Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Sander |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 40 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Der Gedanke der Wertarbeit in der deutschen
Gütererzeugung. Im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses in Deutschland
steht heute die Währungsreform mit ihren Grundlagen: Sparsamkeit in jeder Richtung
sowie Hebung der Produktion und dadurch Stärkung unserer Konkurrenzfähigkeit auf dem
Weltmarkt. Die Zeiten deutscher „Hochkonjunktur“, die in den letzten Jahren
zu herrschen schien, sind vorüber; nur allzusehr bewahrheiten sich die Voraussagen
einsichtiger Wirtschaftler, daß es nur eine Scheinblüte wäre. Lediglich die hinter
den Weltmarktkursen erheblich zurückbleibende innere Kaufkraft der Mark war die
Ursache, daß deutsche Waren, also deutsche Arbeit an das Ausland verschleudert
werden konnte. Sehr häufig ließ dabei die Güte der Erzeugnisse erheblich zu wünschen
übrig, was sich heute unangenehm bemerkbar macht; denn wir stehen jetzt auf dem
Punkt, wo wir uns durch gute und doch billige Erzeugnisse den Weltmarkt neu erobern
müssen. Im rechten Augenblick erscheint in Bd. 67 (1923) Nr. 41 der Zeitschr. des
Vereins deutscher Ingenieure eine Arbeit von W. Hellmich (Berlin), „Ueber den
Gedanken der Wertarbeit in der deutschen Gütererzeugung“, die weiteste
Beachtung verdient und der ich die nachfolgenden Gedankengänge entnehme.
Bei der Veranlagung des deutschen Volkes, fleißig und hochwertig zu arbeiten,
erscheint als unser wertvollster Besitz die Arbeit unserer Hände und Hirne, zumal
durch Wegnahme reicher Rohstofflagerstätten die Menge der im Inlande geförderten
Rohstoffe abgenommen hat. Wir werden uns also noch mehr als je auf die Erzeugung
arbeitschwerer Fertigerzeugnisse einstellen müssen unter Vermeidung jeder unnötigen
Verwendung von Stoff und Energie durch rationellste Fertigung. Zur Erfüllung dieser
grundsätzlichen Forderung ergeben sich etwa folgende fünf Hauptaufgaben:
Sparsamste Ausnutzung aller Kraftquellen, insbesondere rationelle
Wärmewirtschaft,
weitestgehende Verwendung nationaler Rohstoffe bei
wirtschaftlichster Gewinnung und Verarbeitung,
wirkungsvollste Ausnutzung aller Produktionsmittel,
Verbesserung des Wirkungsgrades der Betriebe durch zeitgemäße
Organisation,
Befähigung der in der Produktion tätigen Menschen zu
Spitzenleistungen.
Die Ausnutzung der Energiequellen, namentlich der Kohle, entspricht meist durchaus
nicht dem hohen Stande der deutschen Technik, obwohl gerade auf diesem Gebiete in
den letzten Jahren bedeutende technische und wissenschaftliche Fortschritte gemacht
worden sind. Die zahlreichen Wärmeberatungsstellen können nur dann etwas ausrichten,
wenn die Trägheit der Menschen überwunden ist. Mit gesetzlichem Zwang ist da nichts
zu erreichen, viel wichtiger ist die Erziehung dazu, daß die Kohle eine Gottesgabe
ist, die man genau so wenig verschwenden darf wie das tägliche Brot, hängt doch an
der Kohle das wertvollste Gut, schwere, lebensgefährliche Menschenarbeit. Die
Vermeidung von Wärmeverlusten ist also eine der dringlichsten Aufgaben. Eine weitere
Quelle großer Verluste muß jedoch ebenso dringend verschlossen werden, das sind die
Verluste bei Fortleitung der Energie durch Transmissionen, Getriebe usw. Vielleicht
genügt der Hinweis, daß bei einer Anzahl von Versuchen in Tuchfabriken der
durchschnittliche Wirkungsgrad der Energieleitung auf nur 37 v. H. festgestellt
wurde, um zu zeigen, wieviel auf diesem Gebiet noch geleistet werden kann und
muß.
Der Gedanke, Kohle zu sparen, verweist uns logischerweise auf die Pflicht, auch mit
den anderen Rohstoffen haushälterisch umzugehen, zumal im ihre Gewinnung meist
erhebliche Kohlenmengen erforderlich sind. Bei vielen Konstruktionen im Eisenbau
kann erheblich an Gewicht gespart werden, indem die Festigkeit nicht durch
Materialanhäufung, sondern durch geschickte Anordnung von Versteifungsrippen zu
erreichen gesucht wird; namentlich gilt dies für Werkzeugmaschinen.
Der hohe Preis ausländischer Rohstoffe führt von selbst dazu, daß wir uns nach
Möglichkeit auf Materialien beschränken, die im Inland erzeugt werden. Von den
Nichteisenmetallen steht hier an erster Stelle das Aluminium, für dessen Verwendung
durch die neuen Legierungen Duralumin (Aluminium und Magnesium) und Silumin
(Aluminium und Sizilium) große Fortschritte erzielt sind. Es scheint fast, als habe
das Sizilium auf das Aluminium ähnlichen Einfluß wie der Kohlenstoff auf das Eisen.
Für die Zukunft bieten sich hier große Möglichkeiten, zumal Aluminium zu etwa 7,6 v.
H. und Sizilium zu 25 v. H. auf der Erde vorhanden ist gegenüber Eisen, das nur 5 v.
H. beträgt.
Die dritte Forderung, wirkungsvollste Ausnutzung aller Produktionsmittel, ist wohl
die umfassendste der anfangs genannten fünf Hauptaufgaben. Ihre Erfüllung muß
beginnen bei den Arbeitsmitteln, den Werkzeugen, Arbeitsmaschinen und
Betriebsanlagen. Der Grundsatz, daß das beste Werkzeug gerade gut genug ist, wenn
gute Arbeit geleistet werden soll, ist in Deutschland noch viel zu wenig
Allgemeingut, ganz im Gegensatz zu Amerika. Dort legt man auch auf das gute Aussehen
der Werkzeuge hohem Wert, denn man weiß, daß der Arbeiter mit einem guten Werkzeug
gern arbeitet und es auch entsprechend gut zu behandeln pflegt. Bei uns wird beim
Werkzeug-Einkauf, der meist in der Hand technisch wenig ausgebildeter Kaufleute
liegt, zu sehr auf den billigen Preis gesehen; hier wäre mindestens Beratung durch
Ingenieure erforderlich.
Bei der Instandhaltung der Werkzeuge suchen viele Betriebe die erforderlichen
Spezialschleifmaschinen zu ersparen, ohne zu bedenken, daß der ungeschulte Arbeiter
viel Werkzeugmaterial verdirbt und daß das Arbeiten mit schlecht geschliffenen
Werkzeugen viel teurer wird als häufiges Schleifen. Als unbedingte Forderung ist
aufzustellen, daß sämtliche Werkzeuge nur in der Werkzeugmacherei durch
Spezialarbeiter, am besten auf Spezialmaschinen, geschliffen werden und daß die
Werkzeugausgabe nur scharfe Werkzeuge ausgeben darf, die unter Berücksichtigung des
günstigsten Anstellwinkels, genauer Maßhaltigkeit usw. bearbeitet sind. Dann nur
dann ist die Werkstätte in der Lage, genaue und gute Arbeit zu liefern bei
geringstem Zeit- und Kraftaufwand. Genaue Arbeit ist aber erforderlich, wenn das
moderne Bestreben nach Austauschbarkeit aller Teile in die Praxis umgesetzt werden
soll. Hauptsächlich zwei Grundlagen sind hierfür erforderlich, gute Werkzeuge und
Werkzeugmaschinen und präzise Meßinstrumente. In letzteren stehen wir wohl
unübertroffen da durch unsere hoch entwickelte mechanische und optische Industrie,
aber auch unsere Werkzeugmaschinen können mit allen Auslandserzeugnissen wohl in Wettbewerb treten
auf Grund ihrer genauen Herstellung. Denn man hat in letzter Zeit eingesehen, daß
die Güte einer Werkzeugmaschine auf sauber und genau gearbeiteten Gleitflächen
beruht, die so fest mit den übrigen Teilen der Maschine verbunden sein müssen, daß
eine gegenseitige Verlagerung ausgeschlossen ist. Beim Entwurf der Werkzeugmaschinen
berücksichtigt man heute auch vor allem die dynamischen Vorgänge, also
Erschütterungen, die die Genauigkeit oft ungünstiger beeinflussen als die leicht zu
beherrschenden statischen Belastungen der Maschine.
Als weiteres wichtiges Glied im Werkstättenbetrieb erscheinen die Fördermittel, deren
zweckmäßige Ausgestaltung sehr wesentliche Ersparnis an Zeit und Arbeit mit sich
bringt. Der Ausschuß für wirtschaftliches Förderwesen beim A. w. F. (Ausschuß für
wirtschaftliche Fertigung) hat sich diese zweckmäßige Ausgestaltung der Hebezeuge
als Ziel gesetzt und stellt zu diesem Zweck weitgehende Untersuchungen an.
Die zweckmäßige Verwendung der Werkzeuge und Werkstätten-Einrichtungen setzt gut
durchgebildete Arbeitsverfahren voraus. Es genügt hier vielleicht der Hinweis auf
die Einführung des Schnellstahls und die Durchbildung der Schleifarbeit, um die
Fortschritte auf diesem Gebiet zu kennzeichnen. Zeit- und Bewegungsstudien,
unterstützt durch Filmaufnahmen gehören genau so in dieses Gebiet wie die
Bestrebungen der Normung, Spezialisierung und Typisierung, deren Ziel es ist, zu
sparen an Stoff, Arbeit, Zeit, Geist und Geld.
Wir berühren damit gleichzeitig das Gebiet der Betriebsorganisation, die
Voraussetzung ist für eine Verbesserung des Betriebswirkungsgrades. Ihre
Grundpfeiler sind Zwanglauf und Kontrolle. Zwanglauf ist erforderlich, damit die
Betriebsvorgänge sich als reibungsfreie Strömungsvorgänge in vorgeschriebenen Bahnen
ohne Stockung vollziehen, und Kontrolle ist nötig, damit jeder innerhalb seiner
Tätigkeit Verantwortung zu tragen hat. „Flucht vor der Verantwortung“ lautet
ein leider sehr begründetes modernes Schlagwort, und wo es berechtigt ist, kann kein
Fortschritt einsetzen. Es ist deshalb notwendig, daß jedes Glied des Betriebes zur
Verantwortung erzogen wird, sich selbst und dem großen Ganzen gegenüber. Die
Betriebsorganisation ihrerseits hat darauf zu achten, daß nicht durch
Ueberorganisation das Verantwortungsgefühl eingedämmt wird.
Es würde hier zu weit führen, die Aufgaben der Betriebsorganisation einzeln
aufzuführen, die je nach Art und Größe der Fertigung verschieden sind. Ihre
prinzipielle Aufgabe ist, reibungslose Strömung zu schaffen und darauf zu sehen, daß
alle Glieder der Organisation auf einem gleich günstigen Standpunkt stehen, denn
nach Liebigs Universalgesetz vom Minimum, das wohl jedem Techniker in irgend einer
seiner vielen Formen bekannt ist, bestimmt sich die Stärke eines Organismus durch
seine schwächste Stelle.
Wollen wir die hier gestellten Aufgaben nun erfüllen, so brauchen wir dazu ein
Menschenmaterial, das befähigt ist zu Spitzenleistungen. Voraussetzung, dafür ist
einmal eine gute Vorbildung. Der gewerkschaftlichen Lohnpolitik in den letzten
Jahren kann hier der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie durch relativ hohe
Bezahlung der Ungelernten den Ansporn, etwas zu lernen, gemindert hat. Nicht zum
wenigsten darauf ist der Rückgang in der Zahl gut ausgebildeter Facharbeiter
zurückzuführen. Andererseits findet sich in einigen Berufen, z.B. Mechanikern und
Maschinenbauern, ein Ueberangebot an Lehrlingen, also ein Mangel an Lehrstellen, so
daß man mit Recht bestrebt ist, die Lehrlingsausbildung zu einer gesetzlichen
Pflicht zu machen. Dies ist um so wichtiger, da die Zahl der heute in Ausbildung
begriffenen Lehrlinge nicht reicht, den zukünftigen Bedarf zu decken. Dem V. d. I.
gebührt der Ruhm, im Deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen die planvolle und
zweckmäßige Ausbildung von Ingenieuren und Arbeitern sich als Ziel gesetzt zu haben.
In gleicher planvoller Weise arbeiten die aus dem V. d. I. hervorgegangenen
Organisationen:
Hauptstelle für Wärmewirtschaft,
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde,
Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebsingenieure,
Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung,
Technisch-wissenschaftliches Vortragswesen,
Technisch- wissenschaftliche Lehrmittelzentrale,
um die notwendigen Grundlagen für die Erreichung der mit den
Aufgaben gesteckten Ziele zu schaffen. In der Betriebstechnischen Ausstellung, die
als Wanderausstellung in allen bedeutenderen Städten gezeigt wird, sind die Arbeiten
der genannten Organisationen zusammengefaßt und werden so weiten Kreisen zugänglich
gemacht.
Als Frucht aller dieser Bestrebungen wird sich nicht allein eine größere
Wirtschaftlichkeit der deutschen Gütererzeugung, eine Steigerung des Absatzes und
dadurch eine Stärkung unserer Weltmachtstellung ergeben, sondern vor allem auch ein
Anfang zu einer neuen Arbeitsethik. Gerade in Deutschland spüren wir besonders in
dem Hin und Her der Meinungen das Streben nach Idealen, von denen nur zu viele in
den letzten Jahren mit mehr oder weniger Planmäßigkeit gestürzt worden sind. Wenn es
uns gelingt, alle einander wiederstrebenden Richtungen im deutschen Volke unter dem
Ideal der Arbeit zu vereinen, wenn wir das Eigeninteresse des Einzelnen dem Gefühl
der sittlichen Verantwortung dem großen Ganzen gegenüber unterordnen können, dann
ist der Wiederaufbau unseres Vaterlandes schon halb vollendet.
In den vorstehenden Ausführungen ist den Fehlern und Mängeln in der deutschen
Gütererzeugung ein größerer Platz eingeräumt worden als ihren Vorzügen, nur um zu
zeigen, an welchen Stellen eine Besserung einzusetzen hat, nicht aber, weil etwa
mehr Mängel als Vorzüge und Fortschritte vorhanden wären. Im Gegenteil, gerade das
Erkennen der Fehler und das Bestreben, sie zu beseitigen, ist der größte Fortschritt
und gibt die begründete Hoffnung, daß wir Deutsche trotz aller Widerstände uns den
gebührenden Platz an der Sonne wieder erringen werden.
Parey.
Die Scott-Still-Maschine. In dem Dampfer „Dolius“
ist eine solche Maschinenanlage eingebaut, bei der bekanntlich über dem Kolben das
Zweitakt-Dieselverfahren und unterhalb des Kolbens Wasserdampf verwendet wird. Auf
diese Weise werden Wärmeverluste möglichst vermieden.
Die Wasserverdrängung des Dampfers beträgt 11650 t. Die beiden vierzylindrigen
Maschinen leisten bei 120 Umdrehungen 2500 PSe. Die Zylinder haben 500 mm
Durchmesser und 915 mm Hub. Der Dampf arbeitet mit einem Druck von 9,8 kg/cm2 in dem ersten, dem Hochdruckzylinder, und darauf
in den anderen drei, die als Niederdruckzylinder anzusehen sind. Die Abgase der
Zylinder werden in einen Yarrow – Dampfkessel geleitet und dienen zur
Dampferzeugung. Während der Anlaufzeit der Maschinen werden die Kessel durch
Oelbrenner geheizt. Die Maschine arbeitet zunächst als Dampfmaschine, erst später
wird auch das Dieselverfahren angewandt. Der Abdampf aus den Zylindern wird noch in einer N. D.
Turbine ausgenutzt, die zum Antrieb der Turbo-Spülpumpe dient, worauf der Abdampf in
einen Kondensator geleitet wird. (Engineering 1923, S. 639.)
W.
Transportschiff mit dieselelektrischem Antrieb. Das
Frucht-Transportschiff „La Playa“ für eine Bostoner Firma ist mit einer
solchen Maschinenanlage ausgerüstet worden. Die Anschaffungskosten derselben und der
Schmierölverbrauch sind größer als bei einer entsprechenden Dampfmaschinenanlage.
Trotzdem bietet der dieselelektrische Antrieb für einen solchen Frachtdampfer große
Vorzüge, da ein Gewinn an Laderaum gegenüber einem Dampfschiff erzielt wird.
Die vier Dynamos mit 220 V Spannung befinden sich mittschiffs, während die
Antriebsmaschine von 2500 PSe möglichst nahe an der Schiffsschraube angeordnet ist.
Bei 95 Umdrehungen werden 14 Kn. erreicht. Das Schiff braucht täglich 13,5 t
Treiböl, während ein Schwesterschiff mit Dampfmaschinenanlage und Kesseln mit
Oelfeuerung 32 t täglich verbraucht. (The Engineer 1923, 19. Oktober.)
W.
Kohlenförderung und Kohlenausfuhr der Vereinigten Staaten
in den Jahren 1921 und 1922. Die geologische Landesanstalt zu Washington
veröffentlichte über die Kohlengewinnung des Landes in den letzten beiden Jahren die
folgende Uebersicht:
Kohlenförderung der Vereinigten Staaten.
Staat
1921short tons
1922short tons
PennsylvanienWest-VirginienIllinoisKentuckyOhioIndianaAlabamaVirginienColoradoWyomingUtahIowaTennesseeKansasNeu-MexikoOklahomaMissouriWashingtonMontanaNord-DakotaMarylandTexasArkansasMichiganGeorgienCalifornienSüd-Dakota
11601394272786996696027633158827031942776203195091256889974923789122760720066640787844531392446032634666412453482336262335516212428722273395886490318277409728391227777114171533815388457553
1049500008100000059100000401000002650000017330000161000001112000010005000909600048640004600000460000031000003100000280000027000002400000240000011800001100000100000095000094000011000
Zusammen: Weichkohle Hartkohle
(Anthrazit)
41592195090473451
40789400052485000
Gesamtgewinnung in short tons zu 907 kg
506395401
460379000
Danach sind an Weichkohle im letzten Jahre 407,9 Mill. sh. tons, das sind 8 Mill. sh.
tons oder 1,93 % weniger gewonnen worden als im Jahre 1921. Weit größer war jedoch
der Ausfall an Hartkohle, da gerade der Anthrazitkohlenbergbau, 1922 in seiner
ganzen Ausdehnung von einem mehrmonatigen Ausstand erfaßt wurde, während sich dieser
nur auf einen Teil der Weichkohlengruben erstreckt hatte. An Anthrazit wurden im
letzten Jahre nur 52,5 Mill. t gefördert, dagegen betrug 1921 die Förderung 90,5
Mill. t Hartkohle. Es ergibt sich somit für 1922 gegenüber dem Jahre vorher eine
Abnahme um rd. 38 Mill. t oder 41,99 %. – Auch die Gesamtkohlengewinnung der
Vereinigten Staaten verzeichnet im letzten Jahr einen Rückgang, von 506,4 Mill. t
auf 460,4 Mill. t, das sind 46 Mill. t oder 9,09 % weniger. Die Abnahme der
Weichkohlenförderung ist besonders stark in Pennsylvanien (–11,1 Mill. t), Illinois
(–10,5 Mill. t), Ohio (– 5,4 Mill. t) und in Indiana (– 3 Mill. t). Doch steht
diesem Rückgang der Weichkohlenförderung dagegen in manchen anderen Staaten eine
erhebliche Zunahme gegenüber, so besonders in denjenigen Staaten, die vom Ausstand
völlig verschont geblieben sind. So hat Kentucky eine Mehrförderung von 8,5 Mill. t,
West-Virginia plus 8,2, Virginien plus 3,6 und Alabama plus 3,5 Mill. t
Mehrförderung in 1922 genüber 1921.
Infolge des langandauernden Bergarbeiterausstandes ging die Kohlenausfuhr der Vereinigten Staaten im Jahre 1922 sehr stark zurück. Wie
die folgende Uebersicht erkennen läßt, ermäßigte sich der Versand von Anthrazit, also Hartkohle von 4,2 auf 2,4 Mill. t, das
sind 1,8 Mill. t oder 43,37 % weniger gegenüber dem Jahre 1921. Ebenso wies der
Export von Weichkohle einen Rückschlag in 1922 auf, nämlich von 20,7 Mill. auf 11,1
Mill. t. – Dagegen nahm die Ausfuhr der Vereinigten Staaten an Koks um 183000 t zu.
Hatte das Jahr 1921 gar keine Ausfuhr an Briketts zu verzeichnen, so wurden im Jahre
1922 6300 t Preßkohlen ausgeführt. – Mit Ausnahme von Westindien („übriges
Westindien“ der folg. Uebersicht) weisen alle Länder ein Minus an
amerikanischer Kohlenzufuhr auf. Der Minderversand an Anthrazit in 1922 entfiel fast
gänzlich auf Kanada, das für sich allein 97,11 % der Hartkohlenausfuhr in Anspruch
nahm. Im Empfang von Weichkohle dagegen zeigen die größten Ausfälle, neben Kanada –
2,3 Mill. t noch Italien (– 1,4 Mill. t), Frankreich (– 596000 t), Holland (– 332000
t), sowie ferner das „übrige“ Europa (– 2,4 Mill. t). Sehr beträchtlich sind
auch die Mindermengen, welche nach den südamerikanischen Bezugsländern sich ergeben.
So erhielten Argentinien (– 674000 t), Brasilien (– 375000 t) und Chile (– 104000 t)
bedeutend weniger als im Jahre vorher.
Kohlenausfuhr der Vereinigten Staaten in long tons.
1921
1922
± 1922gegen 1921
Hartkohle
(Anthrazit) Kanada Andere Länder
4035014141207
229683068357
– 1738184–
72850
Zusammen long tons
4176221
2365187
– 1811034
Weichkohle Frankreich Italien Holland Uebriges
Europa Kanada Panama Mexiko Brit-Westindien Kuba Uebriges
Westindien Argentinien Brasilien Chile Uruguay Aegypten Französisch-Afrika Andere
Länder
607531154946033409024333911196140522282917221110652552457210025675263652722515084488390476200182809462453
12012124083253713972967532010445891056905864638581039187897115213346916–521182722443950
– 595519– 1425377–
331553– 2419419– 2286085–
118371– 81155– 15939–
60714+ 3662– 673665–
375092– 103928– 88390–
424082– 155585–
418503
Zusammen Weichkohle long tons
20652827
11083112
– 9569715
Ferner: Koks Preßkohle
273888–
4567336300
+ 182845+
6300
(Glückauf 1923, Nr. 31.)
Si.
Die Weltgewinnung an Erdöl im Jahre 1922 läßt eine
weitere recht ansehnliche Steigerung erkennen, denn sie war mit rund 852 Millionen
Faß um nicht weniger als 86 Millionen Faß größer als im Jahre 1921. Die Steigerung
in 1922 gegenüber 1921 beträgt demnach ungefähr 11,30 %. Diese Zunahme entfällt
natürlich fast allein auf die Vereinigten Staaten, die rund 79 Millionen Faß
Mehrproduktion in 1922 aufweisen. Daneben erhöhten ihre Erdölgewinnung noch Rußland
(plus 5,9 Mill. Faß) und Persien (plus 4,5); in Mexiko fiel dagegen die Produktion
um rund 8 Mill. Faß gegenüber 1921, Holland. Indien hatte 958000 Faß weniger, Japan
mit Formosa lieferten 443000 Faß weniger. Die letzteren Rückgänge sind
verhältnismäßig nicht unbedeutend in Anbetracht der Landesproduktion. Nach der
amerikanischen Statistik erzeugten die einzelnen Länder folgende Mengen in 1000
Faß:
1921in 1000 Faß
In % derWeltge-winnung
1922in 1000 Faß
In % derWeltge-winnung
Vereinigte
StaatenMexikoRußlandPersienHohändisch-IndienRumänienBritisch-IndienPeruPolenBorneo-SarawakArgentinienTrinidadVenezuelaJapan
mit
FormosaAegyptenFrankreichColumbienDeutschlandKanadaItalienAlgerienAndere
Länder
472183 193398 29150 16673
16598 8368 8000 3699 5167
1411 1747 2354 1433 2447
1255 392 – 200 190
34 3 3
61,7225,28 3,81 2,18 2,22 1,09 1,05 0,48 0,68 0,18 0,23 0,31 0,19 0,32 0,16 0,05– 0,03 0,02–––
551197 185057 35091 21154
16000 9817 7980 5332 5110
2915 2674 2445 2335 2004
1188 494 323 200 179 31
9 5
64,7321,73 4,12 2,48 1,88 1,15 0,94 0,63 0,60 0,34 0,31 0,29 0,27 0,24 0,14 0,06 0,04 0,02 0,02–––
Gesamtmenge in 1000 Faß
765065
100,00
851540
100,00
Si.
Ueber Versuche mit Preßgasbeheizung von Siemens – Martin –
Oefen berichtet G. Donner. Ausgehend von den Verbrennungsvorgängen im
Bunsenbrenner und in den Preßgasbrennern der Beleuchtungstechnik kommt Verfasser zu
dem Ergebnis, daß der Grad der Vollkommenheit der Verbrennung im Schmelzofen kein
sehr großer ist. Dies erklärt sich daraus, daß das aus dem Brennerkopf austretende
massige Gas von dem Heißluftstrom erst etwa im Zweiten Viertel des Herdraumes
durchschnitten wird, um dann hauptsächlich durch Oberflächenberührung erst auf der
abziehenden Seite des Herdes zu verbrennen. Um für die Beheizung des Martinofens
ähnliche Verhältnisse zu schaffen, wie sie beim Preßgasbrenner im Kleinbetriebe
vorliegen, ist es nötig, auf die Vorwärmung des Generatorgases zu verzichtet und es
zu reinigen, um es auf etwa 2000 mm WS pressen zu können. Verfasser hat für
Generatorgas und Koksofengas von verschiedener Zusammensetzung, ferner für
Wassergas, Methan und ein Mischgas aus gleichen Teilen Wassergas und
Generatorgas die theoretischen Verbrennungstemperaturen berechnet; diese
Zusammenstellung zeigt, daß Gase mit hohen Heizwerten durchaus nicht die höchsten
Verbrennungstemperaturen ergeben, daß diese vielmehr ganz von der Zusammensetzung
der Gasgemische und ihrem Luftbedarf abhängen. Er zeigt ferner, daß man mit kaltem
Generatorgas von 1330 WE und mit auf 1100 Grad vorgewärmter Luft bei 30 v. H.
Luftüberschuß eine theoretische Verbrennungstemperatur von 1950 Grad erreichen kann
und auch praktisch nahezu erreicht, wenn man das Gas auf 2000 mm WS preßt. Versuche
mit dieser Arbeitsweise wurden an einem 3-t-Ofen auf den Rheinischen Stahlwerken in
Duisburg ausgeführt, wobei die Luftkammern des Ofens entsprechend abgeändert wurden
und der Gasstrom, um eine restlose Mischung von Gas und heißer Luft zu erzielen,
beim Eintritt in den Herdraum in einzelne Strahlen zerlegt wird, zwischen die die
aus den Luft-Kammern aufsteigende Heißluft durch Injektorwirkung hineingerissen
wird, Der ausschwenkbare Brenner war aus Eisenblech geschweißt und mit Wasser
gekühlt. Durch die Pressung des Gases werden Gas- und Luftköpfe entbehrlich, was ein
wesentlicher Vorteil ist. Es gelang mit dieser Anordnung, bis auf 100 Grad an die
theoretische Verbrennungstemperatur heranzukommen, während man im normalen
Siemens-Martin-Ofen 500–600 Grad unter diesem Wert bleibt. Die Versuche ergaben
ferner, daß beim Arbeiten mit Generatorgas von hohem Wasserstoffgehalt die
Schmelzungen wesentlich besser vor sich gingen und der Roheisenverbrauch niedriger
war als beim Arbeiten mit wasserstoffärmerem Generatorgas. Besonders günstige
Ergebnisse wurden mit einem aus gleichen Teilen Wassergas und Generatorgas
bestehenden Mischgas erzielt, dessen Heizwert 1800–2000 WE betrug und dessen
theoretische Flammentemperatur bei 2200 Grad lag. Die Schmelzdauer für 3 t Einsatz
ging hierbei auf 2 st. zurück und der Gasverbrauch betrug nur 500 cbm/st,
entsprechend 220 kg Brennstoff für die t Schmelzgut, wenn man mit einer 3,5fachen
Vergasung im Gaserzeuger und mit 0,6 kg Koks auf 1 cbm Wassergas rechnet Da ein
Martinofen der genannten Größe sonst einen Brennstoffverbrauch von 40–50 v. H. und
mehr aufweist, ergibt sich also eine Brennstoffersparnis von etwa 50 v. H. Die
Zusammensetzung der erschmolzenen Erzeugnisse war recht gut, desgleichen die
Abgastemperaturen und die Abgasanalysen; auch die Schlacke war sehr dünnflüssig und
reaktionsfähig.
Dort, wo Koksofengas zur Verfügung steht, empfiehlt Verfasser die Verwendung eines
Mischgases aus Koksofengas, Wassergas und Generatorgas, das eine theoretische
Verbrennungstemperatur von 2200 Grad hat. Wo keine Kokerei vorhanden ist, verwendet
man ein Gemisch aus Generatorgas und Wassergas allein, das im Skrubber von Staub
befreit und hierauf dem Verdichter zugeführt wird. Das Generatorgas kann auch aus
roher Stein- oder Braunkohle gewonnen werden, wobei jedoch der Teer abgeschieden
werden muß, der unter Umständen noch einen Gewinn darstellt. Die Versuche sollen an
einem 20-t-Ofen fortgeführt werden. (Stahl und Eisen 1923, S. 558–563.)
Sander.