Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | R. |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 174 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Elektrotechnik auf der Leipziger Technischen
Herbstmesse 1925. Ueber die Bedeutung und erstaunliche Entwicklung der
Leipziger Technischen Messe ist schon viel berichtet worden. Es sei hierzu erwähnt,
daß das technische Meßgelände neuerlich durch Zuweisung von 130000 qm eine
Gesamtfläche von allein 360000 qm umfaßt. Alle Zweige der Technik sind auf dieser
einzigartigen Messeveranstaltung vertreten. Nicht zum wenigsten hat zu dieser
staunenswerten Entwicklung in kurzer Zeit der Zweig der Technik beigetragen, der in
den letzten Jahren zu so außerordentlicher Geltung gekommen ist, die Elektrotechnik.
Und gerade die Leistungsfähigkeit deutscher Elektrotechnik ist in aller Welt
bekannt, In- wie Ausland begehren die deutschen elektrotechnischen Erzeugnisse.
Besonderes letzteres ist auch stets lebhaft interessiert, weil die deutschen
Fabrikate anerkannt gut und preiswürdig sind und sich auch infolge ihres vielfach
nicht großen Gewichtes gut für den Export bzw. Ueberseetransport eignen. Ein Bild
darüber, was die deutsche elektrotechnische Industrie leistet, kann sich eigentlich
nur derjenige machen, der die Leipziger Technische Messe, diesen wichtigen
Weltmarktplatz, aufsucht und an Hand der systematisch und übersichtlich aufgebauten
Ausstellungen studiert, was auf dem Gebiete der Elektrotechnik geschaffen worden
ist. Die Leipziger Messeveranstaltung führt Einkäufer wie Aussteller zusammen und
ermöglicht ihnen, an einem Ort, in kürzester Zeit, bei größter Bequemlichkeit und
geringsten Kosten ihren Geschäften nachzugehen. – Ursprünglich lagen die
elektrotechnischen Ausstellungen noch verstreut, aber bald machte sich die
Notwendigkeit der einheitlichengeschlossenen Ausstellung geltend, so daß im
Jahre 1921 die erste zusammengefaßte elektrotechnische Messe in der sogenannten
Kuppelhalle, der jetzigen Halle 10, veranstaltet wurde. Der Erfolg blieb nicht aus.
Die Nachfrage nach Messeständen wurde in den folgenden Jahren so groß, daß sich die
im Zentralverbande der deutschen elektrotechnischen Industrie vereinigten Firmen
entschlossen, sich ein eigenes Haus zu bauen, das jetzige „Haus der
Elektrotechnik“. Das war eine Großtat. Alle maßgebenden Firmen der
elektrotechnischen Industrien sind in dieser vornehm gehaltenen prächtigen und auch
innen äußerst zweckmäßig eingerichteten Halle vertreten, zurzeit an die fünfhundert,
und zwar auf einer Gesamtausstellungsfläche von 9500 qm, und wetteifern miteinander
in der Erzeugung und Darbietung immer vollkommnerer Fabrikate. Das Haus der
Elektrotechnik läßt wohl nichts vermissen, was in das doch so riesige Gebiet dieses
Faches gehört. Wir finden Maschinen wie Dynamos, Motoren, Umformer aller Art,
Transformatoren, alle elektrotechnischen Apparate, Akkumulatoren, Leitungs- und
Installationsmaterial, Meßinstrumente, Fernsprecheinrichtungen, Signalanlagen,
Rundfunkeinrichtungen, Beleuchtungskörper usw. usw., kurz alles, was in die großen
Gebiete des Stark- und Schwachstroms, gehört. Alles aufzuzählen, ist unmöglich. Und
was das Haus der Elektrotechnik nicht mehr aufnehmen kann, das ist in Halle 5 an der
Lindenallee gegenüber der Kuppelhalle, Halle 10, untergebracht, wo sich auch noch
eine sehr beachtliche elektrotechnische Ausstellung befindet. Vor allem sind hier
auch noch die Erzeugnisse der Radiotechnik ausgestellt, die schon auf der letzten
Frühjahrsmesse
1925 erkennen ließen, wie fleißig in der letzten Zeit auf diesem Gebiete gearbeitet
worden ist. – Aber auch in anderen Hallen sind die unentbehrlichen
elektrotechnischen Erzeugnisse vorhanden. Man denke nur an die großartige
Wertzeugmaschinenhalle 9, in der die Werkzeugmaschinen aller Art und Größe fast
durchgehend mit elektrischem Antriebe (Einzelantrieb und Gruppenantrieb) versehen
sind. Besonders muß festgestellt werden, daß die betreffende Arbeitsmaschine und der
elektrische Antrieb zu einem einheitlichen organischen Ganzen gestaltet worden sind,
ein Fortschritt, der viele Vorteile bietet. Weiter seien noch die beweglichen
Elektrokarren genannt, die für die Beförderung der Messebesucher auf den Straßen des
ausgedehnten Geländes sorgen oder aber als Lastfahrzeuge auf verschiedenen
Freiflächen ausgestellt sind. – Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Ausstellungen
der Elektrotechnik mit Erfolg immer großzügiger ausgebaut werden. Bei der
ungeheueren Entwicklung auf elektrotechnischem Gebiete kann auch fast immer mit
Neuerungen gerechnet werden. Wer eine Erfindung gemacht, ein Patent erworben hat,
wird nicht verfehlen, dies auf der Technischen Messe zu zeigen. Da nun fast jeder
Interessent oder Besucher erwartet, etwas Neues zu sehen, so sind natürlich die
einzelnen Firmen nach Kräften bestrebt, auch Neues zu schaffen und zu bieten, ein
löblicher Eifer, der auch in volkswirtschaftlichem Interesse nur zu begrüßen ist.
Zweimal im Jahre finden die Ausstellungen der Elektrotechnik statt, im Frühjahr und
im Herbst. Die nachste Technische Messe wird vom 30. August bis 9. September 1925 abgehalten werden. Man
rechnet auch da wieder mit starkem Zuspruch aus In- und Ausland. Bei den im
Verhältnis zur Güte der Erzeugnisse angemessenen ja niedrigen Preisen, den wieder
günstigeren Zahlungs- und Lieferungsbedingungen wird der Einkäufer sicher auf seine
Kosten kommen. Aber auch die anderen Besucher, die die Messe nicht gerade zu
Geschäftszwecken aufsuchen, werden Wertvolles mit nach Hause nehmen können. Vor
allem kann Fabrikherren, Ingenieuren, Technikern, Werkmeistern, Monteuren, Arbeitern
– Arbeitnehmern wie Arbeitgebern –, Studierenden usw. nur empfohlen werden, sich die
Messe bzw. die mustergültige elektrotechnische Ausstellung einmal anzusehen, sie
will ja auch ihren Zweck als „Lehrmesse“ – hingewiesen sei auch auf die
wertvollen Vorträge im Hause der Elektrotechnik – erfüllen. Das Studium, der eigene
Betrieb, im Grunde genommen unsere Wirtschaft, werden nur Gewinn davon haben. –
Schließlich sei noch gesagt, daß auch für Reiseerleichterungen,
Sonderzugverbindungen, Fahrpreisermäßigung usw. gesorgt ist, und daß sonstige
Maßnahmen im Interesse des Messebesuchers von Seiten des Meßamtes, wie
Wohnungsbeschaffung usw. während der Messetage, getroffen sind. –
Einteilung der feuerfesten Stoffe. Auf der Tagung der
Association Technique de Fonderie hielt am 14. Januar 1925 Bodin einen Vortrag über die feuerfesten Stoffe unter besonderer
Berücksichtigung ihrer Verwendung in Gießereien. Abgesehen von der Bedeutung, die
die feuerfesten Stoffe im Gießereiwesen einnehmen, wurde diesem Vortrag aus dem
Grunde besondere Beachtung geschenkt, als der Vortragende in seiner Eigenschaft als
Leiter des Verbandslaboratoriums der keramischen Industrie ein Thema behandelte,
über das selbst in Fachkreisen in wissenschaftlicher Beziehung keine vollkommene
Klarheit herrscht.
Bodin teilt die feuerfesten Stoffe in zwei große Gruppen, die 13
Unterabteilungen umfassen:
Gruppe A: Allgemein übliche Erzeugnisse.
1. Siliziumhaltige und silikotonerdehaltige Stoffe. Am
bekanntesten von diesen ist der Ton, ein mehr oder weniger komplexes
Tonerdesilikat, dessen reines Erzeugnis das Kaolinit ist, ein Tonerdesilikat mit
54 % Silizium und 46 % Tonerde in entwässertem Zustande. Ein anderes Erzeugnis
dieser Gruppe ist das Kaolin;
2. Tonerde- und Ultratonerdehaltige Erzeugnisse;
3. Bauxit. Dieser Stoff ist um so weniger feuerfest, je mehr
Eisen er enthält (roter Bauxit); demnach ist der weiße Bauxit (Schmelzpunkt
1920°) der bessere;
4. Magnesit. Das Ausgangserz ist das Magnesiumkarbonat
(Vorkommen in Steiermark und Griechenland). Das schwarze Magnesium von
Steiermark besitzt die größte Feuerfestigkeit. Ein anderes Erzeugnis der
gleichen Art stellt der Dolomit dar, ein Doppelkarbonat von Magnesium und
Calzium;
5. Silizium-Erzeugnisse. Das Silizium ist sehr verbreitet in
Gestalt von Sanden und Felsen, die gebrochen werden müssen. Die betreffenden
Felsen besitzen über 95% Silizium. Am üblichsten sind der Sandstein, Quarz,
Quarzit und Silex;
6. Graphit. Der beste Graphit ist der Flinzgraphit. Gruppe B:
Sondererzeugnisse.
7. Chromit. Dieser Stoff ist neutral und dient hauptsächlich in
metallurgischen Oefen dazu. Trennungszonen zwischen basischen und sauren Stoffen
zu bilden;
8. Geschmolzener Bauxit. Dieser Körper wird in der Regel
Corintit genannt;
9. Corindon ist ein sehr feuerfester, von kristallisierter
Tonerde gebildeter Stoff, den man u.a. in Madagaskar findet;
10. Karborundum wird hauptsächlich in den Vereinigten Staaten
im elektrischen Ofen gewonnen und ist ein Silizium-Karbid;
11. Zirkonsäure findet sich in Brasilien, ist neutral; und
schmilzt bei 1900-1950 Grad;
12. Zirkon-Silikat ist sehr teuer;
13. Geschmolzener Quarz konnte bisher nur für
Laboratoriumsgegenstände hergestellt werden.
Die Herstellung der feuerfesten Erzeugnisse umfaßt: das Brechen, die Aufbereitung der
Gemische, Formgebung, Trocknung und schließlich das Brennen.
Dr.-Ing. Kalpers.
Ueber die Umwandlung der Kohle in Oele macht Prof. Dr. Fr.
Fischer auf Grund eigener Untersuchungen interessante
Mitteilungen. Die Gewinnung flüssiger Brennstoffe aus Kohle ist ein wichtiges
Problem, das namentlich in den Ländern, die arm an Erdöl sind, mit Eifer studiert
wird. Ein Weg hierzu ist die Urverkokung, doch werden hierbei nur 8–12 v. H. vom
Gewicht der Kohle in Form von Benzin und Teer gewonnen (eine Ausnahme bildet die
Cannelkohle, die bis zu 29 v. H. Teer liefert). Erheblich weiter als auf dem Wege
der destruktiven Destillation gelangt man durch Hydrierung der Kohle, denn auf diese
Weise lassen sich 50 v. H. vom Gewicht der Kohle, nach manchen Angaben sogar noch
mehr ölige Produkte gewinnen. Dabei handelt es sich in der Hauptsache darum, der
Kohle ihren Sauerstoffgehalt zu entziehen und durch Wasserstoff zu ersetzen bzw. so
lange Wasserstoff an die Moleküle anzulagern, bis flüssige oder leicht schmelzbare
kohlenwasserstoffähnliche Verbindungen entstehen. Die Hydrierung der Kohle kann in
der Wärme und unter Druck mit Hilfe von konz. Jodwasserstoffsäure, ferner mittels
Natriumformiat oder Kohlenoxyd in Gegenwart von Wasser erfolgen, da in allen diesen
Fällen naszierender Wasserstoff gebildet wird. So liefert z.B. rheinische Braunkohle
bei der Behandlung mit Natriumformiat im Autoklaven bei 400° C. ein dickflüssiges,
hochsiedendes Oel in einer Ausbeute von 45 v. H., von dem die Hauptmenge oberhalb
300° siedet. Neben flüssigen Stoffen werden bei der Hydrierung aber auch feste
Verbindungen erhalten, weshalb Fischer diesen Weg nicht für praktisch gangbar hält,
wenn es sich um die Gewinnung wertvoller flüssiger Betriebsstoffe handelt.
Günstigere Ergebnisse liefert ein scheinbarer Umweg, nämlich die Synthese von
flüssigen Kohlenwasserstoffen aus Wassergas. Schon vor einigen Jahren hat die Badische Anilin- und Sodafabrik ein Verfahren angegeben,
nach dem man durch Ueberleiten eines Gemisches von Wasserstoff mit überschüssigem
Kohlenoxyd unter etwa 100 at Druck und bei 300 bis 400° über gewisse
Kontaktsubstanzen flüssige Kohlenwasserstoffe erhält. Auf ähnlichem Wege haben
später Fischer und Tropsch
ölartige Erzeugnisse gewonnen, die aber frei von Kohlenwasserstoffen waren und in
der Hauptsache aus höheren Alkoholen und Ketonen bestanden. Dieses synthetische
Oelgemisch wurde Synthol genannt. Zu seiner Herstellung
wird Wassergas mit Wasserstoffüberschuß bei einem Druck von 100–150 at über eine
Kontaktmasse geleitet, die aus mit Alkali imprägnierten Eisenspänen besteht und auf
eine Temperatur von 410° C. erhitzt ist. Hierbei entsteht neben einer geringen Menge
eines wässerigen Kondensats ein hellgelbes, dünnflüssiges Oel, das nach Amylalkohol
und Azeton riecht und sich in jedem Verhältnis mit Alkohol, Benzin und Benzol
mischen läßt. Es hat bei 20° die Dichte 0,8289 und wird erst bei – 30° fest. Die
Elementaranalyse des Synthols ergab 69,3 v. H. Kohlenstoff, 12,25 v. H. Wasserstoff
und 18,46 v. H. Sauerstoff; sein Heizwert beträgt 7540 WE/kg.
Trotz diesem niedrigem Heizwerte ist das Synthol, wie Fahrversuche ergeben haben, als
Betriebsstoff dem Benzol anscheinend überlegen, da es einen sehr niedrigen
Siedepunkt hat; fast 88 v. H. des Rohsynthols sieden nämlich unterhalb 200° C. Beim
Durchgang des Gasgemisches durch das Kontaktrohr werden nur 8–10 v. H. des
Wassergases in Synthol umgewandelt. Werden die gebildeten öligen Reaktionsprodukte
durch Abkühlung der austretenden Gase auf Zimmertemperatur abgeschieden, was ohne
Druckentlastung geschehen kann, und wird hierauf das Gas nochmals durch das
Kontaktrohr geleitet, so bildet sich der obige Gleichgewichtbetrag von neuem und es
können so bis zu 30 v. H. vom Heizwert des Wassergases in Form von Synthol erhalten
werden, ferner entsteht hierbei ein heizkräftiges Gas. Die Ausbeute läßt sich
jedenfalls noch verbessern.
Da sich zur Herstellung des Wassergases neben Koks auch Halbkoks beliebigen Ursprungs
verwenden läßt, so bietet sich die Möglichkeit, zunächst durch Urverkokung der Kohle
10–12 v. H. Urteer zu gewinnen, der vorwiegend über 200° siedende Bestandteile
enthält, und danach durch Gewinnung von Synthol aus dem Halbkoks flüssige
Brennstoffe zu erzeugen, die hauptsächlich unter 200 ° sieden. Bei der
Syntholgewinnung hat man es jedenfalls zunächst mit der Bildung von Formaldehyd
unter der Einwirkung desEisenkontaktes zu tun, der sich dann zu Alkoholen und
Ketonen kondensiert. Wenn man das Synthol längere Zeit unter Druck auf 400° erhitzt,
entsteht unter Wasserabspaltung ein benzinartiges Erzeugnis, das den Namen
„Synthin“ erhielt. (Zeitschr. V. Dt. Ing. 1925, S. 15–17.)
Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.
(mitgeteilt vom Patentanwaltsbüro Dr. Oskar Arendt, Berlin W
50.)
Deutschland: Der Beitritt des Deutschen Reiches zum
Madrider Abkommen betreffend die Unterdrückung falscher Herkunftsangaben auf Waren
ist am 29. April 1925 der Schweizerischen Regierung angezeigt und mit dem 12. Juni
1925 wirksam geworden.
Die Deutsche Verkehrsausstellung in München 1925, die Allgemeine Mustermesse in
Leipzig vom 30. 8. 25 bis 5. 9. 25, die Technische Messe nebst Baumesse in Leipzig
vom 30. 8. bis 9. 9. 25 und die Ausstellung des Vereins Deutscher
Werkzeugmaschinenfabriken, Leipzig 17. 8. bis 19. 9. 25, fallen unter das Gesetz vom
18. 3. 04 betreffend den Schutz von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen auf einer
Ausstellung.
Frankreich: Es verlautet, daß auf Vorstellungen der
französischen Industrie für Patente das Vorprüfungssystem eingeführt werden
soll.
Holland: Bisher war es nicht statthaft, eine
Hauptpatentanmeldung in eine Zusatzanmeldung umzuwandeln. Nach einer Entscheidung
des holländischen Patentamtes vom 30. Dezember 1924 ist dieser Standpunkt aufgegeben
worden. Patentanmeldungen können nunmehr im Laufe des Prüfungsverfahrens in
Zusatzanmeldungen umgewandelt werden.
Irland: Im Parlament des Irischen Freistaates liegt z. Zt.
ein Gesetzentwurf betreffend gewerblichen Rechtsschutz zur Beratung vor.
Portugal: Die Einfuhr von ausländischen Waren mit
gesetzlich unzulässigen Fabrik- oder Handelsmarken ist verboten.
Spanien: Kgl. Dekret vom 17. Mai 1925. Bei
Prioritätsanmeldungen werden jetzt Prioritätsbelege verlangt. Die Unterlagen für die
spanische Anmeldung müssen genau dem Prioritätsbelage entsprechen. Diese Belege
können noch zwei Monate nach der Anmeldung eingereicht werden.
Patente, die unter Beanspruchung einer Auslandspriorität angemeldet wurden, beginnen
mit dem Prioritätstage. Für Gebührenzahlungen ist der Tag der Ausstellung der
Urkunde maßgebend. Die dreijährige Frist zur Erbringung des Ausübungsnachweises
endet an dem vor dem Tage der Ausfertigung der Urkunde liegenden Tage.
Uruguay: Dekret vom 17. April 1925. Im Ausland ansässige
Personen, die in Uruguay eine Erfindung zum Patent anmelden, für die sie in ihrem
Heimatsland kein Patent erhalten haben, müssen eine Erklärung ihrer Heimatsbehörde,
für Deutschland des Reichspatentamtes, beibringen, daß die Erfindung dort nicht
patentiert worden ist.
Persönliches:
Carl Schwennicke †. Einer der letzten der verantwortlichen
Mitarbeiter von Werner Siemens, Oberingenieur Carl Schwennicke, ist am 15. Juli nach
kurzer Krankheit 86jährig gestorben.
Schwennicke bewegte sich bei seinen Arbeiten teils in den Gedankengängen seines
genialen Chefs, teils auf eignen Bahnen. Telegraphie, Signalwesen, Meßtechnik u.a.m.
wurden durch ihn um wertvolle Konstruktionen bereichert. Er bildete den Tastenschriftlocher für
die Zwecke der in den Anfängen steckenden Schnelltelegraphie aus; konstruierte 1873
den Kettenschriftgeber von Werner Siemens und den Dosenschriftgeber von
Hefner-Alteneck, die beide gestatteten, wesentlich schneller als bisher Morsezeichen
zu übermitteln; er schuf den Ferndrucker, der wegen seiner einfachen, selbst dem
Laien möglichen Handhabung heute noch häufig angewendet wird; konstruierte
Wasserstandsfernmelder, Plutkurvendrucker, Gasdruckfernmelder,
Differential-Flüssigkeitsmelder, Signalgeber u.a.m.
Mit seinem 50jährigen Dienstjubiläum trat Schwennicke, im Jahre 1909, in den
Ruhestand, nahm aber auch dann noch lebhaften Anteil an den neuesten Entwickelungen
der Elektrotechnik. Noch bis zuletzt ließ er seine Gedanken kühn ins Zukunftsreich
unverwirk-lichter technischer Ideale schweifen.
Carl Friedrich v. Siemens, der jetzige Namensträger der Firma, und zahlreiche
ehemalige Mitarbeiter erwiesen ihm die letzte Ehre.
B.
Professor Robert M. Friese †. Am 21. Juli starb im Alter
von 57 Jahren Professor Robert M. Friese, früher Vorstandsmitglied der
Siemens-Schuckertwerke.
Professor Friese gehörte zu den Bahnbrechern der Wechselstromtechnik. Nach Erledigung
des Realgymnasiums zu Offenbach wählte er die Technik zum Lebensberufe und bereitete
sich zunächst dafür gründlich vor durch eine 2jährige praktische Fabriktätigkeit.
Nach dem Uebergange zur Technischen Hochschule in Darmstadt fühlte er sich besonders
von der Elektrotechnik angezogen, zu deren Studium das von Prof. Kittler geleitete
neue Elektrotechnische Institut die beste Gelegenheit bot. Bei fortschreitendem
Studium legte er besonderen Wert darauf, sich auch gründliche Kenntnis der Physik
und Chemie zu erwerben, ein Bestreben, das ihm bei seiner späteren Entwicklung von
großem Nutzen wurde. Nachdem er 1891 die Diplom-Prüfung mit Auszeichnung bestanden
hatte, wurde er Assistent bei seinem bisherigen Lehrer Prof. Kittler und bald danach
angestellter Assistent am Elektrotechnischen Institut. Der junge Assistent machte
sich schnell auf dem damals gerade am eifrigsten durchforschten Gebiete des
Wechselstromes heimisch, und widmete sich besonders dem Drehstrom-Motor, der eben
seine erste brauchbare Form erhalten hatte. Bei der Frankfurter Ausstellung von 1891
wurden ihm von der amtlichen Prüfungs-Kommission die Wattmeter-Messungen an der
Kraftübertragung Lauffen-Frankfurt a. M. übertragen. Er hatte die beste Aussicht,
bald eine Professur an einer Technischen Hochschule zu erlangen,folgte aber
seiner Schaffenslust im praktischen Gestalten, indem er 1893 bei der Firma Schuckert
& Co. in Nürnberg eintrat. Hier widmete er sich wieder besonders den
Wechselstrom-Arbeiten, und ihm hatte die Firma Schuckert ihre Leistungen auf diesem
Gebiete besonders zu verdanken. In den Fachkreisen schon zu Ansehen gekommen,
erhielt er 1899 eine ordentliche Professur in München, die er aber nur 2 Jahre
ausübte, um dann, erst einige 30 Jahre alt, zu Schuckert zurückzukehren. Bald danach
wurde er in den Vorstand der Firma berufen. Die lebhafte schriftstellerische
Tätigkeit von Prof. Friese, die sich auf Maschinen und Meßverfahren, elektrische
Anlagen und auf rein physikalische Fragen bezog, war damit im wesentlichen
abgeschlossen, später hat er nur noch seltener bestimmte Fragen öffentlich
behandelt, für die er in Werkstatt und Laboratorien besonders gewirkt hatte. Dazu
gehörte namentlich die technologische Behandlung der Isolierstoffe, so des
Porzellanes und des Oeles.
Nach der Vereinigung der Starkstrom-Werke der Siemens & Halske A.-G. und der
Elektrizitäts-Gesellschaft vorm. Schuckert & Co. wurde der Wirkungskreis von
Prof. Friese bedeutend erweitert. Es fiel ihm besonders die Leitung der
Versuchsfelder und der Konstruktions-Abteilungen des Charlottenburger Werkes zu.
Dabei hat er auch durch unermüdliche Beobachtungen und sorgfältige physikalische
Bestimmungen die elektrische Bühnen-Beleuchtung in hohem Grade gefördert. Nachdem er
dann während der Kriegszeit die Aureollampe für Bestrahlungs-Therapie und andere
medizinische Geräte ausgebildet, sich auch der Verwaltung des Lazarettes in
Siemensstadt gewidmet und sich über den Nährwert und die Behandlung der
Nahrungsmittel lehrend an seine weitere Umgebung gewandt hatte, wurde in ihm die
Liebe zur rein wissenschaftlichen Forschung immer lebhafter. Er trat deshalb aus dem
Vorstande der Siemens-Schuckertwerke aus, und wurde 1920 in der neu geschaffenen
„Centralstelle für wissenschaftlich-technische Forschungsarbeiten“ des
Siemens-Konzernes ständiger Mitarbeiter. Leider konnte er diese Tätigkeit, die in
hohem Grade seiner Neigung entsprach, nur noch wenige Jahre ausüben. Vor etwa 2
Jahren erkrankte er an der Gehirn-Grippe, die ihm namentlich peinigende
Sprachstörungen verursacht. Ein sanfter Tod beendete die tückische Krankheit.
Der Verstorbene war ein anregender Freund unserer Zeitschrift. Er veröffentlichte
hier (1922, Heft 11) seine Arbeit „Das Hartfeuer-Porzellan und die
Hochspannungs-Isolatoren“ und hatte uns auch weitere Beiträge zugesagt. Wir
werden das Andenken des hervorragenden Technikers gebührend in Ehren halten.
R.