Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Burkharde |
Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 36 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Entwicklung der Fetthärtung. Die
Fetthärtungsindustrie hat in der kurzen Zeit von 15 Jahren eine außerordentlich
weite Verbreitung erlangt und in fast allen Kulturländern Eingang gefunden; ihre
Erzeugnisse finden nicht nur in der Seifen- und Kerzenindustrie, sondern in stark
zunehmendem Maße auch bei der Herstellung von Speisefetten Verwendung, nachdem durch
eingehende physiologische Untersuchungen der Beweis erbracht worden ist, daß der
Genuß gehärteter Fette keinerlei nachteilige Wirkungen hat. Ueber die Entwicklung
der Fetthärtung in technischer und wirtschaftlicher Richtung machte auf der letzten
Tagung des Vereins Deutscher Chemiker Dr. W. Normann
(Emmerich) interessante Mitteilungen. Dr. Normann war es, der im Jahre 1902 die
Fetthärtung erfunden und sich seitdem um die Entwicklung dieses Industriezweiges
große Verdienste erworben hat,dwofür er in diesem Jahre von dem Verein Deutscher
Chemiker durch die Verleihung der Liebig-Denkmünze geehrt wurde.
Das Wesen der Fetthärtung ist die Anlagerung von Wasserstoff an ungesättigte Fette
oder Fettsäuren in Gegenwart eines katalytisch wirkenden Metalls, als welches
heute in der Technik ausschließlich das Nickelmetall in fein verteiltem Zustand
Anwendung findet. Für die Herstellung dieses Nickelkatalysators sind die
mannigfachsten Verfahren angegeben worden und es bestehen hierfür allein in
Deutschland bereits etwa 100 Patente. Ursprünglich ging man nach dem Vorschlag von
Sabatier von Nickeloxyd aus, das durch Reduktion im Wasserstoffstrom in
feinpulveriges Metall verwandelt wurde. Eine wesentliche Verbesserung stellte dann
der zuerst von Markel ausgesprochene Gedanke dar, das
Nickelmetall auf Kieselgur oder einem anderen geeigneten Träger niederzuschlagen,
denn hierdurch wird die Wirkung des Nickels ganz erheblich gesteigert. Andererseits
hat man auch mit Erfolg versucht, das Nickel aus seinen Salzen ohne Verwendung eines
Trägers unmittelbar in dem zu härtenden Oel abzuscheiden. Dies geschieht durch
Einleiten von Wasserstoff in das erwärmte Oel, wobei das Nickelmetall in fein
verteiltem Zustand in Form einer tief schwarzen Lösung erhalten wird. Manche
Nickelsalze zerfallen auch schon durch bloßes Erwärmen in dem Oel unter Bildung von
Nickelmetall, ohne daß Wasserstoff eingeleitet zu werden braucht. Weiter kann man von der
gasförmigen Verbindung des Nickels mit Kohlenoxyd ausgehen und diese durch Erwärmen
in ihre Bestandteile zerlegen. Und schließlich kann man auch, wie dies z.B. in
Amerika geschieht, von käuflichem kompaktem Nickelmetall ausgehen und dieses durch
Schleifen oder Mahlen unter Oel in feinverteilten Zustand überführen.
Bei der Ausführung der Oelhärtung ist eine möglichst innige Mischung von Oel und
Katalysator mit dem zugeführten Wasserstoff notwendig; dies erreicht man entweder
durch Anwendung von Rührwerken oder durch Zerstäubung des Oeles. Die Aufnahme des
Wasserstoffs durch Oel geht unter Wärmeentwicklung vor sich, so daß die Reaktion
bisweilen künstlich gemildert werden muß, um eine zu starke Erwärmung des Oeles zu
vermeiden. Denn die zur Härtung erforderliche Temperatur liegt bei etwa 180 °, nur,
wenn der Katalysator im Oele selbst erzeugt wird, arbeitet man bei 230–250 °. Der
Druck, mit dem der Wasserstoff in das warme Oel eingeleitet wird, ist verschieden,
manche Verfahren arbeiten bei gewöhnlichem Druck, andere wieder gehen bis auf 50
Atm. hinauf.
Wichtig ist ferner, daß die zur Herstellung des Katalysators benutzten Nickelsalze
sowie das Wasserstoffgas frei von gewissen Stoffen sind, die die Wirksamkeit des
Katalysators hemmen oder ganz vernichten. Als solche „Katalysatorgifte“ hat
man namentlich Blei, Zink und Schwefel erkannt, auch gewisse organische
Verunreinigungen, die mitunter in schlechten Oelen enthalten sind, machen sich oft
störend bemerkbar, wogegen das im Wasserstoff meist in geringer Menge noch
enthaltene Kohlenoxyd gewissermaßen eine einschläfernde Wirkung auf den Katalysator
ausübt.
Die erste Anlage zur Fetthärtung wurde im Jahre 1907 in England errichtet, ein Jahr
darauf wurde in Herford die erste deutsche Anlage in Betrieb genommen. Bis zum Jahre
1914 war die Zahl dieser Anlagen auf 24 gestiegen, von denen sich 18 in Europa
befanden. Im Kriege wurden zahlreiche neue Fabriken für Fetthärtung erbaut, so daß
heute in Deutschland 11 und in der ganzen Welt etwa 75 derartige Anlagen vorhanden
sind. Als Rohstoffe für die Härtung kommen die meisten pflanzlichen und tierischen
Oele in Betracht, wie Leinöl, Sojabohnenöl, Rüböl, Baumwollsaatöl, Getreidekeimöl
und vor allem Walfischtran, der durch die Härtung seinen unangenehmen Geschmack und
Geruch vollkommen verliert und ein einwandfreies Speisefett liefert. Die Fetthärtung
ermöglicht uns, aus den in großen Mengen vorkommenden flüssigen Pflanzenölen die
wertvolleren und höher geschätzten festen oder halbfesten Fette zu gewinnen, die uns
die Natur in weit geringeren Mengen bietet; die Fetthärtung ist damit ein wichtiger
Regulator für das Preisverhältnis zwischen flüssigen Oelen und festen Fetten
geworden. (Zeitschr. f. angew. Chemie 1922, S. 437–440.)
Sander.
Ueber Rauchgasprüfer.S.
auch D.p.J. 1922, S. 197. Unsere Brennstofflage gebietet
noch auf lange Zeit hinaus eine äußerst sparsame Verwendung der Kohle, namentlich in
den Hauptverbrauchsstellen, den industriellen Feuerungen. Ein sparsamer Betrieb ist
aber nur möglich bei sorgfältiger Ueberwachung der Feuerungsanlagen. Ein
zuverlässiger Anhalt für die Ausnutzung der Brennstoffe in einer Feuerung und für
die mehr oder weniger vollkommene Verbrennung ist der Gehalt an Kohlensäure in den
Abgasen. Je nach der Menge der zugeführten Verbrennungsluft ergibt sich ein anderer
Gehalt an Kohlensäure. Im praktischen Betriebe schwankt dieser zwischen 8 bis
14 v. H. und in diesen Grenzen der Brennstoffverbrauch um etwa 10 v. H. Daraus
ergibt sich die Ersparnis, die sich durch Erhöhung des Kohlensäuregehaltes erzielen
läßt, und der Vorteil einer guten Anzeigevorrichtung für die in den Abgasen
enthaltene Kohlensäuremenge. Denn, kann der Gehalt an Kohlensäure in den Abgasen
jederzeit zuverlässig festgestellt werden, so ist jeder Heizer im Stande, die
Luftzufuhr so zu regeln, daß stets die beste Verbrennung in der Feuerung erzielt
wird. Es gibt eine ganze Reihe von Apparaten, welche den Kohlensäuregehalt
anzeigen.
Am verbreitetsten sind die Apparate, welche auf der chemischen Analyse der Abgase
beruhen, die sog. Orsatapparate. Sie dürfen als die zuverlässigsten gelten.
Neuerdings werden sie auch selbsttätig arbeiten, mit fortlaufender Aufzeichnung der
Ergebnisse gebaut und weisen eine sehr einfache Handhabung auf. Durch ihre
Zerbrechlichkeit sind sie allerdings für das Kesselhaus weniger geeignet, auch haben
sie den Nachteil, daß die Anzeige immer hinter dem jeweiligen Betriebszustand
nachhinkt, weil eben zu der in dem Apparat vor sich gehenden Absorption der
Kohlensäure eine gewisse Zeit nötig ist. Doch sind die Angaben, wie gesagt, sehr
zuverlässig.
Alle anderen in die Praxis eingeführten Rauchgasprüfer leiden daran, daß die Meßwerte
sehr klein sind, sei es, daß die Apparate auf der verschiedenen Wärmeleitfähigkeit
der Bestandteile der Abgase oder deren Zähigkeitseigenschaft beim Durchgang durch
enge Röhren und Oeffnungen beruhen. Abgesehen von der Kleinheit der gemessenen
Unterschiede sind hier die Ergebnisse auch stark beeinflußt von den
Verunreinigungen, welche in den Abgasen enthalten sind. Bei einigen Ausführungen von
Rauchgasprüfern werden die Unterschiede im spezifischen Gewicht der Kohlensäure
gegenüber der Luft bezw. der übrigen Bestandteile der Abgase zur Anzeige benutzt,
doch auch hier bewegen sich die Meßwerte in sehr engen Grenzen. Günstig ist
hingegen, daß die Anzeige keine Zeit erfordert, wie bei der chemischen Analyse im
Orsatapparat und alle empfindlichen und der Zerstörung oder dem Eintrocknen
ausgesetzten Teile hier wegfallen. Neuerdings hat die A. E. G. ein auf diesem
Prinzip beruhenden Apparat „System Ranarex“ auf den Markt gebracht, bei dem
der Nachteil der geringen Meßgröße dadurch vermieden ist, daß die Verschiedenheit
des spezifischen Gewichts der Kohlensäure und der übrigen Abgasbestandteile durch
eine rasche Drehbewegung verstärkt wird. Das zu messende Gas tritt in eine
rotierende Trommel, aus welcher dasselbe mit einem durch die Fliehkraft erhöhten
Druck austritt. Dieser wirkt auf die eigentliche Meßvorrichtung, bestehend aus einem
mit Ventilatorflügeln versehenen Meßrad. Der Einfluß veränderter Umlaufzahl der
elektrisch angetriebenen Trommel sowie wechselnder Temperatur wird dadurch
beseitigt, daß durch eine Trommel ganz gleicher Art und Umdrehungszahl
atmosphärische Luft in entgegengesetzter Richtung ebenfalls ein Meßrad drückt. Durch
eine Gelenkstangenverbindung sind beide entgegengesetzt laufenden Meßräder
gekuppelt. Die eintretende gegenseitige Verschiebung infolge der verschiedenen
Drucke der Kohlensäure und der Luft ist an einem Zeiger ablesbar gemacht, der in
einem Meßbereich von 0 bis 20 Prozent den Kohlensäuregehalt auf einem weithin
sichtbaren Zifferblatt abzulesen gestattet. Das Instrument ist auch sonst für seine
Benutzung im Kesselhaus zweckmäßig eingerichtet und auch mit einer fortlaufenden
Registriervorrichtung versehen, die mit einer Nadel den jeweiligen Kohlensäuregehalt
auf den abrollenden Papierstreifen verzeichnet.
Meuth.
Dampfverbrauch und Wirtschaftlichkeitsgrenzen von
Kolbenmaschinen und Dampfturbinen für Heizdampfbetrieb. In reinen
Dampfbetrieben öffentlicher Elektrizitätswerke hat die Dampfturbine die
Kolbenmaschine verdrängt, sie herrscht teilweise nur noch in industriellen Anlagen,
in denen mechanische Energie und Dampf zu Heizzwecken gebraucht wird, also in
Papier-, Zellstoffabriken, Färbereien, Brennereien u.a. Die Kolbenmaschine ergibt
nämlich bei Auspuffbetrieb oder Betrieb mit Gegendruck eine günstigere
Dampfausnutzung als die ebenso betriebene Turbine gleicher Leistung, diese aber ist
bei Entnahmebetrieb meist jener im Dampf verbrauch überlegen und diese
Ueberlegenheit setzt hier erst mit etwas höheren Leistungen ein als bei
Kondensationsbetrieb. Die Turbine ist aber stets einfacher, verbraucht weniger
Schmieröl, erfordert geringere Anlage- und Wartekosten und ihr Abdampf ist an sich
ölfrei, während derjenige der Kolbenmaschine vor weiterer Verwendung, etwa für
Erwärmung von Farbbändern, erst entölt werden muß.
W. Stiel untersucht nun im J. H. d. Siemens-Ztschr., 2.
Jahrg., die Wirtschaftlichkeitsgrenze beider Maschinenarten und liefert damit einen
interessanten Beitrag zur Beurteilung des Dampfverbrauchs von Kolbenmaschinen und
Dampfturbinen. An Hand verschiedener Diagramme zeigt er den Dampf verbrauch bei
beiden Maschinenarten. Zur Klärung der ganzen Verhältnisse gibt er eine Anzahl
Dampfverbrauchskurven, welche unter verschiedenen Betriebsbedingungen rechnerisch
ermittelt wurden und den spezifischen Dampf verbrauch als Funktion der
Effektivbelastung (kg/PSe) für verschiedene Gegendrücke zeigt, und zwar bei
Admissionsspannungen von 16,13 und 10 at. Die Dampf Verbrauchsberechnungen erfolgten
unter Benutzung der Daten von Grabowsky, die sich im
wesentlichen an Hrabak anschließen. Im Vergleich zu
diesen Werten gibt er dann Kurvenscharen und empfiehlt die Aufstellung allgemein
gültiger Dampfverbrauchskurven für Maschinenleistungen über etwa 200 PSe. Nach dem
Hrabakschen Tafeln sinkt der Dampf verbrauch bei
Zweizylindermaschinen bereits bei Maschinengrößen von 250 PSe aufwärts nur noch sehr
unwesentlich, der Dampfverbrauch der Kolbenmaschine ist also nur unwesentlich
abhängig von der Maschinengröße, die Kondensationsverluste sind bei den heute
üblichen Ueberhitzungen auf über 300° im Zylinder nur noch verschwindend, die
Dichthaltung der Ventile und Kolben bei kleinen Maschinen leichter als bei
großen.
Bei der Dampfturbine ist die günstige Dampfausnutzung an eine möglichst hohe
Umfangsgeschwindigkeit des Laufrades gebunden, die Dampfausnutzung also wesentlich
abhängig von der günstigen Wahl der Turbinenabmessungen und ausschlaggebend für die
Ausnutzungsfähigkeit des Dampfes ist nur die Nennleistung der Turbine, unabhängig
von der Höhe des Heizdampfgegendruckes u.a. Auch hier ermittelte W. Stiel die Dampfverbrauchsverhältnisse der Turbine unter
den verschiedensten Betriebsbedingungen und zeichnet Turbinen-Dampfverbrauchskurven
für verschiedene Gegendrucke in Abhängigkeit von der Maschinengröße. Interessant ist
seine Zusammenstellung der Dampfverbrauchskurven der Kolbenmaschine und verschieden
großer Turbinen bei 16 at Eintrittsdruck, 350° in Abhängigkeit vom Gegendruck.
Darnach schiebt sich der Dampfverbrauch der Turbine mit steigender Maschinengröße
immer mehr an denjenigen der Kolbenmaschine und der Verlauf der
Turbinen-Dampfverbrauchskurve läßt in ihrem Charakter keine Aenderung erkennen.
Die Dampfverbrauchsverhältnisse der Kolbenmaschine und der Turbine lassen sich auch
leicht an Hand des Mollierschen Entropie-Diagramm es
ermitteln, auf deren Wert Verf. näher eingeht usw. In graphischer Weise gibt er
dann noch die stündlichen Betriebskosten bei Kolbenmaschinen und Turbinenbetrieb,
Ueberlegenheitsgrenzen für konstanten Gegendruck, konstante Dampfmenge etc. An Hand
des Materials lassen sich viele Einzelfälle bezüglich des Brennstoffverbrauchs eher
und sicherer entscheiden als bisher und die Frage ob Kolbenmaschine oder Turbine
befriedigender lösen.
Dr. Bl.
Untersuchungen über Braunkohlen und Lignite. Hierüber
berichtete Professor W. A. Bone vor der Royal Society in
London. Er teilt die Braunkohlen nach ihrem Aussehen in vier Gruppen ein, deren
Wassergehalt zwischen 10 und 50 v. H. schwankt. Beim Trocknen an der Luft zerfallen
sie zu Pulver, sie lassen sich nicht verkoken und enthalten in wasser- und
aschefreiem Zustand weniger als 70 v. H. Kohlenstoff und mehr als 20 v. H.
Sauerstoff. Die Versuche von Professor Bone gingen darauf hinaus, durch Erhitzen der
Braunkohle auf eine Temperatur unterhalb 400 ° C. ihren Heizwert zu erhöhen. Die
Versuche erstreckten sich auf verschiedene Braunkohlensorten, und zwar auf
australische von Victoria, solche aus Burma, Canada und Italien. Die Kohle wurde in
einem geschlossenen Gefäß, das eine genaue Beobachtung der Temperatur gestattete,
erhitzt und die hierbei entweichenden flüssigen und gasförmigen Produkte wurden
näher untersucht. Dabei zeigte sich, daß die Zersetzung der Braunkohle schon bei
etwa 130 ° beginnt, und daß beim Erhitzen bis auf etwa 400 ° neben Wasserdampf in
der Hauptsache Kohlensäure entweicht, ferner etwas Kohlenoxyd und eine ganz
unbedeutende Menge von Kohlenwasserstoffen. Das entwickelte Gas bestand nach
Abscheidung des Wasserdampfes zu etwa 95 v. H. aus Kohlensäure und Kohlenoxyd. Der
Gewichtsverlust der Braunkohlen betrug bei dieser Behandlung nur 8–15 v. H. und ging
hauptsächlich auf Kosten des Sauerstoffgehaltes, der hierbei um ein Viertel bis ein
Drittel des ursprünglichen Wertes vermindert wurde. Demgemäß wurde eine Anreicherung
der wertvollen Bestandteile der Braunkohle durch dieses Veredelungsverfahren erzielt
und der Heizwert des Rückstandes war größer als der der ursprünglichen Kohle.
(Engineering, Bd. III, S. 359).
Sander.
Kraftfahrzeuge mit Zweitaktmaschinen. Die bekannte
Automobilfabrik Peugeot in Paris hat den Bau von Zweitaktmaschinen für Automobile
aufgenommen, die mit schweren Brennstoffen, wie Petroleum, Teeröl und Rohöl
betrieben werden sollen. Es handelt sich hier um Glühkopfmotoren, die sich bis jetzt
im Automobilbetrieb noch nicht bewährt haben. Ein Versuchsmotor mit zwei Zylindern
von 120 mm Dm. und 150 mm Hub mit Kurbeln unter 180 ° ist bereits gebaut und soll an
Stelle der üblichen Viertaktmotoren in Motoromnibusse eingebaut werden. Bei 1250
Uml/min. leistet der etwa 250 kg schwere Motor 50 PS. Der Brennstoffverbrauch wird
bei Vollast zu 180 gr/PSh angegeben.
Unmittelbar von der Kurbelwelle wird eine einfach wirkende Spülluftpumpe angetrieben,
die Luft in die Zylinder fördert und dadurch die Abgase austreibt. Durch den auf dem
Kolben sitzenden Verdränger wird ein Teil der Verbrennungsluft in den Glühkopf
getrieben, während gleichzeitig in den Glühkopf durch die Brennstoffpumpe Brennstoff
eingespritzt wird.
Ueber das Anlassen des neuen Automobilmotors, das naturgemäß in kurzer Zeit zu
erfolgen hat, wird nicht ausführlich berichtet. Es wird nur erwähnt, daß hierfür
Kerzenzündung vorgesehen ist, (Automobive Industrie, 9. Februar 1922).
Wimplinger.
50 Jahre Armaturenbau. (Bopp & Reuther,
Mannheim-Waldhof). Am 1. Dezember v. J. waren es 50 Jahre, `aß die bekannte
Armaturen- und Wassermesserfabrik Bopp & Reuther in Mannheim gegründet worden
ist. Die großen Umwälzungen, die die Herrschaft des Wassers und des Dampfes um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts auf den verschiedensten Gebieten des
Wirtschaftslebens hervorgerufen hat, bereiteten auch der Fabrikation von Armaturen
für Wasserleitungen den Boden, auf dem sie sich später in so glänzender Weise
entwickeln konnte. Als die Ingenieure Karl Bopp und Karl Reuther im Jahre 1872 ihr
Unternehmen ins Leben riefen, steckte die Industrie noch tief in den Kinderschuhen.
Die Firma konnte bald Beweise ihrer Leistungsfähigkeit und ihres Verständnisses für
die Forderungen der neuen Zeit erbringen. Den Betrieb mit einem Dutzend Arbeiter
beginnend, vergrößerte sich das Werk schnell und schritt dank dem rastlosen Eifer
und weit vorausschauenden Geist Karl Reuthers, der nach dem Ausscheiden des
Ingenieurs Bopp das Geschäft als alleiniger Inhaber weiterführte, von Erfolg zu
Erfolg. Durchgreifende Erweiterungen wurden in den 80er und 90er Jahren vorgenommen
und die 1897 begonnene Verlegung der Werkstätten nach einem umfangreichen Gelände in
dem Vorort Waldhof bis zum Jahre 1904 vollendet. Die heutigen Fabrikanlagen umfassen
einen Flächenraum von 165000 qm, wovon etwa 125000 qm mit Werkstätten, Lagerhallen
usw. überbaut sind. Die Zahl der Beschäftigten betrug schon im Jahre 1914 etwa 1800
und erreichte 1918 den höchsten Stand von 3500. Nach dem Ableben des Gründers im
Jahre 1908 übernahm der älteste Sohn Ingenieur Carl Reuther jr. den Betrieb. Seine
hervorragenden Verdienste und seine einflußreiche Stellung auch außerhalb seines
Unternehmens brachten ihm den Kommerzienrattitel, und später wurde ihm auch die
Würde eines Dr. h. c verliehen. Ein tragisches Geschick entriß ihn im Februar 1919
seinem Lebenswerk und seiner Familie. Durch den jüngeren Bruder Dr. Fritz Reuther
und den Schwager Otto Boehringer, welche schon seit längerer Zeit Mitinhaber der
Firma waren, wird seither das Werk, den alten Grundsätzen getreu, weitergeleitet.
Die Firma nimmt in der Armaturenbranche nicht nur in Deutschland, sondern auch auf
dem ganzen Kontinent eine führende Stelle ein. Die nach dem Prinzip der
Serienfertigung ausgeführten Fabrikate sind in der Fachwelt als erstklassig
anerkannt, die Originalkonstruktionen sind vielfach in der Armaturenbranche
vorbildlich geworden und heute noch zum Teil patentamtlich geschützt. Außer dem
Haupterzeugnis Wasserleitungsarmaturen, werden auch Zubehörteile für Gas-, Dampf-,
Oel-, Säuren- und sonstige Rohrleitungen hergestellt. Schon im Jahre 1884 erregte
die Firma Aufsehen mit einer von ihr erfundenen Ventilrohrschelle, die es
ermöglichte, einfach und schnell von der Hauptleitung Nebenanschlüsse für die
Häuser herzustellen. Reuthers Patentventilrohrschellen sind seit dieser Zeit
wiederholt verbessert worden und das Modell 1922 mit unlösbarer
Ventilkegelaufhängung D. R. P. dürfte, was Einfachheit und Betriebssicherheit
betrifft, kaum übertroffen werden, und bietet auch in hygienischer Hinsicht
Sicherheit gegen jede Infektion des Wassers. Besonders erwähnt werden müssen auch
Reuthers Ueber- und Unterflurhydranten für Feuerlöschzwecke, sowie die bewährten
hygienischen Patentventilbrunnen und die Trinkspringbrunnen. Absperrschieber für
Hoch- und Niederdruckleitungen werden in allen möglichen Ausführungsarten nach
eigenen Fabrikationsmethoden in Maßen hergestellt und sind deshalb rasch lieferbar.
Eine besondere Fabrikationsabteilung befaßt sich seit 30 Jahren mit der Herstellung
von Wassermessern in vollendeter Ausführung. Besonders bekanntgeworden sind auch die
Kesselspeise-Heißwassermesser „Superior“ und Spezialmesser für Gas-, Luft-
und Dampfhauptleitungen. Seit dem Jahre 1882 hat die Tiefbauabteilung bei dem Bau
von Rohrbrunnenanlagen große Erfahrungen gesammelt, und bis heute wurden ungefähr
5000 solcher Wasserschließungen im In- und Ausland zur Ausführung gebracht. Einen
Begriff von dem Umsatz der Firma geben die nachstehenden Jahresproduktionen: 150000
Anbohrschellen, 95 000 Absperrschieber, 40 000 Hydranten für Feuerlöschzwecke, 75000
Wassermesser, 2000 Ventilbrunnen, 50000 Dampfventile, 2000 Missongkondenstöpfe. Die
Abteilung Großarmaturen liefert Drosselabsperrklappen und große Absperrschieber für
Talsperren, Turbinen und Schleusenanlagen, sowohl in Gußeisen als auch in
Stahlformguß. Dieselben wurden in Ausführungen mit 500 bis 2250 mm 1. W. für die
bedeutendsten Wasserkraft- und Talsperrenbauten geliefert, so in letzter Zeit für
die Listertal-, Bobertal-, Möhnetal-, Maltertal- und Leitzachttalsperre, sowie für
das Walchenseekraftwerk in Bayern. Zur Kontrolle des Wasserdurchflusses in
Hauptleitungen wurden von der Wassermesserabteilung des Werkes Groß-Wassermesser
gebaut und können solche mit Moltmannflügel oder entsprechend den vorhandenen
Betriebsverhältnissen die bekannten Venturi- bezw. Partialmesser geliefert werden,
sowohl mit einfachen Leistungsanzeigern oder auch mit Registrierapparaten für
momentanen und gesamten Durchfluß. Das Absatzgebiet für die Erzeugnisse des Werkes
erstreckt sich über alle Erdteile, und an allen bedeutendsten Plätzen des In- und
Auslandes werden Verkaufstellen oder Vertretungen unterhalten. Für die
Geschäftsfreunde wird anläßlich des 50 jährigen Bestehens eine größere Druckschrift
herausgegeben, in welcher auf die Entwicklung des Armaturenbaues im allgemeinen und
auf das Werk und seine Erzeugnisse im besonderen näher eingegangen wird.
Burkharde