Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 157 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Trockene Kokskühlung. In Kokereien und Gaswerken wird
der aus den Kammern bzw. Retorten ausgestoßene glühende Koks heute noch allgemein
durch Bespritzen mit Wasser oder durch Einwerfen in eine mit Wasser bespülte
Transportrinne abgelöscht. Dieses seit Jahrzehnten geübte Verfahren entspricht den
heutigen Grundsätzen der Wärmewirtschaft in keiner Weise, denn beim Ablöschen des
glühenden Kokses, der eine Temperatur von etwa 1000° C. hat, gehen riesige
Wärmemengen verloren, die großen Mengen ungenutzt entweichenden Wasserdampfs
zerstören in kurzer Zeit alle in der Umgebung befindlichen Eisenteile und
schließlich wird der Koks durch das plötzliche Abschrecken mit Wasser
verschlechtert, indem viel Feinkoks entsteht. Es wäre daher zumal bei der heutigen
Kohlennot sehr zu begrüßen, wenn eine andere wirtschaftlichere Methode zum Ablöschen
des glühenden Kokses aufgefunden würde. Versuche, das Ablöschen mit Wasser in einem
geschlossenen Behälter vorzunehmen und den hierbei entwickelten Dampf zur Heizung zu
benutzen, hatten bisher keinen Erfolg, dagegen scheint die genannte Aufgabe unter
Zuhilfenahme indifferenter Gase leichter lösbar zu sein.
Nach einem von der bekannten schweizerischen Maschinenfabrik Gebr. Sulzer, A.-G., in Winterthur angegebenen Verfahren wird
der glühende Koks in einem luftdicht verschließbaren Behälter von einem
indifferenten Gasgemisch durchstrichen und auf diese Weise gekühlt. Die heißen Gase
geben ihre aus dem Koks aufgenommene Wärme an einen Kessel ab, der an den
Koksbehälter unmittelbar angebaut ist, und kehren stets wieder in den Behälter
zurück, bis der Koks auf etwa 250° heruntergekühlt ist. Als indifferentes Gasgemisch
kann man Rauchgase anwenden, man kann aber auch die den Behälter anfüllende,
verhältnismäßig geringe Luftmenge in Umlauf setzen, wobei der Sauerstoff beim ersten
Durchleiten durch den glühenden Koks von diesem gebunden wird und ebenfalls Rauchgas
entsteht. Um das Gasgemisch dauernd in Bewegung zu erhalten, ist ein kleiner
Ventilator mit elekrischem Antrieb notwendig.
Auf diese Weise können auf 1 t Koks je nach dessen Anfangtemperatur 300–420 kg
Sattdampf gewonnen werden. Da in Gaswerken und Kokereien der Koks jeweils in
längeren Zeitabständen aus den Oefen entleert wird, mußten besondere Maßnahmen
getroffen werden, um auch während der Beschickungspausen eine gleichmäßige
Dampferzeugung zu ermöglichen. Die erste Anlage für trockene Kokskühlung wurde im
Gaswerk der Stadt Zürich gebaut. Der Koks wird dort aus den senkrechten Retorten in
untergestellte Transportkübel entleert, die auf Wagen zu der Kühlvorrichtung
gefahren, mit einer Winde hochgezogen und von oben in den geöffneten Kühlbehälter
entleert werden. Nachdem der Deckel luftdicht aufgesetzt ist, wird der Ventilator in
Gang gesetzt, wodurch die in der Vorrichtung eingeschlossene Luft in Kreislauf
versetzt wird.
Die Anlage im Gaswerk Zürich lieferte im ersten Betriebsjahre recht günstige
Ergebnisse. Im Durchschnitt wurden auf 1 t Koks 403 kg Dampf von 4 at bei einer
Speisewassertemperatur von 44° C im Mittel erhalten; daraus berechnet sich die in
Dampf umgesetzte Wärmemenge zu 248 Cal. je kg Koks. Es lassen sich auf diese Weise
also beträchtliche Wärmemengen gewinnen bezw. umgekehrt erhebliche Brennstoff mengen
sparen, da der Dampf kostenlos gewonnen wird, abgesehen davon, daß man nach dem
neuen Verfahren vollkommen trockenen Koks mit geringem Feinkoksgehalt erhält. Da die
Kühlanlage nahezu selbsttätig arbeitet, werden gegenüber der bisherigen Ablöschung
des Kokses mit Wasser schließlich auch die Lohnausgaben für das Bedienungspersonal
geringer ausfallen. (Das Gas- und Wasserfach 1921, S. 204.)
Sander.
Gewinnung von Nebenprodukten der rheinischwestfälischen
Kokereien. Aus der alljährlich unter dem Titel „Die Bergwerke und
Salinen im nieder rheinischwestfälischen Bergbaubezirk“ im Verlag Glückauf,
G. m. b. H., in Essen erscheinenden Statistik bringt die „Chemische
Industrie“ interessante Angaben über die Nebenproduktengewinnung der
Kokereien in den Jahren 1920 und 1919 im Vergleich mit der Vorkriegszeit. Danach
betrug die Erzeugung (in Tonnen) von
1913
1919
1920
Verdichtetem Ammoniakwasser
3233
24861
20484
Stickstoffinhalt
597
3909
3271
Ammoniumsulfat
333539
175925
234739
Stickstoffinhalt
70928
37497
48436
Natrium-Ammoniumsulfat
–
9867
5253
Stickstoffinhalt
–
2575
1050
Ammonsalpeter
1348
1163
1273
Stickstoffinhalt
471
397
445
Teer
715352
469183
558407
Leichtöl
–
1939
2805
Mittelöl
1417
2789
5822
Schweröl
1703
1440
2525
1913
1919
1920
Pech
134662
98291
121532
Rohnaphthalin
13051
17214
18057
Rohanthrazen
2354
2587
2233
Carbolöl (Phenolöl)
–
518
1059
Waschöl
15386
20880
24464
Heizöl
3193
12714
20157
Treiböl
604
5646
3819
Imprägnieröl
21810
3588
5087
Anthrazenöl
23976
12772
15145
Teerfettöl
–
6013
8397
Stahlwerkteer und präpa- rierter Teer
–
2073
923
Eisenlack
–
675
13067
Starrschmiere und andere Schmierfette
640
1144
1688
Naphthalin, Warmpreßgut
1163
2198
3428
Reinnaphthalin
746
217
363
Rohbenzol
12889
4426
2784
Rohtoluol
1614
1085
758
Rohlösungsbenzol I
2327
1067
834
„ „ II
1301
729
487
Schwerbenzol
–
1052
753
Gereinigtes Benzol
86478
65496
87506
„ Toluol
5778
8669
8689
„ Lösungsbenzol I
7767
5322
9438
„ „ „ II
2007
2838
3403
Cumaronharze
136
5289
3655
(Chem. Industrie 1922, S. 54.)
Sander.
Methan in Stahlflaschen. (Vortrag gehalten bei der
diesjährigen Tagung des Vereins D. Chemiker in Hamburg in der Fachgruppe für
Brennstoffchemie am 9. Juni 1922.)
In der Zwischenzeit zwischen der vorjährigen und dieser Tagung unseres Vereins ist
eine Anlage zur Gewinnung von Methan in Stahlflaschen in Betrieb genommen, die die
erste ihrer Art sein dürfte. Das in den üblichen Stahlflaschen unter Druck von 150
at stehende Methan wird vermittelst der bekannten Reduzierventile, wie sie das
Drägerwerk in Lübeck liefert, entnommen. Wenn es darauf ankommt, Gas unter stets
gleichbleibendem Drucke den Brennern zuzuführen, so kann man den Druckregler von
Pintsch benutzen. Die Bauart der beiden Hilfsvorrichtungen wird erläutert.
Wie der Vortragende zeigt, kann in den meisten Gasbrennern das Methan ohne weiteres
verwendet werden. Nur bei wenigen der Brenner neigt die Flamme zum Abreißen, was auf
die geringe Verbrennungsgeschwindigkeit des Methans und die Nichtbrennbarkeit des zu
stark mit Luft verdünnten Methans zurückzuführen ist. Wie der Vortragende an einer
Reihe von Bunsenbrennern zeigt, lassen sich die Schwierigkeiten durch Aufsetzen von
Hülsen oder Röhrchen auf die Brennermündung vollständig beheben und außerordentlich
starke Heizwirkungen erzielen. Besonders demonstrativ war die Vorführung eines
Intensiv-Sternbrenners, bei dem die Methanflammen an ihren Außenseiten abrissen, an
den Innenseiten sich aber gegenseitig gegen das Abreißen schützten. Vorführung von
mit Methan betriebener Preßgasbeleuchtung und von Lötkolbenbrennern mit at
Verbrennungsluft, sowie von Methan-Sauerstoff-Flammen zum Schweißen von Kupfer,
Messing und Aluminium.
Methan eignet sich zum Schweißen dieser Metalle besonders gut, weil trotz seines sehr
hohen Heizwertes – 9200 W. E./cbm – seine Sauerstoff-Flamme „milder“,
„weicher“ als die der übrigen Schweißgase ist. Auch zum autogenen
Schneiden von Eisen beginnt man Methan zu verwenden. Vorführung eines mit Methan beheizten Brenners
für die Setzmaschine der Firma Typograph, um die Zeitungsdruckereien bei Störungen
in der Gasversorgung betriebsfähig zu erhalten. Verschiedene Wege, um das mitunter
auftretende Einfrieren der Reduzierventile zu verhüten.
Das Methan ist fast völlig frei von Kohlenoxyd, also Selbstmordkandidaten werden
davor gewarnt.
Will man Methan für die chemische Weiterverarbeitung in Methylchlorid, Methylalkohol
und Formaldehyd verwenden, so empfiehlt es sich, die Verarbeitung am Orte der
Methangewinnung vorzunehmen, um die Kosten für den Flaschentransport und für das
Komprimieren zu sparen.
Die Gewinnung des Methans geschieht auf einer der Kokereien der deutschverbliebenen
Rombacher Hüttenwerke nach Vorschlägen des Vortragenden, und die neue Industrie
stellt eine Weiterausbildung der Nebenproduktengewinnung aus den Koksofengasen dar,
indem diese der Einwirkung sehr tiefer Temperaturen unterworfen werden.
Bei einem der Haltepunkte dieser Einwirkung erhält man das Methan.
J. Bronn, Charlottenburg.
Ausstellung für chemisches Apparatewesen in Hamburg.
(Achema, 6.–18. Juni 1922.) Zum dritten Male fand in diesem Jahre in Verbindung mit
der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker eine Ausstellung für chemisches
Apparatewesen statt. Sowohl die von Jahr zu Jahr zunehmende Zahl der Aussteller als
auch der starke Besuch der Ausstellung beweisen zur Genüge, daß diese Einrichtung
einem wirklichen Bedürfnis entspricht. Waren es im vorigen Jahre in Stuttgart etwa
100 Aussteller, die ihre Erzeugnisse vorführten, so verzeichnete in diesem Jahre der
Katalog fast 150 Firmen, deren Stände in geschmackvoller Aufmachung den großen Raum
der Ernst-Merck-Halle im Zoologischen Garten bis auf den letzten Platz
anfüllten.
Es kann daher im Folgenden nur ein Ueberblick über die wichtigsten Gegenstände der
Ausstellung gegeben werden, die sich sowohl aus Geräten für den Gebrauch im
chemischen Laboratorium als auch aus Apparaten und Maschinen für den Fabrikbetrieb
zusammensetzten.
Von der ersten Gruppe seien namentlich die sehr interessanten Vorführungen unserer
weltbekannten optischen Werke erwähnt, die Mikroskope, Refraktometer,
Polarisationsapparate, Spektroskope, Photometer und Farbenmeßapparate in großer
Reichhaltigkeit zeigten. Auch Analysenwagen, Kalorimeterbomben, Viskosimeter und
andere Erzeugnisse der Feinmechanik waren in den verschiedensten Ausführungen
vertreten, daneben natürlich auch eine Fülle von Glas- und Porzellangeräten, die im
chemischen Laboratorium zu den mannigfachsten Zwecken gebraucht werden. Auf
Einzelheiten näher einzugehen, müssen wir uns aus Raummangel leider versagen.
Von den Apparaten für die chemische Industrie fanden besondere Beachtung eine sehr
reichhaltige Sammlung von Armaturen aus Thermisilid, einer von der Firma Krupp
hergestellten säurebeständigen Silizium-Eisenlegierung, die für viele chemische
Betriebe von großer Bedeutung ist, ferner Geräte aus dem von der gleichen Firma
hergestellten V2A-Chromnickelstahl, der sich außer durch Säurebeständigkeit auch
durch eine unvergleichliche Widerstandsfähigkeit gegen Rostbildung auszeichnet, wie
an einer Reihe von Probestäben aus gewöhnlichem Stahl, Nickelstahl und V2A-Stahl,
die längere Zeit in Wasser gelegen hatten, anschaulich dargestellt war. Gleichfalls
recht beachtenswert und für die verschiedensten chemischen Zwecke verwendbar ist ein
säure- und alkalibeständiges Ebonitmaterial, dessen Anwendung in mannigfachen Formen
die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft Berlin, vorführte. Dieses Material
kann sowohl zur Herstellung massiver Garniturteile, als auch zur Umkleidung von
Metallen, wie z.B. von Rohrleitungen, Anwendung finden. Dem letzteren Zweck dienen
gleichfalls Eisenrohre mit einer Bleiseele, wie sie von der Barkole-Rohr-Ges. m. b.
H., Hamburg, auf den Markt gebracht werden. Je nach der Verwendung der Rohre kann
die Bleiseele dünner oder dicker hergestellt werden, und zwar bietet das Verfahren
der Herstellung dieser Rohre eine volle Gewähr dafür, daß die Bleiseele an allen
Stellen der Rohrleitung von gleichmäßiger Dicke ist, was bei den auf gewöhnliche
Weise verbleiten Rohren häufig nicht der Fall ist. Massive Bleigeräte, Bottiche,
Kannen und Rohre zeigte die Blei-Industrie-A.-G. vorm. Jung & Lindig, Hamburg,
und zwar verdiente hier besondere Beachtung eine große bleierne Dampfheizschlange
für die Aetherfabrikation sowie eine Zentrifugalpumpe, die ganz aus Blei gefertigt
war. Nach einem neuartigen Verfahren („Nitorit“) hergestellte Gußstücke aus
Reinaluminium und Aluminiumlegierungen zeigte die Metallhütte Baer & Co.,
Rastatt (Baden), während die Zinnhütte Th. Goldschmitt A.-G., Essen, ihr
Thermit-Lagermetall sowie hüttenmännisch gewonnenes Zinn von hoher Reinheit
ausstellte. Kupferne Apparate, wie Destillierblasen und Vakuum-Verdampfapparate,
zeigten in gediegener Ausführung die Apparate-Bauanstalt C. Aug. Schmidt Söhne,
Hamburg-Uhlenhorst, und Franz Hermann, Köln-Bayenthal. Apparate aus hochfeuerfestem
und säurebeständigem Ton, wie sie namentlich in Säurefabriken viel verwendet werden,
waren auf dem Stand des Tonwerks Biebrich, A.-G., Biebrich a. Rh., zu sehen.
Magnetscheider in verschiedener Ausführung und andere Aufbereitungsvorrichtungen für
Erze und chemische Rohstoffe zeigte die Firma Fr. Gröppel, Bochum, während K. und
Th. Möller, G. m. b. H., Brackwede i. W. ihre Teutonia-Mühle und andere
Zerkleinerungsmaschinen vorführten.
Mit Trockenanlagen waren vertreten die Firma Willy Salge & Co., Berlin, die ihren
Schnelltrockner, Bauart Bühler, im Betrieb vorführte, Benno Schilde A.-G., Berlin,
mit einem Zerstäubungstrockner und R. Wolf, A.-G., Magdeburg-Buckau, mit einem
großen Zellenfilter-Saugtrockner. Daneben zeigte die letztgenannte Firma noch eine
stehende Hartbleipumpe sowie eine feuerlose Lokomotive, die in feuergefährlichen
Betrieben der chemischen Industrie gute Dienste leistet.
Die Siemens-Schuckert-Werke, Berlin, stellten interessante Pläne und Modelle ihrer
pneumatischen Förderanlagen, sowie ihrer elektromotorisch betriebenen Luftpumpen und
Kompressoren aus, die zur Chlorverflüssigung, zur Absaugung von Asche, zur Lüftung
und Entstaubung, zum Betrieb von Nutschen und anderen Zwecken in der chemischen
Industrie eine weite Verbreitung erlangt haben.
Auch die Maschinenfabrik A. Borsig, G. m. b. H., Berlin-Tegel, betätigt sich seit
einer Reihe von Jahren mit Erfolg auf chemischem Gebiete. Sie stellte zahlreiche
Pläne und Abbildungen ausgeführter Anlagen zur Gewinnung von reinem Stickstoff aus
Rauchgasen, zur Gewinnung von Ammoniak aus Kalkstickstoff sowie zur Oelhärtung zur
Schau, daneben ihre bekannten Kältemaschinen, Kompressoren für Luft und Ammoniak,
Unterwindgebläse, Stahlflaschen für verschiedene Gase, Absperrschieber, Pumpen und
Entstaubungsanlagen für Preßluft- und Vakuumbetrieb. Anlagen zur Oelraffination und
Oelhärtung sowie die zugehörigen Wasserstoffanlagen zeigen auch die Francke-Werke,
Bremen, desgleichen Pläne einer Anlage für die Fabrikation von
Schwefelkohlenstoff.
Besondere Beachtung fanden ferner die Hochdruckautoklaven, Kleinkompressoren,
Preßluftmotoren und Drehrohröfen, wie sie im Kaiser-Wilhelm-Institut für
Kohlenforschung in Gebrauch sind und von dessen feinmechanischer Werkstatt unter
Leitung von Andreas Hofer, Mülheim, in sehr zweckmäßiger Ausführung gebaut
werden.
Apparate zur Feuerungkontrolle waren in großer Reichhaltigkeit ausgestellt, so
selbsttätige Rauchgasprüfer, Druckschreiber, ferner Apparate zur Gasanalyse, zur
Benzolbestimmung im Koksofengas, zur Bestimmung des Wassergehalts im Generatorgas,
sowie zur Messung der Strömunggeschwindigkeit von Gasen. Eine erfreuliche Neuerung
auf gastechnischem Gebiet ist die Herstellung von reinem Methan aus Koksofengas; es
wird auf 150 at verdichtet in Stahlflaschen in den Handel gebracht und ist von der
Firma Fritz Hamm, G. m. b. H., Düsseldorf, zu beziehen. Es kann überall da, wo kein
Gaswerk vorhanden ist, das Leuchtgas ersetzen, es wird außerdem aber mit gutem
Erfolg auch anstelle von Azetylen zum Schweißen von Kupfer, Messing und Aluminium
benutzt. Die Firma Thiem & Töwe, Halle a. S., führte ihren bekannten
Benoid-Gaserzeuger im Betrieb vor, ebenso zeigte die Firma H. Bösch, G. m. b. H.,
Altona-Ottensen, einen Azetylenentwickler, der das Gas mit einem Druck bis zu 600 mm
Wassersäule liefert und daher für Schweißereien sehr nützlich ist.
Einen neuen Apparat zur Herstellung von Chlorwasser von genau einstellbarem
Chlorgehalt führen die Deutschen Ton- und Steinzeugwerke, A.-G., Charlottenburg, im
Betrieb vor. Dieser neue Apparat ist in erster Linie für Wäschereien und
Bleichereien bestimmt und bietet für diese Betriebe mancherlei Vorteile. Flüssige
Luft, Versand- und Tauchgefäße für flüssigen Sauerstoff sah man auf dem Stand der
Sprengluft-Ges. m. b. H., Berlin.
Mit Atemschutzapparaten, Respiratoren und Gasmasken waren die Firmen Rudolf Müller,
Leipzig, und Hanseatische Apparatebau-Ges. m. b. H., Kiel, vertreten, ihre bekannten
Feuerlöscher zeigten die Minimax-Ges, m. b. H., Berlin, sowie die
Total-Gesellschaft, Charlottenburg, von denen letztere auch eine wohlgelungene
Löschprobe veranstaltete.
Wie man hieraus ersieht, vermittelte die Ausstellung einen sehr guten Ueberblick über
die vielgestaltigen Beziehungen zwischen dem Apparatebau und der chemischen
Industrie; auch der wirtschaftliche Erfolg dürfte für die ausstellenden Firmen
befriedigend gewesen sein.
Dr.-Ing. Sander.
Tagung des Vereins Deutscher Gießereifachleute, E. V., in
Cassel. Die 12. ordentliche Hauptversammlung des Vereins Deutscher
Gießereifachleute, E. V., fand vom 9. bis 12. Juni in Cassel unter außerordentlich
starker Beteiligung aus allen Gauen des Deutschen Reiches statt. Es waren vertreten
die Ortsgruppen Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Süddeutschland und
Westfalen.
Die Tagung wurde am Freitag nachmittag durch Sitzungen des Hauptvorstandes mit den
Gruppenvorständen und der verschiedenen Arbeitsausschüsse eröffnet, denen ein
geselliger Begrüßungsabend folgte.
Am Sonnabend vormittag wurde die neue Gießerei der Firma Henschel & Sohn
besichtigt, die in fachlicher Hinsicht eine Reihe neuer Anregungen bot. Der
Nachmittag war durch technische Vorträge ausgefüllt. Es sprachen Ingenieur Hubert Hermanns, Berlin, über Die Anwendung der
Klein-Bessemerei, namentlich in Duplex-Anordnung und neue Betriebserfahrungen in
einer Duplexanlage. Sodann folgte Oberingenieur L. Herzog, München, „Die Verwendung von Flußspat im Gießereibetriebe“. Der
Tag fand seinen Abschluß durch einen gemeinsamen Besuch des Staatstheaters.
Am Sonntag Vormittag begann dann die eigentliche Hauptversammlung im großen Saal des
Stadtparkes, zu der Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, der
Technischen Hochschulen und Bergakademien und der Industrie erschienen waren.
Darunter die Herren Stadtrat Weber als Vertreter des
Magistrats der Stadt Cassel, Regierungs- und Gewerberat Klein als Vertreter des
Regierungspräsidenten zu Cassel, Regierungsbaurat Klinke
als Vertreter der Eisenbahndirektion Cassel, Direktor von
Gontard als Vertreter des Direktoriums der Firma Henschel & Sohn,
Dr.-Ing. Fichtner als Vertreter der Lokomotivfabrik
Henschel & Sohn, Professor Dr.-Ing. Schmitz als
Vertreter der Technischen Hochschule Braunschweig, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Nachtweh als Vertreter der Technischen Hochschule
Hannover, Professor Diepschlag als Vertreter der
Technischen Hochschule Breslau, Geh. Bergrat Prof. Osann
als Vertreter der Bergakademie Clausthal, Geh. Bergrat Prof. Galli als Vertreter der Bergakademie Freiberg/Sachsen, Geh. Reg.-Rat Prof.
Dr. Rudeloff als Vertreter des Staatl.
Materialprüfungsamts, Professor Wetzkel als Vertreter des
Kaiser-Wilhelm-Instituts Neubabelsberg, Oberingenieur Czochralski als Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde,
Professor U. Lohse als Vertreter des Vereins Deutscher
Ingenieure, Kommerzienrat Brügmann als Vertreter des
Vorstandsrats des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute, Dr.-Ing. Geiger als Vertreter der Geschäftsstelle des Vereins Deutscher
Eisenhüttenleute, Regierungsbaurat Füchsel und
Regierungsbaurat Dr.-Ing. Kühnel als Vertreter des
Eisenbahnzentralamts Berlin, Dipl.-Ing. C. Roth als
Vertreter des Hessischen Bezirksvereins des Vereins Deutscher Ingenieure, Direktor
von Bülow als Vertreter des Vereins Deutscher Eisen- und
Stahl-Industrieller, Geh. Baurat Eiselen als Vertreter
des Architekten- und Ingenieurvereins, Bergwerksdirektor Krahl als Vertreter des Arbeitgeberverbandes Cassel.
Nach der Begrüßung der Gäste und Mitglieder erstattete der Vorsitzende, Herr Direktor
Dahl, den Geschäftsbericht für das abgelaufene Geschäftsjahr, der einen Einblick in
die rege Arbeitstätigkeit des Vereins auf den verschiedensten fachlichen Gebieten
gewährte.
Auf Beschluß der Versammlung folgten zunächst eine Reihe von technischen Vorträgen.
Es sprachen Dr.-Ing. E. H. Schulz über „Die
Organisation und die Aufgaben der Versuchsanstalten in Gießereien und
Hüttenwerken“. Dr.-Ing. R. Stotz, Kornwestheim
„Bericht über den Stand der Normung von Grau- und Temperguß“ und
Ingenieur A. Hörnig, Dresden, über „Wirkungsweise und
Wärmeausnutzung im Kupolofen mit Winderhitzer“. Auszüge werden wir demnächst
veröffentlichen.