Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Bl. |
Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 47 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Der Mensch als Kraftmaschine. Ein Gegenstand der
Wissenschaft, dessen Behandlung stets aufmerksame Zuhörer findet, ist der Mensch
selbst. Er kann von vielen Seiten Gegenstand der wissenschaftlichen Behandlung
werden. Ja, es gibt eine große weitverzweigte Wissenschaft, welche sich
ausschließlich mit ihm beschäftigt, das ist die Medizin. In einem der Technik
gewidmeten Journal wird man natürlich den Menschen mit der Maschine vergleichen
wollen. Volkswirtschaftlich hat SpeiserSpeiser,
Dieses Journal 1916 363. die Maschine Mensch behandelt. Im
Nachfolgenden soll er im Anschluß an eine ausführlichere ArbeitSchreber, Der Mensch als Kraftmaschine, Pflügers
Archiv 197 (1922) 300. vom Standpunkt der Kraftmaschinentechnik
aus betrachtet werden.
Wie jede Dampfmaschine ihre Hilfsmaschinen hat, Speisepumpe, Antriebsmaschine für
Bewegung von Rost und Kohlenförderband im Kesselhaus usw., so hat auch der Mensch
zur Aufrechterhaltung des Betriebes, d.h. seines Lebens, eine Reihe von
Hilfsmaschinen nötig, welche wir die inneren Organe nennen: Herz, Lunge usw. Diese
Organe sind genau wie Arbeitsmaschinen zu betrachten. Es wird ihnen eine bestimmte
Energie zugeführt und dafür leisten sie eine bestimmte Arbeit. Das Herz z.B. treibt
das Blut durch den Körper, welches einerseits in den Adern als Träger der Nährmittel
und des Sauerstoffes und der für die Erhaltung des Körpers nötigen Baustoffe und
andererseits in den Venen als Träger der Abfallstoffe und des Kohlendioxydes dient.
Es entspricht annähernd der Antriebsmaschine im Kesselhaus, welche das die Kohlen zu
den einzelnen Feuerstellen schaffende Förderband bewegt. Aehnlich ist es mit den
übrigen Organen.
Um die einheitliche Behandlung der verschiedenen Organe zu zeigen, würde der
Ingenieur den Umriß eines Menschen zeichnen und an den Stellen, wo die Organe
sitzen, die Leistung, den Energiebedarf und den Wirkungsgrad des dort sitzenden
Organs hinschreiben. Die Physiologen haben wohl gezeigt, daß diese Aufgabe lösbar
ist, so ist die Leistung des Herzens recht genau gemessen, ebenso der Energiebedarf
der Kaumuskeln, aber einheitlich durchgeführt ist sie nicht: der Umriß würde noch
recht leer bleiben.
Mehr beschäftigt haben sich die Physiologen mit der Untersuchung der
eigentlichen Kraftmaschinen im menschlichen Körper, mit der der Muskeln. Als die
Physiologie begann, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, hat man die Arbeit des
Muskels mit einem sogenannten Arbeitssammler gemessen. Dieser gestattete im
allgemeinen nur die Messung der Arbeit mehrerer Reize, und ließ die Untersuchung
eines einzelnen Reizes nicht zu. Deshalb hat man das Verfahren jetzt verlassen und
arbeitet mit einem fest eingespannten Muskel, der zwar keine Arbeit leistet, aber
infolge der Reizung eine zu messende Kraft entwickelt. Hill, der mit sehr
empfindlichen Thermoelementen und einem masselosen Galvanometer nach diesem
Verfahren gearbeitet hat, konnte feststellen, daß man bei der Arbeit der Muskels
infolge eines einheitlichen Reizes mehrere Abschnitte unterscheiden muß. Daselbe hat
Meyerhof bei seinen biochemischen Untersuchungen gefunden, der drei Abschnitte
unterscheidet: Zuckung, Erschlaffen, Erholen.
Hill hat sich bei dem zur Bestimmung des Wirkungsgrades dienenden Teil seiner
Arbeiten nur mit der Zuckung beschäftigt und ist erstaunt, für diesen Teilvorgang
den Wirkungsgrad 1 zu finden. Für den Maschineningenieur liegt darin gar nichts
besonderes; er weiß, daß Teilvorgänge eines Umlaufes alle möglichen Wirkungsgrade
haben können. Bei einem Carnotschen Umlauf haben wir für die Wirkungsgrade der
einzelnen Teilvorgänge in der Reihenfolge adiabatische Verdichtung, isotherme
Wärmeaufnahme, adiabatische Dehnung, isotherme Wärmeabgabe bekanntlich die Werte 0;
1; ∞; 1; also zweimal 1 und einmal sogar ∞. Trotzdem ist der Wirkungsgrad des
Gesamtumlaufes natürlich endlich. Der Ingenieur schreibt die Wirkungsgrade der
Teilvorgänge gar nicht auf, weil sie gar keine Bedeutung haben.
Auch für den Muskel muß man einen vollständigen Umlauf behandeln; das hat bisher noch
kein Physiologe getan. Man weiß zur Zeit überhaupt noch nicht, wie der
Arbeitsvorgang im Muskel verläuft, wie sich die chemische Energie der Nährmittel in
Arbeit verwandelt. Wärmeenergie kann nicht als Zwischenenergie auftreten; eine
Wärmekraftmaschine ist der Muskel nicht; das ist jetzt sicher gestellt. Ob aber die
osmotische Energie von Kristalloiden oder die Quellungsenergie von Kolloiden oder die
Oberflächenenergie die Zwischenart ist, weiß man noch nicht, weil noch für keine
dieser vorgeschlagenen Energiearten ein vollständiger Umlauf unter Berücksichtigung
der Verhältnisse im Muskel wirklich durchgerechnet worden ist.
Der Mensch nun als Ganzes darf nicht in dem Sinne als Kraftmaschine bezeichnet
werden, wie wir das von unseren Kraftmaschinen her gewohnt sind. Diese sind
Vorrichtungen, welche Arbeit nach außen abgeben. Der körperlich arbeitende Mensch,
selbst der Steinträger, der Steine zum Bau eines Fremden zuträgt, gibt keine Arbeit
nach außen ab, sondern arbeitet wie die Tiere des Waldes und Feldes, wie Fuchs und
Sperling, nur für seinen und seiner Familie Unterhalt; allerdings nicht wie diese
unmittelbar, sondern als Folge der Entwicklung der menschlichen Kultur auf dem
Umwege über das Geld.
Nur unter willkürlichen Voraussetzungen über die Arbeiten, welche man als nach außen
abgegeben ansehen will, kann man den Menschen als Kraftmaschine betrachten. Macht
man solche Voraussetzungen, so entsteht sofort die Frage nach dem Wirkungsgrad
dieser Maschine, die von Physiologen und Technikern verschieden gelöst wird. Der
Begriff Wirkungsgrad ist kein von der Natur gegebener, sondern ein willkürlich
eingeführter, welcher zur Erzielung einer einfachen Darstellung der natürlichen
Verhältnisse dienen soll. Man kann also nicht darüber streiten, ob eine bestimmte
Festlegung seiner Berechnungsart richtig oder falsch, sondern nur ob sie vorteilhaft
oder unvorteilhaft sei.
Von den in der ausführlichen Darstellung mitgeteilten Nachteilen der Berechnungsart
der Physiologen will ich nur auf den einen hinweisen, daß sie nicht überall
durchführbar ist. Der Wirkungsgrad des Muskels läßt sich wohl nach der
Berechnungsart der Ingenieure, nicht aber nach der der Physiologen berechnen. Bei
den meisten Organen könnte man beide Berechnungsarten anwenden, wenn man die nötigen
Zahlen schon beobachtet hätte und die Physiologen machen es auch, wo sie die Zahlen
zu haben glauben, bald so, bald so. Beim Herzen dagegen läßt sich nur die
Berechnungsart der Ingenieure anwenden, denn der Energiebedarf eines ruhenden
Herzens läßt sich nicht feststellen, weil das ruhende Herz tot ist, kein Herz mehr
im Sinne der Physiologen ist. Den Wirkungsgrad des Menschen als ganzes kann man
natürlich nach beiden Arten berechnen; die Physiologen wenden aber
selbstverständlich nur ihr Verfahren an. So haben wir also beim Muskel
Berechnungsart der Ingenieure, bei den Organen bald dieses, bald jenes, beim
Menschen als ganzes die der Physiologen. Dieser Wechsel in der Berechnungsart
hindert nun auch den Vergleich der einzelnen Werte mit einander. Berechnet man den
Wirkungsgrad des Muskels und des Menschen als Ganzes nach demselben Verfahren, also
wegen des Muskels nach dem der Ingenieure, so wird sich der erstere stets größer
ergeben, als der letztere. Man könnte ihr Verhältnis als den mechanischen
Wirkungsgrad des Menschen bezeichnen, denn es hat mit dem gleichen Verhältnis bei
den Maschinen viel Aehnlichkeit. Dieser mechanische Wirkungsgrad des Menschen würde
ein Maß für die Eignung zu einer Arbeit oder für die Uebung in einer Arbeit geben
und somit für die Bemühungen auf dem Gebiet der Ausles der Arbeiter von großer
Bedeutung sein können.
Dr. K. Schreber.
Ueber Aluminium. Nachdem durch den Weltkrieg die
Eisenpreise eine erhebliche Steigerung erfahren haben und nachdem weiter durch den
Friedensvertrag von Versailles infolge des Verlustes von Elsaß-Lothringen
Deutschland durch Abtretung des Minettegebietes seine wichtigste Eisenquelle
verloren hat, ist es begreiflich, daß man sich in Deutschland nach einem Metall
umsieht das möglicherweise das so wichtige Eisen ersetzen könne. Im ersten
Augenblick schien es, daß das Aluminium vielleicht dieses Ersatzmetall abgeben
könnte, aber bei näherer Prüfung der Sachlage gelangte man doch zu dem
Eingeständnis, daß das Aluminium nur in sehr beschränktem Umfange das Eisen zu
ersetzen vermag. Andererseits wird man aber doch zugeben müssen, daß sich das
Anwendungsgebiet des Aluminiums noch erheblich erweitern läßt, so daß sich manche
Lücke schließen lassen wird, die durch das seltener und beispielslos teuer gewordene
Eisen entstand. Wenn die charakteristische Leichtigkeit des Aluminiums zweifellos in
manchen Fällen ein technischer Vorzug ist, so beispielsweise im Flugzeugbau, so kann
andererseits dieselbe Leichtigkeit doch auch ein technischer Nachteil sein, so
beispielsweise im Lokomotivbau, wo die Schwere des Eisens die unbedingt
erforderliche Adhäsionskraft zustande bringt oder etwa in der Munitionstechnik, wo
für die Geschosse die Schwerkraft von Stahl und Eisen ebenfalls eine Grundbedingung
ist. Schon diese beiden Beispiele zeigen, daß das Aluminium niemals restlos das
Eisen in der Technik ersetzen kann.
Das Aluminium gehört zur Gruppe der sogenannten Erdmetalle und man hat berechnet, daß
das Aluminium von den Bestandteilen der Erdrinde 7,3 % ausmacht; es gehört demnach
zu den am stärksten vertretenen Metallen auf der Erde. Nicht unerwähnt bleibe, daß
Eisen an der Erdrinde nur mit 5,1 % der Bestandteile beteiligt ist, nur vom Silizium
mit 25 % Anteil wird das Aluminium noch übertroffen. Natürlich ist zu beachten, daß
sich das Aluminium nicht in metallischem Zustande, wie das Eisen vorfindet, sondern
nur in Form von chemischen Verbindungen auftritt. Derartige Verbindungen zeigen sich
als Sauerstoff mit Aluminiumoxyd oder Tonerde und Kieselsäure. Anfangs bereitete die
Gewinnung des Aluminiums aus diesen Verbindungen technisch ziemlich viel
Schwierigkeiten, die jedenfalls größer waren, als die Verhüttung der Erze. Erst die
Anwendung des elektrischen Stromes in der Metallurgie machte eine wirtschaftliche
Gewinnung des Aluminiums möglich. Erwähnt sei, daß sich Aluminium in allerdings
unerheblichen Mengen auch im Meerwasser findet; auch ist es in der Asche einiger
Pflanzen nachweisbar.
Für die Herstellung des Aluminiums kommen nur sehr reine Tonerden in Frage; mit an
erster Stelle steht hier Bauxit. Letzteres ist ein Mineral, das vornehmlich aus
Tonerdehydrat neben kleinen Mengen Kieselsäure besteht. Der Name Bauxit ist von Les
Baux in Frankreich herzuleiten, wo der Bauxit erstmalig von Berthier gefunden wurde.
Man unterscheidet allgemein den weißen irischen oder amerikanischen oder den roten
französischen Bauxit. Anfangs suchte man die Gewinnung des Aluminiums auf chemischer
Grundlage zu betreiben; Bestrebungen, die Napoleon III. mit erheblichen Geldmitteln
nicht ganz ohne Erfolg unterstützte. Aber erst durch die Erfindung des Louis
Toussaint Heroult, der die Grundlagen für die elektrolytische Aluminiumgewinnung
schuf und sein erstes Patent 1863 herausbrachte, wurde es möglich, eine wirklich
großzügige Aluminium-Industrie zu entwickeln. Fast gleichzeitig ging in derselben
Richtung der Amerikaner Martin Hall vor, der als Erfinder des heute allgemein
benutzten Elektrolyten zu gelten hat. Im übrigen gibt es über die Verfahren zur
Gewinnung reiner Tonerde zahlreiche Patente. In der Gegenwart erfolgt die
Herstellung ausschließlich auf elektrolytischem Wege unter vorwiegender Benutzung
künstlichen Kryoliths. Um den erforderlichen elektrischen Strom auf dem billigsten Wege zu erlangen,
da nur so das Aluminium den anderen Metallen gegenüber wettbewerbsfähig ist, haben
sich die Aluminiumwerke meist dort angesiedelt, wo ihnen billigste Wasserkräfte zur
Verfügung stehen, wie dies auch beispielsweise bei den größten Aluminiumwerken der
Welt, der Aluminium-Industrie-Aktien-Gesellschaft zu Neuhausen (Rheinfall) in der
Schweiz der Fall ist.
Was nun die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Aluminiums betrifft, so
ist zunächst das Aluminium als ein silberähnliches, sehr geschmeidiges Metall zu
bezeichnen. Gegenüber den Hauptmetallen ist es weicher als Kupfer, aber härter als
Zinn und Zink. Die Widerstandsfähigkeit gegen Oxydation ist angesichts aller übrigen
unedlen Metalle außerordentlich groß. Es besteht nahezu eine Unempfindlichkeit gegen
trockene und feuchte Luft, Wasser, Kohlensäure, Schwefelwasserstoff und zahlreichen
anderen organischen Säuren. Auffallend ist die große Widerstandsfähigkeit gegen
konzentrierte Essigsäure, Fette und Fettsäuren, Formaldehyd und hochkonzentrierte
Salpetersäure. Auf der anderen Seite wird jedoch Aluminium von verdünnter Salpeter-
und Schwefelsäure langsam angegriffen, auch Salzsäure, Kali- und Natronlauge,
Sodalösung und Kalkmilch löst Aluminium ziemlich schnell auf. Ebenso ist Aluminium
von der Berührung mit anderen Metallen, besonders vor Kupfer und Messing zu behüten,
da diese Metalle die Oxydation beschleunigen. Außerordentlich empfindlich ist
Aluminium gegen Quecksilber, das in kleinsten Mengen schon zu einer schnellen
Oxydation führt.
Der Schmelzpunkt des Aluminiums liegt bei 650 ° und der Siedepunkt bei 1800°C. Kurz
vor dem Schmelzen bildet sich ein griesig breiartiger Zustand heraus. Der Bruch bei
gegossenem Aluminium trägt einen kristallinischen Charakter, bei geschmiedetem
Aluminium erscheint der Bruch sehnig und seidenartig glänzend. Aluminium besitzt ein
außerordentliches Wärme-Leitungsvermögen, das gegenüber Kupfer halbmal und gegenüber
Schmiedeeisen doppelt so groß ist. Die spezifische Wärme ist mit 0,232 bei 100 °
sehr hoch gegenüber anderen Metallen, die beispielsweise bei Kupfer und Zink 0,094
und bei Eisen 0,14 beträgt. Praktisch bedeutet dies, daß Aluminium zur Erreichung
einer gewissen Temperatur mehr Wärmezufuhr benötigt; auf der anderen Seite bleibt
aber Aluminium dafür auch länger warm. Trotz des niedrigen Schmelzpunktes braucht
Aluminium mehr Wärme zum Schmelzen als Kupfer oder Kupferlegierungen. Ist aber
Aluminium einmal geschmolzen, so bleibt es auch länger flüssig als andere Metalle.
Hinsichtlich seiner mechanischen Eigenschaften zeichnet sich Aluminium durch große
Dehnbarkeit und Hämmerbarkeit aus. Betreffs der Hämmerbarkeit folgt es gleich hinter
Gold, ebenso kann Aluminium zu sehr feinem Draht ausgezogen werden.
Auch in der Gießerei hat sich das Aluminium als ein sehr nützliches Metall erwiesen.
Es muß eben rotwarm und gut dünnflüssig sein; erfahrungsgemäß läßt man etwas
abkalten, was man durch Zugabe von etwas festem Metall beschleunigen kann. Es hat
sich gezeigt, daß Aluminium dann den besten Guß liefert, wenn das Metall soweit
erkaltet ist, daß es gerade noch läuft. Das flüssige Aluminium muß außerdem vor dem
Abgießen gut durchgerührt und mit einem Löffel abgeschäumt werden. Die Gußmodelle
für Rein-Aluminium müssen ein lineares Schwindmaß von 1,8 % erhalten, bei
Gußlegierungen ist das Schwindmaß mit 1,3 % zu berechnen. Aluminium läßt sich auch
kalt und warm schmieden. Wird Aluminium warm geschmiedet, so darf man es nicht rot
werden lassen. Den richtigen Hitzegrad kann man dadurch feststellen, daß man
das Metall mit einem Fichtenholzspahn berührt, wobei letzterer zu rauchen beginnen
muß. Handelt es sich um kupferhaltiges Aluminium, das stets in der Temperatur
niedriger ist, so wird der Spahn eben noch deutlich rauchen. Wünscht man Aluminium
zu walzen, so müssen die Walzplatten eine besondere Beschaffenheit haben.
Voraussetzung ist eine feinkristallinische Beschaffenheit des Metalls, sodaß nur in
Kokillen hergestellte Walzplatten verwendet werden können. Für diesen Zweck wäre
Sandguß unverwendbar. In der Regel werden die Walzplatten oder Walzbarren im warmen
Zustande auf 9 mm heruntergewalzt, nach einer erneuten Anwärmung walzt man alsdann
kalt weiter. Die Bleche werden nur dann einwandfrei, wenn die vorgewalzten Platten
vor dem Weiterwalzen beiderseitig überschabt werden. Wünscht man sehr dünne Bleche
herzustellen, so hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Bleche bei 2 mm Stärke
vor der Weitververarbeitung nochmals auszuglühen.
Das Aluminium ist beim Pressen, Ziehen, Drücken und Prägen genau so zu behandeln, wie
es bei anderen Metallen üblich ist. Beim Pressen und Ziehen benutzt man als
Schmiermittel vorteilhaft Vaselinöl. Das vielfach übliche Ausglühen zwischen den
einzelnen Stufen wird man sich in den meisten Fällen ersparen können. Bei Drücken
hat die Erfahrung gelehrt, daß die Drückbank am besten bei einer Geschwindigkeit von
2000 bis 3000 Türen in der Minute arbeitet. Als Schmiermaterialien sind Seife,
Paraffin oder Talg in Betracht zu ziehen. Dreharbeiten, ebenso Bohren,
Gewindeschneiden, Feilen und Sägen nötigen beim Aluminium zur Beachtung bestimmter
Verfahren. Sowohl beim Drehen, Bohren wie Gewindeschneiden zwingt die erhebliche
Weichheit des Aluminiums dazu, nur kleine Späne zu nehmen, um das Einreißen zu
verhindern. Während Feilarbeiten trocken ausgeführt werden können, erscheint es beim
Arbeiten mit anderen Werkzeugen richtiger, diese mit Petroleum zu bestreichen. Am
besten läßt sich geschmiedetes Aluminium verarbeiten; es folgen dann die
Aluminium-Legierungen, während Rein-Aluminium im Schwierigkeitsgrad am Schluß steht.
Beim Bohren bewährt sich am besten der gewöhnliche scharfe Drillbohrer. Die
Geschwindigkeit ist um etwa 50 % größer als bei Messing zu wählen, dagegen soll sich
der Vorrücker um 25 % langsamer bewegen. Eine zu rasche Bewegung des Vorrückers läßt
ein Durchdrücken des Metalls befürchten. Auch bei Dreharbeiten sind dieselben
Geschwindigkeiten bei der Drehbank geboten. Im allgemeinen wird man mit Seifenwasser
als Schmiermaterial auskommen, wo jedoch schöne glatte Löcher Bedingung sind, wird
man auf Petroleum zurückgreifen müssen. Beim Gewindeschneiden hat sich gezeigt, daß
die Drehbank hier besser als die Kluppe arbeitet. Im allgemeinen ist das Loch etwas
größer zu bohren, als dies bei Messing üblich ist. Für Sägearbeiten kann man bei
Aluminium Kreis- oder Bandsägen benutzen, deren Zähne nicht verschränkt sind.
Kreissägen arbeiten am besten, wenn das Blatt nach der Mitte zu dünner als am
Außenrand ist. Die beste Geschwindigkeit ist 1200 bis 1300 m in der Minute am
Außenrad gemessen. Die durch Aluminium verunreinigten Werkzeuge lassen sich am
schnellsten und gründlichsten mit Natronlauge reinigen, was besonders für die Feilen
gilt.
Gewisse Schwierigkeiten bietet das Aluminium, wenn es sich um sogenannte
Zusammenfügungsarbeiten handelt. So lange wie man Aluminium mit demselben Metall
zusammennietet, verschraubt oder vernagelt, ist die Sache sehr einfach, da dann
keine Vorsichtsmaßregeln zu beachten sind. Es müssen also in diesem Fall
Aluminium-Nieten, Schrauben oder Nägel zur Verfügung stehen, was wohl meist
nicht der Fall sein wird. Die Berührung von Eisenschrauben oder Eisennägeln oder
jedes anderen Metalls mit Aluminium ist grundsätzlich zu vermeiden, da galvanische
Einflüsse das Aluminium langsam zerstören. Man kann letzteres dadurch verhindern,
daß man die Berührung der beiden Metalle isoliert, etwa durch Gummi, Holz oder
Pappe. Schraubenlöcher sind in diesem Fall in Aluminium etwas breiter als die
Schraube zu halten, um eine Berührung zu vermeiden. Auch dem Löten setzt das
Aluminium ziemliche Schwierigkeiten entgegen, wenn es auch immerhin einige
brauchbare Lote gibt. Wünscht man dem Aluminium einen schönen Glanz zu verleihen, so
erzielt man diesen durch Beizen mit einer etwa zehnprozentigen Natronlauge. Am
besten wirkt diese Lauge im warmen Zustande; sie ruft eine schöne mattsilberähnliche
Färbung hervor. Beim Beizen ist folgendes Verfahren zu beobachten. Die Gegenstände
werden zunächst eine kurze Zeit von etwa 15 bis 20 Sekunden in die Lauge gebracht
und dann wieder herausgenommen, um nach dem Waschen abgebürstet zu werden. Die
Gegenstände werden dann abermals eine halbe Minute in die Lauge gebracht, wobei sich
an dem Aluminium eine neue lebhafte Gasentwicklung bemerkbar macht. Die Gegenstände
werden hierauf abgewaschen und in Sägespänen gut abgetrocknet. Auch bei
kupferhaltigem Aluminium ist diese Beize anwendbar. Anfangs wird das Metall braun
bis schwarz und wandelt sich zur schönen weißen Farbe erst dann, wenn das Aluminium
nach dem Abwaschen kurze Zeit in konzentrierte Salpetersäure getaucht wird. Ein
sorgfältiges Waschen und Trocknen hat sich anzuschließen. Durch entsprechende Beizen
lassen sich auch ausgezeichnete Mattierungen herstellen. Da starkgebeiztes oder
mattiertes Aluminium die Berührung mit fettigen Händen schlecht verträgt, empfiehlt
sich ein Schutz der Gegenstände durch Lackierung. Hierfür eignet sich am besten der
farblose, nur wenig sichtbare Zaponlack. Für Farbenstriche ist Aluminium sehr
geeignet; es ist lediglich das übliche Abwaschen mit Terpentinöl notwendig.
Aluminiumbleche sind dem Lackieren leichter zugänglich als Eisenbleche. Für das
Polieren von Aluminium empfiehlt sich folgendes Verfahren. Wenn notwendig, hat ein
Abschmirgeln vorauszugehen oder man schleift mit gepulvertem Bimsstein und Wasser
ab. Die eigentliche Politur wird dann mit der üblichen Tripel-Komposition mittels
einer sich drehenden Lappenscheibe erzeugt. Die der Entfettung dienende Schlußarbeit
bewirkt man durch eine Lappenscheibe mit Wiener Kalk.
Zu großer Bedeutung ist das Aluminium in der Elektrotechnik gelangt, da sich
Aluminiumdraht für elektrische Leitungen ausgezeichnet eignet. Besonders im
Weltkrieg bedeutete Aluminiumdraht für die Mittelmächte infolge der Kupfernot ein
unschätzbares Ersatzmetall. Auch als Raffinations- und Reduktionsmittel hat sich das
Aluminium von Wert erwiesen. Wird Aluminium flüssigem Eisen in kleinen Mengen
zugesetzt, so wird das schädliche Eisenoxydul, das die Masse dickflüssig macht,
zerstört und die Blasenbildung hierdurch vermieden. Ein Zusatz von Aluminium
befördert außerdem die Umwandlung des in geschmolzenem Eisen in gelöster Form
enthaltenen Kohlenstoffes in Graphit. Aehnlichen Nutzen gewährt das Aluminium beim
Gießen von Stahlblöcken. Bereits äußerst kleine Mengen genügen, um beim Kokillenguß
das Metall im Augenblick zu beruhigen, sodaß der Stahlblock an der Oberfläche
vollständig eben erstarrt. Das Aluminium muß in diesem Fall in den Kokillen oder im
Eingußtrichter zugesetzt werden, nicht in der Gießpfanne. Beim Grauguß dagegen legt
man das Aluminium am besten auf den Boden der Gießpfanne. In der Verzinkerei gilt
das Aluminium als ein Mittel, das Zink dünnflüssiger zu machen. Ein besonderes
Kapitel stellen die Legierungen dar und steht hier die Aluminium-Bronze ihrer großen
technischen Bedeutung wegen an der Spitze. Die Aluminium-Bronze erscheint in den
verschiedensten Legierungen, die je nach ihrer Zusammensetzung sich von der größten
Dehnbarkeit bis zur größten Härte bewegen. Hervorzuheben ist die große
Widerstandsfähigkeit der Aluminium-Bronze gegen Oxydation. Was die Reinigung von
Aluminium anbetrifft, so hat sich eine Paste aus Polierrot und Talg bestehend gut
bewährt. Poliertes Aluminium darf natürlich nicht mit Sand oder Kreide bearbeitet
werden. Kochgeschirre, die bräunlich im Innern angelaufen sind, lassen sich leicht
mit einer verdünnten Lösung Alaun und Weinstein kochend reinigen. Man nimmt auf 1
Liter Wasser einen Eßlöffel von einem Drittel Weinstein und zwei Drittel Alaun.
Zum Schluß noch eine wirtschaftliche Bemerkung über die Preisentwicklung des
Aluminiums. Während im Jahre 1852 das Kilogramm Aluminium noch 4800 Mark kostete,
sank es in 2 Jahren auf die Hälfte. Im Jahre 1856 war der Preis bereits bei 240 Mark
und 1889 bei 50 Mark angekommen. In der Folgezeit fiel der Aluminiumpreis noch mehr
und lautete im Jahre 1902 auf 2 Mark für 1 kg. Während des Weltkrieges zog der
Aluminiumpreis nach dem Beispiel aller Metalle erheblich an und die hohen Preise
blieben auch nach dem Ende des Weltkrieges im wesentlichen bestehen. Im Jahre 1920
bewegte sich der Aluminiumpreis zwischen 25 bis 40 Mark für 1 kg. Die technischen
Anwendungsmöglichkeiten des Aluminiums sind zweifellos noch lange nicht erschöpft.
Zu größerer Bedeutung sind die aus Aluminium hergestellten Motorengehäuse im
Automobilbau und Flugzeugbau gelangt. Mit Rücksicht auf das knapp und teuer
gewordene Eisen wird es eine wichtige Aufgabe der Technik für die Zukunft sein, dem
Aluminium weitere Anwendungsgebiete zu erschließen.
Dr. P. Martell.
Vibrac-Stahl. Einsatzstähle, wie z.B. Chromnickelstahl,
werden für die Herstellung von stark beanspruchten Maschinenteilen, wie
Kurbelwellen, Achsen usw. verwendet. Diese Stahlsorten neigen beim Härten zur
Brüchigkeit und ergeben auch bei der sorgfältigsten Härtung verschiedene
Festigkeitsverhältnisse. Die englische Firma Armstrong, Withworth und Co hat deshalb
seit längerer Zeit Versuche zur Erlangung eines neuen hochwertigen Baustahles
unternommen. Diese neue Stahlsorte, Vibrac-Stahl genannt, soll sich besonders bei
Oel- und Lufthärtung bewähren. Der neue Stahl besitzt eine hohe Elastizitätsgrenze,
sowie große Zugfestigkeit und große Dehnung. Bei Oel- und Luft- oder Ofenkühlung
wurden folgende Versuchs-Ergebnisse erhalten:
Streckgrenze = 81,33 kg/mm2, Zugfestigkeit 93,70
kg/mm2, Dehnung 18 %, Stoßfestigkeit = 45.
Die neue Stahlsorte soll eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen wechselnde
Beanspruchung haben und wird deshalb für Motorteile, wie Kurbelwellen, Pleuelstangen
von Fahrzeugmotoren Verwendung finden. (Der Motorwagen 1922, S. 542–543.)
Wimplinger.
Die Eisen- und Stahlerzeugung in 1922. Das amerikanische
Fachblatt Iron Trade Review, Cleveland, Ohio, kabelt die Weltproduktionsziffer für
Roheisen und Rohstahl für das Jahr 1922. Hiernach beträgt die Welterzeugung an
Roheisen 49790000 To. gegen 34700000 to. in 1921, die Welt-Rohstahlerzeugung
einschließlich Stahlguß 61000000 To. gegen 41861000 To. in 1921.
Hiervon entfallen auf Europa 21605000 To. Roheisen gegen 15923000 To. in 1921 und
25810000 To.
Rohstahl gegen 20 467 000 To. in 1921. Die Produktionsziffern sind damit die
höchsten seit Kriegsende und erreichen 42 % der Welterzeugung. Sie zeigen, trotz
aller Schwierigkeiten, einen beständigen Fortschritt in der wirtschaftlichen Lage.
Deutschland steht nach wie vor an zweiter Stelle, ihm folgen England an dritter und
Frankreich an vierter Stelle. Der amerikanische Anteil an der Weltproduktion
beziffert sich auf 53 % für Roheisen und 55 % für Rohstahl. Alle Länder mit Ausnahme
von Canada, Tschechoslovakei, Japan und China konntej ihre Erzeugung steigern.
Im einzelnen geben die folgenden Zusammenstellungen eine Uebersicht über die
Erzeugungszahlen der einzelnen Länder in To., wobei bemerkt sei, daß die Ziffern zum
Teil geschätzt sind, sich jedoch nur ganz unwesentlich von den endgültigen Zahlen
entfernen.
Weltproduktion an Roheisen und Rohstahl nach Iron Trade Review (1
To. = 1016 kg)
Roheisen
Länder
1922
1921
1920
1913
Vereinigte
StaatenEnglandFrankreichBelgienLuxemburgSchwedenDeutschlandOesterreichTschechoslovakeiRußlandJapanChina
26500000 4865000 4900000 1560000 1625000 350000 6500000 305000 345000 125000 310000 500000
16506000 2611000 3308000 862000 955000 304000 6096000 222000 535000 115000 654000 600000
36401000 8035000 3380000 1112000 696000 463000 5568000 100000 640000 15000 700000–
3060000010260000 5126000 2428000– 71800019000000 2343000– 4484000––
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gesamt-Welterzeu-gung an Roheisen
49790000
34700000
53854000
76594000
Rohstahl und Stahlguß
Vereinigte
StaatenEnglandFrankreichBelgienLuxemburgSchwedenDeutschlandOesterreichTschechoslovakeiRußlandJapanChina
33750000 5800000 4365000 1460000 1375000 300000 9000000 430000 640000 215000 460000 120000
19744000 3626000 3010000 780000 747000 203000 8700000 329000 895000 161000 558000 150000
42100000 9067000 3002000 1216000 588000 475000 6624000 125000 1000000 45000 470000–
31300000 7664000 4614000 2428000– 58200018631000 2584000– 4760000––
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Gesamt-Welterzeu-gung an Rohstahl
61000000
41861000
67145000
74629000
H. Hermanns.
Verdrehungsschwingungen bei Fahrzeugmotoren. Bei
schnellaufenden Mehrzylindermaschinen treten manchmal störende
Schwingungserscheinungen in der Kurbelwelle ein. Solche Motoren zeigen dann
verschiedene kritische Drehzahlen. Die Ursache dieser Schwingungen sind sinusartig
verlaufende Kräfte, welche an den einzelnen Kurbeln angreifen und Kurbelwelle und
Kolbenmassen in Drehschwingungen versetzen. Jedes solches Massensystem hat bestimmte
Eigenschwingungszahlen. Stimmt die Impulszahl der erregenden Kraft mit einer solchen
Eigenschwingungzahl überein, so entstehen sogenannte Resonanzschwingungen. Die
diesen Resonanzschwingungen entsprechenden Umlaufzahlen ergeben die kritischen
Drehzahlen, die die starken Beanspruchungen der Kurbelwelle hervorrufen.
Die Kurbelwellen von Automobilmotoren dürfen deshalb nicht allein mit Rücksicht auf
die auftretenden Explosionsdrücke berechnet werden. Bei diesen schwach bemessenen
Wellen kann die kritische Drehzahl in die Nähe der normalen Umlaufzahl fallen.
Abhilfe kann dann nur dadurch geschaffen werden, daß man die hin- und hergehenden
und umlaufenden Massen möglichst verkleinert. Auch die Anordnung der Lager haben
Einfluß auf die Ausbildung der Massen. Gleitlager üben infolge ihrer größeren
Abmessungen und ihres größeren Reibungswiderstandes einen dämpfenden Einfluß auf die
Ausbildung der Schwingungsausschläge aus. Durch Kugellager werden sie begünstigt und
es ergibt sich dann ein geräuschvoller Lauf des Motors. Große
Verdrehungsschwingungen ergeben nicht nur großes Geräusch, sondern sie sind auch oft
die Ursache von Brüchen der Kurbelwelle, der Lagerdeckel und der
Lagerdeckelschrauben. Außerdem entstehen dadurch große Lagerdrücke und Heißlaufen
der Lager.
Die periodisch wechselnden Drehmomente der kritischen Drehzahl betragen in der Regel
ein mehrfaches des mittleren Drehmomentes des Motors. Für die Berechnung eines
kraftübertragenden umlaufenden Teiles des Kraftwagens ist nicht allein das zu
übertragende mittlere Drehmoment maßgebend, sondern auch die Trägheitskräfte der
benachbarten schwingenden Massen. (Der Motorwagen 1922, S. 369–371.)
Wimplinger.
Das größte Eisenbetonschiff der Welt dürfte ein von der
italienischen Betonschiffgesellschaft in Lavagna (Italien) erbautes
Eisenbetonfahrzeug sein, welches 4700 Brutto- und 300 Nettoregistertonnen aufweist,
mit 2 Motoren versehen ist und stündlich 8 Seemeilen zurücklegt. (Zeitschrift
Concrete, September 1922).
A. M.
Eisenbeton. Zu den wichtigten Größen im Eisenbeton gehört
bekanntermaßen die Zahl n=\frac{E_e}{E_b}=\frac{\mbox{Elastizitätsmaß des Eisens}}{\mbox{Elastizitätsmaß des Betons}}. Dr. von Emperger, der rühmlichst bekannte
Eisenbetonfachmann, setzt diese Zahl für Stahl = 30–40.
In „Beton u. Eisen 1922, Heft XV“ wird ausgeführt, daß n = 30 für umschnürte
Säulen wohl der zutreffende Wert sei; für Balken trifft n = 30 nicht zu.
A. Marx.
Torkret-Verfahren. Eine interessante
„Brückenkonstruktion“ für eine Straßenbrücke von 107 m Spannweite ist in
Amerika ausgeführt worden. Die Brücke wird durch den Staat Oregon in der Nähe der
Stadt Oregon erstellt. Nach Ausführungen von Professon Dr. Kleinlogel wird die
Brücke aus gekrümmter kastenförmigen Blechträgern
gebildet, die mit Hilfe der Betonspritzmaschine mit einer dünnen Lage von Beton
allseitig ummantelt wird. Dies geschieht nach dem Torkretverfahren, welches bei uns
seit einigen Jahren ja auch mit viel Erfolg angewendet wird. Die Gesamtlänge der
Brücke beträgt 260 m. Die Fahrbahn ist zum Teil an dem Bogen aufgehängt, zum Teil
vermittels Stützen auf ihm gelagert. Die Gesamtbreite der Straße zwischen den Bogen
beträgt 5,8 m; die der beiden Bürgersteige je 1,4 m.
Die Erbauer der Brücke sind die Ingenieure C. B. McCullough und Herbert Nunn. (Beton
u. Eisen 1922 Heft X.)
Marx.
Ein- und Ausfuhr von Waren für die Kölner Messe. Der
Reichskommissar für Ein- und Ausfuhrbewilligungen hat eine Bekanntmachung im
Reichsanzeiger Nr. 47 erlassen, wonach die Zollstellen ermächtigt werden, die Ein-
und Wiederausfuhr von Waren, die zur Ausstellung auf der vom 6. bis 12. Mai 1923 in
Köln stattfindenden Messe bestimmt und als solche in den Begleitpapieren bezeichnet
sind, unter der Bedingung ohne Ein- bezw. Ausfuhrbewilligung zuzulassen, daß sie
unter Zollaufsicht auf ein Kölner Zollamt abgefertigt werden, während ihres
Verbleibs in Deutschland im Vormerkverfahren unter Zollaufsicht bleiben und binnen 2 Monaten nach
Schluß der Messe wieder ausgeführt werden. Die Wiederausfuhr muß der betr.
Zollstelle gegenüber sichergestellt werden.
Ausländische Vertreter der Kölner Messe. Wie die übrigen
deutschen Großmessen wird auch die Kölner Messe im Ausland, vor allem in den
Ländern, deren Kaufmannschaft an der Kölner Messe besonders interessiert ist,
ehrenamtliche Vertretungen einrichten. Die Aufgabe der ehrenamtlichen Vertreter
besteht in erster Linie darin, die Verbindung zwischen den ausländischen Kaufleuten
und der Kölner Messe bezw. der hier ausstellenden Industrie herzustellen und
aufrecht zu erhalten. Inzwischen sind die beiden ersten Auslandsvertretungen der
Kölner Messe eingerichtet worden, und zwar hat für England Herr Kommerzienrat
William Dederich in London E.
C. (1.–18 Imperial Buildings, Ludgate Circus) und für die Schweiz Herr Ernst Vimmers in Zürich (Tiefenhöhe
12) die ehrenamtliche Vertretung der Kölner Messe übernommen.
Hafenbautechnische Gesellschaft, Hamburg. Die politische
und wirtschaftliche Möglichkeit vorausgesetzt, wird die diesjährige Hauptversammlung
am 25. und 26. Mai, demnach am Schluß der Pfingstwoche, in Regensburg stattfinden.
Es ist beabsichtigt, diesen Zeitpunkt im Jahre auch für die späteren Tagungen
festzuhalten, demnach unsere Mitglieder und Freunde künftig alljährlich am Schluß
der Pfingstwoche zu unseren Hauptversammlungen zusammenzuführen.
Die diesjährige Tagung soll, der allgemeinen Lage entsprechend, zeitlich möglichst
beschränkt werden. Für Donnerstag, den 24. Mai, ist ein Begrüßungsabend vorgesehen.
Freitag, den 25. Mai, sollen vormittags zwei Vorträge stattfinden; der erste wird
„die süddeutschen Wasserstraßen und ihre Hafenanlagen“, der andere
„die Beziehungen Süddeutschlands zu den deutschen Seehäfen“ behandeln.
Für den Nachmittag ist ein Besuch der Befreiungshalle bei Kelheim geplant. Für
Sonnabend, den 26. Mai, sind (auf einer Dampferfahrt nach Passau) Besichtigungen der
Arbeiten an der Kachletstufe oder wahlweise jener an der mittleren Isar in Aussicht
genommen. Den Teilnehmern wird Gelegenheit geboten, am Sonnabend, dem 27. Mai, von
München aus im Gange befindliche Wasserbauarbeiten an der oberen Isar, am Inn oder
Walchensee zu besuchen.
Härteversuche mit Kupfer und angelassenem Stahl. Aus
Vergleichsversuchen hat man festgestellt, inwieweit Stahl statt Kupfer für bestimmte
Zwecke verwendet werden kann. Dazu wurde nach Nr. 26 des Zentralblattes für Hütten-
und Walzwerke an 15–18 mm dicken Knüppeln aus Kupfer, die kaltgewalzt waren und 4–5
mm dicken Stahlstäben die Härte nach Brinell mit einer 10-mm-Kugel und unter
Betastung von 500 kg bestimmt. Dabei fand man für Kupfer vor dem Anlassen als
Härtezahl 80–90, nach diesem aber 40,2 bis 40,6, für Stahl 95–97. Sie sank durch das
übliche Anlassen auf 79–80 und durch ein Anlassen in einer Wasserstoffatmosphäre
oder im Vakuum bis auf 61–62. Wurden nun so angelassene Kupfer- oder Stahlstücke bis
auf 33 % ihrer Dicke umgewalzt, so nahm das Kupfer seine Anfangshärte wieder an,
Stahl aber nur bis zu 60 %, wobei ein Anlassen im Vakuum oder in einer
Wasserstoffatmosphäre praktisch dasselbe ergab. In der Annahme einer Härte des
Kupfers zwischen 40 und 80 und einer des Stahles zwischen 60 und 95 ist es wohl
möglich, Stahl auch in allen solchen Fällen zu verwenden, in denen bis jetzt
lediglich Kupfer seiner geringen Härte wegen verwendet wurde.
Dr. Bl.