriftleitung der
„Verkehrstechnik“ hoffen, daß eine recht zahlreiche Beteiligung die Folge
dieses Preisausschreibens sein wird und daß die später veröffentlichten Arbeiten
zeigen werden, wie groß der Schatz an guten und brauchbaren Vorschlägen und Ideen
ist, der aus der Reihe aller jener gesammelt wurde, die am Betriebe und der
Organisation der Werkstatt, sei es bei der Eisenbahn, bei Straßenbahnen oder bei der
Industrie beteiligt sind.
Bedingungen: 1. – Die Preisfrage lautet:
„Verbesserungen im Werkstättenbetrieb“.
Wie können Ersparnisse und Verbesserungen im Werkstättenbetrieb von
Verkehrsunternehmungen, sowohl in technischer als auch in organisatorischer
Beziehung erzielt werden?
2. – Die Antworten auf die Preisfrage müssen gerichtet sein an:
Die Schriftleitung der „Verkehrstechnik“
(Preisausschreiben). Berlin SW 68, Kochstraße 22–26.
3. – Die Preisarbeiten dürfen keinesfalls den Namen des Verfassers tragen. An der
Spitze der Arbeit ist vielmehr ein Kennwort zu vermerken. Ein geschlossener
Briefumschlag, der außen das gleiche Kennwort trägt, soll auf einem Zettel Namen,
Beruf und Adresse des Verfassers enthalten.
4. – Die Einsendungen müssen spätestens am 3. April bei der Schriftleitung der
„Verkehrstechnik“ einlaufen. Alle später eingehenden Arbeiten bleiben
unberücksichtigt.
5. – Der Umfang jeder einzelnen Arbeit darf 15 Seiten Aktenformat in Maschinenschrift
(Zeilen mit Zwischenraum, einseitig beschrieben) oder in Handschrift nicht übersteigen.
Abbildungen sollen den Arbeiten beigelegt werden, sofern dies zum besseren
Verständnis notwendig oder zweckdienlich erscheint.
6. – Jeder Einsender kann sich mit einer unbeschränkten Zahl von Arbeiten an dem
Wettbewerb beteiligen, doch muß jede Arbeit ein Kennwort für sich tragen.
7. – Die Entscheidung trifft ein Preisgericht, dem folgende Herren angehören:
1. – Geh. Baurat Kühne,
Ministerialrat im Reichsverkehrsmin., Berlin, Vorsitzender,
2. – Direktor Pforr, Berliner
Straßenbahn, Berlin,
3. – Regierungsbaumeister a. D. Semke, Direkt, der Firma Lenz & Co., Berlin,
4. – Oberregierungsbaurat Wechmann,
Referent im Reichsverkehrsministerium, Berlin.
Die Entscheidung dieses Preisgerichts, dem sich jeder Einsender durch seine Teilnahme
unterwirft, ist auf alle Fälle endgültig.
8. – Der Verlag setzt für die beste Arbeit einen Preis von 4000 Mk., für die
zweitbeste einen Preis von 2000 Mk., für die drittbeste einen solchen von 1000
Mk. aus. Das Preisgericht hat das Recht, eine andere Verteilung der Preise
vorzunehmen. Der Verlag behält sich ferner das Recht vor, auch nicht preisgekrönte
Arbeiten unter den üblichen Bedingungen zur Veröffentlichung zu erwerben.
9. – Die Veröffentlichung der preisgekrönten Arbeiten erfolgt so weit möglich in dem
zur Hauptversammlung des Vereins Deutscher Straßenbahnen, Kleinbahnen und
Privat-Eisenbahnen E. V. (17., 18., 19. Mai d. J. in Stuttgart) erscheinenden
Sonderheft der „Verkehrstechnik“.
Das Recht zur Veröffentlichung der preisgekrönten oder vom Verlag erworbenen Arbeiten
geht ausschließlich auf den Verlag über.
10. – Die Verfasser der preisgekrönten oder angekauften Arbeiten werden besonders
verständigt. Die anderen Arbeiten werden auf besonderen Wunsch den Verfassern
innerhalb 6 Wochen zurückgesandt.
Berichtigung zu Heft 5. In dem Bericht über die
Gleichstromdampfmaschine von Stumpf auf Seite 47 sind versehentlich 2 Abb. mit
aufgenommen worden, auf die im Texte nicht Bezug genommen ist.