Titel: | Die Schallgeschwindigkeit im Wasser. |
Autor: | H. Maurer, W. Speiser |
Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 238 |
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Die Schallgeschwindigkeit im Wasser.
Von Prof. Dr. H. Maurer, Berlin.
MAURER, Die Schallgeschwindigkeit im Wasser.
Als Schallgeschwindigkeit im Wasser wird im allgemeinen der Wert 1435 met/sec
angegeben, der den Beobachtungen von Colladon und Sturm im Genfer See entspricht. (So auch jüngst in Dingl.
Pol. Journal 1926 S. 117.) Kommt es aber auf eine genaue Angabe der
Schallgeschwindigkeit an, so ist zu berücksichtigen, daß sie mit Temperatur, Druck
und Salzgehalt des Wassers schwankt. Nun hat die Schallgeschwindigkeit im Wasser
neuerdings eine gewisse Wichtigkeit als Maßgröße erlangt, indem man, insbesondere
mit Echoloten, aus Schallausbreitungszeiten im Wasser Entfernungen und Meerestiefen
bestimmt. So lotet das deutsche Forschungs- und Vermessungsschiff „Meteor“
zurzeit das Atlantische Weltmeer mit dem Echo aus, und hat bis jetzt etwa 40000
solche Tiefseelotungen ausgeführt.
Bekanntlich ist allgemein die Schallgeschwindigkeit
v=\frac{1}{\sqrt{\rho\,K}}, wo ρ die Dichte und K die
Zusammendrückbarkeit des Mittels bedeuten. Die Zusammendrückbarkeit K ist so
verstanden, daß bei Druckzunahme dp sich das Volumen im Verhältnis (1–K dp) ändert.
Mit wachsender Temperatur nehmen K und ρ (abgesehen von
der Dichteanomalie des Wassers unter 4° C) ab, so daß v mit der Temperatur
zunimmt. Für K bei reinem Wasser und Atmosphärendruck gibt Ekman z.B. die Formel:
108K = 5111 – 37,62 t + 0,7 t2 – 0,004 t3.
Mit wachsendem Salzgehalt nimmt p zwar zu, K aber stärker
ab. Die letztere Einwirkung überwiegt, so daß v auch mit dem Druck wächst.
Auch mit wachsendem Druck nimmt ρ zu, K aber stärker ab,
so daß v auch mit dem Druck wächst.
Schallgeschwindigkeit im Meere bis zu
großen Tiefen.
Für größere Meerestiefen, wo die Druckeinwirkung mitberücksichtigt werden muß, wird
die Abhängigkeit sehr verwickelt. Ekman gibt nach Beobachtungen im Laboratorium und
auf See für K die Formel:
10^8K=
\frac{4886}{1+0,0_3\,183\,p}+0,1055\,p-227-[28,33\,t-0,551\,t^2+0,004\,^3]
+\frac{p}{1000}\,[9,5\,t-0,157\,t^2-0,0015\,pt]
-\frac{\sigma_0-28}{10}\,[147,3-2,72\,t+0,004\,t^3-\frac{p}{1000}\,(32,4-0,87\,t+0,02\,t^2)]
-\frac{(\sigma_0-28)^2}{100}\,[4,5-0,1\,t-\frac{p}{1000}\,(1,8-0,06\,t)]
Hier ist t die Temperatur nach Celsius, p der Druck in Bar (1 Bar = 104 Dyn/cm2) und
σ0 = (ρ0 – 1)
1000, wo ρ0 die Dichte bei t = 0° C für den
betreffenden Salzgehalt S darstellt. Die Grundzahl σ0 = 28 bedeutet S = 34,85 ‰ Salzgehalt.
Das große Werk von Bjerknes und Sandström, Statistik der Atmosphäre und der Hydrosphäre, Braunschweig
1912, erlaubt mit zahlreichen Korrektionstabellen in umständlicher Art den Wert von
p und K und daraus v für einen bestimmten Punkt im Meere nach dem dort vorhandenen
Werttripel: Temperatur, Salzgehalt und Druck zu bestimmen. Für die Echolotungen
kommt dann noch hinzu, daß man nicht den Wert von v an einer bestimmten Stelle,
sondern den Mittelwert von v für die ganze Säule von der Oberfläche bis zum
Meeresboden braucht. Es war daher sehr zu begrüßen, daß die Amerikaner Heck und Service in der vom
Internationalen Hydrographischen Bureau in Monaco herausgegebenen Hydrographie
Review Vol III Nr 1 (November 1925) S. 93–96 bequeme Tabellen zur Entnahme der
Schallgeschwindigkeit im Meere gegeben haben. Man entnimmt für die
aufeinanderfolgenden Schichten von je 200 Faden (366 m) Mächtigkeit nach Temperatur
und Salzgehalt den Wert v und mittelt diese v-Werte bis zum Grunde.
Die folgende Tabelle gibt einen Ueberblick, wie sich die Schallgeschwindigkeit in den
Schichten mit Temperatur, Salzgehalt und Tiefe ändert unter Verhältnissen, wie sie
im Meere vorkommen.
Schallgeschwindigkeit v in
met/sec.
Tiefe derSchichtmittem
Salzgehalt S ‰
Temperatur
0°
3°
6°
12°
18°
183
3137
144514152
14561464
14661475
14881497
15041513
1280
3137
14651472
14761485
14871496
15081518
15231534
1646
3137
14691479
14811491
14921502
15121523
2377
3137
14801489
14931501
15041515
3475
3137
15021511
15111520
4572
3137
15181527
15291536
5669
3337
15411545
6766
3337
15761580
8595
3337
15891595
Die lokale Schallgeschwindigkeit schwankt im Meere, wenn wir das fast salzlose Wasser
der Binnenmeere mitberücksichtigen, etwa von 1400 bis 1600 m/sec.
Schallgeschwindigkeit in den obersten 100 m
des Meeres.
Für Wasser der oberen Schichten, wo die Druckänderung noch keine Rolle spielt, kann
man mit einfacheren Formeln für die Schallgeschwindigkeit auskommen. Wood und Browne geben nach
Beobachtungen zwischen 6° und 17° C bei Atmosphärendruck die Formel:
v2 = 1450 + 4,2061 – 0,036612 + 1,137 (S – 35).
Mit der großen Ekmanschen Formel stimmt die folgende noch etwas besser:
v1.= 1445,3 + 4,461 – 0,0615 t2 + (1,3 – 0,015 t) (S – 35).
Die folgende Tabelle gibt für einige Wertpaare der Temperatur t und des Salzgehaltes
S (auch σ0) bei Atmosphärendruck die Werte der
Dichte ρ, der Zusammendrückbarkeit K (nach der genauen Ekmanschen Formel), die aus ρ
und K erhaltene Schallgeschwindigkeit v und die nach den einfachen Formeln
erhaltenen Werte v1 und v2:
Temp.t
Salz-gehaltS ‰
0
10
20
31
37
σ0
– 0,13
8,01
16,06
24,91
29,74
0°
ρ108Kvv1v2
0,9998751191397,81399,81410,2
1,0080149711412,71413,81421,6
1,0160648421425,71425,81432,9
1,0249147051440,11440,21445,4
1,0297446341447,71447,91452,3
6°
ρ108Kvv1v2
0,9999749121426,91427,41434,1
1,0078947881439,51439,51445,5
1,0158046721451,61451.61456,9
1,0244245491464,91464,91469,4
1,0291544851471,91472,11476,2
12°
ρ108Kvv1v2
0,9995247551450,51450,51455,4
1,0070446441462,21461,71466,8
1,0150545391473,21472,91478,1
1,0234644291485,31485,31490,6
1,0281343701491,91492,01497,5
18°
ρ108Kvv1v2
0,9986246431468,41469,31474,0
1,0065145381479,71479,61485,4
1,0138744411490,31489,91496,8
1,0222043391501,61501,21509,3
1,0268042851507,61507,41516,1
Von den 20 Zahlen nach Formel v1 weichen nur drei
mehr als 0,5 m von den Zahlen v, die den Ekmanschen Messungen entsprechen, ab. Die
Zahlen v2 der englischen Formel dagegen sind um 4
bis 12 m zu groß, durchschnittlich um 6,2 m. Da die Formel Beobachtungen im salzigen
Wasser der St. Margarets-Bay entspricht, ist es verständlich, daß sie für sehr
salzarmes Wasser bei niedriger Temperatur und für äußerst salziges Wasser bei hoher
Temperatur weniger gut stimmt. Nähme man die Konstante in v2 zu 1443,8 statt 1450, so würden von den 20 Werten
v2 nur noch drei mehr als 2 m von den Werten v
abweichen. Die amerikanischen Zahlen bei 183 m Tiefe sind höchstens 5 m größer als
die vorstehenden Zahlen v für geringen Druck bei gleichen Temperaturen und
Salzgehalten.
* * *
Zuschrift an die Schriftleitung.
Schallgeschwindigkeit in Seewasser. Zu der Angabe der
Schallgeschwindigkeit in Wasser in Dinglers polytechnischem Journal Bd. 341 Heft 11
S. 117 werde ich von sachverständiger Seite darauf aufmerksam gemacht, daß die
angegebene Zahl von 1435 m/s durch die neueren Messungen und Untersuchungen bei
Tiefseelotungen als zu klein befunden worden ist. Die Zahl ist bekanntlich im Jahre
1827 durch unmittelbare Messungen von Coladon und Sturm im Genfer See festgestellt
worden. Sie entspricht der auf Grund anderer physikalischer Beobachtungen
theoretisch zu berechnenden Zahl, die nach Müller-Pouillet 1453 m/s ergeben würde,
wenn man eben die im Genfer See vorliegenden Temperaturverhältnisse in Betracht
zieht. Da die Schallgeschwindigkeit in Flüssigkeiten weiterhin abhängt von dem
spezifischen Gewicht, der Temperatur und der Zusammendrückbarkeit, so ergeben sich für
Seewasser namentlich bei größeren Tiefen abweichende Werte. Nach den sehr
zahlreichen Tiefseemessungen mit dem Echolot, die das Vermessungsschiff
„Meteor“ ausgeführt hat, ist der Wert mit ungefähr 1480 bis 1490 m/s
anzusetzen.
Dipl.-Ing. W. Speiser.