Titel: | Ueber den Metallerzbergbau Spaniens. |
Autor: | Bruno Simmersbach |
Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 197 |
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Ueber den Metallerzbergbau Spaniens.
Von Bruno Simmersbach, Hütteningenieur zu
Wiesbaden.
SIMMERSBACH, Ueber den Metallerzbergbau Spaniens.
Einleitung.
An mineralischen Bodenschätzen ist das Mittelmeergebiet keineswegs arm. Fast alle
wichtigeren Metalle sind, wenn auch nicht in hervorragender Menge, in verschiedenen
Gegenden, besonders im altkristallinen Gebirge, vorhanden und sie boten schon den
alten Kulturvölkern das Material zu ihrer hoch entwickelten Metallverarbeitung. Eisenerze finden sich weitverbreitet, besonders in
Armenien, Kleinasien, Syrien, Griechenland, Sardinien, Elba und Spanien; Kupfererz in Syrien,
Cypern, Kleinasien, Griechenland, Italien, Sardinien und Spanien. Zinkerz scheint von den Alten wenig
oder gar nicht gewonnen zu sein; es findet sich jedoch in Kleinasien, Griechenland,
Sardinien und Spanien; Gold
trifft man hier und da in den Ländern um das Aegäische Meer, dann in Oberitalien und
Spanien. Silberhaltige
Bleierze kommen in Menge in Griechenland, Thrazien, Kleinasien, Etrurien,
Sardinien und Spanien vor; Quecksilber in Kleinasien, Syrien und Spanien.
Von den im Altertum verwendeten Metallen scheint nur Zinn, dessen man zur Herstellung der Bronze benötigte, am Mittelmeer zu
fehlen; es wurde daher von den Zinngruben von Cornwall und von Nordwest-Spanien
gebracht. Spanien ist somit eines der Haupterzländer im
Gebiete des Mittelmeeres; daneben noch Kleinasien, Griechenland und griechische
Inseln. Im Altertum fand eine rege Ausbeute der mediterranen Erze statt, weil eben
dieser Erzbergbau auf dem Markte der Mittelmeerländer keine Konkurrenten hatte.
Dennoch ging dieser einst recht blühende Bergbau im Orient durch die Völkerwanderung
und nachfolgende Türkenherrschaft fast gänzlich ein und nur im Westgebiete lebte er
kümmerlich fort, um erst in der Neuzeit überall wieder aufzuleben. In Asturien und
Huelva in Spanien, in Sardinien und auf Elba sowie in dem
altberühmten Laurion in Attika haben sich großartige Erzbergbaubezirke entwickelt,
von zahlreichen kleineren zu schweigen. Indessen sind alle minderreichen
Lagerstätten heute zur Unfruchtbarkeit verurteilt, auch wenn sie früher im Altertum
für ihre Umgebung ausgebeutet wurden, weil sie bei unserem jetzigen entwickelten
Verkehr auf dem Weltmarkte nicht mehr mit den reicheren Lagern ferner Gebiete
konkurrieren können. Die Bergwerks- und noch mehr die Hüttenindustrie der Länder um
das Mittelmeergebiet leiden, wie alle Großbetriebe dort, an dem Mangel an Holz,
Kohlen, Wasser und Kapital, vielfach auch an geeigneten Arbeitskräften sowohl
niederer wie höherer Art, schließlich mancherorts auch an der nötigen
Rechtssicherheit. Daher werden die mediterranen Erze zur Verhüttung meist nach
Westeuropa geschickt.
Das größte Hemmnis, welches einer gesunden Entwicklung moderner Industrie im
Mittelmeergebiete entgegensteht, ist der Mangel an Steinkohlen, der um so
empfindlicher sich fühlbar macht, als es auch an Holz fehlt und die dortigen
Wasserkräfte infolge ihrer Unbeständigkeit nur wenig verwertbar sind. Die kleineren
Steinkohlenbecken Nordspaniens, ebenso wie die geringwertigen Braunkohlen, die im
Tertiär häufig auftreten, können meistens nur einen kleinen Teil des Bedarfes, trotz
dessen geringer Entwicklung, decken; es findet daher eine starke Kohleneinfuhr aus
Westeuropa, besonders zur See aus England, zeitweilig selbst aus den Vereinigten
Staaten von Amerika, statt. Erwähnen wir noch kurz, daß Salz reichlich aus dem
Meerwasser gewonnen wird, daß Sizilien große und recht bedeutende Schwefelkammern besitzt, daß Bimstein und Fraß von den Liparischen Inseln
und von Santorin im großen ausgeführt, vorzügliche Marmorsorten sich in Italien und Griechenland finden, so ist damit der kurze
Ueberblick über die gewinnbaren Bodenschätze jener alten Kulturgegend wohl genügend
abgeschlossen. Ihre Bedeutung aber läßt sich wohl kaum je für ein bestimmtes
Zeitalter eingehend würdigen, denn keine Industrie ist so bodenständig, so an den
Ort gebunden, wie die Gewinnung und die Verarbeitung nutzbarer Mineralien.
Allgemeines über Spanien.
Mit einem Flächenraume von 580000 qkm stellt die Pyrenäenhalbinsel die größte und am
meisten in sich selbst abgeschlossene der drei südeuropäischen Halbinseln dar; wie
ein geschlossenes Fünfeck erhebt sich die Halbinsel, fast ohne jegliche Gliederung
aus dem Meere bis zu einer mittleren Höhe von 650 m. Im Norden schließt der mächtige
Wall der Pyrenäen das Gebiet fast vollständig von Europa ab und im Süden erschwert
das hohe Andalusische Faltengebirge jeglichen Verkehr. Infolge seiner starken
Ausdehnung und seiner zentralen Lage überwiegt das Binnenland, eine hohe alte
Scholle der festen Erdrinde, ganz bedeutend über die Randlandschaften, die ihr als
fremde und jüngere geologische Gebilde erst später angegliedert sind, das
Andalusische und das Pyrenäische Faltenland. Jene alte Scholle, die iberische
„Meseta“, wie das spanische Hochland genannt wird, erstreckt sich am Ebro
im Norden bis zum Guadalquivir im Süden; sie besteht geologisch aus mächtigen
Granitmassen, kristallinen und paläozoischen Schiefern, die gegen Ende der Karbonzeit
zu einem gewaltigen Faltengebirge aufgestaut wurde, welches in späteren geologischen
Zeiträumen dann zu einer flachwelligen Hochebene abgetragen wurde. Darüber lagerten
sich nun mesozoische und jungtertiäre Schichten, die dem zentralen Binnenland den
noch ausgesprocheneren heutigen Tafellandcharakter gaben. In der Mitte durchzieht
diese Meseta das Castilische Scheidegebirge und In ihrem Norden erhebt sich das
Cantabrische Gebirge bis zu 2600 m Höhe. Dieses alte iberische Rumpfgebirge fällt
infolge großer Verwerfungen gegen das portugiesische Tiefland und in Galicien zum
Atlantischen Ozean ab. Auch den Südrand der Meseta, die Sierra Morena, hat eine
gewaltige Verwerfung entstehen lassen, an deren Südrand wiederum das Becken des
Guadalquivir abgesunken ist. Ebenso fällt der hohe Ostrand des Zentralplateaus, das
Iberische Randgebirge, in Verwerfungsstufen zum Mittelmeer und zum Ebrobecken
herunter. Die Pyrenäen sowohl wie auch das Andalusische Faltengebirge, lehnen sich
als hohe aber geologisch junge Erhebungen an das spanische Binnenland an. Es besteht
somit ein scharfer geologischer Gegensatz zwischen dem großen zentralen Gebiet und
den sich ringsum anlagernden Randlandschaften, der sich auch besonders deutlich in
dem Vorkommen der mineralischen Bodenschätze kennzeichnet, die vorwiegend in den
Randgebieten auftreten. Eigenartig und von großer Bedeutung für die Beurteilung der
Pyrenäischen Halbinsel ist ihr geologischer Aufbau. Eruptivgesteine gehören
vorwiegend ihrer Westhälfte an. Der Granit herrscht in hohem Grade vor, während
Syenit, Dorit, Porphyr und andere nur auf zahlreiche Gänge beschränkt auftreten. Der
größte Teil der Nordwestecke nördlich des 40. Breitengrades, Nordportugal und
Galicien umfassend, ist aus Granit aufgebaut. Granit nimmt ferner auch einen
ansehnlichen Teil des Castilischen Scheidegebirges, vor allem der Sierra de Gredos,
ein. Auch das Massiv der Sierra de Toledo südlich des Tajo besteht aus Granit.
Weiter östlich ragt Granit in einer großen Anzahl von Inseln, teilweise
beträchtlichen Umfanges, aus den archäischen und paläozoischen Schiefern der
westlichen Sierra Morena hervor, besonders in Estremadura sowie in Teilen Portugals.
Im Osten der Halbinsel trifft man auf Granit vornehmlich in den Pyrenäen und ferner
noch in der Sierra Morena. All dieser Granit ist bald noch in guter Erhaltung, bald
befindet er sich in allen Stadien der Verwitterung. – Das Vorkommen vulkanischer
Massengesteine ist fast gänzlich auf ein kleines Areal des östlichen Spanien
beschränkt und kommt bei der Bildung der Ackerkrume kaum in Betracht. Man trifft
hier im Osten Trachyt in bescheidenem Umfange an; noch viel weniger umfangreich sind
die Vorkommen von Basaltgesteinen, deren bekannteste bei Olot in der katalonischen
Provinz Gerona und im Westen von Lissabon am Wege nach Cintra liegen. – Unter den
sedimentären Gesteinen der Halbinsel haben besonders Schiefer der älteren
Formationen und jüngere Kalksteine eine sehr weite Verbreitung; sie bilden häufig
kahle zerrissene Gebirge mit tiefeinschneidenden engen Erosionstälern. Diese
Sedimentgesteine widerstehen in starkem Maße allen Verwitterungseinflüssen, bilden
daher fast ein anbaufähiges Ackerland. Besonders häufig verbreitet sind auf der
Iberischen Halbinsel unkultivierbare Steppen, vornehmlich in den größeren Ebenen, wo
man eigentlich fruchtbares Ackerland erwarten sollte. Solche größere regen-, brunn-
und menschenarme Steppenflächen, aufgebaut aus Ton, Gips, salzigen Mergeln und
Sanden sind die große aragenische Steppe längs des Ebro, die granadinische
Steppe im Nordosten von Granada und die niederandalusische Steppe zu beiden Seiten
des unteren Genil. Derartig trostlose, einförmige, vegetationsarme Gebiete, mit
Salzseen in den Einsenkungen, ohne trinkbares Wasser auf 50–60 km Entfernung nach
jeder Richtung hin, gibt es sonst nirgends im mittleren Europa. So zeigt sich in
Wirklichkeit, „fern, im Süd, das schöne Spanien!“
Die Bodenschätze Spaniens.
Schon seit sehr alter Zeit ist die Pyrenäenhalbinsel das klassische Land des
Bergbaues, indem nämlich hier schon die Phönizier, dann die Karthager und später die
Römer den Bergbau in großem Stile betrieben. Aber erst in der Neuzeit, vor allem im
19. Jahrhundert, hat sich die Bergwerksindustrie, besonders jene Spaniens, in
solchem Maße entwickelt, daß das Land zeitweise mit gewissen Mineralprodukten wie
Blei, Silber, Kupfer und Quecksilber an der Spitze der Weltproduktion stand. Selbst
bis in die allerneueste Zeit hinein steht die Halbinsel mit der Gewinnung von Kupfer
und Blei, sowie an Quecksilber und Silber unter den europäischen Ländern an erster
Stelle. Als Produkte des Bergbaus, der fast ausschließlich auf die Randgebiete der
Halbinsel beschränkt blieb, sind an erster Stelle zu nennen Kupfererze, Bleierze,
silberhaltige Erze und schließlich auch Kohlen. Die vier hauptsächlichen
Bergbaugebiete des Landes sind das cantabrische Gebiet mit vorwiegend Eisenerz und
Kohle, dann das Gebiet der Sierra Morena mit Kupfererz und Quecksilber, an dritter
Stelle das südost-andalusische Gebiet mit Bergbau auf Silbererze, Bleierze und
Eisenerz, und schließlich als viertes das catalonische Gebiet mit seinem Vorkommen
an Bleierz und Kohlen. All dieser Bergbau hielt sich, nachdem die Blütezeit unter
den Alten längst dahingeschwunden war, im Mittelalter nur noch kümmerlich am Leben,
um schließlich alles Interesse zu verlieren, als mit dem Auftreten von Columbus und
der Entdeckung Amerikas sich die ganze Aufmerksamkeit der Spanier und Portugiesen
auf die Schätze dieser neuen Welt lenkte. So kam denn der inländische, heimische
Bergbau fast gänzlich zum Erliegen und erst in der Neuzeit konnte auf der Halbinsel
wieder beachtenswerter Bergbau aufkommen, allerdings fast durchweg mit Hilfe fremden
Unternehmungsgeistes und fremden Kapitals. Solcher Bergbau gelangte dann im 19.
Jahrhundert, besonders bei Bilbao in Asturien, in der Sierra Morena und im Südosten
der Halbinsel wieder zu größerer Blüte, doch sind all die minder reichen
Lagerstätten, heute großenteils zur Unfruchtbarkeit verurteilt, auch wenn sie im
Altertum für ihre Umgebung ausgebeutet wurden. Bei den ganz wesentlich anders und
jedenfalls weit intensiver entwickelteren Verkehrsverhältnissen anderer
Bergbauländer vermag ein Bergbau auf diesen zweitklassigen Erzlagerstätten Spaniens
infolge seiner Gestehungskosten nicht mehr auf dem Weltmarkte zu konkurrieren. Es
ist eine längst erkannte Grundursache, daß die heutige Montanindustrie der ganzen
iberischen Halbinsel namentlich an dem Mangel an Holz, Kohlen, Wasser, Kapital und
zu einem nicht genügenden Teile auch an brauchbaren Arbeitskräften leidet. Daher
mußte sich Spanien ganz notgedrungen zu einem Rohstoffexportlande entwickeln, zumal
auch die kleinen Steinkohlenbecken von Nordspanien, sowie die geringwertigen
Vorkommen tertiärer Braunkohlen nur einen bescheidenen Teil des Inlandsbedarfs an
Brennstoff zu decken vermögen. Es findet daher eine recht beträchtliche
Kohleneinfuhr, besonders aus England statt, während dagegen die spanischen Erze zur
Verhüttung
meist nach dem Ausland verschifft werden. Die daraus erzeugten Metallfertigprodukte
werden dann wieder aus dem Auslande bezogen.
Betrachtet man jedoch den Erzreichtum allgemein, so steht auch heute noch Spanien an
der Spitze Europas hinsichtlich der großen Mannigfaltigkeit seiner Bodenschätze,
denn das Land birgt Gold, Silber, Kupfer, Blei, Eisen, Quecksilber, Zinn, Zink,
Kobalt, Nickel, Antimon, Manganerz, Alaun, Schwefel, Steinkohlen, Asphalt, Naphtha,
Braunkohlen, Phosphorite und Salz. Es ist also eine reichliche Menge der
verschiedensten Bodenschätze, von denen wohl die Eisenerzvorkommen am weitesten
verbreitet sind, auch vielfach einen beachtenswert hohen Eisengehalt aufweisen. Weit
verbreitet sind dann ferner auch die Vorkommen von silberhaltigen Bleierzen; örtlich
beschränkt zwar, aber äußerst wertvoll sind die Kupfererzvorkommen.
Gerade die Gewinnung von Kupfer steht in Spanien, nach
ihrer wirtschaftlichen Bedeutung, nicht nach der Menge, weitaus an erster Stelle.
Der wichtigste Kupfererzbezirk Spaniens ist das Kupferkiesvorkommen in der Provinz
Huelva im südwestlichen Teile der Halbinsel. Der Kupfererzbergbau hier in der
westlichen Sierra Morena in der Provinz Huelva geht historisch bis auf die
seeberühmten Phönizier zurück; das in der Bibel bereits genannte Tharsis mit seinen
schönen Kupfererzen ist seit langer Zeit schon Besitz einer englischen
Bergwerksaktiengesellschaft. Auch die weltbekannten ausgedehnten Kupferkiesvorkommen
von Riotinto werden schon seit über einem halben Jahrhundert durch ein Syndikat
ausgebeutet, das aus engenglischen und Bremer Firmen bestand; allerdings sind die
deutschen Teilhaber während des Krieges als „gefährlich“ ausgebootet worden.
Die Kupferproduktion des Huelva – Kiesfeldes betrug jahrzehntelang über 50000 t im
Jahr, so daß Spanien lange Zeit, nach Amerika, der erste Kupferproduzent der Erde
war. In neueren Jahren wurde diese Kupfererzproduktion zeitweilig von jener Mexikos
überholt, auch nahm die Gewinnung nicht immer in gleichem Schritte zu, sondern fiel
oft ab, erreichte andererseits auch manchmal über 3 Millionen t im Jahr.
Unter den Blei produzierenden Ländern der Welt steht Spanien ebenfalls an zweiter
Stelle, denn seine Bleiproduktion bewegte sich im allgemeinen um 180000 t. Der
wichtigste neuzeitliche Bleierzbezirk liegt an dem südlichen Abhang der Sierra
Morena in der Provinz Jaén bei dem Bergbauzentrum Linares, bei Santa Elena und
anderen kleinen Orten. Hier gewinnt man fast die Hälfte der gesamten spanischen
Bleierzförderung. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist dagegen die Bleierzgewinnung
in der Provinz Murcia zurückgegangen; hier baut man Lagerstätten bei Cartagena,
Mazarron und La Union ab, deren Ertrag jedoch stark schwankt. Noch andere, kleinere
Bleierzvorkommen kennt man in den Provinzen Badajoz und Ciudad Real, doch sind sie
nur von untergeordneter Bedeutung. Weit wichtiger als die bergmännische Gewinnung
reiner Bleierze ist diejenige von silberhaltigen
Bleierzen, die besonders in den Provinzen Murcia und Almerica betrieben
wird. Für diesen Abbau von silberhaltigen Bleierzen bildet Jaroso in der Sierra
Almagrera den Hauptmittelpunkt, doch kommen derartige wertvolle Bleisilbererze auch
noch weiter gegen Nordosten vor, so in der Sierra Almenare und auch bei den schon
genannten Orten reiner Bleierzlager zu Linares und Beilén in Jaén, schließlich auch
bei Cartagena. Diese und viele andere kleinere Blei- und Bleisilbererzvorkommen
Spaniens bilden die ökonomische Grundlage eines weitverbreiteten Bleierzbergbaues,
der es dem Lande ermöglicht, hinsichtlich der Bleiproduktion an der Spitze
aller Bergbautreibenden Länder Europas zu stehen.
Hier sind auch die Silbererzvorkommen zu erwähnen zumal
dieser Bergbau auch schon wegen seines hohen Alters ein ganz besonderes Interesse in
Anspruch nimmt. Die bekanntesten Silbererzbergwerke Spaniens liegen im andalusischen
Faltengebirge, es sind die Silberbergwerke von Herrerias in einem südlichen
Ausläufer der Sierra Almaqrera, die sich unweit der Küste zwischen dem Kap de Gata
und Palos, südwestlich von Aguilas hinzieht.
Quecksilber. Ueberaus wichtig ist die Quecksilbergewinnung
Spaniens, woselbst jährlich etwa 900 bis 1400 t gewonnen werden, also mehr als ein
Viertel der insgesamt etwa 35000–4000 t betragenden Gesamtproduktion der Erde an
Quecksilber. Seit alters-her berühmt sind die Quecksilberbergwerke von Almadén in
der Sierra Morena. Almadén ist der maurisch-arabische Name für „Bergwerk“
überhaupt, die alten Griechen nannten dasselbe Lisapona. Zur Zeit der römischen
Kaiser kamen jährlich bis zu 10000 Pfund Zinnober als Schminke für die Damenwelt
nach Rom. Jedoch erst die Mauren benutzten das Quecksilber selbst, bis dann im XII.
Jahrhundert Almadén ein wertvoller Besitz der katholischen Könige wurde. Karl L, der
später auch Karl V. hieß, verpfändete seinerzeit die Gruben; die Augsburger Fugger
traten 120 Jahre lang als deren Besitzer auf; dann wurden sie wieder fiskalisch und
man ließ sie von Sklaven bearbeiten, doch brachte ein verheerender Brand in den
Jahren 1755–1757 die Gruben völlig zu Verfall. Die Neuorganisation des dortigen
Bergbaubetriebes gelang erst dem deutschen Bergrat H. Chr. Storr; seit Jahrzehnten
sind die jetzt wieder staatlichen Gruben an das Haus Rotschild verpachtet. Die
Quecksilbergruben von Almadén liegen am Nordabhange der Sierra Morena in einer
äußerst öden und fast völlig unfruchtbaren Hügellandschaft, die geologisch aus mäßig
stark metamorphosierten paläozoischen Schiefern besteht. Der gesamte Bergbaubetrieb
ist heute auf eine reiche Hauptgrube in der Stadt Almadén konzentriert. Das Erz
besteht hauptsächlich aus Zinnober, daneben aus einigen anderen Erzen, und etwas
metallischem Quecksilber. Der Zinnober – Schwefelquecksilber –, ist hier an
Melaphyrdurchbrüche durch silurischen Schiefer gebunden. Das Haupterzlager besitzte
eine Mächtigkeit von 8–14 m mit einem durchschnittlichen Quecksilbergehalt von 14–15
%. Obwohl diese Schicht nur über etwa 6 Stunden sich erstreckt, tritt doch die
Quecksilberkrankheit unter den Arbeitern recht verbreitet auf. – Im 18. Jahrhundert
und in der ersten Hälfte des 19., nämlich bis zur Entdeckung der californischen
Quecksilbervorkommen deckte Almadén etwas über die Hälfte des gesamten
Quecksilberverbrauchs der Welt. Heute jedoch richtet sich die Produktion nach dem
Bedarf des immerhin beschränkten Marktes, den Quecksilber hat. Alles in allem hat
Almadén, welches schon von den alten Römern, vorher wahrscheinlich auch Karthagern
und Phöniziern, denen das Zinnober wohl durchweg als Färbmaterial oder als Schminke
diente, in den letzten Jahrhunderten, von 1564 bis 1907 ungefähr 169000 t
Quecksilber geliefert, deren Gesamtwert sich auf etwa 850 Millionen Mark berechnet.
Man baut das Quecksilbererz zu Almadén in elf Stockwerken ab, die jeweils in 30 m
Höhe übereinander liegen; beschäftigt wurden lange Zeit etwa 1000 Bergleute die 60 t
Erz täglich förderten; später wurde die Zahl der Bergleute zu etwa 4000 angegeben
und die
Erzförderung zu 26- bis 29000 t, die 1000 bis 1300 t Quecksilber ergaben.
Nach der in der „Esta distica Minera de Espana“ jährlich veröffentlichten
Uebersicht betrug die Zahl der in Spanien erteilten Bergbaukonzessionen am Ende des Jahres:
1908
26651
mit
einer
Bodenfläche
von
946784
ha,
1909
26003
„
„
„
„
947204
„
1910
24550
„
„
„
„
965249
„
Ausgenutzt wurden davon:
1908
1854
Konzessionen
mit
einer
Bodenfläche
von
250147
ha,
1909
1741
„
„
„
„
„
252839
„
1910
1719
„
„
„
„
„
252918
„
Diese Zahlen sprechen ganz offenkundig für eine Gesundung der
Betriebe. So sind im Jahre 1909 648 völlig wertlose Konzessionen fallen gelassen
worden, 113 Konzessionen haben ferner den nicht lohnenden Abbau eingestellt. Dafür
aber sind von den lebensfähigen Konzessionen im Jahre 1909 weitere 2692 ha zur
Ausbeute hinzuerworben worden. Im Jahre 1910 sind wiederum eine Anzahl, fast
anderthalbtausend, völlig wertloser Konzessionen fallen gelassen, während 22
Konzessionsinhaber den nicht lohnenden Betrieb eingestellt haben. Dafür sind
allerdings im Jahre 1910 rund 18000 ha Bergwerksgebiet neu vergeben worden,
wenngleich sie noch nicht in Betrieb kamen. Auf die Verminderung der übergroßen Zahl
oft völlig wertloser Konzessionen richtete sich schon lange das Bestreben der
spanischen Regierung. Sie brachte deshalb zu Ende des Jahres 1910 ein Gesetz ein,
durch welches der Termin der Entrichtung des jährlichen Kanon von 4 bis auf 15
Pesetas pro ha vorgerückt wurde. Dieses Gesetz trat nach seiner Sanktion am 29.
Dezember 1910 in Kraft, doch machte die Regierung den Bergbaukonzessionsinhabern
keine besondere Mitteilung von dieser Steuersatzänderung. Der Erfolg war denn
gewünschtermaßen auch der, daß vielen Konzessionären das Gesetz unbekannt geblieben
ist, sie also den Termin verpaßten und daraufhin ihrer Konzession für verlustig
erklärt wurden. Der Abbau der wichtigsten mineralischen Bodenschätze zeigt infolge
dieses Gesetzes folgendes Aussehen jeweils zu Ende der Jahre 1908, 1909 und
1910.
Abbauprodukte
Zahl der Gruben zu ende
Bodenflache in Hektar
1908
1909
1910
1908
1909
1910
1. Eisenerze
562
527
558
10710
10747
10774
2. Steinkohle
456
454
442
24428
24078
25334
3. Bleierze
225
198
325
4712
4552
5765
4. Kupfererze
157
144
117
4715
4154
3824
5. Silberhalt. Bleierze
127
123
2
627
887
16
6. Zinkerze
85
68
62
1259
855
723
7. Braunkohle
53
65
66
3148
3603
2986
8. Salz
38
36
37
970
982
922
9. Unterird. Quellen
26
18
17
227
135
131
10. Quecksilber
26
16
2
196528
196449
196361
11. Schwefel
–
20
8
–
1074
1124
Aus dieser Uebersicht geht ziemlich offensichtlich hervor, daß eine große Zahl der im
Jahre 1909 als Abbauunternehmungen für „silberhaltiges Blei“ gewählten
Betriebe, im Jahre 1910 unter Bleigruben aufgeführt sind. Hinsichtlich der Zahl der
ausgenutzten Betriebe Oviedo mit \frac{439}{\mbox{in}\,1908}, \frac{435}{\mbox{in}\,1909} und \frac{430}{\mbox{in}\,1910}
Gruben an der Spitze. In Hinsicht aber auf die abgebaute Bergwerksfläche steht
die Provinz Ciudat Real obenan mit \frac{197520}{\mbox{in}\,1908}, \frac{197816}{\mbox{in}\,1909} und \frac{198242}{\mbox{in}\,1910} Hektar.
Der Gesamtwert der Bergwerksförderung Spaniens betrug in den Jahren
1906 230 Mill. Peset., 1907 247 Mill. Peset., 1908 202
Mill. Peset., 1909 200 Mill. Peseten, 1910 201 Mill. Peseten.
Die Verteilung der wichtigsten Förderprodukte nach Menge und Wert, loco Schacht war
in den Jahren 1908, 1909 und 1910 die folgende:
Menge in Tonnen
Wert in Mil-lionen Pesetas
1908
1909
1910
1908
1909
1910
1. Unterird. Quellen
28556497
29314738
31890526
1,6
1,6
1,7
2. Eisenerz
9271592
8786020
8666795
42,3
45,5
43,9
3. Steinkohle
3696653
3662573
3600056
47,1
47,3
54,4
4. Kupfererz
2985779
2955253
3231418
38,5
35,4
35,1
5. Braunkohle
233160
256019
245518
2,8
3,2
2,4
6. Eisenkies
263457
258931
294184
1,2
1,2
1,8
7. Anthrazit
188463
198302
211958
3
3
3,3
8. Zinkerz
156233
163521
156113
7,2
7,4
7
9. Silberhalt. Bleierz
165382
161496
150592
32,7
30,6
25,7
10. Anderes Bleierz
126676
137049
216738
18,6
18,8
20,3
Ueber die neueste Entwicklung des Wertes der gesamten spanischen Bergwerksproduktion,
also Steinkohlenbergbau, Eisenerzbergbau und die Gewinnung der verschiedenen
Metallerzbergbaue berichtet die folgende kurze Uebersicht:
Wert der Bergwerkserzeugung
überhauptin 1000 Pesetas
1913
269745
1918
545917
1914
217443
1919
499663
1915
254010
1920
500985
1916
382856
1921
402608
1917
488464
Am Werte gemessen war somit die Erzeugung der spanischen Bergwerke im Jahre 1918 am
höchsten rentabel, während die folgenden Jahre wieder starken Rückgang verzeichnen.
–
Ueber die Förderung der hier besonders interessierenden wichtigen spanischen Metallerzbergwerke orientiert zum Schlusse noch die
folgende Produktionsstatistik, womit das Bild über die Entwicklung des spanischen
Metallerzbergbaus vervollständigt wird. Es betrug die Erzgewinnung in Tonnen zu 1000
kg folgende stark wechselnde Mengen:
Jahr
Bleierz,gewöhnl.
Bleierz,silberhalt.
Kupfererzu. Kupfer-kies
Zinkerz
Schwefel-erz
Queck-silbererz
1911
165800
156600
3284200
162100
40662
–
1912
190200
93900
3364305
175300
42344
–
1913
279078
23600
2268691
117831
62653
19960
1914
246221
22373
1502599
114317
47180
17714
1915
285266
2935
1480412
81922
28937
20717
1916
260283
7371
1773922
166053
46923
19799
1917
240368
13218
1901341
123846
84979
18706
1918
216133
3505
1007708
106958
72360
17537
1919
136180
41875
1470091
103608
89586
24966
1920
175976
10313
862193
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