Titel: | Atomtheorien. |
Autor: | Franz |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 251 |
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Atomtheorien.
Von Dipl.-Ing. Franz,
Charlottenburg.
FRANZ, Atomtheorien.
Es wird versucht, in großen Zügen einen Ueberblick über die
Entwicklungsgeschichte neuzeitlicher Atomvorstellung zu geben.
Vor wenigen Jahren horchte die gebildete Welt auf, die Presse brachte Mitteilungen
über die Versuche Rutherfords, dem es gelungen war, Atome zu zertrümmern und so
eines der sogenannten Elemente in ein anderes zu verwandeln. Einige Zeit später
drang aus dem Dunkel wissenschaftlicher Laboratoriumsarbeit Kunde von dem Erfolg
Prof. Miethes, dem praktisch die Lösung des uralten Problems der Alchemie, Gold aus
unedlem Metall herzustellen, geglückt war. Die Beschäftigung weiter Kreise mit
Fragen der drahtlosen Telephonie brachte ein erhöhtes Interesse für die
mikrokosmischen Vorgänge in der Elektronenröhre mit sieh. Besonders die
elektrotechnische Welt aber hatte sich mit den Erscheinungen der elektrischen
Ventil- und Gleichrichterwirkungen zu befassen; lauter Gebiete, zu deren
Beherrschung eine gründliche Kenntnis der Atomvorgänge unerläßlich ist.
So mag es gerechtfertigt erscheinen, kurz einen Ueberblick über die Entwicklung der
Atomtheorien bis in die jüngste Zeit hinein zu geben.
Die Anfänge von Atomvorstellungen gehen, wenn man von Spekulationen antiker
Philosophen absieht, auf den Beginn des vorigen Jahrhunderts zurück, als man sich in
Verfolgung chemischer Untersuchungen zu der Frage verstand, ob denn wirklich die
Materie, wie man bis dahin angenommen hatte, ein kontinuierliches Etwas sei. War sie
dies, so lag für sie kein Grund vor, chemische Bindungen nur in bestimmter
Gewichtsverteilung der Einzelstoffe einzugehen. Beobachtungen und Messungen sagten
dagegen aus, daß die untersuchten chemischen Verbindungen feste Gewichtsverhältnisse
einfacher und ganzer Zahlen aufwiesen. Aus diesen Tatsachen, die Dalton in seinem
Gesetz von den „konstanten und multiplen Proportionen“ beschreibt, ist
logisch der Schluß auf atomistische Zusammensetzung der Materie zu ziehen. In
mühevoller, langjähriger Arbeit wurden nun zunächst die relativen Atomgewichte
bestimmt, d.h. die Gewichte der einzelnen Elemente im Verhältnis zum Gewicht des
Wasserstoffes. Mendelejeff fand, daß man die Elemente, wenn man sie in der
Reihenfolge steigender Atomgewichte anschrieb, zu gewissen Gruppen von Stoffen mit
ähnlichen Eigenschaften zusammenfassen könnte. Die Materie bildete damit für die
Wissenschaftnicht mehr eine willkürlich geartete Masse: sie ließ sich in ein
„periodisches System“ einzwängen und ließ damit einen gewissen
Zusammenhang der Elemente ahnen, dessen Fäden allerdings damals noch nicht entwirrt
werden konnten. Der Gedanke, den fraglichen Zusammenhang in der Gemeinsamkeit eines
Grundstoff es zu suchen – eine Idee, die seltsamerweise den alten Goldmachern als
Leitstern vorschwebte – lag der rationalistisch eingestellten Zeit um 1850 fern.
Nachdem die Tatsache des Vorhandenseins von Atomen und somit der körnige Aufbau der
Materie klargestellt war, konnte der Frage nach der absoluten Größe des einzelnen
Atoms nähergetreten werden. Zu ihrer Beantwortung standen der Satz vom Avogadro
sowie die Hypothesen der kinetischen Gastheorie (Clausius, Maxwell) zur Verfügung.
Der Avogadro sagt aus: gleiche Volumen aller Gase enthalten bei gleichem Druck und
gleicher Temperatur die gleiche Anzahl von Molekülen. Die kinetische Gastheorie
befaßt sich mit der Abhängigkeit der Bewegungsenergie der Gasmoleküle von Druck,
Geschwindigkeit und Temperatur, sowie im Anschluß daran mit den Erscheinungen der
inneren Reibung, der Wärmeableitung und der Diffusion von Gasen. An Hand dieses
umfangreichen Rüstzeuges gelang die Berechnung der Masse und der in einem bestimmten
Volumen enthaltenen Anzahl von Molekülen und Atomen. So wurde zum Beispiel das
Gewicht des Wasserstoffatoms zu 1,64 × 10-24 g
bestimmt.
Einen großen Schritt weiter in die Welt des Atoms tat man bei der Auswertung der
Faradayschen Gesetze über die Elektrolyse. War es bisher gelungen, die
„Materie“ zu quanteln, so stellten diese Gesetze den Versuch dar, auch
die Elektrizität genauer zu analysieren und in Verbindung mit den Eigenschaften der
Materie zu bringen. Um das Resultat vorweg zu nehmen: die Faradaysche Theorie
erkannte, daß auch der Aufbau der Elektrizität ein molekularer ist. Bei den
Untersuchungen der Vorgänge in Elektrolyten (z.B. Kupfervitriollösung) beim
Durchgang des elektrischen Stromes wurden die bekannten Gesetze gefunden, daß sich
die Metall- und Wasserstoff-Atome nach der Kathode, dem negativen Pol, bewegen,
während der Rest des Elektrolyten nach der Anode, dem positiven Pol, wandert. Der
Durchgang des Stromes durch einen Elektrolyten ist also an eine Bewegung von körperlichen Atomen
geknüpft, eine Erfahrung, die den Gedanken nahe legt, daß der „elektrische
Strom“ wesentlich eben aus der Wanderung von Atomen, die mit positiver oder
negativer Ladung behaftet sind (Jonen),Von dem
griechischen Wort ion = wandernd. bestehe. Nach dieser Theorie
würden die positiven Jonen (die Metallionen des Elektrolyten) entsprechend dem
Coulombschen Anziehungsgesetz zur negativen Elektrode, der Kathode, strömen, während
die negativen Jonen des Säurerestes zur positiv aufgeladenen Anode gezogen würden.
Die quantitative Analyse hat nun ergeben, daß bei dem Durchgang der gleichen
Stromstärke durch verschiedene Elektrolyten die einzelnen Elemente im Verhältnis
ihrer Aequivalentgewichte, d.h. in den Gewichtsverhältnissen, in denen sie sich
unter vollständiger Sättigung miteinander chemisch verbinden können, abgeschieden
werden.
Darin offenbart sich ein Zusammenhang zwischen dem körperlichen Atom und der
Ladungseinheit derart daß man jedes Atom mit einer bestimmten, für das Element
charakteristischen, positiven oder negativen Elektrizitätsmenge fest verbunden
findet.
Die chemisch-physikalische Anschauung zu Ende des 19. Jahrhunderts erkennt demnach –
um dieses vorläufige Ergebnis zusammenzufassen –, daß die Materie sich aus einzelnen
Atomen zusammensetzt, die mit elektrischen Ladungen beider Polaritäten untrennbar
verknüpft sind.
Noch auf anderem Weg gelangte man zu der Vorstellung von ElektrizitätsatomenElketrizitätsatomen. Man fand bei der UntersuchungUntersucuhng des durchgangs hochgespannter Ströme durch evakuierte Gefäße (Crookessche
Röhren) eine besondere Art von Strahlung, die Kathodenstrahlen, deren wichtigste
Eigenschaften erstens in ihrer Ablenkbarkeit durch Magnete und zweitens in der
Ausübung von Massenwirkungen bestehen. Durch die Annahme von rasch bewegten, negativ
geladenen Masseteilchen, die von der Kathode ausgeschleudert werden, ließen sich
sämtliche Erscheinungen der Kathodenstrahlung ausreichend erklären. Quantitative
Untersuchungen zeitigten das überraschende Ergebnis, daß diese Teilchen im
Verhältnis zu ihrer Masse eine etwa tausendmal größere negative Ladung führen, als
die bei der Elektrolyse gemessenen negativen Jonen. Andererseits ergaben Messungen
der Massen, daß man es hier mit Teilchen der Kathode zu tun hatte, die wesentlich
kleiner waren als die Massen der Atome. Zwischen jenen Kathodenstrahlen und den
Atomen konnte also keine Identität bestehen.
Mit dieser Erkenntnis war ein Schritt getan, der die Brücke zu neuesten
Atomvorstellungen schlug. Das Atom ist kein „Unteilbares“ mehr, es muß sich
selbst wieder aus Teilen verschiedener Größe zusammensetzen. Das elementare Quantum
negativer Elektrizität, verkörpert in eben jenen, in den Kathodenstrahlen in freiem
Zustand aufgefundenen kleinsten Teilen, nannte man „Elektron“.
Um diese Zeit war auch das Phänomen des Zeemann-Effektes bekannt, der darin besteht,
daß man mittels Beeinflussung des Wasserstoff-Spektrums durch ein magnetisches Feld
die zunächst einheitlich scheinenden Spektrallinien in je eine Gruppe von nahe
beieinanderliegenden Linien aufspalten kann. Die Deutung dieses Effektes dahin, daß
in jedem Atom freie Elektronen vorhanden sind, deren Bewegungen das Leuchten eines
Körpers verursachen, bleibt einer der wichtigsten Uebergänge zu den neueren
physikalischen Vorstellungen; auf seiner Anwendung beruht dasThomsonsche
Atommodell, das eine positiv geladene Kugel (sozusagen eine masselose Hülle)
annimmt, innerhalb deren sich die negativen Elektronen bewegen.
Die Unrichtigkeit dieser Annahme bewiesen Rutherfords Versuche, Materie durch
Heliumatome, die man als α-Strahlen in den Röntgenstrahlen zur Verfügung hatte, zu
bombardieren. Die Bahnen solcher α-Teilchen, praktisch sichtbar gemacht und
photographiert beim Durchgang durch feine Nebeltröpfchen, wiesen auf zwei
verschieden große Widerstände hin: der größte Teil der a-Teile wurde ganz schwach
abgelenkt, während vereinzelte Bahnen scharfe Knicks zeigten. Rutherfords Theorie
sah den Grund für die geringe Ablenkung im Zusammenstoß von α-Teilen mit den viel
kleineren Elektronen der bombardierten Materie, während die Knicks durch den
Aufprall von α-Teilchen auf gleichgroße Massen, die sogenannten Atomkerne,
entstanden sein mußten. Das Rutherfordsche Atommodell zeigt uns demnach eine Art von
Planetensystem. Eine Sonne, der Atomkern mit positiver Ladung, wird von Planeten,
den negativ geladenen Elektronen, umkreist; das Massenverhältnis zwischen Kern und
Elektron, sowie das Verhältnis der Bahndurchmesser zur Größe dieser Körper ist
ungefähr das gleiche wie im makrokosmischen Planetensystem. Doch besteht ein
wesentlicher Unterschied insofern, als die astronomischen Systeme nach unsern
bisherigen Kenntnissen durch einmalige Störungen dauernd aus ihrer
Gleichgewichtslage gebracht werden können, wogegen das Atom ein so stabiles Gebilde
darstellt, daß es nach dem Aufhören einer störenden Kraft im allgemeinen wieder
seine vorherige Gleichgewichtslage einnimmt. Gerade Rutherfords Versuche zeitigten
noch ein Resultat von ungeheurer Tragweite, daß besonders starke Elektronenstöße
imstande sind, gebundene Elektronen eines Atomes aus ihrem Verband herauszuschießen
(sogenannte Atomzertrümmerung), wobei sich eine Veränderung des chemischen
Grundcharakters des bombardierten Elementes ergab. Diese Versuche bilden die
Grundlage für die heute gültige Anschauung, daß die Elemente schon abgeleitete
Formen eines Grundstoffes – des positiv geladenen Wasserstoffkernes – sind, deren
Eigenart nur durch die Zahl der Kernladungen und der den Kern umgebenden Elektronen
bestimmt werden.
Die klassische Dynamik nimmt an, daß die Bewegungs-, d.h. Energievorgänge,
schwingungsfähiger Gebilde sich durch stetige Funktionen mathematisch darstellen
lassen. Ein schwingungsfähiges Gebilde in diesem Sinne besteht aus zwei (oder mehr)
Körpern, die durch die ihnen innewohnenden Kräfte (z.B. Massenanziehung und
Zentrifugalkraft) gezwungen werden, periodische Bewegungen gegen einander
abzuführen. Nach den klassischen Theorien nun könnte ein solches
Gleichgewichtssystem jedes beliebige Energiequantum besitzen; z.B. könnte bei
gegebenen Massen ein Körper um einen andern mit beliebigem Bahndurchmesser rotieren
– es würde sich nur seine Umlaufgeschwindigkeit so regeln, daß der Zustand des
Gleichgewichts wieder hergestellt würde.
Demgegenüber stellte Planck um die Jahrhundertwende den Satz auf, daß
Schwingungsgebilde nur solche Energiestufen annehmen können, die ein ganzes
Vielfache eines elementaren Energiequantums, einer neuen Naturkonstante (von Planck
mit h = 6,54 × 10–27 erg sec bezeichnet),
darstellen.
Vielleicht wären Plancks Arbeiten infolge ihrer Auflehnung gegen die traditionelle
Anschauung unbeachtet geblieben, hätte nicht Einstein einige Jahre später die
gleiche Naturkonstante bei der Untersuchung über Abhängigkeit der spezifischen Wärme von der
Temperatur gefunden, und an Plancksche Forderungen anknüpfend die Behauptung
aufgestellt, daß die Materie bei jeder Energieänderung, die eine monochromatische
Strahlung von der Schwingungszahl v hervorruft, nur eine Energiemenge E = hv
aufnehmen oder abgeben kann.
In Planck wie in Einstein sahen wir Pioniere der Atomistik, die einem dritten den Weg
zur heute gültigen Fassung der Atomtheorie bereitet haben. Niels Bohr tat 1913 den
entscheidenden Schritt, die Theorien über das Wirkungsquantum und seine Bedeutung
für die Strahlung auf das Atom selbst zu übertragen. Bevor wir nun auf die
Entwicklungsgeschichte dieser neuesten Theorien eingehen, möge erst eine kurze
Beschreibung der Bohrschen Atommechanik gegeben werden. Nach Bohr setzt sich das
Atom zusammen aus positiv geladenen Atomkernen, die von (negativen) Elektronen in
kreisähnlichen Bahnen verschiedener Durchmesser umkreist werden. Die Bahnen, auf
denen sich die Elektronen bewegen können, sind dabei nicht von beliebiger Größe,
sondern zeigen eine Auswahl derart, daß der Drehimpuls der Bewegung ein ganzes
Vielfaches von dem elementaren Wirkungsquantum (h) bilden muß. Die Elektronenbahnen
entsprechen also beispielsweise dem Energiequantum E1 = 1 × h, E2 = 2 × h ect. Man spricht
hierbei von ein- bzw. mehrquantigen Kreisen. Die Elektronen sind in der Lage, bei
Zufuhr von Energie (Wärme, elektrische Spannung) an das Atom, von einem Kreis auf
den nächsten überzugehen, wobei die Gesamtenergie des Atoms sich natürlich ändert.
Die entstehende Energiedifferenz tritt in der einzig hierfür bekannten Art als
„Strahlung“ (Licht, Wärme etc.) von bestimmter Wellenlänge auf. Die
Wellenlänge dieser beim Uebergang von Elektronen eines Kreises in den nächsthöheren
emittierten Strahlen ergibt sich aus der vorher erwähnten Einsteinschen
Energiegleichung E = h v, ist demnach nicht abhängig von der Umdrehungszahl der
Elektronen selbst, sondern stellt die Funktion einer Energiedifferenz dar. Diese
Theorie war physikalisch außerordentlich gut brauchbar, da sie eine Erklärung für
Beobachtungen der Spektralanalyse abgab, die sich bis dahin nur sehr zwangvoll oder
gar nicht deuten ließen. Es war längst bekannt, daß sich die Schwingungszahlen der
einzelnen Spektrallinien z.B. des Wasserstoffes durch eine Gleichung
v=R\left(\frac{1}{n^2}-\frac{1}{m^2}\right) darstellen lassen
(sogenannte Balmerreihe), wenn n = 2 und m der Reihe nach = 3, 4, 5 etc. gesetzt
wird. Diese Berechnung deckt sich nach Bohrs Auswertung genau mit den aus seiner
Theorie abgeleiteten Formeln. Für die Spektren anderer Elemente gelten natürlich
andere Beziehungen, doch stößt man auch da auf die charakteristische Eigenschaft,
daß die Schwingungszahlen Reihen bilden. Insgesamt hat man sich den Vorgang im Atom
hiernach vorzustellen, wie folgt: Wird ein Atom vom Energie-Inhalt E1 durch Zufuhr einer bestimmten Energie in den
Zustand der „Angeregtheit“ (E2) versetzt, so
sendet es zunächst das Einlinienspektrum von der Frequenz
v_1=\frac{1}{h}\,(E_2-E_1) aus. Bei weiterer
Energiesteigerungauf das Niveau E3 tauchen
außer der Hauptschwingung v_2=\frac{1}{h}\,(E_3-E_1) auch v1, sowie sämtliche Schwingungskombinationen aus v1, v2 und ihre
Differenzen auf (Mehrlinienspektrum). Die Erscheinung entspricht dem Vorgang bei der
Entstehung der klanglichen „Oberschwingungen“.
Waren es auf der einen Seite Probleme, der Spektralanalyse, die zu den fruchtbaren
Gedanken der Bohrschen Theorie führten, so wurde andererseits durch die Rätsel der
Chemie die Entwicklung der Atomtheorie mächtig angeregt und gefördert. Das
„periodische System der Elemente“ harrte noch einer plausiblen Deutung.
Sie wurde gefunden durch die oben erwähnte Annahme, – gestützt durch Forschungen
Rutherfords und anderer Gelehrten –, daß alle Atome aus einem Kern von
Wasserstoffatomen bestehen, der von einer für das Element charakteristischen Anzahl
von Elektronen umkreist wird. Die Wasserstoffatome tragen die der Ordnungszahl der
Elektronen entsprechende Anzahl von positiven Ladungseinheiten. Die Elektronen
bewegen sich aber nicht alle in einer Bahnebene um den Kern, sondern aus Gründen,
die wir nicht kennen, auf verschiedenen, zum Kern konzentrischen, ideellen Kugeln
(sogenannte Elektronen-Schalen). Die Theorie besagt nun, daß die Periode der nach
Kernladungszahlen geordneten Elemente den Abschnitt im System darstellt, bei dem
eine Schale vollkommen stabil mit Elektronen besetzt ist. Diese Tatsache tritt
jeweilig bei einem Edelgas (z.B. Argon) in Erscheinung. Dem Element unterhalb des
Edelgases fehlt ein Elektron zur Vervollständigung der äußersten Schale (z.B.
Chlor), während das Element nach dem Edelgas (z.B. Kalime) eine neue
Elektronenschale mit 1 Elektron beginnt. Damit ist die besondere Stabilität
(chemische Trägheit) des Edelgases ebenso erklärt wie die Neigung der unstabilen
Atomgruppen, sich durch Abgabe oder Aufnahme von verfügbaren Elektronen (vergl. die
Verbindung von Cl mit K!) zu stabilisieren. An dieser Stelle können natürlich nur
ganz gedrängte Ausführungen über eines der geistvollsten wissenschaftlichen Systeme,
wie es sich vor allem aus den Arbeiten Kossels darstellt, gegeben werden. Das
periodische System trägt seine Beweiskraft in sich selbst: war es doch Bohr mit
seiner Hilfe möglich, die Eigenschaften eines im System fehlenden Elementes so genau
vorauszubestimmen, daß es gelang, dieses Element, das „Hafnium“,
aufzufinden.
So hat die moderne Atomtheorie ihren Triumph gefeiert. Er darf uns aber nicht darüber
täuschen, daß auch die letzten und größten Fortschritte erst ein Anfangsstadium auf
dem Weg zur wissenschaftlichen Beherrschung des Atoms bilden.
Literatur:
1. ETZ, 45 Jahrgang, Heft 34 vom 21.8.24. Ueber Atomtheorie von M.
Born, Göttingen.
2. ETZ, 45. Jahrgang, Heft 37 vom 11. 9. 24. Das Dielektrikum im
Lichte der neuen Atomvorstellung.
3. Z. d. V. D. I., Bd. 68 Nr. 30 vom 26. 7. 24. Atom- aufbau und
Atomzertrümmerüng von Prof. Dr. M. v. Laue, Berlin.
4. Die Elektrizität von Prof. Dr. L. Graetz.