Titel: | Das Rillenkugellager. |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 186 |
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Das Rillenkugellager.
Das Rillenkugellager.
Textabbildung Bd. 340, S. 186
Große Kugeln, innige Schmiegung, daher hohe Tragfähigkeit.
Von den vielen Kugellager-Konstruktionen, die vor etwa 30 Jahren auf den Markt
gebracht wurden, hat sich eine Querkugellagerart fast allein durchgesetzt und
behauptet: Das Rillenkugellager. Der Normenausschuß der Deutschen Industrie hat
dieses Kugellager in den D.I. Norm-Blättern 612 bis 614 als einreihiges
Querkugellager (Abb. 1)
und in den den D. I. Norm-Blättern 622–624 als zweireihiges Querkugellager (Abb. 2) normalisiert.
Nimmt man die Güte des Kugellagerstahles als gleichwertig bei allen Lagern an und
sieht man von den Unterschieden der verschiedenen Käfigkonstruktionen ab, dann
gebührt dem Kugellager der Vorzug, welches die höchste Kugelzahl bei möglichst
inniger Schmiegung zwischen Kugelnund Laufrillen besitzt. Eine hohe Kugelzahl
kann nur von den Kugellagern aufgenommen werden, die eine Einfüllöffnung besitzen.
Bei diesen Lagern kann man bis zu 94 %, im Mittel etwa 90 % des verfügbaren Raumes
mit Kugeln ausfüllen, während bei Kugellagern ohne Einfüllöffnung nur etwa 60 % des
Raumes mit Kugeln ausgefüllt werden können. Die Tragfähigkeit eines Lagers ist bei
sonst gleichen Verhältnissen der Kugelanzahl direkt proportional. Wird die
Tragfähigkeit von Lagern ohne Einfüllöffnung gleich oder höher angegeben als von
Lagern mit Einfüllöffnung, so geht dies auf Kosten der Lebensdauer.
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Abb. 3.
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Abb. 4.
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Abb. 5.
Es wird nun von mancher Seite behauptet, daß die Kugeln bei Längsbelastung des Lagers
infolge des achsialen Spiels im Lager mit der Einfüllstelle in Berührung kommen,
sich an der Kante der Einfüllstelle stoßen und so mit der Zeit beschädigt würden.
Dieser Einwand läßt sich durch folgende Tatsachen leicht widerlegen. Das achsiale
Spiel, der sogen. Durchschlag darf, wie Abb. 3 zeigt,
eine jeweils festgesetzte Größe nicht überschreiten, da das Querlager sonst zu viel
Spiel bekommen würde. Abb. 3 bis 5 zeigen die für den Kugellauf tatsächlich in Betracht
kommende Laufbahn in den Rillen der Laufringe. Ein Ueberschreiten dieser angegebenen
Laufbahn würde das Lager als Präzisionslager unbrauchbar machen, da infolge des zu
großen seitlichen Durchschlags eine Führung des Lagers nicht mehr möglich ist. Diese
Tatsache gestattet ohne weiteres die Verwendung von Einfüllnuten in den Schultern der Querlager.
Nur müssen diese Nuten auch bei Achsialbelastung der Kugeln noch außerhalb der
tatsächlichen Kugellaufbahn enden, wie es Abb. 3–5 zeigen. Die Kugeln laufen auch hierbei auf der Sohle
der Laufrille. Bei mittleren Lagern ist diese Laufbahn 2–4 mm breit.
Neben der hohen Tragfähigkeit des Rillenkugellagers infolge der großen Kugelzahl
liegt sein zweiter Vorteil in der innigen Schmiegung zwischen Kugel und Laufrille.
Es gibt auch Kugellager, die diese innige Schmiegung zwischen Kugel und Laufbahn
nicht besitzen, sog. Pendellager. Die Konstruktion dieser Lagerart ist aus Abb. 6 ersichtlich. Hier ist der Krümmungsradius der
Laufbahn des Außenringes gleich dem Laufbahndurchmesser, also erheblich größer als
beim Rillenkugellager. Ueber die Tragfähigkeit der beiden Kugellagerarten sind in
Heft 2 der Zeitschrift Maschinenbau von 1925 von Prof. O. Föppl Vergleichsrechnungen
veröffentlicht worden. Der Aufsatz trägt die Ueberschrift: „Die Berechnung der im
Kugellager auftretenden Größtbeanspruchung und die Prüfung von Stählen, die für
den Kugellagerbau geeignet sind“. Die Vergleichsrechnung zeigt, daß von zwei
gleich stark belasteten Lagern von gleichen Abmessungen das Pendellager am
schwächsten Punkt, nämlich am Außenring, eine 1,61fach so hohe Beanspruchung
auszuhalten hat, wie das Rillenkugellager an seinem schwächsten Punkt, dem
Innenring. Die Belastung des Pendellagers mußalso kleiner gewählt werden, wenn
dieselbe Lebensdauer erreicht werden soll.
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Abb. 6.Kleine Kugeln, Schmiegung am Außenring nur gering, daher geringe
Tragfähigkeit.
Die Einstellbarkeit ist beim Rillenkugellager vollständig gesichtet. Infolge des
Lagerspiels besitzt das einreihige Rillenkugellager eine gewisse Einstellbarkeit,
die in den meisten Fällen genügt. Sind die Wellendurchbiegungen größer, dann muß man
Rillenkugellager mit Einstellring verwenden. Hierbei ist der Außenring des
Querlagers sphärisch geschliffen und in einen entsprechend sphärisch
hohlgeschliffenen Einstellring eingepaßt. Die Durchbiegungen der Welle werden auf
diese Weise ausgeglichen, ohne die Kugeln Unnötig stark zu überlasten, denn im
Kugelsystem selbst tritt bei der Einstellung keinerlei gleitende Reibung auf. Die
Firma Fichtel & Sachs A.-G., Schweinfurt, stellt bereits seit fast 30 Jahren das
Rillenkugellager her. Jahr für Jahr verlassen Millionen von F &
S-Rillenkugellagern die Werkstätte und geben den besten Beweis für die Güte dieses
Lagers.