Titel: | Das Bereich der ultravioletten Strahlen und ihre Anwendung. |
Autor: | Fritz Förster |
Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 13 |
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Das Bereich der ultravioletten Strahlen und ihre
Anwendung.
Von Oberingenieur Fritz Förster,
Berlin.
FÖRSTER, Das Bereich der ultravioletten Strahlen und ihre
Anwendung.
II.
Als die bekannten Schweizer Aerzte Dr. Bernhard im Höhenkurort St. Moritz im Kanton
Engadin und Dr. Rollier im Höhenkurort Leysin im Kanton Waadt ihre
aufsehenerregenden Heilerfolge veröffentlichten, die sie bei chirurgischer
Tuberkulose unter Ausnutzung der Hochgebirgssonne erzielten, kam man auf den
Gedanken, die Höhensonne künstlich zu ersetzen. Man hatte nämlich bald erkannt, daß
die Heilwirkung der Hochgebirgssonne nicht so sehr auf der Sonnenwärme als vielmehr
auf den unsichtbaren ultravioletten Strahlen des Sonnenlichtes beruhte, welche durch
verunreinigte Luftschichten, Dämpfe, Staub und Rauch usw. leicht absorbiert werden
und deshalb dem Sonnenlicht der Ebene und des Mittelgebirges fehlen. Diese
Erkenntnis führte nach zahlreichen, von ärztlichen Kapazitäten wie Nagelschmidt,
Axmann, Breiger u.a. angestellten Versuchen allmählich zu den heutigen praktischen
Entwicklungsformen und zu der hohen Bedeutung, welche die Quarzlampe besonders als
„künstliche Höhensonne“ (nach Geheimrat Dr. Bach in Bad Elster und nach
Prof. Dr. Jesionek von der Universitäts-Hautklinik in Gießen) erlangt hat (vgl. Abb. 1 u. 2). Diese
Bestrahlungsapparate senden mehr heilkräftige, unsichtbare ultraviolette Strahlen
aus, als die Natursonne im Hochgebirge, weshalb sie auch in noch höherem Maße als
diese eine tiefer wirkende Hautreizung und damit eine kräftige Anfüllung der
Hautblutgefäße des menschlichen Körpers erzeugen. Hierauf basieren im wesentlichen
die mit den ultravioletten Strahlen der Quarzlampe erzielten Heilerfolge.
Textabbildung Bd. 342, S. 13
Abb. 6.Kombinierte Bestrahlung rachitischer Kinder m. Hanauer Quarzlampen
(System Bach und Jesionek) als künstliche Höhensonne und Solluxlampen im
Stadtgesundheitsamt Hanau.
Die spezifische Heilwirkung bei Kinderkrankheiten wie Keuchhusten, Rachitis und
Skrofulöse und die dabei erzielten überraschenden Erfolge haben die epochale
Bedeutung der Quarzlampe und ihre dominierende Stellung in der Lichttherapie fest
begründet. Insbesondere bei Rachitis, der sogenannten „englischen Krankheit“
der Kinder, die durchaus nicht als Armeleute-Krankheit anzusprechen ist, haben die
ultravioletten Strahlen der Quarzlampe sich seit dem Jahre 1919 als das einzige
sicher wirkende Heilmittel erwiesen und bestens bewährt (vgl. Abb. 6). Der hohe therapeutische Wert der
ultravioletten Strahlen auf diesem medizinischen Spezialgebiet ist von dem
Kinderarzt Dr. K. HuldschinskyHuldschinsky. „Die
Ultraviolettstrahlen-Therapie“ (Sollux-Verlag Hanau). zuerst erkannt und nach ihm in den medizinischen Forschungsinstituten aller Länder bestätigt
worden. Diesem verdienstvollen Arzt und Forscher ist kürzlich für die beste Arbeit
auf dem Gebiete der Kinderheilkunde der Heubner-Preis verliehen worden. Die in Abb. 6 neben der Quarzlampe erkenbare Solluxlampe
(Sonnenlichtlampe!) ist ausgezeichnet durch großen Reichtum an leuchtenden
Wärmestrahlen, die mit dem Reichtum an ultravioletten Strahlen der Quarzlampen
vereinigt der Gesamt-Strahlung den vollen Charakter und die Wirkung des
Sonnenlichtes im Hochgebirge geben.
Die erste therapeutische Anwendung der Quarzlampe erfolgte durch Prof. Dr. Kromeyer
in Berlin. Nach seinen Angaben wurde bereits 1906 eine eigenartige, nach ihm
benannte wassergekühlte Quarzlampe zur Lupusbehandlung und für andere hautärztliche
Zwecke ausgebildet (Abb. 7). Die Anregung dazu gab
die Finsensche Druckbehandlung des Lupus durch konzentriertes elektrisches
Bogenlicht, die zu dieser Zeit gerade eingeführt war.
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Abb. 7.Die Kromeyerlampe.
Ein Quarzbrenner in ∩-Form, von einem Quarzmantel umschlossen, wurde in ein nur
faustgroßes, enges, wasserdurchspültes Metallgehäuse eingebaut, aus welchem durch
ein Quarzfenster von 5 cm Durchmesser, also erheblich größer als die Finsensche
Drucklinse, ein Licht von etwa 1500 Hefnerkerzen (HK) strahlt. Diese wassergekühlte
Kromayerlampe kann mit ihrem Quarzfenster direkt an den Krankheitsherd fest
angepreßt werden (Finsensche Kompressionsmethode!). Auf Grund ihrer starken
Ultraviolettausstrahlung hatte sie die damals auftauchenden komplizierten
Finsenapparate sehr bald aus dem Felde geschlagen. Sie hatte sich bei allen
Hautkrankheiten vorzüglich bewährt und wurde in über 5000 dermatologischen
Instituten und Lupusheilstätten aller Länder eingeführt.
Heute gilt sie als unentbehrlich für jede ärztliche dermatologische
Berufsausübung, u.a. auch namentlich bei Ohren-, Nasen- und Kehlkopfkrankheiten u.
dergl. m.
Die größte Bedeutung aber hat die Quarzlampe als „künstliche Höhensonne“ ohne
Frage in der Wundbehandlung gewonnen. Besonders die Wundvernarbung und der ganze
Heilprozeß, selbst nach umfangreichen Resektionen, vollzieht sich unter ihrem Licht
in einer so überraschend günstigen Weise, daß sich hieraus die allgemeine
Verwendung, welche die Quarzlampe in den deutschen Kriegslazaretten gefunden hat,
erklärt. Die Ultraviolettbestrahlung wirkt hier desinfizierend, desodorierend und
austrocknend, regt die Wundreaktion an, reinigt die Wunde und fördert die Bildung
einer gesunden Granulation.
Diese unbestreitbar günstigen Ergebnisse rechtfertigen auch die Forderung: die
ultravioletten Strahlen der Quarzlampe in noch viel größerem Umfange als bisher zur
Behandlung von Wunden anzuwenden. Jede Operation, jeder Verbandwechsel sollte mit
einer Bestrahlung durch die Quarzlampe als „Künstliche Höhensonne“
abgeschlossen werden.
Französische Aerzte haben vermutlich erst jetzt den Wert der Wundbehandlung mit
ultravioletten Strahlen erkannt. In der „Academie des Sciences“ trug Anfang
1923 Professor Widal den Bericht des Dr. Ménard und seiner Assistenten vor. Auf
Grund der Erfahrungen an einem großen Material fand der Referent, daß keine Methode
in so überraschend kurzer Zeit Wunden zur Vernarbung bringt, wie die
Ultraviolettbestrahlung. Er empfiehlt die Anwendung der Ultraviolettstrahlen nicht
nur bei verunreinigten Wunden, sondern auch bei glatten Operationswunden. Schon im
Kriege haben Tausende deutscher Aerzte die Quarzlampe als „künstliche
Höhensonne“ zum Segen zahlloser Verwundeten benutzt und ihre Erfahrungen
bereits vor Jahren veröffentlicht.
Auch für die Industrie ist gerade dieses Anwendungsgebiet der Quarzlampe, die
Wundbehandlung, besonders beachtlich. Bei Betriebsunfällen hat sich die Anwendung
der Ultraviolettbestrahlung insofern als außerordentlich zweckdienlich und nützlich
erwiesen, als die Verletzten schneller und ohne Komplikationen wiederhergestellt
wurden. Gerade in den Großbetrieben ist es von unschätzbarem Werte, bei vorkommenden
Betriebsunfällen und Verletzungen in der Quarzlampe sofort das richtige Mittel zur
Hand zu haben, um Wunden rasch auszuheilen und Verstümmelungen durch kontagiöse und
infektiöse Komplikationen zu vermeiden.
Dr. George, Fabrikarzt der Packard-Motor-Car-Company, einer der bedeutendsten
amerikanischen Automobilfabriken, hat sich die Methode zu eigen gemacht, bei jeder
Betriebs Verletzung die Wunde sofort mit ultravioletten Strahlen zu behandeln. Die
Arbeitsunfähigkeit wurde durch diese Behandlungsmethode im allgemeinen
durchschnittlich um 40% verkürzt.
Weiter, hat sich die Ultraviolettbestrahlung therapeutisch vorzüglich bewährt bei,
allgemeiner Neurasthenie, Herzleiden, Arterienverkalkung, sowie
überhaupt bei allen Gefäßerkrankungen, bei Stoffwechselkrankheiten, wie Rheuma,
Gicht, Zuckerkrankheit, Blutarmut, Bleichsucht usw. Auch gegen Alterserscheinungen,
wie Haarausfall, Glatze, vorzeitiges Ergrauen ist sie mit gutem Erfolge angewendet
worden.
Textabbildung Bd. 342, S. 15
Abb. 8.Die kleine Solluxlampe.
Von gesundheitlich ganz hervorragender Wirkung aber hat sich die
Ultraviolettbestrahlung als vollwertiger Ersatz einer „Erholungskur“ für
unsere Großstadtkinder erwiesen. Die Wirkung ist ähnlich der eines mehrwöchentlichen
Landaufenthaltes im herrlichsten Sommersonnenschein. Es ist eine Freude, zu
beobachten, wie die Kinder unter der Nachwirkung der ultravioletten Bestrahlung in
zeitlich begrenzter Dosierung und unter ärztlicher oder zum mindesten
sachverständiger Ueberwachung körperlich und geistig aufleben und aufblühen und sich
zu gesunden, lebensfrohen Menschenkindern erholen.
Angesichts der in vorstehendem dargelegten vielseitigen Anwendung der Quarzlampe auf
den verschiedensten medizinischen Gebieten und namentlich angesichts der
unbestreitbaren Erfolge kann es nicht mehr überraschen, wenn wir von Erfolgen
erfahren, die durch Ultraviolettbestrahlungen mit der Quarzlampe als „künstliche
Höhensonne“ neuerdings auch auf dem Gebiete der „Verjüngungskuren“
gemacht worden sind.
Soeben ist die dritte Auflage des Büchleins erschienen: „Verjüngungskunst“ von
Zaratustra bis SteinachSollux-Verlag, Hanau a. M., aus der Feder des durch eine Reihe ähnlicher Schriften in weitesten Kreisen
bekannten Hygienikers Dr. A. v. Borosini, Lehrer für Körperästhetik und innere
Hygiene, der in dem herrlich gelegenen und klimatisch bevorzugten Lugano im
schweizerischen Kanton Tessin in den Südalpen ein Institut für alle
einschlägigen Behandlungsmethoden unterhält. In dem nur 82 Seiten umfassenden
Büchlein ist nach einer ebenso interessanten wie ausführlichen, durch geschichtliche
Daten und Literaturhinweise belegten Einleitung über Kräftevergeudung und
Regeneration auf die Steinachsche operative Verjüngungsmethode, ihre Erfolge und
Mißerfolge Bezug genommen. Ueber Versuche mit einer anderen Verjüngungsmethode unter
Anwendung natürlicher Sonnenlicht – Bestrahlungen bespricht der Verfasser des
Büchleins dann die Anwendung von Ultraviolettbestrahlungen mit der Quarzlampe als
„künstliche Höhensonne.“ Durch intensive Teilbestrahlungen des
menschlichen Körpers sind heute nach den Borosinischen Ausführungen bereits
nachweisbare Erfolge auf dem Gebiete der „Verjüngungskunst“ erzielt worden,
die zu den besten Hoffnungen vollauf berechtigen dürften. Um die Wirkung zu erhöhen,
ist hierbei neben der Quarzlampe mit ihrem Reichtum an ultravioletten Strahlen
wieder die sogenannte Solluxlampe (Abb. 8) mit ihrem
Reichtum an leuchtenden Wärmestrahlen zur Anwendung gebracht worden. Die Bestrahlung
ist zweckmäßig unter Verwendung des Borosinischen „Sonnenstuhles“ (Abb. 9) auszuführen, an welchem die Strahlenwirkung
durch einen Spiegelreflektor noch wesentlich verstärkt wird.
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Abb. 9.Der Borosinische Sonnenstuhl.
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Abb. 10.Bestrahlung von Sportleuten mit künstlicher Höhensonne (System
Jesionek).
Von durchaus ernst zu nehmenden Fachleuten, wie Sporträten und auf sportlichem Gebiet
erfahrenen Spezialärzten, wird allen Sportlern die Anwendung der
Ultraviolettbestrahlung im Training
empfohlen, wodurch die Leistungsfähigkeit in den Wettkämpfen wesentlich
gesteigert werden soll. (Abb. 10.)
In amerikanischen Sportzeitungen häufen sich z.B. die Meldungen über
aufsehenerregende Erfolge, die von Trainern und Sportärzten durch
Ultraviolettbestrahlung erreicht worden sind. Hierüber hat sich u.a. auch der in
Deutschland als Sportfachmann bekannte Stabsarzt Dr. Lohmeyer in anerkennender und warm befürwortender Weise ausgesprochen.
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Abb. 11.Kükenbestrahlung mit künstlicher Höhensonne (System
Jesionek).
In Amerika wird der Sieg der Rudermannschaft der Yale-Universität in New-Haven über
die Havardmannschaft von der bekannten amerikanischen Trainer-Kapazität Ed. Leader den Wirkungen einer vierzehntägigen
Ultraviolettbestrahlung der Yale-Mannschaft mit der Quarzlampe während des Trainings
zugeschrieben. Eine Annahme, welcher auch der Universitäts-Sportlehrer Dr. med. Clough auf Grund seiner dahingehenden Erfahrungen
überzeugt beigetreten ist. Clough betont, daß besonders
die körperliche Ausdauer durch die Bestrahlung im Training erhöht wird. Allan Woodring, ein bekannter und als Sprinter
erfolgreicher Sportsmann, wendet stets im Training Ultraviolettbestrahlungen an und
Jack Weber, der Trainer des New-York Athletikclub,
spricht den ultravioletten Strahlen der Quarzlampe hervorragende belebende und
kräftigende Wirkungen, insbesondere in bezug auf Erhöhung der Ausdauer zu. Wenn die
berühmtesten amerikanischen Aerzte und Sportgrößen sich in solcher Weise über die
Ultraviolettbestrahlung im Training aussprechen, dann sind die dadurch erzielten
Erfolge ohne Zweifel so offenkundig, daß auch der Deutsche Sport nicht achtlos daran
vorübergehen kann.
Die Anwendung der Ultraviolettbestrahlung durch die Quarzlampe als „künstliche
Höhensonne“ kann selbstverständlich nur nach vorheriger ärztlicher Beratung
in zeitlich begrenzter Dosierung (etwa 10–20 Min. pro Tag) als Kräftigungsmittel im
Training aufgenommen werden. Die erstmalige ärztliche Befragung oder Beratung ist
deshalb notwendig, weil eine Ueberschreitung der üblichen Dosierungen auch zu
Schädigungen führen kann, wie jedes „Zuviel“!
Es wäre sehr zu begrüßen, wenn auch in Deutschland die Erfahrungen über den Einfluß
der Ultraviolettbestrahlung im Training auf die Sportleistung sowohl wie auf
jede körperliche Leistung überhaupt gesammelt und zu Nutz und Frommen weiterer
Kreise verwertet würden. Die Strahlentherapie, insbesondere die therapeutische
Anwendung der ultravioletten Strahlen, die der Zusammenarbeit deutscher
medizinischer Forschung und deutscher Technik ihren heutigen hohen Stand verdankt,
würde daraus auch weiteren Nutzen ziehen können.
Angeregt von den großen Erfolgen auf dem Gebiete der Kinderkrankheiten hat das
landwirtschaftliche Institut der amerikanischen Universität in Wiskonsin Versuche
mit der Bestrahlung von Hühnern, namentlich Küken, bei denen sich bekanntlich oft
Beinschwächen und Erkrankungen rachitischen Charakters zeigen, angestellt, die zu
ganz überraschenden Ergebnissen führten. Es zeigte sich dabei u.a., daß durch die
Ultraviolettbestrahlung der Hennen schon die Eierproduktion eine bemerkenswerte
Zunahme erfährt. Wenn man den Bericht in der englischen Zeitschrift „Poultry
Tribüne“ Glauben schenken darf, so handelt es sich dabei um eine Zunahme auf
140 vom Hundert. Es ergab sich weiter das erfreuliche Resultat, daß bei einem
Vergleich der Brutergebjisse von den Eiern der bestrahlten Hennen 62,8% auskamen,
gegen 28,8% von den Eiern nichtbestrahlter Hennen.
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Abb. 12.Entwicklungsunterschiede von unbestrahlten und bestrahlten
Küken.
Es wird weiter aus der Geflügelfarm auf einem Rittergute bei Ahrensburg i. Holstein
berichtet, daß durch Bestrahlung der Jungtiere, der Küken (täglich etwa 10–20
Minuten) die Sterblichkeit derselben beträchtlich herabgesetzt wurde. Bei
gleichzeitiger sorgfältiger Pflege war der Verlust auch nicht eines einzigen Kükens
zu beklagen. (Vergl. Abb. 11.) Durch die
Ultraviolettbestrahlung wurde die Befiederung, das Wachstum und damit das Gewicht
der Jungtiere sehr wesentlich gefördert, so daß sich zwischen bestrahlten und
unbestrahlten Tieren derselben Brut bemerkenswerte Entwicklungsunterschiede ergaben.
(Abb. 12.) Das Gewicht von den aus einem
Crematbrüter geschlüpften Leghornküken, die täglich 20 Minuten mit „künstlicher
Höhensonne“ bestrahlt wurden, war bei 3 Wochen alten Küken durchschnittlich
220–250 Gramm. Wie bei den Hühnern, so werden in gleicher Weise bei den anderen
Geflügelarten entsprechende Erfolge durch Bestrahlung mit „künstlicher
Höhensonne“
zu erwarten sein, über welche zahlenmäßige Belege, – wenn sie nicht bereits
vorliegen – in absehbarer Zeit bekanntgegeben werden dürften.
Ein weiteres ganz neues Anwendungsgebiet der ultravioletten Strahlen ist das der
Chemie. Hierfür ist die in Abb. 13 dargestellte
„Analysen-Quarzlampe“ ausgebildet worden, bei welcher das Quarzlicht
durch ein dunkeles Spezial-Glasfilter dahin korrigiert wird, daß es von allen
sichtbaren Strahlen des Spektrums befreit, nur noch die dunklen unsichtbaren und von
diesen hauptsächlich die kurzwelligen ultravioletten Strahlen hindurchläßt.
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Abb. 13.Die Analysen-Quarzlampe.
In diesem Dunkel-Ultraviolett zeigen viele chemische und besonders organische Stoffe
eine mehr oder weniger charakteristische Fluoreszenz, eine Erscheinung, die ohne
Zweifel dazu führen wird, daß die Quarzlampe sich auch hier als ein unentbehrliches
chemisches Untersuchungs- und Hilfsgerät einführen wird.
Diese Erscheinung der Fluoreszenz im Dunkel-Ultraviolett zeigen merkwürdigerweise
viele Stoffe und Substanzen, welche die Natur hervorbringt, wohingegen die besten
Nachahmungen solcher Naturprodukte diese Eigenschaft nicht aufweisen. So zeigen z.B.
menschliche oder tierische Zähne und Knochen, Elfenbein, Schildpatt, auch unsere
Fingernägel u.a.m. eine lebhafte Fluoreszenz im Dunkel-Ultraviolett der Analysen –
Quarzlampe, während alle künstlichen Nachbildungen dunkelbraun, erdig und
„tot“ erscheinen.
In der analytischen Chemie wird die Analysen-Quarzlampe zur FluoreszenzprobeGerngroß und Sándor
„Die Fluoreszenzprobe“ aus „Collegium“ 1926 Br. 669 S. 1. bei der Untersuchung wässeriger Lösungen von Gerbstoff-Extrakten mit
bestem Erfolge benutzt, ebenso in der Farben- und LackindustrieK. Schmidinger
„Die Verwendungsmöglichkeit der Analysen-Quarzlampe in der Farben- und
Lack-Industrie.“ Farbenzeitung Heft 43 vom 24. 7. 26. zur Untersuchung von Lösungsmitteln, wie Oele, Harze, Farben etc.
Diese Fluoreszenzerscheinung bei gewissen organischen Substanzen hat sich auch
bereits die Kriminalistikvergl. C. J. van Ledden-Hulsebosch, „Archiv für
Kriminologie“ 78. Bd. 1. Heft/1926. zu Nutze gemacht.
Hier wird sich das Wort: „Die Sonne bringt es an den Tag!“ in allen zur
Untersuchung gelangenden Fällen erfüllen und bewahrheiten, allerdings in dem
abweichenden Sinne, daß an die Stelle der Natursonne das Dunkel-Ultraviolettlicht
der „künstlichen Höhensonne“ tritt. Stoffe oder Spuren organischen Ursprungs,
wie Blut, Serum, Schweiß, Harn, Sperma u.a.m. zeigen im Dunkel-Ultraviolett eine
mehr oder weniger lebhafte Fluoreszenz. Auch Edelsteine und Perlen zeigen je nach
ihrem Ursprung abweichende Fluoreszenzen. Die verschiedenen Papiersorten, Seide und
Wollfasern fluoreszieren ebenfalls je nach Ursprung und Anteil der organischen
Substanz in verschiedenem Licht, desgl. Tinten und andere chemische Erzeugnisse. Es
wird den Herrn Verbrechern ihr schwieriges und gefahrvolles Gewerbe durch diesen.
neusten Fortschritt auf dem Gebiete kriminalistisch-chemischer Untersuchungsmethoden
weiter außerordentlich erschwert dadurch, daß man durch das Dunkel-Ultraviolett der
Analysen-Quarzlampe in der Lage ist, Uebereinstimmung, Ursprung, Art, besondere
Eigenschaft und Zusammensetzung von Stoffen und zurückgelassenen Spuren
festzustellen. Den Banknoten- und Urkundenfälschern, ebenso wie vielen anderen
verwandten Spezialisten ihrer Zunft, wird durch das Ergebnis derartiger
Untersuchungen oft ein besonders schwerwiegendes Belastungs-Moment für den
Indizienbeweis erbracht.
Endlich sei noch erwähnt, daß auch die Seidenraupenzucht durch das
Dunkel-Ultraviolett der Quarzlampe eine Förderung in bezug auf Qualität und
Quantität der gewonnenen Seide erfahren hat und zwar insofern, als man für
rationelle Zucht eine Auswahl nur gesunder Tiere, die ein hochwertiges Kokonprodukt
liefern, treffen kann. Im Dunkel-Ultraviolett zeichnen diese gesunden Tiere sich
durch besonders lebhafte Fluoreszenz aus und nur solche Tiere werden zur Zucht
verwendet.
Da alle unsere Erfahrungen auf dem Gebiete der Lumineszenz-Erscheinungen, besonders
auch auf dem der ultravioletten Strahlen noch verhältnismäßig neueren Datums sind,
so ist noch nicht abzusehen, auf welchen Gebieten sich die Quarzlampe in der Folge
noch nützlich und vielleicht unentbehrlich erweisen wird.