Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 71 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Mehrfach umschaltbare elektrodynamische
Feinmeßgeräte. Die Instrumentenabteilung des Wernerwerkes berichtet im 9.
Heft des 2. Jahrganges der Siemens-Zeitschrift von möglichst vielseitig verwendbaren
Instrumenten. So erhalten die bisherigen Leistungsmesser mit zwei Strommeßbereichen
deren drei, und die Spannungsmesser mit zwei Spannungsmeßbereichen ebenfalls deren
drei. Zudem werden die Instrumente in einer neuen ansprechenderen Form ausgeführt,
die die Ablesung erleichtert und infolge einer besonderen Zeigeranordnung genauer
macht.
Bei dem neuen Leistungsmesser ist die Stromspule aus vier gleichen Teilen gewickelt,
die mit drei Stöpseln, alle in Reihe, gepaart in Reihe oder alle parallel geschaltet
werden können. Der Klemmklotz hat eine besondere Form erhalten, die Folge der
Stöpsel ist auf einem gravierten Schild auf der Klappe dargestellt und die für die
drei Meßbereiche benutzten Stöpsellöcher sind durch farbige Ringe bezeichnet. Sicher
und unveränderlich erfolgt die Kontaktangabe an den Segmenten, denn die
Kontaktstücke sind etwas elastisch und nachgiebig auf der Unterlage befestigt und
alle Segmente drücken fest an die Stöpsel. Der neue Leistungsmesser wird angefertigt
für die Stromstärken
0,5– 1– 2 Ampère,
2,5– 5–10 Ampère,
5–10–20 Ampère.
Auf dem Schilde sind die Schaltbilder für jeden Meßbereich eingraviert, für höhere
Stromstärken sind Instrumente mit nur zwei Meßbereichen zu verwenden. Von den
Widerständen des Spannungskreises dieser Instrumente sind nur 1000 Ω eingebaut und
außenliegende Vorwiderstände im Gebrauch, wodurch sich jede vermeidbare
Wärmeentwicklung und damit Ungenauigkeiten vom Meßwerk fernhalten lassen. Dasselbe
läßt sich auch zum Bau von Spannungs-Strommessern benutzen, und die feste Feldspule
eines solchen neuen Spannungsmessers ist in zwei Hälften geteilt und mit einem
bestimmten Vorwiderstand zum Schalter geführt. In der ersten Stellung liegen die
beiden Gruppen parallel, in der zweiten in Reihe geschaltet. In den beiden ersten
Schalterstellungen ist der Wattverbrauch derselbe, der Stromverbrauch vermindert auf
die Hälfte durch die Reihenschaltung, in der dritten Schalterstellung bleibt dieser
für Endausschlag gleich, jener aber steigt aufs doppelte. Für die beiden unteren
Stufen ist er 7 Watt, für die obere 14 Watt.
Die Strommesser haben dieselbe Form wie die Leistungsmesser, doch ließ sich bei ihnen
die dreifache Umschaltung nicht durchführen, aber wesentliche Verbesserungen
anbringen. Bisher war bei Stromstärken von 25 A. aufwärts der Eigenverbrauch
sehr groß und stieg bei 200 A. bis auf 200 W. Es zeigten sich trotz reichlicher
Abmessungen merkliche Erwärmungsfehler, weswegen man bei der Neukonstruktion
zunächst den Verbrauch von 200 auf höchstens 30 W. herabsetzte. Außerdem traf man
eine neue Innenschaltung, nach der die Erwärmung der Feldspule durch eine Hilfsspule
aus Kupfer kompensiert wird. So ließ sich der Anwärmefehler auf 0,1 bis höchstens
0,3 v. H. des Sollwertes und auch der Einfluß von Schwankungen der Außentemperatur
aufs äußerste herabdrücken. Die Neukonstruktionen stellen hochwertige
Präzisionsinstrumente dar bei sehr geringem Eigenverbrauch.
Von diesen elektrodynamischen Meßapparaten berichtet auch in ausführlicher Weise G.
Keinath in der zweiten erweiterten Auflage meiner Technik der elektrischen Meßgeräte
(mit 400 Textabbild, im Verlag R. Oldenbourg, München 1922), verweist u.a. auch auf
die Ergebnisse von Vergleichsmessungen, zeigt die Schaltung und inneren Aufbau der
Strom- wie Leistungsmesser, der Spannungs- wie Stromwandler.
Dr. Bl.
Ueber flüssige Brennstoffe hielt Generaldirektor Dr. Bergius auf dem „Tag der Technik“, den
gelegentlich der letzten Frankfurter Messe die dortigen technischen
Vereine`veranstaltet hatten, einen bemerkenswerten Vortrag. Der Verbrauch an
flüssigen Brennstoffen zur Energieerzeugung hat die Verwendung der Mineralöle zur
Beleuchtung sowie zu Schmierzwecken weit überflügelt. Von der Welterzeugung an
Mineralölen, von denen etwa 80 Millionen t der Erdölindustrie und nur etwa 2
Millionen t der Teerverarbeitung entstammen, dürfte der weitaus überwiegende Teil
für motorische Zwecke, d.h. für Explosions- und Verbrennungsmotoren sowie als Heizöl
für Schiffkessel Verwendung finden. Die Erzeugung von Erdöl, die ebenso wie dessen
Verteilung in den Händen weniger Großkonzerne liegt, hat sich in bewundernswerter
Weise den Anforderungen des Verbrauchs angepaßt, der immer mehr nach Benzin
einerseits und nach Heizöl anderseits verlangt, ob schon die neueren Oelvorkommen
hinsichtlich der Benzinausbeute teilweise wesentlich hinter den alten Oelquellen
zurückstehen. So ist z B. das mexikanische Rohöl sehr benzinarm und so dick, daß es
sich nicht pumpen läßt, und daß es mit dünnerem Oel vermischt werden muß, damit es
zu Heizzwecken verwendbar ist.
Noch vor 30 Jahren waren Benzin und Treiböl nur schwer abzusetzen. In den Jahren 1909
bis 1919 ist indessen der Benzinverbrauch auf das Siebenfache gestiegen, während die
Rohölgewinnung sich in diesem Zeitraum nur verdoppelt hat. Um dem starken Bedarf nachkommen zu
können, hat man das Benzin durch Zusatz höhersiedender Oele verschlechtert, indem
man die obere Siedegrenze von 150 auf 240 Grad heraufsetzte und indem man dem
amerikanischen „motor spirit“ die aus dem Erdgas durch Kompression
abscheidbaren Kohlenwasserstoffe beimischte. Während früher aus dem Rohöl 10 v. H.
Benzin gewonnen wurden, erhält man durch die erwähnten Maßnahmen heute 26 v. H.
Benzin; eine weitere Hinaufschiebung der Siedegrenzen ist nicht möglich. Somit
ergibt sich für die Technik die Aufgabe, niedrigsiedende Kohlenwasserstoffe künstlich herzustellen. Für die Teerindustrie im
besonderen besteht die Aufgabe darin, die Teeröle ohne Benutzung von Zündöl als
Treiböle verwendbar zu machen und ferner das feste Pech oder besser den ganzen Teer
in leichtflüssige Brennstoffe zu verwandeln; dies gilt auch für den Generatorteer
und den Urteer. Als vierte Aufgabe endlich bleibt die Verflüssigung der Kohle selbst
mit Hilfe der Hydrierung.
Bezüglich der Anforderungen an Benzin bezeichnete der Vortragende die helle Farbe als
eine unbegründete Forderung, da hierdurch eine kostspielige Raffination erforderlich
wird; ebenso ist ein niedriges spezif. Gewicht belanglos, viel wichtiger ist ein
gleichmäßiges, lückenloses Ansteigen der Siedekurve. Die Gewinnung niedrigsiedender
Kohlenwasserstoffe aus schwereren Oelen mit Hilfe des „Krackprozesses“, d.h.
längeres Erhitzen auf hohe Temperatur, wurde schon in den achtziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts in Deutschland sowie in England vorgeschlagen; in Amerika
werden heute auf diesem Wege etwa 700000 t Krackbenzin aus Gasöl oder aus
asphaltarmen Oelruckständen durch Druckerhitzung bei 5–10 at gewonnen. Das Gasöl
zerfällt bei 400–500 Grad teils in leichtere, teils in schwerere Oele, daneben
entstehen aber Gase und Koks, was einen Verlust bedeutet. Die Gasbildung kann zwar
durch Erhöhung des Druckes etwas vermindert werden, nicht aber die Koksbildung.
Hierdurch wird die kontinuierliche Durchführung der Spaltung sehr erschwert. Die
Koksbildung ist auf Abspaltung von Wasserstoff zurückzuführen, sie läßt sich
verhindern, wenn man fremden Wasserstoff bei dem Spaltvorgang zusetzt. Eine Reihe
von Vorschlägen bedient sich hierbei verschiedener Katalysatoren, doch sind diese
Verfahren nicht über das Laboratoriumstadium hinausgelangt, da die
Schwefelverbindungen der Oele den Katalysator vergiften. Der Vortragende hat nun mit
Erfolg versucht, ohne Katalysator zu arbeiten, indem er den Wasserstoff unter hohem
Druck (etwa 400 at) zusetzt. Auf diese Weise ist es gelungen, selbst schwefelreiche
Produkte in leichte und mittlere Oele ohne Koksausscheidung zu verwandeln. Das
Verfahren ist die Grundlage des Bergin-Prozesses, der heute in einer Anlage in
Mannheim-Rheinau in großtechnischem Umfang durchgeführt wird.
Auch aus Steinkohlenteer lassen sich durch Hydrierung ebenso wie aus Erdöl Stoffe von
niedrigem Siedepunkt gewinnen, wobei nur 20 v. H. Pech erhalten wird. Die hydrierten
Oele bestehen zur Hälfte aus Benzin, zur Hälfte aus Treiböl; letzteres zeigt
keinerlei Ausscheidungen von festen Stoffen, wie Naphthalin oder Anthrazen. Die
Druckhydrierung läßt sich schließlich auch auf Kohle selbst anwenden, wobei etwa 90
v. H. der wasser- und aschefreien Kohlesubstanz in Oele umgewandelt werden, wogegen
bei der Urverkokung aus der Kohle nur etwa 10 v. H. Oele gewonnen werden können. Die
physikalischen Bedingungen sind auch hier die nämlichen wie bei der Hydrierung von
Teeren, nämlich eine Temperatur von 400–500 Grad und ein Druck von 100 at, doch
mußten besondere Einrichtungen ersonnen werden, um die feste Kohle kontinuierlich in
die unter hohem Druck stehenden Apparate hineinzubringen.
Sander.
Das Eisenbahnnetz der Erde. Auf der Völkerbundskonferenz
zu Barcelona im Frühjahr 1921 wurden auch genaue Angaben über das Welteisenbahnnetz
gemacht, welche einen Ueberblick darüber ermöglichen, wie sich die gesamten
Bahnlinien der Erde 1913 und 1920 auf die verschiedenen Erdteile und einzelnen
Länder verteilen. Das Ergebnis läßt sich in nachstehender Zusammenstellung
veranschaulichen.
Auf die fünf Erdteile entfallen, in 1000 km Länge:
1913
1920
Europa
346
380
Amerika
570
612
Asien
108
119
Afrika
44
52
Austalien
35
38
–––––––––––
Zusammen
1003
1101
Die Verteilung innerhalb der Erdteile bietet nachstehendes Bild für die einzelnen
Länder nach dem Stande für das Jahr 1920 in Kilometern:
Deutschland
58148
Vereinigte Staaten
426522
ehemaliges Oest. Ung.
27022
Kanada
64012
England
39262
Mexiko
25493
Frankreich
53561
Mittelamerika
9708
europ. Rußland nebst Randstaaten
101651
ArgentinienBrasilien
37266 28128
Italien
20118
Chile
8531
Belgien
11093
Sonstiges Südamerika
12062
Holland
3403
–––––––––––––––––––
Schweiz
5345
Amerika zusammen
611722
Spanien u. Portugal
18643
Sibirien
17336
Luxemburg
525
China
11004
Balkan
18394
Japan
14835
Skandinavien (incl. Dänemark)
22682
Brit. Indien
58459
Sonstiges Asien
17551
––––––––––––––––
––––––––––––––––
Europa zusammen
379847
Asien zusammen
119185
Aegypten
7 0 2
Algier und Tunis
6791
Brit. Südafrika
18468
Uebriges Afrika
19600
–––––––––––––––––
Afrika zusammen
51881
Si.
Die Kohlenvorräte der europäischen Staaten vor und nach dem
Weltkrieg. In wie hohem Maße unsere Kohlenförderung durch den
Friedensvertrag von Versailles sowie durch die Abgabe eines Teiles der Provinz
Oberschlesien an Polen verringert worden ist, wurde schon häufig in Wort und Schrift
erörtert, dagegen sind die Verschiebungen, die die Kohlenvorräte der europäischen
Staaten durch den Weltkrieg erfahren haben, in weiten Kreisen noch wenig bekannt.
Nach den Ermittelungen des Internationalen Geologen-Kongresses zu Toronto im Jahre
1913 betrugen die Kohlen Vorräte Europas bis zu 1500 m Teufe rund 784 Milliarden
Tonnen, die sich auf die einzelnen Länder wie folgt verteilten:
Deutschland
424
Milliarden t
= 54,1 v. H.
Großbritannien
189
„
= 24,1 v. H.
Europ. Rußland
60
„
= 7,6 v. H.
Frankreich
18
„
= 2,3 v. H.
Belgien
11
„
= 1,4 v. H.
Holland
4
„
= 0,5 v. H.
Uebrige Länder
78
„
= 9,9 v. H.
Danach stand Deutschland mit mehr als der Hälfte der europäischen Kohlenvorräte
weitaus an der Spitze aller Länder und es folgte in weitem Abstand an zweiter Stelle
Großbritannien. Durch den Verlust Lothringens und des Saarbeckens gingen uns 0,8
bezw. 12,2 Millionen
Tonnen verloren, noch weit größer aber ist der Verlust an Kohlenvorräten, den wir in
Oberschlesien erlitten haben, er beläuft sich nämlich auf 176 Milliarden t, so daß
unser Gesamtverlust 189 Milliarden t Kohle beträgt.
Auch Rußland hat von seinen Kohlenvorräten einen allerdings weit kleineren Teil
eingebüßt, es verlor durch die Abtrennung Polens etwa 3 Milliarden t. Polen ist
heute nach Deutschland und Großbritannien das an Kohlen reichste Land Europas, wie
die folgende Zusammenstellung zeigt:
Deutschland
235
Milliarden t
30,0 v. H.
Großbritannien
189
„
24,1 v. H.
Polen
179
„
22,8 v. H.
Europ. Rußland
57
„
7,5 v. H.
Frankreich
31
„
3,9 v. H.
Belgien
11
„
1,4 v. H.
Holland
4
„
0,5 v. H.
Uebrige Länder
78
„
9,9 v. H.
(Montan. Rundschau 1923, S. 24).
Sander.
Brennstaub aus Torf und Braunkohle. Der Wassergehalt von
lufttrockenem Torf und von nasser Braunkohle schwankt zwischen 35–55 v. H. Unter der
Voraussetzung, daß Torf in wirtschaftlicher Weise in lufttrockenen Zustand gebracht
werden kann, läßt er sich in gleicher Art wie Rohbraunkohle auf Brennstaub
verarbeiten. Zu diesem Zweck werden die Brennstoffe in Zerkleinerungsmaschinen
zerrissen und sodann in einer mit direkten Feuergasen beheizten Trockentrommel auf
einen Wassergehalt von 12–15 v. H. gebracht. Bei noch stärkerer Trocknung der beiden
Brennstoffe besteht die Gefahr einer Entzündung und Explosion. Das warme Trockengut
wird aus der Trommel in einen Vorratbehälter abgefüllt, wobei für möglichst
vollkommenen Luftabschluß zu sorgen ist. Die weitere Verarbeitung des getrockneten
Materials kann, wie A. B. Helbig in der
„Feuerungstechnik“ ausführt, auf zweierlei Weise erfolgen, und zwar kann
es entweder unmittelbar zu Brennstaub verarbeitet werden oder es wird zuerst der
Tieftemperaturverkokung unterworfen und der Halbkoks schließlich zu Pulver
vermählen.
Beim Vermählen sowohl der Braunkohle wie des Torfs ist auf möglichste Feinheit Wert
zu legen, Desintegratormahlung hält Verfasser nicht für ausreichend, obschon während
des Krieges in Schweden mit sehr viel gröberem Torfpulver gearbeitet worden ist. Bei
der Anwendung des Torfpulvers zur Lokomotivfeuerung zeigte sich so starkes Sprühen
von Asche und unverbrannten Teilen des Torfes, daß die Verwendung des Torfpulvers
für Personenzüge nicht empfehlenswert ist. Eine Lokomotivfeuerung für Brennstaub muß
so beschaffen sein, daß in der mit feuerfestem Mauerwerk ausgekleideten Feuerbüchse
die Staubverbrennung auf einem kurzen Wege beendet ist, damit in die Rauchrohren nur
ausgebrannte Feuerluft eintritt. Diese Grundbedingung wird aber nur bei Verfeuerung
von feinstem Brennstaub erfüllt.
An und für sich ist es aber entschieden wirtschaftlicher, Torf und Braunkohler vorher
zu verschwelen und den Halbkoks zu vermählen und zu verbrennen. Denn dann werden
einmal die in diesen Brennstoffen in besonders großer Menge enthaltenen wertvollen
flüchtigen Bestandteile in Form hochwertiger Oele und Gase gewonnen, ferner ist der
dabei enthaltene Halbkoks nicht mehr explosiv und selbstentzündlich, so daß er
unbedenklich auf der Eisenbahn versandt werden kann, und schließlich ist die
Leistung an gemahlenem Gute bei Halbkoks mindestens dreimal so groß wie bei
Trockengut, auch die Kosten für Instandhaltung der Mühlen sinken infolge der
besseren Mahlbarkeit. Ob sich die Urverkokung bei den heutigen Preisen für die
Nebenprodukte lohnt, muß natürlich von Fall zu Fall genau geprüft werden. Für die
gewaltigen Massen eines Großbetriebes kommt nur die Verkokung in der Drehtrommel in
Frage, da in dieser auch die feinsten pulverförmigen Rohstoffe mit Vorteil
verarbeitet werden können. Das ideale Ausganggut für Brennstaub ist der Halbkoks
jedes Brennstoffes, ganz besonders aber der von Torf und Braunkohle, denn er ist
spröde und leicht zerreiblich und schmiert in der Mühle nicht, wie dies bei
bituminösen Stoffen auch bei geringer Erwärmung leicht eintritt. Je weniger
flüchtige Bestandteile der Halbkoks enthält, um so feiner muß man ihn mahlen; bei
der richtigen Feinheit verbrennen sogar Zechen- und Gaskoks vollkommen. Bei
Verwendung von Halbkoksstaub ist es auch nicht notwendig, daß das Kraftwerk, welches
den Halbkoks verfeuert, bei dem Rohstofflager liegt, wie dies bei Verfeuerung von
Rohbraunkohle oder Torfsoden aus Gründen der Wirtschaftlichkeit geboten ist. Die
Versendung von Halbkoks muß natürlich in geschlossenen Eisenbahnwagen erfolgen,
obschon auch ein Halbkoks mit 25 v. H. Feuchtigkeit noch recht gut mahlbar ist. Zum
Schluß weist Verfasser darauf hin, daß die Brennstaubgewinnung aus Halbkoks durch
Patent geschützt ist, so daß seine Verwendung für diesen Zweck leider das Monopol
des Patentinhabers ist. (Feuerungstechnik, 11. Jahrgang, S. 37–39).
Sander.
Herabsetzung der Hausbrandkosten. Der heurige milde Winter
geht seinem Ende entgegen. Die meisten haben ihn noch mit verhältnismäßig billig
eingekauften Brennstoffen überdauert. Mit Grauen aber blicken wir schon heute dem
nächsten Winter entgegen, und die Sorgen des Einzelnen vervielfältigen sich für die
großen Geschäftshäuser und die staatlichen und städtischen Verwaltungen, deren
Heizkosten in die Milliarden gehen. Nach einem Bericht über seine „Arbeiten auf
dem Gebiete der Brennstoffausnutzung in häuslichen Feuerstätten“, den der
Reichskohlenrat soeben herausgegeben hat, beträgt der Gesamtwert der allein in
öffentlichen Gebäuden und Anstalten jährlich verfeuerten Hausbrandbrennstoffe nach
den gegenwärtigen Preisen rund 600 Milliarden Mark! Der Reichskohlenrat hat sich,
wie aus diesem Bericht hervorgeht, nicht darauf beschränkt, die Brennstoffpreise,
widerstrebend und der Geldentwertung folgend, heraufzusetzen, um den Kohlenbergbau,
die Grundlage unserer gesamten Wirtschaft, leistungsfähig zu erhalten, – derselbe
Reichskohlenrat hat auch alles in seiner Macht stehende getan, um jedem Einzelnen
und jeder Körperschaft die Wege zu weisen, mit so wenig Brennstoffen auszukommen wie
möglich und dadurch die Heizkosten sehr stark zu verringern. Es handelt sich dabei
im Augenblick weniger darum, unsere Heiz- und Kochanlagen technisch zu verbessern.
Wer das Geld dazu hat, kann sich schon heute höchst vollkommene Heiz– und
Kocheinrichtungen kaufen. Die Wenigsten haben aber hierzu die nötigen Mittel. Es
handelt sich also hauptsächlich darum, die vorhandenen Heiz- und Kochanlagen, so
unvorteilhaft sie auch sein mögen, so zu behandeln, daß sie mit weniger Brennstoffen
die gleiche Wärme, ja mehr Wärme als bisher nutzbar abgeben. Brennstoffersparnis
kann man sich nicht kaufen, sondern man muß sie lernen und üben, gerade so wie die
besten Aerzte einem die Gesundheit nicht verleihen können, wenn man nicht selbst
gesundheitsgemäß lebt. Ganz ähnlich wie die beharrlichen jahrzehntelangen Bemühungen
unserer
führenden Hygieniker den Gesundheitszustand unseres Volkes gehoben haben, so sind
jetzt auch unter der Führung des Hausbrand-Ausschusses beim Reichskohlenrat Tausende
von Kräften an der Arbeit, um unserem Volke verständnisvolle Selbsthilfe im Kampfe
gegen die Brennstoffnot zu ermöglichen. Die Tätigkeit des Reichskohlenrats hat nun
nicht etwa darin bestanden, die vielen „Merkblätter“ und „Richtlinien“
für sparsames Heizen, die es gibt, um einige weitere zu vermehren. Derartige
allgemeine Merkblätter haben verhältnismäßig geringe Wirkung; nur, wenn sie in jedem
Fall auf die örtlich ganz verschiedenen Bedingungen besonders zugeschnitten sind,
nutzen sie. Der Hausbrandausschuß des Reichskohlenrats hat daher einen viel
wirksameren Weg eingeschlagen: sein Bericht ermöglicht es allen den vielen, die noch
gar nicht wissen, wo und wieviel Persönlichkeiten und Aufklärungsmöglichkeiten in
den heiztechnischen Fragen zur Verfügung stehen, sich ihrer ohne weiteres zu
bedienen; neben einer knappen allgemeinen Uebersicht über die erstaunlich
zahlreichen Arbeiten auf diesem Gebiet stellt der Bericht einen Wegweiser zur
unmittelbaren Fühlungnahme mit den heiztechnischen Organisationen dar, deren genaue
Adressen in einem besonderen Verzeichnis zusammengestellt sind. So ermöglicht er die
vor allem wichtige Einwirkung von Mensch zu Mensch. Bekannt ist ja auch, daß aus den
gleichen Gesichtspunkten heraus der Reichskohlenrat seit einigen Monaten mit
eifriger Unterstützung der Unterrichtsministerien und der Lehrerschaft die Pflege
des Sinnes für das Haushalten mit Wärme im Schulunterricht (ohne Einfügung neuer
Lehrfächer!) bewirkt. Alle diese persönliche Wirksamkeit findet Unterstützung in dem
Verzeichnis der einschlägigen gemeinverständlichen Schriften, das ebenfalls dem
vorliegenden Bericht angefügt ist. Ganz besonders wichtig aber ist die eindringliche
Mahnung, die in dem Bericht an alle Behörden gerichtet wird, die berühmten deutschen
„Zuständigkeitsfragen“ auszuschalten und von jetzt ab überall die
Sachverständigen zur ständigen Ueberwachung des Heizbetriebes unserer öffentlichen
Gebäude und Anstalten in der Weise hinzuzuziehen, wie es bei einigen Reichsbehörden
und in einigen Städten und Provinzen schon jetzt geschieht: „Heiztechniker an die
Front!“ Vor allem die Abgeordneten der Gemeinde-, Kreis-, Provinzial- und
Landesvertretungen müssen darauf halten, daß die vielfach ganz unverantwortliche
Vergeudung öffentlicher Gelder durch nachlässigen Heizbetrieb aufhört. Wie wir
hören, wird der Bericht des Reichskohlenrats allen örtlichen und bezirklichen
Verwaltungsbehörden zugehen. Wir müssen im Interesse unserer Volksgesamtheit
dringend fordern, daß er beherzigt wird. Der Bericht ist für jedermann bei der
Geschäftsstelle des Reichskohlenrats, Berlin W 62, Wichmannstr. 19, gegen Einsendung
von 300 Mk., für Körperschaften kostenfrei erhältlich.
Wasserversorgung und Abwasserreinigung, Unter diesem Titel
bringt das Januarheft der „Hanomag-Nachrichten“ (Hanomag-Nachrichten-Verlag
G. m. b. H., Hannover-Linden) eine Beschreibung mehrerer deutscher Wasserwerke wie
der zeitgemäß eingerichteten Anlagen von Hannover, Oldenburg, Lehe, Cleve, Schwerin,
Bochum, Geestemünde, Erfurt, Barmen usw. mit ihren Pump– und
Dampfmaschinen-Einrichtungen. Neben der Versorgung mit gutem Trinkwasser spielt die
Reinigung und Verwertung der Abwässer für die Stadtgesundheitspflege eine große
Rolle. In den letzten Jahren hat die Schleudermaschine „Ter Meer“ auf dem
Gebiete der Abwasserverwertung große Erfolge aufzuweisen, wie die Anlagen der Städte
Frankfurt a. M., Harburg, Bielefeld, Hannover usw. beweisen. Eine ausführliche
Abhandlung über die Schleudermaschinen befindet sich auch in diesem
reichillustrierten Heft der Hanomag-Nachrichten.
Aluminium als Baustoff. Im Technischen Teil der
Zeitschrift des Leipziger Meßamtes „Leipziger Mustermesse und Technischen
Messe“ hat Rudolf Herzog eine Arbeit veröffentlicht, die die zahlreichen
eisenverarbeitenden Industrien darauf aufmerksam macht, daß an mancher Stelle, an
welcher jetzt noch Eisen oder Stahl verwendet wird, Aluminium ebensogut oder
zweckentsprechender verwendet werden kann, und daß es im Interesse der deutschen
Wirtschaft liegt, die Verwendung von Aluminium zu fördern, da wir unbeschränkte
Mengen Aluminium aus unserer heimischen Tonerde herstellen können. Sowohl die
Technische Messe in Leipzig als auch die Allgemeine Mustermesse vom 4. bis 10. März
werden schon eine gewaltige Menge von Ausstellungsgegenständen aus Aluminium
darbieten, so daß zu hoffen ist, daß die Verwendung von Aluminium und ihrer
Legierungen Fortschritte macht.