Titel: | Die Enthärtung des Kesselspeisewassers. |
Autor: | P. Wiegleb |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 123 |
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Die Enthärtung des
Kesselspeisewassers.
Von P. Wiegleb.
WIEGLEB, Die Enthärtung des Kesselspeisewassers.
Das Wasser ist ein nahezu allgemeines Lösemittel. Selten findet man ein
natürliches Wasser, welches von steinbildenden Unreinigkeiten genügend frei ist, um
es ohne Vorreinigung zur Kesselspeisung benutzen zu können. Das Speisewasser muß
aber nicht nur frei von Kesselsteinbildnern, sondern auch frei von Oasen und Oden
sein. Die Härte eines Wassers wird in sog. Graden gemessen. Mit 1 deutschen
Härtegrad bezeichnen wir den Gehalt von 10 mg Calciumoxyd (Ca O) in 1 l Wasser.
Unter 1 französischen Härtegrad verstehen wir 10 mg Ca CO3 (kohlensaurer Kalk) auf 1 l Wasser und unter 1 englischen Härtegrad 1
Teil Ca CO3 auf 70000 Teile Wasser. Die Magnesia ist
bei der Feststellung der Härtegrade auf Ca O bzw. Ca CO3 umzuredhnen. Der Begriff der Härte ist daher zusammengefaßt der Gehalt
an Kalk- und Magnesiasalzen, ausgedrückt durch die äquivalente Menge Kalkoxyd. Die
Kalksalze sind im Wasser in größeren Mengen vorhanden als die Magnesiasalze. Wässer
mit vielen Härteblidern nennt man hart und solche mit wenigen weich. Um den
Härtegrad zu bestimmen, bedient man sich einer alkoholischen Auflösung von neutraler
Kaliumseife, von welcher ein bestimmtes Volumen eine vorgeschriebene Menge
Baryumchlorid oder Baryumnitrat genau zu fällen im Stande ist. Mit dieser
Seifenlösung wird dann ein genau gemessenes Quantum des Wassers vor und nach dem
Kochen geschüttelt, bis der zuerst rasch verschwindende Schaum 5 Minuten lang stehen
bleibt. Die Härtegrade werden an dem Hydrotimeter direkt abgelesen und zeigen die
auskochbare und die bleibende Härte an. Noch genauer findet man die Härtegrade, wenn
man das Wasser erst direkt mit sehr dünner Schwefelsäure titriert (schwindende
Härte), dann eine zweite Menge mit sehr dünner, auf die Schwefelsäure gestellter
Natriumkarbonatlösung eindampft, den Abdampfrückstand auf das ursprüngliche Volumen
wieder auflöst und nun das durch die Ca- und Mg-Salze unzersetzte Natriumkarbonat
durch die obige Schwefelsäure zurücktitriert.
Will man die die Härte verursachenden Calcium- und Magnesiumsalze besonders erkennen
und bestimmen, so versetzt man ein bestimmtes Quantum Wasser erst mit Salzsäure bis
zur sauren, dann mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion, erhitzt zum Kochen und
fällt die Calciumsalze durch Ammoniumoxalat, C2 O4(N H4)2, als Calciumoxalat C2 O1 Ca. Dieses kann man durch heftiges
oder gelindes Glühen in Calciumoxyd, Ca O, oder Calciumkarbonat, Ca CO3, verwandeln und als Calciumoxyd berechnen. 100
Teile Ca CO3 sind gleichwertig mit 56 Teilen Ca O.
Versetzt man das Filtrat von dem Calciumoxalatniederschlag nach dem Erkalten unter
beständigem Umrühren mit Natriumphosphat, Na2 HPO1, so entsteht in der ammoniakhaltigen Lösung ein
Niederschlag von Ammoniummagnesiumphosphat, Mg-NH1PO4, welches durch Waschen, Trocknen und
Glühen in Magnesiumpyrophosphat, Mg2P2O7, übergeht. Je
222 Mg2P2O7 sind gleichwertig mit 80 MgO.
Die nachstehende Uebersicht gibt die im Rohwasser gelösten Stoffe:
Gelöste Gase:
Kohlensäure, CO2,
Sauerstoff, O2,
Stickstoff, N2;
schwerlösliche Stoffe (Kesselsteinbildner):
Kohlensaurer Kalk, Ca CO3,
Kohlensaure Magnesia, Mg CO3,
Gips, Ca SO4,
Kieselsäure, Si O2,
Tonerde, Al2 O3,
Kohlensaures Eisenoxydul, Fe CO3;
leichtlösliche Salze:
Chlornatrium, Na Cl,
Chlorcalcium, Ca Cl2,
Chlormagnesium, Mg Cl2,
Schwefelsaure Magnesia, MgSO4;
Produkte lokaler Verunreinigung:
Ammoniak, NH3,
Salpetrige Säure, N2 O3,
Salpetersäure, N2 O5,
Ferrokarbonat, Fe CO3,
Organische Stoffe.
Die wichtigsten dieser Stoffe sind die gelösten Gase, die außerordentlich gefährlich
werden können, zum anderen die eigentlichen Kesselsteinbildner Ca CO3, MgCO3, CaSO4. Die leichtlöslichen Salze und die Säuren sind im
Rohwasser nicht so stark vorhanden, um dem Kesselmaterial zunächst gefährlich werden
zu können. Sie können sich aber bei längerer Betriebszeit ohne Erneuerung des
Kesselwassers durch das fortgesetzte Verdampfen und Nachspeisen schwach salzhaltigen Wassers so
stark anreichern, daß sie die Kesselwandungen angreifen. Eine große Gefahr bilden
die Chloride. Das in jedem Wasser vorhandene Chlornatrium ist in geringen Mengen und
für sich allein harmlos. Gefährlich wird es in stärkerer Konzentration, da die
meisten Salzlösungen in konzentriertem Zustande Eisen angreifen. Besonders ungünstig
liegt der Fall, wenn Chlornatrium neben Magnesia im Wasser vorhanden ist. Dann
bildet sich, begünstigt durch die im Kessel herrschende hohe Temperatur,
Chlormagnesium, welches sehr leicht schwere Anfressungen hervorzurufen vermag,
namentlich, wenn es unter Kesselstein oder Schlammschichten auf hoch erhitzte
Kesselwände einwirkt. Hier zersetzt sich Chlormagnesium unter Abspaltung von
Salzsäure, die alsdann das Material stark angreift. Eine solche, durch
Chlormagnesium-Zersetzung hervorgerufene Korrosionsstelle hat noch den ganz
besonderen Nachteil, daß das durch Einwirkung der Salzsäure gebildete Eisenchlorür
unter Mitwirkung von etwas Sauerstoff wieder Salzsäure abspaltet, welche den
Angriffsprozeß gegen das Eisen von neuem verstärkt. Solche Rohwässer, welche
Chlornatrium, Chlorkalzium und vor allen Dingen Chlormagnesium in erheblichen Mengen
aufweisen, sollen von der Verwendung als Kesselspeisewasser ausgeschlossen
werden.
Die Gesamthärte ist die Härte des rohen, ungekochten Wassers. Sie setzt sich zusammen
aus der vorübergehenden oder Karbonathärte und der bleibenden oder durch die
schwefelsauren Erdalkalien bestimmenten Härte. Die vorübergehende oder temporäre
Härte ist verhältnismäßig leicht zu beseitigen. Die Einfachkarbonate – d.h. die
kohlensauren Verbindungen des Kalziums und Magnesiums – sind in kohlensäurearmem
Wasser nur sehr wenig, in kohlensäurereichem dagegen als Bikarbonate – d.h.
doppelkohlensaure Salze leicht löslich. Bei der Erwärmung des Wassers verliert der
doppeltkohlensaure Kalk (Calciumbikarbonat) Ca (HCO3)2 die Hälfte seiner Kohlensäure und
schlägt sich als Einfachkarbonat, kohlensaurer Kalk, Ca CO3, nieder, dem sich auf gleiche Weise kohlensaure Magnesia und
kohlensaures Eisen- und Manganoxydul beigesellen.
\mbox{Ca}\left<{{\mbox{HCO}_3=\mbox{CaCO}_3+\mbox{CO}_2+\mbox{H}_2\mbox{O}.}\atop{\mbox{HCO}_3.\
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }}
Man nennt daher die vorübergehende oder Karbonathärte auch „auskochbare
Härte“. Dies ist auch der Grund, weshalb die meisten chemischen
Reinigungsverfahren eine Temperaturerhöhung des Rohwassers vorsehen. Schwieriger ist
die Beseitigung der bleibenden Härte, d.h. des schwefelsauren Kalkes (Gips). 400
Teile Wasser lösen 1 Teil Gips. Eine Ausscheidung durch Erwärmen tritt nicht ein,
erst bei fortschreitender Verdampfung im Kessel scheidet sich der Gips durch die
stärker werdende Konzentration allmählich aus und bildet den Kesselstein, welcher
von der schwindenden Härte locker und pulverig, von der bleibenden Härte dagegen
dicht und fest ist und sich als harte Kruste an die Kesselwände anlegt. Letztere ist
besonders gefürchtet, und alle Kesselstein-Entfernungsmethoden richten sich
hauptsächlich gegen diesen Teil des Abdampfrückstandes.
Eisen- oder manganhaltiges Wasser muß durch einen besonderen Enteisungsvorgang
hiervon befreit werden. Das Eisen ist in dem Wasser stets als Eisenbikarbonat,
Ferrobikarbonat (Fe[HCO3]2) enthalten. Bei der Berührung mit Luft zersetzt sich dieses
inWasser (H2O), Kohlensäure (CO2) und Eisenhydroxyd, Ferrihydrat Fe (OH)3 wie folgt:
2 Fe (HCO3)2 + H2O + O – 4 CO
2+ 2 Fe (OH)3.
Man benutzt diesen Vorgang, indem man das Wasser zerstäubt oder in feiner Verteilung
der atmosphärischen Luft aussetzt, wobei das vorhandene Ferribikarbonat gemäß obigem
Vorgang in Ferrihydrat, d. i. Eisenrost verwandelt. Dieses scheidet sich in Form
eines unlöslichen gelben Niederschlages, der durch Filter entfernt wird, aus. Der
zur Oxydation verbrauchte Sauerstoff und die frei gewordene Kohlensäure bleiben in
Lösung. Aus diesem Grunde ist von der Verwendung stark eisen- oder manganhaltiger
Speisewasser abzuraten, denn der im Speisewasser gelöste Sauerstoff beginnt allein
oder in Verbindung mit der freien Kohlensäure die Kesselwandungen zu korrodieren,
was sich in immer tiefergehenden, pockenartigen Anfressungen zeigt.
Zur Herstellung eines reinen Speisewassers kommen zwei Wege in Betracht: 1. Die
chemische Wasserreinigung, 2. Das thermische und Vakuumverfahren. Die Reinigung auf
chemischem Wege enthärtet das Rohwasser durch Zusatz von Chemikalien. Hier ist das
Kalk-Soda-Verfahren das bekannteste. Hierbei setzt man dem Rohwasser im Reiniger
Kalkmilch und Soda zu. Die nur halb gebundene Kohlensäure des Kalzium- und
Magnesiakarbonates wird von dem Kalzium-Hydroxyd (gelöschter Kalk) aufgenommen und
das Bikarbonat dadurch in schwerlösliches Karbonat verwandelt, welches sich
ausscheidet. Das Kalzium-Hydroxyd, welches die frei gewordene Kohlensäure aufnimmt,
wird ebenfalls in Karbonat verwandelt und setzt sich als Schlamm zu Boden. In der
Praxis verläuft der Vorgang nur bei einem Ueberschuß des Kalzium-Hydroxyd
quantitativ, auch sind große Reaktionsräume und Filter erforderlich, wenn nicht die
letzter Abscheidungen beim Erhitzen im Kessel vorkommen sollen. Der Vorgang ist
folgender:
Ca (HCO3)2 + Ca (OH)2 = 2Ca CO3 + 2H2O.
Mg (HCO3)2 + 2Ca (OH)2 = 2 Ca CO3 + Mg (OH)2 + 2
H2O.
Die freie Kohlensäure und das Chlormagnesium scheiden nach
folgender Gleichung aus:
CO2 + Ca (OH)2 = Ca CO3 + H2O.
Mg Cl2 + Ca (OH)2 = Mg (OH)2+ Ca
Cl2.
Die zugesetzte Soda beseitigt den schwefelsauren Kalk, also
die bleibende Härte nach folgender Gleichung:
Ca SO4 + Na2 CO3 = Ca CO3 + Na2 SO4.
Mg SO2 + Na2 CO3 = Mg CO3 + Na2 SO4.
Das Kalziumkarbonat scheidet aus, und nur das leichtlösliche Glaubersalz
(schwefelsaures Natrium) gelangt in den Kessel. Für jeden Grad Nichtkarbonathärte
sind 18,9 g Soda auf 1 cbm Wasser erforderlich. Die mehr zugesetzte Soda bleibt als
Ueberschuß im Wasser und gelangt mit in den Kessel. Hierbei darf sich das
Kesselwasser nicht zu stark mit Soda anreichern, was durch häufiges Ablassen eines
Teiles des Kesselwassers zu erreichen ist. Dadurch treten Wärme- und Wasserverluste
auf. Im allgemeinen ist die Reinigung mit Kalk und Soda am billigsten.
Als zweites Verfahren kommt das Regenerativverfahren in Betracht, welches nur mit
Sodazusatz arbeitet. Es wird durch das „Neckar“-Verfahren verkörpert. Die
Wirkung der Soda auf die Bikarbonate ist wesentlich schwächer als die des Kalkes.
Sie entzieht den Bikarbonaten die Kohlensäure, wodurch die Karbonate ausgefällt
werden. Nach dem Vorgang
Ca (HCO3)2 + Na2 CO3 = Ca CO2 + 2 Na
HCO3
entsteht Kalziumkarbonat und doppelkohlensaures Natron, das in
den Kessel gelangt und dort durch Erhitzen wieder CO2 abgibt. Dadurch wird dasselbe wieder zu Soda (Na2CO3) regeneriert
und der Kessel reichert sich allmählich mit Soda an. Um diesen Sodagehalt wieder
nutzbar zu machen, wird dem Rohwasser nur die zur Beseitigung der Nichtkarbonathärte
nötige Sodamenge zugeführt und diese Lösung mit einer größeren Menge des heißen
Kesselwassers gemischt, welches dann die Karbonathärte ausfällt. Durch die Wirkung
des Reinigers entsteht praktisch gasfreies Wasser von 1 bis 2° Härte, wobei der noch
vorhandene geringe Teil der Karbonate als Karbonat- und Hydratschlamm zur Ausfällung
kommt.
Da aber in der Härte des Wassers stets Schwankungen festzustellen sind, ist betr. der
Zusätze Kalk und Soda eine dauernde Kontrolle erforderlich. Nach diesem Verfahren
gelingt es nicht, die Härte vollständig zu entfernen, da stets eine Resthärte von
etwa 3 bis 5° infolge der Löslichkeit im Wasser verbleibt.
Unter den Mineralien ist eine Gruppe bekannt, die als Zeolithe bezeichnet werden und
aus Kieselsäure, Aluminium-Oxyd, Natrium-Oxyd und Wasser bestehen. Einige dieser
Zeolithe haben die Fähigkeit, das in ihnen enthaltene Natrium-Oxyd rasch und leicht
gegen andere Basen auszutauschen. Wenn man dieselben kurze Zeit mit Lösungen anderer
Salze zusammenbringt, so entsteht z.B. aus Natrium-Zeolith beim Zusammentreffen mit
kalksulfathaltigem Wasser Calcium-Zeolith und Natrium-Sulfat. Dieser Vorgang läßt
sich auch umkehren, wenn man z.B. Natrium-Chlorid auf Calcium-Zeolith einwirken
läßt, wobei wieder Calcium-Chlorid und Natrium-Zeolith entstehen. Dieser Vorgang
hängt ab von der Konzentration der reagierenden Stoffe. Diese Fähigkeit der Zeolithe
gab Veranlassung, austauschfähige Zeolithe künstlich herzustellen und zwar durch
Zusammenschmelzen von Kieselsäure, Tonerde und Alkali-Karbonaten. Bei weiterer
Behandlung der Schmelze mit Wasser wird dann ein künstlicher, durch seine Porosität
und Austauschfähigkeit hochwertiger Zeolith erhalten. Dieses Produkt hat die
Eigenschaft, in hervorragender Weise beim Filtrieren von Wasser dieses vollständig
zu enthärten, d.h. bis auf 0 Grad. Dieses Material kommt unter dem Namen
„Permutit“ in den Handel. Wird durch dieses Natriumpermutit Kalk und
Magnesiasalze enthaltendes Rohwasser geleitet, so erfolgt ein Austausch des Natriums
gegen Calcium und Magnesium. Der Vorgang ist folgender, wobei P den Permutitrest
bedeutet:
P Na2 + Ca (HCO3)2 = P Ca + 2 Na
HCO3.
P Na2 + Mg (HCO3)2 = P Mg + 2 Na
HCO2.
P Na2 + Ca SO4 = P Ca + Na2 SO4.
Das gereinigte Wasser enthält doppelkohlensaures Natron und
Natriumsulfit. Diese Wirkung kann natürlich nicht dauernd anhalten, sondern bleibt
nur solange bestehen, bis das austauschbare Natrium des Permutits durch Calcium und
Magnesium ersetzt ist, was daran erkennbar ist, daß im Filtrat wieder Härte mit
Seifenlösung nachgewiesen werden kann. Sobald dieser Zustand eingetreten ist, muß
das Filter regeneriert werden, indem eine der aufgenommenen Kalkmenge entsprechende
Lösung von gewöhnlichem Salz durch das Permutit filtriert wird. Diese Umwandlung
geschieht wie folgt:
P Ca + 2 Na Cl = P Na2 + Ca Cl2.
P Mg + 2 Na Cl = P Na2 + Mg Cl2.
Hierauf wird die Salzlösung ausgewaschen und das Filter
ist wieder gebrauchsfähig. Das Wasser wird auf 0° enthärtet und eine Schlammbildung
im Kessel fällt vollständig weg. Die Kosten sind gering, da nur denat. Kochsalz
aufgewendet zu werden braucht. Die Härtebildner werden in leichtlösliche Salze, die
im Wasser gelöst bleiben, umgewandelt, die im Kessel konnzentriert werden. In Zahlen
ausgedrückt entsteht aus 1° deutsch. Karboinathärte pro 1 0,018 g Soda und aus 1°
deutsch. Sulfathärte 0,025 g Natrium-Sulfat. Durch Umwandlung des Natriumkarbonates
in Soda wird Kohlensäure frei, die in Verbindung mit dem Sauerstoff zu Korrosionen
Anlaß geben kann. Zu starke Anreicherungen müssen daher im Kessel vermieden
werden.
Um den Luftsauerstoff aus dem Wasser zu entfernen, benutzt man die chemische
Affinität des freiwerdenden Sauerstoffes zum Eisen. In Eisenspanfiltern wird das
Wasser in fein verteiltem Zustand und gleichzeitiger Wärmezufuhr durch Dampf in
möglichst innige Berührung mit der großen Eisenoberfläche gebracht, wodurch sich der
Sauerstoff mit dem Eisen zu Rost umsetzt.
Die vorstehend beschriebenen Reinigungs-Verfahren erfüllen ihren Zweck, wenn ihnen
die nötige Wartung und Beschickung zuteil wird und wenn täglich mehrmals eine
Nachprüfung der Arbeitsweise erfolgt. Diese geschieht durch Prüfung der Härte, des
richtigen Zusatzes des Fällungsmittels und der Alkalität.
Die einfachsten, der Entgasung und gleichzeitiger Beseitigung der Salze auf warmem
Wege dienenden Apparate sind rinnen- oder schalenförmig ausgebildete Apparate, die
im Dampfraum des Kessels eingebaut sind. Hierbei wird das Wasser auf eine möglichst
hohe Stelle im Dampfraum gedrückt, von wo aus es in feiner Verteilung über
Rieselflächen und der Einwirkung des Dampfes ausgesetzt dem Wasserraum zufließt.
Hierbei wird das Gas ausgetrieben und die Karbonathärte beseitigt, die Sulfathärte
bleibt jedoch im Wasser und führt zur Bildung von Kesselstein. Die Gase bleiben
ebenfalls im Arbeitsdampf und werden vom Kondensat wieder aufgenommen.
Die am sichersten, aber auch am teuersten arbeitenden Wasserreiniger sind die
Verdampfer und Destillieranlagen. Apparate dieser Art werden von Balcke (Bochum)
gebaut. Der Betrieb gestaltet sich sauber und die Bedienung ist einfach, die
Arbeitsweise ist die folgende:
Die Anlage besteht im wesentlichen aus der Wasser-Vorreinigung, der Verdampfanlage
und der Gasschutz-Einrichtung. Die erstere setzt sich zusammen aus den
Plattenkochern, die ohne Zusatz von Chemikalien das Rohwasser von den mechanischen
Beimengungen, der Magnesia und den kohlensauren Härtebildnern, befreien, und dem
Nachentkalker, der das vorgereinigte Wasser noch von den feinen, gelösten
Beimengungen befreit. Hierauf tritt das Wasser noch mit den schwefelsauren
Härtebildnern und den Chloriden behaftet in die Verdampfer, wo der größte Teil des
Rohwassers verdampft und gleichzeitig zu Destillat niedergeschlagen wird. Das
Destillat fließt selbsttätig mit etwa 100° C Wärme dem mit Gasschutzeinrichtung
versehenen Speisewasserbehälter zu. Die Chloride und schwefelsauren Härtebildner
verbleiben in dem nicht verdampften Rest des Rohwassers, dem Schlammwasser, und
werden mit diesem abgeleitet. Die Wärme des Schlammwassers sowohl wie die der
überschüssigen Kochbrüden werden in einem Wärmeaustauscher an die zu reinigende
Rohwassermenge abgeführt und dadurch nutzbar gemacht. Für die Vorreinigung ist kein
besonderer Aufwand an Frischdampf erforderlich, weil auch hierzu die überschüssigen
Brüden vom Verdampfer Verwendung finden. Die Verdampfanlage arbeitet in der Regel
als Verbundanlage. An den ersten Verdampfer ist ein Thermo-Kompressor angeschlossen,
der die Aufgabe hat, den größten Teil der im zweiten Verdampfer gebildeten
Kochbrüden zum Heizen des ersten Verdampfers heranzuziehen, so daß nur wenig
Frischdampf erforderlich ist. Die im Kochraum des ersten Verdampfers erzeugten
Brüden heizen den zweiten Verdampfer, wobei sie zu Destillat niedergeschlagen
werden. Im Verdampfer II entstehen unter dem geringen Ueberdruck von 0,1 at aufs
neue Kochbrüden, die von dem Thermo-Kompressor zu ¾ ihrer Menge angesaugt und mit
dem Frischdampf in den räum des Verdampfers I zurückgedrückt und dabei auf 0,5 at
Ueberdruck komprimiert werden. Dieses Gemisch von Frischdampf und komprimiertem
Brüdendampf verrichtet die Heizarbeit im ersten Verdampfer, in dem es zu Destillat
niedergeschlagen wird. Das überschüssige Brüdenviertel aus Verdampfer II wird zur
Vorwärmung des Rohwassers, sowie zur Ausscheidung der kohlensauren Härtebildner, der
Magnesia und der mechanischen Beimengungen in den Plattenkochern verwendet, worin
der hohe wärmetechnische Wirkungsgrad der Balcke Verdampf-Anlagen seine Begründung
findet.
Das Reinigungsverfahren mit Balcke Plattenkochern gehört zu den thermischen
Reinigungsverfahren, dienur mit Wärme und ohne Chemikalien arbeiten, wobei auch
gasfreies Wasser erzeugt wird. Das Rohwasser tritt unmittelbar mit dem Heizdampf
ein, wird im vorderen Kocherteil plötzlich auf 100° C erhitzt und zwangsläufig durch
die Plattenelemente geführt, an welche sich die Steinbildner ansetzen, während der
Schlamm in Trichter fällt und abgelassen wird. Die Enthärtung geschieht unter
atmosphärischem Druck, danach ist das Wasser vollständig gas- und alkalifrei.
Enthält das zu reinigende Wasser neben Ca CO3 und Mg
CO3 auch noch Ca SO4, so wird Soda- und Natronlauge zugesetzt. Der Vorgang der Reinigung
bleibt der gleiche. Das Reagenzmittel wird nur in der theoretisch zur Umsetzung
erforderlichen Menge zugesetzt, so daß der Ueberschuß an Alkali nur 0,5° dtsch,
entsprechend einem Sodagehalt von 9,5 g/cbm beträgt. Der vom Bayerischen
Revisionsverein empfohlene Grenzwert für Sodaanreicherung im Kessel beträgt 1500
g/cbm.
Die chemische Wasserreinigung ist erheblich billiger als die Wasserreinigung durch
Verdampfung, Entgasung und Destillation und erfüllt bei regelmäßiger Wartung und
Aufsicht ihre Aufgabe, wenn nicht besonders schwierige Rohwasserverhältnisse
vorliegen. Sie bietet jedoch keine Gewähr gegen Korrosionen. Verdampf- und
Destillieranlagen mit Entgasung bieten Gewähr gegen Anfressungen, erfordern keine
chemische Aufsicht und lassen jede Reinigung der wasserberührten Kesselflächen
fortfallen.