Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Sander |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 7 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Verkehrseinrichtungen in Weltausstellungen. Die
einfachste und anpassungsfähigste Verkehrseinrichtung in großen Ausstellungen ist
ein dreirädriger Fahrstuhl, der von einem Angestellten nach den Wünschen des
Fahrgastes entweder von Hand oder elektrisch fortbewegt wird. Eine andere
Verkehrseinrichtung war schon in der Pariser Weltausstellung von 1900 zu sehen, ein
sog. „Trottoir-roulant“, das als Massenbeförderungsmittelangesprochen
werden kann. Es bestand aus drei nebeneinander angeordneten Brücken, die rund um die
Ausstellung herum angeordnet waren Die innerste dieser 3 Brücken stand fest und die
beiden anderen waren in gleichmäßiger Bewegung. Die zweite, einige Zentimeter höher
gelegte Brücke hatte eine Fahrgeschwindigkeit von etwa 4 km/Std., lief also so
langsam, daß man von der festen Plattform ohne Gefahr auf sie übergehen konnte. Von der zweiten
zur dritten mit 8 km/Std. laufenden Plattform konnte man ohne Zuhilfenahme von
Haltestangen übergehen. Der Geschwindigkeitsunterschied war selbst für alte
empfindliche Personen ohne Schwierigkeiten und ohne Stoßempfindung erträglich. Man
konnte demnach in wenigen Sekunden von der feststehenden Plattform auf die mit 8
km/Std. fahrende Brücke gelangen und ebenso wieder das „Trottoir roulant“
verlassen. Sitzplätze waren nicht vorhanden, ebenso fehlte jedes Schutzdach gegen
Witterungseinflüsse. Die beiden endlosen und bewegten Plattformen bestanden aus
langen zweiachsigen Wagen, die durch kürzere Brückenteile ohne Räder gelenkig
verbunden waren. Der Bodenbelag der langen Wagen war an den Enden halbkreisförmig
abgerundet und griff in entsprechende Ausrundungen der kürzeren Plattformteile ein.
Die Abrundungen an den kurzen und den längeren Wagen waren so ausgeführt, daß gute
Kurvengängigkeit gesichert war. Die schmalspurigen Gleise waren durch die darüber
rollenden Wagenzüge bezw. Brückenteile abgedeckt. Ueber den Mittellinien der beiden
Fahrgleise waren an den Wagenuntergestellen Schienen befestigt, gegen welche von
unten Reibräder angriffen und hierdurch den endlosen Wagenzug antrieben. Je zwei
nebeneinanderliegende Reibräder wurden von einem Elektromotor angetrieben und waren
auf einer gemeinsamen Achse so angeordnet, daß sie gegen die Treibschiene der
Wagenteile gepreßt wurden. Solcher Antriebsstellen mit 5pferd. Elektromotoren waren
27 unter dem etwa 12 km langen „Trottoir roulant“ verteilt. Die ganze Anlage
war auf kräftigen Gerüsten so hoch aufgebaut, daß sie nur über Treppen, die
gleichzeitig als Zahlstellen ausgebildet waren, erreicht werden konnten. Bei einer
Rundfahrt konnte man sowohl den inneren Ausstellungspark wie auch die benachbarten
Straßenzüge außerhalb der Ausstellung sehen.
Eine andere Ausstellungsbahn war auf der großen Reichsausstellung im Jahre 1924 im
Wembleypark bei London zu sehen. Für Besucher, die erst einen Ueberblick über die
Ausstellung gewinnen wollten, ohne in Versuchung zu geraten, das insgesamt 26 km
lange Straßennetz durchwandern zu müssen, gab es zwölfplätzige Motorwägelchen
sogenannte „Raildocks“. Sie führten mit geringer Geschwindigkeit die Besucher
in den durch Pfahlreihen von den Straßen abgetrennten Wegen herum. Die niedrigen
Wagen waren auf vier kleinen, mit Gummireifen versehenen und elektrisch
angetriebenen Rädchen gelagert. Eine Akkumulatorenbatterie, für normal
45-Volt-Spannung war unter dem Wagenboden untergebracht. Der Lenker, der
gleichzeitig als Erklärer diente, hatte seinen Sitz vorn am Wagen. Er steuerte
diesen rechtshändig mit einem Kurbelrad, während er links den Fahrschalter bediente.
Mit den Füßen konnte er Bremse und Glockenpedale betätigen. Die Wagen, von denen 150
Stück vorhanden waren, hatten je nach Belastung, Wege- und Steigungsverhältnissen
eine Fahrgeschwindigkeit von etwa 12 Kilometern in der Stunde. Eine ausgedehnte
Garage diente als Ladestation und Wagenschuppen. Ein ähnlicher Plattformwagen hat
für den Gütertransport zum und durch die Ausstellungspavillons gute Dienste
geleistet.
Neben diesem Verkehrsmittel gab es ein Mittelding zwischen Straßenfahrzeug und
Schienenbahn. Es war für Massenbeförderung bestimmt und wurde „Roadrail“
genannt. Die „Roadrail“ hat den mit „Südafrika“ bezeichneten Teil der
Ausstellung mit einem anderen, der „Westindien“ genannt wurde, verbunden. Die
vierachsigenWagen, die meist zu dreien zu einem Zuge vereinigt waren, konnten
24 Personen fassen und liefen auf einem in der Straßendecke verlegten Gleis von 60
cm Spurweite. Als Zugorgan diente ein sog. „Railway-Traktor“, der bei einer
Spurweite von 1 m von einer Kolbendampfmaschine oder einem Benzinmotor angetrieben
wurde.
Das bemerkenswerteste aller Fahrzeuge stellte die „Never-Stop-Railway“ dar.
Wie der Name sagt, hielten ihre Wagen nie an, so lange die Bahn im Betrieb war. Es
waren viereckige, nur auf einer Seite offene Kasten, die etwa 20 Sitzplätze
enthielten. Diese Wagen liefen nicht auf gewöhnlichen Eisenschienen, sondern auf
zwei Betonbändern. Um ein Abgleiten der Wagen von diesen flachen „Schienen“
zu verhindern, waren außer den vier Laufrädern acht seitliche Führungsräder
vorgesehen. Diese waren so gelagert, daß sie die senkrechten Innenseiten der
Betonbänder als Laufflächen benutzen konnten. Zwischen diesen Betonbändern war längs
der ganzen Bahn ein Trog angeordnet, in dem ein ortfester Antriebmechanismus
untergebracht war. Dieser bestand aus horizontal gelagerten Walzen, die als
fortlaufende Schrauben ausgebildet waren, in deren Vertiefungen die Führungszapfen
der Wagen eingriffen. Dieses Schraubenwalzensystem wurde durch zwölf auf der Strecke
verteilte Elektromotoren angetrieben, wenn die Bahn im Betriebe war. Die Steigung
der Schraube war in den Bahneinsteigstellen geringer und nahm gegen die Strecke hin
allmählich zu. Dadurch wurde erreicht, daß die Wagen langsam vor den Stationen
vorbei und dann leicht beschleunigt auf der Strecke weiterfahren konnten. Die
Strecke war doppelgleisig und an jedem Ende mit einer Schleife von nur etwa 3 bis 4
Meter mittlerem Radius versehen. Ein langer, zweiarmiger, um eine vertikale Achse
drehbarer Gabelhebel führte in 15 Sekunden einen Wagen von einem Gleisstrang in den
anderen hinein. Die auf der Strecke im Betrieb stehenden 85 Wagen hatten bei
normalem Betrieb einen unveränderlichen Zeitabstand von 15 Sekunden. Die
gegenseitige Entfernung zweier sich folgender Wagen veränderte sich jedoch um etwa 5
Meter in den Stationen auf etwa 25 Meter auf der Strecke, die mit einer
Geschwindigkeit von etwa 10 km/Std. befahren worden ist. Die Bahn sollte imstande
sein, in einer Stunde etwa 10 000 Fahrgäste von einem Endpunkt der Ausstellung zum
anderen zu befördern.
Zwischen dem Nordeingang der Ausstellung und der Adamsbrücke im Südosten, wo die
Umkehrpunkte angelegt waren, hatte man drei Zwischenstationen angelegt. Wie den
Berichten der Tageszeitungen zu entnehmen war, hatten die Wagen einen sehr unruhigen
Gang. (Der „Never-Stop-Antriebs“-Gedanke ist scheinbar aus den
Transportschnecken für Schüttgüter abgeleitet worden.)
Winkler.
Der Nickelstahl. Die Erfindung des Nickelstahles etwa im
Jahre 1890 ist eine hervorragende Errungenschaft der Legierungstechnik. Der Zusatz
von Nickel zum Kohlenstoffstahl gibt demselben verschiedene neue und bemerkenswerte
Eigenschaften. Dadurch wird für zahlreiche starkbeanspruchte Konstruktionsteile ein
geeigneter Werkstoff erhalten. Gewöhnlich wird dem flüssigen Stahl Nickel in der
gewünschten Menge beigesetzt, um so einen Nickelstahl von 2, 3, 4, bis 28 v.H.
Nickelgehalt zu erzielen. Nickelstahl mit 0,05–0,15 v.H. Kohlenstoff und 1–2 oder
3–4 v.H. Nickel wird zur Herstellung von nahtlosen Rohren, Blechen, im Einsatz
gehärteten Maschinenteilen, Zahnrädern usw. verwendet. Nickelstahl von 0,20–0,45
v.H. Kohlenstoff und
3–4 v.H. Nickel dient als Kanonenstahl, ebenso zur Herstellung von Wellen, Achsen,
Zapfen usw. Dieser Werkstoff wird in den letzten Jahren auch als Brückenbaustoff
verwendet. Mit 0,3–0,5 v.H. Kohlenstoff und 25–28 v.H. Nickel erhält man einen
naturharten, unmagnetischen und rostfesten Nickelstahl, der bei stark beanspruchten
Explosionsmotoren, wie Luftschiffmotoren, als Werkstoff für die Ventile angewandt
wird.
Die Metalle der Eisengruppe zeigen den sogenannten Ferromagnetismus. Werden solche
Metalle mit andern legiert, so wird die magnetische Kraft immer geringer und
verschwindet schließlich ganz. Nickelstahl von 35,5 v.H. Nickel und 64,5 v.H. Eisen
ist vollständig unmagnetisch und findet deshalb Verwendung zu Chronometern, zu
Gehäusen von Schiffskompassen usw.
Nickel löst sich im flüssigen Eisen und auch im festen Zustande vollkommen. Beim
Erstarren wird der Kohlenstoff vom Nickel in Form von Graphit abgestoßen, da beide
im festen Zustande nicht ineinander löslich sind. Chemische Verbindungen zwischen
Nickel und Kohlenstoff sind nicht möglich, deshalb ist im Nickelstahl nur reines
Eisenkarbid enthalten. Nach den Versuchen von Guillet ist je nach dem Nickel- und
Kohlenstoffgehalt das Nickel entweder im Ferrit gelöst, oder befindet sich in fester
Lösung und bildet Mischkristalle (Martensit und Austenit).
Mit dem wachsenden Nickelgehalt nimmt das spezifische Gewicht im allgemeinen zu. Bei
geringem und bei hohem Nickelgehalt nimmt es besonders stark zu und schwankt
zwischen 7,7 und 8,2. Ebenso nimmt der Dehnungskoeffizient des Nickelstahles zu mit
der Zunahme des Nickelgehaltes. Die Warm- und Kaltbildsamkeit, sowie die
Schweißbarkeit werden durch einen Nickelzusatz nicht beeinflußt. Durch Vergüten
werden die Nickelstähle mehr beeinflußt als die Kohlenstoffstähle. Zur Herstellung
von Nickelstahl mußte in Deutschland die Einfuhr des Reinnickels stark gesteigert
werden. Nickelstahl ist besonders in der Kriegsindustrie unentbehrlich geworden, da
sowohl Geschütze als auch Panzerplatten daraus hergestellt wurden. Zahl reiche
Konstruktionsteile für Flugzeuge, Luftschiffe und Automobilteile werden aus
Nickelstahl hergestellt. Der Krieg als größter Verbraucher und rücksichtsloser
Zerstörer erzeugte bei uns bald einen sehr großen Mangel an Nickelstahl, da auch
hier für größere Nickelvorräte nicht vorgesorgt war, und die Erzeugung von Nickel in
Deutschland sehr gering ist. Da beim wiederholten Umschmelzen von Nickelstahl die
Menge des Nickels und seine metallurgischen Eigenschaften sich nicht ändern, so
erhält man auch bei wiederholtem Umschmelzen Nickelstahl mit demselben Nickelgehalt.
Es ist nur notwendig, den Nickelstahlschrot vorher genau zu analysieren. Am besten
eignen sich naturgemäß zum Einschmelzen Nickelstahlpanzerplatten, weil es sich hier
um große Mengen handelte, deren Nickelgehalt leicht festgestellt werden konnte.
Während des Krieges wurden deshalb große Mengen von Panzerplatten von älteren
Kriegsschiffen, ebenso die erbeuteten Panzertürme usw. sofort analysiert und
zerschnitten, so daß der Bedarf der Stahlwerke entsprechend gedeckt werden konnte.
Durch das Versailler Diktat sind alle im Bau begriffenen deutschen Kriegsschiffe zu
zerstören, so daß große Mengen von Nickelstahl vorrätig sind. Auf diese Weise wird
erreicht, die Einfuhr von Reinnickel zu vermindern. Besondere Schwierigkeiten
entstehen aber beim Zerlegen der Panzerplatten. Sie müssen mit besonders gebauten
Apparaten mittels Sauerstoffgebläse zerschnitten werden.
W.
Amerikanische Methoden zur Koksprüfung. Hierüber
machten Perrott und Fieldner vor der American Society for Testing Materials nähere
Mitteilungen. Die Prüfung des Kokses erstreckt sich auf folgende Untersuchungen: 1.
Prozentgehalt an den verschiedenen Stückgrößen durch Absieben, 2. vollständige
chemische Untersuchung (einschl. Aschenanalyse), 3. Bestimmung des scheinbaren und
des wirklichen spez. Gewichtes, der Porosität und des Gewichtes von 1 cbm Koks, wie
er in den Ofen kommt, 4. Fallprobe zur Ermittlung der Festigkeit, 5. Bestimmung der
Widerstandsfähigkeit des Kokses gegenüber Kohlendioxyd.
Die Anforderungen, die in Amerika an Hochofenkoks gestellt werden, sind folgende:
Aschengehalt höchstens 13 v.H., Schwefelgehalt unter 1,25 v.H., wirkliches spez.
Gewicht über 1,8, Porosität weniger als 55 v. H., Fallprobe über 40 v. H.
Die Fallprobe wird in Amerika nach folgender Vorschrift ausgeführt: 20-25 kg Koks
werden viermal aus einer Höhe von 1,80 m auf eine Stahlplatte fallen gelassen und.
dann auf einem 2-Zoll-Sieb abgesiebt. Der auf dem Sieb zurückbleibende Koks stellt
im Verhältnis zur angewandten Gesamtmenge das Ergebnis der Fallprüfung dar. Koks,
der diese Bedingungen nicht erfüllt, gilt als unbrauchbar. (Stahl und Eisen 1924, S.
102.)
Sander.
Schwedens Brennstoffbedarf. In einem Aufsatz über
„Schwedische Wärmewirtschaft“ macht H. A. Lundberg interessante Angaben
über Schwedens Brennstoffverbrauch und Kohleneinfuhr. Der weitaus größte Teil des
Brennstoffverbrauchs wird zur Deckung des Wärmebedarfs benötigt, wogegen die
Energiegewinnurig zum überwiegenden Teile mit Hilfe der reichen Wasserkräfte des
Randes erfolgt. Die Brennstoffversorgung Schwedens unter normalen Verhältnissen
ergibt sich aus folgender Zahlentafel, wobei sämtliche Brennstoffe auf Steinkohle
von 6300 WE Heizwert umgerechnet sind.
Eingeführte Brennstoffe:
Steinkohle, Anthrazit, Koks
5,75 Mill. t
Flüssige Brennstoffe
0,07 Mill. t
Leuchtgas (aus eingeführten Kohlen
hergestellt)
0,12 Mill. t
––––––––––
Gesamteinfuhr
5,94 Mill. t
Einheimische Brennstoffe:
Steinkohle
0,41 Mill. t
Torf
0,10 Mill. t
Holzkohle
0,74 Mill. t
Brennholz
5,15 Mill. t
–––––––––
Einheimische zusammen
6,40 Mill. t
–––––––––––––––––––
Gesamter Brennstoffverbrauch
12,34 Mill. t
Wie man hieraus ersieht, wird nur wenig mehr als die Hälfte des gesamten
Brennstoffverbrauchs im eigenen Lande gewonnen und das Holz spielt hierbei eine
überragende Rolle. Betrachtet man die Verteilung des Brennstoffverbrauchs auf die
einzelnen Verbrauchergruppen, so ergibt sich, daß der Hausbrand mit 4,97 Mill. t an
der Spitze steht. Nahezu ebenso hoch ist der Bedarf der Industrie, die 4,84 Mill. t
verbraucht, während auf die Eisenbahnen nur 1,30 und auf die Schiffahrt die
restlichen 1,23 Mill. t entfallen. Unter den industriellen Verbrauchern steht die
Eisenindustrie einschl. Maschinenfabriken und Gießereien mit 1,5 Mill. t an der
Spitze, an zweiter Stelle folgt mit fast 1 Mill. t die Zellstoff- und
Papierindustrie, die den größten Dampfverbrauch aufweist. (Ztschr. V. Dt. Ing. 1924,
S.341.)
Sander.