Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | R. |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 265 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Erdbrände und ihre Ursachen. Erdbrände gehören
glücklicherweise zu den selteneren Naturerscheinungen. Wo sie aber auftreten, sind
sie recht unangenehm,wenn nicht gar gefährlich. So befindet sich die englische
Stadt Tiptom mit 30000 Einwohnern auf einem kohlenreichen Gelände, das ihr geradezu
zum Verhängnis zu
werden scheint. Die Kohlenflöze im tieferen Untergrunde sind vor Jahren in Brand
geraten und glimmen langsam fort. Die Stadt wird dadurch geradezu ausgeröstet. Denn
der Boden ist inzwischen so heiß geworden, daß die gesamte Vegetation vernichtet
ist. Infolge der großen Hitze zeigen auch einige Häuser schon Spuren des Verfalls.
Dichte Rauchwolken hüllen hin und wieder die ganze Gegend ein. Mehrere Häuser mußten
bereits geräumt werden. Die Versuche, den Erdbrand zu löschen, waren bisher
erfolglos.
Eine Erklärung dieser merkwürdigen Erscheinung zu geben, ist schwierig. Die Mehrzahl
der Brände wird wohl durch Menschen verursacht sein. Aber auch andere Umstände
spielen hierbei mit. Die Selbstentzündung der Mineralien ist nur dann als Ursache
anzusehen, wenn historisches Alter des Feuers nachzuweisen ist. Von den bekanntesten
Erdbränden ist der brennende Berg bei Dudweiler trotz seinem hohen Alter doch auf
Bergbau zurückzuführen. Auch dürfte der Erdbrand von Planitz bei Zwickau, der schon
im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnt wird, auf künstliche Entstehung zurückzuführen
sein. Dagegen sind Erdbrände, die auf eine natürliche Ursache zurückzuführen sind,
anzunehmen bei dem Porzellanjaspis von Großalmerode und im miozänen Braunkohlenton
bei Zittau, die infolge eines Erdbrandes der Alluvialzeit gebildet worden sind. Die
Erdbrände von Hindenburg und Kattowitz werden in vorgeschichtliche Zeit verlegt,
sodaß das Einwirken des Bergbaues wohl ausgeschieden werden kann. Der Diluvialzeit
rechnet man die ausgedehnten Erdbrände in dem nordwestlichen Braunkohlengebiet zu.
Zahlreiche Vorkommen von Erdbrandspuren sind auf den serbischen Braunkohlengruben
beobachtet. Sie finden sich auf Kohlenvorkommen der Kreide und des Tertiärs und sind
auf Selbstentzündung zurückzuführen. Die Gründe für die Selbstentzündung sind, wie
bei allen natürlichen Erdbränden, bei Stein- und Braunkohlen oder auch bei
bituminösen Schiefern rein geologisch bedingt. Es kann der hohe Schwefelkiesgehalt
die gestörte Lagerung und vielleicht auch das Klima, in dem starke Regenfälle mit
erheblicher Erwärmung abwechseln, in Frage kommen. Im Bezirk Hocking Valley in Ohio
brennt bereits seit 40 Jahren ein Kohlenflöz. Das Feuer ist seinerzeit von
Aufständigen in boshafter Weise angelegt. Es hat sich mittlerweile auf eine Fläche
von 40 Quadratkilometer ausgebreitet. Drei Jahre lang ist bereits Wasser in die
Schächte gepumpt, aber ohne Erfolg. Wo die Kohle ausgebrannt ist, bricht das
Deckgebirge zusammen. Es bilden sich Spalten, in denen man das rotglühende Erdreich
sehen kann. Die Quellen in der Nähe geben heißes Wasser.
Landgräber.
Gewinnung von Gasolin aus Naturgas in Amerika. Aus einer
amtlichen Statistik über die Gasolinerzeugung der Vereinigten Staaten ergibt sich,
daß im Jahre 1922 aus den Naturgasquellen 505,8 Mill. Gall. Gasolin gewonnen wurden,
d.s. etwa 11% mehr als im vorhergehenden Jahre. Der Wert dieses Erzeugnisses
erreichte fast 73 Mill. Doll. Die für die Abscheidung des Gasolins benutzte
Naturgasmenge betrug 545 Bill. cbf, d.s. etwa 72% der gesamten Gaserzeugung. Hieraus
berechnet sich eine Gasolinausbeute von 0,9 Gall. aus je 1000 cbf Gas, einzelne
Quellen lieferten indessen 3–5 Gall. aus 1000 cbf. Insgesamt waren 917 Anlagen zur
Gasolingewinnung in Betrieb, von denen 648 nach dem Kompressionverfahren und 238
nach dem Absorptionverfahren arbeiteten, während bei 31 Anlagenbeide Verfahren
kombiniert in Anwendung sind. Die Erzeugung nach dem Absorptionverfahren weist eine
starke Zunahme auf, wogegen die Anwendung des Kompressionverfahrens einen leichten
Rückgang erfuhr. Im Rahmen der gesamten Gasolingewinnung der Vereinigten Staaten
beträgt der Anteil der aus Naturgas abgeschiedenen Menge rund 8%. Die meisten
derartigen Anlagen befinden sich in den Staaten Oklahoma und Pennsylvanien, wo
vorwiegend nach dem Kompressionverfahren gearbeitet wird. (Petroleum, Bd. 20, S.
1047–1048).
S.
Einfluß der Korngröße auf die Korrosion von Messing. Im
American Institut of Mines and Metallurgical Engineers sind vor kurzem Aetzversuche
mit Messing (70 % Kupfer, 29 % Zink und 1 % Zinn) vorgenommen worden, die sich
darauf erstreckten, die Wirkung zu beobachten, die die 2 Faktoren, nämlich die Größe
des Metallkorns und die die Korrosion hervorrufende Art der Elektrolytlösung
erregten. Als Untersuchungsstoffe dienten Messingbleche und -röhren, deren
verschiedene Korngrößen durch verschiedene Anlaßtemperaturen nach dem Strecken
erzielt wurden. Die Abmessungen der Körner betrugen z.B. nach einem Anlassen während
30 Min. auf 400° 0,015 m/m, nach einem Anlassen auf 800° 0,250 m/m. Die Korrosion
wurde so ausgeführt, daß das Versuchsstück die Anode des Elektrolysiergefäßes
bildete, dessen Kathode aus einem Platindraht und dessen Elektrolyt aus der
hinsichtlich ihrer Wirkung zu untersuchenden Lösung bestand. Als Elektrolyt wurden
benutzt:
1. saures Grubenwasser,
2. verdünnte Schwefelsäure,
3. Seewasser mit 4% Kochsalz,
4. die Lösung mit 8% Kochsalz,
5. Soda mit 1 % Natronlauge,
6. gewöhnliches Kalkwasser.
Die Anoden wurden durch eine Drehvorrichtung (140
Umdrehungen/min) bewegt bei einer Temperatur des Elektrolyts von etwa 20°, während
die mittlere Stromstärke 0,11–0,12 Amp/dcm2
betrug. Jeder Versuch dauerte 6 Stunden. Vorher erfolgte ein genaues Wägen der
Versuchstücke. Nach der Herausnahme aus dem Bad wurden diese gereinigt, gebürstet,
getrocknet und aufs Neue gewogen. Diese durch die mikrographische Prüfung ergänzten
Untersuchungen führten zu folgenden Ergebnissen:
1. Der Einfluß der Korngröße auf die Korrosion des Messings in
den 6 Versuchslösungen ist sehr schwach und kann in der Praxis unberücksichtigt
bleiben. Diese Folgerung bezieht sich auf ein Metall, dessen Korn innerhalb der
Grenzen von 0,01 bis 0,10 m/m schwankt;
2. allgemein betrachtet korrodiert das Messing mit feinem Korn
weniger als mit grobem Korn;
3. in mikrographischer Hinsicht ist das Bild der korrodierten
Legierung dasselbe, wenn die Art der Korrosionsmittel ähnlich ist; z.B. wären
alle Bilder der verschiedenen sauren Lösungen einander gleich, während sie sich
auf der anderen Seite von den basischen und neutralen Lösungen
unterscheiden;
4. einzelne Risse im Korn, die man beobachten kann, sind das
Ergebnis des Einflusses der verschiedenen Korrosionsmittel. (Revue de
Métallurgie.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Das Crackverfahren von Blümner. Das Blümner-Verfahren, das
nach langjährigen Versuchen nunmehr für die industrielle Verwertung reif ist,
unterscheidet sich von den bisher bekannt gewordenen Crackverfahren durch seine
neuartige Heizmethode. Die Erhitzung und Zersetzung der Oele erfolgt hier nämlich weder in
einem Druckkessel noch in Heizrohren, sondern, wie R. Wischin berichtet, in einem Bleischmelzfluß, der sich in einem nahtlos
gepreßten Autoklaven befindet und durch hydraulischen Oeldruck selbsttätig auf etwa
40 at gehalten ist. Ein solcher Autoklav hält kalt abgedrückt ohne jede
Formveränderung mehrere hundert at aus, während er im Betriebe nur auf 40 at
beansprucht wird. Eine Anlage von kleinstem Ausmaß für eine tägliche Erzeugung von
etwa 8 t Benzin besteht aus 2 solchen Autoklaven; dabei kann das Rohöl je nach
seiner Güte zu 60, 70 oder mehr Prozenten in Benzin übergeführt werden. Bei größeren
Anlagen werden 4 oder 6 solcher Autoklaven zu Batterien eingemauert, ihre Leistung
beträgt bei 70% Benzinausbeute etwa 22 bzw. 33 t Oel im Tage. Bei Verarbeitung
minderwertiger Oele oder bei gewünschter Gewinnung von Gas- und Schmierölen, wobei
die Benzinausbeute nur etwa 50% beträgt, erhöht sich die Leistung der Anlage
entsprechend auf etwa 32 bzw. 48 t Oel im Tage.
Der Arbeitsvorgang ist folgender: Das vorgewärmte, evt. von Benzin befreite Rohöl
wird aus einem Mischbehälter in den unteren Teil der Autoklaven gepumpt, die eine
Bleischmelze und darin eingetaucht einen mit Füllkörpern versehenen Einsatz von
besonderer Konstruktion enthalten. Die Temperatur beträgt etwas über 450°, der Druck
etwa 40 at. Durch den großen Unterschied im spez. Gewicht muß das eingepumpte Oel
innerhalb des Einsatzes nach oben sprudeln, wobei es durch die Füllkörper und einen
unten am Einsatz angebrachten Verteilerkranz gleichmäßig verteilt wird, ohne daß es
die Wandungen des Autoklaven berühren kann; hierdurch wird eine schädliche
Ueberhitzung, die Koksbildung verursachen würde, vermieden. Durch das Sprudeln des
Oelesgerät auch die Bleischmelze in rasche Bewegung, und zwar strömt sie im Einsatz
nach oben und dann an der Wandung des Autoklaven wieder abwärts. Beim Aufsteigen
gibt die Schmelze Wärme an das Oel ab, während sie beim Abwärtsfließen in Berührung
mit den beheizten Wandungen wieder Wärme aufnimmt; hierdurch wird eine sehr
konstante Temperatur im Autoklaven erreicht, zumal die große Bleimasse als
Wärmeakkumulator wirkt und so die Ungleichmäßigkeiten der Heizung ausgleicht. Das
Gemisch von Benzin und Oel sammmelt sich oberhalb der Schmelze und wird durch ein
Steigrohr der Spritzblase zugeführt, die mit den Abgasen der Autoklavenheizung
beheizt wird; auf dem Wege zu dieser Blase wird mittels eines selbsttätigen
Expansionventils der Druck aufgehoben. In der Blase wird der beim Spaltprozeß
gebildete Asphalt abgeschieden, der zeitweilig durch ein Bodenventil in den
Asphaltkühler und von da in die Formen abgelassen wird. Die nicht kondensierten Oel-
und Benzindämpfe sowie die gebildeten Gase gelangen durch den Dom der Blase in den
Rücklaufkühler, der durch die Eigenwärme des Oeles auf 210–220° gehalten wird. Alle
über 210° siedenden Anteile werden hier kondensiert und fließen durch einen
Wärmeaustauscher wieder in den Mischbehälter, während die Benzindämpfe in eine
Destillierkolonne gelangen, aus der das Benzin über eine Wechselvorlage dem
Benzinbehälter zufließt. Das so gewonnene Benzin gibt bei der Destillation im
Englerkolben bis 50° etwa 10 vH., bis 175° etwa 70 vH. und bis 220° etwa 90–96 vH.
Die nicht kondensierbaren Gase werden unmittelbar unter dem Autoklaven
verbrannt.
Als besondere Vorzüge des Blümner-Verfahrens nennt Wischin
die ideale, bisher in der Petroleumindustrienicht erreichte Wärmeübertragung,
die fast unbegrenzte Haltbarkeit der Autoklaven, den geringen Aufwand an
Heizmaterial und die Gefahrlosigkeit, da selbst nach jahrelangem Gebrauch die
Heizwandung angeblich vollkommen frei von Koksansatz ist. Infolge des erhöhten
Druckes und der gleichmäßigen Erwärmung soll ein Benzin erhalten werden, das nur
wenig ungesättigte Bestandteile enthält und mit weniger als 1 vH. Schwefelsäure
einwandfrei raffiniert werden kann. Das so gewonnene Benzin ist wasserhell,
lichtbeständig und weist nur schwachen Crackgeruch auf. Der Asphalt wird auch direkt
in handelsüblicher Form gewonnen, er ist hochglänzend und hat muscheligen Bruch. Zur
Bedienung sind selbst bei größten Anlagen nur 2 Mann je Schicht erforderlich. Den
Bau von Blümner-Anlagen haben die Francke-Werke, A.-G. in Bremen, übernommen.
(Petroleum, 20. Jahrg., S. 1949-1951.)
Sander.
Herstellung von Wagenfedern. Die Federherstellung erfolgt
bei Krupp in enger Zusammenarbeit mit den Stahlwerken, nach genauester Ueberwachung
und Auswahl des Werkstoffes entsprechend dem Verwendungszweck, noch ehe die
Herstellung der Federblätter selbst beginnt. Gilt es doch, die rechnerische
Höchstbeanspruchung und weitgehenden Forderungen hinsichtlich Rostsicherheit,
Hitzebeständigkeit usw. zu erfüllen. Daher steht auch die physikalische
Versuchanstalt wie das chemische Laboratorium der Federwerkstatt mit Rat und Tat zur
Seite, liefert Chargenanalysen usw. Von jeder Charge stellt man einige Probefedern
her und härtet sie, ehe mit der Reihenherstellung begonnen wird. Es werden die
nötigen Härte- und Anlaßtemperaturen genau festgestellt und zwecks genauer
Einhaltung derselben sind sämtliche Oefen mit elektrischen Pyrometern ausgestattet,
deren richtige Anzeigen in kurzen Zwischenräumen geprüft werden.
Die Eisenbahnfedern werden als ganzes Paket gebogen, einen etwaigen Bund erhalten sie
erst nach dem Härten, dazwischen werden sie besonderen Probebelastungen unterworfen
und darauf geprüft, ob bei der vorgeschriebenen Probebiegung keine bleibende
Durchbiegung auftritt. Infolge der steten Ueberprüfung zwischen den einzelnen
Arbeitsgängen werden Stücke mit kleinen Fehlstellen gleich zu Anfang ausgeschieden
und durchlaufen nicht erst die ganze Fertigstellung.
Aufgezogen werden die Federbunde in der Bundaufziehpresse, in der die zuerst
rotwarmen Bunde unter starkem hydraulischem Druck zusammengepreßt werden, dann
erfolgt die Probebelastung der ganzen Feder, Abnahmeprüfung auf Maßhaltigkeit und
Einfetten jedes einzelnen Blattes vor der Zusammensetzung der Feder.
Aehnlich erfolgt die Herstellung der Kraftwagenfedern, nur kommt noch eine feinere
Ueberarbeitung der einzelnen Federblätter durch Ueberschleifen hinzu, ferner die
sogen. „Dauerschwingprobe“ hinsichtlich Beanspruchungen durch
Straßenunebenheiten bei schneller Fahrt.
Die Pufferfedern werden auf selbsttätigen Wickelmaschinen gefertigt und nach dem
Härten und Anlassen zwecks Prüfung ihrer Federung unter einer schnelllaufenden
hydraulischen Presse stoßweise zusammengedrückt.
Unter den Schraubenfedern gibt es Federn aus gehärtetem Stahl, und solche aus
naturhartem Stahl. Die letztere Art kann bis zu einer Drahtstärke von 12 mm
geliefert werden, sie werden auf selbsttätigen Wickelmaschinen hergestellt und zwar
im kalten Zustand. Ist aber ihre Betriebsbeanspruchung höher als gewöhnlich, so werden sie
selbst bei geringerer Drahtstärke als 12 mm warm gewickelt und dann gehärtet. Federn
aus Werkstoff von mehr als 12 mm Stärke können bis jetzt nur warm gewickelt und dann
gehärtet und angelassen werden. Durch Probebelastungen erfolgt ihre Prüfung auf
Geeignetheit für den beabsichtigten Zweck.
Aus Bruchproben erkennt man die hervorragende Zähigkeit des Kruppschen Federstahls trotz seiner hohen Festigkeit. In „Krupp
Eisenbahnwesen“ sind einige Marken von Federstahlen hinsichtlich Härtung
(Zustand nach Oel- bzw. Wasserhärtung), Streckgrenze, Festigkeit und Dehnung
wiedergegeben, auch hinsichtlich ihrer Querschnittsform. Bei allen Marken ist der
Elastizitätsmodul praktisch ungefähr gleich, er schwankt zwischen 18000 und 22000
kg/qmm, der Gleitmodul liegt im Mittel für Rechteckquerschnitte bei 9000 kg/qmm, für
Rund- und Querschnitte bei 8600 kg/qmm.
In „Krupp Eisenbahnwesen“ ist folgende Tabelle der Federstahle angegeben, aus
denen die gebräuchlichsten Federstahlsorten hergestellt werden, während für
rostsichere oder hitzebeständige Federn wieder besondere Stahlsorten in Frage
kommen:
Art
Härtung
Zustand
kg/qmmStreckgrenze
kg/qmmFestigkeit
Dehnung in %
1 = 10 d
1 = 5 d
Feder-stahle
für Oel-härtung
ungehärt.
45–55
75–85
15–10
18–12
gehärtet
85–90
110–120
6–5
7–6
t. Wasser-härtung
ungehärt.
40–50
65–75
15–10
8–12
gehärtet
85–90
110–120
6–5
7–6
Sonder-feder-stahle
für Oel-härtung
ungehärt.
50–60
85–95
14–10
16–12
gehärtet
120–135
130–150
6–5
7–6
f. Wasser-härtung
ungehärt.
45–55
70–80
14–10
16–12
gehärtet
120–135
130–150
6–5
7–6
Für die Herstellung von Stangenmaterial zum Selbstanfertigen von Federn ist die
Angabe wichtig, ob das Härten der Federn in Oel oder Wasser erfolgen soll.
Dr. Bl.
Bestimmung des Zündpunktes von Oelen unter Druck. Zur
Beurteilung von Treibölen für Dieselmaschinen hat die Bestimmung des Zündpunktes in
letzter Zeit eine weite Verbreitung gefunden, doch gibt diese Bestimmung, sofern sie
bei gewöhnlichem Druck, d.h. im offenen Tiegel ausgeführt wird, kein eindeutiges
Bild darüber, wie sich der betreffende Brennstoff unter dem höheren Druck in der
Maschine verhält. Während nämlich im allgemeinen mit zunehmendem Druck der Zündpunkt
niedriger wird, ist bei manchen Brennstoffen, besonders bei Mischungen verschiedener
Oele, mitunter das Gegenteil der Fall. Abweichungen in den Meßergebnissen
verschiedener Forscher sind zum Teil auch darauf zurückzuführen, daß geringe
Verunreinigungen der untersuchten Stoffe unberücksichtigt bleiben, so hat z.B.
chemisch reines Benzol den Zündpunkt 662°, während thiophenhaltiges Benzol, das
gewöhnlich auch noch als rein bezeichnet wird, schon bei 577° zündet. Schließlich
können auch Mängel in der Anordnung des Zündpunktprüfers erhebliche Abweichungen der
Ergebnisse zur Folge haben. So erhält man z.B. genauere Werte, wenn man den
Zündpunkt nicht wie bisher bei steigender, sondern bei stinkender Temperatur
ermittelt.
Um die Zündpunktbestimmung möglichst unter denselben Verhältnissen auszuführen, wie
sie in der Dieselmaschine gegeben sind, haben Tausz und Schulte einen einfachen
Apparat konstruiert, mit dem die Bestimmungen unter wechselnden Drucken vorgenommen
werden können, und zwar wird das zu prüfende Oel (1–2 ccm) ebenso wie in der
Maschine mit Druckluft eingespritzt und auf diese Weise fein zerstäubt. Das Oel wird
aufeine Drahtnetzrolle geträufelt, die in einem engen, mit Wasser gekühlten
Rohr steckt, und dann mittels vorgewärmter Druckluft durch eine Düse in die auf eine
bestimmte Temperatur oberhalb des Zündpunktes erhitzte Kammer gespritzt, wo die
Verbrennung erfolgt, die an dem Ausschlag eines Manometers sichtbar wird. Die
Versuche werden mit gleichen Oelmengen bei fallender Temperatur in der Kammer (3° je
Minute) so lange wiederholt, bis keine Zündung mehr eintritt, wobei jedesmal die
Verbrennungsgase vorher durch einen kräftigen Luftstrom ins Freie geblasen werden.
Auf diese Weise wurde der Zündpunkt von Steinkohlenteeröl bei 20 at zu 418° C.
ermittelt. Weiter wurden Paraffin, Petroleum, Gasöl, Maschinen- und Zylinderöl,
ferner Benzol, Benzin, Braunkohlenteeröl, Schieferöl sowie Mischungen einzelner Oele
auf diese Weise untersucht. Bei der Untersuchung einer Mischung von
Steinkohlenteeröl mit Schieferöl wurde die interessante Beobachtung gemacht, daß das
an sich schwer entzündbare Teeröl durch Zusatz von 10 oder 20 v. H. Schieferöl noch
schwerer entzündbar wird, und daß erst bei Zusätzen von mehr als 30 v. H. Schieferöl
der Zündpunkt unter den des reinen Steinkohlenteeröles sinkt. Aehnliche Ergebnisse
lieferten Mischungen von Steinkohlenteeröl mit Braunkohlenteeröl; auch hier tritt
erst bei einem Zusatz von mehr als 30 v. H. Braunkohlenteeröl eine Senkung des
Zündpunktes ein. Bestimmt man dagegen den Zündpunkt solcher Mischungen im offenen
Tiegel bei gewöhnlichem Druck, so findet man schon bei einem Zusatz von 10 v. H.
Schieferöl oder Braunkohlenteeröl eine wesentliche Erniedrigung des Zündpunktes
gegenüber reinem Steinkohlenteeröl. Praktische Versuche am Motor ergaben dagegen
eine gute Uebereinstimmung mit den unter Druck ausgeführten Zündpunktbestimmungen,
so daß es also mit Hilfe der neuen Methode möglich ist, die Brauchbarkeit von Oelen
oder Gemischen für den Betrieb von Dieselmaschinen durch einen einfachen Versuch im
Laboratorium festzustellen. (Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure, Bd. 68,
S. 574–578.)
Sander.
22. Jahresversammlung des Vereins Beratender Ingenieure, e. V.
(V. B. I.). Der Verein, welchem nur selbständige Ingenieure angehören, die
rein technische und wirtschaftliche Beratung für Behörden und Industrie unter
Ausschaltung von Vertretungen und Lieferungen übernehmen, hielt am 20. und 21.
September seine 22. Jahresversammlung in Hagen i. W. ab. An die geschäftlichen
Verhandlungen am 20. September schloß sich ein Ausflug nach der Hohensyburg an. An
der öffentlichen Versammlung am 21. September beteiligte sich eine große Anzahl von
Vertretern der Behörden und industriellen Verbände. Nach Begrüßung der Erschienenen
durch den Vorsitzenden Beratenden Ingenieur V.B.I., Direktor a. D. Plümecke, Berlin-Steglitz und Begrüßungsworten der
Vertreter der Behörden und Verbände, in welchen auf die Notwendigkeit unabhängiger
technischer und wirtschaftlicher Beratung namentlich in der jetzigen Zeit des
wirtschaftlichen Wiederaufbaues hingewiesen wurde, hielt Beratender Ingenieur V.B.I.
Seubert, Düsseldorf, einen außerordentlich
lehrreichen Vortrag über „Produktionserhöhung und Produktionsverbilligung“,
in welchem an den Beispielen der erstaunlichen amerikanischen Fortschritte die
Hauptwege erläutert wurden, die bei uns auf diesem Gebiete einzuschlagen notwendig
sind. In einem weiteren Lichtbildvortrag sprach Beratender Ingenieur V.B.I. Vigener, Halle a. Saale, über „Die Bedeutung der
Braunkohle für die Wirtschaft“. Der Vertragende erläuterte die Fortschritte,
die die Anwendung der Braunkohle in der gesamten Wärmewirtschaft der deutschen Industrie in dem
letzten Jahrzehnt gemacht hat, die Verteilung der Braunkohle, die Rentabilität und
die Aussichten für die Zukunft. Beratender Ingenieur V.B.I. Dr. Lux, Berlin, sprach hierauf über
„Straßenbeleuchtung“. Die Grundlinien für eine zweckmäßige ausreichende
Straßenbeleuchtung unter Berücksichtigung der Stärken für die Haupt- und
Nebenstraßen sowie des Einflusses richtiger und falscher Beleuchtung auf das
menschliche Auge und den Verkehr wurden einer eingehenden Betrachtung unterzogen.
Zum Schlüsse hielt Beratender Ingenieur V.B.I. Ntustädter, Hagen i. W., einen Vortrag über „Kohlenstaubfeuerung“.
Ausgehend von den Erfahrungen, die in den amerikanischen Groß-Kesselanlagen gemacht
wurden, erläuterte er die Grundsätze, nach welchen Kohlenstaubfeuerungen auszubilden
sind, und zeigte in Lichtbildern Ausführungsformen von derartigen
Kohlenstaubfeuerungen.
Die mit großem Beifall aufgenommenen Vorträge bewiesen in einem kleinen Ausschnitt
die Mannigfaltigkeit der Tätigkeit der Beratenden Ingenieure und den Nutzen, welcher
sich aus wissenschaftlich-praktischer Durcharbeitung von technischen Projekten
ergibt. Eine Besichtigung der Henrichshütte und des Elektrizitätswerkes Mark
beschloß die als außerordentlich gelungen zu bezeichnende Tagung. Die
Geschäftsstelle des Vereins Beratender Ingenieure e. V. (V.B.I.) befindet sich in
Berlin-Lichterfelde, Roonstraße 35, I.
Persönliches. Dr. Adolf Franke, 60
Jahre. Am 7. Dezember beging Dr. Adolf Franke, der Vorsitzende des
Vorstandes der Siemens & Halske A.-G. seinen 60. Geburtstag. Dr. Franke war von
Haus aus Physiker, ebenso wie sein 1920 verstorbener Kollege Professor Dr. Raps. Er
war ebenfalls von Wilhelmv. Siemens an das damalige Berliner Werk berufen, um
in den Schwachstrom-Betrieben von S. & H., die der Gefahr des Stillstandes
ausgesetzt waren, neues Leben anzuregen. Dr. Franke hatte sich vorher schon mit der
Ergründung der Erscheinungen befaßt, die in den Telephonleitungen auftreten, und
hatte mehrere Jahre im Telegraphen-Ingenieur-Bufeau des Reichspost-Amtes mit an der
wissenschaftlichen Förderung des Telegraphenwesens gearbeitet. Nach seinem Eintritte
bei S. & H. 1896 nahm ersieh deshalb auch besonders und mit großem Erfolge der
Schnelltelegraphie und der drahtlosen Telegraphie an. Außer der Entwicklung
einzelner Zweige durch eingehende eigene Mitarbeit suchte er aber in Gemeinschaft
mit seinem Kollegen Raps den Betrieb des Werkes den neuzeitlichen technischen und
wirtschaftlichen Bedingungen anzupassen. Dazu bedurfte das Werk einer allmählichen
Umgestaltung, deren Erfolg sich an dem Steigen der Belegschaft gezeigt hat. Sie
betrug 1896 rd. 5000 Angestellte und Arbeiter, jetzt etwa 24000. – Seit einigen
Jahren hat Dr. Franke sich mit Nachdruck der Frage gewidmet, wie der Nachwuchs der
Techniker und Arbeiter in der Feinmechanik zweckdienlich auszubilden sei. Bei der
steigenden Ausdehnung der feinmechanischen Technik in Deutschland und bei den
reichen Erfahrungen auf diesem Gebiete ist ein regelrechter Unterricht in den Formen
und Erfahrungen nötig, wenn der Fortschritt gesichert sein soll. Unter Dr. Frankes
Vorgehen ist deshalb der Verein „Fachschule für feinmechanische Technik“
entstanden, der schon seit 3 Jahren Ausbildungskurse an der Gauß-Schule in Berlin
unterhält. Die Bestrebungen des Vereines gehen viel weiter, hoffentlich wird Dr.
Franke auch auf diesem, für unser gewerbliches Leben überhaupt so wichtigen Gebiete,
ähnliche Erfolge erzielen wie in der Ausgestaltung des Wernerwerkes.
R.