Titel: | Dr. Karl Michalke † |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 256 |
Download: | XML |
Dr. Karl Michalke †
Dr. Karl Michalke †.
Am 8. November starb im Alter von 65 Jahren unser lieber Mitarbeiter Dr. Karl Michalke, Oberingenieur der SSW und Leiter des
Technologischen Bureaus im Charlottenburger Werke.
Textabbildung Bd. 340, S. 255
Der Verstorbene war ursprünglich Physiker und als solcher längere Zeit Assistent von
Leonhard Weber in Breslau. Bei ausgesprochen technischer Neigung trat er 1890 in das
Charlottenburger Werk von Siemens & Halske ein, wo er zunächst längere Zeit im
physikalischen Laboratorium arbeitete. Er trat aber bald in das Versuchsfeld über
und entfaltete hier, wo alle Neuerungen des Starkstromes untersucht wurden und alle
Aufgaben des praktischen Betriebes zu lösen waren, seine glänzenden Gaben für die
Aufhellung verwickelter elektrischer Vorgänge und für die Schaffung von Mitteln zum
Herbeiführen bestimmter Wirkungen. Beispiele davon bildeten schon in der Mitte der
90er Jahre Michalkes Phasenvergleicher zum Parallelschalten von
Wechselstrommaschinen und seine Einrichtung zum synchronen Uebertragen von
Drehbewegungen. Beide Erfindungen haben sich in dauernder Verwendung gehalten,
namentlich ist die zweite für Signalanlagen von großer Bedeutung geworden. Ein
besonderes Verdienst erwarb sich Dr. Michalke um die Aufhellung der störenden
Erscheinungen,die sich s. Z. bei der Entwicklung der elektrischen Bahnen als
elektrolytische Anfressungen der Gas- und Wasserrohre zeigten. Seine Anschauungen
darüber haben sich als zutreffend bewährt und mit ihrer Hilfe konnten zuverlässige
Schutzmaßnahmen geschaffen werden. Michalke hat diesem Gebiete dauernd seine
Aufmerksamkeit geschenkt, während der letzten zehn Jahre war er auch. Vorsitzender
der Erdstromkommission, und ist so einer der besten Kenner dieser und verwandter
Fragen geworden. Seine Veröffentlichungen, deren er etwa 60 in verschiedenen
Zeitschriften bekanntgab, beschäftigen sich zum großen Teile mit den Erdströmen,
zeigen aber im weiteren auch seine Arbeiten nach anderen Richtungen. Die Ergebnisse
der Studien auf seinem Sondergebiete faßte er in dem Buche „Die vagabundierenden
Ströme elektrischer Bahnen“ zusammen, er war langjähriger Mitarbeiter des
bekannten Taschenbuches von Frh. v. Gaisberg. Seine letzte schriftstellerische
Leistung war eine Darstellung der Grundzüge der Elektrotechnik in eigenartiger Form
als Einleitung zu den Siemens-Handbüchern.
Von ausgebreitetem Wissen, nie rastendem Fleiße und lebhafter Erfindungsgabe war Dr.
Michalke ein hervorragender Förderer der Elektrotechnik. Unserer Zeitschrift war er ein
treuer Freund. Seit 1914 erfreute er uns mit 33 Beiträgen, die ein lebendiges Bild
seines vielverzweigten Schaffenskreises geben. Sie werden uns und unsere Leser immer
an den schaffensfreudigen Mann erinnern,der seinen uneigennützigen Lehrtrieb
auch außerhalb des engeren Fachkreises zu betätigen suchte. Sein Andenken wird von
dem alten Dinglers Polyt.-Journal in Ehren gehalten werden!
Die Schriftleitung.