Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 61 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Praktische Wärmewirtschaft bei der Dampfmaschine. Die
zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten aus dem weiten Gebiet der Wärmewirtschaft
haben in den letzten Jahren das allgemeine Interesse auf sich gezogen. Ihre
Umsetzung in die Praxis ist jedoch erst wesentlich gefördert worden, und wird es
noch, durch die dringende Notwendigkeit, die Selbstkosten der Betriebe
herabzusetzen. Großbetriebe können an diese Aufgabe natürlich mit großen Mitteln
herangehen, und sie sind es auch in erster Linie, die mittels gut ausgebildeter
Betriebskontrollen ihren wärmewirtschaftlichen Wirkungsgrad aufs äußerste steigern
werden. Im allgemeinen haben die größeren Betriebe schon immer recht gute
Wirkungsgrade erzielt, da durch gut geschultes Personal eine gute, wissenschaftliche
Betriebsführung ermöglicht war. Für sie kommen denn auch in erster Linie die
neuesten Bestrebungen in Frage, wie die Einführung von Hochdruckdampf,
Gegendruckbetrieb, Zwischenüberhitzung usw. Denn nur durch diese Mittel dürfte heute
bei einem gut geleiteten Betrieb noch eine Verbesserung möglich sein.
Wesentlich anders liegen die Verhältnisse bei den zahlreichen kleineren Wärme
verbrauchenden Betrieben, die in ihrer Gesamtheit doch einen beträchtlichen Anteil
des Kohlenverbrauchs in der Industrie ausmachen. Hier kann man nicht mit den genauen
und feinen Methoden der modernen Wärmetechnik einsetzen, denn dazu werden meist die
Geldmittel sowie das geeignete Personal fehlen. Erst im Laufe der Zeit werden sich
die in dem Kessel- und Maschinenfabriken ausgearbeiteten Verbesserungen auch im
Kleinbetrieb bemerkbar machen.
Auf eine andere als die rein wissenschaftliche Art der Wärmewirtschaft in kleineren
Betrieben verweist nun Dipl.-Ing. Schulze vom
Dampfkessel-Ueberwachungsverein Aachen in der Zeitschrift „Die Wärme“ (47.
Jahrg. 1924 Nr. 1). Es erscheint wertvoll, seine Gedankengänge hier
wiederzugeben.
Eine oft am falschen Platz angewendete Sparsamkeit bringt es mit sich, daß für den
Kessel- und Maschinenbetrieb in kleineren Anlagen sehr häufig Leute mit äußerst
mangelhafter Ausbildung verwendet werden. Diese können zwar ihre Maschine bei
normalen Verhältnissen einwandfrei bedienen, vermögen aber selten Störungen in der
Maschine, namentlich solche wärmetechnischer Art, zu erkennen und in ihren Wirkungen
zu übersehen. Im allgemeinen ist der wenig geschulte Maschinist in seinem oft
ziemlich geringen Verantwortungsgefühl zufrieden, wenn seine Maschine überhaupt noch
läuft. Der Dampfverbrauch je PS und Stunde interessiert ihn meist recht wenig. Das
war schon in normalen Zeiten ein Zustand, den ein Ingenieur nicht billigen durfte;
heute stellt es aber eine ganz unzulässige Verschwendung der wertvollen Kohlen dar.
Bei deren hohen Preisen macht sich das natürlich auch bei den Selbstkosten sehr
fühlbar, und erst der Zwang zu sparen läßt den Betriebsinhaber nach Fehlerquellen
suchen, die dann oft ganz unglaubliche Betriebszustände entdecken lassen.
An Hand einer Anzahl Indikatordiagramme zeigt der oben genannte Verfasser, wo die
praktische Wärmewirtschaft bei kleinen Betrieben erfolgreich einsetzen kann. Auf
Wiedergabe der Diagramme kann hier verzichtet werden, da die Fehler der untersuchten
Maschinen in ihrer Augenfälligkeit auch ohne sie verständlich sein werden.
Eine Ventildampfmaschine mit Auspuff erreichte bei unregelmäßigem, klopfendem Lauf
knapp die Hälfte ihrer normalen Leistung, obwohl der Dampfverbrauch größer war. Der
Kurbelzapfen lief sich dauernd heiß. Nachdem sie mehrere Wochen in diesem Zustand
betrieben war, wurde endlich doch eine Untersuchung vorgenommen. Dabei ergab sich
für die Deckelseite ein normales Indikatordiagramm, die Kurbelseite zeigte jedoch
eine negative Arbeitsfläche (Schleife). Als Ursache ergab sich ein stark abgenutzter
Ventilbolzen. Infolgedessen öffnete das Auslaßventil der Kurbelseite nicht, der
eingetretene Dampf wurde auf nahezu das Doppelte des Kesseldruckes komprimiert,
wofür etwa 59 % der Nutzleistung aufgewendet wurde. Die Folgen waren die schon
genannten: Abnahme der Leistung, schlechter Wirkungsgrad, Heißlaufen des
Kurbelzapfens. Durch die gefährlich hohe Kompression hätten sich noch viel schwerer
wiegende Folgen ergeben können.
Die zweite untersuchte Maschine, eine Lanz-Lokomobile mit Lentz-Steuerung, lieferte
ebenfalls nur noch die halbe Leistung und konnte nur von der Kurbelseite aus
angelassen werden. Das Diagramm der Kurbelseite ergab etwa 65 % Füllung,
dementsprechend hohen Expansionsenddruck (3,4 at) und hohen Gegendruck (0,6 at
Ueberdruck) infolge der großen Dampfmenge, Die Deckelseite arbeitete ohne Füllung
lediglich als Luftpumpe und verzehrte dadurch etwa 12 ½ % der Nutzarbeit. Grund war die
starke Abnutzung des Einlaßsteuernockens auf der Deckelseite, so daß das Ventil
nicht angehoben wurde.
Aehnliche Verhältnisse zeigte eine sonst gute, moderne Heißdampflokomobile mit
Ventilsteuerung. Infolge abgenutzter Einlaßsteuernocken auf beiden Seiten öffneten
die Einlaßventile nicht mit Voreinströmung, sondern mit etwa 5 % Nacheinströmung,
wodurch Schleifenbildung auftrat. Da der Ventilhub sehr klein war, wurde der
Eintrittsdampf stark gedrosselt, was einen weiteren Verlust bedeutet. Schließlich
bedingten die undichten Auslaßventile einen steilen Abfall der Expansionskurve,
dadurch eine Schleife, also eine Fläche negativer Arbeit. Ungleiche Dampfverteilung
vergrößerte diesen Verlust. Die Folge war stark gesunkene Leistung bei über 100 %
Mehrverbrauch an Dampf je PS und Stünde.
Als weiteres Beispiel wird eine Schiebermaschine mit ganz falsch eingestellter
Steuerung angeführt. Der Dampfeinlaß auf der Deckelseite erfolgte erst, nachdem
bereits 35 % des Arbeitshuber zurückgelegt waren. Die Kurbelseite erhielt fast gar
keinen Dampf, verbrauchte jedoch Kompressionsarbeit. Die Drehzahl der Maschine war
nur dadurch regelbar, daß durch das Absperrventil der Frischdampf auf etwa 3,4 at
gedrosselt wurde. Nach richtiger Einstellung der Schieber arbeitete die Maschine
einwandfrei, wobei der spezifische Dampfverbrauch auf etwa l/3 sank.
Ein häufig anzutreffender Fehler sind undichte Einlaßorgane. Infolgedessen strömte
bei einer der untersuchten Maschinen der Dampf dauernd zu, was hohen
Expansionsenddruck und großen spezifischen Dampfverbrauch ergab. Mit der gleichen
Dampfmenge hätte sich eine um etwa 35 % größere Leistung bei richtiger Einströmung
erzielen lassen. Der ohne Vorausströmung erst im Totpunkt erfolgende Auslaß des
Dampfes verschlechterte die Leistung um weitere 7 %. Die Schieber wurden
nachgearbeitet, worauf die Mißstände beseitigt waren.
Nachströmen des Dampfes zeigte auch das Diagramm einer Ventilmaschine; nach etwa 60 %
des Arbeitshubes verlief die Expansionslinie jedoch normal, wie die an diesem Punkt
in eine Horizontale übergehende Charakteristik (nach Prof. Deorfel) ergab. Das
Einlaßventil war also nicht undicht, sondern schloß nur sehr schleichend infolge der
zu wenig gespannten Ventilfeder.
Falsche Sparsamkeit verschlechterte die Leistung einer anderen Ventilmaschine um etwa
10,7 % auf der Deckelseite und auf 4 % auf der Kurbelseite. Die Maschine war gut in
Ordnung. Man hatte sie von Sattdampf auf Heißdampfbetrieb umgestellt, wobei die
Drehzahl von 80 auf 107 heraufgesetzt worden war. Trotzdem hatte sich eine Ersparnis
gegenüber dem Sattdampfbetrieb nicht gezeigt. Die abgenommenen Indikatordiagramme
deckten als Verlustquelle die Drosselung des Dampfes in den Einlaßventilen auf. Man
hatte, um zu sparen, die alten Sattdampfventile beibehalten. Diese waren aber für
den Heißdampf mit seinem größeren spezifischen Volumen zu klein, wodurch Drosselung
eintrat. Der Fehler wäre heute nur mit erheblichen Kosten zu beseitigen.
Bei einer Lokomobile war ein Schieberspiegel gebrochen, so daß dauernd Dampf in den
Zylinder strömte und eine Verbindung zwischen Einlaß- und Auslaßleitung geschaffen
war. Die Folge davon war ein Gegendruck von 0,7 at Ueberdruck sowie ein sehr großer
Dampfverbrauch. Nach Reparatur des Schieberspiegels stieg die Leistung, während der
Dampfverbrauch nur einen kleinen Teil des vorherigen betrug.
Einen ähnlichen Fehler zeigte eine Ventilmaschine, bei der der Einlaßventilsitz
gerissen, das Auslaßventil undicht war. Der Gegendruck stieg dadurch auf 3 at.
Leistung und Wirkungsgrad waren infolgedessen sehr schlecht. Der Fehler war leicht
zu beseitigen.
In Betrieben, wo schon als Maschinisten ungenügend ausgebildete Leute verwendet
werden, liegt die Bedienung des Kessels meist ganz im Argen. Das Kesselhaus war doch
fast immer ein Stiefkind des Betriebes, und erst die moderne Wärmewirtschaft hat
seine grundlegende Bedeutung für den gesamten Betriebswirkungsgrad festgestellt. So
ist es kein Wunder, wenn man in schlecht geleiteten Kesselbetrieben eine
Ueberschreitung des zulässigen höchsten Dampfdruckes um mehrere Atmosphären findet.
Da der Dampfverbrauch einer Maschine mit sinkendem Eintrittsdruck erheblich steigt,
ist ein solcher Betrieb natürlich denkbar unwirtschaftlich.
Aehnlich der Ueberschreitung des zulässigen Kesseldruckes findet man bei
Heißdampfbetrieben oft eine erhebliche Unterschreitung der höchstzulässigen
Dampftemperaturen vor der Maschine. Neben mangelhafter Isolation der Leitungen liegt
der Grund häufig bei den zu groß gewählten Rohrdurchmessern, die eine große
strahlende Oberfläche ergaben. Sogar bei neueren Anlagen findet man, daß die Rohre
für 5 ÷ 15 m/sek Dampfgeschwindigkeit bei Höchstlast der Maschine bemessen sind,
während man bei Heißdampf 45 m sek. einhalten sollte. Da man für 10 Grad
Ueberhitzung etwa mit 1 % Dampfersparnis rechnen kann, läßt sich der Nachteil
ungenügender Dampftemperatur ermessen. Es muß deshalb unbedingt auf gute
Ueberhitzung, vorzügliche Wärmeisolation der Leitungen und kleinst-zulässigen
Durchmesser derselben geachtet werden, wenn ein Dampfmaschinenbetrieb wirtschaftlich
arbeiten soll.
Schließlich wird in der genannten Arbeit auf die großen Vorteile der
Abdampfverwertung hingewiesen. Auch bei kleinen Betrieben ist sie möglich; die
entstehenden Anlagekosten dürften sich schnell verzinsen. Jedenfalls spricht es dem
hohen Stande der Technik geradezu Hohn, wenn man in Betrieben, die Wärme
verbrauchen, z.B. Wäschereien, Brauereien usw., besondere Kessel für den Heizdampf
findet, während die Dampfmaschine ihren Abdampf in den Kondensator schickt oder
womöglich frei auspufft. Gerade in den kleineren Betrieben, deren Leiter den
neuesten wissenschaftlichen Bestrebungen der Wärmewirtschaft nicht folgen können,
ist deshalb eine Aufklärung mit Hilfe zahlenmäßig ausgerechneter Ersparniswerte
nötig, um Mängel, wie die vorstehenden, zu unterbinden. Denn auch der kleinste
Betrieb muß teilnehmen an der allgemeinen Ersparnis an Energie im Interesse unserer
gesamten Volkswirtschaft.
Parey.
Desinfektion des Abwassers mit Chlor. Von Dr. Bach. Von der Emscher – Genossenschaft in Essen wurden im
Anschluß an die bereits vor dem Kriege ausgeführten Abwasser – Desinfektionversuche
mit Chlorkalk in den Jahren 1919 bis 1922 neue Versuche mit Chlorgas (verflüssigtes
Chlor) in der Versuchkläranlage in Essen-Frohnhausen angestellt. Der hierzu benutzte
Chlor-Apparat nach dem indirekten Verfahren (Patent Dr. Ornstein) hat sich gut
bewährt, so daß in der Folge mehrere derartige Apparate in einer Reihe von
Kläranlagen der Emscher-Genossenschaft und des Ruhrverbandes eingebaut worden sind.
Neben der Desinfektion kann man städtisches oder häusliches Abwasser durch
Behandlung mit Chlor auch fäulnisunfähig und geruchlos machen. Zur Erzielung eines
ausreichenden
Desinfektionserfolges (Verminderung der auf Nährgelatine bei 22 Grad Celsius
wachsenden Keime um 99 %) sind bei frischem, noch nicht nennenswert in Fäulnis
übergegangenem städtischen Abwasser folgende Chlormengen erforderlich: 1. bei rohem,
ungeklärten Abwasser mit Fäkalien 25 bis 30 g/cbm, 2. bei kurz vorgeklärtem
Abwasser, das noch feine Schwebestoffe enthält, 15–20 g/cbm, 3. bei gut geklärtem
Abwasser 10–15 g/cbm. Stark fauliges Abwasser benötigt zur Desinfektion größere
Chlormengen, weil ein Teil des zugesetzten Chlors vorweg zur Oxydation des
Schwefelwasserstoffs bzw. der Alkalisulfide verbraucht wird. Zur Beseitigung der
Fäulnisfähigkeit muß man dem Abwasser so viel Chlor zusetzen, daß nach Absitzen der
Schlammstoffe und nach ausreichender Einwirkung des Chlors im geklärten Abwasser
noch ein geringer Ueberschuß an freiem Chlor vorhanden ist. Die erwähnte
Einwirkungsdauer ist für jede Abwasserart durch Versuche zu bestimmen, da sie je
nach der Konzentration des Abwassers, dem Schwefelwasserstoffgehalt, der angewandten
Chlormenge, der Temperatur und anderen Umständen schwankt. Die Geruchlosmachung von
stinkendem Abwasser erfordert Chlormengen von 4 bis 8 g/cbm; auch hierbei ist rasche
Beseitigung der Schlammstoffe nötig, doch ist bei guter Vermischung keine längere
Einwirkungdauer erforderlich. Der abgeschiedene Klärschlamm wird hinsichtlich seines
Ausfaulvermögens durch die Behandlung des Abwassers mit Chlor nicht merklich
berührt, dagegen scheint diese Behandlung auf die Klärfähigkeit des Abwassers eine
gewisse günstige Wirkung auszuüben. (Wasser und Gas 1923, S. 1109–1138.)
Sander.
Der Empfang Berlins an Ruhrkohle, sowohl auf dem
Wasserwege, als auch mit der Eisenbahn entwickelte sich seit 1913 bis 1922 in
folgendem Sinne:
Empfang Berlins an Ruhrkohle
Ueberhaupt in 1000 t
In % desGesamtkohlenempfangs
1913
551
10,88
1914
516
14,73
1915
1366
29,05
1916
1577
32,10
1917
1558
33,30
1918
1726
32,91
1919
1300
38,10
1920
1297
33,77
1921
1922
1921
1922
1. Vierteljahr
347
318
32,16
28,83
2. Vierteljahr
487
426
63,83
36,38
3. Vierteljahr
457
335
41,85
26,05
4. Vierteljahr
319
355
29,11
30,74
Glückauf 1923 S. 589.
Si.
Die Erdgasbohrung Nr. 7 bei Bazna in Siebenbürgen. Nachdem
im Jahre 1911 die erste Absperrung einer Erdgasquelle bei Kissarmas geglückt war und
weitere Bohrungen das Vorhandensein großer Gasmengen ergeben hatten, wurde
bekanntlich unter Mitwirkung des ungarischen Staates und der Deutschen Bank die
„Ungarische Erdgas-A.-G.“ gegründet, die im Jahre 1916 ihre Arbeiten
aufnahm. Im Verlaufe des Krieges wurden bei Magyarsaros 9 Gasbohrungen
niedergebracht, zwei weitere bei Baznafürdö und ebenfalls zwei bei Mezösamsond. Von
Magyarsaros wurde eine 12 km lange Gasleitung nach Diesöszentmarton verlegt, da die
dort erbaute Karbid- und Kalkstickstoffabrik 200000 bis 300000 cbm Gas täglich
brauchte. Ferner wurde eine Gasleitung von über 6,5 km Länge von Bazna nach Medgyes
verlegt. Mit dem Ausgang des Krieges fiel das Erdgasgebiet an Rumänien und die
Erdgasgesellschaft kam unter Sequester. Da infolge von Geldschwierigkeiten neue
Arbeiten nicht in Angriff genommen werden konnten, war man vor allem bemüht, den
bisherigen Gasabnehmern den Gasbezug zu sichern und den industriell viel
versprechenden Ort Medgyes ausreichend mit Gas zu versorgen. Da aber die beiden
Gasbrunnen Nr. 5 und 6 in Bazna täglich zusammen nur etwa 20000 cbm lieferten, so
wurde im Sommer 1920 die Niederbringung eines weiteren Bohrloches in der Mitte
zwischen! den Sonden 5 und 6 in Angriff genommen. Ueber die Ausführung der Bohrung
macht C. J. Motas nähere Mitteilungen. Danach wurden bei
69 und 76 m Tiefe die ersten schwachen Gasspuren angetroffen, die bei 115 m stärker
wurden. Bei 123 m Tiefe betrug der Gaszufluß bereits 9500 cbm in 24 st, aus der
gleichen Schicht kamen ferner etwa 10 l Wasser/min. Beim weiteren Bohren traf man
bei 163 m auf das erste starke Gas, das von 175 m Tiefe ab mit solcher Gewalt
ausströmte, daß die schweren Bohrwerkzeuge stark schwankten und daß die vom Meißel
losgelösten Gesteinstücke bis zu 60 m hoch in die Luft geschleudert wurden. In 188 m
Tiefe wurden die Arbeiten eingestellt und die Sonde durch Absperrventile
verschlossen. Durch Messung mit der Pitotröhre wurde die Gasmenge zu 325000 cbm in
24 st ermittelt. Der Gasdruck betrug im Augenblick der Absperrung 2,65 at, nach 10
Min. bereits 19 at und nach 10 Stunden 24,7 at. In Anbetracht der geringen Tiefe von
nur 188 m deutet dieser hohe Gasdruck auf gewaltige Gasmengen hin; die neue Sonde in
Bazna ist denn auch nächst der Sonde Nr. 2 in Kissarmas die ergiebigste Gasquelle
von ganz Siebenbürgen. (Braunkohlen- und Brikett-Industrie 1923, S. 365.)
Sander.
Roheisen- und Stahlerzeugung Oesterreichs im Jahre 1922.
1. Halbjahrt
2. Halbjahrt
Insges. 1922t
Roheisen
Stahlroheisen Gießereiroheisen
158416 1783
159644 3329
318060 5112
Roheisen insgesamt t
160199
162973
323172
Stahl
Bessemerstahl Martinstahl Puddeleisen
Puddelstahl Edelstahl
60 221295 404
6 19607
58 220558 245
6 18492
118 441853 649
12 38099
Stahl insgesamt t
241372
239359
480731
Glückauf Nr. 22/1923, S. 545.
Si.
Die Stahlerzeugung in einigen der wichtigeren
Produktionsländer in Tonnen zu 1000 kg.
Ver. Staaten
England
Frankreich
Belgien
1913 Ganzes Jahr Monatsdurchschnitt
318032532650271
7786881648906
4686866390572
2466630205553
1921 Ganzes Jahr Monatsdurchschnitt
201013271675111
3762840313570
3102170258514
79194065995
1922 Ganzes Jahr Monatsdurchschnitt
340112582834371
5925502493792
4534492377874
1483433123619
1923 Januar Februar
März
384066934484704019291
644277718449815380
407731289787315807
178960157200183970
April Mai Juni Juli
in1000 t
3821406536323406
761834780634
355388427400
170172189176
Wirtschaft und Statistik III Nr. 17.
Si.
Ueber Abbau und Aufbereitung von Oelsanden macht G.
Schneiders interessante Mitteilungen. Durch
Tiefbohrungen lassen sich nur geringe Mengen des in einer Lagerstätte vorhandenen
Oeles gewinnen, weshalb man in den letzten Jahren an vielen Orten zur bergmännischen
Gewinnung des Erdöls übergegangen ist. Bei den Ausrichtungs- und
Vorrichtungsarbeiten wird hierbei ein großzügiges Drainagesystem in der Lagerstätte
hergestellt, in dem das vermöge seiner Schwere aus den freigelegten Gebirgsstößen
ausfließende Oel sich sammelt. Auf diese Weise läßt sich aber auch nicht sämtliches
in einer Lagerstätte vorhandene Oel gewinnen, so wurden z.B. bei den elsäßischen
Gruben in Pechelbronn durch Tiefbohrung nur 10 v. H. und durch bergmännischen Abbau
weitere 45 v. H. Oel gewonnen. Es blieben also auch hier noch 45 v. H. des
Oelvorrats in der Lagerstätte infolge von Adhäsion und Kapillarwirkung zurück. In
solchen Fällen, wo die Lagerstätte wenig durchlässig und das Oel zähflüssig ist,
werden jedenfalls noch größere Oelmengen sich der Gewinnung entziehen, anderseits
werden bei stark durchlässiger Lagerstätte und wenn es sich um dünnflüssiges Oel
handelt, auch größere Oelmengen, als oben angegeben, zu gewinnen sein. Indessen
scheint es kaum wahrscheinlich, daß ein Oellager durch Tiefbohrungen mehr als 50 v.
H. seines ursprünglichen Oelgehaltes abgibt, da der Teil, der adhärierend und
kapillar im Sand haften bleibt, auf die Tiefbohrlöcher überhaupt nicht reagieren
kann.
Es ist schon lange bekannt, daß Oelsand bei Behandlung mit heißem Wasser sein Oel
abgibt und mit dem Wasser zunächst eine Emulsion bildet, aus der es sich im Zustand
der Ruhe wieder ausscheidet. Derartige Oelwäschen wurden denn auch in den
elsäßischen und braunschweigischen Oelgebieten lange Jahre hindurch betrieben.
Hierbei wird der ölhaltige Sand in Bottichen unter Umrühren mit heißem Wasser von
mehr als 70 Grad so lange behandelt, bis er sein Oel an das Wasser abgegeben hat.
Die Anwendung von Transportschnecken und mechanischen Rührvorrichtungen hat sich
hierbei jedoch nicht bewährt, es muß dabei vielmehr jedem einzelnen Sandkorn
Gelegenheit gegeben werden, allseitig mit Waschwasser in Berührung zu kommen, d.h.
also möglichst frei, wenn auch nur einen Moment, in Suspension schwebend erhalten zu
werden, so daß das aus dem Sand verdrängte Oeltröpfchen frei entweichen kann. Zu
diesem Zweck müssen natürlich die Oelsandlager, die oft große Mächtigkeit haben,
bergmännisch abgebaut werden, wobei der durch Waschen von Oel befreite Sand als
Spülversatz verwendet wird. Eines der wirksamsten Mittel, die ölhaltigen Sande
hereinzugewinnen, ist der hochgespannte hydraulische Wasserstrahl; wenn man hierbei
das Spritzwasser auf 80 Gr. erwärmt, so läßt sich der Waschvorgang mit dem
Hereingewinnen des Sandes unter Umständen verbinden, wodurch die Wirtschaftlichkeit
wesentlich erhöht wird. (Montan. Rundschau 1923, S. 534–537.)
Sander.
Preßluftwirtschaft auf Steinkohlenzechen. Auf Grund
eingehender Untersuchungen, welche auf Zeche Rheinpreußen, Schacht 1–5, angestellt
wurden, berichtet K. Sieben über daraus gewonnene
Gesichtspunkte zur rationellen Gestaltung einer Betriebsführung hinsichtlich der
Preßluftwirtschaft. Es wird die Preßlufterzeugung und deren sachgemäße Verteilung
ausführlich erörtert, wobei gute Diagramme die zahlenmäßigen Betriebsergebnisse
illustrieren helfen. Schließlich werden noch Ersparnismöglichkeiten besprochen.
Glückauf 16. Juni 1923, Nr. 24 S. 577–582.
Si.
Heizölverbrauch der amerikanischen Schiffahrt. Nach
Angaben des amerikanischen Petroleum-Instituts, die sich auf Feststellungen der
wichtigsten Oelgesellschaften stützen, wurden dm Jahre 1922 in den Häfen der
Vereinigten Staaten und der Kolonien der Union für Bunkerzwecke 51996000 Faß Oel
verschifft gegenüber 43053000 Faß im vorhergehenden Jahre. Hierin ist das von der
amerikanischen Kriegsmarine verbrauchte Oel in einer Gesamtmenge von 5,8 (6,7) Mill.
Faß nicht mit einbegriffen. Von den Oelbunkerverschiffungen der Handelsmarine
stammten 35,16 Mill. Faß aus Mexiko und nur 16,83 Mill. Faß waren einheimischen
Ursprungs. (Glückauf 1923, S. 640.)
Sander.
Die Eisenerzausfuhr Algiers war in 1922 sehr hoch,
größtenteils infolge Rückgreifens auf vorhandene Bestände der Gruben. Die Förderung
in 1922 betrug nämlich nur 736000 t Eisenerz, die Ausfuhr aber war mit 1294907 t
annähernd doppelt so hoch als im Jahre vorher, wo sie nur 684964 t betragen hatte;
auch über die Ausfuhr des Jahres 1920 in Höhe von 1114418 t ging sie noch um 180000
t hinaus. Der Verkaufspreis für das algerische Eisenerz bewegte sich in 1922
zwischen 20 und 22 sh pro Tonne, franko an Bord in algerischen Häfen. Glückauf 1923
Nr. 24 S. 592.
Ueber Großwasserraum – und Abhitzekessel in der neueren
Wärmetechnik berichtet in fachlich sehr interessanter Darstellung Dipl.-Ing. F. Schulte. Der Flammrohrkessel ist nach Betriebssicherheit,
Einfachheit und Wirtschaftlichkeit auch heute noch immer einer der besten Kessel.
Die Abhandlung Schultes ist bestens zu empfehlen. Glückauf 1923 Nr. 34 und 35.
Si.
Erweiterung der Kölner Messe. Der über Erwarten starke
Andrang zur Kölner Messe (11.-17. Mai 1924) hat den Aufsichtsrat der Kölner
Messegesellschaft veranlaßt, sich mit der Frage einer sofortigen Erweiterung der Kölner Messeanlage zu befassen. In seiner unter
dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Adenauer am 5.
März abgehaltenen Sitzung ist nun beschlossen worden, für die Frühjahrsmesse mit
Bauzuschüssen der Aussteller provisorische Messehallen zu errichten, und zwar soll
die Ausstellungsfläche um 11000 qm vergrößert werden. Die
Hallen werden so in die Messeanlage eingefügt, daß das einheitliche und
übersichtliche Bild der Messe nicht gestört wird. Sie sollen auch für die folgenden
Messen stehen bleiben, bis der geplante mehrstöckige Erweiterungsbau der Messe
fertiggestellt ist.
Der Aufsichtsrat hat ferner beschlossen, die Kölner Herbstmesse in der Zeit vom 14.–19. September abzuhalten.