Titel: | Das Zahnradvorgelege. |
Autor: | W. |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 246 |
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Das Zahnradvorgelege.
Das Zahnradvorgelege.
Seit dem Gewaltfrieden von Versailles ist die Kohlenbeschaffung für die deutsche
Wirtschaft so eingeengt worden, daß die bestmögliche Ausnutzung unserer noch
vorhandenen Brennstoffvorräte ein zwingendes Gebot der Stunde ist. Deutschland zeigt
außerdem in bezug auf seine Kohlenversorgung dadurch ein ungünstiges Gepräge, daß
seine Lagerstätten an Steinkohle in der Nähe der Landesgrenzen liegen. Die hohen und
noch steigenden Transportkosten auf dem Schienenwege werden auch in Zukunft die
Kohlenpreise ungünstig beeinflussen. Der Begriff der Wirtschaftlichkeit einer
Wärmekraftanlage bezieht sich aber nicht allein auf die sparsame Verwertung des
Brennstoffes, sondern auch die Anschaffungskosten, den Werkstoffaufwand, die
Unterhaltungskosten und in vielen Fällen auch auf den Gewichts- und Raumbedarf.
Hohe Wirtschaftlichkeit verlangt bei Verwendung von Dampfturbinen auch hohe
Drehzahlen. Hohe Geschwindigkeiten lassen sich aber in den meisten Fällen nicht
unmittelbar verwerten, wenn die wirtschaftlichen Drehzahlen der treibenden Maschine
und der angetriebenen Teile zu verschieden sind. Durch die Anordnung eines
Uebersetzungsgetriebes wird in solchen Fällen ermöglicht, für die Drehzahlen der
Kraft- und Arbeitsmaschinen die günstigsten Verhältnisse zu wählen. Man hat bereits
hydraulische, elektrische und mechanische Uebersetzungsarten erprobt. Die
hydraulischen Uebersetzungen haben bekanntlich den Nachteil eines beschränkten
Uebersetzungsbereiches und geringen Wirkungsgrades. Trotz kostspieliger Versuche
haben bis jetzt solche Anordnungen enttäuscht. Die in letzter Zeit mehr und mehr in
Anwendung gekommene elektrische Uebertragung ergibt größere Verluste, als die
mechanische Umformung. Ihr Hauptanwendungsgebiet wird wohl in Zukunft der
Schiffsschraubenantrieb sein. Damit hat man im Auslande, besonders in Amerika, in
Kriegs- und Handelsmarine gute Erfahrungen gemacht. Im Wettstreit der drei
Energieumformungen hat die mechanische Uebertragung eine überragende Bedeutung
gewonnen.
Der erste Anwendung von Zahnradvorgelegen bei Turboantrieb hat der Erfinder der
Dampfturbine de Laval gegeben. Bei seinen Turbinen liegen die Umdrehungszahlen
zwischen 10000–30000 Uml./min. Hauptsächlich handelt es sich bei der Mehrzahl der
Fälle um Herabsetzung der Drehzahl, wie beim Antrieb von Stromerzeugern,
Schiffsschrauben usw. In letzterer Zeit finden sich aber auch Anwendungen für die
Uebersetzung ins Schnelle, wie bei durch Elektromotoren angetriebenen Pumpen und
Gebläsen oder beim Antrieb von rasch laufenden Dynamos durch Wasserturbinen mit
geringer Drehzahl. Je nach der Drehzahl der Antriebsmaschine und der getriebenen,
Teile sind die Vorgelege ein- oder zweistufig. Bis zu einem Uebersetzungsverhältnis
von 25 : 1 werden die Vorgelege in einstufiger Bauart ausgeführt. Zweistufige
Getriebe können die Drehzahl ohne Schwierigkeit im Verhältnis von 150 : 1 und
darüber umändern.
Die Wirtschaftlichkeit einer Dampfturbine wird um so größer und ihre Bauart um so
einfacher, je höher ihre Drehzahl ist. Die wirtschaftlichsten Umlaufzahlen liegen
aber häufig höher als die bisher im allgemeinen angewandten Drehzahlen. Bei
Zwischenschaltung von Zahnradvorgelegen, die einen sehr hohen Wirkungsgrad haben,
sind Turbinen kleiner Leistung ebenso wirtschaftlich wie große, die die
Arbeitsmaschinen unmittelbar antreiben. Dadurch können nun Dampfturbinen auch
für solche kleine Leistungen in Betracht kommen, für die bisher ausschließlich
Kolbenmaschinen verwendet wurden. Die A. E. G. hat den Bau von hochwertigen
Zahnradvorgelegen bereits vor Jahren aufgenommen. Die folgenden Abbildungen sind
einem Vortrag entnommen, der von Direktor Dipl.-Ing. Dr. Kraft vor kurzem über
dieses Thema gehalten wurde. Die Abb. 1 stellt eine
Turbodrehstromdynamo für Kondensationsbetrieb von 1100 kW dar. Die Turbine läuft mit
7000, die Dynamo mit 3000 Uml./min. Das Zahnradvorgelege vermindert die Drehzahl der
Turbine somit im Verhältnis 2,33 : 1. In Abb. 2 ist
eine Turbo-Einphasenwechselstromdvnamo mit 8000 kW Normal- und 12000 kW.
Ueberlastleistung für ein Bahnkraftwerk dargestellt. Die Dynamo läuft mit 1000, die
Antriebsturbine mit 3000 Uml./min. Die Turbine ist für vereinigten Frischdampf- und
Speicherdampfbetrieb eingerichtet. Die Ueberlast von 16000 PSe. ist bisher die
größte mit einem Ritzel übertragene Leistung. Die Umfangsgeschwindigkeit dieses
Getriebes beträgt rund 70m/sek. Durch Verwendung eines Zahnradvorgeleges werden die
Abmessungen verkleinert, der Gesamtwirkungsgrad der Anlage wird erhöht, wobei noch
erreicht wird, daß die wirtschaftliche Turbinendrehzahl an die Frequenzzahl des
Stromerzeugers angepaßt werden kann.
Textabbildung Bd. 339, S. 246
Abb. 1. Turbo-Triebdynamo für Kondensationsbetrieb.
Turbine; Zahnradvorgelege;
Drehstromdynamo; Kondensationsleitung; Frischdampfleitung.
Textabbildung Bd. 339, S. 246
Abb. 2. Turbo-Triebdynamo für Frischdampf-, Speicher-,
Kondensationsbetrieb.
Turbine; Zahnradvorgelege;
Drehstromdynamo; Kondensationsleitung; Frischdampfleitung;
Speicherdampfleitung.
Ein weiteres Anwendungsgebiet für die Zahnradvorgelege sind die sogenannten
Vorschaltturbinen. Um die Wirtschaftlichkeit einer Dampfkraftanlage zu erhöhen, ist
man in neuerer Zeit dazu übergegangen, den Betriebsdruck bedeutend zu erhöhen.
Versuchsanlagen mit Arbeitsdrücken mit 100 at und darüber sind in letzter Zeit
mehrfach ausgeführt worden. Die HD-Turbine muß dann entsprechend dem geringen
Rauminhalt hochgespannten Dampfes ganz geringe Abmessungen erhalten und läuft mit
sehr hoher Drehzahl. Die ND-Turbine dagegen, die mit großem Dampfvolumen arbeitet,
läuft mit niedriger Drehzahl. Um beide Turbinen auf eine Welle arbeiten zu lassen,
wird die Drehzahl der HD-Turbine vorteilhaft durch ein Zahnradvorgelege vermindert.
Auch für vorhandene Anlagen mit normalen Dampfdrücken bietet die Hinzufügung von
HD-Vorschaltturbinen ein willkommenes Mittel, die Wirtschaftlichkeit und die
Leistung bestehender Dampfturbinenanlagen zu erhöhen. Der notwendige Umbau erfordert
nur wenig Zeit, so daß mit einer kurzen Betriebsunterbrechung zu rechnen ist.
Der früher stark vernachlässigte Ausbau der heimischen Wasserkräfte wird durch den
Kohlenmangel und das Bestreben die Kohleneinfuhr aus dem Auslande auf ein Mindestmaß
zu beschränken, mächtig gefördert. Da bei Wasserturbinen meist mit geringem Gefälle
zu rechnen ist, erhält man nur geringe Drehzahlen. Bei unmittelbarer Verbindung mit
dem Stromerzeuger wäre eine entsprechend große, schwere und somit auch teuere Dynamo
notwendig. Deshalb ist es auch hier zweckmäßig, zwischen Wasserturbine und
Stromerzeuger ein Zahnradvorgelege einzuschalten, um bei langsamlaufenden Turbinen
gute Wirkungsgrade und billige, wenig Platz erfordernde schnellaufende Generatoren
verwenden zu können. Abb. 3 zeigt den Aufbau einer
solchen Anlage senkrechter Bauart. Das Zahnradvorgelege ist als Stirnradgetriebe mit
Pfeilverzahnung ausgebildet. Die für diesen Zweck üblichen Uebersetzungsverhältnisse
sind 10 : 1 bis 15 : 1. Das Gewicht des Turbinenläufers und des Getrieberades wird
durch ein am oberen Ende der Radwelle angeordneten Einring-Drucklager mit
beweglichen Druckklötzen aufgenommen. Die strichpunktierten Linien in Abb. 3 zeigen den Raumbedarf eines Generators gleicher
Leistung ohne Vorgelege.
Textabbildung Bd. 339, S. 247
Abb. 3. Raumbedarf eines Generators gleicher Leistung, senkrechter
Aufbau.
Dynamo; Wasserturbine;
Zahnradvorgelege; Drucklager.
Gebläse werden häufig durch langsam laufende Elektromotoren angetrieben. Zur Erhöhung
der Drehzahlen werden Zahnradvorgelege eingeschaltet. Es sind bereits Gebläse mit
etwa 6000 Uml./min. ausgeführt, die über Zahnradvorgelege durch Motoren von 1500
Uml./min. angetrieben werden. Auch Pumpen verschiedener Art können auf diese
Weise angetrieben werden. Abb. 4 zeigt die gedrängte
Anordnung eines Kondensationspumpensatzes, bei dem die einzelnen Pumpen mit ihrer
günstigsten Drehzahl angetrieben werden. Der Antrieb kann dabei wahlweise durch eine
Dampfturbine oder einen Elektromotor erfolgen.
Textabbildung Bd. 339, S. 247
Abb. 4. Kondensationspumpengruppe für elektrischen Dampfbetrieb.
Elektromotor; Kühlwasserpumpe;
Strahlwasser umpe.; Zahnradvorgelege; Kondensatpumpe; Turbine.
Textabbildung Bd. 339, S. 247
Abb. 5. Wärmeausnutzung in Schiffsmaschinen.
Heißdampf-Kolbenmaschine;
Heißdampf-Triebturbine; Olmaschine.
Eine besonders häufige Anwendung findet das Zahnradvorgelege beim Schiffsantrieb.
Hier ist der Unterschied zwischen der wirtschaftlichen Drehzahl der Antriebsmaschine
und der getriebenen Schiffsschraube besonders groß. Unmittelbar wirkende Turbinen
kommen für den Schiffsantrieb nicht mehr in Frage. Im Kriegsschiffbau hat die
Dampfturbine die Kolbenmaschine bereits verdrängt. Für die hohe Fahrgeschwindigkeit
von Torpedobooten, sowie den großen Maschinenanlagen von Schlachtkreuzern und
Linienschiffen werden nur raschlaufende Dampfturbinen angewandt, welche die
Schrauben mit Hilfe von Zahnradvorgelegen antreiben. Hier handelt es sich bei
Vierschraubenantrieb um Maschinenleistungen bis 200000 PSe. Auch die langsam
fahrenden Frachtdampfer können nun mit Hilfe des Zahnradvorgeleges durch Turbinen
angetrieben werden. Die Abb. 5 zeigt die
Wärmeausnutzung einer gewöhnlichen Schiffs-Heißdampfkolbenmaschine. Hier werden für
die Fortbewegung des Schiffes nur etwa 9 v. H. nutzbar gemacht. Da der
Turbinenantrieb einen höheren thermischen Wirkungsgrad besitzt so ist hier
dementsprechend der Wirkungsgrad 11,7 v. H. und bei Dieselmaschinen 20,6 v. H. Bei
der Kolbenmaschine und Dieselmaschine ist die Umsteuerbarkeit ohne weiteres gegeben,
während bei Dampfturbinen, auch solchen mit Zahnradvorgelege, die Umsteuerbarkeit erst durch
Anordnung einer besonderen Rückwärtsturbine möglich ist. Bei der Raum und Personal
sparenden Schiffsdieselmaschine darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß die
Anschaffungskosten entsprechend hohe sind. Für Handelsschiffe höherer
Geschwindigkeit, wie Fahrgastdampfer, können wegen der höheren Drehzahlen der
Schrauben einstufige Getriebe verwendet werden. Abb.
6 ist der Grundriß eines Zahnradvorgeleges für einen solchen
Zweischraubendampfer. Jede Schraubenwelle wird durch eine Turbine von 1500 PSe.
angetrieben. Die Zahnradvorgelege sind einstufig, die Drehzahl der Turbinen beträgt
3750, die der Schrauben 350 Uml./min. Das Uebersetzungsverhältnis ist somit 10,7 :
1. Abb. 7 zeigt die Maschinenanlage für ein
Einschraubenschiff mit 700 PSe. Es sind 2 Turbinen vorhanden, die je die halbe
Leistung entwickeln und auf ein gemeinsames zweistufiges Zahnradvorgelege arbeiten.
Die Turbinen laufen mit 6000 Uml./min., die Zwischenwellen mit 875 und die
gemeinsame Schraubenwelle mit 94 Uml./min. Das gesamte Uebersetzungsverhältnis des
Getriebes ist somit 64 : 1.
Textabbildung Bd. 339, S. 248
Abb. 6. Schiffszahnradvorgelege, einstufig. Grundriß.
Gehäuse-Unterteil; Bolzenkupplung;
Ritzel; Rad; Radwelle; Ritzellager; Radwellenlager; Drucklager.
Textabbildung Bd. 339, S. 248
Abb. 7. Schiffstriebturbine, Zweiturbinen-Anordnung für Einwellenschiff im
Prüffeld (geöffnet).
Die großen Vorteile des mittelbaren Antriebes können auch bei Oelmaschinen verwendet
werden, welche dann mit höherer Drehzahl als bisher laufen können. Abb. 8 stellt eine Anlage von 4
Vierzylinder-Oelmaschinen von je 550 PSe. und 200 Uml./min. dar, die ein gemeinsames
Zahnradvorgelege mit 90 Uml./min. antreiben. Weitere Anwendungsgebiete für
Zahnradvorgelege sind: Turbolokomotiven, Triebwagen, Walzenstraßen,
Bergwerks-Spinnerei- und Webereimaschinen, Papiermühlen usw.
Textabbildung Bd. 339, S. 248
Abb. 8. Triebölmaschine
Nächst der Genauigkeit der Verzahnung beeinflußt den ruhigen Gang eines Getriebes die
Lagerung der Verzahnungsteile. Diese wird im allgemeinen vollkommen unnachgiebig
ausgebildet, so daß die Wellen jederzeit parallel bleiben, die Verzahnung ihre
ursprüngliche richtige Form behält und das Getriebe dauernd zufriedenstellend
arbeitet. Demgegenüber kann nachgiebige Lagerung die Größe des Zahndruckes verändern
und zu Schwingungen Veranlassung geben, die bei Vorhandensein von Resonanz Störungen
verursachen. Ungenaue Herstellung der Verzahnung, Durchbiegung und Verdrehung der
Ritzelwellen, Wärmewirkung und ungenaue Einstellung beim Zusammenbau können die
ungleiche Druckverteilung auf den Zahnflanken noch vergrößern. Beweglich gelagerte
Ritzel oder nachgiebig ausgebildete Räder werden daher kaum noch verwendet. Die
Zähne der Ritzel werden im allgemeinen aus dem Vollen herausgeschnitten, auf die
Räder besondere nahtlos gewalzte Stahlkränze warm aufgezogen. Der Radkörper aus Gußeisen oder
Stahlguß wird auf die Welle aufgepreßt und meistens durch Schrumpfringe gesichert.
Radiale Versteifungsrippen gehen nicht bis an den äußeren Kranz, damit sie die
Zahnkränze nicht unrund machen. Die Kränze von größeren Rädern sind an mehreren
Stellen geschlitzt, um Gußspannungen zu vermeiden, die ein Verziehen der Räder im
Betriebe verursachen. Für die Verzahnung kommt hauptsächlich Elektrostahl,
Kohlenstoffstahl, Stahl mit geringem Nickelgehalt und Chromnickelstahl in Frage.
Dementsprechend kommt für Ritzel Sonderstahl bzw. Chromnickelstahl mit 70 bzw. 85
kg/mm2 Bruchfestigkeit, 45 bzw. 50 kg/mm2 Streckgrenze und 18,5 bzw. 15,5 v. H. Dehnung
und für die Radverzahnung von 52–70 kg/mm2
Bruchfestigkeit, 32–35 kg/mm2 Streckgrenze und
24,5 bis 22,5 v. H. Dehnung in Frage.
Textabbildung Bd. 339, S. 249
Abb. 9. Mittlerer Zahndruck in Abhängigkeit vom Durchmesser des
Ritzels.
Der Wirkungsgrad von neuzeitlichen Zahnradvorgelegen ist sehr hoch. Die
Reibungsverluste einschließlich der Lagerverluste können bei einstufigen Getrieben
auf 1–2 v. H., bei zweistufigen auf 3–4 v. H. der zu übertragenden Leistung
verkleinert werden. Die zulässige Umfangsgeschwindigkeit von Zahnradvorgelegen ist
durch die Genauigkeit der Verzahnung begrenzt. Geschwindigkeiten von 60 m/sek. und
darüber sind zulässig. Die Lebensdauer der Getriebe hängt von dem Flüssigkeitsdruck
des Schmiermittels zwischen den Zahnflanken ab. Ist der Flüssigkeitsdruck so groß,
daß der ganze Zahndruck durch die Schmierschicht übertragen wird, so kann keine
Abnutzung eintreten. Es kommt hier fast ausschließlich die Evolventen-Verzahnung in
Betracht, da sie den Vorteil einfacher und genauer Herstellung besitzt und für die
Herstellung beliebiger Zähnezahlen nur ein Werkzeug erforderlich ist. Außerdem ist
die Evolventenverzahnung gegen Unterschiede der Achsenentfernung unempfindlich. Die
Stirnradverzahnung kann niemals vollkommen geräuschlos arbeiten, da die Anzahl der
gleichzeitig in Eingriff befindlichen Zähne ständig wechselt, und die Belastung der
Zähne bei Beginn des Eingriffes sofort mit der vollen Stärke auf der ganzen Breite
des Zahnes auftrifft, ebenso wie die Entlastung der Zähne am Ende des Eingriffes
ganz plötzlich und ohne Uebergang erfolgt. Aus diesen plötzlichen
Belastungsschwankungen ergeben sich plötzlich auftretende, geringe elastische
Formänderungen der Zähne, die Massenschwingungen von gewisser Größe erzeugen. Diese
übertragen sich auf die Luft und es entstehen Tonschwingungen. Bei Pfeilverzahnungen
dagegen kommen stets mehrere Zähne gleichzeitig in Eingriff, so daß hier ein
geräuschloser Gang erreicht wird. Zwischen den Zahnflanken muß für die
Wärmedehnung im Betrieb und für das Schmieröl genügendes Spiel vorhanden sein. In
Abb. 9 sind für mittlere Verhältnisse die
zulässigen Grenzen der Zahndrücke bezogen auf 1 cm Verzahnungsbreite in Abhängigkeit
vom Ritzeldurchmesserr aufgetragen. Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der
Bestimmung der Abmessungen ist das Verhältnis der Breite der Verzahnung zum
Ritzeldurchmesser. Dieses Verhältnis sollte, um zu große Durchbiegungen zu
vermeiden, möglichst 2 : 1 nicht überschreiten. Die Herstellung der Verzahnung
erfolgt fast stets nach dem Abwälzverfahren, entweder durch Fräsen oder Hobeln. Beim
Fräsbetrieb ist die Verwendung von Vor- und Fertigfräsen allgemein üblich. Der
Unterschied der einzelnen Zahnteilungen soll nicht über 5 Sekunden betragen. Dies
entspricht bei einem Raddurchmesser von 1000 mm ungefähr 1/10 m/m. Die
Genauigkeit der Verzahnung ist mit empfindlichen Meßvorrichtungen zu überprüfen.
Eine solche zeigt Abb. 10. Sie besteht aus zwei
festen Anschlägen, die beim Messen den Grund der Zahnlücken berühren, ferner aus
einem Anschlag, der auf den Teilkreis der Verzahnung eingestellt wird, und aus dem
drehbaren Meßhebel, dessen Lage an der eingeschalteten Meßuhr abgelesen werden
kann.
Textabbildung Bd. 339, S. 249
Abb. 10. Vorrichtung zum Ueberprüfen der Genauigkeit von Verzahnungen.
Textabbildung Bd. 339, S. 249
Abb. 11. Zusammenhang zwischen Teilungsfehler und Tonhöhe des Geräusches von
Zahnradgetrieben.
Aus Abb. 11 ist der durch
Versuche an einem Getrieberade festgestellte Zusammenhang zwischen Teilungsfehlern
und der Tonhöhe des Geräusches ersichtlich. Nachdem der Fehler an der
Bearbeitungsmaschine behoben war, traten auf den später hergestellten Zahnrädern keine
Lichtstreifen und keine störenden Geräusche mehr auf.
Beim Entwurf von Zahnradvorgelegen ist darauf zu achten, daß die
Eigenschwingungszahlen der Anlage nicht in die Nähe der Betriebsdrehzahlen fallen.
Auch mit der Frequenz der Fundamente darf kein Synchronismus vorhanden sein. Zur
Verbindung der Turbinenwellen mit den schnellaufenden Ritzeln der Vorgelege dienen
bewegliche Kupplungen. Diese werden häufig nach Abb.
12 als Doppelzahnkupplungen ausgeführt. Sie bewirken, daß Verschiebungen
der Antriebswelle nicht auf das Getriebe übertragen werden und beide sich frei und
unabhängig voneinander einstellen können.
Textabbildung Bd. 339, S. 250
Abb. 12. Doppelverzahnungskupplung.
Turbinenläufer; Ritzel;
Wellenmutter; Kupplungsflansch; Kupplungsring; Spurscheibe; Einstellscheibe;
Schraubenfeder mit Büchse.
Die Oelversorgung ist für die Getriebeanlage von besonderer Bedeutung. Die
Oelversorgung soll für; Maschine und Getriebe gemeinsam sein. Dem Erfordernis
niedriger Zähflüssigkeit für die Lager und hoher Zähflüssigkeit für die
Verzahnung wird in hinreichendem Maße durch Verwendung von Oel mit sogenannter
„steiler Zähigkeitskennlinie“ entsprochen. Das Oel erwärmt sich im Lager
und erhält dadurch eine geringere Zähflüssigkeit, während es sich in der Verzahnung
nur wenig erwärmt und zähflüssig bleibt. Am besten eignet sich hier Oel mit einer
Zähflüssigkeit von 6° E bei 50° C. Abb. 13 stellt den
Zusammenhang von Zähflüssigkeit und Wärmegrad eines solchen Oeles dar.
Textabbildung Bd. 339, S. 250
Abb. 13. Zähflüssigkeit des Schmieröles für Schiffstriebturbinen
Das Oel wird in die ineinandergreifenden Zähne im allgemeinen
durch Düsen eingespritzt. Die mittlere Temperatur des zu- bzw. abfließenden Oeles
beträgt 35 bzw. 60° C.
W.