Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 87 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Das Windkraftschraubenflugzeug. (Nachdruck verboten!)
Vor einiger Zeit ging durch die Bilderzeitungen ein kurzer Bericht über ein neues
Flugzeug, das ein Spanier namens Don Juan de la Cierva erfunden hat. Die
Beschreibung sowohl wie die Bilder ließen jedoch nicht erkennen, worin das Besondere
daran besteht, ja die den Bildern beigegebenen Erläuterungen und die sonstigen
Nachrichten waren zum Teil sogar geradezu irreführend. Am 19. Oktober 1925 hat nun
E. F. Courtey, ein berühmter Flieger, das Flugzeug in Farnborough in England vor dem
Royal Aircraft Establishment und Vertretern englischer Ministerien mit Erfolg
vorgeführt. Als wesentlicher Vorteil zeigte sich dabei der gegenüber
Tragflächenflugzeugen steile Anstieg, der noch steilere Abstieg und die sehr
geringe Landungsgeschwindigkeit; sie betrug nur 18 Kilometer in der Stunde, während
bei freiem Fluge 125 Kilometer in der Stunde erreicht wurden.
Das neue Flugzeug ist ein sogenanntes Schraubenflugzeug, also ein Flugzeug, das nicht
nur durch eine um eine wagerechte Achse drehbare Schraube fortbewegt, sondern auch
durch eine Schraube mit senkrechter Achse gehoben wird; seitlich hat es zwei ganz
kleine Flächen in ziemlich beträchtlichem Abstand vom Flugzeugkörper. Sie sehen aus
wie kleine Trageflächen, sind aber keine, sondern feststehende Führungsflossen. Nun
hat man Flugzeuge, die durch eine Schraube gehoben werden sollen, schon öfter zu
bauen versucht. Die
meisten Erfinder dachten dabei etwa an einen Luftschiffkorb, der über sich eine
wagerechte Schraube hatte, die ihn heben sollte. Leider geht das so nicht; solange
ein solches Flugzeug auf der Erde steht, kann der darin untergebrachte Motor die
Schraube zwar in der beabsichtigten Weise drehen; sobald es sich aber in die Luft
erhebt, also die Reibung am Erdboden verliert, würde sich infolge des Widerstandes,
den die Schraube in der Luft findet, nicht nur diese, sondern auch der Körper des
Flugzeugs drehen, und zwar in umgekehrter Richtung wie die Schraube; hierdurch würde
die Drehzahl der Schraube gegen die Luft um die Drehzahl des Körpers vermindert,
sodaß sie keinen genügenden Auftrieb erzeugen könnte. Ein solches Flugzeug müßte
daher wohl oder übel zwei Hubschrauben haben, von denen die eine umgekehrt herum
liefe wie die andere, damit sich die drehende Wirkung auf den Flugzeugkörper
aufhöbe.
Bei allen jetzt üblichen Flugzeugen wird bekanntlich der Auftrieb durch die
Trageflächen erzielt, indem diese gegen die Wagerechte geneigt und entsprechend
gekrümmt sind, sodaß sie gewissermaßen, wenn das Flugzeug durch seine
Vortriebsschraube vorwärts gezogen wird, auf einer schiefen Ebene aufwärts gleiten.
Diese schiefe Ebene wird durch die Luft gebildet. Nun ist aber die Luft kein fester
Körper, sondern ein Gas. Die Luft, auf der die Flugzeugflügel in einem bestimmten
Augenblick ruhen, weicht also nach unten aus, und zwar um so schneller, je länger
die Flügel darauf drücken. Das Fliegen mit Trageflächen ist deshalb nur möglich,
wenn die Geschwindigkeit des Flugzeugs so groß ist, daß die Flügel immer wieder auf
neue, noch ruhende Luft kommen, ehe das bisherige Luftpolster Zeit gehabt hat, sich
wesentlich abwärts zu beschleunigen. Je kleiner die Flügel sind, desto größer muß
die Geschwindigkeit sein, mit der sie durch die Luft gezogen werden, denn je kleiner
sie sind, desto weniger „Tragluft“ befindet sich unter den Flügeln; ein
kleines Luftpolster weicht aber natürlich schneller aus als ein größeres.
Textabbildung Bd. 341, S. 87
Das mag nun den Erfinder auf den Gedanken gebracht haben, nicht das ganze Flugzeug,
sondern nur die Flügel allein mit der erforderlichen Geschwindigkeit durch die Luft
zu bewegen, um so die Flügel klein halten zu können. Er macht das so, daß er ein aus
vier Flügeln gebildetes Rad, ein Rad wie ein wagerecht gelegtes Windmühlenrad, über
dem Flugzeug anordnet. Dieses Rad dreht er nun aber nicht etwa durch den Vortriebs-
oder einen besonderen Motor, sondern durch den Flugwind. Dadurch nämlich, daß ein
Flugzeug durch seine Vortriebsschraube, den sogenannten Propeller, in der Luft
bewegt wird – einerlei ob „mit dem Wind“ oder „gegen den Wind“, denn
Wind im „landläufigen“ Sinne gibt es für ein Flugzeug in der Luft
überhaupt nicht – entsteht ein Luftzug, der immer genau von vorn nach hinten fließt
– auch wenn der sogenannte Wind von der Seite kommt. Dieser Luftzug ist es nun, der
die Hubschraube dreht – wie, das wollen wir gleich sehen. Wir wollen nämlich noch
vorweg bemerken, daß man dabei außer der natürlich erforderlichen Vortriebsschraube
mit einer einzigen Hubschraube auskommt und nicht etwa zwei Hubschrauben braucht wie
im vorigen Beispiel. Die Gefahr, daß der Flugzeugkörper entgegengesetzt der
Drehrichtung der Schraube gedreht werden könnte, liegt nämlich aus folgenden Gründen
nicht vor: Wird die Hubschraube durch einen im Flugzeug befestigten Motor gedreht,
so drücken die im Zylinder verbrennenden Gase sowohl den Kolben heraus als auch den
Zylinderboden zurück. Hält man einen von diesen beiden Teilen fest, so bewegt sich
nur der andere. Befindet sich ein Flugzeug nun in der Luft, so ist keiner von beiden
Teilen festgehalten; infolgedessen drehen sich die Schraube und das Flugzeug
gegenläufig. Bei dem neuen Flugzeug wird die Schraube aber nicht durch eine aus dem
Flugzeug selbst stammende Kraft angetrieben, sondern durch den Flugwind. Da die
Schraube auf ihrer Achse vollkommen frei drehbar ist, kann sie niemals eine drehende
Wirkung auf das Flugzeug ausüben: Sie wirkt lediglich als ein die Vorwärtsbewegung
bremsender Widerstand, wie das eine quer zur Flugrichtung stehende Fläche auch tun
würde.
Nun wird man fragen: Wie kann denn nun aber der Flugwind, d.h. der Wind, der von vom
nach hinten fließt, die Schraube drehen? Angenommen, einer von den vier Flügeln
stünde genau nach vorn, einer genau nach hinten, einer nach rechts und einer nach
links: Dann wirken die beiden in der Längsrichtung stehenden überhaupt nicht, die
beiden quer stehenden werden aber nach hinten gedrückt – es kann also keine die
Schraube drehende Wirkung auftreten. Nun, dabei ist Verschiedenes zu bedenken.
Nehmen wir einmal an, die Schraube sei so gebaut, daß sie sich, von unten gesehen,
im Uhrzeigersinn dreht, wie dies auf unserem Bild dargestellt ist: Dann hat der
rechte Flügel, der auf unserem Bild links aufwärts zeigt, die Neigung wie ein
Trageflügel bei einem gewöhnlichen Flugzeug, würde also beim Fliegen auch Auftrieb
erzeugen, wenn er sich nicht drehte, nur nicht so viel. Aber der linke Flügel hätte
die verkehrte Neigung und würde nicht Auftrieb, sondern Abtrieb hervorbringen, das
Flugzeug nicht heben, sondern es herunterdrücken. Es ist klar: So geht es nicht. Der
Erfinder ist daher einen anderen Weg gegangen, den wir uns am besten klar machen,
wenn wir einmal die Bewegung des – vom Flugzeug aus gesehen – rechten Flügels
verfolgen: Er bewegt sich zunächst schneller gegen die Luft als das Flugzeug, denn
er hat die Geschwindigkeit des Flugzeugs und außerdem noch die seiner Drehung nach
vorn. Da er die richtige Neigung hat, übt er also eine starke Hubkraft aus. Nun
kommt er in die Lage, wo er genau vorwärts zeigt; bei der Bewegung durch diese Lage
ist seine Hubkraft nur durch die Drehbewegung erzeugt, nicht durch die
Geschwindigkeit des Flugzeugs. Ueberschreitet der Flügel nun diese Lage, fängt er
also an, nach hinten zu laufen, indem er seinen Bogen nun über der linken Seite des
Flugzeugs fortsetzt, so wird er dabei nicht viel Abtrieb erzeugen, denn seine
Geschwindigkeit gegen die Luft ist nicht groß, weil ja jetzt seine
Drehgeschwindigkeit von der Vorwärtsbewegung des Flugzeugs abgeht; immerhin aber
würde ein Abtrieb entstehen. Um das zu vermeiden, hat man nun die Flügel auf ihrer
Achse nicht starr, sondern frei drehbar befestigt: Sobald also der Flügel über die
Vorwärtslage
hinausgekommen ist, bekommt er keinen Druck mehr auf seine untere, sondern Druck auf
seine obere Fläche, er klappt infolgedessen herunter und wird sogar über die Lage,
in der er senkrecht herunterhinge, zurückgetrieben; dies erlaubt man ihm aber nur so
weit, daß er doch noch dem Flugwind eine recht beträchtliche Fläche entgegenstellt –
jedenfalls eine größere als der Flügel, der jetzt rechts ist. Infolgedessen also muß
die Schraube tatsächlich durch den Flugwind gedreht werden. Nähert sich nun der
Flügel der Lage, wo er nach hinten zeigt, so hat der Flugwind keine große Einwirkung
mehr auf ihn, weil er ja nicht mehr quer zu ihm steht; dementsprechend klappt der
Flügel, sobald er sich wieder gegen die Luft bewegt, allmählich wieder in die
Stellung, die er zu Anfang unserer Betrachtung gehabt hat, als er nach rechts
zeigte.
Es ist also so: Der Wind dreht die Schraube, und die Schraube hebt infolge dieser
Drehung das Flugzeug. Aber das ist nicht etwa der Wind, den man gemeinhin als Wind
bezeichnet, und den es, wie nochmals wiederholt werden soll, für ein in der Luft
schwebendes und daher mit dem Winde gehendes Flugzeug oder irgend einen anderen
schwebenden Körper nicht gibt, sondern der Flugwind, der Wind, der durch die
Vorwärtsbewegung des Flugzeugs für die Insassen fühlbar und für das Flugzeug selbst
wirksam wird, obwohl die Luft natürlich ruht. Die Arbeit zum Drehen der Hubschraube
wird also nicht aus dem Nichts gewonnen, sondern der Vortriebsmotor, der Motor, der
das Flugzeug vorwärts bewegt, muß sie leisten, wenn er die Hubschraube auch nicht
unmittelbar antreibt: Er muß die Kraft zur Ueberwindung des Luftwiderstandes
hergeben, den die Hubschraube leistet, und dieser Luftwiderstand wieder ist es, der
die Hubschraube dreht.
Daß diese Betrachtungen nicht nur theoretischen Wert haben, beweist die Brauchbarkeit
des Flugzeugs bei seiner Vorführung. Es ist jedenfalls interessant, daß einmal mit
Erfolg ein Weg beschatten worden ist, der an dem bei allen bisherigen Flugzeugen
festgehaltenen Gedanken der starren Verbindung der Flügel mit dem Flugzeug rüttelt.
Das bisherige Flugzeug hat zweifellos den Vorzug der Einfachheit und damit der
Betriebssicherheit. Man kann aber natürlich noch nicht sagen, wie weit sich solche
grundstürzenden Gedanken auswirken werden, zumal auch von anderer Seite Wege
verfolgt werden, die bei der weiteren Durchbildung des vorliegenden
Erfindungsgedankens wertvolle Dienste leisten können.
Ing. Thallmayer.
Hauptversammlung des Deutschen Verbandes für die
Materialprüfungen der Technik. Der Deutsche Verband für die
Materialprüfungen der Technik (DVM) hielt am 20./21. November seine diesjährige
Hauptversammlung im Hause des Vereins deutscher Ingenieure ab. Die stattliche Zahl
der Teilnehmer legte Zeugnis davon ab, daß die Bedeutung der Werkstoffkunde und die
Notwendigkeit der Vereinheitlichung: der verschiedenen Prüfbestimmungen in weiten
Kreisen der Industrie erkannt ist. Von den im Geschäftsbericht des Verbandes
erwähnten Arbeitsgebieten sind hervorzuheben:
Förderung der Werkstofforschung, Vereinheitlichung der
Prüfmethoden, Aufstellung von Grundsätzen für die Prüfung und Lieferung von
Baustoffen, Werkstoffen und Hilfsstoffen.Die
Ergebnisse der Arbeiten werden in den „Zwanglosen Mitteilungen“ des
Verbandes veröffentlicht.
Die Hauptversammlung wurde mit einem Vortrage von Prof. Dr. Keßner, Karlsruhe über
„Die Bedeutung der Werkstoffkunde für das wirtschaftliche Leben und ihre
Pflege an den Technischen Hochschulen“ eingeleitet.
Der Vortragende gab an zahlreichen Lichtbildern eine Uebersicht über das weite Gebiet
der Stoffkunde und betonte besonders deren wirtschaftlichen Wert. Wenn auch zum
großen Teil das Gebiet weitgehend erforscht ist, so fehlt es doch überall an der
genügenden Anzahl geschulter Kräfte, um für die Technik die Ergebnisse der
Materialforschung und der Materialprüfung auszuwerten. Alle, die sich mit der
Herstellung, Verwendung und Verarbeitung der verschiedenen Werkstoffe beschäftigen,
besonders der Betriebsingenieur und der Konstrukteur, müssen durch systematischen
Unterricht und Ausbildung im Betriebe die Kenntnisse erlangen, die für die
Beurteilung, zweckmäßige Verwendung und Ausnutzung der Werkstoffe im Interesse der
einzelnen Betriebe und der gesamten deutschen Wirtschaft notwendig sind.
Am 2. Tage der Hauptversammlung berichtete Prof. Dr. Körber vom
Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung über den heutigen Stand der
Werkstoffforschung. Der Vortragende behandelte in seinem Vortrage nur die Metalle,
deren Erforschung am weitesten vorgeschritten ist. Die Erkenntnis der Ursachen der
verschiedenen Eigenschaften von Werkstoffen ist der Zweck der Forschung, ihre Mittel
sind: Prüfung der metallischen Bruchflächen, mikroskopische Gefügeuntersuchung,
röntgenographische Methoden, Untersuchung der physikalischen Eigenschaften unter
Berücksichtigung der chemischen Zusammensetzung. Herr Körber zeigte, seinen Vortrag
durch zahlreiche Lichtbilder erläuternd, die Fortschritte, die bei der Erkenntnis
der Beziehungen zwischen den technischen Festigkeitseigenschaften und den
molekularen Kräften, die die eigentlichen Werkstoffkonstanten darstellen, erzielt
sind. Diese Arbeiten laufen in engem Zusammenhange mit den Prüfungen der Werkstoffe
und sind ein bedeutendes Mittel zu erfolgreichem Konkurrenzkampfe der deutschen
Industrie gegen das mit allen Hilfsmitteln wissenschaftlicher Forschung ausgerüstete
Ausland.
Herr Dr. Moser, Leiter der Probieranstalt der Friedr. Krupp A.-G., gab in einem
dritten Vortrage einen Ueberblick über die in der Praxis üblichen Prüfverfahren. Die
Werkstoffprüfung ist die praktische Auswertung der Ergebnisse der Werkstofforschung.
Herr Moser erläuterte an zahlreichen Lichtbildern die neuzeitliche praktische
Werkstoffprüfung und zeigte auch die Durchführbarkeit von Werkstoffprüfungen in
kleineren Betrieben. Nach dem gegenwärtigen Stande des Prüfwesens kann man erhoffen,
daß die Werkstoffforschung und Prüfung durch ihre Zuverlässigkeit der deutschen
Technik trotz wirtschaftlich schwierigster Lage dazu verhelfen wird, das
Weltvertrauen wieder zu gewinnen.
NeueDruckschriften der SSW. In der Reihe neuer Druckschriften
der Firma befinden sich u.a. Preislisten über Hebel-Ausschalter, Oel-Ausschalter,
Trenn-Schalter, Antriebe für Regel- und Anlaßapparate, Protos-Staubsauger usw., auch
zwei ausführlichere Druckschriften über den elektrischen Sonderantrieb für
Hobelmaschinen und über elektrische Untertage-Maschinen für die Abbau-Förderung.
Die erste Schrift gibt an Hand von Umrißzeichnungen und Lichtbildansichten eine
allgemeine Darstellung der elektrischen Einrichtung für Hobel-Maschinen. Es werden
sechs Bedingungen aufgeführt, denen der Antrieb für Hobel-Maschinen zu genügen hat
und dargelegt, daß
diesen Bedingungen, großer Durchzugskraft, rascher Umsteuerung, genauer Regelung der
Arbeitsgeschwindigkeit usw. am besten der Gleichstrom-Wendemotor entspricht, während
der Drehstrom-Antrieb nur in Frage kommt, wenn keine Aenderung der
Schnitt-Geschwindigkeit verlangt wird. Er wird deshalb fast ausschließlich für
Blechkanten-Hobelmaschinen angewendet. Die Schrift zeigt, welche Fortschritte in
bezug auf den elektrischen Antrieb schon erzielt sind, indem nach sorgfältiger
Untersuchung der Werkzeugmaschinen und ihrer Anforderungen ein organischer
Zusammenbau von Werkzeugmaschine und elektrischem Antriebsgerät durchgeführt
wurde.
Die zweite Schrift enthält hauptsächlich Mitteilungen über die Rutschen-Getriebe, die
sich seit einigen Jahren im Bergbau eingeführt haben, namentlich in Kaliwerken und
Steinkohlengruben mit hohen Firsten. In einfachen Skizzen wird die allgemeine
Anordnung dieser eigentümlichen wagerechten Förderung von Schüttgut dargestellt und
dann der elektrische Antrieb der Schüttel-Rutschen näher behandelt. In Zahlentafeln
sind die bisherigen Erfahrungen mit Schüttel-Rutschen für Steinkohlen und Kali zum
großen Teil niedergelegt. Abbildungen aus der Grube geben eine anschauliche
Vorstellung von dem gesamten Gerät und dem Einbau und Betriebe vor Ort. Nach kurzem
Hinweise auf den Rutschenbetrieb in Braunkohlen- und Erzgruben und die
Besonderheiten dieser Betriebe wird noch näher auf den Förder-Haspel-Betrieb
eingegangen, der namentlich bei flachen Lagerstätten und bei geringer Mächtigkeit
von Salzlagern in Frage kommt. Auch hier werden tabellarisch Angaben über
Motorleistung, Seilzugkraft, Nutzlast usw. gemacht. – Die Schrift ist sowohl zur
allgemeinen Unterrichtung über die eigenartige neue Förderungsart geeignet, wie zur
Klärung der besonderen Bedingungen, die der Einzelfall stellen kann.
Am 8. Dezbr. v. J. fand die Uebergabe der 12000sten
von der Firma Borsig
gebauten Lokomotive an die Deutsche Reichsbahn –
Gesellschaft statt. Die Lokomotive wurde von Herrn Geheimrat Dr.-Ing. e. h.
Ernst von Borsig, dem Direktor der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft, früheren
Reichsbahndirektions-Präsidenten Dr.-Ing. e. h. Hammer im Werke Tegel übergeben. Das
Reichsverkehrsministerium war durch Herrn Ministerialdirektor Gutbrod vertreten.
Die Maschine ist die schwerste und leistungsfähigste
Zweizylinder-Schnellzuglokomotive, die in Deutschland gebaut wurde. Die besondere
Bedeutung dieser Maschine liegt darin, daß sie in ihrer Konstruktion aus dem vom
Deutschen Lokomotivverband gegründeten und unterhaltenen Vereinheitlichungsbureau
hervorgeganger ist. Dieses Bureau ist der Firma Borsig angegliedert, untersteht dem
Leiter ihrer Lokomotivbauabteilungen und wird unter enger Fühlungnahme mit der
Hauptverwaltung der Reichsbahn-Gesellschaft und des Eisenhahn-Zentralamtes
geleitet.
Eine 50000 Volt-Wasserkabel-Verlegung durch den Sund. Die
Tatsache, daß sich ein vor mehreren Jahren durch den Sund verlegtes Wasserkabel von
25000 Volt vorzüglich bewährt hat, gab Veranlassung, daß kürzlich zwischen
Helsingoer (Dänemark) und Helsingborg (Schweden) eine weitere Kabelverbindung durch
den Sund hergestellt wurde, die durch ihre hohe Betriebsspannung von 50000 Volt und
ihre Länge von 5400 m einzigartig ist.
Das von der Firma Felten & Guilleaume Carlswerk Act.-Ges. Köln-Mülheim gelieferte
Kabel, das größte bisher für eine Spannung von 50000 Volt verlegte
Unterwasserkabel, bildet einen wichtigen Teil der Uebertragungsanlage, welche die
Nordjaellands Elektricitets og Sporvejs Akts., Hellerup, und die Städte Kopenhagen
und Frederiksborg mit elektrischer Energie versorgt. Der Strom wird von der
Sydsvenska Kraftaktiebolaget aus den Kraftwerken am Laganflusse geliefert.
Das nach einem besonderen Verfahren hergestellte Kabel hat 3 Kupferleiter von je 95
qmm Querschnitt. Die Fabrikationslängen betragen 900 m, so daß 6 Längen erforderlich
waren, die durch 5 Spezialmuffen verbunden wurden. Die Kabel wurden auf Holztrommeln
aufgewickelt geliefert, von denen jede mit dem Kabel ein Gewicht von 40000 kg hatte
und die infolge ihrer Schwere auf besonders hierfür vorgesehenen Wagen verladen
werden mußten.
Für die Verlegung der Kabel stand ein nach früheren Erfahrungen ausgewähltes und
zweckmäßig eingerichtetes Kabelschiff zur Verfügung, das mit einem Muffenhaus
versehen war, in dem die Muffenverbindungen hergestellt wurden.
Ueber die Einzelheiten der Versendung und Legung des Kabels unterrichtet eine
Druckschrift der Firma mit einer Reihe anßauliche Bilder. – Gleichzeitig gab die
Firma noch zwei weitere Druckschriften heraus, „Ein Rundgang durch das
Karlswerk“ und „Die Bedeutung des Carlswerkes in der
Kabel-Industrie“. In ähnlicher Weise wie in der ersten Schrift wird hier über
die Einrichtungen und Verfahren zum Herstellen der Kabel und zu ihrem Verlegen
berichtet. Meist kleinere, aber deutliche Bilder geben eine gute Vorstellung von der
Bedeutung der Kabelerzeugung einerseits für die elektrische Kraftübertragung,
anderseits für das Fernsprechwesen.
Ausstellung von Lehrlingsarbeiten von Handwerkslehrlingen
der Lehrwerkstätten der I. G. Farbenindustrie A.-G. Leverkusen bei Köln. In der Zeit
vom 29. April d. J. bis 7. Mai findet im großen Saale des Erholungshauses der I. G.
Farbenindustrie an Wiesdorf-Leverkusen eine Ausstellung von Arbeiten von Lehrlingen
der Lehrwerkstätten obiger Firma statt. Es gelangen Arbeiten folgender
Arbeitsgebiete zur Ausstellung: Metallhandwerk: Uebungsarbeiten, produktive
Arbeiten, Gesellenstücke und Arbeitsproben. Lehrlingsarbeiten aus dem Gebiete der
Kunstschlosserei. Facharbeiterprobestücke. Schreinerhandwerk: Uebungsstücke,. Möbel,
Fensterrahmen usw.; Buchgewerbe (Buchbinderei, Setzerei und Druckerei):
Uebungsarbeiten, produktive Arbeiten; Materialprüfung: Arbeiten aus dem Lehrgang von
Lehrlingen des Materialprüfamtes. Ferner sind Arbeiten und Zeichnungen der Lehrlinge
aus der Werkschule ausgestellt und Photographien von Sonderarbeiten der
Lehrwerkstätten. Als Neuheit wird bei dieser Ausstellung zum ersten Male in
weitgehendem Maße der Versuch gemacht, die für die ausgeführten Stücke gebrauchte
Arbeitszeit zugleich mit dem Namen des Lehrlings und der zurückgelegten Lehrzeit
anzugeben. Die Ausstellung soll allen Kreisen Gelegenheit geben, sich ein Bild zu
machen von dem volkswirtschaftlichen Wert einer planmäßig durchgeführten Erziehung
von Facharbeitern der Industrie, mit dem Ziele: „Erziehung des jungen Menschen zu
einem tüchtigen Staatsbürger auf dem Wege über eine gediegene berufliche
Erziehung.“ Ein äußerer Anlaß für die Ausstellung liegt insofern auch vor,
als am 1. Mai 1926 Werkschule und Lehrwerkstätten der I. G. Farbenindustrie A.-G.
Leverkusen ihr 25jähriges Bestehen feiern können.