Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 218 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Verwertung von brennbaren Abfallstoffen. Die
unerschwinglich hohen Reparationszahlungen, die uns der verlorene Krieg aufzwingt,
haben eine arge Entwertung unserer Mark hervorgerufen, die wiederum eine gewaltige
Preissteigerung der Waren und Löhne usw. im Gefolge hat. Ueberall wird die größte
Sparsamkeit zur notwendigen Pflicht bei dem Privatmann sowohl wie bei den
großindustriellen und sonstigen Unternehmungen. Jeder Antransport von Ware und
Material wird durch Fracht und sonstige Unkosten sehr verteuert, und somit gebietet
es sich von selbst, daß das greifbar gelegene Material zunächst Verwendung finden
soll und muß, bevor man die teure Kohle benutzt. Der drückenden Kohlennot –
besonders zur kälteren Jahreszeit – kann nicht besser beholfen werden, als wenn alle
verfügbaren brennbaren Abfallstoffe richtig erfaßt und verwendet werden.
Welches sind nun diese Stoffe und wie verwendet man dieselben richtig? Alle
verbrennbaren Abfälle aus Fabrik, Gutshof, Garten, Feld, Wald und Heide, wie
Holzabfälle, Nadeln, Laub, Hobelspäne, Baumrinde (Lohe), 3troh, Heidekraut, Torf,
Moor, Faulschlamm usw. lassen sich sehr vorteilhaft entgasen. Aus ihnen entsteht ein
vorzügliches Gas, das sich nicht nur zu Leucht-, Heiz- und Kochzwecken eignet,
sondern sich auch durch den Gasmotor in elektrische Energie umwandeln läßt, ferner
wird ein Rückstand (Kohle oder Koks) von hohem Heizwert gewonnen, der sich sehr
leicht zermahlen läßt und in diesem Zustande in der Staubfeuerungsanlage willkommene
Dienste leistet, sofern man nicht vorzieht, ihn zu anderen Zwecken zu verwenden. Als
Nebenprodukte werden weiter gewonnen: ein Teer von sehr guter Beschaffenheit, und je
nachdem wie die Kondensation betrieben wird, ein oder mehrere wässrige Destillate,
unter denen sich der Holzessig, der Ammoniak, der Methylalkohol usw. gelöst
befindet. Diese Destillate dürften gern von den chemischen Fabriken aufgekauft
werden zwecks Weiterverarbeitung auf Reinprodukte.
Es wurden nun mit den verschiedensten Abfällen Entgasungen vorgenommen, und diese
Versuche haben recht gute Resultate gezeigt, so daß bereits einige Firmen der
Großindustrie dazu übergegangen sind, sich von dem städtischen Gas unabhängig zu
machen. Eine Gaszentrale dazu besteht aus dem Generatorofen, in welchem das Material
entgast wird, der Kondensation, in der das Gas gekühlt und das Dampfgemisch
kondensiert und gekühlt wird, schließlich dem Gasbehälter zur Gasaufnahme und Abgabe
durch das Rohrnetz an die Verbrauchsapparate.
Als Ausgangsmaterial kann jedes brennbare Abfallprodukt verwendet werden, nur muß man
bestrebt sein, dasselbe nicht zu feucht in die Retorte zu bringen, da sonst zu viel
Unterfeuerung für die Verdampfung des vorhandenen Wassers benötigt wird. Ueber die
in den brennbaren Produkten enthaltenen Gas-, Destillat- und Rückstandmengen
gibt nachstehende Tabelle Aufschluß:
100
kg
Steinkohle ergeben etwa
30
m3
Gas,
3
kg
Teer,
8
kg
Wasser
u.
70
kg
Koks
„
„
Braunkohle ergeben etwa
23
„
„
15
„
„
25
„
„
„
40
„
„
„
„
Humuskohle ergeben etwa
23
„
„
5
„
„
50
„
„
„
25
„
„
„
„
schw. Torf (lufttrock.) erg. etwa
32
„
„
7
„
„
31
„
„
„
40
„
„
„
„
Moorschlamm ergeben etwa
34
„
„
2
„
„
53
„
„
„
12
„
„
„
„
Eich.- od. Buchenlaub erg. etwa
45
„
„
3
„
„
40
„
„
„
25
„
„
„
„
Holzabfälle ergeben etwa
46
„
„
3
„
„
25
„
„
„
32
„
„
„
„
Hobelspäne (buchen) erg. etwa
46
„
„
2
„
„
30
„
„
„
22
„
„
„
„
Hobelspäne (tannen) erg. etwa
87
„
„
2
„
„
35
„
„
„
22
„
„
„
„
Eichenrinde (Lohe) erg. etwa
40
„
„
3
„
„
30
„
„
„
38
„
„
„
„
Stroh u. trock. Gras erg. etwa
50
„
„
2
„
„
20
„
„
„
25
„
„
Wenn nun der Gaspreis mit 6 Mark pro Kubikmeter und der Kohlenpreis mit 150 Mark/100
kgAufsatz wurde vor 6 Monaten geschrieben. berechnet wird, so zeigt
Vorstehendes recht deutlich, welche Werte in den bis jetzt als minderwertig
angesprochenen Abfällen schlummern. Die heutige Zeit verlangt aber gebieterisch die
richtige Aufschließung all dieser abseits liegenden Stoffe. So werden beispielsweise
die in den Fabriken entfallenden Hobelspäne mangels anderer Absatzgebiete unter dem
Dampfkessel verfeuert. Da sie aber zum Teil recht feucht sind, würde eine schlechte
Wärmeausnutzung erzielt und kaum die Hälfte der in den Spänen enthaltenen Wärmemenge
nutzbringend aufgewandt. Soweit die Späne nicht zur Verfeuerung gelangen, müssen sie
auf dem Hofe gelagert werden, nehmen unnötigen Raum weg und werden schließlich durch
Arbeitslohn und Transportkosten so verteuert, daß sich kaum noch eine
Absatzmöglichkeit bietet. Sobald man sie aber an Ort und Stelle entgast, so hat man
erstmals ein sehr billiges Rohmaterial und demzufolge werden die Reingewinne,
bezogen auf Gas-, Koks- und sonstige Nebenprodukte, entsprechend größer ausfallen.
Aus 100 kg Hobelspänen werden etwa 46 m3 Gas bei
40 mm WS. und 15° Cels. und 22 kg Holzkohle von etwa 7000 Cal/kg gewonnen. Um 100 kg
Hobelspäne zu entgasen, werden etwa 100 × 800 Cal/kg = 80000 Cal benötigt (ohne
Anfeuern). In den 22 kg Holzkohle sind etwa 154000 Cal enthalten, sodaß man als
Unterfeuerung fast nur die Hälfte des gewonnenen Rückstandes benötigt und den Rest
für anderweitige Verteuerung bezw. zum Verkauf hat. Zu bemerken ist noch, daß sich
der Rückstand sehr leicht pulverisieren läßt. Er ist in diesem Zustand sehr begehrt
zu dem Betrieb der Staubkohlenfeuerungen. Diese brechen sich immermehr Bahn und
bewähren sich recht gut im Dauerbetriebe. Ganz besonders ist die Gasfeuerung und
Staubfeuerung dort am Platze, wo stetig eine gleichmäßige Temperatur und sehr gute
Verbrennung verlangt wird – angestrebt wird das überall, aber in den seltensten
Fällen erreicht, besonders nicht bei Feuerungen mit Handbeschickung. Das öftere
Oeffnen der Feuertür läßt stets eine große Menge kalte Luft im Ueberschuß in die
Feuerung einströmen, und wird nochzum Ueberfluß die Kohle auf dem Rost in zu hoher
Schicht aufgeworfen, so zeigen die qualmenden Schornsteine zur Genüge, wo das
Papiergeld zu viel vorhanden ist und in die Luft in Form von Ruß entlassen wird, zum
größten Aerger der Anwohner. Durch das frische Aufwerfen von Kohle entstehen in
Feuerung und Heizgaszügen große Temperaturschwankungen und diese machen sich stets
unliebsam bemerkbar. Anders ist es bei der Kohlenstaub- und Gasfeuerung, diese
werden eingestellt und brennen gleichmäßig Tag und Nacht immerfort, solange Luft und
Brennstoff zugeführt wird, sie bedeuten somit die beste Ausnutzung der im Brennstoff
vorhandenen Wärmemenge.
Die Entgasung der vorgenannten Abfallstoffe eignet sich nicht nur für die
Großindustrie, sondern auch für kleine Gemeinden, abseits von den mit Gas versehenen
Städten liegende Anstalten, Villen, Ausflugorte, Landwirte usw., sofern nur in der
Mähe das benötigte Rohmaterial für die Entgasung in genügender Menge vorhanden ist.
Da in diesem Gas kein Schwefelwasserstoff und Naphthalin enthalten ist, so werden
verwickelte Apparate unnötig, wie sie sonst bei der Steinkohlengasreinigung
unbedingt vorhanden sein müssen.
Neben der richtigen Wahl der Entgasungsretorte ist die Beschaffenheit der
Kondensation von größter Bedeutung. Sie dient, wie erwähnt, zur Kühlung der Gase und
Kondensierung der dampfförmigen Körper. Man kann die Kühlfläche so bemessen, daß
alles in einem Apparat niedergeschlagen wird. Das ist aber in vielen Fällen
unvorteilhaft. Denn will man die im Destillat enthaltenen Körper gewinnen, so muß
man das ganze Gemisch wieder auf Siedetemperatur erhitzen und abdestillieren. Es ist
eine Apperatur erpropt worden, die es ermöglicht, die Gastemperaturen so abzustufen,
daß aus dem zu kühlenden Gas- und Flüssigkeitsdampfgemisch nicht nur ein
Flüssigkeitsgemisch, sondern eine Anzahl Flüssigkeitsgemische erhalten werden. So
wurden beispielsweise bei der Entgasung von Tannenholzspänen außer Teer drei
verschiedene Flüssigkeitsgemische gewonnen, die, gut von einander getrennt, die
Essigsäure, das Ammoniak und den Methylalkohol gelöst enthielten. Bei einer
Entgasung von Fabrikmüll, der mit ölgetränkten Sägespänen vermischt war, wurden 3
Oele und drei verschiedene Destillate von ähnlicher Beschaffenheit, wie zuvor
angegeben, gewonnen. Mittelst Putzwolle, Sägespäne und dergl. mehr wurden im
Arbeitssaal die abgetropften Oele von Maschinen, Transmissionen, Automobilen usw.
aufgenommen, und sie wanderten auf diese Weise mit in den Müll, wurden aufs Neue
durch die Entgasungsanlage hervorgebracht und wieder gewonnen durch die recht gut
arbeitende Kondensation. Wäre sie nicht vorhanden gewesen, dann wären eben die Oele
mit in den Teer bei der Kondensation gegangen und es wäre eine neue bedeutend
größere Apparatur zur Wiedererlangung der Oele notwendig gewesen.
Anhand von Vorstehendem dürfte es jedem Besitzer von verbrenn baren und somit
entgasbaren Abfällen klar werden, welche Schätze er in diesen scheinbar wertlosen
Haufen besitzt. Diese schlummernden Kräfte zu wecken und nutzbar aufzuwenden, ist
ein Gebot der Stunde.
Ks.
Ueber das Metallspritzverfahren nach Schoop und seine
Aussichten macht R. Hopfelt auf Grund
eingehender Versuche in der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure
interessante Mitteilungen. Einer der wichtigsten Punkte bei der Beurteilung des
Metallspritzverfahrens ist die Frage, ob die Ueberzüge dicht oder porös sind. Es hat
sich gezeigt, daß die Ueberzüge in der Regel Poren aufweisen, da sie schon bei
gewöhnlichem Luftdruck Feuchtigkeit hindurchlassen. Die verschiedenen Metalle
verhalten sich indessen in bezug auf die Porosität nicht gleichmäßig, und zwar
werden die Ueberzüge um so dichter, je höher die Schmelztemperatur des
Ueberzugmetalls ist und je größer seine Wärmekapazität ist. Aus diesem Grunde ist
ein Ueberzug aus Zinn praktisch unbrauchbar. Auch die Bleiüberzüge sind stark porös,
wenn aber mehrere Ueberzüge aufeinandergespritzt werden, können sich die unteren
infolge der größeren Erwärmung oxydieren und hierdurch dichter werden. Da das Blei
auch durch die Einwirkung von Schwefelsäure in unlösliches Bleisulfat übergeführt
wird, das die Poren größtenteils verschließt, so ist ein Bleiüberzug für chemische
Zwecke recht empfehlenswert, sofern er eine Dicke von 0,5–1,5 mm hat.
Die Verzinkung hat sich bisher technisch und auch wirtschaftlich am besten bewährt.
Hierbei ist zwischen der Trommelverzinkung kleiner Massenwaren und der
Freistrahlverzinkung größerer Gegenstände zu unterscheiden. Jene liefert besonders
gute Ergebnisse, wenn die Gegenstände heiß in die Trommel geschüttet werden. Sie
geht in diesem Falle erheblich rascher vor sich (8–20 Min.) und liefert einen sehr
festhaftenden Zinküberzug. Die Kosten dieses Verfahrens sind bedeutend niedriger als
bei allen anderen bekannten Verfahren. Auch der durch Freistrahlverzinkung erzeugte
Ueberzug haftet weit besser als ein durch Feuerverzinkung hergestellter Ueberzug,
wie vergleichende Versuche bewiesen haben. Bei starkwandigen Werkstücken stellt sich
die Spritzverzinkung auch billiger als die Feuerverzinkung, weshalb das Verfahren
für die Schwerindustrie sehr zu empfehlen ist, nicht aber für die
Blechwarenerzeugung. Wenn die Gegenstände mit Wasser, namentlich mit Seewasser, in
dauernde Berührung kommen, bespritzt man sie zweckmäßig nicht mit reinem Zink,
sondern abwechselnd mit Zink und Blei, wodurch die Haltbarkeit des Ueberzugs
verbessert wird. Die spritzverzinkten Gegenstände lassen sich im Gegensatz zu den
feuerverzinkten sehr gut auch nachträglich mit Farbe oder Lack überziehen, was ein
besonders großer Vorteil ist. Solche Anstriche halten auf dem Zinküberzug sogar
bedeutend fester als auf blankem Eisen, so daß sie in erheblich längeren
Zeitabständen erneuert zu werden brauchen. Alle eisernen Gegenstände, die Wind und
Wetter ausgesetzt sind, sollten daher vor dem Anstreichen mit Zink bespritzt werden,
so Eisenbahnwagen und Lokomotiven, Gitter, Brücken usw. Die durch die Verzinkung
bedingten Mehrkosten machen sich in kurzer Zeit bezahlt.
Das Spritzen mit Aluminium hat sich ebenfalls ganz vorzüglich bewährt, jedoch eignet
sich der Aluminiumüberzug nicht als Rostschutz. Auch Messing-, Bronze- und
Kupferüberzüge sind als Rostschutz nur dann zu empfehlen, wenn sie zimlich dick
gemacht werden und nachher mit einer Schleifscheibe poliert werden, wodurch ihre
Oberfläche wesentlich dichter wird. Eisenüberzüge auf Eisen haben sich namentlich
zur Ausbesserung von Werkstücken sehr gut bewährt, jedoch muß auf das angewärmte
Werkstück zuerst Aluminium aufgespritzt werden, da das Eisen sonst schlecht haftet.
Dagegen sind die Metallüberzüge auf Pappe und Papier als verfehlt zu betrachten, wo
ein luftdichter Abschluß erforderlich ist. Dasselbe gilt für die Metallisierung von
Geweben, wenn sie nicht nur als Schmuck dienen soll. Schließlich bietet auch die
Metallisierung von Holz keine besonderen Vorteile, denn der Metallüberzug schützt
das Holz nur gegen mechanischen Angriff, nicht aber gegen das Eindringen von
Feuchtigkeit. (Ztschr. V. D. Ing., Bd. 64, S. 578–579.)
Sander.
Reichsverband der Elektrizitäts-Abnehmer (Rea). Am
18. September d. J. fand die diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung des Rea
statt, an der zahlreiche Vertreter der im Rea zusammengeschlossenen über ganz
Deutschland verbreiteten Abnehmerverbände teilnahmen. Es sprachen nach Erledigung
des geschäftlichen Teiles Dr.-Ing. Dreves über „Die
Einwirkung des Zusammenschlusses der Elektrizitäts-Abnehmer auf die öffentliche
Elektrizitätsversorgung“, Bürgermeister Dr. jur. Weichelt über „Stromlieferungsverträge“ und Rechtsanwalt Dr. jur.
Riccius über „Das Verfahren vor dem
Reichswirtschaftsgericht“. Es wurde folgende Resolution beschlossen: „Die
in Cassel tagende Mitgliederversammlung des Rea ersucht den Herrn
Reichsschatzminister, den Rea als Vertretung der Stromabnehmerschaft
Deutschlands mit mehreren Milliarden Kilowattstunden Jahresverbrauch in dem sich
mit der Vorberatung des im Werden begriffenen Elektrowirtschaftsgesetzes
befassenden „Beirat der Reichs-Elektrizitätswirtschaft“ Sitz und Stimme
und zwar im Verhältnisse der Bedeutung zuteil werden zu lassen, welche ein die
Interessen der Stromabnehmerschaft in jeder Hinsicht wahrendes
Elektrowirtschaftsgesetz für die Stromabnehmerschaft hat“.
Am 16. September tagten die Geschäftsführer der Mitgliedsverbände und am 17.
September der Gesamtvorstand. Es wurden einheitliche Richtlinien für die Aufstellung
von Stromlieferungsverträgen festgesetzt.
Englands Versorgung mit Betriebsstoffen für Kraftwagen und
Flugzeuge. Bezüglich der Versorgung mit niedrigsiedenden flüssigen
Brennstoffen ist England in hohem Maße auf das Ausland angewiesen, seine jährliche
Benzineinfuhr beträgt etwa 900 Mill. Liter. Zur Milderung dieser Abhängigkeit vom
Ausland wurde bereits während des Krieges in den Gaswerken ebenso wie bei uns die
Auswaschung des Benzols eingeführt sowie die Benzolgewinnung der Kokereien nach
Möglichkeit gefördert. Durch diese Maßnahmen gelang es, die Benzolerzeugung von 77
auf etwa 190 Mill. Liter jährlich zu steigern; im günstigsten Falle könnten aus den
insgesamt der Destillation unterworfenen Kohlenmengen 345 Mill. Liter Benzol im
Jahre gewonnen werden. Da aber auch diese Menge zur Deckung des gesamten Bedarfs
nicht ausreichend ist, hat man im Kriege der Gewinnung von Alkohol aus dem Aethylen
des Koksofengases besondere Beachtung geschenkt. Bei einem jährlichen Verbrauch der
Kokereien und Gaswerke von 38 Mill. t Kohle berechnet sich eine Höchstausbeute von
rund 620 Mill. Liter flüssigen Brennstoffen (Benzol und Alkohol zusammen). Wenn es
schließlich gelänge, den Hausbrandbedarf (etwa 35 Mill. t Kohle jährlich) in Form
von Halbkoks zu decken, so wären dafür rund 50 Mill. t Kohle erforderlich. Zugleich
würden der Zeitschrift „Engineering“ zufolge bei dieser
Tieftemperaturverkokung auf jede Tonne Kohle neben 200 cbm Gas und 9 kg
Ammoniumsulfat etwa 72,5 l Heiz- und Schmieröle sowie 13,6 l leichte
Kohlenwasserstoffe gewonnen, so daß auf diese Weise der gesamte Bedarf an leichten
Kohlenwasserstoffen für den Kraftwagen- und Luftverkehr durch inländische
Erzeugnisse gedeckt werden könnte. (Ztschr. V. Dt. Ing., Bd., 64, S. 383.)
Sander.
Preisausschreiben. Auf Beschluß des Vereins Deutscher
Eisenbahnverwaltungen werden Geldpreise im Gesamtbetrage von 100000 Mark zur
allgemeinen Bewerbung öffentlich ausgeschrieben, und zwar: A) für Erfindungen
und Verbesserungen, die für das Eisenbahnwesen von erheblichem Nutzen sind und
folgende Gegenstände betreffen: I. die baulichen Einrichtungen und deren
Unterhaltung, II. den Bau und die Unterhaltung der Betriebsmittel, III. die Signal-
und Telegrapheneinrichtungen, Stellwerke, Sicherheitsvorrichtungen und sonstigen
mechanischen Einrichtungen, IV. den Betrieb und die Verwaltung der Eisenbahnen; B)
für hervorragende schriftstellerische Arbeiten aus dem Gebiete des Eisenbahnwesens.
Die Preise werden im Höchstbetrage von 20000 Mark und im Mindestbetrage von 4000
Mark verliehen. Für den Wettbewerb gelten folgende Bedingungen: 1. Nur solche
Erfindungen und Verbesserungen, die ihrer Ausführung nach, und nur solche
schriftstellerischen Werke, die ihrem Erscheinen nach in die Zeit vom 1. April 1918
bis 31. März 1924 fallen, werden bei dem Wettbewerbe zugelassen. 2. Jede Erfindung
oder Verbesserung muß, bevor sie zum Wettbewerb zugelassen werden kann, auf einer
dem Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen angehörenden Eisenbahn ausgeführt und der
Antrag auf Erteilung eines Preises durch diese Verwaltung unterstützt sein. Gesuche
zur Begutachtung oder Erprobung von Erfindungen oder Verbesserungen sind nicht an
die Geschäftsführende Verwaltung des Vereins, sondern unmittelbar an eine dem Verein
angehörende Eisenbahnverwaltung zu richten. 3. Preise werden für Erfindungen und
Verbesserungen nur dem Erfinder, nicht aber dem zuerkannt, der die Erfindung oder
Verbesserung zum Zwecke der Verwertung erworben hat, und für schriftstellerische
Arbeiten nur dem eigentlichen Verfasser, nicht aber dem Herausgeber eines
Sammelwerkes. 4. Die Bewerbungen müssen die Erfindung oder Verbesserung durch
Beschreibung, Zeichnung, Modelle usw. so erläutern, daß über die Beschaffenheit,
Ausführbarkeit und Wirksamkeit der Erfindungen oder Verbesserungen ein sicheres
Urteil gefällt werden kann. 5. Die Zuerkennung eines Preises schließt die Ausnutzung
oder Nachsuchung eines Patentes durch den Erfinder nicht aus. Jeder Preisbewerber
ist jedoch verpflichtet, die aus dem erworbenen Patente etwa herzuleitenden
Bedingungen anzugeben, die er für die Anwendung der Erfindungen oder Verbesserungen
durch die Verwaltungen beansprucht. 6. Der Verein hat das Recht, die mit einem
Preise bedachten Erfindungen oder Verbesserungen zu veröffentlichen. 7. Die
schriftstellerischen Werke, für die ein Preis beansprucht wird, müssen den
Bewerbungen in zwei Druckstücken beigefügt sein, die zur Verfügung des Vereins
bleiben. In den Bewerbungen muß der Nachweis erbracht werden, daß die Erfindungen
und Verbesserungen ihrer Ausführung nach, die schriftstellerischen Werke ihrem
Erscheinen nach derjenigen Zeit angehören, welche der Wettbewerb umfaßt. Die Prüfung
der eingegangenen Anträge auf Zuerkennung eines Preises, sowie die Entscheidung
darüber, an welche Bewerber und in welcher Höhe Preise zu erteilen sind, erfolgt
durch den vom Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen eingesetzten Preisausschuß. Die
Bewerbungen müssen während des Zeitraumes vom 1. Oktober 1923 bis 15. April 1924
postfrei an die Geschäftsführende Verwaltung des Vereins Deutscher
Eisenbahnverwaltungen in Berlin W. 9, Köthener Straße 28/29, eingereicht werden. Die
Entscheidung über die Preisbewerbungen erfolgt im Laufe des Jahres 1925.