Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Parey |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 50 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Chilenische Eisenbahnwagen. Um die Jahreswende von
1923 auf 1924 verließ der erste Sonderzug mit 3 Personenwagen I. Klasse das Werk
Breslau der Linke-Hofmann-Lauchhammer A.-G., um von Hamburg zu Schiff nach
Valparaiso (Chile) überführt zu werden. Im ganzen umfaßt der für das gesamte
deutsche Wirtschaftsleben überaus wichtige Auftrag 47 gleichartige Wagen, die in
wöchentlichen Teillieferungen von 3 bis 4 Wagen die Ausreise antreten sollen.
Die eisernen Wagen unterscheiden sich in mehrfacher Beziehung von den in Deutschland
üblichen. Sie haben eine gesamte Länge von etwa 22,5 m bei einer Kastenbreite
von 2948 mm und einer Spurweite von 1676 mm. Sie laufen auf 2 zweiachsigen
Drehgestellen. Die Entfernung der Drehzapfen beträgt 15,8 m. Wegen der größeren
Spurweite erfolgte die Ueberführung nach dem Ausgangshafen auf besonderen
Transportachsen, während die eigenen auf einem angehängten Güterwagen mitgenommen
wurden.
Die Wagen haben Mittelpufferung und sind mit durchgehender Luftdruck- und damit
verbundener Notbremse, sowie Handbremse ausgerüstet.
Die Beleuchtung erfolgt durch 24 elektrische Glühlampen. Der erforderliche Strom wird
während der Fahrt
selbst erzeugt und über eine zwischengeschaltete Akkumulatorenbatterie den
Beleuchtungskörpern zugeleitet.
Mit Rücksicht auf die klimatischen Verhältnisse sind die Wagenwände wegen der
auftretenden großen Hitze besonders isoliert, durch Oeffnen der Fenster im
Oberlichtaufbau wird für reichliche Entlüftung gesorgt.
Die Wagenräume sind seitlich durch Türen abgeschlossen und haben an den Stirnwänden
Uebergangseinrichtungen für Mittelpufferung.
Textabbildung Bd. 339, S. 50
Der 20 m lange Innenraum ist mit naturfarbenem polierten Mahagoniholz und mit
Gepäcknetzen sowie Beschlägen in Rotguß ausgestattet. Die mit verstellbaren
Rückenlehnen ausgeführten Sitze haben roten Lederüberzug. An jedem Wagenende
befindet sich eine Toilette mit Waschgelegenheit. Die beiden an die Toilette
anschließenden Sitze können durch Stoffvorhänge für die Nacht als Damenraum
abgeteilt werden. Zur Luftbewegung im Wageninnern ist an jeder Toilette ein
Ventilator angebracht.
Auch äußerlich zeigen die Wagen durchaus geschmackvolle Formen und Ausstattung,
obschon für ihre konstruktive Durchbildung die Vorschriften der Betriebssicherheit
vor allem anderen maßgebend waren. waren.
Die vorzügliche Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie, die sich sowohl in dem
verwendeten Material, als auch in der konstruktiven Durchbildung und der Ausführung,
sowie in der pünktlichen Einhaltung der vorgeschriebenen Lieferfristen offenbart,
ist ein neuer Beweis dafür, daß Kriegs- und Nachkriegszeit auf ihr Können keinen
nachteiligen Einfluß ausüben konnten. Nach wie vor ist es oberster Grundsatz der
deutschen Industrie nur Erstklassiges zu liefern.
Cr.
Die Lage des österreichischen Kohlenbergbaus wird in ihrer
vollen Trostlosigkeit beleuchtet in einer sehr ausführlich gehaltenen Denkschrift,
welche der Verein der Bergwerksbesitzer Oesterreichs in Wien veröffentlicht hat. Die
Kohle wurde in Oesterreich bis Ende 1922 staatlich bewirtschaftet und die
Verkaufspreise wurden seit 1915 amtlich vorgeschrieben, wobei man nach sehr
engherzigen Grundsätzen verfuhr und, ohne Rücksicht auf die Zechen, lediglich
bestrebt war, billige Kohle dem Verbraucher zu beschaffen. Trotz dieser und
vielfacher sonstiger Hemmungen gelang es dennoch den Bergbauunternehmungen die
Förderung der inländischen Kohlengruben seit dem staatlichen Zusammenbruch um mehr
als 30 % zu erhöhen. – Oesterreich verbrauchte im Jahre 1922: 9 Mill. t Kohle
oder rund 56 % seines Friedensbedarfs. Von diesem Verbrauch konnten aus den
inländischen Gruben 3276000 t oder rund 36 % gedeckt werden, während 64 % des
Verbrauchs aus dem Ausland eingeführt werden mußten, und zwar 4,01 Mill. t
Steinkohle nebst 1,4 Mill. t Braunkohle. Die letztere wurde zur Hauptmenge aus der
„ausländischen“ Tschechoslowakei bezogen, war also böhmische Braunkohle.
Wie sehr diese Einfuhr von Kohle aus dem „Auslande“ die Handelsbilanz
Oesterreichs belastet, ersieht man nach der Denkschrift daran, daß Oesterreich im
Jahre 1922 nicht weniger als 3,6 Billionen Kronen für Kohle an das Ausland zu zahlen
hatte. – Die Hebung des inländischen Bergbaus ist darum bei solcher mißlichen
wirtschaftlichen Lage des Landes die größte Notwendigkeit und es muß alles daran
gesetzt werden, um jeden vermeidbaren Passivposten in der Handelsbilanz
auszuschalten. – Dabei hebt die Denkschrift hervor, daß die österreichischen
Kohlenbergbaue noch sehr entwicklungsfähig sind und, daß es in Oesterreich noch
große Gebiete gibt, die nachgewiesenermaßen Kohle führen und lediglich des
Aufschlusses bedürfen. Es könnte dann in absehbarer Zeit die Förderung soweit
gesteigert werden, daß der größere Teil des inländischen Kohlenbedarfs aus
Eigenkohle gedeckt würde. – Die Denkschrift bringt einzelne vergleichende kurze
Statistiken. So wird angeführt, daß Deutschland,
einschließlich Polnisch-Oberschlesien, aber ohne Elsaß-Lothringen und ohne
Saargebiet, gefördert hat:
1913
1921
1922
an Steinkohle
173
136
130
an Braunkohle
87
123
137
in Millionen Tonnen.
Daraus kann man schnell ersehen, wie sehr stark und mit welchem Erfolge Deutschland
es verstanden hat, seine inländische Braunkohlenförderung zu steigern. Deutschland
vermochte es, infolge dieser erhöhten Braunkohlengewinnung seine Einfuhr an
böhmischer Braunkohle auf weniger als ein Drittel der Vorkriegsmenge herabzudrücken.
Die Einfuhr Deutschlands an böhmischer Braunkohle hat nämlich betragen in Millionen
t: 1913 ~ 6,5, 1920 ~ 2,3, 1921 ~ 2,7 und 1922 ~ 2. Würde in Oesterreich ein
gleiches Vorgehen eingehalten werden, so könnte nach der Denkschrift in kürzester
Zeit die Verwendung österreichischer Braunkohle erheblich erweitert werden. Statt
dessen haben z.B. die österreichischen Bundesbahnen im Jahre 1922 eingeführt an
Steinkohlen 1,1 Mill. t, an Braunkohlen 800000 t, während sie aus dem Inland 200000 t Kohle
bezogen. Heimische Braunkohle muß auf den Inlandbahnen darum in verstärktem Maße
Verwendung finden. Jedenfalls verlangt die Tatsache, daß die österreichischen
Bundesbahnen 1922 800000 t Braunkohlen aus dem Ausland einführten und nur 200000 t
inländische Braunkohle verbrauchten, dringend eine planmäßige Untersuchung der hier
vorliegenden Gründe. Vielfach liegen da Gewohnheit und Ueberlieferung vor, die ein
Verbleiben bei den bisher benutzten Kohlensorten erklären sollen, heute aber,
infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage des Landes, abgestellt werden
müssen.
Kohlen und Koks. Im Saargebiet
belief sich die Kohlenförderung innerhalb des ersten Halbjahres
1922
1923
1923 geg.1922 in %
Staatsgruben tGrube Frankenholz t
5162242 143459
2628581 60073
– 49,08– 58,13
Zusamm. Förderung t
5305701
2688654
– 49,33
Kokserzeugung t
123014
42610
– 65,36
In Polnisch-Oberschlesien
brachte der Steinkohlenbergbau im ersten Halbjahr 1923 folgende Resultate,
verglichen mit 1922, erstes Halbjahr:
½ 1922
½ 1923
Kohlenförderung insgesamt t
12594120
13181473
Arbeitstäglich t
86261
90285
Kokserzeugung t
650070
677175
Briketterzeugung t
125947
135799
Erzeugung an
Rohteer t
Teerpech t Teerölen
t Rohbenzol t schwefels. Ammoniak
t
19944 5693 1979 7005 8224
25175 4089
2414 7106 8306
Versand an Kohle t
8798460
966050
Versand an Koks t
–
391708
Glückauf Nr. 36, 8. Sept. 1923, S. 863.
Si.
Die bergbauliche Gewinnung in Tunis hat sich im Jahre 1922
sehr vorteilhaft entwickelt und dementsprechend auch die Ausfuhr wie die folgende
offizielle Zusammenstellung dies zeigt:
Gewinnung t
Ausfuhr t
1921
1922
1921
1922
Kalkphosphate
1828000
1958000
1455239
2075132
Eisenerz
273410
500000
204012
601622
Bleierz
19945
3000
5997
4921
Bleimetall
–
13200
–
10811
Zinkerz
4541
8000
4065
6071
Braunkohle
22207
270
–
–
Besonders beachtenswert ist dabei die fast auf das doppelte gestiegene Förderung von
Eisenerz, dessen Ausfuhr sogar in 1922 das Dreifache gegenüber 1921 erreichte.
Glückauf 1923 Nr. 36 S. 864.
Si.
Chemisch-physikalische Untersuchung von Kohlen in England.
Wie in anderen Industrieländern, besonders in Deutschland und in großem Maßstabe
auch in den Vereinigten Staaten, so hat man neuerdings auch in England der
Konstitution der Kohle eingehende Arbeiten gewidmet. Die Ergebnisse dieser neueren
englischen Kohlenforschung faßt der Leiter des berggewerkschaftlichen Laboratoriums
zu Bochum Dr. H. Winter in einer umfangreichen Abhandlung (Glückauf 1923 S. 873–880)
zusammen. Das Kleingefüge verschiedener englischer Kohlensorten wird in guten
Dünnschliffabbildungen vor Augen geführt und unter Beigabe reichlichen
Analysenmaterials werden die vielfachen Arbeiten neuerer englischer Spezialforscher
charakteristisch beleuchtet. Die Wintersche Abhandlung bietet dem Fachmann
dankenswerte Hinweise auf die Konstitution englischer Kohlensorten verschiedenen
geologischen Alters, besonders hinsichtlich bituminöser Streifenkohle. Ueberwiegend
chemisch -physikalisches Interesse.
Si.
Die Beschaffenheit des Brikettpechs. Infolge der Kohlennot
hat die Brikettierung von feinkörnigen Brennstoffabfällen der verschiedensten Art
(Schlammkohle, Brikettabrieb, Koksgrus, Rauchkammerlösche, Flugstaub usw.) in den
letzten Jahren eine große Verbreitung erlangt. In der Regel benutzt man hierbei als
Bindemittel den Destillationsrückstand des Steinkohlenteers, das sog. Hartpech,
dessen Beschaffung jedoch in letzter Zeit, namentlich seitdem die großen
Teerdestillationen des Ruhrgebietes stilliegen, recht schwierig geworden ist.
Infolge der großen Nachfrage nach Brikettpech kommen neuerdings Materialien der
verschiedensten Beschaffenheit, bisweilen auch offensichtliche Verfälschungen, unter
der Bezeichnung Brikettpech oder Hartpech auf den Markt, so daß es für die
Verbraucher von großem Interesse ist, die Anforderungen zu kennen, die an gutes
Brikettpech gestellt werden müssen.
Um die Tauglichkeit von Pech für die Brikettierung festzustellen, benutzt man in der
Praxis häufig die Kauprobe, wobei das Pech zwischen den Zähnen nicht zerspringen und
knirschen darf, sondern knetbar und plastisch werden soll. Zur eingehenderen
chemischen Prüfung des Peches ist es nötig, seinen Schmelzpunkt, seinen Gehalt an
flüchtigen Bestandteilen und an unlöslichem Kohlenstoff, evt. auch seinen
Aschegehalt festzustellen, der indessen nur selten 0,5 v. H. übersteigen dürfte. Der
Schmelzpunkt von gutem Brikettpech soll zwischen 65 und 75 Grad C. liegen, der
Gehalt an flüchtigen Bestandteilen soll 40–50 v. H., nach Spilker jedoch mindestens 55 v. H. betragen. Ferner sollen in Anilin und
Pyridin 70–75 v. H. des Peches löslich sein, woraus sich ein Gehalt an freiem
Kohlenstoff von 30–25 v. H. ergibt. In der Regel enthält Pech, das aus Gasteer
gewonnen ist, etwas mehr freien Kohlenstoff als Pech, das aus Kokereiteer stammt.
Von dem Gehalt des Peches an freiem Kohlenstoff ist zweifellos in hohem Maße seine
Bindefähigkeit und bis zu einem gewissen Grade auch sein Erweichungspunkt abhängig,
doch verbietet sich in der Praxis vielfach die Verwendung eines niedrig schmelzenden
Peches trotz seiner größeren Bindekraft, weil sich derartiges Pech, namentlich im
Sommer, nicht zu Staub vermählen läßt und häufig die Mahlanlagen verschmiert,
wodurch leicht Betriebsstörungen hervorgerufen werden. Man muß somit auch hierauf
bei der Auswahl des Peches Rücksicht nehmen und wird zweckmäßig im Sommer ein Pech
von etwas höherem Erweichungspunkt verwenden als im Winter.
In jüngster Zeit hat sich Grounas eingehend mit der
Beschaffenheit des Brikettpechs und seiner Prüfung befaßt und hierbei eine Reihe von
interessanten Beobachtungen gemacht, worüber Thau in
„Glückauf“ 1923, S. 97, berichtet. Er führt als Kennzeichen eines guten
Peches an, daß ein in warmem Wasser von 50 bis 55 Grad liegendes Pechstäbchen sich
wie eine Schraubenspirale verdrehen läßt, ohne seine Form zu verlieren oder zu
reißen. Auch er betont, daß ein Gehalt des Peches an freiem Kohlenstoff von mehr als
30 v. H. die Bindekraft nachteilig beeinflußt. Zur Bestimmung des freien
Kohlenstoffs, benutzt er Schwefelkohlenstoff, während bei uns für diese Prüfung meist Anilin und
Pyridin Verwendung finden. Einen weiteren wertvollen Anhaltspunkt für die
Beurteilung von Brikettpech bietet die Verkokungsprobe im Platintiegel. Gutes Pech
liefert hierbei einen vollständig flachen Kokskuchen mit einer Oberfläche von
gleichmäßig schwarzgrauem Aussehen, wogegen ein stark aufgetriebener Kokskuchen mit
einer ausgesprochenen Kuppe und bräunlich gefärbter, schillernder Oberfläche ein
Erkennungszeichen für schlechtes Brikettpech ist. Gutes Brikettpech wird bei der
Destillation von Kokerei- und Gasteer sowie auch von Wassergasteer erhalten, dagegen
besitzen die aus Hochofenteer und Generatorteer gewonnenen Peche nur sehr geringe
Bindekraft. Diese Peche bestehen vorwiegend aus aliphatischen Verbindungen, denen
anscheinend jede Bindefähigkeit fehlt; vermutlich gilt dies auch für das ähnlich
zusammengesetzte Urteerpech! Das beste Brikettpech liefert der in stehenden
Gasretorten erzeugte Teer sowie der bei der Herstellung von karburiertem Wassergas
anfallende Teer, doch ist derartiges, bestimmten Teersorten entstammendes Pech nur
schwer zu erhalten, da auf den Teerdestillationen die verschiedenen Teere gewöhnlich
in gemeinsame Sammelbehälter abgefüllt werden. Beachtenswert ist schließlich noch,
daß bei der Verarbeitung weicheren Peches in Brikettfabriken die sonst auftretenden
Hautkrankheiten und Augenentzündungen bei den Arbeitern viel seltener vorkommen.
Sander.
Zerstörender Angriff von Beton durch Gaswasser. Ueber
diesen, die in Betracht kommenden Fachleute aufs höchste interessierenden Gegenstand
(vergl. die vielen einschlägigen Veröffentlichungen der letzten Zeit) veröffentlicht
Dr. Mezger (Stuttgart) eine lesenswerte Arbeit, die in
den komplizierten Chemismus dieser Zerstörungserscheinung Licht bringt und auf Grund
von bemerkenswerten Eigenerfahrungen den Weg zur Abhilfe weist.
Er prüft zunächst die chemischen Komponenten des Betons auf den Grad ihrer chemischen
Angreifbarkeit und kommt zum Schluß, daß der mögliche Angriff des Betons beim Zement
und vor allem bei dem im jungen Beton noch reichlichen vorhandenen Aetzkalk dieses
zu suchen ist. Dieser ist chemisch außerordentlich wandlungsfähig. Abgesehen davon,
daß schon Wasser genügt, um Aetzkalk mehr oder weniger auszulaugen, ist es ja eine
jedem Chemiker bekannte Tatsache, daß in allen Ammonverbindungen, und – das
Gaswasser besteht ausschließlich aus solchen – bei Gegenwart von Aetzkalk das
Calcium unter Freiwerden von Ammoniak an die Stelle dieses tritt. Unter den
Ammonverbindungen des Gaswassers wirkt nur das Ammonkarbonat günstig und zwar unter
sogenannter Carbonisation auf den Erhärtungsvorgang des Betons. Die andern bilden
mit dem Aetzkalk zum Teil lösliche Verbindungen wie das Ammonchlorid oder wirken sie
wie schwefelhaltige Verbindungen unter schließlicher Bildung der sehr
verhängnisvollen Calciumsulfaluminate, deren sprengende Zerstörungswirkung auf den
Beton allgemein bekannt ist. Bei der Besprechung der Schutzmaßnahmen weist der
Verfasser darauf hin, daß Versuche durch Erhöhung des Kieselsäuregehaltes durch
Mitverwendung von Hochofenzement oder gar Traß um den freien Aetzkalk möglichst
rasch abzubinden, leider nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt haben. Denn die
Versuche des Moorausschusses des Deutschen Betonvereins gaben in dieser Hinsicht
keine Ueberlegenheit von in solcher Mischung hergestelltem Beton gegenüber
normalem Beton. In diesem Zusammenhang zitiert der Verfasser die Arbeit von
Haas (Referat Dinglers Polyt. Journ. 1924 S. 15), dem er insofern vollkommen
zustimmt, als auch er die Wichtigkeit der von diesem gegebenen Anleitung zu einer
sachgemäßen sorgfältigen Betonbereitung unterstreicht. Damit lasse sich viel, aber
nicht alles erreichen. Den freien Aetzkalk im jungen Beton gegen die angreifenden
Komponenten des Gaswassers zu schützen ist nur dadurch in wirksamer Weise denkbar,
daß man zwischen Betonoberflächen und das angreifende Agens eine Schutzschicht legt.
Dies kann aber durch einen geeigneten Schutzanstrich gelingen. Verfasser bespricht
eine Reihe solcher bekanntgewordener Schutzanstriche und soweit etwas über deren
Bewährung laut geworden ist, wird auch darauf eingegangen. Anschließend wird dann
über sehr gute Erfahrungen des Verfassers mit Inertol-Anstrichen (Hersteller Paul Lechler, Stuttgart) an den betonierten
Gaswasserbehältern des Stuttgarter Gaswerks berichtet und deren Herstellungsweise
und Größe beschrieben. Diese Betongaswasserbehälter haben seit ihrer ersten
Inbetriebnahme vor 14 Jahren keine undichten Stellen gezeigt, obwohl der
Inertol-Anstrich niemals erneuert wurde. (Bauingenieur 1922 S. 408 ff.)
Preisausschreiben des Vereins Deutscher
Eisenbahnverwaltungen. Der Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen hat
beschlossen, die im Preisausschreiben vom August 1922 bekanntgegebenen Geldpreise
unter Berücksichtigung der Verschiebungen in den Währungsverhältnissen seit
Veröffentlichung des Ausschreibens mit Wirkung vom Tage der Auszahlung der Preise in
angemessener Höhe anderweit festzusetzen. Von den zwei Druckstücken
schriftstellerischer Werke, die zur Bewerbung eingesandt werden, wird das eine Stück
nach der Preisverteilung zurückgegeben.
Das Preisausschreiben ist seinerzeit in der Nr. 21/22 Jg. 1922 dieser Zeitschrift
veröffentlicht worden. Berlin W. 9, Köthener Straße 28/29, im Februar 1924.
Geschäftsführende Verwaltung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen.
Vom Bayerischen Arbeitermuseum in München (Staatl.
Soziales Landesmuseum) geht uns nachstehender Aufruf mit der Bitte um
Veröffentlichung zu:
In jedem Betriebe gibt es an Kraft- und Arbeitsmaschinen, Aufzügen, Transmissionen
und Transportvorrichtungen, in Höfen, an Verkehrswegen usw. einzelne besonders gut
gelungene Vorrichtungen, Vorkehrungen oder Anordnungen irgend welcher Art, welche
Unfallgefahren oder Unfallmöglichkeiten erschweren, vor solchen warnen oder sie
verhüten. Manchmal sind solche dankenswerte Einrichtungen der Stolz der
betriebsleitenden Persönlichkeiten, manchmal aber auch werden sie, in einem
glücklichen Augenblick geschaffen, als Selbstverständlichkeit nicht mehr weiter
beachtet. Die Museumsleitung stellt die herzliche und dringende Bitte, von
bemerkenswerten Einrichtungen und Vorkehrungen, welchen Zweckes und welcher Art sie
auf dem großen Gebiete der Unfallverhütungstechnik nur immer sein mögen, dem bayer.
sozialen Landesmuseum (München 22, Postfach 82) Zeichnungen, Abbildungen,
Photographien, Skizzen, Negative usw. mit kurzen Beschreibungen schenkungs- oder
leihweise zu überlassen, sofern sie sich irgendwie zur Abnahme von Diapositiven für
Vortrags- und Vorlesungszwecke eignen. Die Mühe nach solchen, leider meist wenig
beachteten und doch so wichtigen Dingen im Betriebe wieder einmal Umschau halten und
sie mit Stift oder Platte fixieren zu lassen, lohnt sich reichlich und die
Museumsleitung spricht schon jetzt hierfür den herzlichsten Dank aus.
Großer Ausstellerandrang zur Kölner Messe. Die Bekanntgabe
des Termins der ersten Kölner Messe (11.–17. Mai) hat zur Folge gehabt, daß eine
große Zahl Firmen, sowohl des besetzten Gebietes als auch aus dem übrigen
Deutschland, sich neu zur Kölner Messe angemeldet hat. In der vergangenen Woche
gingen beim Messeamt täglich ungefähr 100 bis 200 Ausstelleranmeldungen ein. Die
Zahl der bis jetzt angemeldeten Firmen beträgt über 10000. Die Raumverhältnisse der
Messe gestatten aber einstweilen nur die Unterbringung von rund 2500 Ausstellern.
Bei der Standverteilung werden zunächst diejenigen Firmen berücksichtigt, denen
bereits im vorigen Jahr ein Platz auf der Messe zugesagt war und die auch schon
einen Teil der Standmiete entrichtet haben.
Ueber Wirtschaftsprophetie ist in Nr. 44, 3. Jahrg 1923
der V. d. J.-Nachrichten ein bemerkenswerter Aufsatz von Dr.-Ing. Brasch (Dresden) erschienen, der heute besondere
Bedeutung hat. Denn die Rückkehr zur Goldwährung, die jetzt mit der Schaffung der
Rentenmark begonnen hat, wird uns die Abhängigkeit unserer Volkswirtschaft von der
gesamten Weltwirtschaftslage wieder vor Augen führen, nachdem das jahrelange Rechnen
mit riesigen Papiermarksummen nebst den anderen Folgen der Inflation unser Gefühl
für diese Abhängigkeit stark vermindert hatte. Es erscheint also an der Zeit, die
Bestrebungen der ausländischen Wirtschaft zur Hebung der Konjunktur und Sicherung
des Absatzes zu betrachten, um daraus die entsprechenden Lehren für die deutsche
Wirtschaft zu ziehen.
Mit etwas ganz Neuem tritt da das „Committee on Economic Research“ der
Harvard-Universität in Cambridge U.S.A. auf den Plan, indem es versucht, aus dem
Verlauf der Wirtschaftskrisen von 1907, 1911 und 1919 Schlüsse auf den
Konjunkturverlauf in der näheren Zukunft zu ziehen. Der Erfolg ist so verblüffend,
daß es wertvoll erscheint, darüber zu berichten.
Wohl allen Wirtschaftlern ist aufgefallen, daß die Krisen stets plötzlich nach Zeiten
größter Geschäftstätigkeit einsetzen und daß der Aufstieg und Niedergang des
Wirtschaftslebens etwa mit dem Verlauf einer Welle verglichen werden kann. Infolge
dieser Erkenntnis versuchte man, Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu ziehen,
denn den hohen Wert dieser „Wirtschaftsprophetie“ für alle Unternehmer hatte
man wohl erkannt. Dem oben genannten Institut ist es jedoch nun wohl erstmalig
gelungen, die Analyse des Wirtschaftsverlaufes in einer allgemein verwendbaren und
verständlichen Form auszuführen. Hierzu ist die an Uebersichtlichkeit unübertroffene
graphische Darstellung gewählt worden, und zwar sind in Abhängigkeit von der Zeit
folgende drei Kurven aufgetragen:
A. Der Umfang der Geschäftsdispositionen, spekulativ (Neuyorker Clearingverkehr, Höhe
der lombardfähigen Lagerbestände der Industrie, bare Bankeinlagen in Neuyork),
B. Die Geschäftstätigkeit selbst (Warenhandelspreise, Clearingverkehr und bare
Bankeinlagen außerhalb Neuyorks [140 Provinzbanken], Roheisengewinnung),
C. Der Geldmarkt (Wechseldiskont, gewährte Kredite und Höhe der Einlagen bei
Neuyorker Banken).
Die Kurven sind auf Grund von Monatsdurchschnitten errechnet und auf einen
gemeinsamen Index gebracht, da ihr absoluter Wert bei dieser Untersuchung ja nicht
von Interesse ist.
Es zeigt sich nun, daß die drei Kurven in der Reihenfolge A-B-C verlaufen, und zwar
in ganz bestimmten Abständen, und daß sie ferner nahezu gesetzmäßige Schwingungen
ausführen. Die Kurve A verläuft beim Anstieg etwa 2 Monate vor der Kurve B; sie
beginnt aber schon zu fallen, wenn B noch weiter ansteigt. Der Sturz letzterer
beginnt etwa 6 bis 8 Monate nach dem von A, ist aber dann bedeutend steiler. In
einem weiteren Abstand von etwa 2 bis 8 Monaten hinter B folgt die Kurve C; ihr
Sinken erfolgt flacher, als der steile Abfall von B. Noch während C fällt, beginnt A
wieder zu steigen.
Diese überraschende Gesetzmäßigkeit läßt sich nun recht einfach erklären. In den
Zeiten steigender Konjunktur sucht jeder möglichst große Einkäufe zu machen, um die
Lager zu füllen. Die Furcht, bei der nun einsetzenden Preissteigerung teurer
einkaufen zu müssen, veranlaßt die Erteilung möglichst großer Aufträge, die
ihrerseits die Aufnahme von Bankkrediten erforderlich machen. Noch während dieser
Zeit der Hochkonjunktur beginnt infolge der einsetzenden Versteifung des Geldmarktes
die Kurve A, also das spekulative Moment der Wirtschaft, langsam abzufallen; die
Kurven B und C steigen jedoch noch weiter. Das ist ein untrügliches Vorzeichen des
nach 6 bis 8 Monaten einsetzenden Niederganges. Teils aus Mangel an Geldmitteln,
teils auch aus Mißtrauen beginnen nämlich etwa zu diesem Zeitpunkt die Banken, ihre
Kreditgewährung einzuschränken. Nun müssen Teile der Vorräte billiger verkauft
werden, um flüssige Mittel heranzuschaffen, und sofort stockt der Absatz, die Kunden
stutzen, ziehen gegebene Aufträge zurück und der rapide Niedergang der
Geschäftstätigkeit setzt ein. Der Geldmarkt versteift sich jedoch noch weiterhin,
namentlich steigen die Zinssätze mit Rücksicht auf die sinkende Konjunktur. Erst
nach einigen Monaten erfolgt eine allmähliche Abdeckung der Schulden, dadurch ein
Sinken der Zinssätze, und der Geldmarkt verflüssigt sich. Damit kommen aber auch
wieder neue Betätigungsmöglichkeiten für die Spekulation, Kurve A steigt und das
Spiel beginnt von neuem.
Einen hervorragenden Erfolg hat die auf diesen Grundlagen aufgebaute
Wirtschaftsprophetie schon aufzuweisen, indem im Herbst 1919 die tatsächlich nach
etwa 6 Monaten einsetzende Krise der Jahre 1920/21 vorausgesagt wurde, während
allgemein ein weiteres Anhalten der Hochkonjunktur erwartet wurde. Das sichere
Eintreffen dieser Vorhersage gewährt die Aussicht, daß in Zukunft den
Geschäftsdispositionen eine festere, nicht allein auf das persönliche Gefühl
begründete Stütze gegeben werden kann, zumal die wöchentlich erscheinenden
Harvard-Berichte die Kurven fortlaufend ergänzen. Vielleicht wäre es wünschenswert,
auch in Deutschland eine ähnliche, auf die deutschen Anforderungen zugeschnittene
Einrichtung ins Leben zu rufen, um damit unserer um ihre Zukunft schwer kämpfenden
Wirtschaft ein wertvolles Hilfsmittel in die Hand zu geben.
Parey.