Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 104 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Der Umbau von Generatoren zwecks Urteergewinnung. Die
Gewinnung eines hochwertigen Urteers setzt voraus, daß die Entgasung der Kohle
gleichmäßig und schonend durchgeführt wird und daß man die gebildeten Dämpfe
möglichst schnell zur Teergewinnungsanlage führt, um nachträgliche Zersetzungen zu
verhüten. Diese Bedingungen lassen sich im Gaserzeuger bei geeigneter Betriebsweise
erfüllen, denn der Schwelvorgang ist bei jedem Generator vorhanden. Allerdings geht
er infolge der hohen Betriebtemperaturen außerordentlich rasch vor sich und die
Anwärmung der Kohle bis in die Kernsubstanz dauert meist zu lange, so daß die
austretenden Teerdämpfe stets wieder in heißere Zonen gelangen und hierbei
Zersetzungen unterliegen. Der gegebene Weg für die Durchführung der Verschwelung war
daher, wie A. Finkemeyer näher ausführt, die Anwendung
der Innenheizung, wobei die heißen Generatorgase unter Beschränkung bzw. Regelung
der Temperatur durch den Schwelraum, der zweckmäßigerweise von dem eigentlichen
Vergasungraum abgetrennt wird, hindurchgeleitet werden. Die Heißgasmenge, die durch
den Schwelraum hindurchgeleitet werden muß, hängt in erster Linie von dem
Wassergehalt des zu vergasenden Brennstoffs ab. Steinkohle mit niedrigem
Feuchtigkeitgehalt erfordert für die Schwelung etwa ein Viertel der Heißgasmenge,
Kohlen mit höherem Wassergehalt erfordern etwa ein Drittel der Heißgasmenge, während
bei einer Kohle mit mehr als 30 bis 35 v. H. Feuchtigkeitgehalt das gesamte
Generatorgas durch den aufgegebenen Brennstoff hindurchgesaugt werden muß. Somit ist
eine Abänderung der Generatorbauart nur erforderlich, wenn man Steinkohle oder
Braunkohlenbrikettsvergast und hierbei den Teer gewinnen will, nicht aber bei
Rohbraunkohle oder Torf.
Der Vorgang im Generator ist etwa folgender: Der entschwelte Brennstoff (Halbkoks)
gelangt in die Vergasungszone und liefert hier ein Gas von 1150–1200 WE, das mit
einer Temperatur von etwa 700° zur Verfügung steht. Ein bestimmter Anteil dieses
heißen Gases wird durch den Schwelraum hindurchgeleitet, wobei es seine fühlbare
Wärme an den frisch aufgegebenen Brennstoff abgibt und sich mit Teerdämpfen und
Schwelgas anreichert. Dieses mit etwa 150° den Schwelraum verlassende
Dampf-Gasgemisch wird auf möglichst kurzem Wege der Gasreinigung zugeführt, in der
der Teer abgeschieden wird. Das etwa 700° heiße Gas streicht also im Gegenstrom
durch die aufgegebene Kohle hindurch und führt ohne Unterbrechung die Verschwelung
durch, so daß die entschwelte Kohle mit etwa 500° in die Vergasungzone des
Generators gelangt.
Zur Umstellung eines normalen Generators auf Urteergewinnung bestehen nun
verschiedene Möglichkeiten, und zwar entweder der Aufbau eines Schwelschachtes oder
der Einbau einer Schwelretorte. Die erste Ausführung wird bei bestehenden
Generatoranlagen wohl selten in Frage kommen, da in diesem Falle eine zweite
Bedienungbühne angebracht und demgemäß eine kostspielige Höherlegung der vorhandenen
Bunker vorgenommen werden muß. Ferner wird durch die zwei Bühnen der Betrieb
erschwert, infolge schwierigerer Regelung des Durchsatzes geht die Leistung des
Generators zurück und ganz besonders läßt sich hierbei der Schwelvorgang nicht
unabhängig von dem Vergasungvorgang regeln, da stets eine ununterbrochene Kohlensäule in dem
Aufbau enthalten ist. Diese Nachteile vermeidet die zweite Ausführungsform, bei der
eine Schwelretorte in den Oberteil des Generators hineingehängt wird. Für die
Verarbeitung von grobkörniger Kohle, Briketts usw. kommt noch eine Rührvorrichtung
und eine Wärmeschutzplatte hinzu, wodurch es möglich ist, die Abmessungen der Glocke
ziemlich klein zu wählen und die Schwelung abzukürzen. Das Rührwerk besorgt nämlich
ein dauerndes Umwenden der Kohle während des Schwelvorganges und bewirkt so eine
Erhöhung der Urteerausbeute. Ferner läßt sich durch Aenderung der
Drehgeschwindigkeit des Rührwerks der Durchsatz in der Schwelglocke regeln. Es ist
einleuchtend, daß die Durchsatzleistung eines Generators mit Schwelglocke größer ist
als die eines gewöhnlichen Generators von gleicher Größe, weil für die
Vergasungleistung der Schachtflächen hier ja nicht die Rohkohle, sondern die
geringere Halbkoksmenge in Betracht kommt. Somit bietet die Schwelglocke, obwohl ihr
Einbau sich teurer stellt, erhebliche Vorteile im Betrieb, abgesehen davon, daß
hierbei keine Aenderung der Bedienungbühne, der Aufschüttvorrichtung sowie der
Bunker erforderlich ist.
Die Abscheidung des Teers aus dem Schwelgas erfolgt zweckmäßig in nächster Nähe der
Generatoren. Das mit etwa 150 bis 200° aus dem Generator austretende Gas wird am
vorteilhaftesten in einem Röhrenkühler auf 5 bis 10° oberhalb des Taupunktes des
Gases heruntergekühlt, hierauf wird in einem Gaswascher (Desintegrator) der Teer
ausgeschieden und schließlich das Gas durch Berieselung in einem weiteren Kühler
fertig gekühlt. Das kalte Reingas kann entweder unmittelbar zur Verbrauchstelle
geleitet oder dem heißen Generatorgas zugesetzt werden.
Die Vorteile der Urteergewinnung in Generatoren faßt Finkemeyer wie folgt zusammen: 1. größtmögliche Ausbeute an hochwertigem
Teer, 2. zweckmäßigste Ausnutzung des Brennstoffs, 3. kleine Abmessungen der
Schwelglocken und Apparate zur Gasreinigung, da nur ein Teil des Gesamtgases zu
reinigen ist, 4. geringer Kraftverbrauch der Gasreinigung, da der Gaswäscher nur 3
PS für je 1000 cbm Gas benötigt, 5. geringer Kühlwasserverbrauch, das evt. als
Kesselspeisewasser verwendet werden kann, 6. die Bedienung der Gasreinigung kann, da
sie unmittelbar bei der Gaserzeugungsanlage sich befindet, von den
Generatorenwärtern mitbesorgt werden, 7. Teeranfall nur an einer Stelle, daher
Sauberkeit und Lohnersparnis, 8. Fortfall weiter Leitungen mit Absperrorganen, 9.
Reinigung der Gasleitungen nicht mehr nötig, daher Lohnersparnis. (Feuerungstechn.
11. Jahrg., S. 187 bis 189.)
Sander.
Pausglasverfahren. Bei Lichtbildervorträgen, Unterricht in
schematischen Zeichnungen, Abbildungen aus Büchern und Zeitschriften usw. bildet ein
Verfahren, wenn kein Episkop zur Verfügung steht, oder die Herstellung
photographischer Diapositive unmöglich ist, große Dienste, welches mit
verhältnismäßig wenigen Kosten Zeichnungen und Klischeeabzüge auf Glas anzufertigen
gestattet. Es ist das Pausglas, welches auf der Eigenschaft des belichteten
Chromatpapieres beruht, Tinte als Druckerschwärze anzunehmen und beim Uebertragen
auf Glas festzuhalten. Badet man farbloses gelatiniertes Papier oder hellfarbiges
Pigmentpapier in einer Kaliumbichromatlösung (100 g Wasser, 2 g Chromat), bis es
sich rückwärts zu krümmen beginnt, belichtet es dann bei Tageslicht (eine Minute
lang in voller Sonne), so kannman auf diesem Papier bei gedämpftem Tageslicht
oder elektrischer Beleuchtung Zeichnungen mit schwarzer oder bunter Tusche
herstellen und Klischees mit Druckerschwärze oder im Dreifarbendruck abziehen.
Sobald die Zeichnung oder der Klischeesdruck trocken ist, läßt sie sich auf Glas
übertragen. Dazu wird das Papier in kaltem Wasser gebadet und gleichzeitig das Glas
in Wasser gelegt, auf das die Zeichnung übertragen werden soll. Dieses Glas wird
vorher mit Gelatine überzogen und in einem Alaunbade (4 g Alaun, 100 g Wasser)
gehärtet, so daß auf ihm Tinte festhaftet, sich direkt zeichnen und malen läßt.
Sobald nun das bereits bedruckte Papier sich im Wasser nach rückwärts zu krümmen
beginnt, wird es auf das präparierte Glas gequetscht, alle Luftblasen werden
entfernt und Papier wie Glas ungefähr 10 Minuten zwischen Zeitungspapier gepreßt,
wobei das erstere oben liegen muß. Ist dies geschehen, bringt man beide in ein
Wasserbad von 40 Grad C. und zieht das Papier ab. Es haftet jetzt auf dem Glas die
Zeichnung oder der Abdruck des Klischees und zwar in der Gelatineschicht, von der
man alle nicht gehärtete Gelatine entfernt, bis die Abbildung klar erscheint. Nun
badet man das Glas kurz in kaltem Wasser und trocknet es darauf (s. S. 22 des 10.
Jahrg. des Jahrb. der Technik, Verlag Dieck & Co., Stuttgart 1924).
Das Papier hält sich mehrere Wochen, das Glas dagegen sehr lange Zeit. Fertigt man
sich das Papier selbst an, so belichte man es im Format 8 ½ : 8 ½ zugeschnitten
hinter einer Maske im Format 8 : 8, lasse also einen unbelichteten Rand von ½ cm, um
ein Einreißen der Schicht beim Uebertragen zu vermeiden. Man wähle farbiges
Pigmentpapier zur Erzielung von Mischfarbeneffekten, aber kein zu dunkles Papier, um
nicht das Hervortreten der Zeichnung usw. zu verhindern; mache bei
Farbenzusammenstellungen erst kleinere Proben, um keine Fehlbilder zu erzielen oder
durch einzelne farbige Pigmentpapiere etwa farbige Zeichnungen zu zerstören; farbige
Pigmentpapiere wähle man dann, wenn zu befürchten ist, daß die Druckfarben mit den
Pigmentfarben chemische Reaktionen eingehen könnten.
Das Papier zur „Blaupause“ ist ein lichtempfindliches Papier und enthält
Kaliumferrizyanid und zitronensaures Eisensalz. Dieses Papier legt man unter die
Zeichnung und setzt es im Kopierrahmen diffusem Tageslicht oder kräftiger
Glühlampenbestrahlung aus, bis es das gewünschte Blau erlangt hat. Das nicht
reduzierte Ferrizitrat wird dann in stark verdünnter Salzsäure aufgelöst und die
Kopie fixiert. Die „Blaupause“ ist billig, zeigt aber eine weiße Zeichnung
auf blauem Grunde; teurer sind die Weißpausen mit schwarzer Zeichnung auf weißem
Grunde. Hier enthält das Papier Kaliumdichromat mit Gummi arabicum, welches nach der
Belichtung unlöslich wird. Die löslichen Partien werden ausgewaschen und das Papier
dann eingeschwärzt. Leider leiden die so entstandenen Pausen an Unscharfe. (S. S.
100 der Experimentalchemie von W. Mittasch, Verlag G. Baedeker, Essen.)
Dr. Bl.
Ueber die Hydrierung der Kohle berichtete auf der letzten
Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker Dr. Fr. Bergius, nachdem er bereits auf einer früheren Hauptversammlung über die
analogen Versuche zur Hydrierung von schweren Teerölen und Erdölrückständen nähere
Mitteilungen gemacht hatte. Diese Arbeiten reichen bis zum Jahre 1913 zurück, in
welchem der Arbeitsweg grundsätzlich durch eine Patentanmeldung von Bergius und Billwiller
(D.R.P. 301231)
festgelegt wurde. Seitdem sind die chemischen und technischen Grundlagen des
Verfahrens eingehend studiert und es ist eine Apparatur für den Großbetrieb
geschaffen worden, die ein gefahrloses Arbeiten gewährleistet. Die für die
Hydrierung von Oelen ausgearbeiteten Methoden finden auch bei der Hydrierung von
fester Kohle Anwendung, neu war hierbei nur die Aufgabe, die zerkleinerte Kohle
kontinuierlich in den unter hohem Druck stehenden Hydrierapparat einzufüllen. Zu
diesem Zweck wird die Kohle fein gemahlen, jedoch nicht so fein, wie dies für die
Staubfeuerung notwendig ist, und sodann mit schwerem Teeröl, das aus derselben Kohle
gewonnen ist, vermengt, wodurch ein dicker Brei erhalten wird, der durch eine Pumpe
in den Hochdruckapparat gefördert werden kann.
Die Hydrierung der Kohle erfolgt durch Zufuhr von Wasserstoff bei 120–130 at und bei
einer Temperatur von etwa 460° in kontinuierlichem Betriebe. Die Reaktion verläuft
auffallend schnell, denn es sind nur etwa 10 Minuten zur Absorption des zugeführten
Wasserstoffs notwendig. Zur Hydrierung sind 3,5–4 Gewichtprozente Wasserstoff,
bezogen auf die angewandte Kohlenmenge, erforderlich. Der Wasserstoff braucht nicht
besonders rein zu sein, da ohne Katalysator gearbeitet wird; Koksofengas mit 60–70
v. H. Wasserstoff ist daher vollkommen ausreichend. Das bei der Hydrierung der Kohle
entstehende Gas hat infolge seines Methangehaltes einen etwas höheren Heizwert als
der verbrauchte Wasserstoff; das abziehende Gas kann daher ohne weiteres zu
Heizzwecken Verwendung finden. Die Leistung eines kontinuierlich arbeitenden
Hydrierapparates beträgt etwa 800 kg auf 1 cbm Gefäß räum in der Stunde; der in der
Versuchsanlage in Mannheim-Rheinau aufgestellte Apparat setzt im Tage 300–500 kg
Kohle durch. Außer sehr wasserstoffarmen anthrazitartigen Kohlen können fast alle
Kohlensorten (auch Braunkohlen und Lignite) nach diesem Verfahren in Oele
umgewandelt werden, und zwar kann man ohne Schwierigkeit aus 2 kg Kohle rund 1 kg
Oele gewinnen, bei sehr jungen Kohlen beträgt die Oelausbeute sogar bis zu 1,4 kg.
Bei der Hydrierung einer oberschlesischen Flammkohle mit 28 v. H. flüchtigen
Bestandteilen, 6 v. H. Asche und 4 v. H. Wasser wurden z.B. aus 100 kg Kohle
folgende Erzeugnisse gewonnen:
55 kg Oele, davon 22 kg Neutralöle (bis 230° siedend), 17 kg
phenolhaltige Oele (über 230° siedend), 16 kg Pech; 15 kg Oase (vorwiegend Methan);
10 kg Wasser;
6 kg Asche;
15 kg wenig veränderte Kohle;
0,5 kg Ammoniak.
Die bis 230° siedenden Neutralöle sind als Motorenbetriebstoff verwendbar, die höher
siedenden Oele eignen sich als Treiböl für Dieselmaschinen, sie enthalten etwa 5
v.H. Phenole, und zwar in der Hauptsache Kresole, die nicht verharzen. Nachdem die
apparativen Schwierigkeiten, wie die kontinuierliche Einführung der Kohle und die
Austragung der Asche aus dem Hochdruckapparat, in befriedigender Weise gelöst sind,
ist man jetzt dazu übergegangen, große Apparate zu bauen, die bei 4 cbm Gefäßraum
täglich etwa 80 t Kohle durchzusetzen vermögen.
Sander.
Die Braunkohlenkraftwerke Mitteldeutschlands. Ueber die
Entwicklung der großen Ueberlandzentralen, die in den letzten 10 Jahren in
Mitteldeutschland und Sachsen entstanden sind, macht Jahncke in derZeitschrift „Braunkohle“ interessante
Mitteilungen. Anfang des Jahres 1914 bestanden in Deutschland 1600 öffentliche
Elektrizitätwerke mit zusammen rund 1,5 Mail. kW installierter Maschinenleistung.
Alle diese Werke lagen im Mittelpunkt ihres Versorgungsbezirkes; dies gilt auch für
die Wasserkraftwerke, die nur dort ausgebaut wurden, wo sich ein genügend großer
Versorgungsbezirk um sie herum entwickeln ließ. Erst durch die Uebertragung der
elektrischen Energie mittels 100000 Volt-Leitungen kam man dazu, elektrischen Strom
aus Braunkohle zu erzeugen und fernzuleiten. Hierdurch haben sich die Verhältnisse
in der Stromversorgung von Grund auf geändert. Das Rheinisch-westfälische
Industriegebiet z.B., dessen Stromerzeugung im Jahre 1914 fast ausschließlich aus
Steinkohle erfolgte, erhält heute etwa 40 v. H. seines Stromes aus dem rheinischen
Braunkohlenrevier. Noch stärker ist diese Verschiebung in der Provinz Brandenburg,
wo 1914 die öffentliche Stromversorgung ebenfalls ganz auf Steinkohle aufgebaut war,
während heute schon 50 v. H. des in der Stadt Berlin und in der Provinz Brandenburg
verbrauchten Stromes aus Braunkohle gewonnen werden. Die in sämtlichen öffentlichen
Elektrizitätwerken Deutschlands installierte Maschinenkraft ist von 1914 bis 1922
von 1,5 auf 3 Mill. kW gestiegen, sie hat sich also verdoppelt, wogegen die mit
dieser installierten Leistung erzeugte Energie im gleichen Zeitraum fast auf das
Dreieinhalbfache gestiegen ist. Die Ausnutzung der vorhandenen Werke ist also heute
ganz erheblich günstiger als im Jahre 1914. Wie sich die Stromerzeugung auf die
einzelnen Betriebsstoffe verteilt, zeigt folgende Zahlentafel:
Betriebsstoff
Installierte kW
in %
Mill. kWh
in %
1913
1922
1913
1922
1913
1922
1913
1922
SteinkohleBraunkohleOelWasserkraft
896305 379637 36907 131309
15849671071767 49129 272726
62,026,5 2,5 9,0
53,236,0 1,6 9
1415,9 514,2 47,2 260,9
3493,92978,7 61,3 699,8
63,323,9 2,111,6
48,341,2 0,8 9,7
Zusammen
1444158
2978589
100
100
2238,2
7233,7
100
100
Wie man hieraus ersieht, ist die Verwendung von Steinkohle von 63 auf 48 v. H.
gefallen, während die Verwendung von Braunkohle von 23 auf 41 v. H. gestiegen
ist.
Diese Verschiebung ist auf die Erkenntnis zurückzuführen, daß die Dampfkraftwerke
dort errichtet werden müssen, wo sie am billigsten erzeugen, d.h. in den
Braunkohlenrevieren. Fernleitungen über 100 km und mehr werden heute nach dem
Weitspannsystem gebaut, wobei die Mäste in Abständen von 200–250 m aufgestellt
werden. Dies bedingt große Leitungsquerschnitte und starke Mastkonstruktionen.
Zwecks wirtschaftlicher Ausnutzung dieser Uebertragungsanlagen ist man dazu
gekommen, die Grundbelastung aus Großkraftwerken mit hoher Benutzungdauer durch
Fernleitungen zu beziehen, die nur an zwei Dritteln des Tages auftretende
Spitzenbelastung dagegen aus den örtlichen Kraftwerken zu beziehen. Diese
Betriebweise bietet den Vorteil, daß keines der bestehenden Kraftwerke durch die
Neuanlage des Großkraftwerkes überflüssig wird und daß beide Werke gut ausgenutzt
werden. Hierauf ist die oben bereits erwähnte Verdreifachung der erzeugten
elektrischen Energie bei nur verdoppelter Kraftwerkleistung zurückzuführen.
Die Gründe, die für den Bau von Großkraftwerken auf der Braunkohle maßgebend waren,
lassen sich kurz wie folgt zusammenfassen: 1. Der Bau großer Kraftwerke wird, auf
die Einheit berechnet, billiger, als bei kleinen Werken. 2. Die Verkupplung neuer großer
Kraftwerke mit vielen bestehenden kleineren Werken bietet allen Beteiligten durch
bessere Ausnutzung der Anlagen Vorteile. 3. Ein Großkraftwerk mit großen Maschinen-
und Kesseleinheiten arbeitet wirtschaftlicher als kleinere Kraftwerke. 4. Die
Fernleitung des Stromes ist billiger als der Transport der Kohle, besonders wenn es
sich um geringwertige Kohle mit viel totem Gewicht handelt. 5. Die Schonung unserer
verringerten Steinkohlenvorräte ist notwendig. 6. Die Fernleitung des Stromes hat
eine Entlastung der Eisenbahnen zur Folge.
Auch bei den Wasserkraftwerken ist eine Kuppelung mit einem Dampfkraftwerk zweckmäßig
wegen der großen Schwankungen der Wasserführung je nach der Jahreszeit. In Bayern
hat sich die Errichtung des Walchenseewerkes noch nicht ausgewirkt, da es erst jetzt
in Betrieb gekommen ist, dagegen erzeugt Baden bereits etwa 75 v. H. der benötigten
elektrischen Energie aus Wasserkraft (Murgwerk u.a. kleine Werke).
Die erste 100 000 Volt-Leitung wurde bereits im Jahre 1912 von dem
Braunkohlenkraftwerk Lauchhammer aus nach Gröba-Riesa in Sachsen gelegt; sie hatte
eine Länge von 50 km. Das im Dezember 1915 in Betrieb genommene Kraftwerk
Zschornewitz, das von der anstoßenden Grube Golpa mit Kohle versorgt wird, hat nach
Aufstellung seiner zehnten Turbine nunmehr eine Gesamtleistung von 160000 kW. Es
verfeuert täglich etwa 7000 t Rohbraunkohle unter 64 Kesseln von je 500 qm
Heizfläche. Von hier aus sowie von den anderen Kraftwerken in Sachsen und in der
Lausitz ziehen bereits zahlreiche Fernleitungen nach Brandenburg, Braunschweig und
Mitteldeutschland. Ein Zusammenschluß der mitteldeutschen Kraftwerke mit den
süddeutschen Wasserkraftwerken ist in Vorbereitung. Nachdem bereits eine 100000
Volt-Leitung zwischen München und Stuttgart im Bau und eine ebensolche zwischen
Württemberg und Baden geplant ist, bedarf es nur noch einer Verbindung des
bayrischen Hochspannungnetzes mit dem mitteldeutschen Netz an der engsten Stelle bei
Hof. In dem mitteldeutschen Industriegebiete, das die Länder Sachsen, Thüringen,
Anhalt und Braunschweig sowie die preußischen Provinzen Brandenburg, Sachsen und
Hessen-Kassel umfaßt, bestehen bereits 98 Ueberlandzentralen, die zusammen über 800
Mill. kWst abgeben. Die wichtigsten Kraftwerke des Bezirkes Sachsen-Anhalt sind
Harbke, Nachterstedt, Groß-Kayna, Gröbers, Kulkwitz und Leopold (Bitterfeld). In
Thüringen ist eine Verbindung aller größeren Elektrizitätswerke durch eine
50000-Voltleitung geplant. Besonders günstig liegen die Verhältnisse in
Hessen-Kassel durch die Kombination von Wasserkraftwerken (Main, Edertalsperre) mit
dem Braunkohlenkraftwerk Borken.
Das 30000-Volt-Kabelnetz von Groß-Berlin ist in Moabit und Rummelsburg an die
100000-Voltleitungen von Mitteldeutschland angeschlossen, die etwa 75 v. H. des
gesamten in Groß-Berlin verbrauchten Stromes liefern, während der Rest in eigenen
Kraftwerken der Berliner Elektrizitätwerke erzeugt wird. Die drei Kraftwerke des
Reiches in Zschornewitz, Lauta und Trattendorf sowie das Kraftwerk Hirschfelde des
sächsischen Staates haben somit heute bereits eine außerordentliche Bedeutung für
die deutsche Elektrizitätwirtschaft erlangt. (Braunkohle 1924, S. 309–319.)
Sander.
Die Weltkohlenwirtschaft nach dem Kriege. Die
Steinkohlenförderung der Welt ist in dem Zeiträume von 1913 bis 1922 von 1216 auf
1053 Mill. t zurückgegangen,die Abnahme der Förderung beträgt also 163 Mill. t
= 13,4 v. H. Im Jahre 1921 hatte die Weltkohlenförderung mit 968 Mill. t ihren
tiefsten Stand während der letzten 10 Jahre erreicht. Von der Weltkohlenförderung
entfielen im Jahre 1913 auf Europa 606,3 Mill. t. = 49,85 v. H. und auf Amerika
532,4 Mill. t = 43,78 v. H. Infolge des Weltkrieges wurde die Förderung Europas von
der Amerikas überholt, im Jahre 1922 betrug indessen der Anteil Europas an der
Weltförderung mit 519,5 Mill. t wieder 49,35 v.H., während Amerika mit einer
Förderziffer von 433,7 Mill. t nur 41,2 v. H. der Weltförderung lieferte. Der Rest
von 9,45 v. H. entfällt auf Asien, Ozeanien und Afrika. Der Rückgang der
Kohlenförderung in den wichtigsten Ländern durch den Weltkrieg ist aus folgender
Zahlentafel deutlich zu ersehen;
1913
1919
1920
1921
1922
Vereinigte Staaten
Mill. tvH.1)vH.2)
517,1 42,5100,0
503,6 48,2 97,0
597,1 51,1115,0
459,0 47,5 89,0
417,6 39,7 81,0
Großbritannien
Mill. tvH.1)vH.2)
292,0 24,0100,0
233,4 22,4 80,0
233,3 20,0 80,0
165,9 17,1 57,0
255,9 24,3 87,0
Deutschland
Mill. tvH.1)vH.2)
172,33) 14,2100,0
107,7 10,3 63,0
131,3 11,2 76,0
136,2 14,1 79,0
130,04 12,4 75,0
Saar und Pfalz
Mill. tvH.1)vH.2)
13,9 1,1100,0
8,9 0,9 64,5
9,4 0,8 67,8
9,6 1,0 69,0
11,2 1,1 81,1
Lothringen
Mill tvH.1)vH.2)
4,0 0,3100,0
2,5 0,2 62,7
3,2 0,3 80,3
3,5 0,4 87,8
4,2 0,4100,3
Frankreich (ohne Lothringen)
Mill. tvH.1)vH.2)
40,1 3,3100,0
18,7 1,8 47,0
21,2 1,8 53,0
24,0 2,5 60,0
29,6 2,6 67,0
Belgien
Mill t.vH.1)vH.2)
22,9 1,9100,0
18,5 1,8 80,0
22,4 1,9 98,0
21,8 2,2 95,0
21,3 2,0 93,0
Zu obigen Zahlen ist noch zu bemerken, daß der starke Rückgang der Kohlenförderung
Englands im Jahre 1921 und Amerikas im Jahre 1922 auf längere Bergarbeiterstreiks
zurückzuführen ist.
Während die Steinkohlenförderung Deutschlands durch Rückgang der Förderleistung und
namentlich durch Gebietverluste stark zurückgegangen ist, weist anderseits seine
Braunkohlenförderung eine sehr beachtenswerte Zunahme auf, so daß Deutschland heute
mehr als drei Viertel der Weltbraunkohlenförderung liefert, wie nachstehende
Zahlentafel zeigt:
Land
1913
1919
1920
1921
1922
Mill. t
vH.1)
Mill. t
vH.1)
Mill. t
vH.1)
Mill. t
vH1)
Mill. t
vH.1)
Deutschl.Tschecho- SlowakeiUebr.
Länd.
87,223,013,9
71,118,510,4
93,616,913,4
75,713,610,7
111,619,715,8
75,913,510,6
123,021,115,7
76,913,510,6
137,219,018,3
78,611,89,6
Gesamt-förderung
124,1
100,0
123,9
100,0
147,1
100,0
159,8
100,0
174,5
100,0
1) Der Weltförderung. 2) Der Förderung des Jahres 1913
3) Ohne Saar, Pfalz und Lothringen. 4) Ohne die Förderung Ost-Oberschlesiens unter
polnischer Oberhoheit von Juli bis Dezember in Höhe von 25,6 Mill. t.
Bezüglich der Kohlenausfuhr steht Großbritannien nach wie vor an der Spitze aller
Länder, obwohl ihm in den Vereinigten Staaten ein erheblicher Wettbewerb erwachsen
ist. Deutschlands Kohlenausfuhr ist, wenn man von der Reparationskohle absieht, sehr gering
geworden, wogegen seine Kohleneinfuhr in den letzten Jahren stark gewachsen ist.
Der Kohlenverbrauch der wichtigsten Länder ergibt sich aus nachstehender
Zahlentafel.
Mill. t
1913
1919
1920
1921
1922
Vereinigte Staaten
495,3
483,0
558,6
435,9
407,5
Großbritannien
192,7
182,2
189,8
124,4
205,5
Deutschland
179,7
119,4
135,0
139,6
152,3
Frankreich
62,2
43,8
56,0
50,0
59,1
Belgien
27,1
14,5
21,5
20,3
23,1
Somit hat nur Großbritannien eine Zunahme des Kohlenverbrauchs gegenüber dem Jahre
1913 zu verzeichnen, während in allen anderen Ländern der Kohlenverbrauch
zurückgegangen ist. Das Verhältnis der Verbrauchzahlen der einzelnen Länder
zueinander weist indessen nur geringe Verschiebungen auf. (Ztschr. V. Dt. Ing. 1923,
S. 962-963.)
Sander.
Kohlenfrachten und Volkswirtschaft. Um die mit einem Wagen
guter Steinkohle herstellbare Dampfmenge mit Rohbraunkohle, die normalerweise 50–60
% Wasser enthält, zu erzeugen, sind bei gleichen Heizflächen, gleichem Luftüberschuß
und gleicher Stundenleistung die vierfachen Gewichtsmengen erforderlich. Dieser
Verbrauch ermäßigt sich, wenn ein Kessel von größerer Heizfläche für die
Braunkohlenverfeuerung verfügbar ist.
Im ersten Falle vervierfachen sich alle Aufwendungen für die Braunkohlenbeförderung
gegenüber Steinkohle für die Deckung ein und desselben Bedürfnisses. Dabei ist
besonders der aus dem erhöhten Bedarf an Lokomotivkohle entstehenden Schädigung
unseres Volksvermögens zu gedenken. Die Braunkohlenverwendung bedingt aber auch die
Vervierfachung aller Transportmittel und damit die Festlegung eines beträchtlichen
Kapitals, das bei Steinkohlenverwendung für andere Zwecke verfügbar bleibt.
Im zweiten Falle sind für die Beschaffung größerer Kessel, größerer Grundflächen,
Oekonomiser und Schornsteine wiederum größere Kapitalien aufzuwenden, die bei
Steinkohlen frei bleiben, während gleichzeitig der ersterwähnte Nachteil, wenn auch
in vermindertem Grade, bestehen bleibt.
Es müßte also aus volkswirtschaftlichen Gründen die Verwendung hochwertiger und die
Veredelung minderwertiger Brennstoffe begünstigt werden.
Eine rechnerische Ueberlegung erbringt den zahlenmäßigen Beweis, daß die einseitige
Frachtermäßigung unter allen Umständen die Frachteinnahmen der Bahn verkleinert.
Das Verlangen der Braunkohlenfrachtverbilligung muß daher in ablehnendem Sinne
verabschiedet werden.
Die Braunkohleninteressenten können ihre Lage durch grubenseitige
Trocknungs-Veredelung ihres Produktes verbessern. Im übrigen gewinnt die Braunkohle
aus einer allgemeinen Frachtermäßigung, die doch kommen muß, bezogen auf die gleiche
Leistung das 4fache der Steinkohle.
(Tonindustrie-Zeitung Nr. 92, 15. 11. 24, Hudler, Kohlenfrachten und
Volkswirtschaft.)
Die Verbesserung der Wärmewirtschaft des Ausbesserungswerkes
Opladen. (Boehme in der D. Maschinentechnischen Gesellschaft, Februar.) Das
Eisenbahn-Ausbesserungswerk Opladen, mit einer Belegschaft von mehr als 2700 Mann,
eins der größten der Reichsbahn, ist in den letzten Jahren auf eine neuzeitliche
Verbindung der Kraft- und Wärmewirtschaftumgestellt worden. Bis dahin wurde der
Gleichstrom durch Sauggasmaschinen erzeugt, der Drehstrom gekauft. Die über 20 Jahre
alten Sauggasmaschinen waren verschlissen und die Kesselanlage genügte auch nicht
mehr den Anforderungen.
Die vorhandene Kesselanlage hatte zusammen etwa 2200 qm Heizfläche und die Spannung
lag größtenteils zwischen 4 und 8 Atm. Der Rest waren Lokomotivhilfskessel mit 10–12
Atm. Es wurden 3 neue Kessel von zusammen 1150 qm Heizfläche und 20 Atm. Ueberdruck
mit Ueberhitzung und Rauchgasvorwärmung aufgestellt. Ein Kessel von 8 Atm. und 250
qm Heizfläche blieb bestehen, alle anderen wurden stillgesetzt. Zur Kraftversorgung
dient jetzt eine Tandemverbunddampfmaschine von 1500 PS höchster Leistung, auf deren
Hauptwelle ein Drehstromerzeuger und ein Gleichstromerzeuger sitzen. Der Aufnehmer
zwischen Hoch- und Niederdruckzylinder hat 6 Atm. Spannung und ist angezapft, so daß
die Dampfhämmer und alle Prüfleitungen mit Zwischendampf gespeist werden, der im
Hochdruckzylinder bereits von 19 bis 6 Atm. herab Arbeit geleistet hat. Es können
bis 11000 kg Zwischendampf entnommen werden. Der Abdampf der Hämmer dient zum
Betrieb der Abkocherei. Auch ein Teil der Heizung wird mit Zwischendampf gespeist,
ein anderer Teil mit dem Abdampf der Dampfmaschine, der vorher sorgfältig entölt
wird. Auch der Abdampf des neu aufgestellten Dampfkompressors für Preßluft kann zu
Heizzwecken verwendet werden. Im Sommer arbeiten beide Dampfmaschinen mit
Kondensation. Wenn an sehr kalten Tagen die Zwischen- und Abdampfmengen nicht
genügen, kann Frischdampf durch ein Reduzierventil zugegeben werden. Die
Sauggasgeneratoren sind auf Druckgas und Braunkohlenbrikettvergasung umgebaut und
sollen iin Zukunft die Schmiedeöfen versorgen. Die Dampfkessel werden mit einem
Gemisch von Rauchkammerlösche und Nußkohle betrieben, bei Beanspruchungen unter 20
kg je qm Heizfläche genügt eine Mischung von 20 bis 25 v. H. Kohlenzusatz, darüber
hinaus muß 30 bis 40 v. H. zugesetzt werden.
Infolge der Ruhrbesetzung ist die Anlage reichlich ein Jahr später fertig geworden,
als beabsichtigt war, eingehende Betriebsergebnisse sollen daher erst nach Ablauf
eines Jahresbetriebes veröffentlicht werden. Soweit der bisherige Betrieb eine
Schätzung zuläßt, werden in einem Jahre etwa 5000 t Kohle verbraucht werden, gegen
9000 t früher. Dafür werden die Kosten für den gekauften Strom (rund 1,4 Millionen
KWStd.) außerdem gespart. Die Ersparnisse an Flammkohlen für die Schmiede sind dabei
noch nicht berücksichtigt. Die Anlage, die durch die vielen Unterbrechungen durch
die Ruhrbesetzung erheblich teurer wurde, als veranschlagt war, besonders, da sehr
oft mit kostspieligen Provisorien gearbeitet werden mußte, wird in etwa 6 Jahren
durch die Ersparnisse an Kohle und Bedienungspersonal abgeschrieben sein.
Internationale Ausstellung für Binnenschiffahrt und
Wasserkraftnutzung Basel 1926. Der soeben erschienene Prospekt gibt jeden
wünschbaren Aufschluß über Zweck, Gruppeneinteilung, Zulassungsbedingungen,
Ausstellungsplätze, Mieten etc. und gewährt einen vollständigen Ueberblick über die
von der Ausstellung berührten Gebiete.
Wie schon aus dem Namen ersichtlich, ist die Ausstellung in zwei Hauptgruppen
eingeteilt. Die erste Abteilung Binnenschiffahrt, umfaßt vier Untergruppen, wovon
die erste eine allgemeine Orientierung über die geschichtliche und geographische
Entwicklung, über Statistik, Versicherung, Wirtschaftlichkeit, Gesetzgebung und Organisation
der Binnenschiffahrt geben soll. Die zweite Untergruppe, Wasserbau, Tief- und
Hochbau, gilt der Schiffbarmachung der Binnengewässer und zwar sollen vor allem
ganze Anlagen vorgeführt werden. Diese Abteilung betrifft die Regulierung und
Korrektion von Gewässern, die Erstellung von künstlichen Wasserstraßen und Kanälen,
die Anlage besonderer Werke, wie Schleusen, Schiffsaufzüge und
Traktionsvorrichtungen. Zur Vervollständigung des Bildes gehören die Hafenanlagen,
Hafenindustrien, Landungsstellen und Lagerhäuser. Die dritte Untergruppe steht den
Werften und Fahrzeugen offen, während in der vierten Untergruppe die einzelnen
Maschinen, Ausrüstungsgegenstände und Betriebsmaterialien zur Ausstellung
kommen.
In gleicher Weise ist auch die zweite Abteilung, Wasserkraftnutzung, aufgebaut. Eine
erste Untergruppe gibt wiederum den allgemeinen Ueberblick. Die zweite Untergruppe
ist der Ausnützung der Binnengewässer zum Zwecke der Kraftgewinnung gewidmet. Hier
sollen ganze Kraftwerkanlagen, Regulierung und Korrektion der Gewässer, Stauanlagen
mit ihren Wehren, Sperren, Sammelbecken, Kanälen, Stollen und Druckleitungen, sowie
die Hochbauten der Kraftwerke zur Darstellung gelangen. Die letzte Untergruppe
berücksichtigt die in Betracht kommenden maschinellen Einrichtungen, Turbinen,
Pumpen, Generatoren, Motoren, Ausrüstungsgegenstände und Betriebsmaterialien.
Bereits haben sich zahlreiche Interessenten mit der Ausstellungsleitung in Verbindung
gesetzt. Die von in- und ausländischen Behörden, Verbänden und Firmen bekundete rege
Anteilnahme läßt heute schon erkennen, daß die Ausstellung eine Veranstaltung von
hervorragender, internationaler Bedeutung zu werden verspricht.
Der Prospekt kann von der Geschäftsstelle der Ausstellung in Basel kostenlos bezogen
werden.
Abendliche Oeffnung der Bibliothek des Reichspatentamts.
Seit langen Jahren besteht in technischen Kreisen der Wunsch, daß die größte
deutsche technische Bibliothek, die Bibliothek des
Reichspatentamts in Berlin, auch in den Abendstunden den Benutzern
zugänglich sein möchte. Die Not der letzten Jahre verhinderte bisher die Erfüllung
dieses berechtigten Wunsches.
Vom 1. April d. J. an wird nun bis auf weiteres die Auslegehalle des Reichspatentamts
an allen Werktagen mit Ausnahme des Sonnabends in den
Abendstunden von 6 bis 9 Uhr als Lesesaal für das Publikum geöffnet sein. Die Bücher
der Bibliothek stehen während der angegebenen Zeit den Besuchern zur Verfügung.
Eintrittsgeld oder Lesegeld wird nicht erhoben. Bestellungen auf bestimmte Bücher
sind an die Bibliothek des Reichspatentamts zurichten und möglichst vorher
einzusenden. Auf die Bereitstellung von Büchern, die nach 2 Uhr nachmittags bestellt
werden, kann für denselben Abend nicht mit Sicherheit gerechnet werden.
So werden die bis in die Nachmittagsstunden hinein berufstätigen Techniker und
Freunde der technischen Wissenschaften Gelegenheit zu privater wissenschaftlicher
Fortbildung und wissenschaftlichen Arbeiten finden.
Hoffentlich werden die technischen Kreise, namentlich Berlins, ausgiebigen Gebrauch
von der neuen Einrichtung machen, so daß die erheblichen Aufwendungen an Personal
und Beleuchtung für sie gerechtfertigt erscheinen und die zunächst als Versuch
gedachte Einrichtung dauernd beibehalten werden kann.
Hafenbautechnische Gesellschaft. Die diesjährige 7.
ordentliche Hauptversammlung findet am 22. und 23. Mai unter Teilnahme des
Oderbundes in Breslau statt.
Vorläufige Tagesordnung: Donnerstag, den 21. Mai
(Himmelfahrtstag) nachm. Rundgang durch die Stadt; Sitzung des Gesamtvorstandes;
Begrüßungsabend, Freitag, den 22. Mai: Geschäftliche Sitzung und Hauptversammlung in der Technischen
Hochschule. Vorträge haben übernommen: Herr Oderstrombaudirektor Fabian (Breslau)
über „Die obere und mittlere Oder als Wasserstraße“; Herr Reichsminister a.D.
Dr.-Ing. e. h. Gothein über „Die Notwendigkeit des Ottmachauer Staubeckens für
die Oderschiffahrt“; Herr Regierungsrat Dr. Werner Teubert, Potsdam, über
„Verkehrspolitische Maßnahmen zur Stärkung des Wettbewerbs der deutschen
Seehäfen“ und Herr Oberbaurat Wundram, Hamburg, über „Neuerungen auf dem
Gebiete der mechanischen Hafenausrüstung“. Gemeinschaftliches Abendessen im
Savoy-Hotel. Sonnabend, den 23. Mai: Oderrundfahrt, Besichtigung des Stadthafens und der Oderwasserstraße
in der Umgebung Breslaus. Sonderzug ab Oderthor-Bahnhof nach Kosel, Besichtigung des
Oderumschlaghafens Kosel. Für Sonntag, den 24. Mai wird ein Ausflug nach dem Zobten vorbereitet.
Auskunft durch den Breslauer Ortsausschuß der
Hafenbautechnischen Gesellschaft zu Händen des Herrn Direktor Hallama des
Verkehrsamtes der Stadt Breslau, am Hauptbahnhof 1, I; den Oderbund, Sitz Frankfurt
a. d. Oder, Rathaus: zu Händen des Herrn Stadtrat Dr. Müller und die Geschäftsstelle
der Hafenbautechnischen Gesellschaft, Hamburg 14, Dalmannstraße 1.
Eine Großfunkstation in München. Die deutsche
Reichspostverwaltung hat sich entschlossen, auf dem Gelände der Deutschen
Verkehrsausstellung München 1925 eine Großfunkstation zu errichten. Die beiden
Antennen werden die Höhe von je 100 m haben. Die Stromstärke beträgt 10 Kilowatt,
die Reichweite kommt der von Nauen gleich. Die Darbietungen des Rundfunksenders
werden für Empfang mit Detektorapparat im Umkreis von 60–75 km, mit Röhrenapparaten
weit über die Grenzen Deutschlands mit großer Deutlichkeit zu vernehmen sein. Die
Besucher der Deutschen Verkehrsausstellung haben damit zum ersten Male Gelegenheit
eine Großfunkstation im Betrieb zu sehen.
Neu erschienene Normblätter. DIN 135 Schlitzfräser,
Richtlinie für Zähnezahlen. DIN 136 Metallkreissägen, Richtlinie für Zähnezahlen. In
diesen Normen sind den Außendurchmessern, Breiten und Bohrungen gewisse Zähnezahlen
zugeordnet. Ueber die Ausführung, z.B. seitlich gescheuert, hohl geschliffen usw.,
sind keine Angaben gemacht. DIN 226 Meßzapfen für Normallehrdorne. DIN 236
Normallehrdome. DIN 237 Normallehrdorne. Die Normallehren sind früher Vielfach im
Gebrauch gewesen und auch heute noch nicht verdrängt. Sie haben den Grenzlehren (DIN
306) gegenüber den Nachteil, daß der Sitzcharakter von dem Gefühl des betreffenden
Arbeiters abhängt. Man fertigt die Stücke so, daß z.B. für einen festen Sitz die
Lehre fest eingepaßt werden kann. Die Meßzapfen für Normallehrdorne werden mit
Einsteckgriffen nach DIN 252 zu ganzen Lehren zusammengefaßt. DIN 690 Rillenprofile
für Seilrollen. In diesem DINblatt sind die Rillenprofile der Seilrollen, die an den
Unterflaschen der Hebemaschinen verwendet werden, festgelegt. Die Rillen passen zu
Drahtseilen nach DIN 655. DIN 678 Briefhüllenformate.
Für gefaltete und nicht gefaltete A-Formate werden Hüllen im C-Format benutzt.
Diese Hüllen sind so groß, daß auch dickere Sendungen sich gut unterbringen lassen.
Sehr häufig sollen jedoch auch C-Formate, z.B. Schriftstücke in Heftern oder
Aktendeckeln und Briefhüllen, in Hüllen versandt werden. Für diese Fälle sowie für
sehr dicke Einlagen im A-Format sind Hüllen der B-Reihe zu verwenden. Die
gebräuchlichste Hülle ist die Hülle C6 (114 + 162) für den zweimal gefalteten
Geschäftsbrief im Format A 4 (210 + 297). DIN 1139 Innentüren für Kleinwohnungen,
stumpf einliegend. DIN 1140 Innentüren für Kleinwohnungen, überfälzt. DIN 1141
Innentüren für Kleinwohnungen, Einzelheiten. Auf Grund vielseitiger Wünsche ist die
Reichshochbaunormung an eine Ueberarbeitung der Normen für stumpf einliegende und
überfälzte Innentüren DIN 285 und 286 getreten. Sie ergab eine Ergänzung der
bisherigen Normen durch Aufnahme der Vierfüllungstüren und eine Ergänzung durch
Angabe des Holzbedarfs und der Anstrichfläche. Im übrigen sind die Werte für die
Abmessungen von Höhen und Breiten auf die Maße 1980 und 850 bzw. 650 mm
zurückgesetzt. Die neuen Blätter DIN 1139–1141 sind als Ersatz für die in Fortfall
kommenden Blätter DIN 285 und 286 zu betrachten. DIN 2350 bis 2366
Rohrverschraubungen. Diese Blätter wurden ausgearbeitet von der Gruppe
Rohrverschraubungen des Fachnormenausschusses für Rohrleitungen. In den Blättern DIN
2350, 2351, 2352 sind zunächst die Grundnormen festgelegt, die für den Aufbau der
Rohrverschraubungen erforderlich sind. Außer: dem
gelten die Grundnormen für alle ähnlich liegenden Fälle auf dem Gebiet der
Rohrleitungen und Armaturen. Das Blatt DIN 2360 gibt eine Uebersicht über die
schweren Rohrverschraubungen und soll das Aufsuchen der Einzelteile erleichtern.
Außer diesen schweren Rohrverschraubungen, d(ie für
die Druckstufen D5 W6 bis D32 W40 gelten, ist auch die Normung einer leichteren Art
für die Druckstufen D1 W1 bis D5 W6 sowie Rohrverschraubungen für Preßdruckleitungen
für die Druckstufen D50 W60 bis D500 W640 vorgesehen. Die Arbeiten hierüber sind
noch im Anfangsstadium. Bei den z. Z. vorliegenden schweren Rohrverschraubungen sind
zwei Dichtungsarten zu unterscheiden. Die Dichtung findet statt einmal durch
Kugelbuchse in Kegel von 37°, zum anderen durch Bundbuchse mit Flachdichtung. Der
Kegel 37° stellt den abgerundeten Wert des in DIN 254 aufgeführten Normkegels 1 :
1,5 dar. Der genaue Wert dieses Kegels beträgt 36° 522. Man unterscheidet Einschraubverschraubungen und Lötverschraubungen.
Erstere dienen zur lösbaren Verbindung eines Rohres mit einem Maschinenteil, während
letztere der lösbaren Verbindung zweier Rohredienen soll. Die hierzu
erforderlichen Einzelteile sind auf den Blättern DIN 2361 bis 2366 dargestellt. Der
Abschluß wird durch die auf DIN 2355 und 2356 dargestellten Ueberwurfmuttern
erreicht. Die Normung erstreckt sich über den Nennweitenbereich von 4 bis 32 mm. LON
215 Vorreiber. Die Vorreiber dienen als Verschlußhebel für Fenster, Türen und
Klappen im Führerhaus, und bei Wasser, Kohlen und Kleiderkästen an der Lokomotive.
Auf LON 215 sind die normalen Ausführungen zusammengestellt, während die
Sonderausführungen auf denjenigen Normblättern aufgeführt sind, für die sie im
besonderen in Betracht kommen. Auch in der übrigen Industrie besteht das Bedürfnis,
eine Norm über derartige Vorreiber aufzustellen. LON 2151 Bügelanker geschmiedet
Zusammenstellung. LON 2152 Bügelanker genietet Zusammenstellung. LON 2153 Bügelanker
geschmiedet. LON 2154 Bügelanker genietet. LON 2155 Bügelanker Deckenstehbolzen,
Bügelankerstehbolzen, Sattelscheiben. LON 2160 Deckenstehbolzen. LON 2163 Queranker.
LON 2165 Querankeruntersätze. Die Bügelanker, Stehbolzen und Queranker gehören mit
zu den wichtigsten Teilen des Lokomotivkessels; sie verbinden die Feuerkiste mit dem
Hinterkessel und dienen zur Aufnahme der auf der Feuerkiste lagernden hohen Drücke.
Bei den Bügelankern sind 2 Ausführungsarten zur Norm erhoben, eine geschmiedete Form
und eine aus zwei Bügelankerhälften zusammengenietete Ausführung. LON 3239
Wasserstandschutz leicht. Der Wasserstandschutz, leichte Ausführung wird verwendet
zum Schütze der Wasserstandgläser auf Kleinbahnlokomotiven. Er besteht aus einem
Drahtglas, das oben und unten durch entsprechende Halter geführt wird und das
Wasserstandglas vor Beschädigung von außen schützt. LON 262 Domdichtringe. LON 283
Whitworth-Gewinde ohne Spitzenspiel für Stiftschrauben (Einschraubende). LON 284
Whitworth-Gewinde ohne Spitzenspiel für Stehbolzen, Deckenstehbolzen und Queranker.
Die Domdichtringe erscheinen auf LON 262 in 3 Ausführungsarten mit rechteckigem und
rundem Querschnitt und als Wellring. Diese Dichtringe können aus Flusstahl, Kupfer,
Klingerit oder ähnlichen Weichpackungen hergestellt werden. Das Whitworth-Gewinde
ohne Spitzenspiel nach LON 283 findet Anwendung beim Einschraubende der im
Lokomotivbau zu verwendenden Stiftschrauben. Die Gewindeform sowie
Gewindedurchmesser von ½'', ⅝'' und ¾'' stimmen mit DIN 11 überein. Die
Gewindedurchmesser von ¾'' an aufwärts erhalten durchweg 10 Gang auf 1''. LON 284
enthält ebenfalls ein 10-Gang-Gewinde. Gewindeform nach DIN 11 für Stehbolzen und
Queranker. Außerdem sind noch die Werte für Ausbesserungszwecke mit aufgenommen.