Titel: | Das Bereich der ultravioletten Strahlen und ihre Anwendung. |
Autor: | Fritz Förster |
Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 2 |
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Das Bereich der ultravioletten Strahlen und ihre
Anwendung.
Von Oberingenieur Fritz Förster,
Berlin.
FÖRSTER, Das Bereich der ultravioletten Strahlen.
I.
In dem Begriff „Licht“ fassen wir alle diejenigen Erscheinungen zusammen, die
uns durch unser optisches Organ, das Auge, vermittelt werden. Licht ist die Ursache,
daß wir überhaupt etwas sehen, denn nur auf die Lichtreizungen, welche die Netzhaut
(retina) im Innern unseres Auges erfährt, reagieren die optischen Medien des Auges.
Die empfindlichste Stelle der Netzhaut ist der sogenante gelbe Fleck (macula lutea
retinae), dessen vertiefter mittlerer Teil die Netzhautgrube (fovea centralis), die
Stelle der konzentrierten Sehschärfe, der Fixationspunkt ist. Diese Stelle der
Netzhaut fällt nicht etwa mit der Eintrittsstelle des Sehnervs in das Auge zusammen,
sondern beide Stellen liegen in der Netzhaut sehr nahe in gleicher Höhe
nebeneinander, so zwar daß an beiden Augen die Eintrittsstelle des Sehnervs, der
sogenannte „blinde Fleck“ (papilla optica) nach innen liegt. Der Sehnerv
(nervus opticus) verästelt sich von hier aus über die ganze Netzhaut im Innern des
Auges. Die Lichteindrücke werden durch den Sehnerv der hierfür zuständigen Stelle
des Gehirns vermittelt und uns so zum Bewußtsein gebracht.Näheres hierüber vgl.: O. Lummer, „Grundlagen, Ziele und Grenzen der
Leuchttechnik.“ Aufl. 1918 Kapitel V (Verlag R. Oldenbourg, Berlin
und München).
In einem völlig dunklen Raum werden wir mit unseren Augen gar nichts wahrnehmen.
Bringen wir aber eine Lichtquelle von beliebiger Lichtstärke in den Raum, so werden
wir nicht nur die Lichtquelle selbst, sondern auch alle anderen Gegenstände in dem
Raume wahrnehmen, welche von den der Lichtquelle entströmenden Lichtstrahlen direkt
oder indirekt getroffen werden. Die Lichtquelle leuchtet also nicht nur selbst,
sondern sie bringt durch ihren Lichtstrom auch alle anderen Gegenstände im Raume je
nach ihrem Reflexionsvermögen zum Leuchten. Nur ein „absolut schwarzer
Körper“ dessen Reflexionsvermögen gleich Null ist, wird auch hier unsichtbar
bleiben.
Fast alle uns bekannten natürlichen und künstlichen Lichtquellen sind nach Helmholtz
sogenannte
„Temperaturstrahler“ zum Unterschiede von den durch Lumineszenz, Fluoreszenz
und Phosphoreszenz leuchtenden Lichtquellen, die aber z. T. noch wenig erforscht
sind und deren Lichterscheinungen nach Eilhard Wiedemanns Vorschlag unter dem
Sammelbegriff „Lumineszens-Erscheinungen“ zusammengefaßt werden. Unter
„Fluoreszenz“ im eigentlichen Sinne versteht man die Eigenschaft mancher
Substanzen, die, vom Lichte getroffen, während der Dauer der Einwirkung des Lichtes
selbstleuchtend werden, meist aber dann ein anderes Licht ausstrahlen als dasjenige,
welches auf sie fällt. Unter „Phosphoreszenz“ im eigentlichen Sinne versteht
man die Eigenschaft gewisser Körper, die, vom Lichte getroffen, noch eine Zeitlang
nachleuchten, nachdem die Einwirkung des auf sie fallenden Lichtes bereits aufgehört
hat.
Es ist anzunehmen, daß das Quecksilberdampflicht der Quarzlampe, ebenso wie das Licht
aller glühenden Gase und Dämpfe vorherrschend Lumineszenzlicht ist, was auch in dem
Emissions-Spektrum der Quarzlampe (vergl. Abb. 1
Seite 3) zum Ausdruck kommt. Wie alle glühenden Gase und Dämpfe von hoher Temperatur
zeigt das Quarzlicht im Spektroskop kein kontinuierliches Spektrum, wie die
Temperaturstrahler, sondern ein sogenanntes Linienspektrum. Glühende Gase und Dämpfe
von niederer Temperatur dagegen (Geisler- und Hittorfsche Röhren, Teslalicht und
Moorelicht) ergeben ein charakteristisches Bandenspektrum. Als weiterer Beweis
dafür, daß das Quecksilberdampflicht vorherrschend als Lumineszenzlicht aufzufassen
ist, mag u.a. das Ergebnis eines Experimentes dienen, bei welchem das
eingeschlossene Quecksilberdampflicht bis auf die Temperatur der flüssigen Luft (–
191° C) abgekühlt wurde, dennoch aber mit unverminderter Lichtstärke
weiterleuchtete.O. Lummer, „Grundlagen, Ziele und Grenzen der Leuchttechnik.“ Aufl.
1918 (Verlag R. Oldenbourg, Berlin und München).
Bei den Temperaturstrahlern bestehen zwischen Wärme- und Lichtemission gewisse
Abhängigkeiten. Wärme und Licht sind ebenso wie der
Schall, die Schwere, oder wie Magnetismus und Elektrizität, Bezeichnungen für
eine bestimmte Form von Energie, und zwar bezeichnet man Schall, Licht und Wärme als
kinetische Energie (Energie der Bewegung), im Gegensatz zur potentiellen Energie
(Energie der Ruhe), wie Magnetismus und statische Elektrizität im Ruhezustande.
Analog wie die Schwere z.B. in einem hochliegenden Körper, der am Herabfallen
gehindert wird, als potentielle Energie, und im freifallenden Körper als kinetische
Energie aufzufassen ist, so auch die Elektrizität. Der elektrische Strom ist
kinetische Energie im Gegensatz zu der ruhenden statischen Elektrizität, als
potentielle Energie, z.B. der Elektrizität eines geladenen Konduktors.
Die kinetische Energie der Wärme äußert sich durch Strahlung. Jeder Körper, der
wärmer ist als seine Umgebung, gibt Energie an seine Umgebung ab. Diese Energie kann
uns als Wärme, oder als Wärme und Licht wahrnehmbar sein, je nach der Intensität der
Strahlung, oder, was dasselbe sagt, je nach der Temperatur des Energie
ausstrahlenden Körpers.
Bringen wir einen Eisenstab, welchen wir an einem Ende beinahe bis zur dunkelsten
Rotglut erwärmt haben, in einen völlig dunklen Raum, so werden wir zunächst, so
lange der Stab nicht glüht, in dem dunklen Raum nur die Wärme, die von dem Eisenstab
ausstrahlt, als Strahlungsenergie mit unseren Sinnen (Gefühl) wahrnehmen können.
Erwärmen wir den Eisenstab aber bis zur Rot- oder Weißglut, so werden wir jetzt,
wenn wir den Stab wieder in den völlig dunklen Raum bringen, neben einer
intensiveren Wärmestrahlung auch Licht als Strahlungsenergie erhalten.
Bis zur Temperatur von etwa 500° C werden wir von der ausstrahlenden Energie mit
unseren Sinnesorganen nur die Wärmestrahlung wahrnehmen. Von da ab werden sich
unserem Auge auch Lichtstrahlen bemerkbar machen.
Nach einem von Draper um die Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgestellten Gesetz
sollen alle festen Körper bei einer Temperatur von 525° C zu leuchten beginnen, wenn
man von dem theoretisch interessanten, praktisch aber belanglosen Phänomen der
Grauglut vor Eintritt der Rotglut absieht. H. F. Weber und E. Emden haben aber
später nachgewiesen, daß Gold schon bei 423° C, Neusilber sogar schon bei 403° C zu
leuchten beginnen.
Die Helligkeit des Glühens wächst stärker an als die Temperatur. Bezeichnet man die
Helligkeit mit H, die absolute Temperatur mit T, so kann man das Verhältnis zwischen
Helligkeit und Temperatur durch die Gleichung ausdrücken:
\frac{H_1}{H_2}=\left(\frac{T_1}{T_2}\right)^x,
wobei mit steigender Temperatur zwischen 600 und 2000° C die
Potenzwerte für x von 10 bis zu 30 ansteigen.
Aus der Physik ist uns bekannt, daß das Sonnenlicht, welches von dem blendend-weiß
glühenden Tagesgestirn zu uns dringt, sich – wie das Licht aller Temperaturstrahler
– durch ein Glasprisma im Spektroskop in alle die verschieden farbigen
Strahlengattungen zerlegen läßt, aus denen es sich zusammensetzt. Aus dem mehr
oder weniger kontinuierlichen Spektrum eines Temperaturstrahlers ersehen wir, daß
das Licht je nach der Höhe der Temperatur des leuchtenden Körpers sich aus ganz
bestimmten Strahlengattungen zusammensetzt und daß bei einem reinen
Temperaturstrahler mit steigender Temperatur immer mehr sichtbare und unsichtbare
Strahlengattungen zu den bereits vorhandenen hinzutreten. Wir wissen, daß die
Lichtstrahlen als äußerst kurzwellige Schwingungen des Lichtäthers von sehr hoher
Schwingungszahl (Frequenz), die Wärmestrahlen dagegen als Aetherschwingungen von
größerer Wellenlänge und geringerer Frequenz aufzufassen sind. Durch die zwischen
der Wellenlänge und der Schwingungszahl bestehenden Relationen ist jede
Strahlengattung des Lichtes durch ihre Wellenlänge ebenso wie durch die
Schwingungszahl bestimmt. Ueber den Zusammenhang von Wellenlänge, Schwingungszahl
und Farne der Lichtstrahlen gibt uns die nachstehende Spektraltabelle Aufschluß:
Spektral-Tabelle
Farbe
rot
orange
gelb
grün
blau
indigo
violett
Ausdruck für dieEnergie
Wellenlänge
760
625
570
530
460
425
395
μμ = Millionstelmm*)
Frequenz
395
480
525
565
650
700
760
Billionen Schwin-gungen pro Sek.
*) Da man die verschiedenen Strahlengattungen des
Emissions-Spektrums einer Lichtquelle im allgemeinen nach der Wellenlänge (λ) bestimmt, diese aber nur Tausendstel oder
Millionstel mm beträgt, so hat man für Wellenlängen von Tausendstel mm die
Bezeichnung „μ“ und für Millionstel mm die
Bezeichnung „μμ“ eingeführt.
Die bei einem Temperaturstrahler an der untersten Grenze eben als Licht wahrnehmbare
Strahlungsenergie, d. i. die dunkelste Glut, – ist rot. Die Wellenlänge λ der roten
Lichtstrahlen ist laut vorstehender Tabelle ca. 0,0008 mm = 800 μμ bei einer
Frequenz von ca. 400 Billionen Schwingungen pro Sek. Mit steigender Temperatur
erhalten wir neben diesen Schwingungen auch solche von immer kürzeren Wellenlängen
mit immer höheren Schwingungszahlen und damit auch Strahlen in orange, gelb, grün,
blau, violett usw. mit allen Zwischenstufen. Jeder Farbenton der Spektralskala
entspricht einer bestimmten Wellenlänge und Schwingungszahl. Das Produkt Wellenlänge
× Schwingungszahl ist konstant und entspricht der Lichtgeschwindigkeit, welche
300000 km je Sekunde beträgt. Das hellste uns bekannte Licht, das auch die höchste
Temperatur und damit die höchste Strahlungsintensität besitzt, strahlt nicht
farbiges, etwa violettes Licht aus, sondern blendend-weißes Licht und dieses weiße
Licht ist ein Gemisch von allen Strahlengattungen, sichtbaren und unsichtbaren, wie
durch das bekannte Emissions-Spektrum `er Sonne überzeugend erwiesen. Als Beweis
dafür, daß das weiße Licht aus allen farbigen Strahlengattungen zusammengesetzt ist,
gilt das umgekehrte Experiment: Newtons „Farbenscheibe“ oder
„Farbenkreisel.“ Teilt man eine kreisrunde Scheibe in 7 radiale Felder
und trägt in die 7 Felder die 7 Hauptfarben des Sonnenspektrums auf, so wird, wenn
man die
Farbenscheibe in schnelle Rotation versetzt, durch die Vermischung der Farben
die vorher bunte Farbenscheibe dem Auge weiß erscheinen. Je reiner und
übereinstimmender mit dem Spektrum man die Farben aufträgt, um so reiner wird das
„Weiß“ der rotierenden Scheibe ausfallen.
Diesseits und jenseits des Bereiches der sichtbaren Strahlen vorstehender
Spektral-Tabelle setzt sich diese, unserem Auge unsichtbar, an dem einen Ende über
rot in ultrarote Wärmestrahlen bis zu 90000 μμ und am anderen Ende über violett in
ultraviolette, chemisch-aktinische Strahlen bis zu 100 μμ, dem bis heute
nachgewiesenen kürzest-welligen Ultraviolett fort. Wir unterscheiden also in unserer
Schwingungsskala mit dem Wellenbereich von 90000 μμ bis zu 100 μμ: Wärmestrahlen
(von 90000 bis zu 800 μμ), Lichtstrahlen (von 800 bis 400 μμ) und chemisch-wirksame
Strahlen (von 400 bis zu 100 μμ). Die unsichtbaren ultraroten Wärmestrahlen können
durch empfindliche Thermometer (Thermoelemente!), die unsichtbaren ultravioletten,
chemisch-wirksamen Strahlen durch die photographische Platte (Bromsilber usw.)
nachgewiesen werden. Bei der Temperaturermittlung wird man weiter die Beobachtung
machen, daß die Wärmestrahlung in Richtung auf ultrarot der Spektralskala und
darüber hinaus zunimmt, während sie in entgegengesetzter Richtung auf ultraviolett
und darüber hinaus abnimmt. Nichtsdestoweniger ist die Temperatur der
Gesamtstrahlung bei einem Licht, welches mit seiner Strahlenemission weit in das
Bereich der ultravioletten, chemisch-wirksamen Strahlen hineinreicht, immer, größer
als bei einem Licht, dem die ultravioletten Strahlen fehlen, weil diese nur durch
höhere Gesamttemperatur erzeugt werden. Die ultravioletten Strahlen sind stets das
Attribut starker Lichtenergien.
Für die praktische Beleuchtungstechnik sind sowohl die ultraroten Wärmestrahlen wie
die ultravioletten, chemisch-wirksamen Strahlen vom Uebel. Ihre schädlichen
Wirkungen werden durch die Hilfsmittel und Rüstzeuge der Beleuchtungstechnik aber in
verhältnismäßig einfacher Weise beseitigt. Insbesondere sind es die kurzwelligen
ultravioletten Strahlen, die eine gesundheitsschädliche physiologische Wirkung auf
die Netzhaut unserer Augen ausübenO. v. Sicherer, „Die Hygiene des Auges.“ II. Auflage 1913. und deshalb im Lichte unserer praktischen Beleuchtungsanlagen ausgemerzt
werden müssen, was in sehr einfacher und sicherer Weise schon durch gewöhnliches
Klarglas geschieht.
Aus der Zusammenstellung einiger Spektra der Sonne (Streifen 1), der
Reinkohlen-Bogenlampe (Streifen 2), der Solluxlampe (Streifen 3) und der Quarzlampe
ohne und mit verschiedenen Filtern (Streifen 4–11) auf obenstehender Spektraltafel
(Abb. 1) ist ersichtlich, wie weit das Spektrum
der Quarzlampe ohne Filter gegenüber anderen Lichtquellen von hoher Temperatur in
das kurzwellige Ultraviolett hineinreicht. Da eine eigentliche reaktionskräftige
chemische Wirkung der ultravioletten Strahlen erst bei einer Wellenlänge von 300 μμ
beginnt, so ist die Ueberlegenheit der Quarzlampe in bezug auf ihre reiche
Ultraviolett-Emission hier sehr deutlich zu erkennen. Das Spektrum der
Quarzlampe ohne Filter (Streifen 4) zeigt auch im kurzwelligen Ultraviolett bis 230
μμ noch starke Strahlung. Diese Strahlung erstreckt sich weit über 230 μμ hinaus.
Der zur Aufnahme benutzte Spektrograph vermochte sie nur nicht weiter aufzunehmen.
Beweis dafür, daß die Quarzlampe noch starke Strahlungen sogar über 200 μμ hinaus
emittiert, ist das Auftreten von Ozon (dreiatomiger Sauerstoff O3). Ozon entsteht, wie physikalisch nachgewiesen
ist, bei Temperaturstrahlern nur, wenn diese ultraviolette Strahlen unter 190 μμ
emittieren und zwar sind es vorzugsweise die Ultraviolettstrahlen von 187 μμ, bei
welchen eine starke Ozonbildung auftritt. Aus Abb. 1
ersehen wir nun weiter: Durch Vorschaltung von 1,3 mm Uviol-Klarglas (Streifen 5)
wird das kurzwellige Ende des Spektrums bis etwa 260 μμ hin ausgelöscht.
Textabbildung Bd. 342, S. 3
Abb. 1.Spektraltafel.
1 Sonne (in der Ebene), 2
Elektrische Reinkohlen-Bogenlampe, 3 Solluxlampe (weißglühende Wolframspirale),
4 Quarzlampe ohne Filter, 5 Quarzlampe durch 1,3 mm Klar-Uviolglas, 6 Quarzlampe
durch 2,6 mm (doppelt) Klar-Uviolglas, 7 Quarzlampe durch 1,3 mm
Uviol-Blaufilter, 8 Quarzlampe durch 2,6 mm (doppelt) Uviol-Blaufilter, 9
Quarzlampe durch 1 mm Fensterglas, 10 Quarzlampe durch 0,25 mm Zelluloidschirm,
11 Quarzlampe durch 0,05 mm Glimmerschirm.
Durch doppelt starkes Uviolglas (Streifen 6) geht die Absorption weiter, etwa bis 270
(260 bis 280) μμ.
Streifen 7 zeigt die Veränderung des Spektrums durch das Normal-Uviolglas-Blaufilter.
Man sieht am langwelligen Ende zwischen 500 und 600 μμ die beiden hellen Linien (in
der Natur gelb und grün) vollkommen ausgelöscht, d.h. das Licht hat
das aktinisch-unwirksame Gelb und Grün, das oft durch unerwünschte Helligkeit
stört, vollkommen verloren; es enthält im sichtbaren Gebiet, oberhalb 400 μμ, nur
noch den letzten chemisch- und biologisch-wirksamen blauvioletten Teil der
Strahlung, es erscheint rein dunkelblau-violett. Das wertvolle Ultraviolett-Gebiet
zwischen 280 und 320 μμ ist ungeschwächt. Mit der Linie 280 μμ, die noch recht stark
erscheint, endet die Strahlung.
Streifen 8 ist aufgenommen mit demselben Blaufilter in doppelter Stärke. Die letzte
Linie liegt bei 297 μμ, was eine besonders milde Strahlung ergibt, die sich
derjenigen der Natursonne noch mehr nähert und deshalb für ärztliche Zwecke meist
erwünscht ist.
Textabbildung Bd. 342, S. 4
Abb. 2.Quarzbrenner für Gleichstrom (220 Volt).
Streifen 9 zeigt die Absorption durch außergewöhnlich dünnes (1 mm) Fensterglas. Man
sieht, daß nur langwelliges, wenig wirksames Ultraviolett hindurchgeht. Bei normaler
Glasstärke von 2 bis 3 mm wird auch die Linie 313 μμ kaum noch erscheinen.
Textabbildung Bd. 342, S. 4
Abb. 3.Quarzlampe als „Künstliche Höhensonne“ (System
Bach).
Streifen 10 und 11 zeigen noch die Absorption von dünnen Folien aus Zelluloid und
Glimmer in 0,25 bzw. 0,05 mm, die für manche Versuche in Frage kommen.L. J. Busse, „Ultraviolette Strahlen und ihre Eigenart“
(Sollux-Verlag, Hanau a. M.).
Der Physiker Dr. Richard Küch, der Erfinder des Quarz-Schmelzverfahrens hat im Jahre
1905 auch die Quarzlampe erfunden.
Die Quarzlampe ist eine Quecksilberdampflampe, bei welcher das durch den
elektrischen Strom im Quecksilber-Lichtbogen mit einer Temperatur von etwa 2000° C
erzeugte Quecksilberdampflicht in einer luftleeren Quarzglasröhre eingeschlossen
ist. (Abb. 2.)
Quarz ist der schwer schmelzbare und im geschmolzenen Zustande auch schwierig zu
bearbeitende Bergkristall (Siliciumdioxyd oder Kieselsäureanhydrid SiO2).
Textabbildung Bd. 342, S. 4
Abb. 4.Quarzlampe als „Künstliche Höhensonne“ (System Bach),
Standardmodell.
Schon lange war es bekannt, daß glühende Quecksilberdämpfe chemisch-wirksame,
ultraviolette Strahlen in großer Menge aussenden. Bei den gewöhnlichen
Quecksilberdampflampen (Cooper-Hewitt) in der langen Glasröhre wurden die
ultravioletten Strahlen aber von der Glasumhüllung wieder absorbiert. Quarz läßt
einmal die ultravioletten Strahlen vollständig durch, dann aber gestattet er auch,
den Quecksilberdampf auf weit höhere Temperatur zu bringen, als es in Glasröhren
möglich ist, weil Quarz seine Festigkeit noch bei einer Temperatur behält, bei der
gewöhnliches Glas schon flüssig wird. Infolge der sehr hohen Temperatur nimmt aber
auch die Menge der vom Quecksilberdampf ausgesandten ultravioletten Strahlen ganz
außerordentlich zu, und so gelang es – dank der von Küch erreichten Schmelzbarkeit
des Bergkristalls –, eine Lampe herzustellen, die alle bisher bekannten
Lichtquellen in bezug auf Ultraviolett-Ausstrahlung weit übertrifft.
Textabbildung Bd. 342, S. 5
Abb. 5.Quarzlampe als „Künstliche Höhensonne“ (System
Jesionek).
Bei Erfindung der Quarzlampe wußte man nun allerdings mit dem großen Reichtum der
Lampe an ultravioletten Strahlen zunächst nicht recht etwas anzufangen. Dieser
Reichtum wurde sogar in der praktischen Beleuchtungstechnik, wo die Quarzlampe
zuerst für gewisse Fabrikationsbetriebe, wie Gießereien, Maschinenfabriken,
Buchdruckereien, Setzereien usw. Verwendung gefunden hatte, bald als nachteilig,
störend und schädlich angesehen. Vor allen Dingen weigerten sich die Arbeiter in dem
blau-grünlichen Lichte, das alle Farben veränderte und dadurch auch dem Menschen ein
wenig vorteilhaftes Aussehen gab, zu arbeiten und so verschwand die Quarzlampe
allmählich aus den Beleuchtungsanlagen der Fabrikbetriebe wieder. Man suchte
und fand bald andere Anwendungsgebiete für die Quarzlampe. Für praktische
Beleuchtungszwecke mußte sie unbedingt mit einer Glasglocke, ähnlich der der
elektrischen Bogenlampen, über den Quarzbrenner ausgerüstet werden, um dadurch (vgl.
Streifen 9, Abb. 1) dem Quarzlicht die dem Auge
schädlichen kurzwelligen Ultraviolettstrahlen zu entziehen. Diese erste Quarzlampe
zu Beleuchtungszwecken hatte auch noch so etwas wie einen Bogenlampen-Mechanismus,
er bestand im wesentlichen aus einer elektromagnetischen Kippvorrichtung, welche
nach dem Einschalten die Zündung bewirkte. Dieser Mechanismus war erforderlich, weil
die Quarzlampen zu Beleuchtungszwecken, genau wie die elektrischen Bogenlampen,
außerhalb des Handbereiches hoch aufgehängt wurden. Die Quarzlampe zu
Bestrahlungszwecken befindet sich aber stets im Handbereich (vgl. Abb. 3 u. 4). Sie
besteht in der Hauptsache aus:
1. dem Quarzbrenner als eigentliche Lichtquelle,
2. dem Gehäuse mit Reflektor,
3. der sehr einfachen Aufhänge- und Kippvorrichtung und
4. dem Vorschalt-Widerstand oder Transformator.
Beide Quarzlampentypen, System Bach und Jesionek, als „künstliche Höhensonne“
werden sowohl in hängender Ausführung (nach Abb. 3)
wie in stehender Ausführung mit Stativ (nach Abb. 4
u. 5) angefertigt. Die Quarzbrenner für Gleichstrom
sind von denen für Wechselstrom durchaus verschieden. Die Quarzbrenner für
Gleichstrom haben je nach der verfügbaren Netzspannung (110 oder 220 Volt)
verschiedene Längen, während für Wechselstrom nur eine Brennertype und zwar für die
hierfür günstigste Brennerspannung von ca. 180 Volt hergestellt wird. Auf diese
Spannung wird durch den für jede Wechselstrom-Quarzlampe erforderlichen
Transformator die jeweilig vorhandene Netzspannung transformiert.
In der nachstehenden Tabelle sind die wichtigsten technischen Daten für den Betrieb
der Quarzbrenner, sowohl der Bach- wie der Jesionek-Quarzlampe, angegeben:
NetzspannungVolt
Betriebs-Strom-stärkeAmp.
Anlauf-strom
Amp.
Klemmen-Spannungam BrennerVolt
Licht-bogen-längeca. mm
UngefähreLicht-stärkein Hk*
Strom-ver-brauch
Gleichstrom
TypeBach
110220
42,5
11 8
70–80150–160
60120
12002000
0,44 kW
0,55 kW
TypeJesionek
110220
63½-4
1611
70–80150–160
60120
20003000
0,70 kW
0,90 kW
Wechselstrom
(Primär)
TypeBachundJesionek
120
220
7,5
3,7
11
9
175–185
120
(dreipolig)
2500
0,60 kW
0,70 kW
*) Hk = Hefnerkerzen.
Die unter Anlaufstrom angegebenen Werte ergeben sich kurz nach dem
Zünden und werden zunächst schneller, dann langsamer kleiner, bis nach sechs Minuten
die Normalstromstärke erreicht ist.
(Teil II folgt.)