Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 33 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Ueber einige spektralanalytische Untersuchungen von Cäsium
und Rubidium. Die beiden Metalle Cäsium und Rubidium wurden 1860 vermittels
der Spektralanalyse von Bunsen und Kirchhoff entdeckt; sie besitzen in allen ihren Verbindungen eine so große
Aehnlichkeit mit denen des Kaliums, daß sie früher gar nicht davon unterschieden
sind. Cäsium und Rubidium sind zwar stets nur in geringer Menge vorhanden, aber
nichtsdestoweniger in der Natur doch sehr verbreitet. Zuerst wurden die zwei Metalle
in der Mutterlauge der Dürkheimer Saline aufgefunden, später aber noch in vielen
anderen Quellen, sowie in verschiedenen Pflanzenaschen und in den Mineralien
Lepidolith und Triphylin. Ihre Verbindungen kommen immer mit Kaliumverbindungen
zusammen vor, weshalb man zur analytischen Trennung die verschiedene Löslichkeit
ihrer Aluminiumdoppelsalze, der Alaune, benutzt. Das sehr seltene Mineral Pollucit
ist eine Silikatverbindung von Aluminium und Cäsium. Das Rubidium, ebenfalls ein
Alkalimetall, nimmt, nach seinen Eigenschaften, eine Mittelstellung zwischen dem
Kalium und dem Cäsium ein. Das Wasser des Kaspischen Meeres zeigt einen geringen
Rubidiumgehalt. Beide Metalle sind von Sonstadt im
Seewasser nachgewiesen worden, deren Rubidiumsgehalt quantitativ in einigen Fällen
von C. Schmidt bestimmt wurde. Wir geben hier die
betreffenden Analysenresultate, wie C. Schmidt sie in den Bull. Acad. St. Petersburg
1878 Bd. 24 S. 231 veröffentlichte:
I
II
III
IV
V
ClBrSO4CO3NaKRbCaMgFe, SiO2, PO4
55,01–,138,––,1430,47–,96–,041,673,53–,05
55,22–,147,88–,1930,65–,93–,041,213,75–,08
55,30–,147,78–,0730,85–,89–,041,163,69–,08
55,59–,147,67–,0131,21–,64–,031,053,64–,02
55,60–,137,65–,0230,81–,97–,04–,893,87–,02
100,–
100,–
100,–
100,–
10 ,–
In diesen Analysen behandelt C. Schmidt unter I eine Probe Ostseewasser, welche
zwischen Oeland und Götland geschöpft wurde. Die in allen Schmidtschen Analysen
angegebenen Werte der Bikarbonate sind hier auf Normalsalze reduziert (nach F. W.
Clarke, Data of Geochemistry, Washington, U. S. Geol Survey Bull. 330 S. 94/95). Die
Einzelmengen, weiche Schmidt für Fe, PO4 und SiO2 fand, sind so geringe, daß die Werte in obiger
Tabelle zusammengezählt gegeben werden. Das Salzgehalt des Ostseewassers von Probe I
beträgt 0,7215 %. II ist eine Probe aus dem Weißen Meere und das
Durchschnittsresultat dreier Analysen; der Salzgehalt betrug 2,598 bis 2,968 %. III
ist eine Probe aus dem Nördlichen Eismeer, zwischen dem Weißen Meere und der
Insel Nowaja Zemlja geschöpft; Mittel zweier Analysen. IV Wasserprobe aus dem
Suezkanal bei Ismailia, Salzgehalt 5,103 %, und V Probe ziemlich aus der Mitte des
Roten Meeres; Salzgehalt des dortigen Wassers 3,976 %. Das einfache Spektrum des
Cäsiums zeigt im Orange eine breite Linie γ bei etwa 42, im Blau eine Linie β bei
106 und α bei 109. Im Rubidiumspektrum liegt eine
breite vialette Linie α bei 137, eine mehr nach Blau für β bei 135, und im orangen
Teil drei breite Linien δ bei 14/15, γ bei 16/17 und ε bei 40. Dies sind jedoch nur
die bekannteren Linien in den Spektren der beiden Metalle; mit technisch mehr
vollkommenen Apparaten hat man die Untersuchung noch weiter ausdehnen können. Einige
solcher Untersuchungen sollen hier kurz mitgeteilt werden.
In Bd. 14 der Proceedings of the Cambridge Philosophical Society (S. 15–21) berichten
Norman R. Campbell und Alexander Wood über ihre Untersuchungen betreffend: The
Radioactivity of the Alkali Metals. Es ist festgestellt, daß die natürliche
Radioaktivität der Elemente eine Eigentümlichkeit der Atome darstellt, und daß man
deshalb die Radioaktivität einer Verbindung berechnen kann, wenn man die der
Konstituanten kennt. Dadurch ist auch die Möglichkeit gegeben, die Aktivität solcher
Elemente zu untersuchen, welche bislang nicht geprüft werden konnten. Campbell und
Wood untersuchten nun verschiedene Alkalimetalle, wobei sie vom Kalisulfat ausgingen
und fanden, daß es weit aktiver war als andere Stoffe, die man untersucht hat und
welche keinerlei radioaktive Elemente enthalten. Hat man die Aktivität des Blei zu
9,3 Einheiten gemessen, so beträgt jene des Kalisulfats 70. Zudem fanden sie, daß
die Aktivitätswerte für Blei und Kalisulfat nicht ohne weiteres miteinander
vergleichbar sind, da die vom Kalisulfat ausgehenden Strahlen weit durchdringender
sind als die vom Blei ausgehenden. Ein Blatt Papier z.B. von einer
Oberflächendichte, die einer 3,5 cm starken Luftschicht entspricht, wurde über das
Kalisulfat gelegt und ließ keinerlei wahrnehmbaren Unterschied in der Jonisation
erkennen. Dasselbe Blatt Papier schied aber mehr als die Hälfte der Jonisation aus,
die den Strahlen von Blei oder irgend einem anderen radioaktiven Element entspringt.
Wir wollen hier nicht weiter auf diese Versuche mit Kalisulfat eingehen, sondern uns
zu den Untersuchungen über Rubidium und Cäsium wenden.
Rubidiumalaun ergab dieselben Effekte und von der gleichen Natur und in derselben
Stärke wie auch die Kaliumsalze. Die Aktivität des Rubidiumalauns bemißt sich nach
den Untersuchungen von Campbell und Wood auf 128, doch enthält das Rubidiumalaun
knapp ⅙ seines Gewichts an Rubidiummetall. Darum ist die Aktivität des metallischen
Rubidium zu 768 anzusetzen. Man fand, daß die Strahlen vom Rubidium weit weniger
durchdringend sind, als jene des Kalisulfats. Die Absorption dieser Zinnfolie war
schon so stark, daß man statt dessen Papier zu den Strahlungsversuchen benutzen
mußte. Setzt man λ für den Absorptionskoeffizienten und ρ für die Dichte der
Zinnfolie, so beträgt \frac{\lambda}{\rho} für das Papier und die
Kalisulfatstrahlen von 10,4 bis zu 5,0. Der Wert für dieselbe Menge beträgt für die
Strahlen vom Rubidium aber etwa 160. Die geringe Intensität der Ruhidiumstrahlen und
ihre größere Absorption machen eine genaue Messung von λ vorläufig auf unseren
Apparaten noch unmöglich. – Caesiumalaun wurde gleichfalls untersucht, doch konnte
man keine meßbare Aktivität feststellen.
Die Beziehungen zwischen der Aktivität von Kali, Rubidium und Cäsium bedürfen wohl
der Beachtung. Die Durchdringungskraft der Kalistrahlen läßt die Annahme zu, daß sie
β-Strahlen sind und zwar wahrscheinlich negativ geladen. Nun weiß man, daß die
Alkalimetalle kräftige Ströme negativer Elektrizität abgeben, wenn sie unter der
Einwirkung von Licht gehalten werden; durch die Versuche von Prof. J. J. Thomson
(Philos. Magaz. Novbr. 1905) wurde nun bewiesen, daß Rubidium in Verbindung mit Kali
und Natron negative Elektrizität selbst im Dunkeln abgibt. Es liegt somit die
Wahrscheinlichkeit vor, daß die negativ geladenen Strahlen, welche Thomson
entdeckte, ionisierende Strahlen sind. Unter dem Einfluß von Licht ist nun aber
Caesium weit aktiver als Rubidium, und Rubidium wieder mehr als Kalium, woraus
folgt, daß die Intensität der emittierten ionisierenden Strahlen größer ist beim
Kalium als beim Rubidium und bei diesem wieder größer als beim Caesium. Man hat
mittels eingehender Versuche die Durchdringungskraft der Strahlen vom Rubidium zu
nur 1/16 jener
Stärke gemessen, welche die Strahlen vom Kalium zeigen. Läßt sich von diesem
Unterschied in der Durchdringungskraft ein Schluß auf die Aktivität ziehen, so
verhält sich die Aktivität des Rubidiums zu jener des Kaliums etwa wie 1 : 12. Die
Aktivität der Rubidiumsalze ist also weit geringer wie jene der Kalisalze; jene von
Caesium-, Natrium- und Lithiumsalzen ist zu gering, um überhaupt gemessen werden zu
können. Die Durchdringungskraft der Rubidiumstrahlen ist ganz erheblich geringer als
jene der Kalistrahlen. Caesium und Caesiumsalze mögen vielleicht negativ geladene
Strahlen in weit stärkerem Maße emittieren als dies beim Rubidium der Fall ist, aber
diese Caesiumstrahlen besitzen jedenfalls so wenig Energie, daß sie unfähig sind,
ein Gas zu ionisieren. Solche Strahlen können vielleicht eine bedeutende
photoelektrische Wirkung ergeben, aber jedenfalls keine Ionisiationswirkung. Die
Aktivität des Kaliums, gemessen an seiner Jonisationskraft, ist 1/1000 von jener des
Uraniums, gemessen an der Jonisation, die durch β-Uranium erzielt wird. Kalistrahlen
sind geladen und ihrer Natur nach wohl β-Strahlen.
Später setzte N. Campbell die Versuche weiter fort besonders bezüglich der
Radioaktivität des Rubidiums Proceedings of the Cambridge Philosophical Society Nr.
15, S. 11/12. Diesmal benutzte er ein von Kahlbaum bezogenes, besonders rein
hergestelltes Rubidiumsulfat. Die Reinheit wurde durch Fällung mit Chlorkalium
geprüft, wobei sich ergab, daß das Gewicht des gefällten Sulfat innerhalb der
Fehlergrenze von 1 % des Atomgewichts des Rubidiums = 85,2 sich hielt. Campbells
Versuche mit diesem Rubidiumsalz ergeben betreffs dessen Radioaktivität folgende
Resultate: Das feinpulverisierte Salz winde dabei zu den Versuchen über die
Fläche eines Schiffchens verteilt.
Masse von Rubidium-sulfat in
SchiffchenGramm
GemesseneAktivität
6,60
47,3
10,69
65,2
13,44
67,4
16,56
75,1
16,81
73,7
22,58
79,5
29,31
87,3
41,66
90,–
43,95
90,5
52,76
93,3
63,06
94,7
Stellt man diese Versuchsergebnisse zusammen, so findet man, daß sie weniger
geschlossen auf einer theoretischen Exponentenkurve liegen als die entsprechenden
Punkte für Kaliumsalze, woraus folgt, daß die Rubidiumstrahlen wahrscheinlich
weniger homogen sind.
Setzt man Io für die Aktivität einer unendlich dünnen
Schicht der Fläche (σ) des Versuchs, ferner λ für den Absorptionskoeffizienten des
Materials für die Strahlen, welche es aussendet, und ρ für die Dichte des Materials;
setzt man ferner α für die ionisierende Kraft der
Totalradiation von 1 g des Materials, wenn all diese Strahlung in der Luft
absorbiert wird, dann erhält Campbell folgende Gleichung:
\alpha\,\frac{I_0}{\sigma}\ \frac{\lambda}{\rho}.
Für Rubidiummetall ergibt sich hieraus: α = 14,47 ±
0,365; \frac{\lambda}{\rho}=53,2\,\pm\,2,1; Für Kalimetall lauten
die entsprechenden Werte: α = 2,003 ± 0,376;
\frac{\lambda}{\rho}=8,23\,\pm\,0,1.
Bei Schichten von unendlicher Stärke und einem Gehalt von der verhältnismäßig
entsprechenden Menge aktivem Metall, ist die Aktivität beim Kali nur wenig größer
als beim Rubidium; die innere Aktivität aber des Rubidiums ist wenigstens sieben Mal
so groß als jene des Kaliums.
Die Durchdringungskraft der Rubidiumstrahlen ist ganz beträchtlich geringer als jene,
wie sie bei Kaliumstrahlen konnte beobachtet werden. Dieser Unterschied ist so
stark, daß er sehr leicht festgestellt werden kann, wenn man die Aktivsubstanzmengen
mit einem dicken Papier überdeckt. Solch ein Papier absorbiert bereits die Hälfte
aller Rubidiumstrahlen, aber nicht mehr als 5 % der Kalistrahlen. Hieraus geht
hervor, daß die Aktivitäten dieser beiden Elemente nicht ein und demselben
Konstituens zuerteilt werden dürfen.
B. Simmersbach, Wiesbaden.
Das „halbdirekte“ Verfahren zur Erzeugung von
schwefelsaurem Ammoniak. An Hand anschaulicher Sankey-Diagramme bespricht
Dipl.-Ing. Ohnesorge die verschiedenen Verfahren zur
Ueberführung des im Steinkohlengas enthaltenen Ammoniaks in Sulfat. Er schildert
kurz den Arbeitsgang bei dem alten indirekten sowie bei dem zuerst von Brunck eingeführten direkten Verfahren, weist auf deren
Mängel hin und erläutert sodann näher die Ausführung des zuerst von Koppers vorgeschlagenen halbdirekten Verfahrens. Bei
diesem Verfahren wird das Gas in üblicher Weise gekühlt und von Teer befreit und
hierauf durch einen mit Schwefelsäure gefüllten Sättiger geleitet, in dem das
Ammoniak in Form von Sulfat gebunden wird. Das in dem Kühler zusammen mit dem
Wasserdampf niedergeschlagene Ammoniak wird in einem Destillierapparat unter Zusatz von Kalkmilch
abgetrieben und in freier Form dem Gasstrom vor dem Eintritt in den Sättiger wieder
zugesetzt. Aus dieser Zweiteilung bei der Verarbeitung des gesamten, ursprünglich im
Gas enthaltenen Ammoniaks leitet sich die Bezeichnung „halbdirektes“
Verfahren her, dessen Vorzüge vor allem darin liegen, daß das Gas in vollkommen
teerfreiem Zustand dem Sättiger zugeführt wird und daß an Stelle von konzentrierter
Schwefelsäure die übliche 60grädige Säure Verwendung finden kann. Während bei dem
direkten Verfahren zwar auch das gesamte Ammoniak (freies und fixes) im Sättiger
verarbeitet] wird, wird hier das fixe Ammoniak vorher durch Destillation mit
Kalkmilch in freies Ammoniak übergeführt, wodurch die beim direkten Verfahren
auftretenden störenden Begleiterscheinungen (Bildung freier Salzsäure im Sättiger}
vermieden werden. Um trotz der Verwendung von 60grädiger Säure im Sättiger festes
Sulfat zu erhalten, mußte Koppers das Gas vor dem
Eintritt in den Sättiger durch einen mit Dampf beheizten Ueberhitzer leiten, damit
das Gas, das aus dem Kühler und dem Teerscheider mit Wasserdampf gesättigt austritt,
zusätzlichen Wasserdampf (aus der Säure) aufzunehmen vermag. Man hat in der Folge
auch versucht, den Ueberhitzer durch in den Sättigungskasten eingebaute Dampfrohre
zu ersetzen oder die Lauge des Sättigungsbades ständig umzupumpen und sie hierbei
von außen zu beheizen oder aber nur einen Teil des Gasstroms vor dem Eintritt in den
Sättiger auf höhere Temperatur zu erhitzen, weil unter Umständen die bei der
Neutralisation der Säure durch das Ammoniak auftretende Wärme schon ausreicht, um
das in der Säure enthaltene Wasser zu verdampfen. (Brennstoffchemie 1923, S.
118–122.)
Sander.
Motorschiff „Christine Maersk“. Dieses von der
Schiffswerft Odense gebaute Motorschiff hat eine Tragfähigkeit von 7980 t. Der
Treibölvorrat beträgt 1040 t und die Reserve herzu 80 t. Die Maschinenanlage ist von
Burmeister und Wain (Kopenhagen) geliefert und besteht aus zwei Motoren von je 1100
PS. Sämtliche Hilfsmaschinen im Motorraum und auf Deck haben elektrischen Antrieb.
Der Strom wird von zwei 33 KW und einem 66 KW Dieseldynamo geliefert. Jeder der
kleinen Generatoren genügt zur Deckung des Strombedarfes unter normalen
Verhältnissen auf See, während zum Manöverieren, Laden und Löschen alle drei
Generatoren in Betrieb gesetzt werden. Es sind zehn elektrische Ladewinden mit 3 t
Hubkraft vorhanden. Für Heizzwecke und zum Feuerlöschen mittels Dampf ist ein
Dampfkessel mit 5,6 m2 Heizfläche vorhanden. Auf
der Probefahrt betrug der Tiefgang 2,65 m, die Wasserverdrängung 3400 t. Die
Maschinenleistung erreichte bei 160 Umdrehungen 2076 PS bei 10,6 Kn.
Geschwindigkeit. Der Treibölverbrauch war 127,8 g für 1 PS und Stunde,
einschließlich des Verbrauches der Hilfsmaschinen, Rudermaschinen und der
elektrischen Beleuchtung. (Schiffbau 1924, Nr. 7, S. 167.)
W.
Motor-Tankschiff „Arnus“ mit 6400 t Tragfähigkeit
ist erbaut von Swan, Hunter und Wigham, Newcastle. Das Schiff hat 14 Haupttanks. Die
Steuereinrichtung hat hydraulisch-elektrischen Antrieb, die Ankerwinde und zwei
Ladewinden werden mit Dampf betrieben. Die auf See benötigten Hilfsmaschinen haben
elektrischen Antrieb. Als Hauptmaschinen sind zwei Zweitakt-Neptune-Oelmaschinen mit
je 6 Zylindern von 430 mm Durchmesser und 890 mm Hub vorhanden. Die indizierte
Leistung ist bei 125 Umdrehungen 1400 PS.
Bei 10 Kn. Fahrt ist ein täglicher Treibölvorrat von 7,5 t vorgesehen. Das
Gewicht einer Hauptmaschine ist 130 t. Bei den Neptune-Oelmaschinen sind besondere
Spülluftzylinder unter den Hauptzylindern angeordnet. Die Spülluftzylinder werden
auch zum Anlassen der Maschinen verwendet, wodurch das Anlaßventil im Hauptzylinder
in Wegfall kommt. Außerdem wird bei diesem Verfahren vermieden, daß kalte Luft in
die Hauptzylinder eintritt.
W.
Seegehende Motorschiffe. Die Zahl derselben nimmt ständig
zu. Nach einer Zusammenstellung des amerikanischen Departement of Commerce waren
Mitte 1923 davon 193 vorhanden, von je 2000 B. R. T. und darüber.
Großbritannien
48
311364
B. R. T.
Schweden
28
136204
„
Norwegen
27
129892
„
Dänemark
25
128499
„
Ver. Staaten
29
99151
„
Deutschland
13
59931
„
Italien
9
43433
„
andere Länder
14
75797
„
–––––––––––––––––––––
193
984271
B. R. T.
Außerdem sind insgesamt 127 Motorschiffe mit zusammen 460868
B. R. T. im Bau, dies sind etwa 21 v. H. der im Bau befindlichen Dampferbautonnage.
Deutschland hatte Ende dieses Jahres 21 Motorschiffe mit 77000 und England 49 mit
254000 B. R. T. in Bau. Die Bautätigkeit in Motorschliffen war im Jahre 1923 in
diesen beiden Ländern besonders rege.
W.
Maschinenhöchstleistungen. In der Nachkriegszeit machten
sich im deutschen Maschinenbau zunächst gewisse Mängel geltend, die ihren
ungünstigen Eindruck auf das Ausland nicht verfehlen konnten. Man hatte sich während
des Krieges infolge Rohstoffmangels vielfach mit Ersatzstoffen schlimmster Art
benügen müssen. Man glaubte damals, daß das, was bis dahin, also während des Krieges
gegangen war, auch weiterhin gehen würde, und nachdem der Export unserer Maschinen
und Apparate eingesetzt hatte, wurde mit einem gewissen Rechte das mangelhafte
Material und in einzelnen Fällen auch die mangelhafte Ausführung gerügt.
Sehr bald jedoch stellte man sich in Deutschland auf eine vollkommene Fabrikation um,
d.h. die Konstrukteure und die Betriebsingenieure schufen in gemeinsamer Arbeit
exakt arbeitende Maschinen und gerade in der Nachkriegszeit zeichneten sich die
deutschen Konstrukteure durch eine außerordentliche Gedankenfülle aus.
Leider hielt die Materialverbesserung mit der Konstruktionsverbesserung der Maschinen
nicht gleichen Schritt und die Klagen über schlechtes Material gelieferter Maschinen
blieben nach wie vor nicht aus.
Dennoch kaufte das Ausland, solange der Preis deutscher Waren und deutscher Maschinen
wesentlich niedriger war als der Weltmarktpreis. Es konnte die Zeit nicht
ausbleiben, die eine Erhöhung der Preise für deutsche Maschinen brachte, und mit der
Annäherung der Preise an die Weltmarktpreise fiel auf der einen Seite der Anreiz zum
Kauf fort, auf der anderen Seite blieb der Ruf erhalten, daß zum Bau deutscher
Maschinen minderwertiges Material genommen würde.
Dieser Ruf hatte aber Berechtigung bis etwa Mitte des Jahres 1923. Von da an erkannte
man in Deutschland, daß man verspielt haben würde auf dem Weltmarkt, wenn man nicht
in bezug auf die Materialfrage mit größter Zuverlässigkeit ans Werk gehen würde. Nicht nur die
führenden Firmen Deutschlands, sondern auch die mittleren und kleinen Betriebe
machten sich zielbewußt daran, die verwendeten Materialien zu prüfen und Forderungen
zu stellen an die Lieferanten, die nunmehr diese zwangen, ihren Betrieb auf die
Erzeugung von Qualitätsmaterial umzustellen. Diese Umstellung ist tatsächlich mit
einer ganz außerordentlichen Schnelligkeit erfolgt, denn die deutsche
Hüttenindustrie und die chemische Wissenschaft sind so entwickelt, daß die
Umstellung auf Qualitätsmaterial technische Schwierigkeiten nicht machte, sondern
nur den energischen Willen erforderte. Dieser Wille war da und ist dadurch belohnt
worden, daß man mit Fug und Recht behaupten kann, daß heute in Deutschland gerade
auf dem Gebiete der Materialerzeugung geradezu erstaunliches geleistet wird, und daß
man sich trotz vorübergehender Ueberschreitung der Weltmarktpreise entschloß, nur
erstklassiges Material zur Weiterverarbeitung hereinzunehmen. Nunmehr gelang es den
Konstrukteuren mit Hilfe dieses erstklassigen Materials Höchstleistungsmaschinen
herauszubringen, die schon teils zur letzten Leipziger Messe käuflich waren,
durchweg aber zur kommenden Messe vom 2. bis 8. März marktfähig dargeboten werden
sollen. Es ist ganz erstaunlich, in welcher Weise die deutsche Maschinentechnik
im letzten halben Jahre fruchtbar gearbeitet hat.
Die durch die Qualitätshöchstleistungen und durch erhöhte Arbeiterlöhne erzeugten
Mehrkosten hat man zum größten Teil wieder eingebracht durch eine auf
wertbeständiger Basis aufgebaute Kalkulation, die einen Risikoaufschlag für
Geldentwertung überflüssig machte.
So steht Deutschland, sofern das Ausland keine neuen Schwierigkeiten macht, vor einer
gesunden wirtschaftlichen Entwicklung, und das, was Deutschland in sorgenvoller und
schwerer Arbeit geschaffen hat, wird nicht nur der deutschen Wirtschaft, sondern
auch der Wirtschaft des Auslandes zugute kommen.
Veredelung der gewerblichen Arbeit. Veredelung der
gewerblichen Arbeit ist das hohe Ziel, dem die Entwurfs- und Modellmesse im großen
Festsaal des Leipziger Neuen Rathauses gelegentlich der Leipziger Mustermesse vom 2.
bis 8. März dienen soll. Fabrikanten fast aller Geschäftszweige finden hier Entwürfe
und Modelle erster Künstler aus allen Teilen des Reiches und Oesterreichs
ausgestellt. Einen besonderen Anziehungspunkt wird voraussichtlich die Ausstellung
von Entwürfen zu künstlerisch ausgestatteten Ausstellungs- und Meßständen
bilden.