Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 83 |
Download: | XML |
Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Was ist Stahl? Auf diese Frage wird man in der Regel
die Antwort erhalten, „Stahl ist schmiedbares Eisen mit mehr als 50 kg/mm2 Zugfestigkeit“ oder „Stahl ist
härtbares, schmiedbares Eisen mit mindestens 0,35 % (auch 0,50 %)
Kohlenstoffgehalt.“ Die erste wie die zweite Definition ist nicht
haltbar, wie unten gezeigt werden soll.
Schmiedbares Eisen hat bekanntlich die Eigenschaft, daß seine Zugfestigkeit durch
Wärmebehandlung, namentlich bei höheren Kohlenstoffgehalten, sowie durch Warm- und Kaltreckung nicht
unerheblich geändert werden kann. Infolgedessen kann ein und dasselbe Material
einmal unter, das andere Mal über der 50-Kilogr.-Grenze liegen. Auch die Bildung der
Grenze zwischen schmiedbarem Eisen und Stahl mit Hilfe des Kohlenstoffgehaltes ist
unsicher, denn außer dem Kohlenstoffgehalt hat auch der Mangangehalt auf die Härte
einen wesentlichen Einfluß. Ferner ist darauf hinzuweisen, daß man im heutigen
Sprachgebrauch verschiedene Marken als „Stahl“ bezeichnet, die diese
Benennung nicht führen dürften. Beispielsweise spricht man von einem Einsatzstahl, obwohl gerade dieser Werkstoff sowohl hinsichtlich
seiner Zugfestigkeit als auch seines Kohlenstoffgehaltes nicht unter die Stähle
gerechnet werden dürfte, wenn man den Begriff „Stahl“ wie bisher definiert.
Ueberhaupt bezeichnet man vielfach schmiedbares Eisen höherer Qualität als
„Stahl“ (Elektrostahl, Tiegelstahl), ohne Rücksicht auf die Zugfestigkeit und den
Kohlenstoffgehalt. Ferner spricht man von Stahlguß, auch
wenn er weniger als 50 kg Zugfestigkeit hat.
Die Bestimmung einer scharfen Grenze zwischen Eisen und Stahl ist also nicht möglich
und schließlich auch gar nicht notwendig, wie uns das Vorgehen der Amerikaner,
Engländer und Franzosen zeigt, die schon lange alles auf flüssigem Wege hergestellte
schmiedbare Eisen als „Stahl“ bezeichnen. Daher beschloß der
Werkstoffausschuß des Normenausschusses der Deutschen Industrie, daß fortan mit
„Stahl“ alles auf flüssigem und auf teigigem Wege Hergestellte schon ohne
Nachbehandlung schmiedbare Eisen zu bezeichnen sei, und zwar je nach der Herstellung
als „Flußstahl“ oder als „Schweiß- oder Puddelstahl“. Hierbei ist zu
bemerken, daß in Deutschland im Gegensatz zu dem Sprachgebrauch in Amerika, England
und Frankreich, auch das Schweiß- oder Puddelmaterial ohne Rücksicht auf seine
Zugfestigkeit oder den Kohlenstoffgehalt als „Stahl“ bezeichnet werden
soll.
Als der Werkstoffausschuß diesen Beschluß faßte, war er sich klar darüber, daß man
die alt eingeführten Handelsbezeichnungen nicht mit einem
Schlage durch einen Ausschußbeschluß umwerfen kann. Daher legte der
Werkstoffausschuß des NDI fest, daß die üblichen Handelsbezeichnungen wie z.B.
U-Eisen, Winkeleisen, Schraubeneisen, Nieteisen usw. vorerst noch beibehalten werden
sollen. Wir befinden uns übrigens auch in diesem Punkte in Uebereinstimmung mit den
Amerikanern und Engländern, die auch von „channel-iron“ und
„angle-iron“ sprechen. Der Werkstoff, aus dem diese Erzeugnisse gewalzt
werden, bleibt natürlich „Flußstahl“. Wenn also ein Werk schreibt: „Wir
walzen unser U-Eisen aus Flußstahl mit 37–45 kg/mm2 Zugfestigkeit“, dann liegt hierin kein Widerspruch, denn
„U-Eisen“ ist eine Handelsbezeichnung für ein ganz bestimmtes
Walzwerkerzeugnis aus Flußstahl.
Etwas schwieriger liegen die Verhältnisse für die Werkstoffangaben auf den
Dinormblättern. Man ist in der letzten Zeit dazu übergegangen, auf den
Dinormblättern das Wort „Flußeisen“ durch „Flußstahl“ zu ersetzen.
Eine sachliche Aenderung ist hierdurch natürlich nicht erfolgt. Ursprünglich bestand die Absicht, zu
schreiben z.B. „Flußstahl (Schraubeneisen)“. Da nun aber unter
„Schraubeneisen“ eine ganz bestimmte Marke aus dem großen Gebiet
„Flußstahl“ zu verstehen ist, erschien es bedenklich, vor endgültigem
Abschluß der Werkstoff normen schon für die Normteile bestimmte Marken
vorzuschreiben, zumal auch die Art des verwendeten Werkstoffs je nach der Art der
Fabrikation verschieden sein kann. Diese Fragen bedürfen, wenn sie überhaupt
von der Normung erfaßt werden sollen, einer späteren allgemeinen Regelung.
Nachdem nun der wichtige Schritt getan ist, das Wort „Stahl“ eindeutig zu definieren, und zwar als „alles auf flüssigem oder teigigem Wege erzeugte schon ohne
Nachbehandlung schmiedbare Eisen“ mit den Unterbegriffen „Flußstahl“ und „Schweiß-
oder Puddelstahl“, sollten alle Kreise bemüht sein, sich diesen
Festlegungen anzuschließen. Namentlich an die sachverständigen Ingenieure und
Meister geht die Bitte, die Arbeiterschaft und vor allem auch die Kaufleute mit den
neuen Begriffen vertraut zu machen und sie in Zweifelsfällen aufzuklären.
Die Braunkohle als Grundlage für die industrielle
Entwicklung. (Feuerungstechnische Beratungsstelle, Leipzig, Nordplatz
11–12.) Seit der Friedensvertrag von Versailles die Kohlengrundlage des deutschen
Volkes so eingeengt hat, hat die früher oft verachtete Braunkohle Aufgaben
übernommen und der Lösung zugeführt, die man ehedem nicht für möglich gehalten
hätte. Deutschland zeigt in bezug auf seine Kohlenversorgung dadurch ein wenig
günstiges Gepräge, daß seine Hauptvorkommen an Steinkohle in der Nähe der Grenze
liegen. Es ist naturgemäß, daß sich auf diesen Steinkohlenvorkommen namentlich
Industriezweige mit großem Wärmebedarf aufbauen. Dadurch drängt sich ein großer Teil
der Industrie, und gerade die lebenswichtigsten, an den Landesgrenzen zusammen,
während eigentlich das Streben dahin gehen müßte, eine möglichst gleichmäßige
Verteilung der Industrie über das ganze Land zu erreichen. Von diesem Gesichtspunkte
aus weist die Braunkohle eine viel günstigere Verteilung auf, da die
Braunkohlenvorkommen im wesentlichen im Herzen des Landes liegen. Es erhebt sich in
diesem Zusammenhange die Frage, ob sich auf der Braunkohle Industrien im großen
Maßstabe aufbauen lassen. Diese Frage kann nur entschieden werden unter
Berücksichtigung der wissenschaftlichen und praktischen Ergebnisse, die bisher mit
der Braunkohle erzielt worden sind und sich vielleicht in Zukunft noch erzielen
lassen.
Es ist bisher noch nicht versucht worden, einen zusammenfassenden Ueberblick über das
auf diesem Gebiete Geleistete zu geben. Schon deswegen kann daher die Braunkohlenfachmesse, die das Mitteldeutsche
Braunkohlen-Syndikat im Rahmen der technischen Frühjahrsmesse veranstaltete, das
höchste Interesse beanspruchen. Es soll im Anschluß an die Braunkohlenfachmesse
weniger eine Beschreibung der ausgestellten Einrichtungen gegeben als vielmehr
versucht werden, die Aufgaben, welche die Braunkohlenfachmesse zu lösen hat, klar zu
umschreiben und zu zeigen, was die Braunkohle zu leisten imstande ist. Hieraus
ergibt sich dann die Beantwortung der obigen Frage, welche Industrien sich auf
Braunkohle derart umstellen lassen, daß die Produkte mindestens nicht teurer und
mindestens ebensogut mit Braunkohle erzeugt werden können, wie bisher mit
Steinkohle.
Es soll an einigen Beispielen die Beantwortung der Frage versucht werden. Zunächst
die Stahlerzeugung. Wäre es möglich, die Stahlerzeugung allein auf Braunkohle zu
basieren? Wir würden zwei Wege der Stahlerzeugung zu unterscheiden haben: Die
Elektrostahl-Darstellung und die Erzeugung von Stahl im Siemens-Martin-Ofen. Die
Elektrostahlerzeugung steht und fällt mit der Frage des Strompreises, die wieder
abhängig ist von den Preisen des Brennstoffes bzw.seines Verhältnisses zum
Strompreise aus Wasserkräften. Letzteres im Hinblick auf den immer stärker werdenden
Wettbewerb der an natürlicher Energie reicheren Länder. Die Frage ließe sich nur
nach eingehenden wirtschaftlichen Untersuchungen restlos beantworten. Ihre
Beantwortung kann hier nicht einmal versucht werden.
Dagegen bietet der Betrieb von Siemens-Martin-Ofen mit Braunkohlenbrikettgas nach den
Erfahrungen, die in zahlreichen Werken gemacht worden sind, keine Schwierigkeiten.
Es ist, wie Beispiele zeigen, sogar möglich, das Stahlschmelzen im
Siemens-Martin-Ofen auch mit aus Rohbraunkohlen erzeugtem Gas durchzuführen. Die
bisherigen Erfahrungen der in großem Maßstabe Generatorgas erzeugenden Industrien
weisen diesen Weg auch. Selbst mit primitiven Vergasungseinrichtungen, wie sie in
der mitteldeutschen Glasindustrie heute noch meist im Gebrauch sind, lassen sich mit
Generatorgas aus Rohbraunkohlen Temperaturen erzeugen, welche die Grenze von 1700
bis 1800 Grad erreichen. Die Zukunftsaufgabe besteht darin, einerseits die
Durchsatzziffer der Gasgeneratoren für Rohbraunkohle zu steigern, andererseits eine
Entwässerung des Gases zu erreichen, welche das Gas zur Erzielung hoher Temperaturen
geeignet macht. Die Einrichtungen, welche auf der Braunkohlenfachmesse im Modell
vorgeführt wurden und die Versuchsergebnisse aus zahlreichen Betriebsanlagen sollen
dartun, daß wir von der Lösung der skizzierten Aufgabe nicht mehr weit entfernt
sind. Die Erzielung von Temperaturen, wie sie der Betrieb von Wärmeöfen,
Schmiedeöfen, Vergütungsöfen, Trockenkammern, Temperöfen usw. erfordert, ist schon
heute kein Problem mehr.
Mit dem Generatorgas tritt im Eisenhüttenbetriebe die Staubkohle aus Braunkohle seit
einigen Jahren erfolgreich in Wettbewerb. Einige deutsche Hüttenwerke sind
neuerdings dazu übergegangen, ihre Walzwerköfen ausschließlich mit Staubkohle zu
beheizen. So hat beispielsweise das Stahlwerk Becker fast seinen gesamten
Walzwerkbetrieb auf Staubkohle, die aus Förderbraunkohle gewonnen wird, umgestellt.
Unter Verwertung von Erfahrungen, die man in amerikanischen Stahlwerken mit der
Beheizung von Siemens-Martin-Oefen mit Staubkohle gemacht hat, scheint auch die
Aufgabe des Betriebes von Siemens-Martin-Oefen mit aus Rohbraunkohle gewonnenem
Staub günstige Aussichten zu bieten. Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß
die Braunkohle durchaus eine befriedigende Grundlage für die Erzeugung und weitere
Verarbeitung von Stahl bietet.
Kurz erwähnt sei noch ein weiterer Industriezweig, der die Erzeugung hoher
Temperaturen und großer Wärmemengen zur Voraussetzung hat: Die keramische und
Glasindustrie. Schon vor dem Kriege hat sich auf der Braunkohle eine umfangreiche
Glasindustrie in Deutschland entwickelt, die zum erheblichen Teil nur mit
Rohbraunkohle arbeitet. Planmäßige Durchbildung der Generatoren der Oefen und
Heizeinrichtungen wird hier mit Sicherheit zu einer weiteren günstigen Entwicklung
führen. Nicht anders steht es mit der Ton- und Porzellanindustrie, wo man heute
schon in der Lage ist, jedes Tonerzeugnis und jedes industrielle oder
Gebrauchsporzellan in vollkommenster Reinheit mit Braunkohlengeneratorgas zu
brennen.
Diese Entwicklung, wie sie vorstehend in großen Linien für einige Industriezweige
gezeichnet worden ist, wird sehr gefördert werden durch die Möglichkeiten, welche
die Braunkohle als Ausgangsrohstoff für die chemische Industrie in sich birgt. Es
ist erst wenige Jahre her, daß die Gewinnung von Urteer aus der Braunkohle noch
Problem war. Heute arbeiten bereits eine große Anzahl von Generatorgasanlagen mit
Urteergewinnung, nachdem die unvermeidlichen Kinderkrankheiten überwunden sind. Die
heutigen Schwelgaserzeuger liefern einen dem Schwelteer grundsätzlich ähnlichen
Teer. Im gewissen Gegensatz zur Urteergewinnung bei der Generatorgaserzeugung steht
die Schwelerei, die im mitteldeutschen Revier schon seit mehr als 70 Jahren geübt
wird. Während die restlose Vergasung im Generator ein armes Gas liefert, erhalten
wir in der Schwelerei ein sehr hochwertiges Gas, das in bezug auf seinen Heizwert
dem Koksofen nahekommt. Es besteht kein Zweifel, daß die Braunkohle auf Grund der
ihr innewohnenden günstigen technischen und wirtschaftlichen Eigenschaften die
Grundlage für eine weitere lebhafte Entwicklung vieler Industriezweige bilden wird.
Auf diesem Wege ist die Braunkohlenfachmesse als ein
Markstein zu würdigen, der das bisher Erreichte vorführt und zu weiterer Arbeit
anspornt.
Hamburgs Oeltagung des Vereins Deutscher Ingenieure.
Oberingenieur P. Müller der Hamburg-Südamerikanischen
Dampfschiffahrtgesellschaft sprach über: „Betriebserfahrungen in
Oelfeuerungsanlagen“. Die Zahl der mit Oel unter den Kesseln gefeuerten
Schiffe hat nach dem Kriege ganz enorm zugenommen und es ist infolgedessen in den
letzten Jahren möglich gewesen, infolge der gemachten Erfahrungen die Anlagen für
Oelfeuerung immer besser und betriebssicherer durchzubilden. Die normalen
Oelleitungen zu den Bunkern haben sich durchweg gut bewährt; als einzige
Schwierigkeit zeigten sich unwesentliche Nietleckagen, besonders an den Setztanks,
in denen das Heizöl zwecks Ausscheidung von Wasser durch Dampfschlangen auf 40 Grad
erwärmt wird. Alle Bunker erhalten eine gemeinsame Entgasungsleitung, die mit dem
Ueberlauftank verbunden sind, der das infolge Ausdehnung durch Erwärmung
übertretende Oel aufnimmt. Die pneumatischen Peilvorrichtungen müssen in den Bunkern
genau in der Mitte liegen, damit sie bei Schlagseite und Trimlage nicht ungenau
anzeigen. Außerdem müssen sie zur Kontrolle mit einfachen Peilrohren versehen sein.
Zur Flüssigmachung dicken Oeles zwecks Zuführung zum Saugekopf der Heizölleitung
nach den Kesseln genügt Anwärmung durch eine kurze Rohrschlange, da auch dickes Oel
dann genügend nachfließt. Bunker, die über den Kesseln liegen, haben sich als
besonderer Brandgefahr nicht ausgesetzt erwiesen, da die höchsten in Frage kommenden
Temperaturen nicht über 60 Grad steigen. In die Oelleitung zwischen Bunker und
Kesseln müssen große Filter eingeschaltet werden, die jede Woche durch Dampf
gereinigt werden und mit Petroleum abgewaschen werden müssen. Die Pumpen, welche das
Oel zum Kessel fördern, werden zweckmäßig mit Kugelventilen versehen, die
zuverlässiger und schneller arbeiten, als andere Ventile. Hinter jeder Pumpe müssen
große Windkessel langer Bauart eingefügt werden. Das Oel gelangt dann mit einem
gleichmäßigen Druck, der je nach der Art des betreffenden Heizöles auf 5–10
Atmosphären gehalten werden muß, in die Oelvorwärmer, wo es durch
Hochdruckkesseldampf auf ca. 100–120 Grad vorgewärmt wird. Die Verwendung von
Hochdruckdampf ist erforderlich, damit bei eintretenden Leckagen des Vorwärmers kein
Oel in den Dampfkreislauf, sondern Dampf in die Oelleitung gedrückt wird; nur so ist
die Gefahr des Eintretens von Oel in den Kessel beseitigt. Auf den Vorwärmer folgt
ein zweites feineres
Filter, in dem das jetzt dünnflüssige Oel nochmals von kleinsten Verunreinigungen
gereinigt wird. Es muß darauf geachtet werden, daß die Druckleitungen hinter dem
Filter zu den einzelnen Kesseln genau gleich lang gehalten werden, damit in allen
Brennern gleicher Druck herrscht. Die Hamburg-Südamerikanische
Dampfschiffahrtgesellschaft hat auf allen ihren mit Oelfeuerung versehenen Schiffen
die Anlagen so ausgestaltet, daß für alle Teile eine 100prozentige Betriebsreserve
vorgesehen ist. Alle Pumpen, Filter, Vorwärmer sind also in zwei Exemplaren
eingebaut, von denen jedes für vollen Betrieb genügt; auch die Rohrleitungen sind
doppelt verlegt. Diese Maßnahme gestattet Ueberholung und Reinigung aller
Einzelteile auf See und hat sich bei kleineren Havarien als zweckmäßig erwiesen. Vor
den Brennern, die leicht auswechselbar sein müssen, liegen Schnellschlußventile. Die
Brenner verschiedener Bauart haben sich durchweg gut bewährt. Die zur Verbrennung
erforderliche Luft wird den Kesseln durch ein besonderes Gebläse zugeführt, nachdem
sie bis auf etwa gleiche Temperatur wie das Oel vorgewärmt ist. Vor den Flammrohren
geht sie erst durch einen Ausgleichsraum und dann durch eine besondere Vorlage, die
beide dazu dienen, eine ruhige und rund um den Brenner herum gleichmäßige Zuführung
der Luft zum Feuer zu gewährleisten. Vor dem Anzünden der Kessel werden sie mit Luft
durchgeblasen, um eventuell zurückgebliebene Oelgase zu entfernen und dadurch
Explosionsgefahr zu beseitigen. Das Oel, was sich zwischen Vorwärmer und Brenner
befindet, wird vor dem Anzünden durch den Vorwärmer umgepumpt. Nach dem Anzünden der
Brenner wird die Luftzufuhr mit einer besonderen Drosselklappe verringert, bis im
Orsatapparat Kohlenoxydgas nachweisbar ist; dann wird die Luftzufuhr um etwa 10 %
vergrößert; die Verbrennung soll dann unter Entwicklung schwachgrauen Rauches vor
sich gehen. Jeder weitergehende Luftüberschuß ist eine schwere Beeinträchtigung der
Oekonomie der Verbrennung. Nach Abstellen der Brenner wird das Oel zunächst weiter
umgepumpt, bis es die normale Temperatur angenommen hat; die Luft wird später
abgestellt als das Oel, damit keine Oeldämpfe im Kessel zurückbleiben. Uebermäßig
hohe Erwärmung des Oeles muß vermieden werden, um die Ausscheidung von Asphalt in
den Leitungen zu vermeiden. Die Ausmauerung der Kesselflammrohre mit Chamotte hat
sich als überflüssig erwiesen; sie gibt nur zu Wärmestauungen und Kesselschäden
Anlaß; nur die unteren Stehbolzen an der Kesselrückwand müssen mit Chamottekapseln
geschützt werden. Außerdem hat es sich als zweckmäßig erwiesen, die Stirnwand der
Flammrohre mit innerer Ausmauerung zu versehen, um unnötige Hitzestrahlung in den
Heizraum zu vermeiden.
Bei ölgefeuerten Kesseln muß darauf geachtet werden, daß die Ueberhitzerfläche
reichlich groß gehalten wird, denn infolge der schnellen Verbrennung des Oeles, die
schon im vorderen Drittel des Flammrohres beendet ist, geben die Verbrennungsgase
einen größeren Teil ihrer Hitze schon im Flammrohr an den Kessel ab und sind
infolgedessen in den Heizrohren kühler als bei Kohlenfeuerung. Die Brandgefahr hat
sich bei Oelfeuerungsanlagen als nicht besonders groß erwiesen, wenn alle Anlagen in
Ordnung und rein gehalten werden. Trotzdem ist es erforderlich, in allen Teilen des
Heizraumes besondere Treppen vorzusehen, um im Falle der Gefahr ein Entweichen zu
erleichtern. Vor einigen Jahren ergaben sich bei einigen Kesseln schwere Havarien
durch Ausglühen und durch Einbeulungen der Flammrohre. Als Ursache zeigten sich
leichte Fettabsonderungen im Kessel in Höhe des Wasserstandes und auf einem Rohr
eine Kesselsteinschicht von einem halben Millimeter Stärke. Es waren wie auch aus
der Untersuchung hervorging, geringe Spuren von Oel in die Kessel gelangt. Seit
dieser Erfahrung wird den ölgefeuerten Kesseln regelmäßig alle zwei Tage etwas
Seewasser zugesetzt, dem vorher calcinierte Soda beigemischt worden ist. Durch die
Beifügung der Soda entsteht im Kessel trotz des Salzgehaltes kein fester
Kesselstein, sondern lediglich ein leicht wegspülbarer Schlamm aus kohlensaurem
Kalk, der verhindert, daß kleine in den Kessel gelangte Oelteilchen sich vereinigen.
Am Ende einer Reise nach Südamerika hat das Kesselwasser dann einen Salzgehalt von 2
% und muß vor Beginn einer neuen Reise völlig erneuert werden.
Der Kesselwirkungsgrad ölgefeuerter Anlagen hat sich als außerordentlich gut
erwiesen; er betrug 82 bis 84 % bei einem Luftüberschuß von nur 13 %. Der
Oelverbrauch stellte sich bei den Passagierdampfern „Cap Norte“ und „La
Coruna“ auf 0,43–0,45 kg pro indizierter Pferdestärke und Stunde; bei
Frachtdampfern, die weniger Dampf für Hilfsmaschinen brauchen, sogar auf nur 0,39
kg, in beiden Fällen für Heißdampfkolbenmaschinenanlagen. Zusammenfassend
kennzeichnete der Vortragende als Vorteile der Oelfeuerung: Erhöhung der
Kesselleistung, bessere Brennstoffausnützung, größere und gleichmäßigere
Maschinenleistung.
Ueber die Kenntnis der Treib- und Schmieröle sprach sodann
an Stelle des verhinderten Dr. Aufhäuser Herr Hausenfelder. Er gab einen Ueberblick
über die Destillationsprodukte der Erdöle der Steinkohle und erläuterte ihre
Verwendungsmöglichkeit als Brennstoff für Explosionsmotoren, Schwerölmotoren und als
Kesselheizöl. Für den Käufer von Oelen ist die Untersuchung, besonders der Treiböle
für Dieselmotoren recht schwierig, weil die üblichen Untersuchungsmethoden nur
orientierenden Wert haben und erst genaue chemische Untersuchung den tatsächlichen
Wert des Brennstoffes erkennen läßt. Dies hängt damit zusammen, daß die Vergasung
und Verbrennung im Dieselmotor unter Temperatur- und Druckverhältnissen stattfindet,
die gänzlich von denen abweichen, bei denen die Untersuchung im allgemeinen gemacht
wird. Es ist z.B. Steinkohlenteeröl trotz seines niedrigen Flammpunktes im
Dieselmotor schwer zu vergasen und zu verbrennen, weil es aus geschlossenen
Kohlenwasserstoffen besteht. Die Brauchbarkeit von Treibölen ist wesentlich von der
Art der Verarbeitung in den Mineralölfabriken abhängig, wird aber auch von der
Konstruktion der Maschine beeinflußt. Das Oel muß im Zylinder Zeit und Raum zur
Vergasung haben, ehe es verbrennt, da sonst Rußbildung entsteht.
Zuletzt sprach Oberingenieur Ernst über „Schmierungsfragen beim
Dieselmotorenbetrieb“. Bei manchen Maschinen bedingt die Konstruktion es,
daß für Zylinder, Lager, Kompressoren usw. verschiedene Schmieröle verwendet werden;
zweckmäßig ist es indessen die Maschine so zu bauen, daß eine einzige Oelsorte für
alle Teile gebraucht werden kann. Bei der Konstruktion der Maschine ist auch darauf
zu achten, daß kein Zylinderschmieröl in die Umlaufschmierung gelangen kann, da bei
überreichlicher Schmierung im Zylinder leicht Rußbildung eintritt und der Ruß dann
zur Verdickung des Oeles und zum Versagen der Schmierung Anlaß gibt. Bei
Kolbenkühlung durch Oel muß dafür Sorge getragen werden, daß das Oel in alle Ecken
strömt, so daß in ihnen kein Koksansatz erfolgen kann.
Vor allem ist ständig für sorgfältige Reinigung des Oeles zu sorgen, da schon
ganz geringe Prozentsätze von weichem Ruß genügen, um das Oel so zu verdicken, daß
die Pumpen es nicht mehr fördern können. In der den Vorträgen folgenden gemeinsamen
Diskussion sprach Herr Oberingenieur Drewes über den Vortrag des Herrn Goos von
Standpunkt des Konstrukteurs aus. Die Betriebssicherheit der Dieselmotoren sei in
Deutschland durch die Erfahrungen des U-Bootsmaschinenbaues wesentlich gefördert
worden. Eine Vereinfachung der Maschinen durch Einführung kompressorloser
Einspritzung sei unbedingt anzustreben. Die neueren Leistungssteigerungen und in
Verbindung mit ihnen die niedrigeren Gewichte und Baukosten von Dieselmaschinen
werden die Einführung des Schiffsmotors stark fördern. Herr Gerhards sprach sodann
über im Bordbetriebe gemachte Erfahrungen und wies darauf hin, daß eine lange
Manövrierfähigkeit der Schiffsmotoren angestrebt werden müsse. Dies sei am besten
dadurch zu erreichen, daß man Vorrichtungen schafft, durch welche die Luftflaschen
während des Manövrierens wieder aufgefüllt werden. Die Lösung der Manövrierfrage bei
dem Vulkan-Getriebe ist außerordentlich glücklich, auch unter dem Gesichtspunkte,
daß die mit ihm ausgerüsteten Schiffe ganz langsam anfahren können, während man
sonst dem Motorschiff mit Recht nachsagt, daß es nach dem Anlassen der Maschine zu
schnell anfährt. Der elektrische Betrieb der Hilfsmaschinen ist bei kleineren
Schiffen, die keine Elektrotechniker an Bord haben, nicht empfehlenswert. Für solche
Schiffe sei es erstrebenswert, einen direkten Antrieb durch Schwerölmotoren mit
Vergasereinrichtungen durchzubilden. Anschließend sprach Herr Oberingenieur Behrendt
über einige Einzelheiten der Zahngetriebe, der bei Blohm & Voß gebauten Schiffe;
die seit 2 Jahren im Betrieb befindlichen Schiffe der „Münsterland“-Klasse
haben ohne Störung 100- bis. 150000 Seemeilen zurückgelegt. Die einfachen Getriebe
mit elastischen Wellen haben gegenüber den Getrieben mit hydraulischen Kupplungen
den Vorteil, daß bis zum Zahngetriebe kein Verlust auftritt, während bei
hydraulischen Kupplungen mit etwa 4 % Verlust gerechnet werden muß. Im Gegensatz
hierzu sprach Herr Oberingenieur Kluge über die Vorteile des Vulkan-Getriebes. Der
Verlust von etwa 3 % in der Kupplung wird durch den Vorteil aufgehoben, daß man bei
reduzierter Fahrt nach Abschaltung von Maschinen entsprechend wirtschaftlicher
fahren kann. Von Bedeutung ist vor allem auch die unbedingte Betriebssicherheit der
Anlage, besonders beim Manövrieren; hat doch das Hamburger Seeamt vor einiger Zeit
das Umreißen eines Schleppers durch ein plötzlich zu stark anfahrendes Motorschiff
der Eigenart der Maschine zur Last gelegt. Zum Schluß sprachen Herr Oberingenieur
Gräber über Schmierungsfragen und den elektrischen Antrieb der Hilfsmaschinen, den
er für betriebssicher durchgebildet hält und Herr Oberingenieur Rubinstein über die
Frage der Sicherstellung längerer Betriebsmanöver, der man unbedingt mehr Beachtung
geben müsse.
Glastechnische Tagung. Insbesondere die angelsächsische
Glasindustrie hat in den letzten Jahren, von privater und staatlicher Seite
reichlich mit Geldmitteln unterstützt, erkannt, daß ihre Leistungsfähigkeit nur dann
auf den Fortschritt eingestellt werden kann, wenn die wissenschaftliche Arbeit und
Forschung in der Industrie breiten Fuß fassen. Als eines der wesentlichsten Mittel
zur Steigerung der Leistungen hat sich die technische Gemeinschaftsarbeit erwiesen.
Ihr dient in Amerika eine heute bereits 268 Mitglieder umfassende
„Glass-Division“ und die in England aus 788 Mitgliedern bestehende
„Society of Glass Technology“.
Die eigenartigen Verhältnisse in der Deutschen Glasindustrie haben es trotz Spaltung
in die verschiedensten Fachgruppen auch ihr als Pflicht der Selbsterhaltung
auferlegt, alle Kräfte zu sammeln, um die Technik zu fördern. Besitzen auch eine
Reihe von Werken unter wissenschaftlich geschulter Leitung gut ausgestattete
Einrichtungen, um die laufende Produktion zu überwachen und zu verbessern, so hat
sich gezeigt, daß sich auch für sie keineswegs der Meinungsaustausch und ein
Zusammengehen mit großen technischen Zielen im Interesse der Gesamtheit der
deutschen Glasindustrie erübrigt. Die in der „Deutschen Glastechnischen
Gesellschaft“ (D. G. G.) zum Zwecke der Förderung aller
technisch-wissenschaftlichen Bestrebungen vereinigten Unternehmer, Personen und
Kreise haben es daher als eine Forderung der Zeit erachtet, alle Interessenten zu
einer Glastechnischen Tagung einzuberufen. Dieselbe
findet Freitag, den 23. Mai d. J. in Berlin statt, im Hause des „Vereins
Deutscher Ingenieure“ (V. D. I.), Berlin NW 7, Sommerstraße 4a (gegenüber
dem Reichtags-Gebäude).
Nach Abhaltung einer den geschäftlichen Teil erledigenden Mitgliederversammlung der
D. G. G. stehen eine Anzahl von Vorträgen mit Lichtbildern auf der Tagesordnung. Es
wäre zu wünschen, daß nicht nur die Leiter der verschiedenen Glashütten, sondern
auch das technische Personal sich dort einfindet, dem die Alltagssorgen des
Betriebes obliegen. Zur Behandlung der vielen Einzelgebiete der Glastechnik ist die
Wahl von Fach-Ausschüssen in der Versammlung vorgesehen. Sie sollen die
organisatorische und sachliche Behandlung des in den Aufgabenkreis der D. G. G.
fallenden Stoffes übernehmen. Gegensätze, welche zwischen den geschäftlichen Zielen
der einzelnen Industriellen sowie Fachverbänden und den wissenschaftlichen Problemen
des Forschers etwa auftreten können, werden sich anläßlich einer solchen Tagung
durch gegenseitige Verständigung am besten überwinden lassen.
Anfragen, betr. die Tagung, beantwortet die
Geschäftsstelle der D. G. G., z. Hd. des Herrn Dr.-Ing. Maurach, Frankfurt a. M.,
Gutleutstraße 8.
Zuschrift an die Schriftleitung. Die „Deutsche
Kugellagerfabrik G.m.b.H.“ in Leipzig-Plagwitz schreibt uns zu dem Aufsatze
„Ueber Kugellager“ in Heft 6: Das eingangs der Abhandlung erwähnte
Rollenlager zum Tragen einer 70 kg schweren Wetterfahne ist unserer Erinnerung nach
mit durchbohrten, kugelförmigen Rollen ausgerüstet gewesen, die auf dem Zapfen eines
Armsterns saßen. Die Bemerkung von den 30 m/m großen Kugeln steht hierzu im
Widerspruch, ebenso zu der Abhandlung.
Auf Seite 2 auf der 14. Zeile wäre besser zu sagen: „In Katalog-Angaben war (statt
ist) daher oft die Neigung zu beobachten, zu hohe Belastungsangaben zu
nennen.“
Seite 2 unten: „Die Kugeln füllte man (statt füllt) durch eine im Außenring
befindliche Oeffnung ein, die durch eine Schraube verschließbar war (statt
ist).“
Statt auf Seite 2 unten: „Diese veraltete Bauart konnte nicht befriedigen“ bis
zu „um das von den Kugeln verursachte Geräusch zu vermindern“ ist folgende
Fassung richtig: „Diese veraltete Bauart konnte nicht befriedigen. Man suchte
auch die zur Einfüllung der größtmöglichen Kugelzahl vorgesehene seitliche
Aussparung, die für die Fabrikation nicht gerade bequem war, durch andere, ohne
diese Einfüllstelle zu ersetzen. Nach dem Vorschlag von Konrad verschob man 1902 den
inneren Ring gegen den äußeren, um so die Kugeln einzubringen. Der innere Ring
wurde dann wieder in die Mittellage zurückgebracht, die Kugeln wurden
gleichmäßig auf dem Umfang verteilt und durch einen Käfig voneinander gehalten,
um ihre Abnutzung und das bisher von den aneinanderschlagenden Kugeln
verursachte Geräusch zu vermeiden.“
Diese Bauart hat sich in den vergangenen 20 Jahren, wenn sie auch heute wieder
als hochschultriges oder Radiax-Lager aufgelebt ist, nicht durchzusetzen
vermocht. Weitaus die meiste Zahl der Querkugellager ist mit sogenannten
halbtiefen Einfüllstellen versehen, das heißt, sie reichen nicht ganz bis zum
Scheitel der Laufbahn, so daß diese unverletzt ist.“
Seite 2, letzter Absatz, 5. Zeile statt: „Auseinanderschleifen“ –
„Aneinanderschleifen“; 8. Zeile statt: „achsialen Druck“ –
„radialen Druck“; Seite 3, Zeile 10 statt: „Chromnickelstahl“ muß
es „Chromstahl“ heißen. Zeile 21 statt „gasbeheizte Gläschen“ –
„gasbeheizte Oefen“.