Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Sander |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 160 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Ein erfreuliches Zeichen für den Hochstand des Deutschen
Schiffbaues bildet die in der englischen Presse lebhaft besprochene
Tatsache, daß die Deutsche Werft in Hamburg von der Furneß Whiky Line den Auftrag
zum Bau von fünf schnellen Motorschiffen von je 10 000 Tonnen erhalten hat. Im
Zusammenhang hiermit sei noch das Gerücht erwähnt, daß die genannte Werft auch von
Amerika den Auftrag zum Bau von Tankschiffen erhalten werde.
Auf dem zwölften deutschen Seeschiffahrtstage machte Dr. L. Kiep, Direktor der
Hamburg-Amerika-Linie, folgende Mitteilungen über die Lage der deutschen
Seeschiffahrt: Das größte deutsche Schiff ist heute der Lloyddampfer
„Columbus“ mit 32 350 Bruttoregistertonnen; es folgen die Dampfer
„Albert Ballin“ der Hamburg-Amerika-Lime und „Deutschland“, sowie
der Dampfer „Cap Polonio“ der Hamburg-Südamerikanischen
Dampfschiffahrtsgesellschaft. Das größte unter ihnen ist nun nahezu 40 % kleiner als
die Schiffe der Imperatorklasse. 5 vom Hundert der Schiffe sind Motorschiffe. Die
Hälfte der deutschen Schiffe ist weniger als fünf Jahre alt.
Ueber eine neue, von der Firma Grohmann und Paulsen in Ratzeburg entworfene Windkraftanlage von bisher unbekannter Leistungsfähigkeit
berichtet die Elektrotechnische Zeitschrift, daß diese Anlage gegenüber dem
bisherigen insofern einen wesentlichen Fortschritt darstellt, als die
Umlaufgeschwindigkeit der Flügel bis auf das Zehnfache der Windgeschwindigkeit
gesteigert, und andererseits die Flügelfläche gegen die bisher notwendige auf etwa
den fünften Teil vermindert ist. Die Anlage leistet mit vier Flügeln von etwa 19
Quadratmeter wirksamer Fläche bei 5,5 bis 6 Meter Windgeschwindigkeit in der Sekunde
an der Schalttafel 9 bis 10 Kilowatt. Sie braucht also bei dieser Geschwindigkeit
nur etwa 1,4 Quadratmeter Flügelfläche für ein Pferd, während man bisher mindestens
6 bis 7 Quadratmeter, bei der alten vierflügeligen Windmühle sogar 9 bis 10
Quadratmeter aufwenden mußte.Die Maschine kann noch bei einer sekundlichen
Windgeschwindigkeit von 1,9 Meter Strom liefern. Bei geringerer Windgeschwindigkeit
schaltet sich die Dynamomaschine selbsttätig vom Stromspeicher ab, damit kein Strom
in den Stromerzeuger zurückfließt. Bei 2,2 Meter Windgeschwindigkeit in der Sekunde
wird der Stromerzeuger wieder hinzugeschaltet. Das Windrad hat keine Windfahne oder
Windrose. Die Flügel stellen sich jederzeit richtig in den Wind ein.
Die Zahl der Kraftwagen der Erde ist im Jahre 1924 von 19
Millionen auf über 21 Millionen angewachsen. In Berlin erhöhte sich die Zahl der
Kraftwagen vom 1. Juli 1923 bis zum Anfang des Jahres 1925 täglich um etwa 26 Stück.
Infolgedessen wird die Frage, wie diese gewaltigen Mengen unseres neusten
Verkehrsmittels untergebracht werden sollen, täglich dringlicher, und der Bau von
Riesenwagenhäusern erscheint als das einzige Mittel, Abhilfe zu schaffen. Architekt
Max Schröder in Spremberg hat für einen Finanz- und Industrieverband den Plan eines
Riesenwagenhauses ausgearbeitet. Aus den vom Auftraggeber gestellten Forderungen,
die die Schwierigkeiten des Baues solcher Riesenwagenhäuser kennzeichnen, geben wir
die wichtigsten und eigenartigsten nachstehend wieder: Das Wagenhaus soll 1000
Kraftwagen fassen. Diese müssen sich, da man Aufzüge vermeiden will, mit eigener
Kraft zu den oberen und unteren Stockwerken bewegen. Die Fahrtrichtung der Wagen muß
stets dieselbe sein, einerlei, ob diese in das Haus einfahren oder es verlassen. So
wird eine Begegnung aus zwei verschiedenen Richtungen kommenden Wagen vermieden.
Sämtliche Wagen müssen ohne Schwierigkeit auf einmal in sämtliche Räume ein- und aus
diesen ausfahren können. Das Gebäude muß außer den Räumen für die Wagen
Verkaufsräume sowie umfangreiche Instandsetzungswerkstätten umfassen. Das
Dachgeschoß soll eine Versuchsbahn für Probefahrten enthalten. Der von Architekt
Schröder ausgearbeitete, zum Patent angemeldete Bauplan sieht 20 Stockwerke vor.
Rundfunkstörungen durch die Straßenbahn. (Wilhelm
Buchmann.) Neben den beim Rundfunkempfang besonders in den Sommermonaten häufig
auftretenden Luftstörungen werden in Städten mit Straßenbahnen auch noch Störungen
anderer Natur beobachtet, die sich durch ein fortgesetztes Rauschen und Knattern
unangenehm bemerkbar machen. Schon früh kam man auf den Gedanken, daß die
Straßenbahn der Uebeltäter sei. Diese Vermutung lag wegen der starken Funkenbildung
am Stromabnehmer – insbesondere am Rollenabnehmer – und an den Schienen nahe.
Beobachtungen ergaben jedoch, daß der starken Funkenbildung an sich keine Schuld
zugeschoben werden kann, da die Störungen nur am Abend zu bemerken waren.
Längere Zeit konnte man keine richtige Erklärung finden, bis eine günstige
Beobachtung die Lösung näher brachte. Bei einer von der Straßenbahn befahrenen
Steigung setzte das Knattern nur beim abwärtsfahrenden Wagen ein, der dann
Bremsstrom gab. Der Beobachter glaubte daher, den Störenfried im Bremsstrom gefunden
zu haben und teilte seine Wahrnehmungen Herrn Dr. W. Burstyn mit. Dieser hatte sich
bereits früher eingehend mit den Vorgängen beim An- und Abschalten eines
elektrischen Stromes befaßt; er stellte eine andere Theorie auf: Die Störungen
werden tatsächlich durch die Funkeinbildung an der Rolle des fahrenden Wagens
hervorgerufen, aber nicht so lange der Motor Strom erhält, sondern nur dann, wenn
der Stromverbrauch sehr gering ist, also wenn nur die Lampen im Wagen brennen.
Daraus erklärt sich ohne weiteres, warum tagsüber von dem Knattern nichts zu
bemerken ist.
Die zunächst seltsam erscheinende Tatsache beruht darauf, daß beim Abschalten eines
Stromkreises oberhalb einer bestimmten, vom Stoff der Kontaktstellen abhängenden
Stromstärke ein Lichtbogen auftritt, der bei den verhältnismäßig kleinen Sprüngen
der Rolle nicht abreißen kann und dessen Schwankungen die Selbstinduktion des
eingeschalteten Motors nicht zum Entstehen von Schwingungen kommen läßt. Ganz anders
liegt der Fall dagegen, wenn nur die Lampen brennen. Dann genügt die Stromstärke zur
Bildung eines hellen Lichtbogens nicht, sondern es bilden sich kleine Fünkchen, die
gerade so wie bei den ältesten Funksendern Schwingungen erzeugen; diese Schwingungen
breiten sich an der Oberleitung wie an einer Antenne aus und rufen die
Empfangsstörüngen hervor. Auf Veranlassung des Vereins Deutscher Elektrotechniker
und unter Mitwirkung der Großen Berliner Straßenbahn hat Herr Postrat Eppen vom
Telegraphentechnischen Reichsamt in Berlin eingehende Versuche gemacht, die im
wesentlichen die Theorie des Herrn Dr. Burstyn bestätigt haben. Es zeigte sich
dabei, daß die Hauptschuld an der Verwendung von schadhaften Rollen liegt. Die
Rollen nutzen sich eben mit der Zeit am Umfange ab, so daß sie unrund werden; bei
schlechter Schmierung schlagen die Zapfenlager aus; infolge dieser beiden Ursachen
liegen die Rollen nicht mehr ruhig und fest am Leitungsdraht an, sondern springen,
besonders bei schneller Fahrt. Die Störungserscheinungen sind auch sehr stark von
der Witterung abhängig, so verschwinden sie bei feuchtem Wetter und besonders bei
Regen fast vollständig. Man kann sich dies damit erklären, daß die Nässe die
geöffnete Kontaktstelle überbrückt, so daß der Funke nicht zum Abreißen kommt. Auch
Frost vermindert die Störungen erheblich.
Zur Beseitigung oder doch zur starken Einschränkung des Uebelstandes schlägt nun
Eppen vor, einmaldie Rollen sorgfältig zu prüfen, beschädigte auszuwechseln und
für eine gute Lagerung zu sorgen, zum anderen, die Stromstärke stets so hoch zu
halten, daß eine Funkenbildung ausgeschlossen ist. Dies läßt sich leicht dadurch
erreichen, daß beim Ausschalten des Motors selbsttätig ein Zweigwiderstand neben die
Lampen geschaltet wird. An Stelle eines solchen Widerstandes könnte man auch weitere
Lampen einschalten und damit z.B. eine Lichtreklame betreiben.
Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen. Es ist aber zu hoffen, daß sich die
beteiligten Stellen der Sache tatkräftig annehmen, so daß Störungen der bezeichneten
Art, die namentlich in Großstädten, besonders auch beim Hören mit dem Lautsprecher,
den reinen Genuß des Rundfunks stören, bald ganz verschwinden.
Straßenzapfstellen für Kraftwagenbetriebsstoffe. Die
starke Zunahme des Kraftwagenverkehrs in allen Ländern hat das Bedürfnis geschaffen,
zur bequemen Versorgung der Fahrzeuge mit Betriebsstoffen in den Großstädten
Zapfstellen auf Straßen und Plätzen einzurichten, die nach dem bekannten
Schutzgasverfahren gegen Brand und Explosion gesichert sind. Im Ausland sind
derartige Anlagen schon seit längerer Zeit in Benutzung und erfreuen sich regen
Zuspruchs, weshalb man nun auch bei uns in einigen Großstädten solche Zapfstellen
einzurichten beabsichtigt. Dabei wird ein unterirdisch gelagerter Behälter durch
eine Rohrleitung, in die eine Meßvorrichtung sowie ein Zählwerk eingebaut sind, mit
einer Zapfstelle nach Art eines Wasserpfostens verbunden. Der Lagerbehälter steht
dabei dauernd unter dem Druck eines Schutzgases (Kohlensäure oder Stickstoff),
ebenso ist die Steigleitung von einem mit Schutzgas gefüllten weiteren Rohre
umgeben, so daß im Falle einer Undichtheit der Leitung keine Benzindämpfe ins Freie
entweichen können. Das Gas wird einer Stahlflasche entnommen und steht unter einem
Druck von etwa 3 m Wassersäule. Hierdurch ist es auch möglich, den Betriebsstoff
ohne Anwendung einer Pumpe aus dem Lagerbehälter in die Meßvorrichtung zu heben, die
aus zwei abwechselnd zur Füllung und zur Entleerung kommenden Meßbehältern besteht.
Die Größe des Lagerbehälters wird zweckmäßig so bemessen, daß er höchstens einmal
täglich zur Zeit des schwächsten Verkehrs gefüllt zu werden braucht. Die Abgabe von
Betriebsstoff kann dann während des ganzen Tages ununterbrochen erfolgen und es ist
zur Beaufsichtigung der Zapfstelle sowie zum Verkauf nur eine Person nötig.
Sander.
Erfahrungen mit Faltenrohren in einem Großkraftwerk. Im
„Gesundheits-Ingenieur“ 1925 beschreibt Herr Baurat Karl Schmidt, Dozent
an der Staatsbauschule Dresden, ein Großkraftwerk, bei welchem 20 entlastete
Stahlguß-Stopfbüchsen gegen stopfbüchslose Kompensatoren ausgewechselt wurden. Diese
Auswechslung erfolgte, weil die Stopfbüchsen laufend größere Betriebsunkosten
dadurch verursachten, daß sie einer sorgfältigen Wartung bedurften und in kürzeren
Zeitabständen eine Auswechslung der Stoffbüchsenpackung erforderlich wurde. An
Stelle der Stopfbüchsen wurden dann Faltenrohrkompensatoren der Allgemeine
Rohrleitung Aktiengesellschaft Düsseldorf eingebaut, die sich sehr gut bewährt
haben. Infolge ungeschwächter Wandung sind diese Rohre vollkommen betriebssicher,
bieten ferner den Vorteil eines geringen Druckverlustes, da einerseits die Falten
nur auf der Innenseite liegen und die Außenseite ganz glatt ist, und da andererseits
die Sicherheitsnietung der Flanschen von der Lieferungsfirma so ausgeführt wurde, daß das
Innere der Faltenrohre nicht durch Nietköpfe verengt wird Infolge der
verhältnismäßig kleinen Oberfläche ist der Wärmeverlust durch Ausstrahlung sehr
gering. Aus dem Abnahmeprotokoll ist zu ersehen, daß die Kräfte zum Zusammendrücken
der Kompensatoren sehr klein sind, und daß ferner die Aufnahmefähigkeit der
Faltenrohrkompensatoren vollkommen den von der Lieferungsfirma gewährleisteten
Angaben entspricht.
Ueber die Fortschritte der Kältetechnik im Jahre 1924 gibt
Prof. R. Plank in der Zeitschrift des VDI. einen kurzen
Ueberblick, dem wir folgendes entnehmen: Die Entwicklung des Kältekompressors geht
in der Richtung des einfachwirkenden stehenden Schnellläufers. In erhöhtem Maße
findet zweistufige Verdichtung mit Zwischenkühlung Anwendung, wobei vorwiegend
liegende Einkurbel-Verbundverdichter mit Stufenkolben gebaut werden. Bei der
Vervollkommnung der Wärmeaustauschapparate wird besonders auch der regelmäßigen
Entfernung nicht kondensierbarer Fremdgase Beachtung geschenkt. Infolge starker
Nachfrage nach Kleinkältemaschinen kamen mehrere neue Bauarten auf den Markt,
darunter auch solche mit Drehkolbenkompressoren. Für kleinste Kälteleistungen (1000
bis 10000 kcal täglich) beginnt sich die periodisch arbeitende
Ammoniak-Absorptionsmaschine gut einzuführen, und zwar für Haushaltkühlschränke,
kleine Konditoreianlagen und Schlächterläden. Wenn sie auch hinsichtlich der
Wirtschaftlichkeit im Betriebe der Kompressionmaschine nachsteht, so hat sie vor
dieser doch den Vorteil niedriger Anschaffungskosten, geringster Abnutzung und
einfachster Bedienung voraus.
Das Schnellgefrierverfahren, wobei kalte Salzsole mit den einzufrierenden Waren in
unmittelbare Berührung gebracht wird, ist für Fische allgemein eingeführt, und es
werden gegenwärtig in Deutschland zwei größere Fischgefrieranlagen nach dem
Verfahren von Ottesen errichtet. Aehnliche
Gefrierverfahren, die aber nicht grundsätzlich Neues bieten, wurden von
verschiedenen Seiten in Vorschlag gebracht. Für die praktische Durchführung der
Ottesen-Verfahren sind dagegen beachtenswerte Konstruktionen angegeben worden. Das
Schnellgefrierverfahren hat sich bisher für Fleisch nicht durchsetzen können, da
dieses hierbei an der Oberfläche eine bräunliche Färbung annimmt.
In der chemischen Industrie findet die künstliche Kältung neuerdings ausgedehnte
Anwendung bei der Herstellung von Glaubersalz; da hier Kälteleistungen von mehreren
Millionen kcal in der Stunde erforderlich sind, können für diesen Zweck
Ammoniak-Turbokompressoren Anwendung finden. (Zeitschr. V. Dt. Ing. 1925, S.
51.)
Sander.
Neue Abmessungen für Schrauben und Muttern. Der
Normenausschuß der Deutschen Industrie, Berlin NW. 7, Sommerstr. 4a, hat die bisher
herausgegebenen Normblätter über rohe Schrauben und Muttern einer Revision
unterzogen und sämtliche Normblätter in enger Zusammenarbeit mit dem/Verband zur Wahrung gemeinsamer wirtschaftlicher
Interessen der deutschen Schraubenindustrie neu herausgegeben. Alle an der
Herstellung und am Verbrauch interessierten Kreise fördern die Vereinfachung der
Fabrikation und der Lagerhaltung, wenn in Zukunft nur noch Schrauben und Muttern
nach DIN hergestellt und verwendet werden. Die geänderten Normblätter nebst einem
Bezugsquellennachweis von Herstellern können durch den Beuth-Verlag G.m.b.H., Berlin
SW. 19, Beuthstr. 8, bezogen werden.
Die Steinkohlenförderung Schwedens hat sich der
amtlichen Bergbaustatistik zufolge seit dem Jahre 1913 wie folgt entwickelt:
1913:
363965 t
1919:
429267 t
1914:
366639 t
1920:
439 584 t
1915:
412261 t
1921:
376 692 t
1916:
414825 t
1922:
378 861 t
1917:
442633 t
1923:
419 569 t
1918:
404494 t
Die Förderung des Jahres 1923 weist gegen das Vorjahr eine Zunahme um rund 11 v. H.
auf, die Höchstförderung des Jahres 1920 wurde aber bisher nicht wieder erreicht.
Die eigene Kohlengewinnung reicht keineswegs zur Deckung des schwedischen
Kohlenbedarfs aus, so daß im Jahre 1923 eine Einfuhr von 3331305 t Kohle und von
547973 t Koks zu verzeichnen war, die vorwiegend aus England bezogen wurden.
S.
Die Kohlenförderung Oesterreichs im Jahre 1924. Im
vergangenen Jahre wurden in Oesterreich 29489891 Kohle gegenüber 2817091 t im
Vorjahre gefördert; die Zunahme beträgt also 4,7 v. H., doch bleibt die Förderung
hinter der des Jahres 1922, die 3301629 t betrug, immer noch nicht unwesentlich
zurück. Den Anteil der einzelnen Länder an der Gesamtförderung zeigt folgende
Zahlentafel, aus der man zugleich die Geringfügigkeit der österreichischen
Steinkohlenförderung ersieht.
Land
Braunkohlet
Steinkohlet
Niederösterreich
176301
168041
Oberösterreich
456650
4002
Steiermark
1573102
–
Karaten
120407
–
Tirol
37243
–
Burgenland
413243
–
2776946
172043
–––––––––––––––––––
Im Jahre 1913 wurden auf dem Gebiete des heutigen österreichischen Staates, jedoch
ohne das Burgenland, 2708464 t Kohle gefördert. (Montan. Rundschau 1925, S.
152.)
S.
Die Kohlenförderung der Saargruben hat im Jahre 1924 eine
starke Zunahme erfahren, so daß die Förderung des letzten Jahres sogar die des
Jahres 1913 zum ersten Mal übersteigt. Wie sich die Förderung in den letzten 4
Jahren entwickelt hat, zeigt folgende Zahlentafel:
Jahr
Staatl. Gruben1000 t
Grube Fran-kenholz1000 t
Zusammen1000 t
Koks-erzeugung1000 t
1924
13648
384
14032
?
1923100 Tage
Streik.
8971
221
9192
133
1922
10943
297
11240
253
1921
9336
238
9574
177
1913
13072
194
13266
1777
Hiervon wurden nach Frankreich ausgeführt (in Tonnen):
1924
5214037
67753
1923
3182273
96421
1922
3534224
?
Die Bestrebungen der französischen Bergwerkdirektion, den aus Saarkohle gewonnenen
lockeren Koks zu verbessern, indem man der Kokskohle Magerkohle oder Halbkoks
zusetzt, zu welchem Zweck auf der Grube Heinitz bereits seit 1921 umfangreiche Versuche
unternommen werden, scheinen bisher nicht den gewünschten Erfolg gehabt zu
haben.
Sander.
Kohlengewinnung und Kokserzeugung der Vereinigten Staaten von
Amerika. Das staatliche geologische Landesamt hat kürzlich eine Statistik
über die Kohlenförderung und Kokserzeugung sowie den Außenhandel in den Jahren
1921–1923 veröffentlicht, aus der die lebhafte Entwicklung des amerikanischen
Bergbaus sowie namentlich der Kokserzeugung hervorgeht.
(1000 m Tonnen)
1921
1922
1923
Kohlenförderung
459300,63
462594,67
581245,50
davon Weichkohle
377241,21
382997,17
494677,80
davon Anthrazit
82059,42
49597,50
86567,70
Kohleneinfuhr
1148,70
4801,23
1978,82
Kohlenausfuhr (ohne Bunkerkohle)
25222,34
13661,73
24075,15
Durchschn. Wert von 1 t geförd. Kohle
Doll. 3,20
3,39
3,25
Kokserzeugung
22935,87
33671,48
50326,70
davon in Bienenkorb- öfen
5023,00
7776,14
16289,70
In Nebenprodukten- öfen
17912,87
25895,34
34037,00
Kokseinfuhr
28,11
85,46
77,29
Koksausfuhr
278,23
463,97
1122,27
Durchschn. Wert von 1 t Doll.
5,84
6,42
?
Brikettherstellung
361,85
561,82
632,01
(Stahl und Eisen 1924, S. 1796.) S.
Sonderausstellung „Das Meßgerät“ auf der Kölner
Herbstmesse. Außer der großen Sondergruppe „Baufach“ wird auf der
Kölner Herbstmesse (23. September bis 2. Oktober) eine weitere Sonderausstellung
„Das Meßgerät“ veranstaltet. Diese Ausstellung wird alles umschließen,
was in Industrie, Handwerk und Wissenschaft an Meßgeräten benötigt wird, also nicht
nur Werkzeuge und Meßmaschinen, sondern auch Instrumente für physikalische und
andere Forschungslaboratorien.
Die Bedeutung dieser Veranstaltung wird man richtig ermessen, wenn man
berücksichtigt, daß Meßgeräte für den Ingenieur die gleiche Bedeutung haben wie die
verschiedenen Hilfsmittel der Buchhaltung für den Kaufmann: durch sie wird es
ermöglicht, jederzeit ein Bild von der Rentabilität des Betriebes zu gewinnen. Das
Meßgerät ist in den letzten Jahren so vervollkommnet worden, daß die Kenntnis des
gesamten Gebietes kaum einem einzelnen Ingenieur noch möglich ist. Durch die Kölner
Sonderausstellung sollen den Technikern und Ingenieuren in einem bisher noch nicht
gezeigtem Rahmen die neuesten Errungenschaften auf dem Gebiet der gesamten
Meßtechnik vermittelt werden.
Es kann schon jetzt festgestellt werden, daß ein lebhaftes Interesse für die
Veranstaltung besteht. U.a. haben ihre Beteiligung zugesagt die
Physikalisch-Technische Reichsanstalt, die Chemisch-Technische Reichsanstalt, das
Telegraphentechnische Reichsamt sowie erste Firmen der in Frage kommenden
Industriezweige.
Mit der Ausstellung wird eine wissenschaftliche Tagung verbunden sein, auf der durch
hervorragende Fachleute die neuesten Ergebnisse der Forschung auf dem Gebiete der
Meßtechnik behandelt werden sollen. Ebenso wie die Baufachausstellung erfreut
sich auch diese Ausstellung der Mitwirkung der technisch-wissenschaftlichen Vereine
Kölns.
Deutscher Verein von Gas- und Wasserfachmännern. Zu der
66. Jahresversammlung, die vom 8.–10. Juni in Köln abgehalten wurde, hatten sich
über 1200 Mitglieder sowie eine Reihe von Fachgenossen aus Oesterreich, der Schweiz
sowie aus Holland eingefunden. In der Eröffnungsitzung teilte der Vorsitzende des
Vereins, Direktor Jokisch (Göppingen), mit, daß die Bunsen-Pettenkofer-Ehrentafel,
die höchste Auszeichnung, die der Verein zu vergeben hat, den Herren Oberbaurat Hase
(Lübeck), der durch Schaffung der ersten Gasfernleitung von Lübeck nach Travemünde
(1903) auf dem Gebiete der Gasfernversorgung bahnbrechend gewirkt hat, sowie
Oberbaudirektor Kuckuck (Heidelberg), der sich durch die Erbohrung des Heidelberger
Sprudels verdient gemacht hat, verliehen worden ist.
In seinem Rückblick auf die Ereignisse des vergangenen Jahres wies der Vorsitzende
sodann darauf hin, daß auch heute noch, obwohl an die Stelle der lange Jahre
währenden Kohlennot heute ein Kohlenüberfluß getreten sei, den Gaswerken nicht immer
die für sie erforderlichen Kohlensorten geliefert werden und daß die Beschaffenheit
der Kohlen in bezug auf Aschengehalt, Gasausbeute und Backfähigkeit häufig
unbefriedigend sei. Da die ausländischen Kohlenzechen im Gegensatz zu den deutschen
hierfür bestimmte Garantien übernehmen, so werden auch jetzt wieder beträchtliche
Mengen von Gaskohle aus England eingeführt. Die Kohleneinfuhr muß aber im Hinblick
auf die derzeitige ungünstige Lage des deutschen Kohlenbergbaues nach Möglichkeit
beschränkt werden. Die im Vordergrunde des Interesses stehenden Fragen der
Kohleveredelung und der Kohleverflüssigung sind auch für die Gaswerke von hoher
Bedeutung, die von jeher an der wichtigen Aufgabe einer sparsamen Energiewirtschaft
mit Erfolg mitgearbeitet haben. Der Gasverbrauch hat im letzten Jahre allenthalben
eine erfreuliche Zunahme erfahren und durch die Schaffung zahlreicher neuer
Gasfernversorgungen dringt das Gas als Heiz- und Leuchtmittel in immer weitere
Landesteile ein. Ebenso sind auf dem Gebiete der Wasserversorgung wichtige
Fortschritte erzielt worden und die hydrologischen Methoden zur Feststellung der
Grundwassermengen sowie die Forschungen über Grund- und Quellenwasservorräte konnten
mit Erfolg weiter ausgebaut werden.
Die Reihe der Vorträge eröffnete Prof. Dr. Herbst (Essen), der an Hand von
Lichtbildern „Die Verbesserung der Kohlenbeschaffenheit, ihre technischen Mittel
und wirtschaftlichen Grenzen“ eingehend erläuterte. Die Verunreinigungen der
Kohle bestehen außer aus den eigentlichen Aschenbestandteilen aus Schwefelkies und
Bergmitteleinlagerungen verschiedener Beschaffenheit, wie Sandstein, Ton, und
Brandschiefer. Die Trennung dieser Verunreinigungen von der Kohle kann durch
vorbeugende Maßnahmen schon unter Tage bei ihrer Gewinnung sowie durch nachträgliche
Ausscheidung erfolgen. Für letzteren Zweck bedient man sich der Wäschen, die mit
Setzmaschinen oder Schwemmringen arbeiten, ferner der Trockenaufbereitung und in
jüngster Zeit der Schaumschwimmverfahren (Flotation), die im Erzbergbau schon länger
in Anwendung sind. Alle diese Einrichtungen und ihre Wirkungsweise wurden an Hand
ausgeführter Anlagen eingehend erörtert, wobei der Vortragende besonders auch die
Kosten der Aufbereitung sowie die damit verbundenen Kohleverluste besprach.
„Die Koksbeschaffenheit und ihre Verbesserung“", ein nicht minder
wichtiges Kapitel, behandelte ein Vortrag von Direktor Gerhard (Königsberg), der
jedoch am Erscheinen verhindert war, weshalb Direktor Schumacher (Frankfurt a. M.)
den Vortrag vorlas. Zur Erzielung eines besseren Kokses wird der Einbau von Misch-
und Mahlanlagen, wie sie in den Kokereien schon lange gebräuchlich sind, auch in
Gaswerken empfohlen. In Königsberg ist eine derartige Anlage bereits seit 1922 in
Betrieb, und es wird dort der gemahlenen Gaskohle Anthrazit in einem vorher genau
bestimmten Mengenverhältnis zugemischt. Dieses Verfahren hat sich recht gut bewährt,
denn es wird auf diese Weise mehr Grobkoks gewonnen, der einen höheren Verkaufswert
hat.
Zwei weitere Vorträge behandelten die Nebenprodukte des Gaswerkbetriebes, Ammoniak
und Teer. Direktor D.-Ing. h. c. Thau (Halle a. S.) machte interessante Mitteilungen
über „Ammoniumsulfat, seine Herstellung und die Verbesserung seiner
Beschaffenheit, sowie andere Ammoniakerzeugnisse“. Die auf Kokereien meist
benutzte direkte Sulfatgewinnung hat sich in Gaswerken kaum eingeführt, man ist hier
vielmehr bei der Absorption des Ammoniaks in Wasser geblieben. Bei der Herstellung
von verdichtetem Ammoniakwasser muß dem Gaswasser die Kohlensäure entzogen werden,
um eine Verstopfung des Kühlers durch festes kohlensaures Ammonium zu verhüten,
während bei der Erzeugung von Salmiakgeist oder verflüssigtem Ammoniak eine
Reinigung der Dämpfe vorangehen muß. Versuche, aus Ammoniak und Kohlensäure festes
Ammoniumbikarbonat herzustellen, haben zum Bau einer solchen Anlage auf der Kokerei
der Ruhrzeche „Holland“ geführt, doch hat dieses Salz als Düngemittel bisher
nur eine beschränkte Verwendung gefunden. Um die aus ausländischem Schwefelkies
gewonnene Schwefelsäure entbehrlich zu machen, ist eine Reihe von Kokereien dazu
übergegangen, verdichtetes Ammoniakwasser herzustellen und dieses auf Ammoniaksoda
verarbeiten zu lassen, wobei aus den Endlaugen Chlorammonium gewonnen wird, das sich
ebenfalls zur Düngung eignet.
An der Aufgabe, den im Gas enthaltenen Schwefel für die Bindung des Ammoniaks nutzbar
zu machen, wird seit langen Jahren gearbeitet, doch konnten sich weder die Verfahren
von Burkheiser und Feld, noch das von Claus Eingang in die Praxis verschaffen.
Neuerdings wird in England nach einem Verfahren von Cobb gearbeitet, wobei das Gas
mit einer Zinksulfatlösung gewaschen wird. Dabei entstehen Ammoniumsulfat und
Zinksulfid, das durch Rösten in Zinkoxyd und schweflige Säure übergeführt wird;
diese wird wiederum auf Zinksulfat verarbeitet. Das von den Leunawerken benutzte
Verfahren, bei dem Ammoniak und Kohlensäure unter einem Druck von etwa 50 at in eine
Aufschlämmung von fein gemahlenem Gips geleitet werden, kommt nur für ganz große
Betriebe in Betracht. Bei dem in üblicher Weise mit Schwefelsäure gewonnenen
Ammoniumsulfat kommt es darauf an, daß das Salz in streufähigem Zustand und mit
einem möglichst geringen Gehalt an freier Säure den Landwirtengeliefert wird.
Um dieses Ziel zu erreichen, muß der Herstellung des Salzes mehr Aufmerksamkeit als
bisher geschenkt werden. Die offenen Sättiger sollten ganz verlassen werden; in
England haben sich die runden Sättiger mit Bodenauslaß gut bewährt, die bei uns
bisher kaum Eingang gefunden haben. Ebenso sind in England die Vakuumsättiger sehr
verbreitet. Schließlich wies der Vortragende darauf hin, daß auch der Farbe des
Sulfats mehr Beachtung geschenkt werden sollte.
Dr. Lüer (Essen) berichtete über die Verwendung des Teers im Straßenbau, die in
England viel weiter gediehen ist als bei uns, und besprach die Eigenschaften, die
der im Straßenbau zur Verwendung kommende Teer haben muß.
Prof. Dr. Bunte (Karlsruhe i. B.) erörterte die „Gesichtspunkte für die Wahl der
Gasbeschaffenheit für Versorgung von Haushalt, Gewerbe und Industrie“ und
betonte nachdrücklich, daß der verstärkte Wassergaszusatz zum Steinkohlengas auf
Grund der im Jahre 1921 aufgestellten Richtlinien nach wie vor zu erstreben und
technisch und wirtschaftlich richtig ist. Die ursprünglich gegen den erhöhten
Kohlenoxydgehalt des Mischgases geltend gemachten Bedenken haben sich als nicht
begründet erwiesen, da die Unfälle nur 2–3 auf 1 Million Einwohner betragen. Diese
Bedenken dürfen auch nicht eine technische Entwicklung aufhalten, die auf anderem
Wege dem allgemeinen Wohle wesentlich mehr Nutzen bringt.
Ueber „Technisch-wirtschaftliche Fortschritte, Wettbewerb und Weiterentwicklung in
der Gasverwendung“ berichtete Dir. Lempelius (Berlin). Er führte eine Reihe
von Neuerungen in der Konstruktion der Gasbrenner vor, die sowohl der Gasheizung wie
der Gasbeleuchtung förderlich sind. Erfreulich ist die Tatsache, daß gegenwärtig in
Deutschland über 1200 km Gasfernleitungen im Bau sind. Trotzdem sind wir in der
gewerblichen Verwendung des Gases noch weit hinter Amerika zurück. Im Anschluß
hieran machte Oberingenieur Albrecht (Berlin) beachtenswerte Mitteilungen über
günstige Ergebnisse mit Schweißungen im Leuchtgasfeuer, das den mit Kohle beheizten
Schmiedeofen verdrängen soll, sowie über den Nutzen der selbsttätigen
Temperaturregler, die die Wirtschaftlichkeit der Gasfeuerstätten ganz erheblich
verbessern.
Zum Schluß sprach Dr.-Ing. Offe (Köln) über „Tagesfragen der Ofeninstandhaltung
und über die Entfernung des organisch gebundenen Schwefels aus dem Gase“. Er
zeigte den schädlichen Einfluß undichter Ober- und Unterluftkanäle auf die Beheizung
der Gaserzeugungsöfen und führte einen Apparat vor, der jegliche Undichtheit
sichtbar macht. Die Entfernung der letzten Schwefelspuren aus dem Gase, die nach
einem neuen Verfahren gelungen ist, hat große Bedeutung für die Verwendung des Gases
in der Glasfabrikation sowie bei der Verarbeitung von Metallwaren.
Mit der Tagung war wie in den früheren Jahren eine Ausstellung von
Gaswerkeinrichtungen und Gasverbrauchapparaten verbunden, die jedoch nur mäßig
beschickt war.
Sander.