Titel: | Unterschied der Lichtstärke von Glühlampen bei Gleich- und Wechselbetrieb. |
Autor: | Hans Michalke |
Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 44 |
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Unterschied der Lichtstärke von Glühlampen bei
Gleich- und Wechselbetrieb.
Von Hans Michalke,
Charlottenburg.
MICHALKE, Unterschied der Lichtstärke von Glühlampen.
Betrachtet man die Glühlampe als Heizkörper, so ist
die Erwärmung stets proportional der aufgenommenen Leistung. Gleich- und
Wechselstrombelastung müssen in diesem Falle vollständig gleichartig wirken, d.h.
bei gleicher Aufnahme von Wirkarbeit muß die gleiche Erwärmung bei Gleich- und
Wechselstrombetrieb erhalten werden. Anders ist dies bei Lichtstrahlung der Glühlampen. Die Leuchtkraft von Glühlampen hängt von
der Spannung ab, d.h. die Leuchtkraft pro Leistungseinheit ändert sich mit der
Spannung. Dies gibt andere Verhältnisse bei Gleich- und Wechselstrom, so daß eine
bestimmte Glühlampe bei Gleichstrom eine andere Wirtschaftlichkeit hat als bei
Wechselstrom, oder daß bei gleicher Wirtschaftlichkeit eine Wechselstromlampe anders
brennen muß als bei Gleichstrom. Man muß 2 Fälle unterscheiden, den Grenzfall, der
mehr theoretisch ist, daß die Wärmeträgheit des Fadens, also das Nachglühen
unberücksichtigt bleibt, so daß angenommen wird, daß der Glühgrad in jedem
Zeitmoment der Leistungsaufnahme entspricht. Wird die Wärmeträgheit des Fadens
berücksichtigt, so geht der Glühgrad bei Wechselstrom nicht auf Null herunter,
sondern schwankt um einen mittleren Wert. Der letzte Fall ist der praktisch
vorkommende.
Die Wärmeträgheit der Glühlampe hängt von der Fadenstärke ab. Der erste Fall bildet
den Grenzfall für unendlich dünne Fäden. In diesem würde der Glühgrad von Null bis
zu einem Höchstwert steigen und dann wieder fallen in einer bestimmten Abhängigkeit
von der Spannung.
Ist das Gesetz bekannt, nach der sich die Stromstärke und die Leuchtkraft mit
veränderlicher Spannung ändert, so kann die Wirkungsgradkurve ermittelt und so
graphisch festgestellt werden, ob die Leuchtkraft einer Gleichstromlampe von der
einer Wechselstromlampe abweicht, wenn deren mittlere Spannung gleich der
Gleichstromspannung ist. Rechnerisch kann in folgender Weise vorgegangen werden:
Für einen Heizkörper, für den nur die Wärmewirkung in Betracht kommt, gilt
folgendes:
Es sei e der Momentanwert einer sinusförmig verlaufenden Spannung, eh der Höchstwert,
em der Mittelwert der Spannung, also eh = em√2,
e=e_h\,\sin\,\varphi=e_h\,\sin\,\frac{2\,\pi\,t}{T}
wenn \varphi=\frac{2\,\pi\,t}{T} gesetzt wird, wobei T die Zeitdauer einer
Sinusschwingung ist.
Ist der Momentanwert des Stromes i, der (induktionsfreie) Widerstand eines
Heizkörpers, der der einfacheren Rechnung wegen unabhängig von der Temperatur
angenommen sein mag, R, so ist:
i=\frac{e}{R}=e_h\,\frac{\sin\,\varphi}{R}
die in Wärme umgesetzte elektrische Arbeit in der Zeit dt
ist:
e\,i\,d\,t=\frac{{e_h}^2\cdot \sin^2\,\varphi}{R}\cdot \frac{T}{2\,\pi}\,d\,\varphi
die Gesamtarbeit während einer Periode ist:
A=\int\limits_0^T\,e\,i\,d\,t=\frac{T\,{e_h}^2}{2\,\pi\,R}\,\int\limits_0^{2\,\pi}\,\sin^2\,\varphi\,d\,\varphi=\frac{T\,{e_h}^2}{2}=\frac{T\,{e_m}^2}{R}
während der gleichen Zeit ist bei Gleichstrombetrieb die
Heizarbeit \frac{T\,{e_g}^2}{R} wobei eg die
Gleichsromspannung ist.
Ist em = eg, ist also
die Gleichstromspannung gleich der Wechselstromspannung, so ist die Heizwirkung bei
Gleich- und Wechselstrombetrieb die gleiche. Ein elektrischer Ofen gibt also bei
gleicher Spannung die gleiche Wärme, unabhängig, ob er mit Gleichstrom oder
Wechselstrom betrieben wird.
Werden als Heizkörper Glühlampen verwandt, so ist nach der gemachten Rechnung die
Heizwirkung gleichfalls unabhängig von der Art des verwendeten Stroms. Bei gleicher
aufgewandter elektrischer Arbeit ist die Wärmestrahlung von als Heizkörper
verwandten Glühlampen genau die gleiche, wie wenn irgendein beliebiger anderer
Widerstand als Heizkörper verwendet wird. Für die Lichtwirkung kann man dies nicht
ohne weiteres annehmen, da die Lichtwirkung nicht wie die Wärmewirkung der
aufgewandten elektrischen Arbeit proportional ist. Entsprechend den
Strahlungsgesetzen wird bei gleichfarbigen Körpern angenähert der gleiche Bruchteil
der vom
Heizkörper aufgenommenen und in Wärme umgewandelten elektrischen Arbeit als Licht
von unserem Auge empfunden, wenn die Temperatur die gleiche ist. Bei niedrigerer
Temperatur ist dieser Bruchteil klein und nimmt im Bereich der praktisch
vorkommenden Temperaturen mit wachsender Temperatur zu. Es arbeitet die Glühlampe
bei Wechselstrombetrieb, bei dem die Spannung periodisch vom Nullwerte bis zum
Höchstwerte eh wechselt, bei den einzelnen Spannungswerten verschieden
wirtschaftlich, sie arbeitet in den Zeiten, in denen die Wechselstromspannung
oberhalb des Mittelwertes liegt, wirtschaftlicher, als beim Mittelwert der Spannung.
Es ist also die Wirtschaftlichkeit der Glühlampe bei Gleich- und Wechselstrombetrieb
nur dann gleich, wenn die bei geringerer Spannung vorhandene geringere
Wirtschaftlichkeit durch erhöhte Wirtschaftlichkeit bei hoher Spannung aufgehoben
wird.
Die Temperaturschwankungen einer mit Wechselstrom betriebenen Glühlampe hängen von
der Wärmeträgheit ab. Sie sind um so größer, je geringer diese und je geringer die
Frequenz ist.
Für den einen Grenzfall einer genügend großen Fähigkeit Wärme aufzuspeichern, sind
die Schwankungen praktisch so gering, daß die Temperatur als gleichbleibend
angenommen werden kann. In solchem Fall ist die Wirtschaftlichkeit der Glühlampe bei
Gleich- und Wechselstrombetrieb gleich. Anders ist dies im anderen Grenzfall, wenn
die Wärmespeicherung verschwindend klein ist (bei unendlich dünnem Draht). Für
diesen Grenzfall kann die Wirtschaftlichkeit berechnet werden. Ist 3 die
Lichtstrahlung einer Glühlampe bei der Spannung e, so sei für Metalldrahtlampen
angenommen, daß die Lichtstrahlung mit der fünften Potenz der Spannung steigt
\frakfamily{I}=c\,e^5
wobei c ein Proportionalitätsfaktor ist.
Es ist
\frakfamily{I}=c\,{e_h}^5\,sin^5\,\varphi
für φ = 90° erreicht die Leuchtkraft ihren Höchstwert
\frakfamily{I}\,h, es ist:
\frakfamily{I}_h=c\,{e_h}^5.
Die Lichtabgabe während der Zeit dt ist
\frakfamily{I}\,d\,t=c\,{e_h}^5\,\sin^5\,\varphi\,d\,t=\frac{c\,T\,{e_h}^5}{2\,\pi}\,\sin^5\,\varphi\,d\,\varphi.
Während einer Halbperiode in der Zeit T/2 ist die Lichtabgabe
\int\limits_0^{T/2}\,\frakfamily{I}\,d\,t=\frac{c\,T\,{e_h}^5}{2\,\pi}\,\int\limits_0^\pi\,\sin^5\,\varphi\,d\,\varphi=\frac{8\,c\,T\,{e_h}^5}{15\,\pi}
\frakfamily{I}_w\cdot \frac{T}{2}=\frac{8\,c\,T\,{e_m}^5\,4\,\sqrt{2}}{15\,\pi}=\frac{32\,\sqrt{2}\,c\,T\,{e_m}^5}{15\,\pi}
Die mittlere Leuchtkraft \frakfamily{I}_W
ist für die Wechselstromlampe bei der mittleren Spannung em:
\frakfamily{I}_w=\frac{64\,\sqrt{2}\cdot c\cdot {e_m}^5}{15\,\pi}=\frac{16}{15\,\pi}\,\frakfamily{I}_h
Für die Gleichstromlampe ist
\frakfamily{I}\,g=c\cdot {e_g}^5. Für gleiche Spannung em = eg ist
demnach
\frac{\frakfamily{I}_w}{\frakfamily{I}_g}=\frac{64\,\sqrt{2}}{15\,\pi}=1,91.
Die Wechselstromlampe würde hiernach um 91 % ergiebiger sein als eine
Gleichstromlampe bei gleicher Spannung, wenn die Lampe keine Wärmeträgheit
hätte.
Beim Höchstwert der Wechselstrom-Spannung beträgt der Höchstwert der Leuchtkraft
\frakfamily{I}_h=\frac{\frakfamily{I}_w}{0,34}=\mbox{rd}\,\frac{1}{3}\,\frakfamily{I}_w
Gegenüber der Gleichstromlampe würde die Lichtstärke
vorübergehend auf das 1,91 • 3, also auf das 5,7 fache steigen.
Bei gleicher Spannung würde als ohne Berücksichtigung der Wärmeträgheit die
Wechselstromlampe wirtschaftlicher, aber dafür höher beansprucht, d.h. weniger
haltbar sein.
In Abbildung 1 ist eine Schaulinie entsprechend sin5 φ gezeichnet, die also der Aenderung der
Lichtstärke einer Wechselstromlampe während einer Halbperiode entspricht, wenn die
Wärmeträgheit unberücksichtigt bleibt. Der Mittelwert der Lichtstärke ist durch eine
Parallele zur Grundlinie dargestellt. Die Schaulinie für sin5 φ läßt sich in einer Reihe von Sinuslinien mit
einer Grundschwingung von einfacher und zwei Oberschwingungen von dreifacher und
fünffacher Frequenz zerlegen, da
\sin^5\,\varphi=\frac{5}{8}\,\sin\,\varphi-\frac{5}{16}\,\sin^3\,\varphi+\frac{1}{16}\,\sin^5\,\varphi
ist.
Textabbildung Bd. 338, S. 44
Abb. 1. Lichtstärkenkurve sin 5φ zerlegt in
Sinuskurven.
Eine Lampe ohne Wärmeträgheit würde die unangenehme Eigenschaft des Flimmerns in
hohem Maße zeigen. Durch die Wärmeträgheit des Glühdrahtes wird dies abgeschwächt
und zwar in um so höherem Maße, je dicker der Faden ist. Die Lichtstärke der
Wechselstromlampe wechselt daher nicht vom Nullwert bis zu einem Höchstwert, sondern
von einem Mindestwert \frakfamily{I}_0 bis zu einem Höchstwert
\frakfamily{I}_h. Das Verhältnis vom Höchstwert zum
Mindestwert hängt noch vom Temperaturkoeffizienten des Leuchtfadens ab, da bei
Kohlefadenlampen mit zunehmender Erhitzung des Fadens der Widerstand sich
erniedrigt, demnach der Strom und die Wechselstromleistung und auch die
Flimmerwirkung erhöht wird, während bei Metalldrahtlampen das Entgegengesetzte
stattfindet.
Besitzt die Glühlampe, wie dies auch bei den Lampen mit den dünnsten verwertbaren
Glühdrähten der Fall ist, eine bemerkenswerte Wärmeträgheit, so besitzt die
Leuchtkraft \frakfamily{I} der Glühlampe einen bestimmten
Glühgrad, der nicht unterschritten wird, über den sich eine Schwingung, die etwa
einer sin5 φ Linie entspricht, überlagert. Es
ist:
\frakfamily{I}=c_1+c_3\,e^5=c_1+c_3\,e\,h\ sin\,5\,\varphi
Es ist hierbei die Induktivität der Glühlampe der Einfachheit halber vernachlässigt.
Tatsächlich tritt infolge der Induktivität des Glühfadens und der Wärmeträgheit eine
geringe Phasenverschiebung zwischen Glühgrad und Spannung auf. (Vergleiche Abb. 3.)
Da eh ein feststehender Wert ist, kann die Formel in
folgender Form geschrieben werden:
\frakfamily{I}=c_l+c_2\,sin^5\,\varphi
Der niedrigste Wert \frakfamily{I}_0 wird erhalten für φ = o es
ist dann \frakfamily{I}_0=c_1, der höchste Wert
\frakfamily{I}_h für \varphi=\frac{\pi}{2}
\frakfamily{I}_h=c_1+c_2 also
c_2=\frakfamily{I}_h-\frakfamily{I}_0
\frakfamily{I}=\frakfamily{I}_0+(\frakfamily{I}_h–\frakfamily{I}_0)\,sin^5\,\varphi
\frakfamily{I}\,d\,t=\left[\frac{\frakfamily{I}_0\cdot T}{2\,\pi}+\frac{(\frakfamily{I}_h-\frakfamily{I}_0)\,T}{2\,\pi}\,\sin^5\,\varphi\right]\,d\,\varphi
\int\limits_0^{T/2}\,\frakfamily{I}\,d\,t=\frac{\frakfamily{I}_0\cdot T}{2}+\frac{16}{30\,\pi}\,(\frakfamily{I}_h-\frakfamily{I}_0)\,T
Der Mittelwert \frakfamily{I}_w ist
\frakfamily{I}_w=\frakfamily{I}_0+\frac{16}{5\,\pi}\,(\frakfamily{I}_h-\frakfamily{I}_0)=0,66\,\frakfamily{I}_0+0,34\,\frakfamily{I}_h oder angenähert
\frakfamily{I}_w=\frac{1}{3}\,(2\,\frakfamily{I}_0+\frakfamily{I}_h)
Betrachtet man die Strahlungslinie während der Dauer einer Halbperiode als die Summe
einer gleichbleibenden Strahlung \frakfamily{I}_0 und einer
übergelagerten sin5 φ Linie, so ist der Höchstwert
dieser Linie für sich betrachtet
\frakfamily{I}_h-\frakfamily{I}_0. Der entsprechende
Mittelwert dieser übergelagerten Strahlungslinie entspricht nach obigen Rechnungen
einer mittleren Wechselstromstrahlung
i_w=\frac{\frakfamily{I}_h-\frakfamily{I}_0}{3}=1,91\,i_g
wenn ig eine der
Wechselstromstrahlung bei gleicher Spannung entsprechende Gleichstromstrahlung
ist.
Die Gleichstromstrahlung \frakfamily{I}_g die der
Wechselstromstrahlung I_g (bei gleicher Spannung) entspricht,
ist
\frakfamily{I}_g=\frakfamily{I}_0+i_g=\frac{4,73\,\frakfamily{I}_0+\frakfamily{I}_h}{5,73}
Demnach:
\frac{\frakfamily{I}_w}{\frakfamily{I}_g}=\frac{(2\,\frakfamily{I}_0+\frakfamily{I}_h)\,5,73}{(4,73\,\frakfamily{I}_0+\frakfamily{I}_h)\,3}=\frac{1,91\,(2\,\frakfamily{I}_0+\frakfamily{I}_h)}{(4,73\,\frakfamily{I}_0+\frakfamily{I}_h)}
\frac{1,91\,\left(2+\frac{\frakfamily{I}_h}{\frakfamily{I}_0}\right)}{4,73+\frac{\frakfamily{I}_h}{\frakfamily{I}_0}}
Wechselstromlampen haben also, wenn die mittlere Spannung gleich der der
Gleichstromlampe gewählt wird, stets einen höheren Wirkungsgrad als
Gleichstromlampen, sie sind dafür aber stärker beansprucht. Die Steigerung des
Wirkungsgrades hängt von dem Verhätnis \frac{\frakfamily{I}_h}{\frakfamily{I}_0} also dem Verhältnis der höchsten
und geringsten Leuchtstärke im Verlauf einer Periode ab, von dem auch die
Flimmerwirkung abhängt.
Textabbildung Bd. 338, S. 45
Abb. 2.
In Abb. 2 ist die Abhängigkeit des Verhältnisses
dargestellt. Wenn die Lichtschwankungen so groß sind, daß der Höchstwert 50 % über
dem Niedrigstwert liegt, beträgt die Steigerung des Wirkungsgrades bei
Wechselstrombetrieb nur 7 %. Für einzelne Lampen sind in der Arbeit von LiebeUeber das Flimmern von Wechselsromlicht.
Dissertationsschrift von Gottfr. Liebe, Dresden. Messungen der
Momentanwerte der Lichtstärke von Glühlampen enthalten, von denen einige in der
nachstehenden Tabelle mit Berechnung der entsprechenden Steigerung der Leuchtkraft
angegeben ist.
Spannungen
Kerzen
Frequenz
\frac{\frakfamily{I}_h}{\mbox{I}_o}
\frac{\frakfamily{I}_w}{\mbox{I}_s}
110110
1616
1550
3,031,37
1,241,05
110110
3232
1550
2,021,22
1,131,03
110110
5050
1550
1,761,13
1,09 1,012
56 56
3232
1550
1,491,17
1,07 1,013
60 60
5050
1550
1,391,15
1,05 1,012
65 65
200200
1550
1,221,05
1,03 1,005
In Abb. 3 sind die Lichtschwankungen während einer
Halbperiode und zwar für eine 16 kerzige Lampe bei 110 Volt und eine 200 kerzige
Lampe bei 65 Volt gezeichnet. Kurve I zeigt die Schwankung der 16 kerzigen Lampe bei
15 Perioden, II bei 50 Perioden. Entsprechend gelten die gestrichelten Kurven 1 für
die 200 kerzige Lampe bei 15, die Kurve 2 bei 50 Perioden. Die Lichtschwankungen
sind um so stärker, je geringer die Periodenzahl, und je dünner der Leuchtdraht ist.
Aus der Zusammenstellung in der Tafel ersieht man, daß bei 50 Perioden eine
110-Volt-Lampe nur eine geringe Lichtsteigerung bei Wechselstrombetrieb erfährt, die
fast noch innerhalb der Fehlergrenzen der praktischen Messungen in der Fabrik liegt.
Anders liegen die Verhältnisse bei geringerer Frequenz. Glühlampen von der geringen
Frequenz, wie sie bei Einphasenbahnen jetzt allgemein üblich ist, sind weniger
gebraucht worden, so daß der erwähnte Unterschied bei Wechselstrom und
Gleichstrombetrieb nicht in Betracht kam. In neuerer Zeit werden jedoch Lampen für
solche Frequenzen bei Einphasenbahnbetrieb gebraucht. Falls nicht Lampen mit dickem
Draht verwandt werden, die auch den Vorteil der geringen Flimmerwirkung haben, muß
auf das erwähnte Verhalten der Wechselstromlampen Rücksicht genommen werden, wenn
nicht durch die erhöhte Beanspruchung die Lebensdauer der Lampe herabgesetzt werden
darf. Bei Glühlampen für 110 Volt 16 Kerzen 16 ⅔ Perioden würde die Spannung der
Lampe etwa um 5 % herabgesetzt werden müssen, wenn die Wechselstromlampe nur gleich
stark beansprucht werden soll wie die Gleichstromlampe.
Textabbildung Bd. 338, S. 45
Abb. 3. Lichtschwankungen für Wolfram-Lampen während einer Halbperiode (nach
„Liebe“.)
Ist die Wärmeträgheit des Glühfadens C = 0, so ist in diesem Grenzfall:
\frac{\frakfamily{I}_w}{\frakfamily{I}_g}=1,9, für den anderen Grenzfall C = ∞, ist \frac{\frakfamily{I}_w}{\frakfamily{I}_g}=0. Man könnte etwa
schreiben:
\frac{\frakfamily{I}_w}{\frakfamily{I}_g}=\frac{1,91+C}{1+C.}
Wobei C eine von der Wärmeträgheit abhängige Zahl ist.
Wenngleich die Schwankungen der Lichtstärke bei hoher Frequenz auch bei Verwendung
dünner Glühdrähte nicht so groß sind, daß die höhere Beanspruchung der
Wechselstromlampen und die hierdurch auftretende verminderte Haltbarkeit wesentlich
ins Gewicht fällt, so ist doch in manchen Fällen der Unterschied nicht außer Acht zu
lassen. Die Rechnungen wurden unter Voraussetzung von sinusförmigen Spannungskurven
durchgeführt. Bei Wechselstromnetzen mit mehr flacher Kurvenform nähern sich die
Verhältnisse denen der Gleichstromlampen, bei mehr spitzer Form weicht das
Verhalten der Wechselstromlampen von dem der Gleichstromlampen noch mehr als in
Abbildung 3 dargestellt ist, ab. Bei
220-Voltlampen, die dünnere Drähte, als die 110-Voltlampen haben, ist der
Unterschied der Leuchtstärke bei Gleich- und Wechselstrombetriee noch größer als bei
110-Voltlampen.
Die vorliegende Arbeit sollte rechnerisch die Unterschiede in der Abhängigkeit von
der Wärmeträgheit der Lampen feststellen.
Zusammenfassung. Wechselstromglühlampen geben bei gleicher
Spannung mehr Licht als Gleichstromlampen. Der Unterschied ist um so größer, je
geringer die Draht- oder Fadenstärke der Lampe und je geringer die Frequenz ist. Der
Unterschied ist im Wesentlichen abhängig von dem Verhältnis des Höchst- und
Niedrigstwertes der Lichtstärke bei den periodischen Lichtschwankungen. Die
vermehrte Lichtausbeute geschieht auf Kosten der Lebensdauer. Für die meist
verwendeten Lampen, insbesondere die für höhere Kerzenstärke fallen bei der üblichen
Frequenz 50 die Unterschiede wenig ins Gewicht.