Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Oskar Arendt |
Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 31 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
18. Hauptversammlung des Deutschen Verbandes für die
Materialprüfungen der Technik. Die Hauptversammlung des Verbandes fand am
3. und 4. Dezember unter Beteiligung der an den Fragen der Stoff künde vornehmlich
interessierten Behörden, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Verbände, der
Institute und der Industrie im Ingenieurhause in Berlin statt.
Auf die am 3. abgehaltenen Fachsitzungen der verschiedenen Stoffgebiete, über die an
anderer Stelle berichtet wird, folgte am Vormittage des 4. Dezember eine
Besichtigung des Staatlichen Materialprüfungsamtes zu Berlin-Dahlem, an der etwa 300
Herren teilnahmen. Unter Führung der Leiter der verschiedenen Abteilungen wurde den
Besuchern ein Einblick in das umfassende Arbeitsgebiet der Anstalt vermittelt. Das
zu Beginn dieses Jahrhunderts von Martens geschaffene Prüfungsamt hat dank seiner
großzügigen Anlage Raum und Mittel, sich mit den Stofffragen auf allen Gebieten zu
befassen. Neben den Abteilungen für die metallischen und die nichtmetallischen
Baustoffe zeigten die Abteilungen für Papier, Textilien, Oele und Fette, für
Kautschuk, Anstrichstoffe, Brennstoffe usw., daß auch die Verbrauchstoffe und
Betriebstoffe in gleicher Weise durch die Materialprüfung erfaßt werden.
Umfangreiche Anlagen für die Prüfung von Baukonstruktionen, ganzen Brückenteilen,
Drahtseilen, für Brandversuche usw. gestatten die Untersuchung für besondere
Verwendungszwecke. An die Besichtigung des Amtes schloß sich eine Besichtigung
des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Metallforschung an, das neben den Einrichtungen
für Festigkeitsversuche und metallographische Untersuchungen eine mustergültige
Anlage für röntgenologische Forschungen besitzt.
Bei der Eröffnung der wissenschaftlichen Verhandlungen, die am Nachmittage im
Ingenieurhause stattfanden, begrüßte der Vorsitzende des Verbandes, Generaldirektor
Dr.-Ing. E. h. Köttgen, besonders die Vertreter
ausländischer Materialprüfungs-Verbände und Mitglieder des Verbandes aus dem
Auslande. Dr.-Ing. Köttgen wies darauf hin, daß es eine Aufgabe der allernächsten
Zeit sein müsse, die Stoffe des täglichen Bedarfes, deren wirtschaftliche Bedeutung
bisher nicht genügend beachtet sei, bevorzugt zu behandeln. Im Anschluß an die
Eröffnungsworte gab Dr.-Ing. O. Petersen davon Kenntnis,
daß der Verein deutscher Ingenieure in Verbindung mit den maßgebenden Fachverbänden
im Oktober 1927 eine Werkstofftagung in großem Rahmen in Berlin veranstalten werde.
Die Hauptaufgabe dieser Tagung, die mit einer Werkstoffprüfschau verbunden sein
wird, ist, der Verständigung zwischen Erzeugern und Verbraucher zu dienen und zu
zeigen, daß die Wirtschaft mit Ersatzstoffen endgültig abgetan ist. In einer Schau,
bei der die erzeugenden Firmen nicht genannt werden,
wird dargestellt sein, welche Werkstoffe und Betriebstoffe die deutsche
Industrie heute zu liefern imstande ist.
Auf die Berichterstattung der Obleute der einzelnen Fachausschüsse folgten Vorträge,
in deren erstem Prof. Dipl.-Ing. Memmler, Direktor im
Staatl. Materialprüfungsamt zu Berlin-Dahlem, über die Entwicklung und den Stand
internationaler Arbeit auf dem Gebiete der Materialprüfung sprach. Er wies auf. die
von Anfang an rege Tätigkeit der deutschen Vertreter hin und teilte mit, daß eine
Wiederaufnahme der Arbeiten bereits im September d. J. beschlossen sei und daß der
erste Kongreß nach dem Kriege im September 1927 in Amsterdam stattfinden werde.
Dr. M. Polanyi berichtete sodann über den „Aufbau der
Materie im Lichte der Röntgenstrahlen.“ Er zeigte sehr anschaulich, wie die
Hypothesen der Physik über die Natur der Röntgenstrahlen und über den Atombau der
Kristalle sich bei von Laue zu der Idee verdichtet haben, die Beugungserscheinungen
der Röntgenstrahlen am Kristallgitter für die Stoffkunde ausnutzbar zu machen.
Im Anschluß daran zeigte Dr.-Ing. G. Sachs,
Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung, in einem Vortrage über „Struktur und
technische Eigenschaften der Werkstoffe,“ wie sich die physikalischen
Erkenntnisse für die praktische Materialprüfung ausnutzen lassen. Auf die Bedeutung
der Werkstoffprüfung für den Verbraucher wies Dr.-Ing. E. H. Schulz in einem Vortrage über „Organisation der Materialprüfung im
Verbraucherbetriebe“ hin. Er hob die Bedeutung der Abnahmeprüfungen und der
Laboratoriumsarbeiten hervor und forderte für die Prüfanstalten stärkeren Einfluß
auf Einkauf, Fertigung und Verkauf durch organische Eingliederung in den
Betrieb.
Eine Ausstellung der für Fertigkeitsuntersuchungen in Deutschland verwendeten
Meßmittel gab einen Ueberblick über Bauarten und Anwendung der verschiedenen Geräte,
vom einfachen Millimeter-Maßstab bis zum komplizierten optisch-mechanischen Gerät.
Eine Zusammenstellung der Vorrichtungen zum Messen von Kräften zeigte, welche
Anforderungen heute sowohl an die Genauigkeit als auch an die Handlichkeit der
Meßmittel gestellt werden.
Anilin und seine Entdeckung vor 100 Jahren. Vor hundert
Jahren wurde das für die moderne chemische Industrie so wichtig gewordene Anilin
erstmalig in der chemischen Literatur genannt. Dem Chemiker Otto Unverdorben war es
gelungen, unter den Destillationsprodukten des Indigo eine eigentümliche, ölige
Flüssigkeit abzuscheiden, die die Eigenschaft besaß, mit Säure zu schön
kristallisierten Salzen Verbindungen einzugehen. Unverdorben nannte den gefundenen
Stoff deshalb „Krystallin.“ Sein Lehrer, der Chemiker I. B. Trommelsdorff,
teilte die Entdeckung am 13. Oktober 1826 mit. Im November desselben Jahres erschien
eine Abhandlung von dem Entdecker unter dem Namen „Ueber das Verhalten der
organischen Stoffe bei höheren Temperaturgraden.“ Unverdorben behandelte
hierin die trockene Destillation des Farbstoffes Indigo und einer der dabei
entstandenen basischen Flüssigkeit. Dem Erfinder war es nicht vergönnt, seine
bedeutsame Entdeckung auszuwerten. Er mußte eine Zeitlang Familienverhältnisse
halber dem Chemikerberuf entsagen. Seine Erfindung wurde inzwischen von anderer
Seite ausgenützt. Als er später davon erfuhr, war er darüber derart ergrämt, daß er
sich vollständig von der Menschheit zurückzog. Er war nicht zu bewegen, sein
Laboratorium wieder zu betreten. Bei der Eröffnung nach seinem Tode fand man alles
unter Staub und Spinnweben vergraben. Unverdorben ist im Jahre 1806 in Dahme in der
Mark Brandenburg geboren und 1873 gestorben. Als er seine Erfindung machte, war er
erst 20 Jahre alt.
Das von ihm erfundene Krystallin geriet Jahrzehnte lang in Vergessenheit. Es erlangte
erst wieder Bedeutung, als Hoffmann im Jahre 1843 seine Identität mit dem im Jahre
1834 von Runge aus Steinkohlenteer gewonnenen Kyanol und mit dem 1840 von Fritsche
durch Destillation von Indigo mit Kalihydraten erzeugten Anilin feststellte. Hierbei
wurde nachgewiesen, daß Krystallin nichts anderes war, als ein Anilin. Der Name
Anilin wird abgeleitet aus dem Sanskritwort „nila.“ Ebenso merkwürdig wie die
Geschichte des Anilins, ist auch die Entdeckung der ersten Anilinfarben. 30 Jahre
nach der Erfindung des Krystallin war in dem Laboratorium Hoffmanns, der sich
längere Zeit in London aufhielt, der 18jährige Perkins beschäftigt. Dieser wollte
Chinin auf synthetischem Wege herstellen. Bei seinen Versuchen Allyltoluidin, ein
kompliziertes Derivat, der Oxydation zu unterwerfen, wodurch er Chinin erhalten
wollte, beobachtete er einen rotbraunen, schmierigen Niederschlag, der sein
besonderes Interesse erregte. Bei Fortführung seiner Forschungen erhielt er eine
schwarze teerartige Masse, aus der er einen Extrakt bereitete. Dabei erschien ein
prächtiger violetter Stoff. Es war das Mauvein, dessen Bedeutung der Erfinder
erkannte. Er errichtete eine Fabrik zur Herstellung des neuen Erzeugnisses. Diese
Tat war der Beginn der Anilinfarbenindustrie, aus der sich eine der mächtigsten
Industrien der Welt und zwar unter Führung deutscher Chemiker aufbaute.
Landgraeber.
Ueber die Führung von Koks-Gaserzeugern, Betrachtet man
zunächst die Führung der Koks-Gaserzeuger ohne Dampfeinspritzung vom Standpunkte der
industriellen Praxis aus, so ist festzustellen, daß zwei Tatsachen eine
vorherrschende Rolle spielen: 1. die Nicht-Gleichmäßigkeit der Brennstoffschichten
und 2. die Anwesenheit mehr oder weniger leicht schmelzbarer Aschen.
Daraus, daß die Brennstoffschicht nicht einheitlich ist, ergibt sich eine
dementsprechend verschiedene Durchlässigkeit von einem Punkt zum andern. An der
einen Stelle werden die Gase mit nur schwacher Geschwindigkeit verkehren, an der
anderen wird der umgekehrte Fall stattfinden. Dort, wo die Geschwindigkeit am
größten ist, wird der Brennstoff schnell vergast; es bildet sich ein ständig
wichtiger werdender Durchgang mit einem immer schwächeren Widerstand, an dem die
Gasmenge schließlich so sein wird, daß die Umwandlung von CO2 in CO zunächst unvollständig sein wird, dann aber
überhaupt nicht mehr erfolgen wird, bis eine gewisse Menge Sauerstoffs zu der
Oberfläche
des Brennstoffes gelangt und dort das Kohlenoxyd, das aus den für die Gase
weniger durchlässigen Stellen herrührt, verbrennt. Es hat sich dort ein sogenannter
Kamin gebildet. Diese Kamine sind von nachteiligem Einfluß auf die Beschaffenheit
des Gases, da ein mitunter sehr beträchtlicher Teil von Kohlenoxyd in Kohlendioxyd
übergeführt wird; gleichzeitig steigt die Temperatur im Gaserzeuger. Daraus ergibt
sich also, daß die Tatsache einer hohen Temperatur weder eine ordentliche Führung
des Generators noch ein Gas von guter Beschaffenheit beweist.
Die Aschenfrage ist von gleich großer Bedeutung. Meistens agglomerieren die Aschen
und bilden eine durchlässige Masse, wodurch ebenfalls die Entstehung von Kaminen
begünstigt wird. Besonders aber bleiben sie an dem Futter des Gaserzeugers hängen
und bieten einen Durchgang von nur geringem Widerstand. Man bemerkt auch, daß sich
derartige Kamine mit Vorliebe längs' der Gaserzeugerwand zu bilden pflegen. Oft
kommt es vor, daß die Oberfläche des Brennstoffes auf ihrem ganzen Umfang dunkelrot
erscheint außer der Fläche an den Wänden, die hellrot geworden ist; auf diese Weise
kann man beobachten, daß an dem Generator-Futter die Temperatur höher ist als
anderswo. An dieser Stelle ist auch das Gas schlecht. Zum Abstellen dieser Fehler
müssen die an den Wänden hängengebliebenen Aschenkrusten losgelöst werden, da sonst
das Uebel sich nur verschlimmern würde: die Gase strömen längs der Peripherie
schneller, die Temperatur steigt, so daß immer mehr Aschenmengen agglomeriert werden
und so fort. Eine hohe Temperatur ist fast immer ein Maßstab für das Vorhandensein
von Kaminen und infolgedessen für einen fehlerhaften Betriebsgang. Die Schlüsse, die
sich aus diesen Tatsachen ergeben, sind folgende: In der industriellen Praxis
besteht kein Vorteil, den Gaserzeuger mit hoher Temperatur zu führen. Wenn man Koks
vergast, so ist zu berücksichtigen, daß eine Temperatur von 800° ein Maximum
darstellt, das man nicht übersteigen sollte. Sie entspricht einer Vergasung von 50
kg Koks je Stunde und m2 Gaserzeugerquerschnitt.
Bei der Verarbeitung von Holzkohle kann man etwas mehr vergasen, da in diesem Fall
die Aschen nicht schmelzbar sind und sich keine Kamine bilden können. Die genannte
Ziffer von 50 kg/h/m2 ist nur ein allgemeiner
Maßstab; vor allem ist es nötig, das für die Bedürfnisse des Werkes notwendige Gas
zu erzeugen und eine Anzahl von Generatoren unter Feuer zu setzen, die genügen, daß
man sich diesem Wert von 50 kg möglichst nähert oder noch darunter bleibt. Die
Zusammensetzung des Gases hängt von der Temperatur und der Berührungszeit von Gas
und Brennstoff ab. Theoretisch nimmt die Berührungszeit mit der Dichte des
Brennstoffes und umgekehrt mit der Geschwindigkeit zu; sie richtet sich aber auch
nach den Abmessungen der Koksstücke. Je kleiner die Stücke, umso inniger die
Berührung. Man sollte demnach annehmen, daß kein Nachteil darin bestehen würde, die
Brennstoffdichte zu erhöhen. Von verschiedenen Seiten wird dies auch zwecks
Verbesserung des Gases befürwortet. Im praktischen Betrieb jedoch verhält es sich
anders. Für jeden einzelnen Fall besteht eine Höchstdichte, die zu erreichen
ist und nicht überschritten werden darf. Es ist dabei nicht außer acht zu lassen,
daß die Gase leichter längs der Wand als in der Mitte der Brennstoffmasse fließen.
Würde man nun die Brennstoffdichte übermäßig erhöhen, so wird hierdurch der
Durchgang der Luft an den Wänden begünstigt und die Güte des Gases vermindert. Diese
Tatsache macht sich besonders fühlbar bei den Gaserzeugern mit Water-Jacket. Man ist
demnach genötigt, für jeden einzelnen Fall die zweckmäßige Dichte zu bestimmen.
Allgemein gesagt wird bei Koks Nr. 0 eine Dichte von 1–1,10 m, bei Koksgrus eine
solche von 0,75 m gewählt werden können. Die durch Strahlung in der Zeiteinheit
verlorene Wärmemenge bei einem Gaserzeuger mit eingeschränktem Gang hängt von dessen
Oberfläche ab. In dieser Hinsicht besteht kein Interesse daran, eine große Anzahl
von Apparaten mit schwachem Gang unter Feuer zu setzen. Ein Generator mit 300 kg
Durchsatz in der Stunde verliert viel weniger Wärme durch Strahlung als drei
Gaserzeuger mit je 100 kg Durchsatz. Auf der anderen Seite strahlt die Gasleitung
umso mehr, je wärmer das Gas und je weiter der Gaserzeuger von der Verwendungsstelle
des Gases entfernt ist. Man muß also damit rechnen, einen ziemlich hohen
Strahlungsverlust zu haben, und zwar entweder durch Strahlung des Gaserzeugers oder
durch Strahlung der Gasleitung, es sei denn, daß man Wasserdampf in den Gaserzeuger
einspritzt.
In den Koksgaserzeugern mit Wasserdampfeinspritzung geht man grundsätzlich davon aus,
die Temperatur durch Wasserdampfeinführung zu erniedrigen. Es können die Gleichungen
bestehen: C + 2H2O = CO2 + 2H2 und C + H2O = CO + 2H2. Die
erste Reaktion, die weniger endothermisch ist als die zweite, hat größere Aussicht
verwirklicht zu werden. Tatsächlich ergibt der Sauerstoff an dem unteren
Generatorteil Kohlendioxyd und das Wasser ergibt Kohlendioxyd und Wasserstoff. Das
Kohlendioxyd bildet weiter Kohlenoxyd, so daß vorhanden sind Kohlendioxyd,
Kohlenoxyd, Wasserstoff und Stickstoff. Die Verwendung von Dampf erlaubt es, die
fühlbare Wärme des Gases durch die latente Wärme zu ersetzen. Man senkt auf die
Weise die Temperatur des Gaserzeugers, wodurch es möglich wird, das Gewicht des
Kokses in der Zeiteinheit zu erhöhen. Bei einem gegebenen Gaserzeuger kann man also
ein weit größeres Gasvolumen erzeugen, als wenn der Gaserzeuger trocken arbeitet.
Die Ersparnis ist beträchtlich, und zwar hinsichtlich der Anlagekosten und der
Ausgabe für Handarbeit. Außerdem bleiben die Aschenkrusten in diesem Fall an den
Wänden weniger leicht hängen und die Entschlackung gestaltet sich einfacher.
(Chaleur et Industrie, 1926, S. 402/10.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Wolfram und seine Bedeutung. Der Aufschwung, den die
Wolframindustrie genommen hat, ist nur auf die Eigenschaften zurückzuführen, die
dieses Metall den Stählen und Sonderlegierungen verleiht. Von Wolframerzen kommen
nur in Frage die Eisen- und Manganwolframate, der Wolframit und die
Kalziumwolframate, der Scheelit. Der Wolframit ist magnetisch, welche Eigenschaft
bei der Aufbereitung an der Grube zwecks Trennung vom oft beigemengten Zinngestein
nutzbar gemacht wird.
Dieses Konzentrat wird sodann im Flammofen unter Zusatz von Soda geschmolzen,
das Erzeugnis zerkleinert und gemahlen, mit heißem Wasser gewaschen, mit
konzentrierter Salzsäure versetzt und der Niederschlag filtriert, gewaschen und
getrocknet. Das Enderzeugnis enthält 98–99% Wolfram. Neben diesem Verfahren ist zu
nennen das Schmelzen im Tiegel- und elektrischen Ofen, ferner das aluminothermische
Verfahren, das das reinste Metall ergibt. In der Regel wird es dem Stahlbad als
Ferro-Wolfram zugesetzt, von dem folgende Analysen die üblichsten sind:
Bestandteil
1
2
3
4
in Prozent
Wolfram
85,15
74,19
72,09
71,50
Kohlenstoff
0,45
1,00
0,96
0,88
Silizium
0,13
0,39
0,76
0,70
Mangan
0,085
0,53
0,24
0,21
Phosphor
0,018
0,010
0,055
0,039
Schwefel
0,21
0,013
0,037
0,022
Rest Eisen.
Die wichtigste Aenderung in den letzten Jahren besteht darin,
daß China der größte Wolframerzeuger geworden ist und die Vereinigten Staaten
überflügelt hat. (Revue de Métallurgie.)
K.
Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.Deutschland. Unter Ausstellungsschutz stand die
Photogrammetrische Ausstellung, Berlin-Charlottenburg, vom 22.-26. Nov. 1926. – Frankreich. Die Patentgebühren sind erhöht worden auf: 1.
bis 5. Jahr je 300 Frs., 6. bis 10. Jahr je 400 Frs., 10. bis 15. Jahr je 500 Frs.
Die Zuschläge bei Zahlungsverzögerung betragen 10, 20 bzw. 30 Frs. für 1, 2 bzw. 3
Monate. – Internationale Union. Bei der technischen
Versammlung der Delegierten der Patentämter in Bern gefaßte Wünsche und Beschlüsse,
die spätestens am 1. 1. 1928 in den einzelnen Ländern in Kraft treten sollen,
betreffend 1. Fortfall der Uebersetzung von Prioritätsbelegen, 2. Vereinheitlichung
der Patentklassen, 3. Vereinheitlichung der Anmeldeformalien für Patente und deren
Unterlagen, 4. Einsetzung einer Fünfer-Kommission zur Aufstellung neuer
Klassen- und Warenlisten für die internationale Markenregistrierung. – Irischer Freistaat. Dem Parlament liegt ein neues
Patent-, Muster- und Marken-Gesetz zur Beratung vor, der frühere Entwurf wurde
zurückgezogen. – Papua und Neu-Guinea sind der
Washingtoner Uebereinkunft vom 2. 6. 1911 zur internationalen Union beigetreten. –
Rumänien ist mit Wirkung vom 1. 1. 1927 mit einem
Vorbehalt der revidierten Berner Urheberrechts-Uebereinkunft beigetreten.
Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W 50.
Vom neuen französischen Patentgesetz. Ueber den
ursprünglichen Entwurf zu einem neuen französischen Patentgesetz ist eine
Zusammenfassung im „Bulletin de La Propriété Industrielle“ Nr. 8 im August
1924 (S. 165) veröffentlicht worden. Inzwischen hat der Abgeordnete Marcel Plaisant
umfangreiche Denkschriften (Parlamentsdrucksachen N. 1690/25 u. N. 3017/26) dazu
verfaßt, welche der Deputiertenkammer vorliegen. Der Entwurf behält die
Patenteintragung ohne vorhergehende obligatorische Prüfung bei, sieht aber eine
fakultative Neuheitsprüfung auf Antrag des Anmelders vor. Die Ausübungspflicht 3
Jahre nach der Patentanmeldung soll durch Zwangslizenz ersetzt werden. Bei
Patentübertragungen soll nach dem Entwurf nicht mehr die Vorausbezahlung aller
Jahrestaxen nötig sein. Heilmittel und chemischpharmazeutische Produkte, die bis
jetzt vom Patentschutz ausgeschlossen waren, sollen wie die sonstigen chemischen
Produkte patentfähig werden.
Der Entwurf enthält ferner Vorschläge für die Regelung der Rechte an Erfindungen von
Angestellten. Wann über diesen Gesetzentwurf im Parlament, d.h. in der Kammer und im
Senat abgestimmt werden wird, ist ganz unbestimmt und hängt von der Zahl und
Wichtigkeit der sonst noch vorliegenden Beratungsgegenstände ab. Man kann annehmen,
daß allein die Kammerberatung etwa ein Jahr dauern wird, worauf noch die Annahme
durch den Senat erfolgen muß.
Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W 50.