Titel: | Die Entwicklung der Schwimmverfahren zur Aufbereitung von Erzen (Flotationsprozesse). |
Autor: | B. Simmersbach |
Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 2 |
Download: | XML |
Die Entwicklung der Schwimmverfahren zur
Aufbereitung von Erzen (Flotationsprozesse).Siehe auch D.
p. J. 1922, S. 206 ff.
B.
Simmersbach,
Wiesbaden.
SIMMERSBACH, Die Entwicklung der Schwimmverfahren.
Auf dem Gesamtgebiete der Zinkerzeugung hat kein einziger Faktor mehr zur
Ausdehnung eben der Zinkindustrie beigetragen als die Verbesserungen bei der
Aufbereitung (Konzentration) und der Trennung (Separation) von Erzen. Eine recht
beachtenswerte Lebhaftigkeit auf diesen zwei technischen Sondergebieten der
Konzentration und Separation zeigte sich in ihren ersten Anfängen schon zu Beginn
des laufenden Jahrhunderts. Es wurden in jenen Jahren verschiedene bedeutende
Erfindungen zur Verbesserung der Erzaufbereitung in der Oeffentlichkeit
bekanntgegeben, die sich nach eingehenden Versuchen für die Praxis der
Metallerzbehandlung als äußerst wertvoll erwiesen und darum auch bereits in den
Jahren 1905 und 1906, besonders in Australien und in den Vereinigten Staaten von
Amerika, schnell Eingang fanden. In beiden Ländern machten die Flotationsprozesse
und ebenso die elektrostatisch-magnetischen Aufbereitungsverfahren schnelle
Fortschritte. Einer der ersten Berichte, welcher aus den Vereinigten Staaten über
derartige moderne Erzaufbereitung handelt, stammt aus dem Jahre 1905, wo man in
Wisconsin bemerkenswerte Erfolge erzielt hatte in der magnetischen Separation
gering-metallhaltiger Bleierze durch Anwendung der Cleveland-Knowles-Maschine. Im
Staate Colorado begann sich damals, 1906, der Wetherill-Separator einzuführen.
Ferner wurden in elektrostatischer Aufbereitung Versuche angestellt mit der
Blake-Morscher-Maschine, und man fand bald, daß diese Maschine den Anforderungen
entsprach, um die zusammengesetzten Blei-Zinkerze von Leadville und anderen
Erzgebieten in Colorado sowie vom Erzgebiete des Großen Becken am Salzsee mit Erfolg
aufzubereiten. Dielektrische Separatoren in Verbindung mit
Sutton-Steele-Trocken-Stoßheerden wurden gleichfalls um 1905 oder 1906 zu Charcas im
Bezirk San Luis Potosi (Mexiko) für die Silber-Bleierzwerke aufgestellt.
Auch kannte man um jene Zeit schon Schwimmverfahren. Mehrere solcher
Flotationsprozesse waren in jenen Jahren bereits mit Erfolg versuchsweise, besonders
in Australien, betrieben worden. Doch hatte sich hinterher meistens gezeigt, daß sie
für die Praxis im Großen noch nicht zu gebrauchen waren, wenn auch das Grundprinzip
sich bei den Versuchsarbeiten als richtig erwies. Es mußten also noch Verbesserungen
dieser Flotationsprozesse erdacht werden, um sie im Großen für die Praxis der
Erzaufbereitung verwendungsfähig zu machen Der erste Versuch in den Vereinigten
Staaten wird aus Marion in Kentucky berichtet, woselbt man den
Sanders-Flotationsprozeß probierte, der ein Bad von schwefelsaurer Tonerde als
Medium benutzte, um die schwierig zu bewirkende Trennung von Flußspat und
Zinkblende, woraus die dortigen Erze bestehen, zu erreichen. Als die Scheidung sich
nach diesen Sanders-Versuchen als möglich erwies, errichtete man im Jahre 1906 noch
gleich eine größere Versuchsanlage nach dem Sanders-Verfahren in den
Erzaufbereitungswerken der Tri-Bullion Smelting and Development-Company zu Kelly in
Neumexico. Dort wurde Schwefelkies von Blende mit Erfolg getrennt. Die
Sanders-Flotationsanlage zu Kelly umfaßte 2 Tanks von je 100 tons Leistung. Zu
Marion in Kentucky fand der Sanders-Prozeß seine erste Anwendung zur Scheidung der
Fluorit-Blende-Erze auf den Werken der Sanders-Line-Separation-Comp. Man benutzte
hier eine verdünnte Lösung von Tonerdesulfaten, mit einem Ueberfluß an Al2 O3, als Medium, um
die Blende zu trennen. Das Ergebnis der Versuche und später der Großpraxis war ein
Produkt mit 59 % Zink. Um dieselbe Zeit stellte man auch kritische Versuche mit dem
Elmore-Verfahren an und zwar zunächst auf der Lanyon-Hütte zu Salt Lake City in
Utah. Zu Rico in Colorado wurde eine ganze Reihe von Versuchen zur Verbesserung der
Erzaufbereitung veranstaltet und man ging schließlich 1905/06 dazu über, eine
größere Aufbereitungsanlage zu errichten, woselbst das Schwimmverfahren
Stallmann-Germer Anwendung fand. Auch im südwestlichen Teile von Missouri bürgerten
sich damals schon Konzentrationsmethoden stark ein. Diese Verbesserungen bestanden
nicht allein in der Annahme neuerer Aufbereitungsverfahren, sondern vielfach auch in
einer sachgemäßsn Vergrößerung der Versuchsanlagen, der Errichtung großer Erzhütten,
und deren Ausstattung mit den besten, damals neuesten Maschinen und einer ganz
allgemein durchgeführten Vervollkommnung des gesamten Aufbereitungsprozesses.
In Australien veranstaltete man in den Jahren 1905 und später ausgedehnte Versuche,
um die dort gewonnenen Blei- und Zinksulfide zu trennen. Diese Versuche begegneten
in jenem Lande dem regsten Interesse weiter Kreise, da die Scheidung dieser
komplexen Blei-Zinkerze sich als besonders schwierig erwies. Neben den schon längere
Zeit in Australien üblichen Methoden der magnetischen Trennung wurden in jenem Lande
auch verschiedene
neue Flotationsprozesse studiert und eingehend geprüft. Der Delprat- und der
Potter-Prozeß, deren ersterer Salzkuchen, letzterer freie Säure benutzte, wurden in
Australien bald schon in größerem Umfange auf den Erzwerken eingeführt. So hieß es
1906, daß der Delprat-Prozeß erfolgreich auf der Proprietary-Grube eingeführt sei
und wöchentlich bereits 4500 tons Tailings (feine Zinkerze) aufbereitet würden. Der
unsprüngliche Flotationsprozeß in Australien war aber der Potter-Prozeß, den
besonders die Werke der Zinc-Corporation anwandten, bis sie im Jahre 1906 statt
dessen den Cattemole-Prozeß einführten. Das Cattemole-Verfahren benutzt ein Oel als
Flotationsmedium und stellt in gewissem Sinne eine Modifikation des ursprünglichen
Elmore-Prozesses dar. Auf einer anderen australischen Erzhütte führte man um jene
Zeit den De-Bavay-Prozeß ein. Man konnte damals bereits feststellen, daß die mit
Säure arbeitenden Schwimmverfahren bei den australischen Zinkerzen ein Ausbringen
von 40–42 % Zinkkonzentrat ergaben, während das Cattemole-Oelverfahren 43–45 %
Konzentrat erbrachte. Als eine Folge dieser ersten Versuche, die Schwimm verfahren
in die Praxis der Erzaufbereitung auf den Bergwerken Australiens einzuführen, machte
sich zunächst eine lebhafte Interessennahme in der dortigen Zinkindustrie geltend.
Die Broken-Hill-Gesellschaft ließ berichten, daß sie Erzhalden besitze, die aus weit
über 2 ½ Millionen tons zinkhaltigen Tailings beständen, deren Verarbeitung nach dem
Schwimmverfahren sie in einer großen Versuchsanlage in Angriff nehmen würde.
Gleichfalls im Jahre 1906 kaufte, in weiser Voraussicht, bereits eine Gruppe
australischer und englischer Kapitalisten – die als Zinc-Corporation in Australien
handelsgerichtlich eingetragen war, große Berghalden von Zinktailings mit etwa 17–19
% Zn. Bald besaß diese Zinc-Corporation 1275000 tons solcher alter Halden, deren
Metallgehalt nach damaliger roher Schätzung auf 900000 tons Zink, 350000 tons Blei
und 22 Millionen Unzen Silber angegeben wurde.
Den Hauptanstoß in der Entwicklung und Anwendung der Schwimmaufbereitungsverfahren im
hüttenmännischen Großbetriebe brachte aber dann das Jahr 1908, das erstmalig zur
erfolgreichen Benutzung der Flotationsmethoden in der Praxis verhalf. Wohl waren,
wie wir oben bereits kurz schilderten, schon in den letztvorhergehenden Jahren
manche Methoden der Schwimmaufbereitung durch Versuche als praktisch lebensfähig
erwiesen, aber es fehlte doch vielfach noch an ausgedehnter Anwendung im Großen.
Diese Uebernahme der Schwimmverfahren in die Praxis setzte in den Vereinigten
Staaten, wie auch gleichzeitig in Australien, erst gegen den Herbst 1907 ein. Die
ersten Berichte über erfolgreiche Anwendung datieren jedoch aus dem Jahre 1908,
während dessen Verlauf die damals schon bekannten Flotationsprozesse
weitverbreiteten Eingang fanden. Ihre technische Hauptausbildung erhielten diese
Schwimmverfahren in Australien und auch in Europa, während die Vereinigten Staaten
vorher allerdings auch mehrere Versuchsanlagen errichtet hatten, jedoch nur
vereinzelt in der Großpraxis zur Schwimmaufbereitung geschritten waren. Das wurde
nun mit dem Jahre 1908 wesentlich besser.
Obwohl die physikalischen Vorgänge bei der Schwimmaufbereitung der Erze, zumal bei
solchen recht komplexer Natur, noch wenig erkannt waren, so gab man doch schon um
die Jahreswende 1907/08 der Ueberzeugung Ausdruck, daß die wirksamen Grundprinzipien
des Flotationsvorganges auf der mechanischen Einwirkung der freien Oberfläche einer
Flüssigkeit im Kontakt mit festen Körpern beruhen müsse. Dazu trete dann noch
die Adhäsion, ferner die Oberflächenspannung und die Oberflächenviskosität.
Letztere wurde besonders bei dem damals viel erörterten Mc Quisten-Prozeß als
wirksam betrachtet.
Die in Frage kommende Flüssigkeit bei den Flotationsprozessen ist meistens Wasser.
Die freie Oberfläche existiert an der Peripherie, also der Außenhaut von Luftblasen
oder Kohlensäuregasbläschen und ferner auch an der oberen Fläche der Flüssigkeit
selbst, also an der Oberfläche des Wassers. In beiden
Fällen widersteht die filmartig dünne Schicht der Oberfläche des Wassers oder der
Gasblase, dem Zerstörtwerden durch Berührung mit den verschiedenen Mineralien in
verschieden starkem Grade, der indirekt proportional ist der Adhäsion des Wassers an
eben diese verschiedenen Mineralien oder Erze. Je größer die Adhäsion des Wassers an
das Mineral ist, um so leichter wird dieses durchfeuchtet; je geringer aber die
Adhäsion des Wassers an das betreffende Mineral ist, um so länger widersteht dieses
einer Benetzung. Diese Eigenschaft des Widerstands der Erzpartikelchen gegenüber
einer Benetzung oder Anfeuchtung ist ein primärer Faktor bei allen Schwimmverfahren,
die je zur Aufbereitung von Erzen – und auch Kohlen – ersonnen wurden. So widersteht
z.B. die dünne Oberflächenhaut oder der dünne Oberflächenfilm des Wassers infolge
der ihm innewohnenden Spannung meist stark einer Durchbrechung seitens sulfidischer
Erze, oder mit anderen Worten, die Schwefelerze bleiben recht lange trocken; weit
weniger dagegen schon bleiben die gewöhnlichen Gangarten trocken, und besonders kaum
noch die Quarzteilchen. Letztere widerstehen einer gründlichen Benetzung somit am
allerwenigsten. Man hat nun bei den unendlich vielen Versuchen, die zur Entdeckung
geeigneter Flotationsprozesse vorgenommen wurden, sehr bald herausgefunden, daß man
diesen, den verschiedenen Erzpartikeln eigentümlichen mehr oder weniger lang
andauernden Widerstand gegen eine Benetzung mit Wasser noch dadurch künstlich
steigern könne, daß man das Wasser mit einer gewissen Menge Oel mischte. Die
Adhäsionskraft solchen Oeles an Sulfiderze und an Gangmineralien ist gerade
entgengesetzt derjenigen, welche Wasser auf diese festen Teile ausübt. Da des
weiteren das Oel auch stets leichter ist als das Wasser, so bildet schon die geringe
Zugabe von irgend einem Oel ein recht aktives Agens im Flotationsverfahren selbst,
hilft also ganz wesentlich dazu beizutragen, die Scheidung von Erzen zu erleichtern.
Das Oel wirkt nämlich bei der Flotation als Mittel zur Agglomeration –
Zusammenballung – der sulfidischen Erzpartikelchen.
Wenn man bei der Schwimmaufbereitung von Erzen in die großen Bottiche, in welchen die
Erze behandelt werden sollen, dem Wasser Schwefelsäure zusetzt, so daß den
beigemengten Gangarten die Kohlensäure entweicht, dann setzen sich diese kleinen
aufsteigenden Kohlensäurebläschen eng um die kleinsten Teilchen der metallischen
Sulfide, die am Boden des Erzbottichs sich angehäuft haben und treiben mit ihnen zur
Oberfläche. Hier sammeln sich dann Erzteilchen, Oelbläschen und Wasserpartikelchen
in der Form eines mehr oder weniger dichten Schaumes an, der abgezogen wird, während
die Gangartkörnchen unten am Boden des Setzkastens liegen bleiben. Das
Adhäsionsvermögen solcher Gangartteilchen, Quarz, Kalkspat, Granit, Grus u.a., an
Oel und Wasser ist aber ein ganz wesentlich geringeres als das der Erzteilchen
selbst. Das auswählende Bestreben der Gasblasen einzelne, ihrer eigenen Größe
entsprechende, Erzpartikelchen zu umhüllen, ist das innere Moment, der physikalische
Faktor, – auf welchem der Erfolg der Schwimmaufbereitung und der Konzentration der
Erze beruht. Zugleich
ist es auch ein Maßstab der Adhäsion von Gasblasen an die verschiedenen
Gangartminerialien und Erzteilchen. Im allgemeinen ist nun diese Oeladhäsion an
Erzteilchen sowohl wie an Gangartteilchen, umgekehrt wie die Adhäsion des Wassers an
solche Teilchen. Solche Schwefelerzteilchen, für welche Wasser die geringste
Adhäsionsneigung besitzt, also am kräftigsten einer Wasserbenetzung widerstehen,
oder mit welchem Wasser den größten Capillaritätswinkel bildet, die kommen in
Kontakt mit den Gasbläschen, werden schließlich immer mehr von solchen Gasbläschen
umhüllt, mit dem schließlichen Endresultat einer stärkeren Anhaftung beider
aneinander.
Unter den Mitteln, welche man schon in den ersten Versuchsjahren anwandte, um die
Schwimmaufbereitung von Erzen zu beschleunigen und um eine vollständigere Trennung
der Einzelteilchen zu bewirken und so eine mehr perfekte Scheidung zwischen
Erzpartikel und Gangart zu erzielen, gehört einmal die Vertiefung der
Scheidebottiche, also der Setzkästen, dann ein Erwärmen der Flüssigkeit, und
schließlich auch das teilweise Absaugen der Luft oberhalb der Flüssigkeit im Tank,
also Arbeiten mittels Vakuum.
Die wirksamen Kräfte bei der Schwimmaufbereitung von Erzen müssen sehr vorsichtig
gegeneinander abgewogen werden. Um in einem gegebenen Falle, für ein bestimmtes Erz,
die Schwimmaufbereitung kontinuierlich durchzuführen, erfordert das Verfahren eine
möglichst genaue Anpassung an den Charakter des zu behandelnden Erzes, die nur auf
Grund eingehenden Probierens erreicht werden kann. Eine Vernachlässigung dieser
sorgfältigen Vorproben führt offenbar recht oft zu lokalen Enttäuschungen bei
Flotationsprozessen, die unter gänzlich anderen Verhältnissen und bei anderem
Material sich auf anderen Werken als recht befriedigend erwiesen haben. Als ganz
besonders geeignetes Objekt zu erfolgreicher Konzentration mittels der
Schwimmaufbereitung erwiesen sich schon sehr frühzeitig die zinkhaltigen Tailings in
Australien. Es sind dies die kleinen Zinkerzkörnchen, welche in Australien in großen
Mengen vorhanden sind und früher aus wirtschaftlichen Gründen nicht aufbereitet
werden konnten, sondern vielfach zu enormen Bergehalden aufgeschüttet werden mußten.
Versuche, diese Zinkerztailings mittels Schwimmverfahren anzureichern, ließen bald
erkennen, daß der Erfolg in hohem Maße von der Größe des Gangartpartikelchens im
Verhältnis zum Schwefelerzteilchen abhängig ist, und ferner auch von dem Umstand, ob
Mangan und Eisenkarbonate in der Gangart vorhanden sind. Besonders die reinen
Zinkkonzentrate erwiesen sich bei Versuchen als recht ungeeignet für
Schwimmaufbereitung. Als man jedoch solchem reinen Zinkerz die nötige Menge inerter
Gangart zusetzte, dann ließ sich die Flotation sofort mit vollem Erfolg durchführen.
War allerdings die Zugabe von Gangart in Ueberfluß erfolgt, so sanken alle
Schwefelerzteilchen einschließlich der Zinkblendeteilchen einfach zu Boden. Der
Prozeß der Schwimmaufbereitung bei den australischen Zinktailings ließ sich also nur
unter ganz bestimmten Bedingungen mit Erfolg durchführen. Lange Zeit war man unter
den Fachleuten im Zweifel darüber, ob die Gegenwart einer dünnen Lufthaut, einer
dünnen Filmschicht aus Luft, welche die Schwefelerzteilchen umhüllt, anzunehmen sei
und ob eine solche feine Luftschicht irgend einen Einfluß auf das
Flotationsverfahren habe. Diese Frage ist sehr oft erörtert worden, besonders in den
Arbeiten von Swinburne und Rudorf sowie von Huntington, die vielfache Diskussion in
der Fachpresse hervorriefen. (J. Swinburne und G. Rudorf: The physics of ore
Flotation: Transact. Faraday Society Bd. 1, Teil 4, Seite 336–344. A. H. Huntington:
The Concentracion of metalliferous sulphides by Flotation: Transact. Faraday
Society, Bd. 1, Teil 4, Seite 346–355) Jedenfalls hat sich erwiesen, daß das Feld
der Erzaufbereitung mittels der Schwimmverfahren beschränkt ist auf die Trennung von
solchen Mineralien, die nicht gleich feucht werden, sondern längere Zeit noch
trocken bleiben – hauptsächlich sind dies sulfidische Erze – und solche Mineralien
wie auch Gangarten, die sehr leicht vom Wasser benetzt werden. Wo aber zwei oder
mehrere Mineralien zum Schwimmen gebracht sind, da muß noch eine weitere Scheidung
erwirkt werden; entweder eine magnetische Scheidung, oder eine andere Art der
Aufbereitung stattfinden, je nach dem Charakter solcher zusammengesetzter Erze.
Ueber die Anfänge der Schwimmaufbereitung in Australien
berichtet in zusammenfassender Weise die Geologische Landesanstalt zu Washington im
Jahrgang 1908 der Mineral Resources. Bis zu jenem genannten Jahre hatten sich in
Australien große Haldenbestände von zinkhaltigen Tailings angesammelt als Ergebnis
des jahrelang betriebenen Bergbaues auf die Zink-, Silber-, Bleierze. Damals
schätzten Fachleute diese Erzrückstände auf 6–7 Millionen long tons; der
Metallgehalt dieser Halden wurde geschätzt auf etwa 1200000 long tons Zink, 350000
long tons Blei und 40 Millionen Unzen Silber. Manche der australischen
Erzbergwerksgesellschaften, die solche komplexe Erze förderten, hatten schon seit
einigen Jahren Flotationsverfahren ausgearbeitet und in der Praxis angewandt. Diese
Schwimmverfahren in Australien ähnelten sich alle mehr oder weniger, indem sie die
Auftriebskraft der Luft oder der Gasblasen von Kohlensäure als wirksames Agens
benutzten. Die oxydierten und verwitterten Tailings der alten Haldenbestände
erwiesen sich immerhin als etwas schwieriger zu behandeln wie frisch gefallene
Zinkerztailings, doch bewirkte der Zusatz von etwas Schwefelsäure zu der Lösung im
Erzbottich, daß die dünne Oxydionsschicht der Erzpartikelchen sich ablöste und die
verbleibenden Sulfiderzpartikelchen dann ein geeignetes Objekt für die Einwirkung
der Flotationskräfte abgaben.
Die Bedeutung des australischen Wettbewerbs in der Zinkerzeugung, vor allem zunächst
hinsichtlich der Förderung von Zinkerzen, rechtfertigt eine kurze Erörterung
derjenigen Schwimmverfahren, welche in jenem Lande schon vor 1908 in Uebung standen.
Nach einem derzeitigen Berichte des Londoner Mining Journal belief sich im Jahre
1908 in Australien die Gewinnung von Zinkerzkonzentrat aus alten sowohl wie neuen
Tailings im Broken-Hill-Erzgebiete auf folgende Mengen:
Erzeugung von aufbereitetem Zinkerz aus Tailings aller Art zu
Broken Hill in Neusüdwales
Erzgesellschaft
Schwimm-verfahren
VerarbeiteteTailings
GewonneneKonzentrate
long tons
long tons
Sulphide Corporation
Ballott-Prozeß
182340
98000
Broken Kill Proprietary
Potter- „
276703
64373
Zinc Corporation
Elmore - „
131965
45707
Minerals Separation Co
Ballott- „
–
32197
De Bavays Treatment Co
De Bavay „
74187
22590
Die Broken-Hill-Gesellschaft mit einer Vorratshalde von rund 3 Millionen Tons an
Tailings wandte zuerst das Schwimmverfahren Delprat an, indem sie die Tailings in
einer verdünnten Lösung von Salz und Schwefelsäure behandelte, Patentstreitigkeiten
zwischen dem Delprat-Verfahren und dem Potter-Prozeß, der ebenfalls verdünnte
Schwefelsäure als Flotationsagens benutzte, endigten in einem Kompromiß, wonach dann
die Broken-Hill-Proprietary-Company das Recht zugesprochen erhielt, den Potter-Prozeß anwenden
zu dürfen. Dagegen erhielten die Inhaber des Potter-Verfahrens das Recht, die
Delprat-Patente überall in Australien benutzen zu dürfen. So kam der Potter-Prozeß
denn endgültig auf den Erzbergwerken der Broken-Hill-Proprietary-Comp. zur
Anwendung. Die neue Aufbereitungsanlage 1908 besaß bereits eine Leistungsfähigkeit
von jährlich mehr als 50000 tons 42prozentiges Zinkerzkonzentrat.
Die Sulphide-Corporation (Limited) betreibt die Central Mine; auch hier hatten sich
bis zum Jahre 1908 bereits über 1 Million tons an zinkhaltigen Tailings angesammelt,
die damals, als der weiteren Verarbeitung unwürdig, einfach auf die Halde gestürzt
wurden. Diese Tailings wurden nun durch die Minerals Separation Company zur weiteren
Verarbeitung übernommen, welche damals ein gemischtes Schwimmverfahren anwandte,
nämlich den Sulman-Picard-Ballott-Prozeß Bei dieser Art der Aufbereitung werden die
zinkhaltigen Tailings Südaustraliens mit einer geringen Menge Oel oder Oelsäure und
ebenfalls mit wenig mineralischer Säure gemischt und dann kräftig mit Wasser in dem
Flotationstank behandelt; dabei heben sich dann die Schwefelerzkonzentrate nach oben
in eine entstehende Schaumschicht. Die Minerals Separation Company besaß schon im
Jahre 1908 zur Verarbeitung der alten Haldenbestände, die sie von der Sulphide Co
auf deren Werk Central Mine gekauft hatte, zwei solcher Aufbereitungsanlagen. Die
eine verarbeitete die alten verwitterten Tailings der Halden, die andere Anlage
verarbeitete die täglich frisch anfallenden Tailings der Centralgrube. Die gesamte
Leistungsfähigkeit dieser Aufbereitungswerke der Minerals Separation belief sich von
Anfang schon auf rund 1200 tons Tailings.
Ebenfalls schon um die Zeit des Jahres 1908 wurden die zinkhaltigen Tailings von der
Broken Hill Nordgrube mittels Schwimmverfahren aufbereitet, und zwar nach dem
De-Bavay-Prozeß. In diesem Verfahren werden die Tailings in der Form einer dünnen
Paste „gasifiziert“ mit Kohlensäure und dann auf geneigte Aufbereitungsherde
gebracht, von wo aus die Erzmasse in einen Trog rutscht, wo die sulfidischen
Bestandteile der Tailings dann aufgeschwemmt werden und mit dem Schaum in den
Konzentrationsbottich übergehen. Das notwendige Kohlensäuregas kann auch aus
gewöhnlichem Rauchgas bestehen. Dieser De-Bavay-Prozeß verläuft langsamer, ist zudem
wesentlich komplizierter, bedarf auch einer größeren Sorgfalt in der Leitung und
Beaufsichtigung und endlich erfordert er offenkundig mehr Betriebskosten als andere
Schwimmverfahren. Andererseits wurde schon 1908 auf der Broken Hill Nordgrube
festgestellt, daß seine effektive Wirkung eine so vorzügliche ist, daß nahezu aller
Zinkgehalt der Tailings auch wirklich gewonnen werde. Insofern war der Prozeß also
doch, trotz aller sonstigen Einwände, recht günstig. Die De Bavays Treatment Company
kaufte 1908 auch 370000 tons Tailings von der Broken Hill Proprietary Block 10
Company, und ferner noch die täglich anfallenden Tailings auf der Broken Hill South
Silver Mining Company. Auf diese Weise hatte sich die De-Bavay-Gesellschaft eine
reichliche Menge Rohmaterial gesichert.
Die Zinc Corporation Ltd. wurde um jene Zeit eigens
gegründet, um die Vorräte alter Bestände von Tailings in Neusüdwales zu erwerben.
Unter den von dieser Gesellschaft gekauften Haldenbeständen befanden sich jene der
Broken Hill Proprietary Block 10 Company, der Broken Hill South Silver Mining
Company, der British Broken Hill Proprietary Company und der Broken Hill Proprietary
Block 14 Company. Alles in allem beliefen sich diese alten Haldenbestände auf mehr
als 2 Millionen long tons (à 1016 kg.) Diese fest gekaufte Menge Altmaterials
nebst dem kontraktlich erworbenen täglichen Anfall dieser Bergwerksgesellschaften an
neuen Tailings wurde 1908 schon als genügend geschätzt, um der Aufbereitungsanstalt
der Zinc Corporation Limited auf reichlich elf Jahre Rohstoff zu sichern. Die Zinc
Corporation arbeitete nach einem Schwimmverfahren, welches dem Elmore Vakuum-Prozeß
gleichkam oder nahestand; Oel und verdünnte Schwefelsäure wurden angewandt und der
Flotationsvorgang selbst noch durch die teilweise Erzeugung eines geringen Vakuum
beschleunigt. Die Anlage der Zinc Corp. hatte eine Leistungsfähigkeit von 800 tons
Tailings in 24 Stunden. Die Tailings enthielten im Durchschnitt 20 % Zink, 5,75 %
Blei und 8 Unzen Silber auf die long ton. Die aus der Vakuum-Schwimmaufbereitung
kommenden Konzentrate werden auf 20 Wilfley-Herden weiter behandelt und man erzielt
hier zwei verschiedene Endprodukte mit folgenden durchschnittlichen
Metallgehalten:
a)
Zink
46,5 %
b)
Zink
15%
Blei
7,25 %
Blei
58 %
Silber
16 Unzen
Silber
39 Unzen
pro lg ton
pro lg ton
In Europa hatte sich im ersten Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts der
Elmore-Vakuumprozeß bereits auf einer ziemlichen Anzahl von Erzgruben Eingang
geschaffen. Hauptsächlich fand diese Methode der Schwimmaufbereitung Anwendung bei
der Scheidung von Kupfersulfiden von den verschiedenen Gangartmineralien. In einigen
Fällen wurde der Elmore-Prozeß in Europa auch angewandt um Zinkblende aufzubereiten.
Im allgemeinen jedoch fanden die Flotationsprozesse in den ersten Jahren noch
verhältnismäßig wenig Beachtung in Europa. Dagegen war in den Vereinigten Staaten die Entwicklung der Flotationsverfahren schon rüstig
auf dem Wege. Verschiedene Methoden der Schwimmaufbereitung fanden in den Ver.
Staaten die Wege zu ihrer Entwicklung, insbesondere der Elmore-Prozeß sowie der
Mc-Quisten-Prozeß wurden auf vielen Erzbergwerken der Union mit Erfolg eingeführt,
teilweise schon während des letzten Jahrzehnts des vorigen Jahrhunderts. So wurde
bereits im Jahre 1890 zu Baker City in Oregon der Criley- und Everson-Oelprozeß
versuchsweise eingeführt, um sulfidische Erze von ihrer Gangart zu scheiden. (Eng.
and Min. Journ. Bd. 50. 15. XL 1890 S. 581.) Das vom Erzbrecher kommende genügend
zerkleinerte Erz wurde mit einem schwarzen, dicken Oel gemischt und dann Wasser
zugegeben, welches etwas mit Schwefelsäure angesäuert war. Darauf wurde dann die
ganze Mischung bis nahe an ihren Siedepunkt erhitzt. Die Sulfide des Erzes stiegen
in einem sich bildenden dicken Schaum herauf an die Oberfläche des Bades, während
die reinen Gangteilchen, aus Quarz bestehend, am Boden der Sitzwanne liegen blieben.
Leider gibt der Bericht in der zitierten Fachzeitschrift keinerlei weitere
Einzelheiten hinsichtlich des wirtschaftlichen Nutzeffektes dieses damals schon
geübten Criley- und Everson-Schwimmverfahrens. Anscheinend lagen solche
Erfahrungsresultate über den kommerziellen Nutzen dieser Methode wohl niemals vor.
Einige Zeit später fand der Sanders-Flotationsprozeß Eingang, und zwar zuerst
versuchsweise im westlichen Kentucky, woselbst man diese Methode erprobte bei der
schwierigen Trennung der Zinkblende vom Flußspat. Das dortige Roherz in Kentucky
enthält Blei, Zink und Flußspat; es wird auf Backenbrechern gebrochen und durch
Siebe mit 20 Maschen auf den Quadratzoll gesiebt. Darauf geht das gesiebte Gut über
Konzentrationsherde des Wilfleytypus und man erhält drei verschiedene Produkte, nämlich 1)
Bleikonzentrate, 2) Zink-Flußspat-Middlings und 3) Flußspat-Tailings. Die Middlings
wandern in die Flotationstanks und werden hier kräftig in einem Bad von neutralem
oder basischem Tonerdesulfat (alum) bei 85–90° behandelt. Kleine Gasbläschen, wohl
H2S, steigen an die Oberfläche und schleppen die
sulfidischen Bestandteile der Middlings mit nach oben, wo sie in die Absetzkästen
abgeschwemmt werden. Die Gewinnung des Zinkgehalts dieser so behandelten Middlings
soll nach gleichzeitigen Angaben in amerikanischen Fachzeitschriften bis auf 80–90 %
getrieben werden können. Die Kosten dieser Schwimmaufbereitung wurden im Jahre 1890
zu 34 Cents auf die Tonne angegeben. Beide Ergebniswerte wurden in jenem Jahre auf
einer Versuchsanlage im westlichen Kentucky festgestellt, wo man
Flußspat-Blei-Zinkerze auf einem Werke zu Marion nach diesem Sanders-Prozeß
aufbereitete. Diese Versuche müssen wohl genügend günstig ausgefallen, denn sie
führten später zur Errichtung einer großen Sanders-Flotationsanlage mit zwei
Schwimmertanks, jeder von 100 tons Leistungsvermögen. Diese erste größere
Betriebsanlage zur Schwimmaufbereitung wurde erbaut im Jahre 1908 auf der
Aufbereitungshütte der Tri-Bullion-Smelting and Refining-Company zu Kelly in
Neu-Mexico. Dies Werk dient zur Scheidung von Zinkblende von Schwefelkies.
Nächst dem Sanders-Prozeß fand in den Vereinigten Staaten der Mc-Quisten-Prozeß dann
schnellen Eingang. Der ursprüngliche Mc-Quisten-Prozeß war eine einfache
Wasserschwimm-Methode; erst spätere Patente sahen dabei eine vorhergehende
Behandlung der Tailings mit Oel vor. Bei dem Flotationsvorgang selbst spielte
keinerlei Säure oder Gasblasen irgend eine Rolle. Die ursprüngliche Ausstattung des
Mc-Quisten-Verfahrens bestand aus einem Rohr von 1 Fuß Durchmesser und 4–6 Fuß
Länge, welches am Ausgangs- oder Entladungsende ein wenig gebogen ist. Eine nähere
Beschreibung dieses Verfahrens, welches mehrfach verbessert worden ist, soll nachher
folgen. Eine der ersten amerikanischen Anlagen, welche nach dem
Mc-Quisten-Verfahren arbeitete, besaß eine Leistungsfähigkeit von 125 tons und
enthielt 100 Rohre, die in Gruppen zu je 4 angeordnet waren. Die Anlage wurde auf
der Adelaide-Grube zu Golconda im Staate Nevada erbaut. (Eng. and Min. Journal, Bd.
84, 1907, Seite 765–770.) Nach dem zitierten Bericht erbrachte diese Anlage zu
Golconda eine erfolgreiche Trennung von Chalcopyrit (Kupferkies) mit kleineren
Beimengungen anderer Sulfide von der dichten quarzigen Gangart, die mit Spinell und
Granat durchsetzt war. Um jene Zeit, 1907 oder 1908, fanden auch noch größere
experimentelle Versuche mit dem Kupfererz von Ely in Nevada statt, ferner mit
Kupfererz von der Newhouse-Grube in Utah und mit Zinkerz von Rico in Colorado. Doch
wurden die Ergebnisse dieser Probeverarbeitungen s. Zt. nicht veröffentlicht, nur so
viel steht fest, daß man den Mc-Quisten-Prozeß auch hier anwandte.
Versuche mit dem Elmore-Vakuumprozeß wurden ebenfalls um jene Zeit auf verschiedenen
Blei-Zinkgruben angestellt, so auf den Werken der Empire Zinc Company zu Canon City
in Colorado und auf der Lanyon-Hütte zu Salt Lake City in Utah. Die Versuche
erwiesen jedoch, daß der damals gehandhabte Elmore-Prozeß in seiner einfachen
Apparatur nur für eine ganz beschränkte Zahl amerikanischer Erze sich als tauglich
erwies. Dagegen erbrachten Versuche mit siderithaltigen Zinkerzen von den Ruth- und
Blue Beil-Gruben in Britisch-Columbia sehr gute Resultate bei Anwendung des
einfachen sauren Schwimmverfahrens. (Report of the British Columbia Zinc Commission
1906, Seite 123–128.) Andererseits aber zeigte sich, daß mit Erzen von ähnlichen
columbischen Gruben, welche jedoch keinen Siderit enthielten, auch nur geringe
Aufbereitungsresultate erzielt wurden. Ohne Zweifel hat demnach bei der Aufbereitung
solcher komplexer Blei-Zinkerze wie sie die britisch-columbischen Gruben fördern,
deren Gehalt an Eisenspat (Siderit) einen Einfluß auf das Gelingen der Separation.
–
(Fortsetzung folgt.)