Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | S. |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 51 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Zur Geschichte des Dieselmotors. (Nachdruck
verboten.) (Von Karl Laabs.) Im Jahre 1893 veröffentlichte Rudolf Diesel eine
Schrift über die „Theorie und Konstruktion eines rationellen (wirtschaftlichen)
Wärmemotors zum Ersatz der Dampfmaschinen und der heute bekannten
Verbrennungsmotoren“. Er erläuterte darin eine Wärmekraftmaschine, deren
Arbeitsweise sich zur Erzielung eines sehr hohen Wirkungsgrades dem Carnotschen
Kreisvorgang nähern und zur Verwertung fester, flüssiger und gasförmiger Brennstoffe
geeignet sein sollte.
Am 25. April 1893, kurz nachdem Diesel das Hauptpatent erhalten hatte, trat Krupp
gemeinsam mit einigen anderen Firmen in ein enges Vertragsverhältnis zu dem
Erfinder. Nach mehrmaliger Wandlung des anfänglichen Grundgedankens und nach
mühevollen, oft entmutigenden Versuchsarbeiten gelang es endlich im Jahre 1897, den
ersten betriebsfähigen Dieselmotor fertigzustellen. Seitdem hat die Maschine –
besonders im letzten Jahrzehnt – gewaltige Fortschritte in ihrer Entwicklung
gemacht. Aus den bescheidenen Anfangsleistungen von 20 bis 50 Pferdestärken sind
Dieselmotoren mit 10000 und mehr Pferdestärken Dauerleistung in einem Maschinensatz
entstanden.
Ein beträchtlicher Anteil an der Entwicklung des Dieselmotors gebührt der Firma
Krupp, da sie von Anbeginn an mit dem Gewicht ihres Namens für die neue Erfindung
eingetreten ist und sich neben technischer Mitarbeit sehr wesentlich an der
Aufbringung der Geldmittel beteiligt hat, die erforderlich waren, um den Dieselmotor
aus dem Zustande eines geistvollen Gedankens zu einer praktisch brauchbaren Maschine
auszugestalten. Anfangs konnte der Dieselmotor wegen seines sehr hohen Gewichtes nur
als ortfeste Maschine verwendet werden. Erst die fortschreitenden Bau- und
Werkstoffverbesserungen ermöglichten es, den Dieselmotor auch den an
Schiffsmaschinen gestellten Anforderungen anzupassen.
Bei Krupp wurde der Bau von Dieselmotoren dementsprechend zuerst auf der
Gußstahlfabrik in Essen und auf dem Grusonwerk in Magdeburg, und dann von 1904 bis
1918 ausschließlich in Kiel auf der Germaniawerft betrieben, die besonders zur
Entwicklung des neuzeitlichen Dieselmotors sowohl für Schiffszwecke als auch für
seine ortfeste Verwendung beigetragen hat. Von Ende 1918 ab ist die fabrikmäßige.
Herstellung von ortfesten Dieselmotoren unter Verwertung der im Laufe der Jahre
gesammelten reichen Erfahrungen in großem Maßstabe in Essen wieder aufgenommen
worden.
Die Kruppsche Germaniawerft war übrigens auch das erste Werk, das sich mit der Frage
der Schiffe-Großölmaschine befaßte. Als Abschluß der bis in das Jahr 1908
zurückreichenden Verhandlungen wurde ihr von der deutschen Marine im Mai 1911 der
Auftrag erteilt, einen für Linienschiffsantrieb geeigneten doppeltwirkenden
Zweitakt-Sechszylinder-Schiffsdieselmotor von 12000 Pferdestärken herzustellen.
Zunächst sollte ein Dreizylindermotor entwickelt und nach erfolgreicher Erprobung
zum Sechszylinder-Schiffsdieselmotor ausgebaut werden.
Die Dreizylindermaschine, die bereits im Juli 1912 betriebsfähig war, kam im Januar
1914 mit neuen, nach den bisher gewonnenen Erfahrungen hergestellten Zylindern in
Betrieb und unternahm im Mai 1914 eine fünftägige Dauerfahrt, die eine mittlere
Bremsleistung von 4818 Pferdestärken bei 142 Umdrehungen in der Minute erreichte.
Bei einem am 23. November 1914 beginnenden Dauerversuch wurde diese Leistung auf
5000 Pferdestärken bei 143 Umdrehungen gesteigert. Ein im Januar 1915 durchgeführter
vierund-zwanzigstündiger Vollastlauf ergab eine Dauerleistung von 5100 Pferdestärken bei
143 Umdrehungen und während der letzten 3 Stunden eine solche von 5500 Pferdestärken
bei 145 Umdrehungen in der Minute.
Der allgemeine Aufbau des doppeltwirkenden Zweitakt-Sechszylinder-Schiffsdieselmotors
blieb unverändert, ebenfalls blieben Zylinder, Kolben und Oeldrucksteuerung in allen
wesentlichen Teilen so, wie bei den letzten Erprobungen der
Dreizylinder-Versuchsmaschine. Die vertraglich vorgeschriebene zwölfstündige
Vorprobe wunde im Februar 1917 mit einer Höchstleistung von 10600 Pferdestärken bei
140 Umdrehungen einwandfrei erledigt. Die fünftägige Volllastprobe wurde im April
1917 mit ganz geringfügigen Störungen durchgeführt. Hierbei wurden als
Höchstleistung während einer Stunde 12060 Pferdestärken bei 150 Umdrehungen
erreicht. Die mittlere Nutzleistung betrug 10600 Pferdestärken bei 140 Umdrehungen,
der Brennstoffverbrauch ausschließlich Verdichter 211,5 Gramm für jede Pferdestärke
und Stunde Leider mußte die Maschine, nachdem schon der Krieg seiner Zeit ein
Weiterarbeiten daran unmöglich gemacht hatte, nach Friedensschluß auf Grund des
Versailler Vertrages zerstört werden. Dieser doppeltwirkende
Zweitakt-Sechszylinder-Schiffsdieselmotor ist die erste Groß-Schiffsdieselmaschine
mit reiner Schlitzspülung und Oeldrucksteuerung der Brennstoff- und Anlaßventile
gewesen. Die gesammelten Erfahrungen sind bei einem jetzt im Bau befindlichen
doppeltwirkenden Zweitakt-Dreizylinder-Schiffsdieselmotor von 3600 Pferdestärken bei
80 Umdrehungen in der Minute verwertet, der Schlitzspülung, verdichterlose
Brennstoffeinspritzung und öldruckgesteuerte Anlaßventile hat.
Anfänglich arbeiteten alle Dieselmotoren mit Verdichter, doch sind die Bestrebungen,
den Dieselmotor zu vereinfachen und ihn auch ohne Luftverdichter betriebssicher zu
gestalten, so alt wie der Motor selbst. Die Friedrich Krupp Aktiengesellschaft
wandte dem Gedanken, den Brennstoff unmittelbar, d.h. ohne Zuhilfenahme von
Druckluft in den Arbeitszylinder einzuführen, von Anfang an größte Aufmerksamkeit
zu. Sie baut jetzt verdichterlose Dieselmotoren von 7 Pferdestärken bis zu den
größten Leistungen und zwar durchweg in stehlender Anordnung. Eine besonders
einfache Ausführungsform ist der als stehende Ein- und Mehrzylindermaschine in
Reihenfertigung gebaute verdichterlose Krupp-Zweitakt-Dieselmotor (Krupp R-Motor).
Er wird für ortfeste Verwendung mit Zylinderleistungen von 7 bis 35 Pferdestärken in
Ein- und Zweizylinderausführung hergestellt. Die R-Bootsmotoren – mit 1 bis 4
Zylindern und Leistungen bis zu 140 Pferdestärken – unterscheiden sich von den
ortfesten Maschinen nur durch die Grundplatte und durch das Hinzutreten der
Kupplung, der Umsteuervorrichtung, des Drucklagers und, wo erforderlich, der
Lenzpumpe.
Möglichkeiten der Oel- und Koksgewinnung aus Torf. Ueber
praktische Erfahrungen bei der Trocknung, Brikettierung und Verkokung von Torf macht
W. Domnick interessante Mitteilungen. Obwohl der Torf im
Gegensatz zur Kohle ausschließlich im Tagebau gewonnen werden kann, so wird dieser
Vorteil durch den hohen Wassergehalt des Rohtorfes von etwa 90% wieder völlig
aufgehoben. 1 t Rohtorf mit 90% Wasser enthält nur etwa 400 000 WE, während 1 t
Rohbraunkohle mit 50% Wasser etwa 2 Mill. WE enthält. Zur Herstellung von 1 t
Brennstoff mit 15% Wassergehalt ist beim Torf mehr als die zehnfache Wärmemenge
aufzuwenden wie bei der Rohbraunkohle. Aus diesem Grunde ist die Trocknung von
Rohtorf durch künstliche Wärme nicht wirtschaftlich, vielmehr liegt die
wirtschaftliche Grenze erst bei einem Torf, dessen Wassergehalt bereits auf 50%
herabgedrückt ist. Dies kann außer durch Freilufttrocknung mit ihren bekannten
Nachteilen durch mechanische Entwässerung erreicht werden. Versuche des Verfassers
mit den verschiedensten Pressenkonstruktionen hatten jedoch keinen Erfolg. Für die
künstliche Torftrocknung von 50 auf 15% kommen die in der Braunkohlenindustrie
gebräuchlichen Teller- und Röhrentrockner nicht in Frage, sondern nur große
Kanaltrockner, da der Torf infolge seines niedrigeren spezif. Gewichtes und der
während der Trocknung eintretenden Verdichtung ein ganz anderes Verhalten zeigt als
Braunkohle. Für die Brikettierung des getrockneten Torfes sind sogen.
Niederdruckpressen nicht geeignet, dagegen läßt sich Torf von gleichmäßiger
Korngröße und gleichbleibendem Wassergehalt mit Hilfe einer Strangpresse, deren
Stempelhub auf 250–300 mm vergrößert ist, recht gut zu festen, haltbaren Briketts
verarbeiten.
Bei der trockenen Destillation des Torfes bei 600 bis 700° erhält man als Rückstand
den Torfkoks, während sich Oele, Methylalkohol, Essigsäure, Wasser sowie nicht
kondensierbare Gase verflüchtigen.. Der Torfkoks aus Hochmoortorf ist in seiner
chemischen Zusammensetzung der Holzkohle recht ähnlich; er enthält 80–84%
Kohlenstoff, 2–3% Wasserstoff, 4–10% Sauerstoff, 1–2% Stickstoff, 0,1–0,3% Schwefel
sowie 2–4% Asche. Sein Heizwert ist 7200–7500 WE/kg. Die Koksausbeute beträgt je
nach dem Verkokungsverfahren und dem Wassergehalt des zu verkokenden Materials
20–40%. Faseriger, unzersetzter Torf liefert keinen sehr festen Koks, der daher für
hüttenmännische und feuerungstechnische Zwecke nur wenig geeignet ist. Ein hoher
Aschegehalt des Rohtorfes verringert nicht nur den Heizwert des Kokses, sondern auch
seine Bruchfestigkeit. Guter Torfkoks klingt wie Glas, hat schwarzblau glänzende
Bruchflächen, färbt nicht ab und ist geschmack- und geruchlos. Er kann ebenso wie
Holzkohle zur Kupfer- und Zinkverhüttung Verwendung finden, ferner für
Schmiedefeuer, wobei er vor Holzkohle den Vorzug hat, daß er ruhig brennt, ohne zu
sprühen. Infolge seiner leichten Entzündlichkeit und schlackenfreien Verbrennung
eignet er sich gut für Glasfabriken und Gießereien, durch seinen geringen
Schwefelgehalt wird er gern zur Eisen- und Stahlveredlung verwendet, so daß er den
Hüttenkoks vielfach auch bei höherem Preise aus dem Felde schlägt. Seine Porosität
schließlich eröffnet ihm auch die Verwendung in der chemischen Industrie zum
Entfärben und Geruchlosmachen.
Die bei der Torfverkokung gewonnenen Oele sind durch ihren Gehalt an Paraffin und
schwefelfreien Phenolen wertvoll. Das Rohöl wird in leicht- und hochsiedendes
Neutralöl, Kreosotöl, Paraffinbrei und Pech zerlegt. Die Oelausbeute beträgt 2–12%
je nach der Art, wie die Verkokung erfolgt, und nach der Temperatur, der die Oele im
Ofen ausgesetzt sind. Das Schwelwasser, das in einer Menge von 40–50% des
Torfgewichts anfällt, enthält Methylalkohol, Essigsäure und Ammoniak, jedoch in so
großer Verdünnung, daß seine Aufarbeitung nicht lohnend ist.
Die Versuche des Verfassers führten zum Bau einer Verkokungsanlage in Holm bei
Sülfeld (Holstein), die der Hanseatischen Brenntorf- und Torfkoks-A.-G. in Hamburg
gehört. Abweichend von den bisher angewandten Ofenbauarten schuf Verfasser einen
kontinuierlich arbeitenden Vielzellenofen, der nach dem Ringofenprinzip arbeitet,
und zwar erfolgt die Verkokung des Torfs durch indirekte Beheizung, die Austreibung
des Wassers jedoch auch durch direkte Einführung der auf 175° abgekühlten Rauchgase
in die mit frischem Torf beschickten Zellen. Die Beheizung des Ofens erfolgt durch
das aus dem Torf beim Verkoken gewonnene Gas, das in einem Ausgleichbehälter
gesammelt und unter Druck um die heißen, mit fertig verkoktem Torf gefüllten Zellen
geleitet wird, wobei es sich auf 500° erhitzt. Auch die Verbrennungsluft wird auf
500° vorgewärmt, ehe sie dem Heizgas zugesetzt wird. Die Destillationsprodukte
werden durch Rohrleitungen jeweils in die nächste, kühlere Zelle geleitet und treten
mit etwa 350° in die Kühler ein. Die Zellen werden von oben gefüllt, der Torfkoks
wird unten abgezogen; zur Bedienung des ganzen Ofens ist nur ein Mann erforderlich.
(Petroleum, 20. Jahrg., S. 1891–1895.)
Sander.
Etwas über Durchflußmesser. In vielen Industrien spielt
die Feststellung der durch Rohrleitungen hindurchfließenden Flüssigkeitsmengen eine
bedeutende Rolle. Besonders kommen hierfür in Betracht die Papier- und
Textilfabriken, Brauereien, Zuckerfabriken sowie viele chemische Werke. Die
Verwendung der verhältnismäßig teuren und oft auch viel Bedienung erfordernden
Flüssigkeitsmesser nach Art der Wassermesser verbietet sich vielfach, da man nicht
immer Messer für hohe Genauigkeit benötigt und es in sehr vielen Fällen genügt, die
augenblickliche Durchflußmenge einer Flüssigkeit festzustellen bezw. zu
registrieren. Es ist leider viel zu wenig bekannt, daß es hierfür heute Apparate
gibt, die für die verschiedensten Sonderfälle besonders hergestellt eine für
allgemeine Meßzwecke der Praxis vollkommen genügende Meßgenauigkeit besitzen und
auch für hohe Durchflußleistungen sowie für unter Druck stehende Rohrleitungen
gebaut werden. Diese nach dem System Grefe in Lüdenscheid hergestellten Apparate
eignen sich ferner auch, um periodisch oder dauernd den Wasserdurchlauf einzelner
Wasserleitungsstränge eines Netzes festzustellen, besonders dann, wenn sich
Unregelmäßigkeiten im Verbrauch ergeben haben und die betreffende Verluststelle
festgestellt werden soll.
Der Durchflußmesser, System Grefe, besteht im wesentlichen aus einem Ventilkörper mit
Haube und Glasrohr. Im Innern des Messers befindet sich ein Konus und eine
Führungsstange. Auf der letzteren ruht ein beweglicher Teller mit einer Hohlspindel.
Durch die größere oder kleinere Wassermenge wird der Kegel mehr oder weniger hoch
schwebend gehalten, was in einem Glasrohr (Skala) angezeigt wird. Die Wirkungsweise
ist folgende: Tritt von unten in das Komusstück eine Flüssigkeit ein, so wird der
Teller mit der Hohlspindel gehoben und zwar bis zu dem Punkte, in dem der
freigegebene Querschnitt der Menge der durchfließenden Flüssigkeit entspricht.
Bedingung für das zuverlässige Arbeiten der Durchflußmesser ist, daß der
Flüssigkeitsstrom stetig, ohne große Schwankungen in Bezug auf Druck, also möglichst
stoßfrei die Rohrleitung durchfließt, wie dies in den meisten Betriebsfällen gegeben
ist, wo Flüssigkeiten entweder aus Hochbehältern entnommen werden oder mittels
umlaufenden (Zentrifugal-) Pumpen gefördert werden. Unterliegt dagegen der
Flüssigkeitsstrom sehr großen Druckschwankungen, wie beispielsweise beim Fördern
mittels einfachwirkender Kolbenpumpen, so sind die Durchflußmesser nicht zu
verwenden, da in diesem Falle diese Stöße ein fortwährendes Auf- und Niedergehen
des Anzeigefadens auf der Skala des Messers bewirken würde.
Charakteristisch für den Durchflußmesser ist seine vielseitige Anwendungsmöglichkeit
als Kontroll- und Anzeigeinstrument. Die Skala wird in der Regel für die
unmittelbare Anzeige der Durchflußmenge ausgeführt. Man kann dieselbe aber auch für
indirekte Anzeige, d.h. für Anzeige bestimmter Beziehungen der Durchflußmenge zur
Fabrikation verwenden. Beispielsweise läßt sich die Skala ohne weiteres für die
Anzeige der jeweiligen Belastung eines Dampfkessels, bezogen auf die Heizfläche oder
Stundenleistung, im letzteren Fall also als Belastungsmesser, verwenden. Man hat es
in solchem Falle bei Einbau mehrerer Apparate für verschiedene Dampfkessel leicht in
der Hand, die einzelnen Kesseleinheiten gleichmäßig zu betreiben, eine Forderung,
die sowohl aus betriebssicheren, wie auch wirtschaftlichen Gründen durchaus
berechtigt ist. Im gleichen Sinne ist in sehr vielen Fabrikationsbetrieben 'eine
gleichmäßige Belastung einzelner Apparategruppen erwünscht bezw. oft notwendig,
beispielsweise, um bestimmte Reaktionen sicher zu erhalten usw.
Infolge der sehr einfachen Bauart, insbesondere, da keine Stopfbüchsenreibung
auftreten kann, sondern nur eine geringe Führungsstangenreibung im Kegelrohr den
Schwimmer beeinflußt, folgt letzterer der kleinsten Veränderung im Durchfluß und ist
sehr empfindlich. Eine Dämpfung wird erzielt durch die pumpenartige Wirkung der
Kegelführungsstange im Kegelrohr. Der Apparat wird je nach dem vorliegenden
Betriebsbedürfnis für alle nur denkbaren, im praktischen Betriebe vorkommenden
Drücken, sowie für die meisten Flüssigkeiten, wie beispielsweise außer Wasser, für
Säuren, Laugen, Benzin, Benzol, Spiritus, Petroleum usw. geliefert, ist aber auch
für die Messungen von Gas und Luft zu gebrauchen. Für Preßluftmessungen wird der
Messer mit einer vierteiligen Skala geliefert, um bei jedem vorkommenden Druck die
durchströmende Luftmenge sofort ablesen zu können. Je nach dem Verwendungszweck ist
die Herstellung in Eisen, Rotguß oder Hartblei, Aluminium und Glas sowie
Steinzeugmasse möglich, ebenso wird der Apparat ganz den Betriebsverhältnissen
entsprechend in stehender oder liegender Ausführung mit Skala nach oben oder unten
oder als Winkelapparat hergestellt. So haben sich im Laufe der Zeit verschiedene
Sonderausführungen für die Kontrolle bezw. Messung von Essigsäure (Apparat aus
Aluminium), Schwefelsäure (Hartbleiausführung mit Skala nach unten), der
Preßluftmesser, sowie ein Flugzeugmodell entwickelt.
HWR.
DasFarbentachometer. In den Kreisen der Autofahrer wird es
mißlich empfunden, daß für die gerichtliche Verurteilung wegen
Geschwindigkeitsüberschreitung zumeist die eidlich erhärtete Aussage des
Verkehrsbeamten genügt. Es fehlt eben an einem objektiven Anhaltspunkt für die
Geschwindigkeitsüberschreitung. Weder Tachometer noch Stoppuhr sind in dieser
Beziehung einwandfrei. Es erhebt sich die Frage, ob dieser Mangel nicht beseitigt
werden kann durch Ausnutzung eines bekannten physikalischen Phaenomens.
Wenn ein Farbenband, das aus den Farben des Sonnenspektrums oder aus komplementären
Farben besteht, mit einer gewissen Geschwindigkeit bewegt wird, so werden die Farben
als eine weißgraue Mischfarbe vom Auge empfunden. Bringt man ein solches Farbenband
an der Flanke des Autos an, so entsteht bei Erreichung einer gewissen
Geschwindigkeit eben diese Mischfarbe.
Was hindert daran, die Farbenstreifen dieses Farbenbandes so zu bemessen, daß
das Erscheinen dieser Mischfarbe bei der Bewegung das Signal dafür ist, daß die
behördlich festgesetzte Maximalgeschwindigkeit
überschritten ist? Dieses Signal hat den Vorzug, nicht nur von dem überwachenden
Verkehrsbeamten, sondern von jedem Passanten beobachtet werden zu können. Ein der
Geschwindigkeitsüberschreitung Beschuldigter kann also auch Entlastungszeugen
zitieren.
Um die Objektivität noch zu erhöhen, kann die Einrichtung getroffen werden, daß der
Verkehrsbeamte, den anscheinend zu schnell fahrenden Wagen zu photographieren, oder
– wie bei der Zielphotographie des Turfs – zu kinematographieren hat. Das im Falle
der Geschwindigkeitsüberschreitung erzielte Bild muß nämlich das Farbenband als
einheitliche Farbe zeigen.
Man könnte sich also vorstellen, daß an beiden Seiten des Autos je 1 Farbenband
anzubringen wäre, sei es durch Auflackierung, sei es durch Befestigung. Bei den über
Land verkehrenden Autos wäre ein zweites Farbenband anzubringen, welches auf die
Geschwindigkeit abzustellen wäre, die bei Ueberlandfahrten zu gelten hat.
(Bekanntlich wird jetzt eine Ueberland-Höchstgeschwindigkeit von 50 km einheitlich
für das ganze Reich angestrebt.)
Des hier aufgestellte Prinzip wird durch die besonderen Umstände des Autoverkehrs bei
Nacht nicht beeinflußt. Denn die Farben können
phosphoreszierende sein; oder sie können transparent sein. Als Einheitsfarbe
erscheint alsdann „gelb“.
Das Farbenband kann auch rotierend gedacht werden. Eine besondere Antriebskraft wird
erspart, wenn auf den Sektoren der Scheibenwagenräder die Farbenbemalung vorgenommen
wird.
Eine große Bedeutung hätte die Erkennbarkeit der Geschwindigkeitsüberschreitung von
der Rückseite des Autos her. Auch dies wird ermöglicht durch ein Farbenband. Man
läßt eine Scheibe in den Spektralfarben rotieren, deren Rotation unmittelbar durch
die Umdrehung der Wagenräder, etwa durch eine biegsame Welle, herbeigeführt
wird.
Es sei bemerkt, daß alle in Frage kommenden erfinderischen Ansprüche zum Patent
angemeldet sind.
Dr. jur. L. Oppenheimer, Berlin.
Kraftwagen-Betriebstoffe. Für den gewöhnlichen
Kraftwagenbetrieb kommen im wesentlichen nur verhältnismäßig leichtsiedende
Betriebstoffe in Betracht, unter denen die beiden Gruppen der Benzole (aus
Steinkohlen gewonnen) und der Benzine (aus Erdöl gewonnen) zu unterscheiden sind.
Die Destillationsverfahren für Steinkohlenteeröle sind heute so weit
fortgeschritten, daß man Benzole, die für Kraftwagenbetrieb geeignet sind, in
gleichmäßiger und geeigneter Zusammensetzung herstellt und bei geeigneter
Ueberwachung durch zuverlässige Hersteller-, Handels- und Verbraucherfirmen in
dieser Betriebstoffgruppe den höchstwertigen Kraftwagenbetriebstoff in der Hand hat.
Indessen wird Benzol heute immer knapper, weil die Gewinnung von Benzol als
Nebenerzeugnis der Kohlenverkokung von der Möglichkeit des Koksabsatzes abhängt und
weil der Verbrauch an Benzol in Deutschland dauernd zunimmt.
Benzin hat dagegen für den Kraftwagenbetrieb gewisse Nachteile. So hat es vor allem
die Eigenschaft, Schmieröle aufzulösen und ihnen die Schmierfähigkeit zu rauben; die
Folge davon ist eine starke Abnutzung der Zylinder und der Lager. Außerdem enthält
Benzin im allgemeinen höher siedende Bestandteile, die leicht ein Klopfen des Motors
hervorrufen.
Infolgedessen hat man versucht, durch Mischungen von Benzin und Benzol
sogenannte Mischkraftstoffe herzustellen, die durch die Vorzüge des Benzols die
Nachteile des Benzins ausgleichen sollen. Derartige Mischkraftstoffe sind unter
mannigfachen Namen im Handel. Da jedoch eine Gewähr für eine wirklich geeignete
Zusammensetzung selten gegeben ist, besteht bei den Verbrauchern häufig gegen solche
Gemische ein berechtigtes Bedenken. Tatsächlich gewährt nur eine theoretisch
begründete und durch Versuche belegte Zusammensetzung, deren Stetigkeit überdies
durch den Namen des Herstellers verbürgt wird, die Sicherheit eines wirklich
geeigneten Betriebsstoffes. In dieser Erwägung hat z.B. der Benzol-Verband in Bochum
neben seinem bekannten „B.-V.-Motorenbenzol“ einen Mischkraftstoff
herausgebracht, der ganz bewußt einen Ersatz für das höherwertige und teurere Benzol
darstellen, aber überall da ausreichen soll, wo besondere Spitzenleistungen, wie
Rennen, Bremsstandversuche usw. nicht in Betracht kommen. Auf Grund ausgedehnter
wissenschaftlicher Untersuchungen und zahlreicher Versuchsreihen ist aus den
„aromatischen“ Kohlenwasserstoffen der Benzolreihe und aus richtig
ausgesuchten Benzinen von geeignetem Siedeverhalten („aliphatische“
Verbindungen) ein Mischkraftstoff hergestellt worden, dessen Handelsnamen
„Aral“ aus den beiden ersten Silben der Verbindungsbezeichnungen gebildet
ist. Man kann also von einem veredelten Benzin sprechen. Der Betriebstoff ist
wesentlich billiger als Benzol, gleichwohl genügt er für die Zwecke des täglichen
Gebrauchs, zumal eine besondere Umstellung der Vergaser und besondere
Betriebsanweisungen nicht dafür, erforderlich sind.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Frage: Betr. Behälterbau mittels
Betonspritzverfahren. Liegen in der chemischen Industrie oder verwandten
Industrien bereits Erfahrungen darüber vor, ob sich auch größere Behälter u. dergl.
(z.B. Kristallisatoren, Absitzsilos) nach dem Betonspritzverfahren sachgemäß, d.h.
vor allem rissefrei und dicht, herstellen lassen, oder kommt dieses Verfahren für
vollwandige Konstruktionen nicht in Frage? Ist die Vornahme solcher Arbeiten auch in
Fabriken möglich, welche keine Preßluftanlage besitzen? Besteht die Gefahr eines
schichtweisen Abblätterns? Welche Zementsorten haben sich bewährt?
Dr. H., München.
Antwort: Auch in der chemischen Industrie und verwandten
Gewerben liegen hinlänglich praktische Erfahrungen bezüglich des
Betonspritzverfahrens vor. Bei dieser Baumethode wird der reinen Feinbeton liefernde
Mörtel in eine sogenannte Zementkanone gebracht und aus dieser durch Preßluft
mittels eines Schlauches an die Verwendiungsstelle geschleudert, wo er auf eine
Antragsfläche (Holzschalung) auftrifft und so den Bauteil in beliebiger
Schichtstärke bildet. Die bisher in der chemischen Industrie gemachten Erfahrungen
berechtigen zu dem Urteil, daß das genannte Bauverfahren unter der Voraussetzung
fachmännischer Beratung und Behandlung als rationell und wirtschaftlich bezeichnet
werden kann. Risse haben sich bei strenger Beachtung der
technisch-wissenschaftlichen Grundsätze hinsichtlich der Eisenbewehrung nicht
gezeigt; auch ist hervorzuheben, daß gerade in der chemischen Industrie der
Hauptvorteil der Torkretmasse, nämlich die Dichtigkeit, von besonderer Bedeutung
ist. Das Betonspritzverfahren ist in dieser Hinsicht dem Stampfbeton weit überlegen,
da jedes Betonteilchen gewissermaßen auf seinen Platz geschossen wird. Daneben sind
die Vorzüge der geringeren Wandstärken und der Ersparnis an Schalung besonders
beachtenswert.
Die Torkretierung darf nicht etwa nur als ein Verfahren zum pneumatischen
Auftragen eines Vorputzes gelten, sondern es lassen sich ohne Bedenken massive,
vollwandige, freitragende Baukonstruktionen, z.B. weit gespannte Kuppeln, hiermit
ausführen. In chemischen Fabriken sind Eisenbeton behälter von 5 m Durchmesser bei
rund 2 m Höhe und 10 cm Wandstärke wiederholt nach dem Spritzverfahren ausgeführt
worden, ohne daß Beanstandungen erfolgten.
Die Arbeitsaggregate bestehen in der Hauptsache aus dem Kompressor und der
Zementkanone, so daß auch in Fabriken ohne Preßluftanlage das vorerwähnte Verfahren
zur Anwendung kommen kann.
Die Gefahr eines schichtweißen Abblätterns besteht nicht, da die Masse ein homogenes
Feinbetongefüge ist. Ob unter Umständen eine Auskachelung des Betongehälters
notwendig ist, richtet sich naturgemäß nach der chemischen Natur des
Behälterinhalts. Danach richtet sich auch die Auswahl einer geeigneten Zementart,
über welche nähere Angaben nur erfolgen können, wenn die Anfrage durch Bezeichnung
des Behälterinhalts ergänzt wird.
Die überlegene Haftfestigkeit des pneumatisch aufgeschleuderten Betons läßt eine
Torkretierung auch da geeignet erscheinen, wo es sich um Wiederherstellung alter,
beschädigter Behälter aus Eisenbeton oder aus Eisen handelt, jedoch ist
sachverständige Beratung vor Vornahme genannter Arbeiten dringend zu empfehlen.
S.