Titel: | Ein Temperatur-Wärmemengen-Diagramm |
Autor: | Emil Wellner |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 121 |
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Ein Temperatur-Wärmemengen-Diagramm
als Hilfsmittel zur thermodynamischen Untersuchung
von Maschinen, deren Arbeitsmittel die Gasgesetze befolgen.
Von Prof. Dr. techn. Emil Wellner,
Brünn.
WELLNER, Ein Temperatur-Wärmemengen-Diagramm.
Inhaltsübersicht: Einleitende
Worte über Wärmediagramme. – Entwicklung des Temperatur-Wärmemengendiagrammes aus
der Verallgemeinerung der Wärmeparabel Stodolas. – Anwendungen des Diagrammes für
Motorenuntersuchungen.
Bei allen Vorgängen wärmetechnischer Natur werden durch äußere Einflüsse, welche
wesentlich im Zuführen oder Ableiten von Energiebeträgen bestehen, Veränderungen im
Zustande des davon betroffenen Arbeitsmittels hervorgerufen. Der jeweilige Zustand
desselben ist, wie bekannt, durch die Angabe von im allgemeinen drei maßgebenden
Größen, den sogenannten Zustandsgrößen, charakterisiert, und die thermodynamische
Untersuchung stellt die gesetzmäßigen Wechselbeziehungen fest, die zwischen diesen
bei einer Störung des Gleichgewichtszustandes auftreten. Mit Hilfe der beiden
Hauptsätze der Wärmetheorie und der für das betreffende Medium giltigen
Zustandsgleichung, die eine Beziehung zwischen den erwähnten Zustandsgrößen
aufstellt, können alle derartigen thermodynamischen Vorgänge analytisch verfolgt
werden. Bei dem oft recht verwickelten Gange der Untersuchung werden die so
gewonnenen rechnerischen Resultate häufig mehr oder minder unübersichtlich und es
lag daher der Gedanke, die Betrachtungen in grafischer Weise zu versinnbildlichen
und dadurch übersichtlicher zu gestalten, um so näher, als die technisch-praktischen
Anwendungsgebiete dieser Theorie – beispielsweise die Expansion eines gasförmigen
Arbeitsmittels in einem durch einen beweglichen Kolben begrenzten Zylinder – auf
diese Form der Behandlung förmlich hinwiesen.
Es bürgerten. sich daher auch diese Darstellungsmethoden schon mit den Anfängen der
Thermodynamik überhaupt ein, und zwar zunächst in Form des sogenannten
Arbeitsdiagrammes, welches den Druck pro Flächeneinheit und das Volumen der
Gewichtseinheit in einem Koordinatensystem vereinigt, und damit auch die Beträge der
verbrauchten oder geleisteten mechanischen Arbeit während irgend einer
Zustandsänderung sichtbar macht. Die Vorteile, die dieses Verfahren bietet, und
besonders seine große praktische Bedeutung – es sei nur auf die durch das Indizieren
von Maschinen gewonnenen Erfahrungen verwiesen – sind allgemein bekannt und jedem
Techniker geläufig.
Allerdings erschöpft dieses Diagramm das Problem der Versinnbildlichung eines
thermodynamischen Vorganges insofern noch nicht vollständig, als zwei maßgebende
Größen – die Temperatur und die Wärmemenge – darin nicht enthalten sind. In
diesem Sinne wurde die Abbildung einer Zustandsänderung erst durch die Einführung
des Wärmediagrammes vervollkommnet, worin unter Zuhilfenahme des Entropiebegriffes
als Zustandsgröße die Temperatur- und Wärmeschwankungen dargestellt erscheinen.
Diese Wärmediagramme haben für alle thermodynamischen Untersuchungen eine
überragende Bedeutung gewonnen. Abgesehen von der Wichtigkeit des Entropiebegriffes
als eines Kriteriums für die Umkehrbarkeit der untersuchten Prozesse, zeigt dieses
Diagramm unmittelbar die zu- und abgeführten Wärmemengen, und ermöglicht daher die
Feststellung des thermischen Wirkungsgrades sowie die Beurteilung der
Ausnützungsfähigkeit einer verfügbaren Wärmeenergie. In diesem Sinne erscheint das
Arbeitsdiagramm in die zweite Linie gerückt, und behält oft nur die sekundäre
Bedeutung, die Grundlagen zur Untersuchung der Kraft- und Massenwirkungen zu
liefern.
Sowohl das Arbeits- als auch das Wärmediagramm (als Temperatur-Entropiediagramm)
ergeben einerseits die Arbeits-, andererseits die Wärmebeträge als Flächenstücke,
welche daher jeweils mittels einer der Methoden zur Ausmittlung derartiger Größen
bestimmt werden müssen; dies birgt immer eine gewisse Umständlichkeit in sich, und
es wird oft schwer, solche Werte abzuschätzen, oder, von vornherein gegeneinander
abzuwägen. Manche Untersuchungen, bei denen von diesen Größen als gegeben auszugehen
wäre, können sogar überhaupt nicht oder bloß versuchsweise durchgeführt werden.
Der angedeutete Nachteil führte naturgemäß zu Bestrebungen, von dieser Einschränkung
frei zu werden, und es war zuerst Mollier,Mollier, Neue Tabellen und Diagramme für
Wasserdampf. Berlin, Springer, 1906. der mit seinem J-S-Diagramme
auf dem Gebiete der Dämpfe die Darstellung von Wärmebeträgen in Form von Strecken
einführte. Der große Vorteil, der sich hieraus beispielsweise bei der Berechnung von
Dampfturbinen ergibt, ist allgemein bekannt. Auf dem Gebiete der Gase fehlte noch
eine analoge Darstellung und erst durch die Gasentropietafel StodolasStodola, Die Dampfturbine. 4. Aufl. Berlin,
Springer, 1910. wurde es möglich, vermittels der Wärmekurven auch
hier dieselben Vorteile zu erzielen.Siehe hierzu die Untersuchungen von Ostertag, Die
Entropie-Diagramme der Verbrennungsmotoren. Berlin, Springer,
1912.
Die folgenden Betrachtungen schließen unmittelbar hieran an und stellen den
Versuch dar, für Arbeitsmittel, die die Gesetze der vollkommenen Gase befolgen,
unter Umgehung des Entropiewertes ein Wärmediagramm zu entwickeln, in welchem die
absoluten Temperaturen und die Wärmeschwankungen als Koordinaten auftreten. Es sei
gleich hier bemerkt, daß diese Darstellungsart für sich genommen kein erschöpfendes
Bild des jeweiligen Zustandes des Arbeitsmittels ergeben kann, da ja nur eine
einzige Zustandsgröße darin als Koordinate enthalten ist. Es wird daher dieses
Diagramm im Allgemeinen nur als Ergänzung eines zweiten – etwa des Arbeitsdiagrammes
– zu verwenden sein, sofern nicht durch besondere Hilfsmittel seine Unabhängigkeit
hiervon erreicht wird. Andererseits ergibt die Darstellung den Vorteil, die zu- und
abgeleiteten Wärmewerte, und daher auch die in Arbeit umgesetzten Beträge
unmittelbar durch Strecken ablesen, sowie aus dem Verhältnisse dieser Größen die
Güte der Wärmeausnutzung leicht fesstellen zu können. Es ist daher die im folgenden
kurz als T-Q-Diagramm bezeichnete Darstellungsart hauptsächlich als Hilfsmittel für
Motorenuntersuchungen gedacht.
Es sei erwähnt, daß Prof. P. Meyer in einer kürzlich
veröffentlichten ArbeitZeitschr. des Ver. deutscher Ing. 1921, Seite 1234. dasselbe Ziel
auf anderem Wege mit einer Darstellungsweise erreicht, in der die Wärme- und
Temperaturwerte als Ordinaten einem p-v-Diagramm beigefügt sind. Es ergeben sich
dabei die gleichen Vorteile – übersichtliche Darstellung der Wärmebewegung in linear
meßbarer Form –, die die vorliegende Arbeit anstrebt.
Zunächst soll die Entwicklung des T-Q-Diagrammes aus den Wärmekurven Stodolas und
seine charakteristischen Merkmale im Allgemeinen besprochen werden, während hieran
die Anwendungen dieser Darstellungsart für Entwurf und Nachprüfung von
Verbrennungsmotoren, Kompressoren und Gasturbinen anschließen mögen.
I. Allgemeine Entwicklung des T-Q-Diagrammes.
1. Die Wärme-Kurven.
Das Temperatur-Entropie-Diagramm veranschaulicht, wie bekannt, die an einer
Zustandsänderung beteiligten Wärmemengen nach der Gleichung
dQ = T . dS 1.
als jene Flächenstücke, die von der Zustandskurve, ihren
Randordinaten und der Abzissenachse eingeschlossen sind.
Zur Vermeidung der in dieser Darstellungsart gelegenen schon kurz angedeuteten
Nachteile erweiterte StodolaStodola, a. a. O. seine Entropietafel durch Eintragen einer
parabolischen Wärmekurve, welche es gestattet, die bei Zustandsänderungen
konstanten spezifischen Volumens und konstanten Druckes auftretenden
Wärmebeträge durch Strecken abzulesen.
Den Ausgangspunkt für die Konstruktion dieser Wärmekurve bildet die allgemeine
Wärmegleichung
dQ = cv dT +
Apdv; 2.
hierin bedeutet cv die
spezifische Wärme bei konstantem Volumen, die, wie gebräuchlich, in der Form
cv = a + bT
3.
als lineare Funktion der absoluten Temperatur angenommen
werden möge.Für Kohlensäure und Wasserdampf empfiehlt sich nach den
Versuchsergebnissen von Pier besser eine
parabolische Abhängigkeit nachcv = a + bT + cT2 5.Siehe hierzu Stodola, Zeitschrift des Ver.
deutsch. Ing., 1912, Seite 1008 u. d. f.
Die Integration von Gleichung 2 unter Berücksichtigung von Gleichung 3 bei
konstantem Volumen ergibt
Q_v=Q_2-Q_1=\left(a\,T_2+\frac{b}{2}\,{}T_2^2\right)-\left(a\,T_1+\frac{b}{2}\,{T_1}^2\right) 4.
Setzt man die untere Integralgrenze
T1 = 0 und T2 = T,
besteht sonach zwischen dem Wärmewert Qv und der zugehörigen absoluten Temperatur ein
parabolischer Zusammenhang nach
Q_v=a\,T+\frac{b}{2}\,T^2, 6.
der umgeformt auch durch
\left(T+\frac{a}{b}\right)^2=\frac{2}{b}\,\left(Q_v+\frac{a^2}{2\,b}\right) 7.
darstellbar ist. Wie aus Gleichung 7 ersichtlich, sind die
Parabelachsen gegen das Koordinatensystem T-S um die Beträge \frac{a}{b}
beziehungsweise \frac{a^2}{2\,b} parallel verschoben. Für die Ablesung
zusammengehöriger Werte T und Qv bleibt die
Temperaturachse des Entropiediagrammes bestehen, und erscheinen die Wärmemengen
Qv als die Strecken zwischen dieser Achse
und der Parabel, parallel zur S-Achse gemessen.
Für Zustandsänderungen konstanten Druckes geht Gleichung 4 in
Q_p=Q_2-Q_1=\left(a\,T_2+\frac{b}{2}\,{T_2}^2\right)-\left(a\,T_1+\frac{b}{2}\,{T_1}^2\right)+A\,R\,(T_2-T_1) 8.
über, oder mit der der Gleichung 6 analogen Schreibart
in
Qp = Qv + ART 9.
Es ist also der Wärmewert bei konstantem Volumen um ein von der Temperatur linear
abhängiges Glied additiv zu vermehren, was von Stodola mittels einer vom Koordinatenanfangspunkte schräg links
aufsteigenden Geraden unter der Neigung A R durchgeführt erscheint. Die
horizontalen Abschnitte zwischen dieser und der Parabel ergeben dann die den
jeweiligen Temperaturen entsprechenden Beträge Qp.
Man ersieht nun leicht, daß die beiden Ansätze 6 und 9 Stodolas zwei besondere Fälle der allgemeineren Wärmegleichung für
Polytropen mit beliebigem Exponentenwerte n darstellen.
Gleichung 2 ergibt nämlich in Verein mit der Zustandsgleichung
pv = RT 10.
und der Polytropengleichung
pvn = kst
11.
den Ausdruck
d\,Q=\left(c_v+\frac{A\,R}{1-n}\right)\,d\,T, 12.
welcher unter Benützung der Beziehung 3 integriert, in die
den Gleichungen 6 und 9 entsprechende Form
Q_n=a\,T+\frac{b}{2},T^2+\frac{A\,R}{1-n}\,T 13.
übergeht.Siehe hierzu auch Seiliger, Zeitschrift des
Ver. deutscher Ingenieure 1922, Heft 1.
Diese Wärmegleichung entspricht bei Variierung des Exponentenwertes n der
Gesamtheit der Polytropen und bildet die Grundlage für die Entwicklung des
T-Q-Diagrammes.
Die ersten zwei Glieder der; rechten Gleichungsseite entsprechen hierbei jenem
Teile der Wärme (Qv), der zur Vermehrung der
inneren Energie (– Temperaturerhöhung –) des Arbeitsmediums verwendet wurde,
während das dritte Glied den der geleisteten mechanischen
Arbeit gleichwertigen Teil QL versinnbildlicht. Die Gleichung nimmt dann mit
dieser Schreibart die Form
Qn = Qv + QL 14.
an.
An Hand der Abb. 1 soll dies nun näher erläutert
werden; es wären dort beispielsweise die an einer polytropischen
Zustandsänderung mit dem Exponenten n beteiligten Wärmebeträge für die
Temperaturgrenzen T1 bis T2 festzustellen. Zu diesem Zwecke ist in die
Abb. zunächst die parabolische Wärmekurve eingetragen, die von den beiden
Temperaturhorizontalen in den Punkten A und B geschnitten wird. Zieht man nun
die Vertikale BC, ergibt sich in Strecke AC das erste Glied von Gleichung 14,
Qv = AC.
Textabbildung Bd. 337, S. 123
Abb. 1.
Der zweite Wert QL ist der absoluten Temperatur
proportional und demnach mit Hilfe eines Richtungswinkels ϕ darstellbar, der der
Beziehung
tg\,\varphi=\frac{AR}{1-n}
entspricht. Zur Auffindung dieses Winkels ist in Strecke
O1d die Einheit und senkrecht dazu in de die
Größe AR festgelegt. Werden nun die Exponenten n jeweils im Sinne der positiven
T-Achse von O1 aufgetragen (z.B. n = O1f), erhält man in ef den gesuchten Richtstrahl
ϕ. Die Parallele BD hierzu liefert, wie ohne weiteres verständlich, in Strecke
CD den zweiten der geleisteten Arbeit entsprechenden Teilbetrag der
Wärmemenge
QL = CD
womit auch die gesamte Wärmemenge
Q_n=Q_v+Q_L=\overline{A\,C}+\overline{C\,D}=\overline{A\,D}
ersichtlich wird. Der durch O1 gezogene Strahl
O1n ∥ ef
ist demnach einem bestimmten Polytropenexponenten n
charakteristisch; ebenso sind in der Abb. die besonderen Werte dieser Größe,
sowie ihre Schwankungen innerhalb der einzelnen Bereiche kenntlich gemacht.
Zunächst ist hier eine Bemerkung über die Maßstäbe der Abb. notwendig. Die
Parabeltangente in irgend einem Kurvenpunkte schließt mit der T-Achse einen
Winkel ein, dessen trigonometrische Tangente den Wert
\frac{d\,Q_v}{d\,T}=c_v=a+b\,T 15.
besitzt, welcher somit für
T = 0
in
tg α = a
übergeht, und die Neigung des Kurvenelementes im
Koordinatenanfangspunkte zum Ausdrucke bringt. Die Größe a wäre daher mit
Beibehaltung der Einheit O1d in Strecke dg
dargestellt, gegenüber dem Temperaturmaßstabe also im allgemeinen (und zwar im
Verhältnis der beiden Einheiten) vergrößert. Gemäß Gleichung 15 ist nun auch bT
in demselben Maße wie a zu messen, was daher eine Vergrößerung von b in dem
gleichen Verhältnisse erfordert. Auf diese Weise wären die Strahlen a und b
festgelegt, und könnte die Wärmekurve daraus konstruiert werden. Es zeigt sich
nun aber, daß die Parabel, da der Wert von a, auf ein Mol bezogen, nach Stodola, mit
a = 4,67
angenommen werden kann, was rund einem Winkel
α = 77°55'
entspräche, sehr stark gegen die Abzissenachse geneigt
liegen und demgemäß recht ungenaue Schnitte ergeben würde. Wir wollen daher,
ebenso wie dies bei StodolaStodola a. a. O. durch den gewählten Wärmemaßstab zur Geltung
kommt, die Parabel wesentlich steiler eintragen, d.h. den Maßstab für a, b und
damit auch für AR entsprechend reduzieren.
Für die Parabelkonstruktion kann nun mit den beiden reduzierten Richtungen a und
b, wie dies, der Deutlichkeit halber besonders herausgezeichnet, in Abb. 2 ersichtlich ist, der Scheitel O2 unmittelbar aufgesucht werden, indem man nach
Projektion des Punktes g auf die Abzissenachse nach h, die Parallele
hi ∥ O1b
zieht, und die Strecke ik, die sich aus dem Schnittpunkte
der Horizontalen durch Punkt i mit dem Richtstrahl a ergibt, einer bekannten
Parabeleigenschaft gemäß, halbiert; wie man sich leicht überzeugt entspricht
Strecke O1i dem Werte
O_1\,i=\frac{a}{b}
wie dies Gleichung 7 erfordert. Da der Scheitel meist
ziemlich unbequem zu liegen kommt, kann man zur Kurvenbestimmung auch
unmittelbar einzelne Punkte nach der aus Gleichung 6 gebildeten Beziehung
Q_v=T\,\left(a+\frac{b}{2}\,T\right)
bestimmen, indem man den einer gewählten Temperatur T
entsprechenden Betrag bT halbiert, und um diese Hälfte (1 m) die Strecke dg (auf
dq) vergrößert. Der Strahl O1q ergibt dann im
Schnittpunkte r den gesuchten Parabelpunkt. Die Tangentenrichtung in diesem
Punkte wäre, nach Uebertragung der Größe bT nach gs, durch O1s gegeben. Es sei noch erwähnt, daß der Maßstab
der Wärmemengen gegenüber dem Temperaturmaßstabe, infolge der Reduktion von a,
in demselben Verhältnisse verkleinert erscheint.
Textabbildung Bd. 337, S. 123
Abb. 2.
Für die im Weiteren besprochenen Diagramme ist es aber am zweckmäßigsten von
beliebig gewählten Temperatur- und Wärmemaßstäben auszugehen. Man trägt dann zu
einer angenommenen Temperatur T – Abb. 2 etwa
O1l – in Strecke 11 den Betrag (a-T)
horizontal im Wärmemaßstabe auf, wodurch Strahl O1t und mit der beliebig gewählten Einheit O1d der Wert a in Strecke dg festgelegt erscheint. Hieraus ergibt sich
die zugehörige Größe AR durch die Reduktion
\frac{de}{dg}=\frac{A\,R}{a}
in Strecke de. Die Parabelpunkte selbst erhält man
gemäß Gleichung 6 durch Antragen der berechneten Beträge \frac{b}{2}T^2 auf den
jeweiligen Temperaturhorizontalen von der Nichtgeraden O1t aus.
Nun sollen die Beziehungen, die sich aus der Abb.
1 ergeben noch etwas näher betrachtet werden. Die Darstellungsart
bietet uns die Möglichkeit, die gesamte Wärmewirtschaft, die bei irgend einer
polytropischen Zustandsänderung auftritt, in einfacher Weise zu verfolgen.
Das Gebiet für Exponentenwerte n von
– ∞ < n < 1
umfaßt Zustandsänderungen, bei denen – als Expansion
betrachtet – Wärme zugeführt werden muß; und zwar steigt hierbei, abgesehen von
der Arbeitsleistung, die Temperatur. In Abb. 1,
in der eine solche Zustandsänderung eingetragen ist, kommt dies dadurch zum
Ausdrucke, daß Punkt D rechts von Punkt C gelegen ist. Von der im Gesamten
zugeführten Wärme wird umsomehr verhältnismäßig in Arbeit umgesetzt, je mehr wir
uns dem Werte
n = 1
nähern, d.h. je schräger die Gerade BD ausfällt. Umgekehrt
als Kompression vom Punkte B als Anfangspunkt aufgefaßt, ist bei diesen
Zustandsänderungen die ganze Wärmemenge AD (ins Kühlwasser) abzuleiten, wobei
der Teil CD der zugeführten Kompressionsarbeit äquivalent ist, während AC das
Sinken der Temperatur veranlaßt.
Um diesen Unterschied zwischen zu- und abgeführter Wärme in der Abb. 1 zum Ausdrucke zu bringen, kann folgender
systematischer Vorgang eingeschlagen werden: Man ziehe die Parallelen zur
T-Achse und zur betreffenden Richtungslinie n von dem der Endtemperatur
entsprechenden Punkte zu der Horizontalen durch den Anfangspunkt. Die sich auf
dieser dadurch ergebenden Teilbeträge der Wärmemengen addieren sich algebraisch
und zwar ist die Summierung im Sinne
A über C nach D
vorzunehmen und hierbei festzusetzen, daß die Richtung
nach rechts zugeführten Wärmen, jenen nach links abgeleiteten Beträgen
entsprechen würde. Die gesamte zu- oder abgeführte Wärme erscheint jeweils in
dem Abschnitte AD zwischen Parabelpunkt und dem Schnittpunkte der Parallelen zu
Strahl n. Würde also beispielsweise die Zustandsänderung der Abb. 1 als Kompression vom Punkte B nach A
aufgefaßt, wären die Parallelen von A aus zu ziehen, wie in der Abb. strichliert
angedeutet, und man erhielte als abzuleitende Beträge die Teile BC' und C'D'
entsprechend der Temperaturerniedrigung beziehungsweise der geleisteten
Kompressionsarbeit, in Gesamtheit den Wert BD'.
Textabbildung Bd. 337, S. 124
Abb. 3.
Zur Besprechung der Zustandsänderungen für das Gebiet
1 < n < ∞
wurde in Abb. 3 nochmals
die Wärmeparabel eingetragen, und seien für das Temperaturintervall T1 bis T2 zwei
polytropische Kompressionen mit den Exponentenwerten
n1 = 1,2 und n2 = 1,6
betrachtet. Werden diese Größen an dem Maßstabe für n
fixiert, und mit Punkt e verbunden, erhält man die hierfür maßgebenden
Richtungen (O1n1
und O1n2). Trägt
man nun die entsprechenden Parallelen durch Punkt B ein, ersieht man, daß bei
der ersten die Wärmemenge
AD1 = AC – CD1
abgeleitet werden muß (AC ist hierbei der zur
Temperaturerhöhung verwendete Teil der der geleisteten Kompressionsarbeit
entsprechenden Wärme), während bei der zweiten die Wärme AD2 zuzuführen ist, da die zur Verfügung stehende,
der Kompressionsarbeit äquivalente, Wärme CD2
für die Temperaturerhöhung (AC) nicht hinreicht.
Die Adiabate – oder besser gesagt die Polytrope, an deren Endpunkt die ganze der
geleisteten Arbeit entsprechende Wärme zur Temperatursteigerung oder umgekehrt
die durch die Temperatursenkung freiwerdende zur Arbeitsleistung aufgebracht ist
– ergibt sich sonach, wenn die Punkte D mit A zusammenfallen, und kann der
dazugehörige Wert χ durch Ziehen von
eχ ∥ AB
an dem Maßstabe für n abgelesen werden. Daß eine solche
Zustandsänderung unter dem nach Gleichung 3 angenommenen Gesetze für cv in Wirklichkeit keine Adiabate darstellt,
ersieht man aus der Abb. unmittelbar; denkt man sich nämlich eine
Zwischentemperatur T gezogen, so wäre zunächst entsprechend der Strecke AE Wärme
abzuleiten, die dann in der zweiten Periode mit FG in gleicher Größe wieder
zuzuführen wäre. Die eigentliche Adiabate gemäß Gleichung 3 entspräche sonach
einer Bewegung des Punktes A längs der Parabel nach B, hätte also veränderliche
Exponentenwerte χ, die jeweils durch die Parallele zu den Kurventangenten durch
Punkt e an dem Maßstabe n bestimmt wären.
Die Isotherme mit n = 1 nimmt insoferne eine Sonderstellung ein, als für sie die
Temperaturdifferenz, die für die vorhergehenden Betrachtungen den Ausgangspunkt
bildete, verschwindet. Soll für sie die zu- oder abgeführte Wärmemenge aus den
Druck- oder Volumsänderungen ermittelt werden, ist auf die Gleichung 2 und die
Isothermengleichung
pv = kst
zurückzugreifen, welche hiefür
Q_i=A\,R\,T\,ln\,\frac{v_2}{v_1}
ergeben. Es wäre hiernach der Ausdruck ART, der in Abb. 1 durch den horizontalen Abschnitt zwischen
dem Richtstrahl n = O und der T-Achse wiedergegeben
erscheint, im Verhältnisse des
ln\,\frac{v_2}{v_1}
zur Einheit zu vergrößern, um zu der gesuchten Größe zu
gelangen. Es ist also für diese Zustandsänderung das Aufsuchen der Wärmemenge
mit dem Nachteile der Bestimmung eines Logarithmus verknüpft.
Zusammenfassend ersehen wir also, daß wir durch die erweiterte Anwendung der
Wärmeparabel für sämtliche Polytropen einen vollkommenen Ueberblick über die bei
ihnen vorkommenden Wärmebewegungen erhalten; wir sind mit diesem Hilfsmittel in
der Lage, einerseits bei gegebenene Anfangs- und Endzustande der Kurve die zur
Vermehrung der inneren Energie und zur Arbeitsleistung herangezogenen
Wärmebeträge festzustellen, ajderseits bei gegebener zuzuführender Wärme die
Endtemperatur und damit beispielsweise durch eine dieser entsprechend
eingelegten Mariotte die Kurvenerstreckung im Arbeitsdiagramm zu bestimmen.
Schließlich sei noch bemerkt, daß eine andere als der Gleichung 3
entsprechende Abhängigkeit zwischen cv und T,
beispielsweise die nach Gleichung 5 die vorangehenden Untersuchungen nur
insoferne berührt, als die Wärmeparabel eine kubische Form annimmt; es ergeben
sich nämlich die neuen Wärmeabzissen Qv für
konstantes Volumen aus dem ursprünglichen Qv
durch Vermehrung um das kubische Glied der Beziehung
Q'_v=a\,T+\frac{b}{2}\,T^2+\frac{c}{3}\,T^3=Q_v+\frac{c}{3}\,T^3.
Werden also unter Berücksichtigung des über die Maßstäbe der Figuren Gesagten
diese Größen entsprechend den jeweiligen Temperaturen von den Punkten A, F, B
etc. (der Abb. 3) horizontal nach rechts
aufgetragen, erhält man die neue Parabel, mit der die weiteren Betrachtungen
genau wie früher durchgeführt werden können.
2. Das
Temperatur-Wärmemengen-Diagramm.
Das Wesen der Darstellungsart ist, wie schon eingangs erwähnt, dadurch gegeben,
daß ein Diagramm zwischen den Größen T und Q gebildet wird. Die Wärmewerte
erhält man mit Hilfe der Wärmeparabel, und unterscheidet sich die Auftragung der
Abb. 4 in diesem Punkte von den früheren nur
durch die Umklappung um die Temperaturachse, wodurch die Wärmekurve nach links
vom Ursprünge aufsteigend zu liegen kommt, während die den einzelnen Polytropen
charakteristischen Strahlen ϕ die rechte Hälfte erfüllen würden. Die absoluten
Temperaturen erscheinen wieder als Ordinaten, während die Wärmeschwankungen
horizontal gemessen werden.
Textabbildung Bd. 337, S. 125
Abb. 4.
Wir wollen nun untersuchen, in welcher Weise sich Zustandsänderungen in diesem
Diagramm darstellen lassen. Hierfür bildet die allgemeine Wärmegleichung
dQ = du + Apdv = di – Avdp
den Ausgangspunkt, welche für Arbeitsmittel, die den
Gesetzen für vollkommene Gase folgen, die Formen
dQ = cvdT +
Apdv 2.
beziehungsweise
dQ = cpdT –
Avdp 2a.
annimmt. Für die Abbildung von Polytropen, die wir
zunächst betrachten wollen, geht Gleichung 2 in die schon früher benutzte
Gleichung 13
Q_n=\left(a\,T+\frac{b}{2}\,T^2\right)+\frac{A\,R}{1-n}\,T=Q_v+\frac{A\,R}{1-n}\,T
über, worin Qv der bei
konstantem spezifischen Volumen zugeführten Wärmemenge entspricht, während das
letzte Glied der Eigenart der betreffenden Polytrope gerecht wird.
Soll nun eine bestimmte Kurve mit gegebenem Exponentenwerte n1 mithin auch mit einem durch
tg\,\varphi_1=\frac{A\,R}{1-n_1}
bestimmten Winkel ϕ1
in dem Schaubild ersichtlich gemacht werden, wird von einem beliebigen Punkte 1
der der Anfangstemperatur T1 entsprechenden
Horizontale die Parallele 12 zu Strahl ϕ1 bis
zur Endtemperatur T2 gezogen. Diese Gerade
stellt bereits die Abb. dieser Zustandsänderung dar, wenn die Wärmemengen Qn von den jeweiligen Parabelpunkten λ aus
gezählt werden; die Parabel bildet also gleichsam die Koordinatenachse für die
Wärmebeträge. Hierzu ist zu bemerken, daß die Strecke λ1 1, da sie ja beliebig gewählt wurde, im
allgemeinen nicht die dem Punkte 1 entsprechende Wärme zum Ausdrucke bringt; es
spielt dies für die Untersuchungen keine Rolle, da ja jeweils nur die
Wärmedifferenzen zwischen zwei Temperaturen maßgebend werden.
Die von 1 bis 2 zugeführte Wärme erscheint nun als Differenz der Strecken 2λ2 und 1λ1
, und wäre nach früherem durch die Parallele
λ2ρ ∥ 12
in Strecke λ1ρ
dargestellt, wobei nach den Beziehungen des vorigen Abschnittes die Teilung nach
Qv und QL
wieder durch die Vertikale λ2σ bewerkstelligt
werden könnte.
Für das Folgende ist es jedoch zweckmäßiger, die Wärmemengen, statt von der
Parabel aus, durch Ziehen der Geraden
2μ1 ∥ λ2λ1
und der Vertikalen 2ν1 bis
zur Horizontalen durch den Anfangspunkt kenntlich zu machen.
Hierdurch erhält man, wie ohne weiteres verständlich erscheint,
in Strecke 1μ1 die zugeführte
Wärme,
in Strecke μ1ν1 den zur Vermehrung der inneren Energie
aufgebrauchten Teil hiervon, und
in Strecke ν11 den zur
Arbeitsleistung verwendeten Anteil.
Die drei Größen geben naturgemäß in ihrer algebraischen Summe Null, wobei die
Addition von 1 über μ, ν nach 1 zurück vorzunehmen wäre. Die Wärmebeträge mit
dem Richtungssinne nach rechts mögen entsprechend einer zur Verfügung stehenden
Wärmemenge, die entweder durch Zuführung von außen, oder durch Temperatursenkung
oder Arbeitsaufwendung disponibel werden kann, als positiv gelten.
Der Unterschied zwischen Expansion und Kompression bei ein und derselben
Polytrope kommt dadurch zur Geltung, daß im ersten Falle die Parallele vom
Anfangspunkte 1 im Richtungssinne O1n1 (1 nach 2), im zweiten Falle im Sinne n1O1 (1 nach 2)
einzutragen wäre.
Stellen wir die Aufgabe so, daß bei gegebener zu- oder abzuleitender Wärmemenge
die Endtemperatur einer Polytrope zu bestimmen sei, trägt man jene von λ1 in Strecke λ1ρ
auf (bei abgeführter Wärme von der Parabel nach rechts) und zieht die Parallele
zu dem der Polytrope entsprechenden Richtstrahle ϕ womit die Punkte λ2 und 2 erhalten werden.
Will man, wie dies namentlich bei Motorenuntersuchungen zweckmäßig wird, die
Aenderung des Wärmeinhaltes feststellen, benützt man Gleichung 2a. Das Glied
∫cpdT
stellt die bei einer Zustandsänderung konstanten Druckes
zwischen gegebenen Grenzen zuzuführende Wärmemenge dar, und ist daher nach dem
eben Besprochenen durch den Abschnitt μ1π1 dargestellt, wenn die Gerade 2π1 der Richtung konstanten Druckes (Strahl ϕ0) entspricht. Da nun 1μ1 den Betrag Qn
wiedergibt, ist nach Gleichung 2a in Strecke 1π1
auch der Wert
∫Avdp
ersichtlich geworden.
Wir sind sonach in der Lage in dem T-Q-Diagramme die für eine
Zustandsänderung maßgebenden Wärmebeträge gemäß den Gleichungen 2 und 2a in
einfacher Weise durch Strecken wiederzugeben. Es sei hierzu gleich an dieser
Stelle erwähnt, daß die Konstruktion der Punkte ν und π in der gleichen
Bedeutung aufrecht bleibt, wenn wir es statt der Polytrope 12 mit einer
allgemein verlaufenden Zustandsänderung zu tun hätten.
Schließt nun eine zweite polytropische Zustandsänderung mit den Werten n2, ϕ2 im Punkte
2 bis zur Temperatur T3 an, erhält man mit der
analogen Parallele
3μ3 ∥ λ3λ1
und der Vertikale 3ν3 die
Punkte μ3 und ν3
und damit die Wärmebewegung während des kombinierten Vorganges 1 bis 3
unmittelbar, und zwar
in Strecke 1μ3 die gesamte
zugeführte Wärme,
in Strecke μ3ν3 den hiervon zur Temperatursteigerung
verwendeten Teil, und
in Strecke ν31 den der
geleisteten Arbeit entsprechenden Anteil.
Ebenso wären die Punkte μ2 und ν2 für die Polytrope 2 bis 3 erhältlich, und man
kann sich aus der Abb. leicht davon überzeugen, das beispielsweise
μ1ν1 = μ2ν2 + μ3ν3
besteht, da ja die Verbindungslinie μ2μ3 parallel
2μ1 gelegen ist. Interessiert uns nur der
Endzustand 3 gegenüber 1 und die damit verbundene Wärmeverschiebung, ist, wie
schon erwähnt, nur das Aufsuchen der Hilfspunkte μ3 und ν3 unter Hinweglassung der
Zwischenresultate erforderlich.
Bei Betrachtung geschlossener aus Polytropen bestehender Kreisprozesse läßt sich
das oben Gesagte gut anwenden, da neben den Wärme- und Arbeitswerten auch der
thermische Wirkungsgrad des Prozesses in einfachster Weise zum Ausdruck kommt.
Es möge dies an Hand der Abb. 5 veranschaulicht
werden, in der ein solcher aus vier beliebig gewählten Polytropen entsprechend
den Winkeln ϕ1 bis ϕ4 bestehender Prozeß dargestellt erscheint, der im Wesentlichen der
Arbeitsweise eines Verpuffungsmotors gleichkommen würde. Die einzelnen
Polytropen entsprächen vom Anfangspunkte 1 begonnen sonach etwa der Verdichtung,
der Wärmezufuhr, der Expansion und dem Spannungsabfalle bis auf den
Ausschubdruck. Das entstehende Schaubild wäre durch den Polygonalzug 12345
wiedergegeben. Es ist also im Unterschiede zu den anderen Diagrammarten keine
geschlossene Figur, sondern bleibt mit der Strecke 15 auf der
Anfangstemperatur-Horizontalen offen.
Textabbildung Bd. 337, S. 126
Abb. 5.
Auf den ersten Blick könnte dies insoferne befremden, als es zu bedeuten schiene,
daß im Endpunkte des Kreisprozesses 5 um den Betrag der Strecke 15 mehr Wärme
vorhanden wäre als im Anfangspunkte 1. Diese Größe repräsentiert aber die
während des Prozesses als äußere Arbeit abgegebene Wärmemenge – nach der
gebräuchlichen Bezeichnungsweise AL – und man überzeugt sich hiervon leicht
durch Ziehen der Vertikalen durch die einzelnen Polytropenendpunkte, wodurch man
die in ihrer Bedeutung schon gekennzeichneten Punkte v erhält. Man ersieht
hieraus auch, mit welchen Werten die verschiedenen Zweige des
Kreisprozesses an dieser Arbeitsleistung teilhaben.
In der Figur entspräche
Strecke 1ν2 der aufgewendeten
Arbeit während der Verdichtung,
Strecke ν2ν3 der geleisteten Arbeit während der
Wärmezufuhr,
Strecke ν3ν4 der geleisteten Arbeit während der Expansion,
und
Strecke ν45 der geleisteten
Arbeit während des Spannungsabfalles.
Es ergibt die algebraische Summe sonach tatsächlich den Wert 15 als geleistete
Arbeit des Kreisprozesses.
Ebenso führt auch die Betrachtung der zu- und abgeleiteten Wärmemengen, die mit
Hilfe der Punkte μ2 bis μ4 verfolgt werden können, naturgemäß zu dem
gleichen Resultate.
Strecke 1μ2 abgeführte Wärme
während der Verdichtung,
Strecke μ2μ3 zugeführte Wärme während der Wärmezufuhr,
Strecke μ3μ4 abgeführte Wärme während der Expansion,
Strecke μ45 abgeführte Wärme
während des Spannungsabfalles.
Wieder ersieht man, daß
∑Q = 15 – AL
ist. Es ist dies auch aus dem Umstände zu erkennen, daß
die zur Aenderung der inneren Energie nötigen Wärmebeträge, die in den
horizontalen Abständen der Parabelpunkte von der Achse λ1χ1 dargestellt
erscheinen, bei einem geschlossenen Prozeß für sich die algebraische Summe Null
ergeben müssen.
Der thermische Wirkungsgrad des Prozesses ist durch
\eta_t=\frac{15}{\mu_2\,\mu_3}
gegeben und könnte in einfacher Weise auch grafisch
dargestellt und beispielsweise am n-Maßstabe abgelesen werden. Außerdem kann aus
der Strecke 15 durch Reduktion von der Wärme – auf die Arbeitseinheit die
geleistete mechanische Arbeit und hieraus die mittlere indizierte Spannung
bestimmt werden. Tritt während des Prozesses eine Aenderung der chemischen
Zusammensetzung des Arbeitsmittels auf, hat dies – neben anderen Erscheinungen,
wie beispielsweise einer etwa vorkommenden Kontraktion zur Folge, daß sich eine
Aenderung der Konstante b der spezifischen Wärme ergibt.
Im Hinblicke auf die im nächsten Abschnitte besprochenen Anwendungen bei
Verbrennungsmotoren. möge gleich hier festgestellt werden, in welcher Weise
hierdurch die Diagrammkonstruktion beeinflußt wird.
Gemäß den zwei Werten b0 und b vor bezw. nach der
chemischen Umsetzung werden, wie dies Abb. 6
zeigt, zwei Wärmeparabeln einzutragen sein, und würde sich die Verdichtung 12
auf die Parabel b0 beziehen, während die
Wärmeschwankungen der folgenden Teile des Prozesses mittels der Parabel b zu
bestimmen wären. Man sieht nun unmittelbar aus der Abb. daß zur
Temperatursteigerung während der Verdichtung ein kleinerer Wärmebetrag (σ0λ01) aufgewendet wurde, als zu derselben Erhöhung
bei den Verbrennungsprodukten nötig gewesen wäre (σλ1).
Denkt man sich, wie üblich, die chemische Veränderung plötzlich vor sich gehen
und dann eine Zustandsänderung unter Zuführung einer Wärmemenge ρρ2 folgen, muß daher zunächst ein Teilbetrag
derselben
λ2ρ = σλ1 – σ0λ01.
zum Ausgleich der erwähnten Differenz verwendet werden und
nur der Rest λ2ρ2 wird für die folgende Zustandsänderung disponibel bleiben. Die während
des Prozesses für die Temperaturschwankungen verbrauchten Wärmebeträge ersieht
man ebenso wie in Abb. 5 in den horizontalen
Entfernungen des. Linienzuges λ1ρλ2λ3 und zurück
längs der Parabel b bis zum Punkte λ1 von der
Achse λ1χ1. Die
zur Arbeitsleistung herangezogenen Wärmemengen und die zu- und abgeleiteten
Beträge könnten wieder mittels der Hilfspunkte μ und ν ersichtlich gemacht
werden. Hier ist aber ein anderer Weg eingeschlagen, der im besonderen bei der
Beurteilung indizierter Diagramme von Verbrennungsmotoren den Vorteil bietet,
daß man unmittelbar ersehen kann, ob die betreffende Zustandsänderung unter
Wärmezufuhr oder Ableitung vor sich geht. Errichtet man nämlich im Punkte 1 die
vertikale Achse 1χ2 ersieht man zunächst, wie
ohne weiteres verständlich ist, in den horizontalen Abständen der einzelnen
Diagrammpunkte von dieser Achse die bis dahin geleisteten Arbeitswerte.
Ueberträgt man nun die zu- und abgeleiteten Wärmebeträge gleichfalls von dieser
Achse horizontal, und zwar etwa zugeführte Werte nach rechts, erhält man einen
Linienzug 12'2''3'4'5. Beispielsweise könnte Punkt 2' durch Uebertragen von
1μ2 nach α2' erhalten werden, und stellt
diese Strecke die bis zum Punkte 2 abgeführte Wärmemenge dar. (Eine einfachere
Uebertragungsweise ergibt sich weiter unten.)
Textabbildung Bd. 337, S. 127
Abb. 6.
Das Diagramm schließt sich naturgemäß im Punkte 5 des ursprünglichen
Wärmediagrammes, da ja wie früher die Differenz zwischen zu- und abgeführter
Wärme den Betrag der in Arbeit umgesetzten Wärme 15 ergeben muß.
Will man nun etwa die bis zu irgend einem Diagrammpunkte a erfolgte Wärmebewegung
verfolgen, zieht man durch diesen Punkt eine Horizontale und entnimmt
in Strecke ab die vom Anfangspunkte bis dahin aufgewendete
Arbeit,
in Strecke bc die vom Anfangspunkte bis dahin zugeführte Wärme
und
in Strecke de die vom Anfangspunkte bis dahin zur
Temperatursteigerung verwendete Wärmemenge, wobei die algebraische Summe
ab + bc = de
besteht.
Der horizontale Abstand zweier zusammengehöriger
Diagrammpunkte ac stellt sonach die zur Temperatursteigerung verwendete
Wärmemenge dar (ac = de), und es gestattet uns diese Beziehung den Linienzug
12'3'4'5 in einfachster Weise aus dem Wärmediagramme durch Uebertragen der
einzelnen Strecken de zu konstruieren.
Kehren wir nun wieder zu Abb. 5 zurück, waren
dort die Temperaturen T1 bis T4 des Prozesses als bekannt vorausgesetzt, und
dementsprechend die vier Polytropen – Geraden innerhalb dieser Grenzen
eingezeichnet. Es ist nun von Interesse zu diesen Temperaturen die Druck- und
Volumsverhältnisse zu ermitteln, zumal in der praktischen Anwendung beim Entwurf
eines Maschinendiagrammes meist letztere Größen gegeben sind, und erst
hieraus die Temperaturen der einzelnen Diagrammpunkte folgen.
Zu dieser Ermittlung kann man sich, wie Abb. 7
zeigt, eines logarithmischen Maßstabes bedienen, der beispielsweise auf der
Abzissenachse aufgetragen wäre, während auf der Ordinatenachse eine dekadische
Teilung in beliebigem Maßstabe verzeichnet wäre.
Textabbildung Bd. 337, S. 127
Abb. 7.
Soll nun beispielsweise zu der Polytrope 12 der Abb.
7 mit dem Exponenten n das Druck- und Volumsverhältnis bestimmt
werden, sucht man zunächst mittels des Richtwinkels α die Maßzahl des
Temperaturverhältnisses
\frac{T_2}{T_1}=m
auf; man erhält diesen Wert durch eine
Parallelverschiebung
cm ∥ ab
in der Strecke O1m;
fixiert man nun den dieser Maßzahl entsprechenden Punkt A auf der
logarithmischen Teilung und projiziert diesen nach C auf die Horizontale durch
die Einheit, kann man durch Verbindung von Punkt n (entsprechend dem Werte des
Polytropenexponenten) mit C auf dem logarithmischen Maßstabe der Abzissenachse
im Punkte B die Maßzahl des Druckverhältnisses
\frac{p_2}{p_1}
ablesen. Die Konstruktion folgt aus der Logarithmierung
der Polytropen-Gleichung p\,\frac{1-n}{n}\,.\,T= kst, welche
lg\,\frac{T_2}{T_1}=\frac{n-1}{n}\ lg\ \frac{p_2}{p_1} 16.
oder in Anwendung auf Figur 7
O_1\,A=\frac{n-1}{n}\,O_1\,B
ergibt. Wie man sieht, ist die Konstruktion direkt
umkehrbar, das heißt, man findet ebenso bei bekanntem Druckverhältnisse das
Verhältnis der absoluten Temperaturen. In der praktischen Anwendung ist es nicht
notwendig, einen ganzen logarithmischen Maßstab auf das Zeichenbrett zu
übertragen, man benützt vielmehr mit Vorteil die Skala eines Rechenschiebers,
auf der man mittels eines Stechzirkels entsprechend der Maßzahl O1m die zugehörige Strecke (O1A) abgreift und dann O1B an derselben Teilung abließt.
Ebenso führt die Projektion von Punkt A nach D und die Gerade D1E in Strecke O1E entsprechend der anologen
Polytropen-Gleichung vn – 1 . T = kst zur
logarithmischen Maßzahl des Volumsverhältnisses \frac{v_1}{v_2}.
Mit dieser Hilfskonstruktion ist man auch in der Lage einzelne Punkte eines T-Q
Diagrammes in das Arbeitsdiagramm zu übertragen, andererseits ist man aber
beispielsweise, beim Entwürfe eines Verbrennungsmotors von letzterem Diagramme
ganz unabhängig gewordenIn anderer Weise kann diese Selbständigkeit des T-Q Diagrammes durch
Eintragen von Kurven konstanten Druckes erzielt werden.Siehe hierzu das Kapitel Kompressoren.Naturgemäß führt auch die Rechnung einfach zu dem jeweils gesuchten
Wert..
Die Isothermen erfordern auch in dieser Darstellungsart, in der sie ebenso
wie früher als horizontale Gerade erscheinen, eine besondere Betrachtung; soll
der einem gegebenen Kurvenverlaufe im Arbeitsdiagramme entsprechende Endpunkt im
T-Q Diagramme festgelegt werden, ist zu bedenken, daß bei diesen
Zustandsänderungen die gesamte zugeführte Wärmemenge in Arbeit umgesetzt wird;
es wäre demnach dieser Wert zu ermitteln und in Wärmeeinheiten auf der
Temperaturhorizontale vom Anfangspunkte aus aufzutragen.
Textabbildung Bd. 337, S. 128
Abb. 8.
Das Bild eines Carnot'schen Kreisprozesses wäre danach durch Abb. 8 anschaulich gemacht. Die beiden Adiabaten
ergeben sich als die parallel verschobenen Teile der Wärmeparabel zwischen den
beiden Temperaturgrenzen T1 und T2. Der der abgeführten Wärmemenge 34
entsprechende Punkt 4 des Diagrammes kann hier unmittelbar mit Hilfe des Punktes
B gefunden werden, wenn man bedenkt, daß bei Isothermen die zu- und abgeführten
Wärmen für das gleiche Volumsverhältnis den absoluten Temperaturen proportional
sind. Mit der Parabel 41' findet sich dann Punkt 1' und mithin die geleistete
Arbeit
AL = Q1 – Q2 = 12 – 34 = 11'
Der thermische Wirkungsgrad ist durch
\eta_n=\frac{11'}{12}
gegeben und man ersieht ohne weiteres, wie er sich bei
sinkendem T2 der Einheit nähert, um diesen Wert
bei
T2 = 0
zu erreichen. Der bekannte analytische Ausdruck
\eta_t=1-\frac{T_2}{T_1}
ist gleichfalls aus den ähnlichen Dreiecken der Figur
unmittelbar abzulesen.
Textabbildung Bd. 337, S. 128
Abb. 9.
Es sei hier noch darauf hingewiesen, in welcher Weise das Aufsuchen der
Abbildungen allgemein verlaufender Zustandsänderungen, deren analytisches Gesetz
nicht bekannt ist, im Wärmeschaubild durchzuführen wäre. In der linken Hälfte
der Abb. 9 wäre eine solche Kurve 132
eingezeichnet. Die Uebertragung erfolgt in der Weise, daß mittels einer
Arbeitsintegralkurve die bis zu dem jeweiligen Kurvenpunkte geleistete
mechanische Arbeit, in Wärme-Einheiten gemessen, als Abzisse im
Wärmediagramm aufgetragen wird, während die zugehörige Temperatur aus der
Beziehung
pv = RT
bestimmt wird.
Die Integralkurve BFD ist in bekannter Weise mit der frei gewählten Einheit \overline{Oh}
nach der Proportion
\frac{\Delta\,L}{\Delta\,v}=\frac{p}{\overline{O\,h}}
konstruiert worden, so daß etwa die Ordinate EF die bis
zum Kurvenpunkte 3, CD die bis 2 geleistete Arbeit darstellt. Die für den
Entwurf des Wärmediagrammes nötige Einheit O1d
muß, wie man sich leicht überzeugen kann, gleich Oh gewählt werden. Legt man nun
einen Temperatur- und Wärmemaßstab (AR) fest, kann auf der Horizontalen Ti der
Anfangspunkt 1' beliebig angenommen werden. Hierdurch ist auch schon die für die
Temperaturermittlungen erforderliche Größe R aus der Gleichung
p1v1 = RT1
bestimmt, was durch Ziehen der Hilfsgerade Oab
durchgeführt erscheint.
Die Uebertragung ist in der Abbildung für die Kurvenpunkte 3 und 2 angedeutet.
Zunächst ermittelt man die diesen Punkten entsprechenden Temperaturen durch
Ziehen der Hilfsgeraden Oce und Ofg. Hierauf sind die Arbeitsgrößen EF und CD
der Integralkurve auf Wärmeeinheiten zu reduzieren. Werden hierzu diese Strecken
nach GH und GJ übertragen, wobei der Proportionalwinkel ρ der Beziehung
cos\,\rho=\frac{A\,R}{R}=A
genügt, erhält man im Schnittpunkte der Vertikalen durch
diese Punkte mit den entsprechenden Temperaturhorizontalen die gesuchten Punkte
3' bezw. 2', und somit die Abbildung der Zustandsänderung 132. Zieht man nun
noch die Parallele
2'μ ∥ λ2λ1
erhält man in 1'μ die gesamte zugeführte Wärme und in μν
den zur Temperaturerhöhung verwendeten Anteil derselben und hat sonach einen
vollständigen Ueberblick über die während der Zustandsänderung erfolgte
Wärmebewegung.
Das Eintragen einer den Kurvenverlauf 132 ersetzenden Polytrope könnte nach
verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen; zunächst könnte man eine solche
Ersatzkurve durch die Punkte 1 und 2, wie in der Abbildung gestrichelt
eingezeichnet, hindurchlegen. Es wäre hierzu der Kurvenexponent n zu bestimmen,
womit man die dieser Kurve entsprechende Neigung im T-Q Diagramm (nk) und damit
auch ihre Abbildung in 1'4' erhielte. Wie man aus der Abbildung ersieht, würden
die bei beiden Zustandsänderungen geleisteten Arbeiten einander im allgemeinen
nicht gleich sein, denn es müßte die Polytrope, um dieser Bedingung zu genügen,
beim Punkte 5' entsprechend der Vertikalen durch 2' abgebrochen werden; der
zugehörige Punkt 5 im Arbeitsdiagramme würde im Schnitte mit der Isotherme T5 gefunden und ergäbe ein von v2 verschiedenes Endvolumen. Es wäre daher
entsprechender, neben der Bedingung gleicher Arbeitsleistung noch festzusetzen,
daß von der Polytrope dasselbe Endvolumen v2 zu
erreichen wäre. Dies könnte man, da die zur Bestimmung des Exponenten n führende
Gleichung
A\,L\,(1-n)=A\,R\,T_1\,\left[\left(\frac{v_2}{v_1}\right)^{1-n}-1\right]
eine einfache graphische Lösung nicht zuläßt, am
zweckmäßigsten versuchsweise mit einer Fehlerkurve erreichen. Es wurde auf diese
Beziehungen hier hauptsächlich deshalb hingewiesen, um hervorzuheben, daß ein
Punkt des einen Diagrammes noch keinen bestimmten Punkt im zweiten festlegt; es
entsprechet ja beispielsweise einem Punkte 2 des Arbeitsdiagrammes sämtliche
Punkte der zugehörigen Temperaturhorizontalen in der T-Q Darstellung, und
umgekehrt einem Punkte in letzterer die ganze Punktreihe der entsprechenden
gleichzeitigen Hyperbel. Erst durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten
Zustandsänderung werden zwei korrespondierende Punkte aneinander gebunden; in
der Figur beispielsweise wird Punkt 2 als Punkt der allgemeinen
Zustandsänderung nach 2', als Punkt der Polytrope nach 4' abgebildet.
Es sei noch erwähnt, daß eine Abhängigkeit der spezifischen Wärme cv von der absoluten Temperatur nach Gleichung 5
auch hier in derselben Weise wie am Ende des vorigen Abschnittes berücksichtigt
werden könnte, ohne den Gang der Untersuchungen weiter zu beeinflussen.
Abschließend ersehen wir, daß das T-Q Diagramm vor allem den Vorteil bietet, daß
sich Polytropen gradlinig abbilden, und daß die an beliebigen Zustandsänderungen
beteiligten Wärmewerte in Streckenform sichtbar werden. Hierdurch wird es
besonders für thermodynamische Motorenuntersuchungen geeignet sein.
(2. Teil folgt.)