Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | S. |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 109 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Berührungsschutz an Glühlampen. (Nachdruck verboten.)
Wenn Sie sich die elektrischen Einrichtungen in Ihrem Haushalt ansehen – Leitungen,
Steckdosen, Schalter, Lampen, Kochgeräte usw. –, so werden Sie durchweg finden, daß
die Technik alles getan hat, um eine Berührung unter Spannung stehender Teile zu
verhindern. Wirklich? Ist das so? Nun, so ganz eigentlich noch nicht! Wenn man
beispielsweise einen Stöpsel, wie wir sie an unseren Tischlampen, Staubsaugern,
Heißluftduschen, Kochtöpfen usw. haben, gerade eben mit den Spitzen der beiden
Stifte in die Buchsen der Steckdose gesteckt, aber noch nicht ganz hineingedrückt
hat, so stehen die beiden Stifte ein ganzes Stück weit blank durch die Luft, und
wenn man – wie es mir selbst schon begegnet ist – kräftig nachschieben will und
abrutscht, so kann man recht unangenehme Empfindungen in seine Finger bekommen. Geht
der Strom nicht nur durch die Finger, sondern durch den Körper, z.B. vom der einen
Hand zur anderen auf dem Wiege über die Brust am Herzen vorbei, so kann die Sache
schon unangenehmer werden, ja unter Umständen tödlich auslaufen. Die meisten
Unglücksfälle kommen aber nicht dadurch zustande, daß man beide Pole – also z.B. die
beiden Stifte des Steckers – berührt, sondern dann, wenn man nur einen Pol berührt,
aber „gute Erde“ hat. In unseren Zimmern mit ihren trockenen Holzfußböden
sind wir daher durch Elektrizität weit weniger gefährdet als in feuchten Räumen, wie
Ställen, Waschküchen und manchen Werkstätten, namentlich solchen in chemischen
Fabriken.
Textabbildung Bd. 341, S. 109
Abb. 1.
Und nun betrachten Sie sich einmal Ihre Glühlampen: Da ist, wie wir auf unserem Bild 1 sehen, die Glühlampe 1 mit ihrem Edisongewinde
2 in den Gewindekorb 5 so tief eingeschraubt, daß sie mit ihrem Mittelkontakt den
Mittelkontakt 6 der Fassung berührt. Sie sehen über der Lampe auch noch einen
Isolierring 3, der den Gewindekorb 5 vom äußeren Mantel 4 trennt und auch das
Edisongewinde 2 gegen Berührung schützen soll. Leider ist das aber nur in der
Theorie der Fall, wie Sie sich bei Ihren eigenen Glühlampen leicht überzeugen
können: Meist liegt das Edisongewinde 2 selbst bei der vollkommen eingeschraubten
Lampe ein ganzes Stück blank zutage – ganz abgesehen von der Zeit des
Einschraubens, wo es unter allen Umständen gefährlich wird, sobald es mit seinem
oberen Rande den Gewindekorb 5 auch nur berührt.
Da nun tatsächlich durch solche Glühlampenfassungen eine ganze Reihe von schweren
Unglücks- und Todesfällen zustande gekommen ist, was mir die Berufsgenossenschaft
der Feinmechanik und Elektrotechnik unter Angabe von Beispielen bestätigt hat, hat
der Verein Deutscher Elektrotechniker bestimmt: „Die unter Spannung gegen Erde
stehenden Teile der Lampen müssen der zufälligen Berührung entzogen sein. Dieser
Schutz gegen zufälliges Berühren muß auch während des Einschraubens der Lampen
wirksam sein.“ Nun gibt es Fälle, wo nur einer der beiden zu einer Lampe
führenden Drähte unter Spannung steht, wenn nämlich der andere ein sogenannter
geerdeter Nulleiter ist. Wenn man also diesen Nulleiter an den Gewindekorb, den
unter Spannung stehenden Leiter aber an den Mittelkontakt 6 anschlösse, so wäre der
obigen Vorschrift genügt. Das ist jedoch ein sehr zweischneidiges Schwert, denn wer
will die Gewähr übernehmen, daß die beiden Drähte nie verwechselt werden? Die
Umwechslung braucht ja gar nicht an der Lampe selbst zu geschehen, sie kann ja auch
an den Sicherungen vorgenommen werden, oder sonst irgendwo. Wie leicht kann das bei
Arbeiten an der Anlage geschehen, und diese so harmlos aussehende Verwechslung der
beiden Drähte, die für das richtige Arbeiten der Anlage ganz ohne Folgen ist, kann
die Ursache für einen Todesfall werden! Man hat auch nicht? überall Nulleiter, und
wo man eben keine hat, stehen, beide Drähte unter Spannung, also immer auch der
Gewindekorb und damit stets das ganze oder teilweise eingeschraubte
Edisongewinde.
Textabbildung Bd. 341, S. 109
Abb. 2.
Um nun der durch die Berührung eines unter Spannung stehenden Edisongewindes einer
Glühlampe drohende Gefahr wirksam zu begegnen und den erwähnten, am 1. Jaguar 1926
in Kraft tretenden Bestimmungen des Vereins Deutscher Elektrotechniker gerecht zu
werden, haben viele Hersteller von Glühlampenfassungen damit begonnen,
Sicherheitsfassungen herzustellen und auf den Markt zu bringen, die die genannte
Gefahr beseitigen. Wir bringen im Bild 2
die Savafassung der
Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft: Der Schutzring 7 ist dabei nicht, wie der
Isolierring 3 bei der bisherigen Fassung, fest mit den übrigen Teilen verbunden; er
läßt sich vielmehr leicht hinaufschieben und wird durch eine Wendelfeder 8 immer in
seine tiefste Stellung gedrückt, wie dies im Bild 3 sichtbar ist. Wird nun eine
Lampe eingeschraubt, so setzt sich der Ring auf sie auf und schiebt sich
entsprechend dem Fortschreiten des Einschraubens hoch, aber immer den Edisonsockel
umgebend und ihn vor äußerer Berührung schützend. Damit der Schutzring nicht – aus
Spielerei oder beim Arbeiten an der Lampe – hochgeschoben werden kann, oder damit
dieses Hochschieben erschwert wird, wenn keime Lampe eingeschraubt ist, hat die
Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft für die Fälle, wo nicht eine tiefe Zierschale
oder dergleichen das Herankommen an den unterem Teil der Fassung ohnedies erschwert,
dem äußeren Mantel der Fassung unten zu einem Schutzschirm 9 ausgebildet.
So ist die deutsche Elektrotechnik bestrebt, die Gefahren durch die Elektrizität, die
nur ein Leichtsinniger gering schätzen wird, dauernd zu vermindern und diese so zu
einer immer zuverlässigeren und ungefährlicheren Dienerin der Menschen zu
machen.
Max Fischer.
Schiffsbeleuchtung. (Nachdruck verboten!) Ein des Abends
beleuchteter Personendampfer bietet einen herrlichen Anblick. Aus den zahlreichen
Kabinenfenstern fluten Ströme von Licht, und die verschiedenen bunten Meldelichter
und Scheinwerfer geben der ganzen Beleuchtung etwas Feenhaftes. Noch vor
verhältnismäßig kurzer Zeit war es anders. Man liest in alten Seegeschichten, daß
Schiffe, in dichte Finsternis gehüllt, vom Sturme steuerlos umhergetrieben wurden,
und daß Zusammenstöße nichts Seltenes waren. Man war zwar von der Notwendigkeit
einer guten Schiffsbeleuchtung überzeugt, aber es fehlten die Mittel, weit sichtbare
und gegen Stürme unempfindliche Lampen herzustellen.
Im Altertum war die Beleuchtung weniger wichtig, weil man gewöhnlich bei Tage und in
der Nähe der Küsten fuhr. Kam ein Schiff dann einmal in ein Unwetter, und konnte es
zur Dunkelheit den schützenden Hafen nicht erreichen, so war sein Schicksal freilich
besiegelt. Mit der wachsenden Ausdehnung der Schifffahrt kamen solche Fälle gar
nicht so selten vor, und viele alten Geschichten erzählen uns von der Vernichtung
ganzer Flotten. Wahrscheinlich waren die Athener die Ersten, die sich aus ihren
Hauslampen eine Art Schiffsbeleuchtung herstellten. Nach den Ausgrabungen zu
schließen, scheint man aber mehr auf kunstvolle Arbeit als auf den Zweck gesehen zu
haben. Später hört man dann, wie man sich aus getränktem Kienspan oder mit einer Art
Pech umgebenen Tauenden Fackeln herstellte. In Gemälden aus dem Mittelalter findet
sich diese Beleuchtung immer wieder. Wir erinnern nur an die Normannenfahrten, die
als eigentliche Vorläufer unserer heutigen Seefahrten anzusehen sind. In der
Hansazeit, etwa im 14. und 15. Jahrhundert, wurden die Fackeln langsam durch, eine
Art Windlichter verdrängt, bei denen man schon Talgkerzen vorfand.
Der Ausbau der Kriegs- und Handelsflotten machte es nötig, wenigstens dem
Führerschiff ein Meldelicht zu geben. Man brachte diese Lichter gewöhnlich am Heck
an. Weil die Schiffe zu damaliger Zeit ziemlich nahe bei einander fuhren, so konnte
man sich damit behelfen. Erst die Erfindung der Petroleumlampe um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts machte eine bessere Schiffsbeleuchtung und die Anwendung der
bekannten (sogenannten Positionslampen möglich. Die großen 'Erwartungen, die
man auf das Petroleum setzte, wurden aber bald durch seine Feuergefährlichkeit
getrübt, und tatsächlich ist ein großer Teil der damaligen Schiffsbrände auf die
Verwendung des Petroleums zurückzuführen.
Der große Wendepunkt kam, als im Jahre 1880 der Dampfer Columbia als erster mit einer
elektrischen Lichtanlage von 115 Glühlampen ausgestattet wurde, deren Bestellung
übrigens von Edisons eigener Hand geschrieben ist. Schon früher hatte man allerdings
elektrische Scheinwerfer benutzt, die man jedoch aus galvanischen Elementen speisen
mußte, bis dann gegen 1880 die Verwendung der inzwischen durch Werner Siemens
erfundenen Dynamomaschine eine brauchbare Stromquelle für sie brachte.
Bahnbrechend für die Einführung der elektrischen Beleuchtung auf Schiffen wurde die
deutsche Kriegsmarine Als erstes Schiff wurde das Panzerschiff Bayern mit 225 Lampen
und zwei Scheinwerfern ausgestattetDiese und die
folgenden Zahlen sind einem Aufsatz des Geheimen Oberbaurat Grauert im Heft
36/1925 der Elektrotechnischen Zeitschrift entnommen.. Die auf
dem Schiff verlegte Leitungslänge betrug etwa 4,5 Kilometer, während sie auf dem
großen Kreuzer Lützow mit 26700 Tonnen auf 105 Kilometer gestiegen ist. Freilich
sind in dieser Leitungslänge auch die Leitungen für die Hilfsmaschinen und für
Fernmeldezwecke, wie Fernsprech- und Signalleitungen, enthalten. Die Zahl der Lampen
auf den Lützow betrug 2200. Selbst das neuste Schiff unserer Marine, der kleine
Kreuzer Emden, hat bei seinen nur 6000 Tonnen 1050 Lampen, 4 Scheinwerfer und etwa
60 Kilometer Leitungslänge.
Die großen Fahrgastdampfer, wie Vaterland und Bismarck, haben Elektrizitätswerke wie
eine Mittelstadt. Am berühmtesten ist die Anlage des Motorschiffs Monte Sarmiento
geworden, das man geradezu als „das elektrische Schiff“ bezeichnen kann.
Seine elektrische Anlage reicht an die einer Großstadt heran – kein Wunder, wird
doch auf ihm alles, mit Ausnahme des Schiffsantriebs und der Dampfheizung elektrisch
betrieben; nicht nur alle Hilfsmaschinen werden mit Elektrizität gespeist, es wird
auf diesem Wunderschiff auch elektrisch gekocht, gebacken und gebraten.
Für die Schiffsbeleuchtung hat man in der ersten Zeit hauptsächlich der Scheinwerfer
wegen niedrige Spannungen benutzt, und zwar im Bereich von etwa 55 bis 70 Volt.
Später ist man dann allgemein, dem Beispiel der Kriegsmarine folgend, auf 110 Volt
gegangen und hat an dieser Spannung mit Zähigkeit festgehalten. Wo wegen der
Hilfsmaschinen eine Erhöhung auf 220 Volt nötig war, hat man – z.B. auf dem Monte
Sarmiento – wenigstens die Lichtanlage mit 110 Volt betrieben.
Während man bei der Kriegsmarine aus Sicherheitsgründen überall zwei Zuleitungen zu
den Verbrauchsstellen legte, wie wir das in unseren Wohnungen gewöhnt sind, benutzt
man in der Handelsschiffahrt, wenigstens bis zu Spannungen von 110 Volt, nur eine
Leitung und verwendet den Schiffskörper als zweite. Dies ist ebenso unbedenklich wie
das Betreten der ebenfalls stromführenden Straßenbahnschienen und bringt keine
Gefährdung des Personals und der Fahrgäste, weil es kaum einen Körper gibt, der
besser geerdet ist als ein Schiffskörper, denn das Seewasser ist die beste
„Erde“, die man sich denken kann. Was durch die eindrähtige Verlegung an
Geld und Gewicht gespart werden kann, das geht deutlich aus den oben gegebenen Zahlen über die
nach vielen Kilometern zählenden Leitungslängen hervor.
Wir können uns heute kaum noch ein Schiff ohne elektrisches Licht denken – und doch
ist es kaum ein Menschenalter seit seiner allgemeinen Einführung her. Welche
ungeheuren Fortschritte es für die Beleuchtung, für die Sicherheit und durch Wegfall
des Geruchs der Petroleum- oder Oellampen an Annehmlichkeit gebracht hat, ist
offenbar.
K. Trott.
Amerikanische Erhebungen über die Entwicklung der Luftstickstoffindustrie. Die Fortschritte, die die
Bindung des Luftstickstoffs in den einzelnen Ländern macht, werden in Amerika mit
regem Interesse verfolgt und auf ihre Aussichten hin geprüft. Nachdem bereits im
jähre 1923 das Fixed Nitrogen Research Laboratory, das Anfang 1919 vom
amerikanischen Kriegsministerium gegründet wurde, einen eingehenden Bericht über
seine Arbeiten sowie über die Fortschritte der Stickstoffindustrie in der ganzen
Welt erstattet hatte, hat nun auch das Bureau of Foreign and Domestic Commerce das
Ergebnis seiner Erhebungen veröffentlicht. Darin wird betont, daß die
Stickstoffindustrie in weniger als 20 Jahren sich aus nichts zu einer Erzeugung von
fast 500000 t gebundenem Stickstoff emporgeschwungen habe, obwohl nur 3 verschiedene
Verfahren im Großbetriebe in Anwendung seien.
Das älteste Verfahren, das Lichtbogenverfahren, wird hauptsächlich in Norwegen in
zwei großen Anlagen ausgebeutet., die Kalk- und Natronsalpeter, Natriumnitrit und
konz. Salpetersäure gewinnen. Kleinere Anlagen nach diesem Verfahren arbeiten in
Frankreich, Oesterreich, Italien und in den Vereinigten Staaten.
Das Kalkstickstoffverfahren, das zuerst 1906 in Italien zur Einführung gelangte,
erfordert gegenüber dem Lichtbogenverfahren weniger als ein Viertel an elektrischer
Energie, weshalb es nicht wie jenes auf Länder mit außerordentlich billiger
Wasserkraft beschränkt ist; die Rohstoffe, Kohle und Kalk, sind ebenfalls billig.
Dieses Verfahren wurde im Kriege starte ausgebaut, da aus dem Kalkstickstoff auf dem
Umweg über Ammoniak Salpetersäure gewonnen wurde. Der Bericht bezeichnet dieses
Verfahren jedoch als ungeeignet für Nordamerika wegen des Mangels an billiger
Kraft.
Am wichtigsten ist die synthetische Ammoniakgewinnung, die zuerst 1913 in Oppau
aufgenommen worden ist. Obwohl Einzelheiten über diese Fabrikation während des
Weltkrieges außerhalb Deutschlands nicht bekannt waren, unternahm sowohl die
amerikanische wie die britische Regierung den Bau von Ammoniakfabriken, denen jedoch
der Erfolg versagt blieb. Erst im Sommer 1921 wurde von der Atmospheric Nitrogen
Corp. in Syracuse eine Ammoniakfabrik mit Erfolg in Betrieb genommen. Im Jahre 1924
konnten 14 Fabriken in 7 Ländern 320000 t gebundenen Stickstoff nach diesem
Verfahren gewinnen, wovon 92% auf Deutschland entfielen. Weitere 5–6 kleinere
Anlagen sind gegenwärtig in verschiedenen Ländern im Bau, einige andere sind
geplant.
Das Zyanidverfahren wird bisher nur in einer einzigen kleinen Fabrik angewandt, es
kann aber später vielleicht große Bedeutung erlangen. Während des Krieges wurde in
Rhode Island und Virginien nach dem sog. Bucher-Verfahren gearbeitet, Bariumzyanid
wurde in Italien und Schweden versuchsweise hergestellt.
Folgende Zusammenstellung zeigt die geschätzte Welterzeugung von gebundenem
Stickstoff nach den drei wichtigsten Verfahren seit dem Jahre 1910 (in
Tonnen):
1910
1913
1917
1920
1923
Lichtbogenverfahren
5000
14000
35000
30000
36000
Kalkstickstoffverfahren
5000
34000
230000
130000
140000
Ammoniaksynthese
–
7000
110000
295000
320000
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
10000
55000
375000
455000
496000
(Chem. Ind., Bd. 47, S. 497.)
Sander.
Wärmebehandlung von Eisenguß. Es handelt sich um die
Untersuchung von gutem Zylindereisen und von Eisen derselben Zusammensetzung mit
geringem Zusatz anderer Elemente (Zahlentafel I), wobei die Versuchsstücke 0 – 209
Stunden lang auf 450° und 550° erhitzt wurden. Der Einfluß dieser Wärmebehandlung
geht aus den Zahlentafeln II und III hervor, während Zahlentafel IV weitere Angaben
über die Zerreißfestigkeit bei höherer Temperatur macht.
Die Ergebnisse sind kurz folgende:
Zahlentafel I.
Chemische Zusammensetzung und
Zerreißfestigkeit der Versuchsstücke.
Bestandteile
Gußeisen
P
M
C
N
Graph. Kohlenstoff
2,48
2,55
2,24
2,50
Geb. Kohlenstoff
0,68
0,77
0,93
0,67
Gesamtkohlenstoff
3,16
3,32
3,17
3,16
Silizium
1,48
1,62
1,40
1,56
Schwefel
0,054
0,014
0,040
0,095
Phosphor
0,704
0,706
0,686
0,673
Magnesium
0,97
2,43
0,973
0,043
Chrom
–
–
0,392
–
Nickel
–
–
–
0,746
––––––––––––––––––––––––––––––––
Zerreißfestigkeit im rohen Zustande in kg/mm2
26,200
27,700
29,000
26,500
Zahlentafel II.
Versuche bei Erhitzung auf 450°.
Eisensorte
Dauer derErhitzungin Stunden
Gesamt-kohlen-stoff
Geb.Kohlen-stoff
Zerreiß-festigkeitbei 15°
inkg/mm
Brinell-Härte
P
0 40 80120160200
3,163,173,173,193,133,15
0,680,640,480,430,380,38
26,225,624,624,224,324,5
223212197183183179
M
0 40 80120160200
3,323,293,313,353,283,33
0,770,740,730,550,550,54
27,7–26,526,0–25,8
223217197183183183
C
0 40 80120160200
3,173,183,173,193,163,20
0,930,900,850,720,690,69
29,028,327,627,527,127,2
248235212207201207
N
0 40 80120160200
3,163,183,183,163,173,15
0,670,180,090,080,070,07
26,525,223,323,323,223,2
223167159159156149
Zahlentafel III.
Versuche bei Erhitzung auf 550°.
Eisensorte
Dauer derErhitzungin Stunden
Gesamt-kohlen-stoff
Geb.Kohlen-stoff
Zerreiß-festigkeitbei 15°
inkg/mm
Brinell-Härte
P
0 40 80120160200
3,163,133,163,153,153,14
0,680,120,110,090,120,12
26,224,923,823,323,023,3
223138129129125129
M
0 40 80120160200
3,323,363,303,353,353,34
0,770,690,460,270,250,26
27,725,825,324,324,024,3
223187171159148148
C
0 40 80120160200
3,173,163,223,203,153,21
0,930,570,530,490,510,49
29,028,227,426,525,825,8
248207171165171165
N
0 40 80120160200
3,163,193,203,143,203,15
0,670,150,050,050,040,02
26,525,721,721,220,421,2
223163138134129129
Zahlentafel IV.
Zerreißfestigkeit der Eisensorte P bei
höherer Temperatur.
Zerreißfestigkeit in kg/mm2
Temperatur
in rohemZustand
4 Stundengeglüht bei 300°
200 Stundengeglüht bei 450°
200 Stundengeglüht bei 550°
15
26,2
26,5
24,4
23,3
100
25,4
26,0
23,5
21,7
200
24,9
26,3
22,8
21,4
250
24,0
–
–
–
300
23,5
26,3
21,7
19,6
350
24,7
–
–
–
400
26,'o
27,0
20,5
17,3
500
23,7
24,9
19,2
16,4
600
18,4
18,9
12,0
7,5
Die Wärmebehandlung bei niedriger Temperatur von Gußeisen ruft eine Karbidzersetzung
hervor, deren Bedeutung je nach der Temperatur wechselt und mit ihr steigt.
Gleichzeitig erfolgt eine entsprechende Abnahme der Zerreißfestigkeit und Härte. Die
Vermehrung des Mangangehaltes erzeugt ein beständigeres Karbid, das der Zersetzung
im Verlauf der Wärmebehandlung besser widersteht. Der Einfluß von etwas Chrom ist in
dieser Beziehung noch mehr gekennzeichnet, dagegen verringert ein geringer
Nickelgehalt die Beständigkeit des Karbids und führt seine schnelle Zersetzung
herbei. (La technique moderne, 1925, S. 184.)
Leistung von Stahlöfen. In Middlesborough berichtete
kürzlich Mr. Arthur Dorman über den in den letzten Jahren erfolgten großen
Fortschritt in der Leistung der Stahlöfen. Vor 20 Jahren, sagte er, wurden mit einem
kleinen Ofen wöchentlich nur 6 Beschickungen erreicht, mit denen wöchentlich etwa
200 tons oder noch weniger erzeugt wurden. Heute erreicht man vo,n einem großen Ofen
gut 14 Beschickungen je Woche mit einer Leistung von 1100–1200 tons. Er glaubt, daß
die Grenze der Ofenleistung noch nicht erreicht ist und teilte mit, daß Mr. Benj.
Talbot einen Ofen von 500 tons Fassung mit einer vermutlichen Leistung von 2000
bis 3000 tons wöchentlich plane. (The Engineer, Bd. 140, N. 3648, S. 581 v.
27.11.1925.)
H.
Die Mineralöleinfuhr Deutschlands im Jahre 1924 weist
gegenüber dem Vorjahre durchweg eine beträchtliche Zunahme auf, wie folgende
Zahlentafel zeigt, in der zum Vergleich auch die Einfuhrmengen des Jahres 1913
angegeben sind.
Erzeugnis
1924
1923t
1913t
Menget
Wert(Mill. Mk.)
Rohes Erdöl
52631
5,3
12549
971
Leuchtöl
97998
10,3
77251
745466
Rohbenzin
66707
15,6
38781
159380
Benzin, Gasolin
94657
20,6
67828
8174
Schwerbenzin
73354
13,9
58847
81366
Gasöl
86505
6,3
72735
48009
Schmieröl
250681
57,8
155295
248035
Asphalt
23211
4,6
7933
145351
Paraffin
10695
5,3
5058
16954
Besonders beachtenswert ist bei diesen Zahlen die starke Zunahme der
Schmieröleinfuhr, die gegenüber dem Vorjahre um mehr als 95000 t gewachsen ist und
die selbst die Einfuhrmenge des Jahres 1913 noch übersteigt. Dabei ist aber auch
noch zu berücksichtigen, daß die Einfuhr von Rohöl im Berichtsjahre erheblich größer
war als im Jahre 1913, denn auch das bei den Destillation dieses Rohöles erhaltene
Schmieröl stand dem heimischen Markte zur Verfügung. Weiter ist bemerkenswert der
starke Rückgang der Leuchtöleinfuhr, die im Jahre 1910 mit 990000 t im Werte von 55
Mill. Mk. ihren Höhepunkt erreicht hatte und von da an infolge der fortschreitenden
Versorgung des flachen Landes mit Gas und elektrischem Strom ständig stark gefallen
ist. In der mehr als zehnfachen Zunahme der Einfuhr von Benzin und Gasolin gegenüber
dem Jahre 1913 zeigt sich deutlich die mächtige Entwicklung des Kraftwagenverkehrs
und der Luftfährt. Insgesamt erreichte die Einfuhr aller oben genannten Erzeugnisse
im Jahre 1924 den Betrag von rd. 140 Mill. Mark. Den überragenden Anteil an der
deutschen Mineralöleinfuhr hatten die Vereinigten Staaten von Amerika, während vor
dem Kriege auch Rußland, Rumänien und Galizien einen erheblichen Teil (zusammen rd.
60%) geliefert haben.
Sander.
Reichspatentamt. Die großen Fortschritte der Industrie im
letzten Jahrzehnt haben eine so hohe Flut technischen Schrifttums gebracht, daß das
Eindringen und Durchforschen der technischen Materien bei der Prüfung der zum Patent
angemeldeten Erfindungen auf Neuheit immer mehr erschwert wird. Dieser Schwierigkeit
war das Reichspatentamt ständig bemüht dadurch Herr zu werden, daß es die gewaltige Literatur, die ihm zur Feststellung des
Standes der Technik zur Hand liegt, systematisch immer feiner unterteilt hat, um das
Suchen nach Vergleichsstoff mit Erfolg vornehmen zu können. In einer am 1. Januar
1926 erschienenen neuen Gruppeneinteilung der Patentklassen sind diese mühevollen
Arbeiten des Reichspatentamts druckschriftlich niedergelegt worden. Die Zahl der
Gruppen ist darin auf 9739 gegen bisher rund 8000 erhöht worden. Jede dieser Gruppen
umfaßt ein kleinstes technologisch zusammenhängendes Gebiet der in 89 Patentklassen
eingeteilten gesamten Technik. Der Luftschiffahrt, die in ihren allerersten Anfängen
den Sport- und Spielzeugwaren beigesellt war, ist entsprechend ihrer großen
Bedeutung eine
besondere Klasse und zwar die bisher noch leerstehende Klasse 62 eingeräumt worden,
während andere rasch vorwärtsdrängende Gebiete, z.B. die Elektrotechnik (Klasse 21),
die Brennkraftmaschinen (Klasse 46), der Schiffbau und das Seewesen (Klasse 65) sehr
stark ausgebaut worden sind. Die alte Unterklasseneinteilung, an die sich die
beteiligten Kreise gewöhnt hatten, ist nach Möglichkeit beibehalten worden. Diese
scharfe Sichtung des Suchstoffes hat die Uebersichtlichkeit bedeutend erhöht, sodaß
die in der einschlägigen Presse hier und da vorgebrachten Klagen über einzelne
beobachtete Mängel bei der Prüfung der Erfindungen und die aufgetauchten
Befürchtungen einer Beeinträchtigung des hohen Ansehens des Deutschen Reichspatents
hinfort als völlig beseitigt gelten können.
Neue Patentgebühren. Durch das Gesetz über die
patentamtlichen Gebühren vom 26. März 1926 (Reichsgesetzblatt Teil II Nr. 13) sind
die Patentgebühren mit Wirkung vom 1. April 1926 ab erneut der veränderten
Wirtschaftslage angepaßt worden. Ein Vergleich mit den ursprünglichen Gebühren unter
Ausschluß der Inflationssätze ergibt folgendes
Bild. Wurden in der Periode von 1891 bis 1920 für die ersten 7 Patentjahre 1080 Mark
an Gebühren gezahlt, so sind jetzt nur 345 ℛℳ, also
weniger als ein Drittel dafür zu zahlen. Nach den am 1. Mai 1924 eingeführtem Tarife
hatte diese Summe noch eine Höhe von 590 ℛℳ. Der Erfinder hat also jetzt in den
ersten 7 Jahren, in denen er seine Erfindung ausbaut und zur Einführung; bringt, im
Durchschnitt jährlich 50 oder monatlich nur etwa 4 ℛℳ für ein Patent zu
entrichten.
Erst für die folgenden Jahre treten entsprechend erhöhte Sätze ein, jedoch wesentlich
geringere als bisher. Die Patentgebühren erreichen für die ersten 15 Jahre den
Betrag von 3995 ℛℳ gegen 5280 ℛℳ der früheren Periode (5140 ℛℳ am 1. März 1924). Die
im Jahre 1923 geschaffene Verlängerung der Patentdauer um 3 Jahre auf 18 Jahre sieht
für diese letzten Jahre eine Gesamtabgabe von 3100 ℛℳ vor (4900 ℛℳ am 1. März 1924),
die im Hinblick auf den erheblichen Nutzen solcher Patente als angemessen bezeichnet
werden kann. Die Anmeldegebühr einer Patentanmeldung ist um nur 10 ℛℳ auf 25 ℛℳ
heraufgesetzt worden, obwohl die Selbstkosten der Prüfung sich um das Mehrfache
dieser Gebühr höher stellen.
Die Zusatzpatente, für die seither die Hälfte der ordentlichen Jahresgebühren zu
zahlen waren, sind mit Ausnahme einer Erteilungsgebühr von 30 ℛℳ vollständig
gebührenfrei geworden. Der Zuschlag für die verspätete Zahlung von Jahresgebühren
ist von 25% auf 10% herabgesetzt worden, beträgt jedoch mindestens 5 ℛℳ.
Durch die neue Gebührenordnung ist man den Wünschen der Erfinder in weitgehendem und
gerechtem Maße entgegengekommen Bei der hiernach vorgenommenen Verteilung der
Gebühren auf die einzelnen Patentjahre kann nicht mehr von einer unerträglichen
Belastung der Erfinder gesprochen werden. Es ist vielmehr anzunehmen, daß der
Erfinder dabei den vollen Nutzen aus seinen Patenten ziehen und alle Patente so
lange aufrechterhalten kann, als sie für die deutsche Industrie von Wert sind.
Die Gebühren für Gebrauchsmuster und Warenzeichen haben eine geringe Ermäßigung
erfahren.
Nachrichtenstelle des Reichspatentamts.
Rußland und der deutsche Erfinderschutz. Ueber 11 Jahre
waren in Rußland die Deutschen ihrer gewerblichen Schutzrechte beraubt. Dieser für
Handel und Industrie in Rußland und Deutschland gleicher Weise schädliche
Zustand soll durch zwei neue Gesetze beseitigt werden.
Zunächst ist in Rußland ein neues Patentgesetz in Kraft
getreten, nach welchem unterschiedslos Inländer und Ausländer Patente erwerben
können. Das russisch-sozialistische Recht an dem privaten gewerblichen Besitz ist
damit ausgeschaltet. Das Gesetz schließt sich eng an das deutsche Patentgesetz an.
Es sieht eine Prüfung der Patentanmeldungen auf Neuheit, Erfindungseigenschaft und
gewerbliche Verwertbarkeit vor und läßt das Einspruchsverfahren zu. Gegen die
Entscheidungen der ersten Instanz ist das Beschwerdeverfahren gegeben. Die Erfindung
muß, wie in Amerika, von dem Erfinder selbst oder seinem Rechtsnachfolger angemeldet
werden. Die Patentdauer beträgt fünfzehn Jahre. Das Patent muß innerhalb von 5
Jahren in Rußland durch eigene Verwertung oder Lizenzen zur Ausführung gebracht
sein. Diese Frist kann um 5 Jahre verlängert werden. Die Gebühren sind erst fällig,
wenn die durch Patent geschützte Erfindung zur Ausführung gebracht ist, was der
Behörde binnen Einmonatsfrist mitgeteilt werden muß, andernfalls das Patent für
nichtig erklärt wird.
Weiterhin ist von besonderer Wichtigkeit für Erfinder das (im Reichsgesetzblatt 1926
Teil II S. 3 ff. im Auszug im Blatt für Patent-, Muster- und Zeichenwesen 1926 Seite
23 ff. veröffentlichte) Gesetz vom 6. Januar 1926 über die deutsch-russischen, Rechts- und Wirtschafts-Verträge vom 12. Oktober 1925,
die am 12. März 1926 in Kraft treten. Alle nach dem Kriegsausbruch in Rußland für
verfallen erklärten Schutzrechte (Patente, Gebrauchsmuster, gewerbliche Muster,
Modelle und Warenzeichen) können auf Antrag mit alter Priorität wieder aufleben.
Ferner können alle Deutschen, die vom 1. August 1914 bis zum Inkrafttreten dieses
Vertrages in Deutschland ein Patent angemeldet haben, bei der Anmeldung in Rußland
die deutsche Priorität derart geltend machen, daß in die Zwischenzeit fallende
neuheitsschädliche Tatsachen unwirksam sind. Nur ein Vorbenutzungsrecht Dritter
bleibt bestehen. Für Anträge dieser Art sind bestimmte Fristen (6 bis 12 Mon.)
gesetzt.
Die deutschen Erfinder und die deutsche Industrie haben jetzt zu prüfen, welche ihrer
gewerblichen Schutzrechte für die Ausnutzung in Rußland von Wert sind. Diesen Schutz
zurück- oder neu zu erwerben, liegt nicht nur im eigenen Interesse der Beteiligten,
sondern ist auch ein Gebot der vaterländischen Pflicht. Die Erwerbung der
Schutzrechte in Rußland sichert den Deutschen ein neues Absatzgebiet und dient dem
wirtschaftlichen Wohle unseres Vaterlandes.
TWL-Mitteilungen. a) Anregungen aus den Kreisen von
Gewerbeschulmännern folgend hat die Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale
(TWL), Berlin NW 7, Dorotheenstr. 40, Drehstahlmodelle aus Holz hergestellt, die in
vergrößertem Maßstab die in den; Werkstätten üblichen Formen wiedergegeben. Der
Entwurf stammt von Oberstudiendirektor Stolzenberg, Charlottenburg. Wegen ihrer
Größe eignen sich die Modelle in ausgezeichneter Weise zur Vorführung im Unterricht,
viel besser als zeichnerische und bildliche Darstellungen oder die für
Unterrichtszwecke viel zu kleinen Originalwerkzeuge. Ihre Anschaffung kann deshalb
für technische Lehranstalten jeder Art, auch für Berufs- und Werkschulen, sehr
empfohlen werden.
Dem modernen Verfahren zur Herstellung von Sparwerkzeugen nach Patent Ludwig ist
Rechnung getragen, indem die metallisch unlösbar mit dem Werkzeugschaft verbundene
Schnellstahlschneide farbig hervorgehoben und bei einem der Modelle abhebbar
ausgeführt ist.
Für die Messung der Winkel am Drehstahl (Brust-, Keil- und Rückenwinkel) ist ein
besonderes Modell von Direktor Frauendienst und Ing. Discher konstruiert worden, das
in ungemein anschaulicher Weise bei verschiedenen Drehstahlformen die
Winkeländerungen beim Höher- und Tieferstellen des Stahles, sowie auch andere
Vorgänge vorzuführen ermöglicht.
Nähere Auskunft über die Modelle gibt das Druckblatt N 1, das als erstes einer Reihe
von Veröffentlichungen über „TWL-Neuerungen“ soeben erschienen ist.
b) Zeit und Kraft sparende Verfahren sind für geistige Tätigkeit von derselben
Bedeutung, wie für körperliche Arbeit. Ein wichtiger Beitrag zur Rationalisierung
auf diesem Gebiete ist z.B. die Papiernormung, die zu einheitlichen Zeitschriften-
und Karteiformaten führt, ebenso die allgemeine Verwendung mechanischer Hilfsmittel,
wie Rechenschieber und Zeichenmaschine, und die Ausbildung graphischer
Rechenverfahren (Momographie). Einen neuen, besonders interessanten Fortschritt im
gleichen Sinne stellt die Erfindung eines Apparates zur mechanischen Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke dar, die einem in
Buenos-Aires ansässigen deutschen Ingenieur, Otto Gottschalk, zu danken ist. Die
äußerst zeitraubende analytische Berechnung solcher Gebilde wird durch diese
Erfindung überflüssig.
Der als „Continestat Gottschalk“ bezeichnete Apparat besteht aus einer Schiene
mit Längs- und Querschiebern, einer Anzahl elastischer Stahlbänder und verschiedenen
Zubehörteilen. Er ermöglicht es nicht nur, die Formänderungen eines beliebig
belasteten Systems durch biegsame Bänder ohne weiteres darzustellen, sondern auch
die Einflußlinien für Auflagerkräfte und Biegungsmomente mechanisch ohne Rechnung zu ermitteln,
und zwar in allerkürzester Zeit. Die Genauigkeit ist oft noch größer als bei der
Rechnung, weil die hierbei notwendigen Vereinfachungen in den Voraussetzungen
fortfallen. Der Apparat eignet sich zur Berechnung von Trägern auf beliebig vielen;
Stützen, von Rahmenkonstruktionen und anderen, auch recht verwickelt gestalteten
Gebilden. Die Verschiedenheit des Trägheitsmomentes kann berücksichtigt werden.
Besonders sei hervorgehoben, daß sich nicht nur beim Nachrechnen festliegender
Systeme außerordentlich viel Zeit sparen läßt, sondern auch der Entwurf von
Bauwerken sehr erleichtert wird, weil der Einfluß irgend einer Aenderung in den
Annahmen, z.B. einer anderen Verteilung der Spannweiten, ohne weiteres aus der
Veränderung der Biegungslinie des Stahlbandes zu erkennen ist.
Nähere Auskünfte sind durch die Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale (TWL),
Berlin NW 7, Dorotheenstr. 40, zu erhalten.
Gewinnung und Verwertung von Erdgas in Polen. Erdgas kommt
in Polen in größeren Mengen zusammen mit Erdöl im Becken von Boryslaw und in Bitkow
vor, ferner ohne Begleitung von Erdöl in der Gegend von Stryj sowie in Kalusz. Im
Jahre 1923 wurden rd. 390 Mill. cbm Erdgas gewonnen.
Im Erdölbecken von Boryslaw befinden sich auch mehrere Anlagen zur Gewinnung von
Gasolin aus dem Erdgas. Diese erst im Jahre 1919 in Polen begründete Industrie
entwickelte sich in den letzten Jahren recht schnell und erfolgreich, wie folgende
Zahlentafel zeigt:
Jahr
Zahlder Anlagen
Verarb. GasmengeMill. cbm
Gasolingewinnungt
1922
3
6,95
922
1923
4
19,08
2045
1924
5
42,38
3435
Zwei weitere Anlagen wurden im Laufe des Jahres 1925 in Betrieb genommen, von denen
die eine nach dem Kompressionverfahren, die andere nach dem Absorptionverfahren von
Brégeat unter Verwendung von Tetralin als Absorptionmittel arbeitet. Das in Polen
aus dem Erdgas abgeschiedene Gasolin wird in der Hauptsache nach der
Tschechoslowakei, ferner nach Oesterreich und Danzig ausgeführt.
Sander.
Griechenlands Kohlenförderung. In Griechenland kommen nur
Braunkohlen vor, die Förderung des Landes war vor dem Weltkriege recht unbedeutend,
hat aber infolge der allgemeinen Kohlennot bis zum Jahre 1920 beachtenswerte
Fortschritte gemacht, wie folgende Zahlentafel erkennen läßt:
Jahr
Förderungt
Jahr
Förderungt
1913
20000
1923
118000
1920
197000
1924
111000
1922
132000
In den letzten 5 Jahren ist also wieder ein starker Rückgang der Förderung zu
verzeichnen, der auf die ungünstige Lage der Gruben sowie auf den schwierigen und
teuren Versand der Kohle zurückzuführen ist. Die Kohleneinfuhr betrug daher im Jahre
1924 668570 t gegen 463 000 t im vorhergehenden Jahre.
S.