Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 149 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die elektrische Bildübertragung und das Fernsehen.
(Professor Dr. Paul Kirchberger und Max Fischer.) In einer Zeit, wo das gesprochene Wort auf unbegrenzte
Entfernungen übermittelt und die Stimme eines Menschen jedem anderen Menschen
aufder Erde deutlich vernehmbar gemacht werden kann, ist das Streben
begreiflich, auch Bilder in die Ferne zu übermitteln. Insbesondere hat der Rundfunk
diese Aufgabe volkstümlich gemacht; haben doch die Hörenden das selbstverständliche
Verlangen, den Vortragenden auch zu sehen, bei der Uebertragung von Schauspielen
und Opern die Handlung nicht nur mit dem Ohr, sondern auch mit dem Auge zu
genießen.
Nun muß man zwischen zwei Dingen unterscheiden: Zwischen der Bildübertragung und dem
wirklichen Fernsehen. Die Uebertragung von Bildern, um die sich namentlich Professor
Korn verdient gemacht hat, unterscheidet sich vom Fernsehen dadurch, daß sie
unabhängig sowohl von der Zeit des Geschehens als auch der Dauer der Uebertragung
ist; beim Fernsehen soll aber ein Ereignis im gleichen Augenblick als bewegtes Bild
in der Ferne wahrgenommen werden, in dem es sich abspielt. Bei der Bildübertragung
verfährt man gewöhnlich so, daß man das zu übertragende Bild gewissermaßen in ganz
schmale Streifen schneidet – beispielsweise in solche von einem halben Millimeter
Breite – und diese Streifen aneinander klebt. Es ergeben sich somit bei einem Bild
von 10 × 10 Zentimeter 200 Streifen, die aneinander gereiht, da jeder 10 Zentimeter
lang ist, eine Länge von 20 Meter haben. Auf diesen langen Streifen sieht man nun
kein Bild mehr, sondern nur noch eine Folge von verschieden dunkeln und hellen
Stellen, deren Helligkeitsgrad auf irgend eine Art, gewöhnlich mit Hilfe einer
sogenannten Selenzelle, in elektrische Ströme von der Helligkeit. entsprechender
Stärke umgewandelt werden und auf der Empfangstelle einen gleichen 20 Meter langen
Streifen entsprechend färben müssen. Schneidet man nun diesen Empfangsstreifen in 10
Zentimeter lange Stücke und klebt diese nebeneinander, so muß man das ursprüngliche
Bild wieder erhalten.
Natürlich verfährt man in der Wirklichkeit nicht so, sondern man macht es sich
bequemer. Man wickelt z.B. das Bild, das man übermitteln will, auf eine Walze von 10
Zentimeter Umfang, die man bei jeder Umdrehung um ihre Achse um einen halben
Millimeter seitwärts wandern läßt. Man macht diese Walze aus Glas und setzt eine bis
auf einen Punkt abgeblendete Glühlampe hinein, wickelt einen das Bild tragenden Film
darauf und erhält so in Gestalt des ausfallenden Lichtstrahls helleres oder
dunkleres Licht, je nach dem gerade durch den Strahl wandernden Punkt des Films. Auf
der Empfangsstelle läßt man einen noch unbelichteten, gleichfalls auf eine Walze
gewickelten Film gleich schnell umlaufen und belichtet ihn ebenso schraubenförmig
mit einem Lichtstrahl, dessen Helligkeit elektrisch von der Sendestelle gesteuert
wird. Die Schraubenlinie, die abtelegraphiert werden muß, ist dabei natürlich auch
20 Meter lang; so dauert es eine ziemlich lange Zeit, bis man das Bild übermittelt
hat, denn man muß bedenken, daß, wenn die Helligkeit auf dem 20 Meter langen
Streifen alle halben Millimeter eine Aenderung erfährt, 40000 Helligkeitspunkte zu
übertragen sind. Der Uebertragungszeit setzt ja die Trägheit Grenzen. Zwar haben der
Lichtstrahl und die elektrische Welle – bei Funkübertragung des Bildes – keine
Trägheit, aber schon bei der Drahtübertragung hat man gegen durch
Trägheitserscheinungen bedingte Bildverzerrungen anzukämpfen. Die
Hauptschwierigkeiten liegen aber in den Vorrichtungen, die das schwankende Licht in
schwankenden elektrischen Strom und diesen wieder in schwankendes Licht umsetzen.
Insbesondere das elektrische Auge, die Selenzelle, hat eine ganz erhebliche
Trägheit, nicht minder aber das menschliche Auge, das letzte Glied in der
Uebermittlung bewegter Bilder.
Nun wissen wir von der Vorführung bewegter Bilder, vom sogenannten Kinematographien
her, daß wir zur Darstellung eines Bewegungsvorgangs 16 Bilderin der Sekunde
auf die Leinwand werfen müssen, um die Bilder ineinander übergehen, sie als ein
einziges bewegtes Bild erscheinen zu lassen. Dabei dürfen wir aber nicht so
verfahren, daß sich die Bilder unmittelbar aneinanderreihen, denn sie würden sonst
infolge der Trägheit unseres Auges ineinanderfließen: Zwischen zwei Bildern muß
immer eine Pause sein. Von der Trägheit des Auges können wir uns leicht durch einen
einfachen Versuch überzeugen: Wenn wir im Dunkeln einen glühenden Span schnell
bewegen, so sehen wir statt des bewegten glühenden Punktes einen langen glühenden
Strich; der Lichteindruck bleibt im Auge an Punkten noch längere Zeit bestehen, die
er in Wirklichkeit längst verlassen hat.
Wenn wir nun einen wirklichen Vorgang telegraphieren, also fernsehen wollen, so
müssen wir ebenfalls mindestens alle sechzehntel Sekunde die Helligkeit jedes
Bildpunktes in die Ferne senden, d.h. wir müssen in jeder sechzehntel Sekunde, um
eine Bildfläche von zehn mal zehn Zentimeter damit zu bedecken, 40000 Punkte
versenden, in einer Sekunde also 640000 Punkte gleich einem Streifen von 16 mal 20 =
320 Meter Länge – wahrlich eine gewaltige Aufgabe! Da man nun wirkliche Menschen,
Bäume, Häuser usw. nicht auf einen Glaszylinder wickeln kann, muß man ihr Bild
gewissermaßen mit einem Lichtstrahl in Streifen abtasten, d.h. man muß die von jedem
Punkt ausgehenden Lichtstrahlen schnell nacheinander auffassen, z.B. indem man sie
von links unten nach oben abnimmt, dann etwas nach rechts geht und den nächsten
Streifen von oben nach unten abnimmt usw. Den so gewonnenen, dauernd in seiner
Helligkeit schwankenden Lichteindruck muß man in einen entsprechend schwankenden
elektrischen Strom verwandeln und diesen wieder in einen gleich stark schwankenden,
etwa auf eine weiße Fläche fallenden Lichtstrahl – und das alles in der angeführten
Zeit von 1/640000
Sekunde für jeden Punkt.
Die bekannten Selenzellen zeigten nun eine so große Trägheit, daß es infolge des
Nachhinkens der elektrischen Stromschwankungen hinter den Lichtschwankungen ganz
unmöglich war, eine so ungeheuer schnelle Folge von Lichteindrücken zu übermitteln.
Es gelang jedoch Mihaly, die Selenzellen so zu verbessern, daß sie keine
nennenswerte Trägheit mehr zeigten. Selbst bei Belichtung mit einer an sich sehr
ungünstigen Bogenlampe wurde der Höchstwert des elektrischen Stromes, wie genaue
Messungen ergeben haben, 1/10 Sekunde nach der Belichtung erreicht, eine
erstaunlich kurze Zeit, die aber, wie der Vergleich mit den vorher gegebenen Zahlen
zeigt, noch lange nicht ausgereicht hätte. Bei den praktisch vorkommenden
Belichtungen war aber die Trägheit der Selenzelle erheblich geringer.
Eine weitere ungemein schwierige Aufgabe war die Erreichung der vollkommenen
Gleichmäßigkeit in der Bewegung der Bildzerlegungs- und der
Bildzusammensetzungsvorrichtung. Zwar ist die Aufgabe des sogenannten Synchronismus
an sich alt; sie spielt z.B. bei unseren druckenden Telegraphenapparaten eine große
Rolle; aber noch niemals wurden solche Anforderungen an die Genauigkeit der Lösung
gestellt wie hier. Sie gelang Mihaly durch Benutzung zweier vollkommen
gleichschwingender Stimmgabeln, deren Bewegung auf optischem Weg, nämlich durch
besondere an dem zu übertragenden Bild angebrachte Marken kontrolliert und geregelt
werden konnte.
Nicht weniger schwierig war auch der Bau der Bildzusammensetzungsvorrichtung, des
sogenannten Oszillographen. Da man eine Lichtquelle nicht schnell genug ändern kann, benutzt
Mihaly einen bewegten Spiegel, um den Empfangslichtstrahl mehr oder weniger stark
auf die zu belichtende Stelle zu werfen. Dieser Spiegel mußte einerseits schon auf
sehr schwache Aenderungen des elektrischen Stromes ansprechen, andererseits mußte er
den auf ihn ausgeübten Drehkräften augenblicklich folgen, um die ungemein große Zahl
der von ihm verlangten Bewegungen in einer Sekunde ausführen zu können. Die vor
Mihaly bekannten Vorrichtungen lösten wohl eine oder die andere dieser Aufgaben,
aber nicht beide gleichzeitig. Ueber die neue Lösung macht Mihaly folgende Angaben:
Der Spiegel war an zwei Silberdrähten von nur ein Vierzigstel Millimeter Dicke und
45 Zentimeter Länge mit einem Fadenabstand von 0,4 Millimeter befestigt. Die Länge
des Spiegels betrug einen, die Breite einen halben Millimeter. Wird die so
entstandene Drahtschleife in einem Magnetfeld aufgehängt, so ist sie tatsächlich
imstande, selbst bei ungemein schwachen Strömen viele Tausende von Bewegungen in der
Sekunde mit Sicherheit auszuführen. Trotz der hohen Empfindlichkeit des
Oszillographen würde aber die Stärke der ankommenden Ströme nicht entfernt
ausgereicht haben, wenn Mihaly nicht ausgiebig von Verstärkerröhren Gebrauch gemacht
hätte.
Wer Schlagworte liebt, kann die Leistung Mihalys als einen Kampf gegen die Trägheit
bezeichnen, nämlich die Ueberwindung der Trägheit der Selenzelle einerseits und der
seines Oszillographen andererseits. Daß beide Vorrichtungen den wechselnden
Eindrücken mit einer bisher unerhörten Schnelligkeit folgten, war eine wesentliche
Voraussetzung des Erfolges. Aber alle Mühe wäre umsonst gewesen, wenn die Trägheit
nicht auch wiederum ein Bundesgenosse des Erfinders gewesen wäre, nämlich die
Trägheit des menschlichen Auges, das infolgedessen den in rasender Geschwindigkeit
über die Bildfläche sausenden Lichtpunkt nicht als solchen wahrnimmt, sondern die
ganze Bildfläche von einem Bild bedeckt sieht.
Die geschilderte Erfindung ist aus dem Stande des ersten Tastens längst
herausgerückt, sie bedarf aber noch mancher Vervollkommnung, ehe sie der allgemeinen
Benutzung übergeben werden kann. Ueber ihre Bedeutung ein Wort hinzuzufügen, dürfte
wohl kaum nötig sein; wird sich doch jeder selbst sagen, was es zu bedeuten hat,
wenn wir die Züge eines Freundes, vielleicht während wir mit ihm fernsprechen, im
Fernseher verfolgen können, wenn die Polizei das Konterfei des Uebeltäters in einer
Minute in alle Richtungen der Windrose hinaussenden kann, oder wenn irgendwelche
Ereignisse gleichzeitig in beliebige Fernen übertragen werden und sich so nicht nur,
wie es jetzt schon durch den Funk der Fall ist, das Ohr, sondern auch das Auge des
Menschen über die ganze Erde erstreckt. Die Verbesserungen, die dazu noch getroffen
werden müssen, scheinen in der Richtung zu liegen, daß die Zahl der Punkte, in die
ein Bild zerlegt wird, möglichst erhöht wird, denn je feiner die Unterteilung ist,
desto schöner und feiner wird das Bild. Das wird vermutlich nicht anders möglich
sein, als daß man mit mehreren Streifen arbeitet, die gleichzeitig übermittelt
werden. Man kann dazu natürlich nicht mehrere Leitungen, auch nicht mehrerer Wellen
verwenden: Aber wie wir z.B. bei der Uebertragung von Musik die verschiedensten Töne
gleichzeitig über eine Leitung senden oder von derselben Welle in die Ferne tragen
lassen, so kann man auch Lichteindrücke in Gestalt verschiedener Töne gleichzeitig
übermitteln und diese Töne am Ende durch sogenannte Siebe wieder trennen, wie dies
in der Mehrfachtelegraphiebereits geschieht. Die Helligkeit wird dann durch die
Stärke des Tones ausgedrückt. So wird vielleicht in nicht allzu ferner Zeit die
Bildübertragung durch Musik erfolgen, durch eine wahrscheinlich außerhalb unseres
Hörbereichs liegende Musik freilich; und das ist gut; gegen sie wäre nämlich die
schauderhafteste Katzenmusik ein hoher musikalischer Genuß, denn für diese Art der
Musik gelten wesentlich andere Gesetze als für die, die wir als wirkliche Musik
empfinden.
Ein Vierteljahrhundert amerikanischer Technik. Eindrücke von
Studienreisen nach Nordamerika 1898 und 1924. (G.-Rat. Buhle in der D.
Maschinentechn. Ges. 19./5. 25.) In etwa 100 trefflichen Lichtbildern führte der
Redner, indem er die Ergebnisse der 2 Forschungsreisen einander gegenüberstellte,
den gewaltigen Fortschritt vor Augen, den das deutsche und amerikanische
Ingenieurwesen während eines Zeitraumes von rd. 25 Jahren gemacht hat. In großen
Zügen wurde die über Boston, Albany, Montreal und Niagarafalla nach Buffalo führende
Reise behandelt. Dort war seinerzeit gerade der größte Getreidesilo der Welt
(1280000 Zentner) errichtet. – Ueber den Eriesee ging die Reise weiter nach
Cleveland (Ohio), woselbst in der Hauptsache die damals das Staunen der Welt
erregenden, an 100 m langen Erzverladebrücken studiert wurden.
Bei der Weatinghouse-Bremsen-Gesellschaft in Wilmerding wurden damals die ersten
Spuren der sogenannten „fließenden Fertigung“ (auch „Bandarbeit“
genannt) gefunden, die zur Zeit der zweiten Reise, also ein Vierteljahrhundert
später zu einer zweiten Blüte der sogenannten „Dauerförderer“ geführt hat.
Die stetig arbeitenden Gießereieinrichtungen für die zuerst bei den W.-Bremsen zur
Verwendung gelangte Massenerzeugung haben bekanntlich (ebenso wie die geistvollen
Transporteinrichtungen der Großschlächtereien der Armour, Swift usw. in Chicago) zu
den fabelhaften Leistungen der Fordwerke in Detroit geführt. In Pittsburg
interessierten vor allem die 1898 rd. 70 cbm oder 50000 kg fassenden
Eisenbahn-Großgüterwagen, die vorwiegend als „Selbstentlader“ gebaut wurden.
Inzwischen sind die Amerikaner (auf ihren „Privat bahnen“) bei der doppelten
Menge angelangt (d.h. bei Wagen von über 100000 kg Nutzlast).
Auf der zweiten Reise des Vortragenden (1924) führte eine dreiwöchige Schleifenfahrt
über Schenectady (American Locomotiv Co., selbsttätige Befeuerung von Lokomotiven)
nach Detroit, wo in 4 Tagen die berühmten Fordwerke: Dearborn, Riverrouge, Higland
Park und Lincoln eingehend studiert wurden. Den Höhepunkt der Reise bildete der
Besuch bei Henry Ford und seinem Sohn Etzel, dem jetzt die eigentliche Leitung der
Fabriken übertragen ist.
Henry Ford wurde am 30. Juli 1863 geboren. Sein erster Wagen ward 1892 vollendet,
1896 der zweite. 1897 zeigte der amerikanische Zirkuskönig Barnum in seinem Zelt
einen der 4 Kraftwagen, die damals auf den Straßen der Neuen Welt liefen. 1903
entstanden bei Ford 195 Fahrzeuge, 1908/09: 10660 (zu 950 Dollar je Wagen), 1923:
2090009 (zu 295 Dollar je Wagen). Die Fordwerke stellen jetzt täglich 7500
Automobile her. 1923 waren in den U. S. A. mehr als 15 Millionen Kraftwagen in
Betrieb. Während der Fordwagen rd. 2 ℳ je kg. kostet, stellt sich der günstigste
Preis für ein deutsches Fahrzeug auf 8 ℳ je kg, und
während bei uns eine Fabrik im Mittel ihr Kapital jährlich dreimal umsetzt, gibt es
in den Vereinigten Staaten mehrere Autofabriken, die ihr Kapital 50 mal umsetzen, –
Chicago mit den benachbarten Riesen-Stahlwerken in Gary, das allein im Februar des
Vorjahres 326000 Tons Stahl erzeugt hat, führte zu Betrachtungen über die z. Zt. größten Krane der
Welt (rd. 400000 kg Tragkraft). Das Pullmanwagen-Zentrum gab Anlaß zur Besprechung
der älteren und neueren Schlafwagen. Pittsburg zeigte sich (wie Detroit)
hervorragend deutschfreundlich; in dem nahe gelegenen Clairton (Carnegie-Werke)
können täglich 6000000 kg Koks erzeugt werden. Baltimore und Philadelphia besitzen
die größten Hafenanlagen für Kohlen- und Kornumschlag und letzteres besitzt auch
eine überaus bemerkenswerte Anlage für Müllverwertung, d.h. für ein in Zukunft sehr
wichtiges Massenförder- und Lagergebiet.
Das Betriebsmodell auf der Deutschen Verkehrsausstellung
München 1925. Das große Publikum ist mit den Aufgaben des
Eisenbahnbetriebes und Verkehrs im allgemeinen nur soweit vertraut, als es
gelegentlich seiner Reisen oder gelegentlich der Aufgabe oder Abnahme von
Gütersendungen mit der Eisenbahn in Berührung kommt. Alle die Vorgänge aber, die bei
der Zugbildung, Zugabfertigung, Zugauflösung, Zugförderung usw. sich abspielen, die
Grundsätze und Arbeitspläne, nach denen Züge zerlegt, neu gebildet und in Lauf
gesetzt worden, die Einrichtungen, die der Zugsicherung dienen, die Wirkungsweise
dieser Einrichtungen, die Rangieranlagen der Verschiebebahnhöfe u.s.f. sind dem
Publikum im großen und ganzen fremd. Da aber die Kenntnis dieser Vorgänge und
Einrichtungen das Verständnis für eine Reihe von Ausstellungsgegenständen
vermittelt, ist in der Ausstellungsgruppe der Deutschen Reichsbahn ein
Betriebsmodell aufgestellt, das verschiedene Bahnhöfe in gegenseitiger Verbindung
und betriebsgetreuer Ausrüstung umfaßt und zu bestimmten Stunden erläutert und
planmäßig elektrisch in Betrieb gesetzt wird.
Eine Industriebau-Ausstellung in Essen. Die Essener
Bauausstellung hat eine besondere Gruppe „Industriebau“ geschaffen, die das
stärkste Interesse der Fachkreise findet. Maßgebende Verbände und große Firmen des
Industriebaues, vor allem auch Architekten und Ingenieure dieses Sondergebietes,
haben sich bereiterklärt, diese Sonderabteilung zu fördern. So wird dann das
Gesamtgebiet des Industriebaues in Essen zu sehen sein. Wenn man bedenkt, wie stark
gerade die Verbindungen von Industrie und Bauwesen in dieser Sondergruppe verkörpert
sind, so darf man schon mit Rücksicht darauf, daß in Deutschland eine derartige
Gruppe „Industriebau“ noch nicht auf einer Bauausstellung stattgefunden hat,
viel von dieser Darstellung erwarten. Das Gebiet des Industriebaues umfaßt ja nicht
nur die Geschäfts- und Verwaltungsgebäude der Industrie, sondern vor allem auch den
Werkstättenbau, den Lager- und Speicherbau, den Bau von Wasserbehältern,
Kohlenbunkern, Silos aller Art, Kraftwerken (Dampf, Elektrizität und Wasserkraft),
die Lagerung feuergefährlicher Flüssigkeiten, Spezialbauten für die verschiedensten
Industriezweige in Eisenbeton, Eisen- und Holzkonstruktion, die
Verkehrseinrichtungen von Industriebauten und vor allem auch die Gesamtanlagen der
heutigen Industrieunternehmungen. Es erübrigt sich zu bemerken, daß eine große Zahl
von Zweigen der Technik und Industrie gerade an dieser Ausstellung interessiert ist.
Auch die anderen Abteilungen für Baustoffe, Baumaschinen und Baugerät finden auf der
Essener Bauausstellung ein starkes Interesse. Die Sondergruppe „Deutsches
Bauwesen“, die der Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine
veranstaltet, findet bei dem sachlichen Charakter der Ausstellung ein lebhaftes
Interesse aller Fachkreise. Die Ausstellungwird am 18. Juli 1925 eröffnet und
ist die erste große Fachausstellung, die Essen nach der Besatzung veranstaltet.
Persönliches.
Dr.-Ing. e. h. Fritz Neuhaus 25 Jahre bei A. Borsig,
Tegel. Am 1. Juni dieses Jahres war Dr.-Ing. e. h. Fritz Neuhaus,
Generaldirektor bei A. Borsig, Tegel, 25 Jahre in dieser Firma tätig. Es ist
ungemein schwer, in wenigen Worten zu sagen, welche Werte Neuhaus mit seiner großen
Arbeitsleistung in dieser Zeitspanne nicht allein seinem Werke, sondern der
deutschen Industrie überhaupt geschenkt hat. Als Bahnbrecher wissenschaftlicher
Betriebsführung ist Neuhaus jedem deutschen Ingenieur bekannt. Seine umfassenden
technischen Kenntnisse und Erfahrungen, gepaart mit seltener Organisationsgabe,
führten seine schon vor dem Kriege mit Zähigkeit angestrebten Gedankengänge, die
industrielle Fertigung zu vereinheitlichen, zu rascher Verwirklichung. Jedem ist
klar, daß der Existenzkampf der deutschen Industrie heute schwer ist, weniger
bekannt ist der Allgemeinheit, daß er überhaupt nur zu führen ist durch die
Typisierung und Normung der Erzeugnisse, wie sie durch den Normenausschuß der
deutschen Industrie ausgearbeitet wird. Es gibt in Deutschland keine
technisch-wissenschaftliche Gemeinschaftsarbeit, die an Umfang und Bedeutung der
Arbeit des Normenausschusses der deutschen Industrie gleichzurechnen ist. Seine
glänzenden Erfolge verdankt er in erster Linie seinem Vorsitzenden Neuhaus. In
seinem Kopfe mußten die Ergebnisse rastlosen Fleißes auf allen eingeschlagenen
Gebieten und sein Ueberblick über die Industrien des In- und Auslandes immer neue
fruchtbringenden Werte schaffen. Besonders die Fortschritte der amerikanischen
Industrie verfolgte er sorglich und studierte sie auf wiederholten Reisen. Der
Wirkungskreis dieses Industriellen hat eine seltene Arbeitskraft zur Voraussetzung.
Neuhaus ist, neben seinem umfangreichen Arbeitsgebiet als Generaldirektor bei A.
Borsig, Tegel, tätig als Vorsitzender des Normenausschusses der deutschen Industrie,
des Deutschen Dampfkesselausschusses, der Gesellschaft von Freunden der Danziger
Hochschule und als stellvertretender Vorsitzender des Vereins zur Beförderung des
Gewerbefleißes. Als Vorstandsmitglied gehört er dem Ausschuß für wirtschaftliche
Fertigung, dem Ausschuß für das Schiedsgerichtswesen, dem
Dampfkessel-Ueberwachungsverein Berlin, dem Mitteleuropäischen Motorwagenverein, der
Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft und der Hauptstelle der Wärmewirtschaft
an. Ferner ist Neuhaus Mitglied des Repräsentanten-Ausschusses des Automobilklubs
von Deutschland, des Prüfungsausschusses der Beuthschule, des Technischen
Ausschusses des Berliner Bezirksvereins deutscher Ingenieure, des Reichkuratoriums
für Wirtschaftlichkeit, des Industrieausschusses des Verbandes
Technisch-Wissenschaftlicher Vereine, des Deutschen Verbandes für die
Materialprüfungen der Technik, des Ausschusses für Dampfkesselwesen beim V.D.I., der
American Society of Mechanical Engineers und des Ehrenausschusses der Deutschen
Verkehrsausstellung München 1925, dazu kommt noch eine Reihe von
Aufsichtsratsstellen.
Im Jahre 1918 wurde Neuhaus anläßlich der Fertigstellung der 10000. Lokomotive des
Werkes Tegel zum Kgl. Baurat ernannt. Die Technische Hochschule in Aachen verlieh
ihm auf Grund seiner Verdienste um den Maschinenbau, insbesondere die Normung, die
Würde eines Dr.-Ing. e. h.