Titel: | Zur Neuauflage der von W. Nernst veröffentlichten Monographie über den 3. Wärmesatz. |
Autor: | Schmolke |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 181 |
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Zur Neuauflage der von W. Nernst veröffentlichten
Monographie über den 3. Wärmesatz.Anm.: Bei Wilhelm
Knapp, Halle (Saale) 1924.
Von Studienrat Ing. Schmolke, Berlin.
SCHMOLKE, Zur Neuauflage der von W. Nernst veröffentlichten
Monographie über den 3. Wärmesatz.
Zu den Grundlagen der Naturwissenschaft muß seit einer Reihe von Jahren der dritte
von Nernst ausgesprochene Wärmesatz gerechnet werden. Nachdem er 1905 als Hypothese
aufgestellt worden war, lieferten die Forschungen der Folgezeit, vor allem die
Arbeiten des physikalisch-chemischen Institutes der Universität Berlin, den Beweis
für seine Richtigkeit. Man kann geradezu sagen, daß die in den letzten Jahrzehnten
gewonnenen Erkenntnisse auf thermodynamischem Gebiet zwangläufig zu dem neuen
Theorem geführt haben würden, sofern es nicht bereits zum wissenschaftlichen
Rüstzeug des Physikers gehört hätte. Dies dürfte durch folgende Betrachtung
ersichtlich werden: Der absolute Nullpunkt muß unerreichbar sein, denn anderenfalls
liegt die Möglichkeit vor, Prozesse zu verwirklichen, die mit den uns bekannten
Naturgesetzen im Widerspruch stehen. Man käme beispielsweise zu dem widersinnigen
Schluß, daß ein Stoff, dessen Temperatur durch adiabatische Expansion bis – 273° C
gesunken ist, sich bei weiterer Ausdehnung isothermisch verhält. Dabei ist jeder
Wärmeaustausch Q nach Erreichung des absoluten Nullpunktes ausgeschlossen, weil
daselbst entsprechend der für die gesamte Thermodynamik grundlegenden Gleichung von
Helmholtz Q=A-U=T\,\left(\frac{\partial\,A}{\partial\,T}\right)_v=0 wird, wobei A die Arbeitsfähigkeit bei isothermem Vorgang, U
die gesamte Energieänderung, v das Volumen und T die Temperatur bezeichnet. Der
Uebergang von der Adiabaten zur Isothermen wäre somit einerseits notwendig,
andererseits ungerechtfertigt. Man wird hierdurch zu der schon oben erwähnten
Schlußfolgerung gedrängt, daß es unmöglich ist, bis – 273° C zu gelangen. Diese
Anschauung war auch schon längst in der Physik herrschend. Um ihre Richtigkeit zu
beweisen, stützte man sich aber früher auf Voraussetzungen, die sich in neuerer Zeit
als unhaltbar herausstellten. So wurde behauptet, daß die Wärmekapazität sowie der
Wärmeinhalt bei beliebig tiefer Temperatur endlich bleibt und letzterer einem Körper
nicht völlig entzogen werden könne, da Q = A – U nahe dem absoluten
Nullpunktverschwindend klein wird. Der erste Teil dieser Annahme hat sich
späterhin aber als unzutreffend erwiesen. Es ist experimentell festgestellt worden,
daß bereits in der Nähe von – 273° C die spezifische Wärme der kondensierten Stoffe
und wohl auch der Gase einen unmeßbar kleinen Wert annimmt. Hiermit fällt die obige
Beweisführung, und man muß auf Grund anderer Voraussetzungen einen Ausweg suchen.
Nachstehender Gedankengang führt zum Ziele: Aus der angegebenen Helmholtzschen
Formel folgt: p\,d\,v-\frac{\partial\,U}{\partial\,v}\,d\,v=T\,\frac{\partial\,p}{\partial\,P}\,d\,v.Da die Gleichung von
Helmholtz gleichbleibendes Volumen zur Voraussetzung hat, ist A = pdv
partiell nach T zu differenzieren. wobei p der Druck ist. Es wäre
nun für einen adiabatischen Vorgang
O=c_v\,d\,T-\frac{\partial\,U}{\partial\,v}\,d\,v+p\,d\,v=c_v\,d\,T+T\,\frac{\partial\,p}{\partial\,T}\,d\,v.
Setzt man jetzt den Temperaturkoeffizient der Spannung
\frac{\partial\,p}{\partial\,T}=a_0+a_1\,T+a_2\,T^2+..... und wählt für die spezifische Wärme bei unveränderlichem Rauminhalt cv gleichfalls eine nach Potenzen der Temperatur
steigende Reihe, so ergibt sich -\frac{d\,T}{T}=\frac{a_0+a_1\,T+...}{a\,T+b\,T^2}\,d\,v. Hieraus wird bei geringen Werten von T
gefunden -d\,T=\frac{a_0}{a}\,d\,v. Dieser Ausdruck besagt, daß auch in der nächsten Nähe des
absoluten Nullpunktes einer endlichen Volumenzunahme ein endlicher Temperaturwechsel
entspricht bzw. daß es möglich ist, durch Aenderung des Rauminhaltes – 273° C zu
erreichen. Dies Ergebnis wird verhindert, wenn der Koeffizient a0 den Wert Null hat. Bei einer solchen Annahme folgt
nämlich \Delta\,v=\frac{a}{a_1}\,\mbox{ln}\,\frac{\Delta\,T}{T}, wenn ΔT eine beliebig kleine, indessen endliche
Temperatur bedeutet, und man erkennt, daß eine unendlich große Volumenveränderung
notwendig ist, um zu dem Punkt zu gelangen, in dem T = 0 wird. Nun deckt sich die
Forderung, daß a0 verschwindet, mit der Bedingung
\mbox{lim}\,\frac{\partial\,p}{\partial\,T}=0\,(T=0), die wiederum gleichbedeutend mit dem Wärmetheorem von Nernst ist, denn
da \frac{d\,A}{d\,T}=\frac{\partial\,p}{\partial\,T}\,d\,v gesetzt werden darf, muß \mbox{lim}\,\frac{d\,A}{d\,T}=0 (für T = 0) sein, wenn die soeben
gestellte Forderung erfüllt werden soll. Die letztgenannte Formel aber bringt den
Inhalt des 3. Wärme-Satzes in vollständigster Weise zum Ausdruck. Die Untersuchungen
der Wärmekapazität ergänzt durch theoretische Erwägungen haben demnach zu dem neuen
Theorem geführt. Zugleich wurde ein Weg zu dessen experimenteller Prüfung gewiesen,
denn wenn die Temperatur bei gleichbleibendem Rauminhalt den Druck nicht ändert, so
kann bei konstanter Spannung auch das Volumen nicht wechseln, d.h. es muß die
Gleichung \mbox{lim}\,\frac{\partial\,v}{\partial\,T}=0 (für T = 0) gelten. Ob sie zutrifft, ist durch Versuche
feststellbar. Derartige Prüfungen haben stattgefunden und die Gültigkeit des
Theorems bewiesen. Jeder Zweifel dürfte hierdurch beseitigt sein, zumal auch auf
anderem Wege dasselbe Ergebnis erzielt wurde.
Die Entstehung des 3. Wärmesatzes vollzog sich allerdings durchaus nicht in der
geschilderten Weise, da sie zu einem Zeitpunkt erfolgte, an welchem noch viel
Unklarheit hinsichtlich des Verlaufes der spezifischen Wärme herrschte. Der Titel
der zuerst von Nernst herausgegebenen Veröffentlichung lautete vielmehr: „Ueber
die Berechnung chemischer Gleichgewichte aus thermischen Messungen“ und
schien zunächst weniger auf eine Erweiterung der Wärmetheorie als auf eine
praktische Anwendung der Wissenschaft hinzuweisen. Gekennzeichnet wird bekanntlich
bei einer Reaktion nach dem Schema n1A1 + n2A2 +... n1'A1' + n2' A2' +.... das Eintreten des Gleichgewichtes
dadurch, daß die Funktion der Konzentrationen
n1 n2 n3
c1 • c2 • c3
...
–––––––––––––
n1' n2' n3'
c1' • c2' • c3'
...
einen festen Wert annimmt. Die Kenntnis dieser von den äußeren
Umständen abhängigen Konstanten ist häufig von hoher technischer Bedeutung, da ihr
Wert Rückschlüsse auf die Zusammensetzung eines Gasgemisches bei bestimmter
Temperatur zuläßt. Wenn es sich beispielsweise herausstellt, daß ein Stoff bei 1,033
kg/cm2 Druck und 2257° abs zu 1,79
Gewichtsteilen dissoziiert ist und die Gleichgewichtskonstante K bei derselben
Spannung und 1700° abs auf 1/6610 ihres ersten Wertes abgenommen hat, so kann man
daraus entnehmen, daß bei letzterer Temperatur die Dissoziation nur noch ganz
unbedeutend sein kann. Wie bereits an anderer StelleAnm.: Vergl. Dinglers Polytechnisches Journal.
Heft 9. Jahrgang 1923. auseinandergesetzt wurde, fand Nernst mit
Hilfe seines Theorems die Beziehung
\mbox{ln}\,K=-\frac{U_0}{R\,T}+\frac{\alpha\,\mbox{ln}\,T}{R}+\frac{\beta\,T}{R}+\frac{\gamma\,T^2}{2\,R}+.....\Sigma\,n\,i'
wobei R die Gaskonstante und Uo + αT + βT2 + γT3. = U ist. Σni' besitzt folgende Bedeutung. Für
dieKonzentration des gesättigten Dampfes gilt die Formel \mbox{ln}\,\xi=-\frac{\lambda_0}{R\,T}+\left(\frac{\alpha_0}{R}-1\right)\,\mbox{ln}\,T+\frac{\beta_0}{R}\,T+\frac{\gamma_0}{2\,R}\,T^2+...\,i', wenn die
Verdampfungswärme
λ = λ0 + α0T + β0T2 + γ0T3+ ....
gesetzt wird und die griechischen Buchstaben Koeffizienten
sind. Liegt nun eine Reaktion nach dem Schema n1A1 + n2A2 + . . . = n1'A1' + . . . vor; so ist Σni' = n1i1 + n2i2 + . . . – n'1i'1 – n2'i2'. Im Folgenden
soll nun gezeigt werden, in welcher Weise das für die Bestimmung der
Gleichgewichtskonstanten maßgebende Glied Σni' gefunden wird, das auch in anderer
Hinsicht eine ungeahnte Bedeutung für die Wärmelehre gewonnen hat. Zu diesem Zweck
sei mit einigen Worten an die kinetische Gastheorie erinnert.
Die in einem Würfel von der Kantenlänge a befindlichen Gasmoleküle mögen sich mit der
mittleren Geschwindigkeit c bewegen. Ihre Anzahl sei in der Volumeneinheit N und
somit im ganzen Na3. Gegen eine der sechs Wände
fliegt in t Sekunden ⅙ aller Moleküle. Auch ein von der betrachteten Wand denkbar
weit entferntes Molekül kommt innerhalb der Zeit t zum Auftreffen. Es wäre demnach
t=\frac{a}{c}. Da das Zurückprallen ebenfalls mit der Geschwindigkeit c erfolgt, so ist
die gegen die Wand drückende Kraft a^2\,p=\frac{N\,a^3\,m}{6}\,\cdot\,2\,c\,\cdot\,\frac{c}{a}= Masse × Beschleunigung. Es folgt
hieraus p = ⅓ Nmc2. Es sind nun im Volumen v des
Gases Nv Moleküle enthalten. Setzt man Nv = n, so ergibt sich \frac{m\,n\,c^2}{3}=p\,v=R\,T. Aus dieser
bedeutungsvollen Formel ist ersichtlich, daß die Molekularwärme Cv eines einatomigen
Gases, dessen Energieinhalt lediglich durch die fortschreitende Bewegung gegeben
ist, gleich \frac{M\,c^2}{2\,T}=\frac{3}{2}\,R sein muß, wobei M statt mn gesetzt wurde, da die
Wärmekapazität auf ein Mol bezogen ist. Kennt man aber Cv, so läßt sich auch leicht
die Größe der spezifischen Wärme bei gleichbleibender Spannung Cp finden. Man gelangt nämlich zu demselben Ergebnis,
wenn man einmal bei konstantem Druck einem Körper die Wärmemenge Cp dT zuführt, so daß die Temperatur um den Betrag dT
wächst, oder ein anderes Mal zunächst bei unveränderlichem Volumen den Wärmegrad um
dT steigert und anschließend die im erstgenannten Falle auftretende
Volumenvergrößerung isotherm durchführt. Diesmal ist die zugeführte Wärmemenge
gleich C_v\,d\,T+\frac{\partial\,U}{\partial\,v}\,d\,v+p\,d\,v, und, da man bei den beiden beschriebenen Vorgängen zu demselben
Ziel gelangt, muß C_p\,d\,T=C_v\,d\,T+\left(p+\frac{\partial\,U}{\partial\,v}\right)\,d\,v bzw. C_p-C_v=\left(p+\frac{\partial\,U}{\partial\,v}\right)\,\frac{\partial\,v}{\partial\,T} sein. Nun ist bei idealen Gasen
\frac{\partial\,U}{\partial\,v} verschwindend klein und v=\frac{R\,T}{p}, woraus sich ergibt \frac{\partial\,v}{\partial\,T}=\frac{R}{p}.
Schließlich wird durch Einsetzen gefunden Cp – Cv = R, so daß C_p=\frac{5}{2}\,R ist, wenn Cv den Betrag
\frac{3}{2}\,R besitzt. Auch zwischen den spezifischen Wärmen Cv1 und Cv2 bei
verschiedenen Temperaturen läßt sich leicht ein Zusammenhang durch Betrachtung
nachstehender Vorgänge finden. Es möge ein System eine Umwandlung erfahren, die mit
einer Energieänderung verknüpft ist. Gleichzeitig soll die Temperatur vom Wert T bis
T + t steigen. Dieser Vorgang vollziehe sich einmal derart, daß zunächst bei
gleichbleibendem Wärmegrad T die Energieänderung UT
stattfindet und darauf die Endtemperatur durch Zuführung von Cv2t Kalorien bei konstantem Volumen erreicht wird.
Bei einer zweiten Gelegenheit bewirke sofort die Aufnahme von Cv1t Wärmeeinheiten die Steigerung der Temperatur bis
T + t, wonach die Energie eine Veränderung um den Betrag UT + 1 erfährt. In beiden Fällen kommt man vom gleichen Anfangszustand zu
demselben Endzustand, und es muß somit nach dem Gesetz von der Erhaltung der
Energie
sein UT – Cv2t = UT+1 – Cv1t bzw. C_{v\,1}-C_{v\,2}=\frac{U_{T+t}-U_T}{t}=\frac{d\,U}{d\,T}
Die drei soeben gefundenen Resultate lassen sich nun für die Bestimmung des gesuchten
Wertes Σni' folgendermaßen nutzbar machen.
Im Sinne des 1. Wärmesatzes ist bei der Verdampfung eines Moles die gesamte
Energieänderung gleich der geleisteten Arbeit vermindert um die molekulare
Verdampfungswärme λ. Es wäre demnach U – RT – λ oder \frac{d\,U}{d\,T}=R-\frac{d\,\lambda}{d\,T}. Nach Vorstehendem
kann man jetzt, aber auch schreiben \frac{d\,U}{d\,T}=M_c-C_v, wobei Cv die Molekularwärme des Dampfes und Mc
diejenige der Flüssigkeit ist. Hieraus folgt R-\frac{d\,\lambda}{d\,T}=M_c-C_v sowie \frac{d\,\lambda}{d\,T}=C_v+R-M_c=C_p-M_c. Bezeichnet
man weiterhin mit λo die Verdampfungswärme nahe dem
absoluten Nullpunkt, so wird gefunden λ = λ0 + (Cp – Mc) T bzw.
\lambda=\lambda_0+\frac{5}{2}\,R\,T-E, wobei E den Energieinhalt des Kondensates darstellt. Nun ergibt sich
durch Einsetzen von A = p (V – V') und U = p (V – V') – λ in die Helmholtzsche
Gleichung sofort \lambda=T\,\frac{d\,p}{d\,T}\,(V-V'),Dies ist die
Clausius-Clapeyronsche-Gleichung, deren obige ganz kurze und trotzdem streng
richtige Entwicklung von Nernst angegeben wurde., wenn V das
Volumen des Sattdampfes und V' den Rauminhalt der Flüssigkeit bezeichnet. Letzterer
kann meist vernachlässigt werden, und man erhält mit V=\frac{R\,T}{p} nunmehr \lambda=\frac{R\,T^2}{p}\,\frac{d\,p}{d\,T},
woraus wiederum nach Einführung des soeben für λ gefundenen Wertes folgt
\mbox{ln}\,p=-\frac{\lambda_0}{R\,T}+2,5\,\mbox{ln}\,T-\frac{1}{R}\,\int\limits_c^T\,\frac{E}{T^2}\,d\,T+i.
Die Konstante i läßt sich bei hinreichender Kenntnis des
Verlaufes der Verdampfungswärme aus dieser Formel berechnen, da E auf
experimentellem Wege bestimmt werden kann. Ist aber i bekannt, so steht auch i'
sowie Σni' fest, da der Dampfdruck p und die Sättigungskonzentration ξ durch die
Zustandsgleichung p = ξRT verbunden sind. Demgegenüber muß aber betont werden, daß
die vorstehenden Ausführungen nur für einatomige Gase gelten. Bei mehratomigen
GasenNicht unerwähnt möge
es bleiben, daß bei hinreichend tiefer Temperatur alle Gase die Atomwärme
einatomiger Gase annehmen.läßt sich ein analoger Ausdruck
für die Berechnung von i benutzen, sofern man das Integral E'=\int\limits_0^T\,\Delta\,c\,p\,d\,T feststellen
kann, in dem Δcp die Zunahme der Molekularwärme über den bei einatomigen Gasen
geltenden Wert darstellt. Es wäre nämlich in diesem Falle \mbox{ln}\,p=-\frac{\lambda_0}{R\,T}+2,5\,\mbox{ln}\,T+\frac{1}{R}\,\int\limits_0^T\,\frac{E'}{T^2}\,d\,T-\frac{1}{R}\,\int\limits_0^T\,\frac{E}{T^2}\,d\,T+i. Leider ist
bisher nur für sehr wenige Stoffe das E'-Integral durch Versuche gefunden worden.
Meist muß man sich mit Näherungsformeln begnügen, die indessen sehr gute Ergebnisse
liefern und durch Nernst in seiner Monographie über den neuen Wärmesatz eingehend
entwickelt und in überzeugender Weise begründet werden. Es ist auch der Versuch
gemacht worden, i auf Grund molekulartheoretischer Betrachtungen zu ermitteln. Vor
allem Sackur, Tetrode und Stern haben sich in vielversprechender Weise in dieser
Richtung betätigt. Allerdings sind durch die im Jahre 1924 bekanntgegebenen
Untersuchungen von Wohl und Simon einige Zweifel an der strengen Richtigkeit der
vorher genannten Arbeiten entstanden.
Die große Bedeutung der Dampfdruckkonstanten i liegt darin, daß sie für jede
Molekülgattung ein für allemal bestimmt werden kann. Sie ist nur von der Natur des
Gases, nicht von dem in Frage kommenden Gleichgewicht abhängig. Es lassen sich
demnach aus thermischen Messungen die wichtigsten Schlußfolgerungen auf das
chemische Verhalten eines Stoffes ziehen, und mit Recht wurde die Größe C=\frac{i'+\mbox{ln}\,R}{2,3023}
von Nernst als „chemische Konstante“ bezeichnet. Sie ergibt sich, wie man
leicht erkennt, durch Einführung des Wertes i' in die Dampfdruckgleichung
entsprechend der Formel p = ξRT. Es liegt die Versuchung nicht fern, dem 3.
Wärmesatz geradezu die Form zu verleihen: „Es gibt eine chemische Konstante.“
Anschaulicher ist jedoch die nach Obigem ebenfalls verständliche Fassung: „Es ist
unmöglich, den absoluten Nullpunkt zu erreichen.“
Wie einfach die Berechnung eines technisch bedeutungsvollen chemischen
Gleichgewichtes sich mit Hilfe der oben erwähnten Näherungsformeln von Nernst
gestaltet, sei an dem Beispiel der Wassergasreaktion CO + H2O CO2 +
H2 gezeigt. Der Genannte fand, daß die Gleichung
\mbox{log}\,p=-\frac{\lambda_0}{4,571\,T}+1,75\,\mbox{log}\,T-\frac{\varepsilon}{4,571}\,T+C den Druckverlauf in recht befriedigender Weise wiedergibt. Er leitete
hieraus durch einen nach dem Vorstehenden leicht zu übersehenden Rechnungsgang
K'=-\frac{Q\,1}{4,571\,T}+\Sigma\,v\,1,75\,\mbox{log}\,T+\frac{\beta}{4,571}\,T+\Sigma\,v\,C ab, wobei K'=\frac{p_1\,\frac{v_1\,v_2}{p_2...}}{\frac{v'_1}{p'_1...}} und Q, die Wärmetönung bei Zimmertemperatur
sind.Anm.: Eigentlich muß
Q1 vor dem Fortfall der vernachlässigten
Glieder durch Q0, d.h. die Wärmetönung bei –
273°, ersetzt werden. Das dritte Glied der rechten Seite läßt
sich im allgemeinen nicht bestimmen, da der Koeffizient β infolge Mangels an
experimentellen Grundlagen unbekannt bleibt. Man gelangt somit zu einer sehr einfachen
Beziehung, die sich aber für einen Vorgang, welcher ohne Aenderung der Molekülzahl
der im Gaszustand. befindlichen Stoffe verläuft, noch mehr abkürzen läßt. Wie man
ohne Mühe erkennt, verschwindet in diesem Fall, da Σv = 0 ist, auch der zweite
rechts stehende Summand, und für die Berechnung des Gleichgewichtes ist nur noch die
Kenntnis der Wärmetönung und der chemischen Konstanten nötig. Erstere läßt sich aus
den Gleichungen CO + ½ O2 = CO2 + 68000 sowie H2 +
½ O2 = H2O + 57580
als die Differenz 68000 – 57580 – 10420 finden, während ΣvC = CCO + CH2O – CCO2 – CH2 = 3,5 +
3,6 = 3,2 – 1,6 = 2,3 ist. Die Gleichgewichtskonstante nimmt daher den Wert
\mbox{log}\,K=-\frac{10420}{4,571\,T}+2,3=-\frac{2270}{T}+2,3 an. Natürlich darf man von einer Näherungsformel nicht verlangen, daß sie
völlig exakte Ergebnisse liefert. Solange noch zahlreiche für die Rechnung benötigte
Werte der experimentellen Feststellung harren, sind in vielen Fällen gewisse
Unterschiede gegenüber den Beobachtungen erklärlich. Aber schon die Möglichkeit,
einen Näherungswert rechnerisch feststellen zu können, ist sehr wertvoll. Starke
Abweichungen von dem Resultat des Versuches mahnen zur Nachprüfung des letzteren.
Auf diesem Wege wurde beispielsweise die Berichtigung des von Haber bestimmten
Ammoniakgleichgewichtes herbeigeführt.Die
Monographie bringt diesbezügliche, sehr beachtenswerte
Feststellungen. Daß eine strenge Durchführung der Berechnung von K,
die in nicht zu ferner Zukunft vielleicht erwartet werden darf, noch weit mehr
bietet als eine Kontrolle experimenteller Arbeiten, ist selbstverständlich.
Aber noch eine andere technisch überaus wichtige Frage läßt sich lösen, sobald man
die Gleichgewichtskonstante kennt. Man kann nämlich die Arbeitsfähigkeit der
Brennstoffe und den Wirkungsgrad der Wärmekraftmaschinen bestimmen. Es sei dies
unten in eingehender Weise am Beispiel der Kohlenverbrennung gezeigt. Zuvor möge
aber ganz kurz an einige zum Verständnis notwendige physikalische Zusammenhänge
erinnert werden. Es sollen n Mole eines Gases im Räume I den Druck P und das Volumen
V besitzen. Sie werden diesem Räume entzogen, isotherm auf das Volumen v gebracht
und in einen anderen Raum überführt, wo die Spannung p herrscht. Dann ist die
während der beschriebenen Vorgänge geleistete Arbeit (P\,V+R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{v}{V}-p\,v)\,\cdot\,n=n\,R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{v}{V}=n\,R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{C}{c} sofern man mit C und
c die Konzentrationen bezeichnet. Wird auf dem geschilderten Wege Wasserstoff und
Sauerstoff isotherm und reversibel in Wasserdampf überführt, so erhält man nach
Obigem die Arbeit A=2\,R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{C_1}{c_1}+R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{C_2}{c_2}-2\,R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{C'_1}{c'_1}. Es beziehen sich hierbei Index 1 auf Wasserstoff,
Index 2 auf Sauerstoff und die gestrichenen Buchstaben auf den Dampf. An die Stelle
dieser Gleichung kann die Beziehung A=R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{{C_1}^2\,C_2}{{C'_1}^2}-R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{{c_1}^2\,c_2}{{c'_1}^2} oder allgemein A=R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{{C_1}^{n\,1}\,{C_2}^{n\,2}...}{{C'_1}^{n\,1'}\,{C'_2}^{n\,2'}}\,R\,T\,\mbox{ln}\,K treten.
Setzt man letzteren Wert in die Helmholtzsche Formel ein, so folgt sofort
U=R\,T^2\,\frac{d\,\mbox{ln}\,K}{d\,T}. Aus diesem Ausdruck gewann Nernstdie oben erwähnte Gleichung zur
Berechnung von K, indem er für U eine nach Potenzen der Temperatur steigende Reihe
einsetzte. Demgegenüber gibt die für A entwickelte Beziehung die Möglichkeit, die
soeben aufgeworfene Frage nach der Arbeitsfähigkeit eines Brennstoffes zu
entscheiden. Von der allergrößten technischen Bedeutung ist naturgemäß die Reaktion
C + O2 = CO2.
Die Bestimmung der Höchstarbeit kann bei diesem Vorgang in nachstehender Weise
erfolgen: Es ist die Wärmetönung bei der Verbrennung von Kohle zu Kohlendioxyd
gleich 97650 cal. Σv wird Null und ΣvC = 2,3 – 3,2 = – 0,4. Man findet, wenn
wiederum anstatt dar Konzentration die Partialdrücke eingeführt werden, \mbox{log}\,\frac{p_{O_2}}{p_{C\,O.}}=-\frac{21350}{T}-0,4,
wobei daran erinnert sei, daß der feste Kohlenstoff ohne Einfluß auf die
Gleichgewichtskonstante ist. Nun nimmt die soeben für A entwickelte Beziehung unter
der Voraussetzung, daß der Teildruck des im Verlauf der Reaktion aufgezehrten
Sauerstoffes gleich dem der entstehenden Kohlensäure ist, die Form A = – RT ln K' =
Q1 + (3,2 – 2,8) 4,571 T an. Das zweite Glied
verschwindet gegenüber dem ersten, und man kann daher sofort sagen, daß in dem
vorliegenden Falle Wärmetönung und Arbeitsfähigkeit nahezu gleich sind. Die genaue
Ausrechnung ergibt A = 97650 + 1,83 T. Man würde daher für normale Temperatur A ~
98000 cal. erhalten. Eine Prüfung des beschriebenen Rechnungsganges läßt sich, wie
folgt, bewerkstelligen. Man bestimmt die Gleichgewichtskonstante für die Reaktionen
2CO + O2 = 2CO2
sowie 2CO = C + CO2. Dann werden K_1=\frac{p_{O_2}\,\cdot\,{p^2}_{C\,O}}{{p^2}_{C\,O_2}} und
K_2=\frac{{p^2}_{C\,O}}{p_{C\,O_2}} durcheinander geteilt, wodurch man den oben gefundenen Festwert erhalten
muß. Nach Dr. F. Pollitzer, dessen ausgezeichnete Schrift über das Nernsttheorem
hier besondere Erwähnung verdient, ist für den an zweiter Stelle genannten Vorgang
die Wärmetönung 38350 cal., Σv = 1 sowie ΣvC = 2 • 3,5 – 3,2 = 3,8. Ferner läßt sich
in diesem Fall sogar der Koeffizient β in der Näherungsformel bestimmen, und man
erhält \mbox{log}\,\frac{{p^2}_{C\,O}}{p_{C\,O_2}}=-\frac{8200}{T}+1,75\,\mbox{log}\,T-0,0006\,T+3,8. Andererseits gilt für den Vorgang 2 CO + O2 = 2 CO. der Ausdruck \mbox{log}\,\frac{{p^2}_{C\,O}\,p_{O_2}}{{p^2}_{C\,O_2}}=\frac{135210}{4,571}\,T+1,75\,\mbox{log}\,T-\frac{0,00267}{4,571}\,T+3,4. Bildet man jetzt
unter der Annahme, daß T = 1273 sei, den Quotienten \mbox{log}\,\frac{K_1}{K_2}=\mbox{log}\,\frac{p_{O_2}}{p_{C\,O_2}}, so folgt \mbox{log}\,\frac{9,8\,\cdot\,10^{-15}}{166,5}=-16,27.
Vergleicht man diese Zahl mit dem sich aus der früher für \mbox{log}\,\frac{p_{O_2}}{p_{C\,O_2}} gefundenen
Gleichung ergebenden Wert – 17, so wird ersichtlich, daß die Kontrollrechnung in
jeder Hinsicht befriedigend ausfiel. Selbstverständlich ist die Gleichheit von
Wärmetönung und Höchstarbeit keineswegs eine Notwendigkeit. In zahlreichen Fällen,
beispielsweise bei der Verbrennung von Kohle zu Kohlenoxyd, ist die Differenz
zwischen beiden Größen nicht unerheblich. Es bedarf keiner weiteren Ausführungen, um
die Bedeutung derartiger Berechnungen für die Technik zu kennzeichnen.
Auch auf zeichnerischem Wege läßt sich A mühelos finden, sofern man den Verlauf von U
als Funktion von T kennt. Letzterer ist gegeben, sobald der Wert U' für eine
bestimmte Temperatur T' sowie die spezifischen Wärmen bis nahe dem absoluten Nullpunkt
feststehen. Es gilt nämlich einerseits der Kirchhoffsche Satz \frac{d\,U}{d\,T}=c-c', und
überdies kann in unmittelbarer Nachbarschaft von – 273° C das Gesetz von Debye zur
Hilfe genommen werden, demzufolge sich in jenem Bereich die Wärmekapazitäten fester
Stoffe verhältnisgleich der 3. Potenz der Temperatur ändern. Hat man aber in der
geschilderten Weise U ermittelt, so folgt aus der Formel \frac{A-U}{T}=\frac{d\,A}{d\,T} sofort durch
Differentiation -\frac{\frac{d\,U}{d\,T}}{T}=\frac{d^2\,A}{d\,T^2}. Aus dieser Gleichung können bereits einige wichtige
Schlüsse über den Verlauf einer Kurve gezogen werden, die A als Ordinate über der
Abszisse T darstellt. Trägt man nämlich zunächst U als Temperaturfunktion in das
Schaubild ein, so muß an den Stellen, wo sich der gefundene Linienzug nach oben
wendet, die A-Kurve eine Neigung nach unten zeigen. Die abgeleitete Beziehung läßt
weiterhin erkennen, daß sich diese Erscheinung bei tiefen Temperaturen in erhöhtem
Maße bemerkbar macht, da T im Nenner steht. In nächster Nachbarschaft des absoluten
Nullpunktes muß entsprechend dem Theorem \mbox{lim}\,\frac{d\,A}{d\,T}=O (für T = O) der Linienzug für
die Arbeitsfähigkeit parallel der Abszisse verlaufen. Dasselbe gilt aber auch
hinsichtlich der U-Kurve, denn setzt man in die Helmholtzsche Beziehung die bereits
erwähnte, nach ganzen Potenzen von T fortschreitende Reihe für U ein, so folgt
A=U_0+\alpha_0\,T-\alpha\,T\,\mbox{ln}\,T-\beta\,T^2-\frac{\gamma\,T^3}{2}-... bzw. \frac{d\,A}{d\,T}=\alpha_0-\alpha\,\mbox{ln}\,T-\alpha-2\,\beta\,T-\frac{3}{2}\,\gamma\,T^2, während \frac{d\,U}{d\,T}=\alpha+2\,\beta\,t+3\,\gamma\,T^2+... wäre. Es ist nun \mbox{lim}\,\frac{d\,A}{d\,T}=O (für T =
O), wenn α0 und α verschwinden, in welchem Falle,
wie man leicht erkennt, auch \mbox{lim}\,\frac{d\,U}{d\,T}=O (für T = O) wird. Sehr erleichtern läßt sich
der Entwurf des Linienzuges für A durch Beachtung eines geometrischen
Zusammenhanges, auf den Gans und Drägert hinwiesen. Wie die Figur 1 zeigt, ist \mbox{tg}\,\beta=-\mbox{tg}\,\alpha=\frac{Q}{T}=\frac{d\,A}{d\,T}. Dieser Ausdruck besagt, daß die Gerade op
die A-Kurve tangiert.
Textabbildung Bd. 340, S. 185
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 340, S. 185
Abb. 2.
Letztere wird leicht gefunden, wenn man die gestrichelte
Konstruktion mehrfach wiederholt. Auf Grund des angedeuteten Gedankenganges haben
die Genannten in Verbindung mit Pereyra Miguez einen thermodynamischen Integrator
entworfen, der es ermöglicht, die Linie für die Arbeitsfähigkeit automatisch
aufzuzeichnen, sofern die U-Kurve bekannt ist.Es wäre ein Irrtum, zu glauben,
daß die Diagramme für A und U auf jeden Fall eine Gestalt aufweisen müssen, die der
in Abb. 1 dargestellten ähnelt. Das Schaubild zeigt
ein sehr stark wechselndes Aussehen. Es tritt beispielsweise bei der in einem
Clarkelement vor sich gehenden Reaktion ein Ueberschneiden der Kurven auf, wie es
die der neu erschienenen Monographie entnommene Abb.
2 erkennen läßt. Auf deren Entwicklung an dieser Stelle näher einzugehen,
würde zu weit führen. Nicht unerwähnt soll aber zum Schlüsse die Möglichkeit
bleiben, den neuen Wärmesatz auf elektrochemischem Gebiet zu verwenden.
Es möge z.B. die Aufgabe vorliegen, die elektromotorische Kraft des Elementes
Blei/Jod zu bestimmen. Zuvor sei indessen des besseren Verständnisses halber auf
einige später verwendete Tatsachen bezüglich des Zusammenhanges von thermischen und
elektrischen Maßen hingewiesen. Die elektrische Arbeit ist das Produkt von
Strommenge und Spannung. Seine Einheit ist die Wattsekunde. Dieselbe ist im
absoluten Maß 107 Einheiten. Man kann daher, da 1
cal. = 41890000 Einheiten ist, 1 Wattsekunde =\frac{10^7}{41890000}=0,2387 cal. setzen. Ferner ist die
Elektrizitätsmenge, welche ein elektrochemisches Grammäquivalent zur Abscheidung
bringt, 96540 Coulombs. Bezeichnet man jetzt mit E die elektromotorische Kraft eines
Elementes, in dem der chemische Umsatz 2 Grammäquivalente beträgt, so wäre die
geleistete Arbeit 2 • 96540 • 0,2387 • E = 46092 • E cal. Es ist nun bei dem zu
untersuchenden Element Blei/Jod der Vorgang, welcher den Strom liefert, Pb + J2 = Pb J2.... 41850
cal. Zur Bestimmung der elektromotorischen Kraft differenziert man jetzt die Reihe U
= U0 + βT2 + γT3 + ...., in welcher entsprechend dem 3. Wärmesatz
das Glied αT fehlt. Es ergibt sich \frac{d\,U}{d\,T}=c-c'=2\,\beta\,T+3\,\gamma\,T^2+.... Bei Beschränkung auf den ersten
Summand der rechten Seite wird durch Messungen der Molekularwärmen bei gewöhnlicher
Temperatur gefunden \frac{d\,U}{d\,T}=6,1\,\cdot\,10^{-4}\,T bzw. U = 41825 + 3,1 • 10–4T2. Die Arbeitsfähigkeit wäre, da im
Sinne des Nernsttheorems nicht nur α, sondern auch α0 verschwindet, A=U_0-\beta\,T^2-\frac{\gamma}{2}\,T^3-.... Man erhält somit bei Einführung von
Zahlenwerten A = 41825 – 3,1 • 10 • T2. Da sich
die obige Reaktionsgleichung auf den Umsatz von 2 Grammäquivalenten bezieht, folgt
jetzt für T = 290°C das Ergebnis E=\frac{41825-25}{46092}=0,906 Volt. Durch Beobachtung wurde eine
Spannung von 0,890 Volt festgestellt, so daß eine ausgezeichnete Uebereinstimmung
vorliegt, trotzdem man sich mit einer stark vereinfachten Reihenentwicklung
begnügte.
Die Beispiele für die Anwendung des neuen Wärmesatzes ließen sich selbstverständlich
noch in vieler Hinsicht vermehren. Es muß jedoch davon abgesehen werden, da es sich
hier nur darum handeln kann, dem Leser einen Begriff von der Bedeutung des Theorems
sowie dem Inhalt der in der Ueberschrift genannten Monographie zu geben bzw. zu
deren Studium anzuregen. Besonders wurden im Vorstehenden praktische Gesichtspunkte
betont. Keinesfalls aber darf im Hinblick auf dieselben die hohe theoretische
Bedeutung des dritten Wärmesatzes vergessen werden. Er bot durch die Feststellung,
daß in dem mehrfach erwähnten Ausdruck für A die Integralkonstante α0 verschwindet, die Möglichkeit, aus der
Helmholtzschen Gleichung die Arbeitsfähigkeit zu ermitteln. Letztere spielt aber
eine ganz besondere Rolle in der Naturwissenschaft, da sie unabhängig von dem Wege
ist, auf dem die Höchstarbeit gewonnen wurde. Bestimmt man beispielsweise A2 – A1 aus
verschiedenen Größen, so kann man Beziehungen zwischen denselben feststellen, da die
genannte Differenz unveränderlich ist. Eine Vereinigung des Nernsttheorems mit den
beiden ersten Wärmesätzen stellt das aus dem Ausdruck A-U=T\,\frac{d\,A}{d\,T} folgende Integral
A=-T\,\int\limits^T\,\frac{U}{T^2}\,d\,T dar, bei welchem dieKonstante fortfiel. Es ist diese Beziehung als
die umfassendste Gleichung der Thermodynamik zu betrachten. Daß sie zuerst durch
einen deutschen Gelehrten ausgesprochen wurde, muß mit hoher Befriedigung betont
werden. Um so mehr aber sollte man die Gefahr beachten, daß neuerdings die Forschung
infolge der ungünstigen finanziellen Lage des Landes immer mehr dazu gedrängt wird,
auf die Erzielung von Ergebnissen hinzuarbeiten, die geeignet sind, in kürzester
Frist materielle Vorteile zu bringen. Ein derartiges durch die Not der Zeit
allerdings verständliches Bestreben muß allmählich zu einer bedenklichen Verflachung
der Wissenschaft führen.