Titel: | Wassermesser für industrielle Betriebe. |
Autor: | G. Quaink |
Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 188 |
Download: | XML |
Wassermesser für industrielle
Betriebe.
Von G. Quaink,
Charlottenburg.
QUAINK, Wassermesser für industrielle Betriebe.
Die Wassermesser gehören zu den Meßgeräten, die schon seit langer Zeit in
technischen und industriellen Betrieben verwendet werden. Heute, wo jedes
Unternehmen bestrebt sein muß, den Betrieb nach allen Richtungen hin in möglichst
wirtschaftlicher Weise durchzuführen, ist ihre Bedeutung noch größer als früher
geworden. Wassermesser lassen sich überall einbauen, gleichgültig, ob es sich um
reines oder verunreinigtes Wasser, Spülwasser oder dgl. handelt. Industrielle
Betriebe, die ihr Wasser von behördlichen Wasserwerken beziehen, müssen diesen
gegenüber eine Kontrolle über ihren Verbrauch haben. Aber auch wenn eigene
Pumpstationen vorhanden sind, bieten Unterlagen über die verbrauchten Wassermengen
sehr viele Vorteile. In Färbereien und Bleichereien, in Papier- und
Cellulosefabriken, in chemischen und Zuckerfabriken, die alle viel Wasser zum
Spülen, Färben, Bleichen und Reinigen in den einzelnen Teilen des Fabrikationsganges
benötigen, leisten Wassermesser gute Dienste. Sie lassen sich auch vorteilhaft in
Brauereien und Mälzereien, in Brennereien und Mineralwasserfabriken verwenden.
Ueberall ist es für eine wirtschaftliche Betriebsführung nicht nur zweckmäßig,
sondern oft unbedingt notwendig, in die Rohrleitungen Wassermesser einzubauen.
Selbstverständlich können für die verschiedenen Zwecke mit ihren häufig weit
auseinander gehenden Anforderungen an Leistung und Arbeitsweise des Messers nicht
durchweg Geräte derselben Bauart verwendet werden. Von den verschiedenen Formen von
Wassermessern, die von der Siemens & Halske A.-G. nach den Erfahrungen aus einer
etwa 70 jährigen Tätigkeit auf dem Gebiete des Wassermesserbaues hergestellt werden,
seien an dieser Stelle die Scheiben-, die Woltmann- und die Venturi-Wassermesser
näher beschrieben, weil sie sich besonders für industrielle Betriebe eignen. Wenn
kleinere Wassermengen gemessen werden sollen, so sind Scheiben-Wassermesser
vorzuziehen. Ihre Meßgenauigkeit ist eine sehr große. Schon geringer stündlicher
Verbrauch wird angezeigt. Allerdings muß das den Messer durchfließende Wasser rein
oder wenigstens frei von körnigen Beimengungen sein. Handelt es sich um das Messen
von größeren Wassermengen, so sind Woltmann-Wassermesser am Platze. Infolge ihrer
großen Durchlaßfähigkeit können sie auch in Rohrleitungen eingebaut werden, die
verunreinigtes, selbst mit kleineren festen Bestandteilen vermengtes Wasser,
führen. Als Großwasser-Messer ist der Venturi-Messer anzusehen. Da das Meßwerk nicht
unmittelbar mit dem Wasser in Berührung ist und das Wasser durch den Messer frei
fließen kann, so läßt sich der Venturimesser für alle nur denkbaren Zwecke
verwenden. Die Druckverluste, die durch ihn entstehen, sind im Vergleich zu den
gemessenen Mengen außerordentlich klein und können praktisch außer acht gelassen
werden.
Textabbildung Bd. 338, S. 187
Abb. 1. Scheibenwassermesser.
Die Scheiben-Wassermesser (Abb. 1) sind Volumenmesser,
d.h., sie geben an, welche Menge Wassers, nach dem Rauminhalt gemessen, die
Meßkammer von einem bestimmten Zeitpunkt an durchflössen hat. In der Meßkammer, die
als Kugelausschnitt ausgestaltet ist, läuft eine ebene kreisförmige Scheibe in einem
Kugellager. Das durch den Messer fließende Wasser verleiht der Scheibe eine
eigenartige Wälzbewegung, die auf ein Zählwerk übertragen wird. Jedesmal, wenn die
Scheibe einen Umlauf vollendet hat, ist eine dem Nutzinhalt der Meßkammer
entsprechende Wassermenge durch den Messer geflossen. Das Zählwerk ist gegen das
durchfließende Wasser vollkommen abgeschlossen und besteht aus einem Räderwerk mit
Zeiger und Skala oder einem Springzählwerk. Das Gehäuse des Messers ist aus
Messingbronze, Gußeisen oder Stahlguß. Die Meßkammer und Scheibe wird aus einem dem
Verwendungszweck entsprechenden Material hergestellt. Alle reibenden und gleitenden
Teile sind aus selbstschmierendem Material hergestellt, infolgedessen kann jede
Schmierung fortfallen.
Die Meßgenauigkeit der Scheibenmesser ist sehr groß, (Meßfehler sind nicht größer als
1 v. H.) und bleibt wegen der Anordnung und Lagerung der Meßkammer im Gehäuse auch
bei verschiedenen Wassertemperaturen gleich. Stöße beim Zuführen des Wassers, die
z.B. beim Pumpenbetrieb, beim Oeffnen und Schließen von Ventilen vorkommen, sind
ohne nach teiligen
Einfluß auf die Meßgenauigkeit. Die Scheibenmesser können zum Reinigen leicht
auseinander genommen und wieder zusammengesetzt werden, ohne daß dazu besonders
gelernte Leute nötig sind. Sie werden für eine normale Leistung bis zu 40 cbm/Std.
gebaut, können aber vorübergehend bis zu maximal 50 cbm/Std. belastet werden.
Textabbildung Bd. 338, S. 188
Abb. 2. Woltmann-Wassermesser (geschlossene Bauart).
Die Woltmann- und auch die Venturimesser bestimmen die Durchflußmenge nach der
Geschwindigkeit, mit der das Wasser den Messer durchfließt. Beim Woltmannmesser
(Abb. 2) treibt das Wasser entsprechend seiner
Strömungsgeschwindigkeit im Messer ein Flügelrad (Woltmannflügel) mehr oder weniger
schnell an. Die Umdrehungen des Flügelrades, das hohl und als Schwimmkörper
ausgebildet ist, werden in einem bestimmten Verhältnis auf ein Zähler- und
Zeigerwerk übertragen. Die Woltmannmesser werden in geschlossener oder mit
herausnehmbarer Meßtrommel gebaut (Abb. 3). Diese
Ausführungsform bietet den Vorteil, daß beim Reinigen und Instandsetzen das Gehäuse
in der Leitung verbleiben kann. Das Gehäuse aus Gußeisen ist innen emailliert, um
eine glatte Oberfläche zu erzielen. Es können sich also keine Ablagerungen aus dem
Wasser festsetzen, selbst wenn man verunreinigtes Wasser durch den Messer fließen
läßt. Infolge der großen Durchlaßfähigkeit kann man kleinere Messer in größere
Rohrleitungen einbauen, ein Vorteil, durch den die Anschaffungskosten sich
wesentlich verringern lassen. Die Woltmann-Wassermesser werden für Anschlußweiten
von 50 bis 1000 mm ausgeführt und arbeiten mit sehr geringem Druckverlust.
Textabbildung Bd. 338, S. 188
Abb. 3. Woltmann-Wassermesser mit herausnehmbarer Meßtrommel.
Die Venturimesser lassen sich allen denkbaren Betriebsverhältnissen anpassen. Ihr
besonderer Wert liegt darin, daß es mit ihnen allein möglich ist, gleichzeitig die
gesamte Wassermenge zu messen und die Durchflußmenge in der Zeiteinheit
festzustellen. Der Venturimesser (Abb. 4) besteht aus
einem Rohr, das in der Mitte eine Einschnürung hat. Strömt Wasser durch das Rohr, so
muß es um so schneller fließen, je enger das Rohr an der Einschnürungsstelle ist.
Dementsprechend ändert sich in gesetzmäßigem Verhältnis zur Strömungsgeschwindigkeit
auch der Leitungsdruck, und da die augenblickliche Durchflußmenge durch
Geschwindigkeit des Wassers und Rohrquerschnitt gegeben ist, läßt sich aus dem
Druckunterschied zwischen Einlaufstelle und der Stelle der engsten Einschnürung die
Durchflußmenge bestimmen. Deshalb sind an diesen beiden Stellen außen auf das Rohr
ringförmige, sogen. Druckkammern aufgesetzt, die durch kleine Oeffnungen mit dem
Rohrinnern in Verbindung stehen. Von diesen Kammern wird der Druck durch dünne
Kupferrohre zu dem Meßapparat weitergeleitet, der im Prinzip ein
Quecksilber-Differentialmanometer ist. Die Aenderungen des Quecksilberspiegels
werden hier mit Hilfe eines Schwimmers und einer magnetischen Kupplung auf eine
Anzeige- oder Registriervorrichtung übertragen, wo die augenblicklichen
Durchflußmengen angezeigt oder auf einem laufenden Registrierstreifen in Form eines
Diagrammes aufgezeichnet werden (Abb. 5). Die gesamte
Durchflußmenge erhält man, wenn man die Kurve nachträglich planimetriert. Will man
jedoch diese Größe jederzeit unmittelbar ablesen, so muß ein elektrischer
Wasserzähler eingebaut werden.
Textabbildung Bd. 338, S. 188
Abb. 4. Prinzipschema des Venturi-Wassermessers mit Differential-Manometer und
Kupplung.
Textabbildung Bd. 338, S. 188
Abb. 5. Venturi-Wassermesser mit Registriervorrichtung (Schreibgerät).
Dadurch, daß die Meßeinrichtung von dem Venturirohr vollständig getrennt ist, –
Entfernungen bis zu 300 m voneinander sind zulässig – und daß das Venturirohr im
Innern gar keine beweglichen Teile enthält, ist die Betriebssicherheit dieses
Messers sehr groß. Sink- und Schwebstoffe, ja sogar größere Fremdkörper, die von der Flüssigkeit
mitgerissen werden, können das Rohr, ohne Schaden anzurichten, passieren und das
Meßergebnis in keiner Weise beeinträchtigen.
Jegliche Stoffbuchsen-Uebertragung, die stets eine Fülle von Fehlerquellen in sich
birgt, ist bei dieser Art von Messer fortgefallen, und das nahezu reibungsfrei
erfolgende Uebertragen durch die magnetische Kupplung gewährleistet eine hohe
Genauigkeit. Das Rohr ist so gut wie keiner Abnutzung unterworfen. Die
Unterhaltungskosten sind überaus gering.
Zum Schlusse sei erwähnt, daß sich Venturimesser auch zum Messen von Dampf- und
Gasmengen eignen; jedoch soll an dieser Stelle darauf nicht näher eingegangen
werden.