Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 100 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Industrie an der unteren Wolga. (Aus „Das
Unternehmen“, Augustheft, Moskau.) Die Gebiete an der Wolga sind besonders
landwirtschaftliche, dieser Umstand gibt auch der Industrie ihr Gepräge, insofern
als diese vor allem landwirtschaftliche Erzeugnisse verarbeitet. Diese Industrie –
Mühlen, Sonnenblumenöl-Fabriken, Schnapsbrennereien und die Leder und Wolle
verarbeitende – umfaßte 1920 ⅔ der Gesamtindustrie an der unteren Wolga an
Produktionswert und Maschinenleistung, ⅓ sämtlicher Arbeiter waren in ihr
beschäftigt.
Andererseits brachte es die Besonderheit des Verkehrs und der geographischen Lage
dieses Gebiets mit sich, daß auch andere Industrien – Metall, Holz und Textil – groß
wurden, welcher Umstand ein außerordentlich interessantes organisatorisches und
gleichzeitig volkswirtschaftliches – geographisches Problem darstellt.
Die Lage des unteren Wolgagebiets zwischen den reichsten russischen Erzlagern im Ural
einerseits und dem wichtigsten Kohlenvorkommen im Süden andererseits gab den
Anlaß zur Gründung einer metallverarbeitenden Industriebasis, welche ihren Anfang
fand in der Fabrik „Der rote Oktober“ und der Fabrik „Die roten
Barrikaden“, von denen die letztere vor allem Kriegsmaterial erzeugt, in
„Stalingrad“ (früher Zaryzin).
Anderseits kommt der holzverarbeitenden Industrie der Umstand zugute, daß das Holz
aus den waldreichen Gebieten an der oberen Wolga in die holzarmen Gebiete der
unteren herabgeflößt werden kann. So hat auch dieser Industriezweig sich ebenso wie
die Metallindustrie trotz Fehlen des Rohmaterials in diesen Gegenden gut entwickeln
können.
Zu erwähnen sind auch die baumwollverarbeitenden Fabriken, unter denen die
Saratowsche Manufaktur den ersten Platz einnimmt.
Sehr günstig stellt sich auch die Herbeischaffung des Brennmaterials, des bakuschen
Naphta, welches verhältnismäßig nahe liegt und auf dem Wasserwege billigst antransportiert
werden kann, so daß es in diesen Gebieten eigentlich das Brennmaterial ist.
Im ganzen sind in diesem Bezirk an der unteren Wolga Maschinen von 131136 PS.
aufgestellt, es werden 120895 Arbeiter beschäftigt und im Jahre 1923/24 wurden für
32390172 Vorkriegsgoldrubel Fabrikate hergestellt.
Die Industrie liegt nur zum geringen Teile (28%) in Privathänden. Die Beteiligung des
Privatkapitals ist auch in den verschiedenen Industriezweigen verschieden. Vor allem
spielt es in der landwirtschaftlichen Produkte verarbeitenden Industrie eine Rolle,
in der ⅔ des gesamten Privatkapitals investiert sind.
Die Produktion der staatlichen Betriebe, die im Jahre 1923/24 für 20 Millionen Rubel
Fabrikate herstellten, ist gegen das vorhergehende Jahr um 56% gewachsen, während in
der ganzen S. S. S. R. dur Zuwachs 32,4% betrug.
Besonders hervorzuheben ist die Produktionssteigerung im Stalingrader Gebiet. Sie
betrug (in Vorkriegsrubeln) 1922/23 – 4,4 Millionen, 1923/24 über 8 Millionen. Die
lokale Staatsindustrie zeigt auch eine beträchtliche Steigerung, indem sie sich –
trotz der ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse der letzten Jahre – schon der
Vorkriegsleistung nähert.
Die Gebiete an der unteren Wolga waren und sind die Hauptrayons der russischen
Mühlenindustrie. Es wird dieses bedingt durch die feste Rohmaterialienbasis und die
guten Transportbedingungen. Vor dem Kriege wurden hier 200 Handelsmühlen gezählt mit
einer jährlichen Verarbeitung von 100 Millionen Pud Korn. Die Hauptzentren sind
Saratow und Stalingrad.
Man kann in diesem Industriezweig sehr verschieden große Unternehmungen feststellen:
neben riesigen Mühlen des krassesten kapitalistischen Typs in den Zentren existieren
zahlreiche Wind- und Wassermühlen, welche die lokalen Dorfbedürfnisse befriedigen.
In den letzten Jahrzehnten haben sich einige dieser Kleinstbetriebe zu einer höheren
Leistungsfähigkeit durch Aufstellung von Schwerölmotoren entwickelt.
In den Jahren 1923 24 wurden 1748 Gewerbescheine an Mühlen ausgegeben, und zwar:
Mit Maschinenantrieb
21%
Wassermühlen
25%
Windmühlen
40%
Mit Göpelantrieb
14%
Die Mühlen waren zu 90% in den Händen von Privatpersonen. Zu 10% wurden sie vom Staat
und den örtlichen Verwaltungen betrieben. Die in den Händen des Staates befindlichen
könnten 45% der Gesamtproduktion verarbeiten. Tatsächlich aber wurde bedeutend
weniger – 15 Millionen Pud – verarbeitet. Gegenüber einer Ausfuhr von 30 Millionen
Pud 1913 betrug diese 1923 nur 2,8 Mill. Pud.
Der an Wichtigkeit nächstfolgende Industriezweig ist der pflanzenölerzeugende. Vor
dem Kriege wurden im Saratowschen Gouvernement 6 Mill. Pud vorzüglich Sonnenblumen –
und Senfsamen zu je 1 ½ Millionen Pud Oel, ¼ Millionen Pud Firnis und 2 ⅓ Millionen
Pud Viehfutter verarbeitet.
Heute befinden sich die 23 wichtigsten Fabriken des Saratowschen Gouvernements in den
Händen des Staates, davon sind die 12 größten in einem Trust vereinigt. Die
Leistungsfähigkeit dieses Trusts findet ihren Ausdruck in der Tatsache, daß er
imstande ist, ca. 3,3 Millionen Pud Rohmaterial zu 700000 Pud Oel, 200000 Pud Firnis
und 1,5 Millonen Pud Viehfutter zu verarbeiten. Tatsächlich wurden 1923/24 342000
Pud Oel, 95000 Pud Firnis und 587000 Pud Futterkuchen erzeugt. Der Geldwert der
Produktion betrug 2,5 Millionen Rubel, was eine Erhöhung um 44% gegenüber der
Vorkriegszeitfabrikation darstellt. Im Stalingrader Gouvernement sind nur 9 Fabriken
staatlich.
Die Leder- und Häuteindustrie hat trotz günstiger Rohmaterialienbedingungen sich nur
in wenigen Fällen aus einer Heimindustrie zu größeren Fabriken entwickelt. So sind
in Saratow 8 Fabriken und in Stalingrad 3.
Der metallverarbeitende Trust verfügt über die große Fabrik „Der rote
Oktober“. Diese Fabrik bringt 4 Millionen Pud Fertigfabrikate jährlich für 6,2
Millionen Rubel heraus, was 60% der Vorkriegsproduktion ausmacht. Neben diesem
Großbetrieb existieren mehrere mittlere und kleine Fabriken. Als eine besonders
wichtige Aufgabe desselben ist der Bau landwirtschaftlicher Maschinen, vor allem der
Motorschlepper, („Gnom“, „Zwerg“), die hier erzeugt werden,
anzusehen.
Die Textilindustrie an der unteren Wolga verarbeitet Hanf, Wolle und Baumwolle, vor
allem die letztere in der Saratowschen Manufaktur, die sich jetzt in den Händen des
Staates befindet. Es arbeiten in ihr 1200 Arbeiter. Sie hat eine Jahresproduktion
von 50000 Pud Spinnmaterial, das sind ⅘ der Vorkriegsleistung.
Die Webstühle befinden sich in den Händen der Heimindustrie, analog der Organisation
der deutschen Textilwarenindustrie, was seine Erklärung in der Ansiedlung von
deutschen Kolonisten findet. Diese Heim-industriellen sind meistens in Cooperationen
zusammengeschlossen. Die größte Organisation dieser Art „Sarpinsojns“ hat
eine Mitgliederzahl von 10 000 Webern und bringt jährlich für 1,316 Millionen Rubel
Waren auf den Markt. Abschließend kann man sagen, daß ein weitgehender Wiederaufbau
der Industrie an der unteren Wolga Hand in Hand mit der die Rohmaterialien
erzeugenden Landwirtschaft geht. Eine günstigere Lösung der Transportfrage (Bau des
Wolga-Donkanals) ist durchaus wünschenswert.
v. Renteln und F. Reinglaß, Spandau.
Ueber ein neues Absorptionsmittel für Kohlenoxyd berichtet
A. Damiens. Bei früheren Untersuchungen hat Verfasser gefunden, daß Schwefelsäure
von 66° Be. mit trockenem Cuprooxyd eine Verbindung bildet, die mit Aethylen eine
Komplexverbindung liefert. Dieselbe Verbindung absorbiert auch Kohlenoxyd, wie
neuere Versuche ergeben haben. Cuprosulfat ist in Schwefelsäure beständig und wenig
löslich, sodaß diese Suspension ein sehr gutes Absorptionsmittel für Kohlenoxyd in
Gasgemischen ist. Denn das Reagens hat keinen Dampfdruck, es gibt keine Feuchtigkeit
an die Gase ab, wirkt kaum auf Quecksilber ein, verändert sich nur sehr langsam an
der Luft und absorbiert leicht und vollständig beträchtliche Mengen Kohlenoxyd.
Beim Uebergießen von Cuprooxyd mit Schwefelsäure tritt eine Erhitzung ein und die
Masse backt leicht zusammen. Wenn man aber das Cuprooxyd vorher mit ganz wenig
Wasser anfeuchtet und die Säure allmählich in kleinen Portionen zugibt, läßt sich
das Zusammenbacken vermeiden. Man kann bis zu 20% und noch mehr Cuprooxyd in
Schwefelsäure suspendieren, im allgemeinen empfiehlt sich jedoch die Anwendung einer
5%igen Suspension. Das Ablesen des Gasvolumens nach der Absorption bereitet keine
Schwierigkeiten, da sich das Pulver nach wenigen Minuten zu Boden setzt. Bei der
Absorption entsteht die komplexe Verbindung Cu2
SO4 + 2 CO; das Verhältnis Cu2 O : CO, das gemäß der Formel 2,55 beträgt, wurde
auch praktisch erreicht. Die Absorptiongeschwindigkeit ist anfangs recht groß, nimmt
dann aber ab. Die rotbraune Färbung der Suspension wird beim Gebrauch immer heller, da sich
ein weißer Niederschlag bildet. Durch Erhitzen der Lösung wird das absorbierte
Kohlenoxyd wieder ausgetrieben. Das zu untersuchende Gas muß frei von Sauerstoff,
Aethylen und Azetylen sein, da auch diese Oase auf das Cuprooxyd einwirken; dagegen
sind Wasserstoff, Methan und Stickstoff ohne jede Einwirkung. Ein zweimaliges
Behandeln des Gasgemisches mit dem Absorptionmittel ist im allgemeinen nicht nötig,
nur wenn mit einer sehr schwachen Lösung ein an Kohlenoxyd reiches Gas absorbiert
wird, empfiehlt es sich, ein zweites Mal frische Absorptionslösung mit dem Gas
zusammenzubringen. (Comptes Rendus, Bd. 178, S. 849–852).
Sander.
Ueber aktive Kohle und ihr Absorptionsvermögen berichtete
Prof. Dr. O. Ruff (Breslau) auf der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker
in Nürnberg. Vergleicht man aktive und inaktive Kohlen gleicher Herkunft
miteinander, so findet man, daß ihr Aussehen sich kaum, ihr Adsorptionsvermögen für
gasförmige Stoffe nur quantitativ, ihr Adsorptionsvermögen für gelöste Stoffe, so
z.B. für Phenol, aber auch qualitativ unterscheidet. Deshalb empfiehlt Prof. Ruff,
die Aktivität einer Kohle auf Grund ihres Verhaltens gegenüber Phenol zu definieren.
Das verschiedene Verhalten der einzelnen A-Kohlen läßt sich nicht mit ihrer
Zusammensetzung oder mit dem Vorhandensein bestimmter Verunreinigungen erklären,
vielmehr muß es in dem Vorgang der Aktivierung oder in dem Wesen der Kohle selbst
begründet sein. Da es aber auch Kohlen gibt, die ohne besondere Behandlung aktiv
sind, kommt nur die letztere Ursache in Betracht.
Die Aktivierung einer inaktiven Kohle besteht in ihrem Anätzen durch geeignete
Reagentien, wie Kohlenoxyd oder Wasserdampf, wobei ein Teil der Oberfläche entfernt
wird. Die Quelle der Aktivität ist die amorphe Beschaffenheit der Kohle, die das
gemeinsame Merkmal aller A-Kohlen ist. Der amorphe Kohlenstoff ist nach Prof. Ruffs
Ansicht durch einzelne ungesättigte, d.h. eine freie Valenz besitzende, aktive
Kohlenstoffatome gekennzeichnet, die bei den höchstaktiven Kohleformen im Verhältnis
1 : 12 zwischen den nichtaktiven Atomen liegen. Die aktiven und inaktiven
Kohlenstoffatome zusammen umschließen ihrerseits in gekrümmten Schichten kleine
ultramikroskopische und daneben auch noch größere mikroskopische und makroskopische
Hohlräume.
Bei den nicht aktivierbaren Kohlen verschließt eine dichte, ebenfalls gekrümmte Haut
von geordneten und gesättigten Atomen den Zugang zu den Hohlräumen. Sie entsteht
topochemisch an den heißeren Außenwänden der Teilchen während des Verkokungprozesses
aus den in den Hohlräumen zunächst adsorbiert gewesenen teerigen Stoffen. Die
Entfernung dieser Haut ist der Zweck der Aktivierung.
Beim Erhitzen von amorphem Kohlenstoff findet eine in Stufen fortschreitende Ordnung
der Atome statt, die bei 1100° beginnend über eine „parakristalline“ Form
schließlich bei Temperaturen von mehr als 2800° zu grob kristallisiertem Graphit
führt. Mit diesem Bild stehen die verschiedenen Beobachtungen an aktiver Kohle,
namentlich bezüglich ihrer Gewinnung, ihres Adsorptionsvermögens, ihrer Dichte sowie
ihrer röntgenographischen Beschaffenheit gut im Einklang.
Sander.
Die Reinheit des Sauerstoffs und ihr Einfluß auf die autogene
Metallbearbeitung hat sich nach neueren Versuchen als nicht so
ausschlaggebend für die Güte und Wirtschaftlichkeit der Arbeit erwiesen, wie man
bisher angenommen hat. Durch die Anordnung der Düsen wird der Anteil an
mitgerissener Luft im Sauerstoffstrome der Flamme wesentlich beeinflußt. Die
einwandfreie Klärung dieser Frage ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung, da der
Preisunterschied zwischen Sauerstoff von 98% und 99,5% Reinheit recht erheblich ist.
Aus diesem Grunde hat der Fachausschuß für Schweißtechnik des Vereins Deutscher
Ingenieure beschlossen, durch wissenschaftliche Versuche den Einfluß der
Düsenanordnung auf die Güte und Wirtschaftlichkeit beim Schneiden mit Sauerstoff zu
klären. Diese Versuche sollen den „VDI-Nachrichten“ zufolge möglichst sofort
vorgenommen werden und sich auf eine Dauer von 3–6 Monaten erstrecken.
S.
Ueber den Werkstoff der Seilscheibenkränze im Kalibergbau.
(Nach „Technische Mitteilungen und Nachrichtenblatt der Bergbaulichen Werkstoff-
und Seilprüfungsstelle“ Berlin SW. 11, Anhaltstraße 7, Jahrg. 1926, Heft 1,
S.4/6.)
Nach der Statistik der Seilprüfungsstelle des Deutschen Kalivereins E. V. ist die
zahlenmäßige Verbreitung der verschiedenen Werkstoffe für Seilscheibenkränze im
Kalibergbau folgende:
Gußeisen bei
132 Anlagen,
Schmiedeeisen bei
52 Anlagen,
Stahlguß bei
17 Anlagen,
holzgefütterte Kränze haben.
4 Anlagen,
ledergefütterte Ablenkscheiben
2 Anlagen.
Von ausschlaggebender Bedeutung für die Lebensdauer der Seilscheibenkränze sind, wie
hier des näheren ausgeführt wird, abgesehen von der Güte des verwendeten Materials,
die Eigenschaften der Förderanlage und die Betriebsbeanspruchungen (Seilzug,
Flächendruck zwischen Seil und Seilscheibenrille, Oberflächenhärte der Seildrähte,
Schmierung des Seiles, Seilrutsch, tatsächlich geleistete Förderzüge während der
Liegedauer der Seilscheiben usw.). Es werden dann die Vorteile und Nachteile der
drei verschiedenen Werkstoffe (Gußeisen-Stahl-Stahlguß) gegenübergestellt. Von
Interesse dürfte sein die an die einzelnen Kaliwerke ergangene Rundfrage, welche
folgendes ergeben hat:
Gußeiserne Kränze: Die Mehrzahl der Werke mit gußeisernen
Seilscheibenkränzen äußert sich über diese durchaus befriedigt. Andere, die zwar den
starken Verschleiß beklagen, wollen diesen in Kauf nehmen, da sie – besonders bei
schrägem Seilzug – bei Stahl oder Stahlguß erhöhten Seilverschleiß befürchten.
Eine dritte Gruppe hat andererseits so schlechte Erfahrungen gemacht, daß sie sich
für die Zukunft zum Uebergang zu Stahl oder Stahlgußkränzen entschlossen hat, wobei
sie auf die guten Erfahrungen anderer oder ihrer eigenen Anlagen mit derartigen
Seilscheiben hinweist.
Die Betriebsdauer schwankt zwischen 2 und 35 Jahren.
Kränze aus Stahl: Ueber diesen Werkstoff liegen eigentlich
nur gute Berichte vor, ein ausgesprochen ablehnender überhaupt nicht. Ein Werk,
dessen Kränze aus Stahl früher 18 Jahre gelaufen sind, das aber heute gußeiserne
benutzt, findet wenig oder gar keinen Unterschied. Andere Werke sind wieder zu
Kränzen aus Stahl übergegangen, weil ihre Erfahrungen mit Gußeisen zu schlecht
waren. Die meisten Werke mit' Scheiben aus Stahl empfehlen diese ausdrücklich.
Bemerkenswert ist, daß nicht ein einziges Werk über starken Seilverschleiß bei
Seilscheiben aus Stahl klagt, während die Werke mit gußeisernen Scheiben vielfach
diese Befürchtung aussprechen.
Stahlgußkränze: Auch hier berichten alle Werke nur
Gutes. Einige betonen ausdrücklich, daß weder die Seilscheibenkränze noch die Seile
hierbei starke Abnutzung aufweisen, während die Werke mit gußeisernen Seilscheiben
dies befürchten.
Sonderwerkstoff: Ein einzelnes Werk verwendet für seine
Seilscheibenkränze einen Werkstoff von 4% C und 6% Mn.
Holzfütterung: Bemerkenswert ist, daß vier Weike ihre
gußeisernen Seilscheibenkränze mit Hartholz ausfüttern, ein fünftes Werk zur Zeit
dazu übergeht. Die Werke sprechen sich natürlich lobend über den guten
Erhaltungszustand ihrer Seile aus. Das Holzfutter muß in Zeiträumen von einem halben
bis einem Jahr erneuert werden.
Lederfütterung: Die Ablenkscheiben von zwei
Turm-Koepeförderanlagen sind mit Leder ausgefüttert, was sich sehr gut bewährt. Das
eine Werk hat früher sowohl mit Gußeisen wie mit Stahl schlechte Erfahrungen
gemacht.
Sauerbrey.
Preisausschreiben des Vereins deutscher Ingenieure.
Der Wissenschaftliche Beirat des Vereins deutscher Ingenieure hat Anfang 1925 ein
Preisausschreiben in Höhe von 5000 Mark zur kritischen Sichtung der Literatur über
Verfahren zur Messung mechanischer Schwingungen erlassen. Der Termin für die
Einreichung der Bewerbungen war der 1. Mai 1926. Dieser Termin, ist mit Rücksicht
auf die gegenwärtige starke Inanspruchnahme der Kreise, die für Bewerbung in Frage
kommen, auf den 1. Oktober 1926 verschoben.
Das Preisausschreiben hat folgenden Wortlaut:
„Messung mechanischer Schwingungen“
Preisausschreiben des Vereins deutscher Ingenieure für eine
kritische Untersuchung der bekanntgewordenen Verfahren.
Die Meßverfahren für mechanische Schwingungen haben schon außerordentlich vielseitige
Bearbeitung erfahren. Vor Inangriffnahme weiterer Versuchstätigkeit auf diesem
Gebiete ist es dringend notwendig, die vorhandenen Forschungsarbeiten einer
eingehenden kritischen Sichtung zu unterziehen. Der Verein deutscher Ingenieure
setzt zur Erlangung einer solchen kritischen Uebersicht nachstehende Preise aus.
Das Gebiet der Meßverfahren mechanischer Schwingungen ist an Hand der
Originalarbeiten einer kritischen Bearbeitung zu unterziehen in bezug auf die
praktische Brauchbarkeit der einzelnen Verfahren für Messungen einerseits im
Laboratorium, andererseits im Betriebe mit Maschinen und Fahrzeugen oder auf der
Baustelle. Im besonderen ist darzulegen, welche Verfahren für die in der Technik
vorkommenden Fälle mechanischer Schwingungen wichtig sind, ohne daß bisher geeignete
Instrumente dafür entwickelt sind. Als Quellensammlungen kommen hauptsächlich in
Betracht:
1. Handbuch der Physik von Winkelmann.
2. Handbuch über Seismometrie von B. Galitzin.
3. Handbuch der physiologischen Technik von Tigerstädt, Bd. I,
4, 1.
4. Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden von Abderhalden,
Abt. V. T. I. Lfg. 23.
Den Darlegungen ist ein möglichst umfassendes systematisches Verzeichnis der
vorhandenen Literatur anzufügen. Die Arbeit ist mit einem Kennwort zu versehen und
in geschlossenem Umschlag mit der Aufschrift „Preisausschreiben über
Schwingungsmeßverfahren“ bis zum 1. Oktober 1926 an die Geschäftsstelle des
Vereins deutscher Ingenieure, Berlin NW 7, Sommerstraße 4 a, einzureichen. Name,
Wohnort und Stand des Bearbeiters sind im einem zweiten, mit dem gleichen Kennwort!
versehenen Umschlag, beizufügen. Als Bearbeiter kommen nur Reichsdeutsche oder
Deutschösterreicher in Betracht. An Preisen sind ausgesetzt
ein erster Preis von 3000 Mark,
zwei weitere Preise von je 1000 Mark.
Das Verlagsrecht der preisgekrönten Arbeiten geht mit der
Zuerkennung des Preises an den V. d. I. über unter Vereinbarung des für derartige
Arbeiten üblichen Honorars.
Die Geschäftsstelle des V. d. I. gibt auf Anfrage nähere Auskunft.
Termin der Leipziger Herbstmesse 1926. Die Leipziger
Herbstmesse 1926 findet vom 29. August bis 4. September statt. Der Termin der
Leipziger Technischen Messe fällt in diesem Herbst mit dem der Mustermesse zusammen,
sie dauert also ebenfalls vom 29. August bis 4. September.