Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 27 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattt.)
Polytechnische Schau.
Luftkondensatoren. Der durch den Friedensvertrag von
Versailles bedingte Verlust eines großen Teils der oberschlesischen Kohlengruben,
sowie die zeitliche Ausschaltung der Kohlenzechen des Saargebietes mußte für uns
einen erheblichen Brennstoffmangel zeitigen, der naturgemäß automatisch eine
bedeutende Steigerung der Kohlenpreise im Gefolge hatte. Angesichts der sich aus
diesen Tatsachen ergebenden schwierigen wirtschaftlichen und technischen
Verhältnisse sah sich die deutsche Industrie genötigt, dem Gebiet der Wärmetechnik
ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken. So sind dann in den letzten Jahren in
gemeinsamer Arbeit von Theorie und Praxis recht erfolgreiche Lösungen
wärmetechnischer Probleme zu verzeichnen gewesen, die alle in der Tendenz gipfelten,
jede nur irgendwie erreichbare Brennstoffersparnis zu erzielen oder gegebene Wärme
restlos auszunutzen. In dem Dienst der letzteren Aufgabe stehen nun auch die
Luftkondensatoren, auf deren hervorragende wirtschaftliche Arbeitsweise immer wieder
hingewiesen werden muß. Wo die nahezu kostenlose Erzeugung von Warmluft für Heizung
oder Trocknung erstrebt wird, bietet der Luftkondensator in Verbindung mit
Dampfmaschinen, Dampfturbinen oder Lokomobilen die Möglichkeit hierzu. Bevor
wir auf Bauart und Wirkungsweise der Luftkondensatoren näher eingehen, seien zum
besseren Verständnis der Frage der Dampfkondensatoren einige Bemerkungen über die
Bauarten anderer Kondensatoren vorausgeschickt. Zunächst sei auf die
Mischkondensatoren nach dem Parallel- und Gegenstromprinzip hingewiesen, deren
kennzeichnende Bauart darin besteht, daß das Kühlwasser im Kondensator unmittelbar
mit dem Dampf in Berührung kommt. Die Mischkondensatoren nach dem
Parallelstromprinzip arbeiten in der Weise, daß eine unmittelbare Mischung des
Dampfes mit dem eingespritzten Kühlwasser vor sich geht. Dampf und Kühlwasser bewegt
sich innerhalb des Kondensators in gleicher Richtung. Zur Entfernung des aus Luft
und erwärmtem Wasser bestehenden Kondensates benutzt man eine die Absaugung
bewirkende Naßluftpumpe. Bei den nach dem Gegenstromprinzip arbeitenden
Mischkondensatoren bewegen sich Dampf und Wasser entgegengesetzt zueinander. Wasser
und Luft wird bei Gegenstromkondensatoren getrennt abgeführt. Für die Abführung des
Wassers benutzt man ein sogenanntes barometrisches Fallrohr oder auch eine
Warmwasserpumpe. Zur Absaugung der Luft an der kältesten Stelle benutzt man in der Regel
eine trockene Schieberluftpumpe. Was die Oberflächenkondensatoren betrifft, so
begegnet man hier verschiedenen Bauarten, wie geschlossenen, offenen, Riesel- und
Strahlkondensatoren. Auch bei den Oberflächenkondensatoren hat in der Hauptsache das
Gegenstromprinzip Anwendung gefunden.
Textabbildung Bd. 338, S. 28
Abb. 1. Luftkondensator mit vom Ventilator angetriebener Maß-Luftpumpe.
Von den genannten Bauarten haben sich die geschlossenen Oberflächenkondensatoren am
meisten Bahn gebrochen. Letztere Bauart zeigt einen zylindrischen Behälter, in dem
das vom Abdampf umspülte und vom Kühlwasser durchströmte Rohrsystem Unterkunft
gefunden hat. Die Zuführung des Kühlwassers geschieht in der Regel durch eine
Kreiselpumpe. Bei gemeinsamer Entfernung von Kühlwasser und Luft benutzt man eine
Naßpumpe; für die getrennte Abführung der Kondensate sind jedoch zwei Pumpen
erforderlich. Alle diese Kondensationsverfahren haben jedoch den großen Nachteil,
daß große Kosten erfordernde Rückkühlanlagen notwendig sind. Ein weiterer Nachteil
ist es auch, daß sich die Dampfwärme nicht zum Heizen oder Trocknen wirtschaftlich
verwerten läßt, wo Bedarf hierfür vorhanden ist. Für den Bau der Rückkühlanlagen ist
außerdem eine größere Bodenfläche notwendig, was bei hohen Bodenpreisen ins Gewicht
fällt. Oft ist die Wasserbeschaffung schwierig, schließlich haben wir heute auch mit
hohen Wasserpreisen zu rechnen. Diese vorwiegend wirtschaftlichen Nachteile haben
Veranlassung gegeben, daß sich die Luftkondensatoren schnell Bahn brachen. Mit zu
den ältesten und ersten dieser Art zählt der nachfolgend beschriebene
Luftkondensator. Wo eine Kondensations-Dampfmaschine vorhanden ist, läßt sich durch
den Einbau eines Luftkondensators eine wesentliche Erhöhung der Wirtschaftlichkeit
der Maschinenanlage erzielen. Die durch den Luftkondensator erreichbare Ausnutzung
der Abdampfwärme stellt so erhebliche Mengen Warmluft zur Verfügung, daß diese in
großem Umfange für Heizung, Trocknung oder Entnebelung benutzt werden können. Diese
wirtschaftlich hoch zu bewertenden Warmluftmengen werden fast kostenlos gewonnen.
Was die Bauart des genannten Luftkondensators betrifft, so bildet den Hauptteil der
eigentliche Konsendator mit der Luftkühlung. Der Kondensator besteht aus einer
größeren Anzahl von schmiedeeisernen verzinkten Lamellenrohren, die in ihrer
Vereinigung eine Heizbatterie bilden. Ein vorgeschalteter
Niederdruck-Zentrifugal-Ventilator drückt die als Kühlmittel dienende Luft durch
diese Heizbatterie, wo die Luft mit großer Geschwindigkeit an den Lamellenrohren
vorbeistreicht. Hierbei entzieht die Luft dem Abdampf die Wärme und ruft eine starke
Kondensation des Abdampfes hervor. Durch einen angeschlossenen Luftkanal wird die
infolgedes Wärmeaustausches angewärmte Luft weitergeleitet und je nach Bedarf für
die Beheizung von Werkstätten oder den Betrieb von Trockenanlagen benutzt. Der
Einbau eines Luftkondensators ist leicht durchführbar und ohne Schwierigkeit zu
bewerkstelligen. Im allgemeinen erfolgt die Einschaltung des Luftkondensators
zwischen dem Niederdruck-Zylinder der Dampfmaschine und dem Oberflächen-Kondensator
mit Luftpumpe. Letzterer erfüllt die Aufgabe einer Reserve; denn in der Zeit,
während welcher die warme Luft nicht benötigt wird oder auch bei wechselnder
Belastung der Dampfmaschine, hält der Oberflächen-Kondensator das Vakuum konstant.
Von Vorteil ist es, daß das bei Luftkondensatoren in der Luftpumpe abgesaugte
Kondensat frei von kalkhaltigen Substanzen ist; eine unmittelbare Verwendung zur
Kesselspeisung ist daher gegeben. Um ein Verschmutzen der Kühlflächen im Kondensator
zu verhindern, muß das vom Abdampf mitgerissene Oel entfernt werden. Dies geschieht
durch Einbau eines Oelabscheiders. Bei der Bauart dieses Luftkondensators kommt jede
Dichtung in Fortfall, was die Betriebssicherheit wesentlich erhöht, Ein Vorzug ist
es auch, daß eine große Heizoberfläche auf einem verhältnismäßig kleinen Raum
untergebracht werden kann. Durch Verzinkung der Heizfläche wird außerdem eine
Steigerung der Wärmeübertragung und eine größere Haltbarkeit erzielt.
Textabbildung Bd. 338, S. 28
Abb. 2. Luftkondensator mit Zentrifugal-Ventilator.
Für die Ummantelung des Heizröhrensystems, sowie für das
Gehäuse des Niederdruck-Zentrifugal-Ventilators wird starkes Eisenblech mit
Winkelversteifungen genommen. Die Abb. 1 und 2 zeigen einen Luftkondensator mit
Zentrifugal-Ventilator und einen solchen mit vom Ventilator angetriebener
Naß-Luftpumpe. In Abb. 3 wird eine Luftheizungsanlage
unter Verwendung von Luftkondensatoren zur Darstellung gebracht. Im letzteren Fall
wird die Abwärme des Vakuumdampfes zweier Verbundlokomobilen zur Erwärmung der
Heizluft für ein großes Fabrikgebäude ausgenutzt. Die beiden Luftkondensatoren haben
in einem Anbau neben dem Maschinenhaus Aufstellung gefunden. Die Luftheizung ist
eine mit Frischluftzusatz arbeitende Umluftheizung. Ein dem Luftkondensator
vorgeschalteter Ventilator saugt die Rückluft durch die Luftkondensatoren, die aus
dem beheizten Gebäude, mittels eines Kanals entnommen wird. Die Rückluft bringt im
Wärmeaustausch den Abdampf zur Kondensation, um hierauf im vorgewärmten Zustande dem
Raum wieder zur Beheizung zugeführt zu werden. Zur sachgemäßen Herstellung von
Luftkondensationsanlagen empfiehlt es sich, erfahrene Firmen heranzuziehen.
Dr. P. Martell.
Textabbildung Bd. 338, S. 29
Abb. 3. Schematische Darstellung eines Luftkondensators in Verbindung mit
einer Wolf-Lokomobile.
Neue Betriebsstoffe für Verbrennungsmaschinen. Einen recht
anschaulichen Ueberblick über die Gewinnung und die Eigenschaften der gebräuchlichen
Treibmittel für Kraftwagenmotoren gibt H. Eckart in der Illustr. Motorzeitung
(München). Durch die riesige Zunahme des Kraftwagenverkehrs wurde die Nachfrage nach
Treibmitteln so gesteigert, daß außer Benzin, das ursprünglich ein recht lästiges
Abfallprodukt bei der Herstellung von Petroleum war, Kraftstoffe mit anderen
Siedegrenzen und anderem chemischen Verhalten herangezogen werden mußten. So wandte
man zunächst das Mittel- und Schwerbenzin auch beim Kraftwagenbetrieb an, ging dann
zum Benzol über, das namentlich in Deutschland seit 1910 in großen Mengen Verwendung
findet, und führte im Verlauf des Krieges auch den Spiritus ein, um dessen
Einführung als Treibmittel für Kraftwagenmotoren sich die Landwirtschaft schon lange
vorher, jedoch vergebens bemüht hatte.
Von der Ansicht, daß zum Motorenbetrieb einheitlich zusammengesetzte Kraftstoffe am
besten geeignet seien, ist man in den letzten Jahren abgekommen und zieht neuerdings
Kraftstoffgemische vor. So kam z.B. im Kriege der Benzolspiritus auf, in den Jahren
1919 und 1920 wurde ein Gemisch von Benzol und Treiböl benutzt und in jüngster Zeit
gelangte ein Kraftstoffgemisch zur Einführung, das als wesentlichen neuen
Bestandteil hydriertes Naphthalin enthält. Damit ist es gelungen, uns von
ausländischen Kraftstoffen unabhängig zu machen.
Die Hydrierung, d. i. die Anlagerung von Wasserstoff an ungesättigte Verbindungen bei
Gegenwart feinverteilter Metalle als Katalysatoren beruht auf den grundlegenden
Arbeiten von Sabatier und Senderens Dieses Verfahren wurde zuerst von Normann in der Fettindustrie
eingeführt (Fetthärtung) und in der Folge auch auf andere Kohlenstoffverbindungen
übertragen, so z.B. auf das feste Naphthalin, das auf diesem Wege in flüssiges
Tetralin bezw. Dekalin übergeführt wird. Diese Fabrikation wurde 1917 in einer in
Rodleben (Anhalt) errichteten Anlage nach einem von G. Schroeter angegebenen
Verfahren aufgenommen, deren Tagesleistung 100–120 t beträgt. Die Durchführung des
Hydrierprozesses verläuft kontinuierlich, doch muß das Naphthalin zuvor gereinigt
werden, indem es in geschmolzenem Zustand mit schwefelbindenden Stoffen vermischt
wird. Das gereinigte Naphthalin wird sodann nach Zusatz von feinverteiltem
Nickelmetall in mit Rührwerk versehenen Autoklaven in der Wärme mit Wasserstoff
unter einem Druck von etwa 40 at behandelt, wobei zuerst Tetralin und aus diesem bei
noch längerer Einwirkung von Wasserstoff schließlich Dekalin gebildet wird. Beide
Kohlenwasserstoffe sind für sich sowie in Mischung mit anderen Stoffen als
Kraftstoffe verwendbar, so daß also auf diese Weise eine wertvolle Verwendung für
das in großer Menge bei der Destillation des Steinkohlenteers anfallende Naphthalin
geschaffen worden ist.
Die wichtigsten Eigenschaften der heute benutzten Kraftstoffe sind aus folgender
Tafel ersichtlich:
Bezeichnung
spez Gewicht
Siede-grenzen
Flamm-punkt
Gefrierpunkt
HeizwertWE/kg
Motorenbenzin
0,08–0,75
55–125°
unter 0°
unter – 15°
10500–11000
Motorenbenzol
0,88–0,885
80–120°
„ 0°
– 5°
9600–10000
Motorenspiritus
0,82–0,825
70–85°
+ 18°
unter –100°
5800–6000
Petroleum
0,75–0,87
155–300°
21–140°
„ – 10°
10000–11800
Naphthalin
1,15
216,5–218,5°
–
+ 80°*)
9300–10000
Tetralin
0,975–0,980
205–207°
70–80°
unter –30°
9940–11500
Dekalin
0,90
188–195°
ca 60°
„ – 55°
10000–11000
Tetralitbenzol (50 v. H. Benzol, 25 v. H.
Tetralin, 25 v. H. Spiritus)
0,886–0,900
64–200°
sehr kältebeständig*)
Schmelzpunkt
ub 9000
Diese Gegenüberstellung zeigt deutlich, daß die hydrierten Naphthaline als
Kraftstoffe eine Reihe von Vorzügen besitzen und daß sie daher nicht etwa als
„Notersatzstoffe“, sondern als vollwertige Kraftstoffe anzusehen sind,
die beim Motorenbetrieb eine bedeutende Rolle zu spielen berufen sind.
Die aliphatischen Kohlenwasserstoffe zeigen bekanntlich ein anderes motorisches
Verhalten als die aromatischen, die bezüglich ihrer Widerstandsfähigkeit gegen
Verbrennung und ihrer Kompressionsfestigkeit gewisse Vorteile bieten. Die
Kompressionsfestigkeit sinkt innerhalb dieser beiden Gruppen wiederum mit der
Molekülgröße und der Sättigung. Diese Anschauung wird ebenso durch das
unterschiedliche Verhalten von amerikanischem und rumänischem Benzin wie von
Tetralin und Dekalin bestätigt. Während nämlich Dekalin weder zu hohe Temperatur
noch zu starke Kompression verträgt, läßt sich das Tetralin ohne Selbstentzündung
stark komprimieren, so daß hier also das Klopfen des Motors vermieden wird. Weiter
ergeben sich aus dem hohen Flammpunkt der hydrierten Naphthaline wesentliche
Vorteile bezüglich der betriebsicheren und gefahrlosen Handhabung und Lagerung. Das
Anwerfen des Motors gestaltet sich allerdings schwerer als beim Benzin.
Für den Verbrennungseffekt ist ferner der Wassergehalt der Kraftstoffe und ihr
Lösevermögen für Wasser von Wichtigkeit, weil ein mit Wasser gesättigter
Betriebstoff bei einer Temperaturerniedrigung leicht zu Wasserabscheidung im
Vergaser und damit zu Störungen Veranlassung gibt. Andererseits ist ein gewisser
Wassergehalt des Kraftstoffs erwünscht, weshalb man bisweilen den Treibmitteln eine
geringe Menge Wasser absichtlich zusetzt. Der Reichskraftstoff (Tetralitbenzol)
vermag etwa 1 v. H. Wasser aufzunehmen. Er enthält außerdem ein
Homogenisierungsmittel, um die Entmischung der drei Komponenten und eine
Schichtenbildung zu verhindern. Neben der Mischbarkeit ist eine weitere wertvolle
Eigenschaft der hydrierten Naphthaline ihre große Kältebeständigkeit, die auch ihre
Verwendung im Winter ohne besondere Maßnahmen gestattet. Das hohe spez. Gewicht des
Tetralins bedingt schließlich einen hohen Energieinhalt und damit einen wesentlich
größeren Aktionsradius des Kraftwagens als bei Verwendung von Benzin oder Benzol. So
ist mit Sicherheit zu erwarten, daß die hydrierten Naphthaline als Kraftstoffe vor
allem in Mischung mit anderen Treibmitteln eine große Bedeutung erlangen werden.
(Illustrierte Motorzeitung 1922, S. 384–387.)
Sander.
Schraubenradgetriebe. Im Kraftwagenbau werden fast
ausschließlich Stirnräder verwendet. Bei einigen Getriebebauarten hat man aber auch
mit Schraubenrädern gute Erfahrungen gesammelt. Bei Stirnrädern werden die Zähne
stoßweise beansprucht, während bei den Schraubenrädern die Zähne allmählich in
Eingriff kommen. Das neue Getriebe von Hotchkiss verwendet Schraubenräder in der
Sonderausführung als Pfeilräder für den Radsatz, der sich dauernd in Eingriff
befindet Der bei gewöhnlichen Schraubenrädern auftretende Achsialschub wird dadurch
gehoben. Die Neigung der Zahnflanken beträgt 30 °. Bei Pfeilrädern ist Bedingung,
daß nur das eine achsial festgestellt ist, während das andere längsverschiebbar sein
muß, um sich genau in die richtige Eingriffsstellung legen zu können. Beim
Farmangetriebe finden dagegen nur einfache Schrägzahnräder Verwendung und zwar auch
nur für die Dauerübersetzung, ebenso für den zweiten und dritten Gang, während für
den ersten Gang und für das Umkehrgetriebe Stirnräder vorgesehen sind. Auch beim
Renaultgetriebe werden Schraubenräder verwendet in einer besonderen Anordnung. (Der
Motorwagen 1922, Heft 21, S. 405–407).
Wimplinger.
Motorwagen mit Luftschraubenantrieb. Es ist schon früher
versucht worden, Kraftwagen mit Luftschraubenantrieb auszurüsten. Auch die
preußische Eisenbahnverwaltung hat bereits versucht, Eisenbahnmotorwagen mit einem
solchen Antrieb zu versehen. Ein französischer Konstrukteur hat die Luftschraube am
Kopf des Wagens angeordnet und mit Schutzring und Schutzgitter versehen. Durch gute
Führung der Luftstromlinien soll die Staubaufwirbelung vermieden werden. Durch
Anordnung einer Luftschraube wird die Maschinenanlage sehr vereinfacht. Es könne in
Wegfall kommen die Kardanwelle, die Kardangelenke, die Hinterachsbrücke und
vielleicht auch das Wechselgetriebe und die Kuppelung, Für das Kleinauto käme der
Luftschraubenantrieb in erster Linie in Betracht. Die Räder beim
Luftschraubenantrieb können ungehindert auf der Fahrbahn rollen, da keinerlei
Antrieb der Räder vorhanden ist.
Außerdem ist noch die Frage des Wirkungsgrades zu beantworten. Der Wirkungsgrad eines
Kleinautos kann zu 70 v. H. angenommen werden, während der Propellerwirkungsgrad
etwa 60 v. H. ist. Der Luftschraubenantrieb wird sich in erster Linie für schnelle
Wagen, also für Kleinautos eignen, während für Tourenwagen und Lastwagen
derselbe nicht in Betracht kommen kann. Der neue Wagen ist so gebaut, daß der
Luftwiderstand möglichst gering ist, er soll etwa 1/10 von dem eines Wagens mit gleichem
Querschnitt sein. Zum Antrieb des Wagens wird ein 8-PS-Motor mit zwei Zylindern in
V-Form mit Luftkühlung verwendet, der bei 82 mm Bohrung und 90 mm Hub einen Hubraum
von 109 cm3 hat. Die Luftschraube von 1,40 m wird
mit 1200 Umdrehungen in der Minute angetrieben. Mit einem neueren Wagen, der von
einem 10-PS-Dreizylindermotor mit 90 mm Bohrung und 120 mm Hub angetrieben wurde,
sind Versuchsfahrten ausgeführt worden. Das Wagengewicht ist 240–300 kg, die
Spannweite 1,40 m, Achsstand 3 m, Brennstoffverbrauch 8 ltr/100 km und die erreichte
Höchstgeschwindigkeit 110 km/Std. Die Steigfähigkeit betrug mit 1 Person 18 %, mit 2
Personen 14 v. H. und die des leeren Wagens 25 v. H. (Motorwagen 1922, Heft Nr. 21,
S. 402–405).
W.
Neuer Apparat für die Schwelanalyse. Gelegentlich der
Hauptversammlung der Gesellschaft für Braunkohlen -und Mineralölforschung an der
Technischen Hochschule in Berlin berichtete Prof. Dr. Wölbung über einen neuen, von ihm in Gemeinschaft mit Dr. Hentze konstruierten Apparat zur Schwelanalyse, der in
einfacher Weise die Teerausbeuten von Kohlen und Oelschiefern zu bestimmen
gestattet. Hierbei war die Forderung maßgebend, daß der Brennstoff vollkommen
gleichmäßig erhitzt wird, daß die Erwärmung genau kontrollierbar ist und daß
jegliche Ueberhitzung der Teerdämpfe ausgeschlossen ist. Bei den früher
ausschließlich für diesen Zweck benutzten Glasretorten läßt sich eine Ueberhitzung
des Inhalts nicht vermeiden, was namentlich bei der Untersuchung von Oelschiefer zu
beachten ist, da dieser bekanntlich ein sehr schlechter Wärmeleiter ist. Auch der
von Prof. Fr. Fischer angegebene Aluminiumschwelapparat
entspricht nur unvollkommen den obengenannten Forderungen, da die große Metallmasse
mit dem heute zur Verfügung stehenden Heizgas nicht schnell genug auf die nötige
Temperatur gebracht werden kann und infolge der starken Wärmeabstrahlung viel Gas
erfordert. Ferner lassen sich bei diesem Apparat die während des Schwelvorganges
gebildeten Gase nur teilweise auffangen, da der Deckel nicht gasdicht aufgeschraubt
ist, und schließlich ist es ein besonders bei der Untersuchung von Oelschiefern in
Erscheinung tretender Nachteil, daß der gebildete Teer, der zu einem nicht geringen
Teile in flüssiger Form aus der Beschickung ausschmilzt, nicht nach unten abfließen
kann, sondern erst verdampft werden muß, um dann im oberen Teile des Apparats
abgeleitet zu werden.
Von diesen Fehlern ist der neue Schwelapparat von Wölbling
frei. Er besteht aus einem einseitig geschlossenen Porzellanrohr, das mit der
Oeffnung nach unten in einen elektrischen Ofen eingesetzt ist. Die Temperatur des
Ofens wird durch elektrische Pyrometer genau kontrolliert. An das Porzellanrohr ist
mittels Gummidichtung ein Glasstutzen angeschlossen, durch den die Teerdämpfe in die
Kondensationsapparate abfließen, die teils mit Wasser, teils mit Eis gekühlt werden.
Für technische Zwecke wurde die Apparatur so vereinfacht, daß in dem elektrischen
Ofen eine Kohlenprobe von 50 g innerhalb einer Stunde unter Erzielung durchaus
genauer Ergebnisse verschwelt werden kann. Für genaue wissenschaftliche
Untersuchungen benutzt Wölbling ein größeres Rohr von 300–400 g Fassung sowie eine
Reihe von Auffanggefäßen zur Bestimmung des entwickelten Ammoniaks, des
Schwefelwasserstoffs, der Kohlensäure sowie der brennbaren Gase. In diesem Falle dauert die
Verschwelung etwa 4 Stunden, wobei zur Beheizung des Ofens etwa 2 kWst verbraucht
werden. (Braunkohlen- und Brikettindustrie 1922, S. 1448–1449.)
Sander.
Ueber Unfälle an Gaserzeugern enthält der Bericht der
preußischen Gewerberäte bemerkenswerte Angaben, die allgemeine Beachtung verdienen.
Bei Braunkohlengeneratoren entstehen ziemlich häufig, wenn nicht genügend gestocht
wird, Hohlräume, die im Augenblick des Abschlackens zusammenstürzen und Ausbrüche
von Stichflammen hervorrufen. Gelingt es hierbei den Abschlackern nicht, rechtzeitig
ins Freie zu flüchten, so sind schwere Verbrennungen die Folge. Aus diesem Grunde
und auch wegen der Gefahr einer Gasvergiftung wird deshalb von den
Gewerbeaufsichtbeamten grundsätzlich die oberirdische Aufstellung der Generatoren
gefordert. Durch Mischen der Braunkohle mit Steinkohle im Verhältnis 1 : 3 wird die
Bildung von Hohlräumen verhindert und zugleich die Stocharbeit verringert. Beim
Entleeren eines Braunkohlengenerators zwecks Reinigung wurde zum Löschen der Glut
zunächst Dampf eingeblasen und 4 Stunden nach der Stillsetzung mit dem Entleeren
begonnen. Obwohl durch die Schaulöcher keine Glut mehr zu bemerken war, war das
Feuer noch nicht gelöscht und beim Einstürzen der aus backender Kohle gebildeten
Brücke erfolgte eine Kohlenstaubexplosion, durch deren Stichflammen der
Betriebsleiter sowie vier Arbeiter schwer verbrannt wurden. Aehnliche Unfälle durch
Stichflammen ereignen sich übrigens auch bisweilen bei Dampfkesseln, die mit
Rohbraunkohle gefeuert werden, weshalb entsprechende Anleitung der Heizer
erforderlich ist.
Mehrfach kamen in Generatoranlagen auch durch plötzliches Aussetzen der Gebläse
Explosionen vor. Die Anwendung selbsttätiger Schutzvorrichtungen müßte gefordert
werden, da die von Hand bedienten Absperrschieber sowie die üblichen Entgasungs- und
Explosionsklappen in diesem Falle infolge zu langsamer Anwendung nicht viel nützen
können. Dagegen empfiehlt sich der Einbau von Sicherheitsklappen, die in bekannter
Weise vom Winddruck offen gehalten werden und die beim Ausbleiben des Windes durch
ein Gewicht die Leitung selbsttätig absperren, um den Rücktritt der Gase und die
Bildung explosiver Gasgemische zu verhindern. (Stahl und Eisen 1922, S. 1596.)
Sander.
Mechanische Lokomotivfeuerung. Durch die steigende
Lokomotivleistung reicht die Handbeschickung des Brennstoffes in vielen Fällen nicht
mehr aus. Dies hat sich besonders seit längerer Zeit auf amerikanischen Bahnen
gezeigt. Die Grenze der Handbeschickung liegt etwa bei 2000 Kg/h. In Deutschland
würde man auch noch bei großen Leistungen der Lokomotive ohne mechanische
Beschickung auskommen, wenn hochwertige Kohle verwendet werden kann. Wegen Mangel an
guter Kohle müssen auch minderwertige und flüssige Brennstoffe verwendet werden.
Die Vorrichtungen zum mechanischen Feuern werden verwendet:
1. für flüssige Brennstoffe (allein, oder als
Zusatzfeuerung),
2. für gepulverte Brennstoffe (Torf, Braunkohle,
Steinkohle),
3. für Stückkohle (Aufwurf oder Unterschubfeuerung).
Die Oelfeuerung als mechanische Lokomotivfeuerung wurde zuerst in Rußland für die
Zerstäubung von Masut verwendet. Die von Urquart entworfenen Zerstäuber werden
jetzt noch häufig in Rußland verwendet. Bei den Oelzusatzfeuerungen wird ein Gemisch
von Rohöl mit Kohlen- und Koksstaub verwendet. Hierzu dienen dieselben Vorrichtungen
wie für die reine Oelfeuerung gebraucht werden. Der Kohlenstaub muß dabei sehr lein
gepulvert sein und beträgt etwa 15 v. H. des Gemisches. Versuche, die in England mit
Stückkohle, Staubkohle und einem Gemisch von Heizöl und Staubkohle gemacht wurden,
ergaben keine Ueberlegenheit einer der drei Feuerungsarten.
In neuerer Zeit hat man auch besonders in Schweden ausgedehnte Versuche mit
Torffeuerung gemacht. Große Lokomotiven können nicht mit Stücktorf geheizt werden,
da der Heizwert desselben zu gering ist. Deshalb wird hier der Torf in Pulverform
mechanisch durch Einblasen verfeuert, wozu Druckluft notwendig ist. Ein kleines
Kohlenfeuer wird zur Sicherung der Verbrennung unterhalten. Die Feuerung mit
Torfstaub ist dann wirtschaftlich, solange sein Preis das l,5 fache des
Steinkohlenpreises nicht übersteigt.
Braunkohle kann in Pulverform ähnlich wie Torfpulver verfeuert werden. Für die
Verfeuerung von Steinkohlenpulver müssen besondere Vorrichtungen verwendet werden.
Steinkohlenstaub ist sehr explosionsgefährlich. Die Schwierigkeiten in der
Aufbewahrung des Steinkohlenstaubes, die hohen Mahlkosten und verschiedene
Betriebsschwierigkeiten haben bis jetzt eine größere Verbreitung dieser Feuerungen
im Lokomotivbetrieb verhindert.
Die mechanische Rostbeschickung mit Steinkohle ist bereits vor 20 Jahren von
nordamerikanischen Bahnen eingeführt worden und ist zur großen Vollkommenheit
gelangt. Es gibt hier zwei Arten, die Unterschubfeuerung und die Aufwurffeuerung.
Bei der Unterschubfeuerung gelangt der Brennstoff in einer langen Rinne unter den
Rost. Sie neigt zu vielen Betriebsstörungen, deshalb wird jetzt nur noch die
Aufwurffeuerung benutzt. Ihre bekanntesten Bauarten sind die von Street, Elvin,
Hanno und Duplex. Im Jahre 1919 waren in Nordamerika bereits etwa 4000
Rostbeschicker in Betrieb. Diese Feuerungsart vergrößerte allerdings etwas den
Kohlenverbrauch, gestattet aber, die Lokomotivleistung im Dauerbetrieb wesentlich zu
steigern.
Für deutsche Bahnen kommen Rostbeschicker zunächst nicht in Frage. Die sparsamste
Verwendung minderwertiger Brennstoffe ist hier von größter Bedeutung. (Zeitschr. d.
Ver. deutsch. Ing. 1922, S. 900–904.)
Wimplinger.
Werkstättenwesen der deutschen Reichsbahn. In der
Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft hielt am 5. Dezember v. J. Geheimer
Baurat Kühne, Ministerialrat im
Reichsverkehrsministerium, einen Vortrag über die „Neuordnung des
Werkstättenwesens der Deutschen Reichsbahn“, die durch die Großbetriebe, zu
denen sich die Reichsbahn Werkstätten entwickelt haben, eine Staatsnotwendigkeit
geworden ist. Der dreigliedrige Aufbau des Werkdienstes, ein verantwortlicher
Direktor mit einem Stab erfahrener Abteilungsleiter, denen wieder in höheren
Fachschulen vorgebildete Ingenieure zur Seite stehen und denen die Werkmeister
unmittelbar unterstellt sind, hat sich bewährt. Neben der verwaltungstechnischen
Ausgestaltung hat auch die notwendige innere Umstellung stattgefunden. An die Stelle
der mehr rechtlich ordnenden Verwaltungsart ist wirtschaftlich schaffende Arbeit
getreten. Sorgfältige Statistik und Betriebskontrolle zeigen der Werkleitung alle
Schwankungen des Betriebes. Gleichzeitig werden Versuche durchgeführt, um die
bisherige auf einen Jahreshaushaltsplan zugeschnittene Wirtschaftsabrechnung durch
ein technisch-wirtschaftliches Abrechnungswesen zu ersetzen mit dem Zweck, durch
sorgfältige Kostengliederung und Abrechnung nach Einzelaufträgen zu einer
Wirtschaftsergebnisabrechnung zu kommen, die die Vollständigkeit der abgerechneten
Kosten verbürgt.
Die Sonderung der Fahrzeuge auf bestimmte Werkstätten, der Vorrats- und Austauschbau,
die geschlossene wissenschaftliche Betriebsführung und die Einführung eines
zuverlässigen Leistungsmaßstabes lassen bei erhöhter Verantwortlichkeit der Leiter
dar Ausbesserungswerke die Einrichtung besonderer geschäftsführender
Reichsbahndirektionen wirtschaftlich erscheinen, um die oberste Betriebsführung im
Reichsverkehrsministerium zu vereinfachen. Die neuen Arbeits- und Lohnformen
wurden besprochen und an Hand zahlreicher Lichtbilder] die guten Erfolge der
Werkarbeit gezeigt.
Beteiligung der ungarischen Industrie an der Leipziger
Messe. Zu den bereits in Leipzig befindlichen nationalen Meßhäusern, dem
Oesterreichischen, Schweizer und Tschechoslowakischen Meßhaus, wird von der
Frühjahrsmesse 1923 ab auch noch eine ungarische Meßausstellung kommen. Diese findet
in den Erdgeschoßräumen des Grundstücks Markt 16 (Meßhaus National) statt. Bisher
haben schon über 40 erstklassige ungarische Firmen ihre Beteiligung zugesagt.