Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 43 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
75jähriges Jubiläum des deutschen Kalibergbaues. Die
Kalischätze, die der deutsche Boden in überreicher Menge birgt, haben Jahrhunderte
der Nutzbarmachung für die deutsche Volkswirtschaft geharrt. Hervorgegangen ist die
Kaligewinnung aus der bergmännischen Ausbeutung der Steinsalzlager. Da die frühere
Gewinnungsart des Salzes lediglich ein verlustreicher Raubbau war und den Salzbedarf
nicht deckte, begann man die Salzlager regelrecht bergmännisch auszubeuten. Am
Barbaratage des Jahres 1851 begann man den Bau von Schächten, mit denen Stein- und
Kalisalze angefahren wurden.
In gewissem Sinne verdankt die Kaliindustrie lediglich einem Zufall ihre Entstehung,
insofern, als man mit den geplanten Schächten nicht Kalisalze, sondern gewöhnliches
Steinsalz erschließen wollte. Man wußte damals überhaupt noch nichts von dem
Vorhandensein dieser hochwichtigen Naturgeschenke. Als man das Salzgebirge
erreichte, stieß man zunächst auf mächtige Schichten, die aus buntgefärbten Kali-
und Magnesiumverbindungen bestanden, für die man keine Verwendung hatte. Man
nannte sie, da sie erst abgeräumt werden mußten, um zu den gesuchten Steinsalzen zu
gelangen, „Abraumsalze.“ Damals warf man sie als wertlos auf die Halde.
Niemand kümmerte sich darum. Es hatte fast den Anschein, als ob das darin enthaltene
wertvolle Kali keinerlei Bedeutung erhalten sollte. Erst als die Haldenbestände
infolge der sich ansammelnden Mengen recht lästig wurden, begann man sich auf ihre
eventuelle Verwendung zu besinnen. Es war der damalige Oberberghauptmann Krug von Nidda, der diese wichtige Kaliquelle erkannte
und Chemiker an die Front rief, um Arbeitsmethoden zur Nutzbarmachung zu erfinden.
Mehrere Jahre hat es gedauert, bis die Kaliindustrie einen nennenswerten Aufschwung
nahm. Grundlegend hierfür waren die für die gesamte Menschheit so bedeutungsvollen
Versuche des populärsten deutschen Chemikers Justus v. Liebig, der bereits lange
vorher auf die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Kali als Düngemittel bzw. für die
Volksernährung hingewiesen hatte. Nunmehr wurden Methoden für die fabrikatorische
Gewinnung ausgearbeitet. Die
erste Chlorkaliumfabrik wurde im Jahre 1861 gebaut. Alle Fabriken arbeiteten
bis in die Neuzeit noch nach dem damals erfundenen Löseverfahren. In dem kleinen
Staßfurt entstanden in rascher Reihenfolge eine ganze Anzahl Werke, die neben
Chlorkalium noch Schwefelsäure, Pottasche, Glaubersalz, Bittersalz, Brom, Bromsalze,
Kaliumchromat, Cyankalium, Salzsäure, Chlormagnesium und Borsäure herstellten. Nicht
nur die chemische Industrie war die Hauptabnehmerin, sondern auch in der
Landwirtschaft wurde die Bedeutung des Kali zur Erzielung von Höchsterträgnissen
immer mehr erkannt. Bald wurden die Kaliwerke ihre Rohprodukte ohne weitere
Verarbeitung mit glänzendem Erfolg los. Der steigende Bedarf ließ weitere Kaliwerke
entstehen. Aus den eigentlich beabsichtigten Steinsalzbetrieben wurde ein blühender
Kalisalzbergbau. Steinsalz wurde Nebensache. Im Laufe weniger Jahre wurden in
Thüringen, Hannover, Braunschweig, Hessen. Mecklenburg und im Elsaß mächtige
Lagerstätten entdeckt. Neuzeitlich sind Baden und der Niederrhein noch
hinzugekommen. In dem gewaltigen Kristallisationsbecken des „Deutschen
Zechsteinmeeres“ sind bis jetzt 25 verschiedene, technisch wichtige
Salzmineralien der Elemente Kalium, Natrium, Magnesium und Calcium als Chloride und
Sulfate festgestellt. Hinzu kommen noch Hunderte von Salzgesteinen. Das Kalifieber,
das auf Grund reicher Funde und der guten Geschäftslage um die Jahrhundertwende
einsetzte, machte die Kaliindustrie mehr und mehr zum Gegenstand kapitalistischer
Spekulation. Unter dem Einfluß der Kaligesetznovelle im Jahre 1909 stampften die
folgenden sogenannten „Uebergründungsjahre“ die Kaliwerke geradezu aus dem
Boden. Die Folge davon war, daß in einigen Jahren nicht weniger als 239 Kaliwerke
und 87 Fabriken gebaut wurden. Der Gesamtabsatz des im Jahre 1879 gegründeten
Kalisyndikats G. m. b. H., in dem alle Werke vereinigt sind, betrug im Jahre 1880
2,5 Millionen dz. Bis zum Jahre 1900 stieg er auf 15,4 Millionen und auf 51,8
Millionen im Jahre 1913. In diesem Jahre dürften diese Zahlen noch übertroffen
werden. Insgesamt ist ein Kapital von ungefähr 2 Milliarden Goldmark in dieser
Industrie investiert. Starke und schwache Werke haben sich zwecks Ausnützung der
wirtschaftlichen Vorzüge der Konzentration zur höchsten Betriebsökonomie zu
Verwaltungs- und Betriebseinheiten, Gruppen, Konzernen und Großkonzernen
zusammengeschlossen. Im volkswirtschaftlichen Interesse werden neuzeitlich in den
Kaliindustriezentren nicht nur gewaltige Riesenanlagen errichtet, sondern es werden
gleichzeitig Veredlungsverfahren ausgearbeitet, um hochwertige Kaliprodukte und
Sulfate, chemische Edel- und Sonderfabrikate auf breiter Grundlage herzustellen. Der
Nutzbarmachung lästiger Salzrückstandshalden zu Großerzeugnissen wird besondere
Beachtung geschenkt, um die natürlichen Bodenschätze nicht zu verschleudern. Eine
als Mammutfabrik zu bezeichnende Anlage erhält eine Länge von 800 und eine Breite
von 400 m. In dem „salzigen Reich“ des deutschen Bodens dürften etwa eine
halbe Billion Tonnen nutzbarer Salzmineralien vorhanden sein.
Landgraeber.
Eisen und Kohle im Fernen Osten. Augenblicklich nehmen die Länder des
Fernen Ostens in bezug auf die wichtigsten handelsfähigen Minerale einen nur
unbedeutenden Anteil ein, nämlich z.B. 4 Prozent beim Kupfer, 1 Prozent beim
Eisenerz, 5 Prozent bei der Kohle und 3 Prozent beim Oel. Nur bei einigen weniger
wichtigen Mineralarten sind die Verhältnisziffern größer. Im Gegensatz dazu liefern
die Länder, die zum Bereich des nördlichen Atlantischen Ozeans gehören, den weitaus
stärksten Anteil an den betreffenden Bedürfnissen auf der Welt, nämlich 90 Prozent
bei der Kohle, 98 Prozent beim Eisenerz, 65 Prozent beim Kupfer und 90 Prozent beim
Oel. Diese Lage wird so zu erklären versucht, daß es nur an einer genügenden
Ausbeutung im Fernen Osten mangelt, und es wird der Annahme Ausdruck verliehen, daß
es bei Erreichung eines ähnlichen Standes wie in den Industrieländern die Erzeugung
an Eisen und Stahl im Fernen Osten mehr oder weniger ausgeglichen werden könnte. Ein
Ueberblick über die obwaltenden Verhältnisse beweist jedoch, daß eine derartige
Annahme nur auf schwachen Füßen ruht. In der Tat scheint die Schlußfolgerung nicht
unberechtigt (abgesehen von einigen Ausnahmen), daß der gegenwärtige niedrige Stand
in der Erzgewinnung im Fernen Osten keine zeitweilige, sondern eine dauernde
Erscheinung ist, die durch die Abwesenheit von Mineralquellen sowohl hinsichtlich
der Menge als auch ihrer Art als auch der Verteilung hinsichtlich der praktischen
Verwertung begründet ist. Diese Ansicht ist wiederholt von zuständigen Forschern
vertreten worden. Nichtsdestoweniger geht die vorherrschende allgemeine Auffassung
dahin, daß die Länder des Fernen Ostens, insbesondere China, beträchtliche
Mineralreserven besitzen. Es muß auch anerkannt werden, daß die bedeutendsten
Vorkommen an Eisenerz und Kohlen in den Ländern am Stillen Ozean sich in China
befinden. Die Kohlenvorkommen sind hier, obwohl nur schwach entwickelt, ziemlich
stark und werden auf ungefähr ¼ der Weltvorräte geschätzt. Manche von diesen
Reserven befinden sich allerdings in entlegenen Gegenden, die einer handelsmäßigen
Entwicklung noch für eine lange Zukunft nicht zugänglich sind. Die einzige für
hüttenmännische Prozesse verwendbare Kokskohle liegt in Chihli, Fengtien und Shansi
im Norden und in Kiangsi im Süden. Die Eisenerz-Reserven Chinas betragen nach den
letzten Schätzungen 950000000 t, eine Zahl, die rund ⅕ der Eisenerze in den
Vereinigten Staaten entspricht. Die Analyse jedoch zeigt, daß viele dieser Erze
unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht verarbeitet werden können, und zwar
teils wegen ihres niedrigprozentigen Gehaltes, teils wegen ihrer Entfernung von den
vorhandenen Verbindungswegen. So enthalten z.B. die Erze der Mandschurei niedrige
Eisenanteile, gebundene Hämatite und Magneteisensteine, die im nordöstlichen Chihli
nur 30–36 Prozent Eisen, und müssen vor ihrer Verhüttung konzentriert werden. Die
unmittelbar, ohne Aufbereitung verwendbaren Eisenerze in China, die auch infolge
ihrer Lage durch Transportkosten nicht benachteiligt sind, werden auf rund 100000000
t geschätzt; von diesen liegen ¾ längs des Yangtse-Flusses und ¼
im Hsuan-Lung-Bezirk nordwestlich von Peking. Die erste dieser auch am meisten
bekannten Gruppe hat sich in den letzten Jahren neuzeitliche Anlagen zugelegt. Die
gegenwärtige Förderziffer an chinesischen Eisenerzen beträgt 1 Million t, d.h.
weniger als 2 Prozent der amerikanischen Förderziffer. Japan kontrolliert rund 90
Prozent der verwendbaren chinesischen Erzvorräte. Die bisher bekannten
Eisenerzlagerstätten berechtigen aber nicht die Anlage des gewaltigen Kapitals, das
für die Errichtung einer großen Eisen- und Stahlindustrie im Lande notwendig wäre.
Die besten chinesischen Eisenerze sind von harter und erosionsbeständiger Natur. Es
trifft zu, daß die inländischen Verhüttungsverfahren die Verwendung weicher Erze
begünstigt und daß der Wert der harten Erze von den Chinesen nicht erkannt worden
ist. Immerhin sind einige Entdeckungen in geographischer Hinsicht zu verzeichnen,
namentlich seitdem China durch Ausländer durchforscht worden ist, so daß die bisher
viel erörterten Möglichkeiten von dem Bestehen noch nicht entdeckter
Eisenerzlagerstätten nicht von der Hand zu weisen sind.
Das Japanische Kaiserreich stellt den größten Verbraucher an Eisen- und Stahlwaren im
Fernen Osten dar, doch beschränken sich seine eigenen Vorkommen an Eisenerz auf die
Kamaishi-Gruben in der Provinz Riquchu mit einer geschätzten Reserve von 35000000 t.
Außer diesen nimmt man noch das Vorhandensein von 45000000 t an, die aber zerstreut
liegen und niedrigprozentig sind. Die Inlandsförderung in den letzten 10 Jahren
betrug 209000 t jährlich oder weniger als 1 Prozent der amerikanischen. Japan
verfügt ferner über Reserven in Korea, die 4000000 t betragen sollen und von denen
etwas mehr als die inländische Förderung eingeführt werden. Die Armut Japans an
Erzen macht seine Bestrebungen in der Erwerbung und Entwicklung der chinesichen
Yangtse-Lagerstätten und seiner Versuche, die niedrigprozentigen Erze der
Mandschurei zu konzentrieren, erklärlich. Mit Kohle ist Japan besser ausgestattet
als mit Eisenerz, aber auch hier ist es im Vergleich mit den anderen wichtigsten
Industrieländern ziemlich arm daran. Es hat bereits einen großen Teil seiner Vorräte
erschöpft, so daß seine Industrie für die Zukunft dementsprechend begrenzt ist. Vor
einigen Jahren haben die Kaiserlichen Stahlwerke versucht, hier Abhilfe zu
verschaffen durch Mischen von japanischer mit chinesicher Kohle. Der meiste Koks aus
japanischer Kohle ist nur schwach und porös. Die Reserven für Kokskohle sind auch so
gering, daß man schon den Gedanken erwogen hat, die Eisenwerke zu
elektrifizieren.
Die Eisenerze im russischen Fernen Osten erreichen kaum mehr als 5000000 t in
zerstreutem Vorkommen. Die einzige Kohle, die sich gut für die Verkokung eignet,
befindet sich auf der Insel Sakhalin, wo jedoch die Felder noch wenig entwickelt und
gute Häfen entweder selten oder mehrere Monate des Jahres eingefroren sind. In
Indochina sind Erz und Kohle unbedeutend. Siam verfügt zwar über einige
unentwickelte und zerstreut liegende Eisenerzvorkommen, doch ist die dort gefundene
Kohle meistens eine Braunkohle. Auf der Malaischen Halbinsel und in
Britisch-Borneo gibt es auch einige Eisenerze, doch kommt ihnen nur eine lokale
Bedeutung zu; die Gesamtmenge beziffert sich auf kaum mehr als 25000000 t.
Anders und mehr versprechend auf den ersten Blick erscheint die Lage in
Niederländisch-Ostindien, namentlich im südlichen Teil von Borneo und in
Zentral-Celebes. Die Eisenerze in diesen Bezirken bilden eine der größten bisher
bekannten Reserven im Fernen Osten und werden auf 800000000 t geschätzt. Doch ist
das Erz ähnlich dessen gewisse Schwierigkeiten bei der Verdem von Cuba und der
Provinz Surigao auf den Philippinen ungleichmäßig, da es Nickel, Chrom, viel Tonerde
und Feuchtigkeit enthält und infolgehüttung bietet. Kokskohle ist zwar vorhanden,
doch in so begrenzten Mengen, daß bereits Untersuchungen angestellt worden sind, die
Möglichkeit des Schmälzens auf elektrischem Wege oder vermittels Oelrückstände in
Anwendung zu bringen. Auf den Philippinen gibt es bedeutende Eisenerzvorkommen,
nämlich rund 430000000 t oder noch mehr, namentlich in Surigao am nördlichen
Mindanao. Braunkohle ist im Ueberfluß vorhanden, Kokskohle dagegen in beschränkten
Mengen hauptsächlich am südlichen Mindanao. Eine etwa zu errichtende Eisenindustrie
dürfte nicht geeignet sein, mehr als die inländische Nachfrage zu befriedigen.
Demnach scheint es höchst unwahrscheinlich, daß eine Eisen- und Stahlindustrie etwa
nach Art derjenigen in Westeuropa oder in Nordamerika in den pazifischen Ländern des
Fernen Ostens entwickelt werden kann. China mit dem besten Vorrat an Kokskohle hat
nicht genug Eisenerze, und die geographische Trennung der besten Kokskohle von den
Eisenerzen bedeutet einen schweren Nachteil. Niederländisch-Ostindien und die
Philippinen verfügen über große Erzvorkommen, sind dagegen arm an Kokskohle. Japan
mit der größten industriellen Leistungsfähigkeit, dem stärksten Verbrauch und der
besten Organisation fehlt es an Kohle und Eisen in genügender Menge. Die zerstreuten
Lagerstätten an Kohle und Erz in allen andern Ländern des Fernen Ostens sind von
untergeordneter Bedeutung im Vergleich zu den genannten Ländern. Wenn alle Kohle-
und Erzquellen im Pacific-Bereich gemeinsam erfaßt werden könnten, würden diese
Vorräte sich für die Anlage einer Großindustrie eignen; doch würden dabei die
geographischen Entfernungen der am besten geeigneten Erze und Kohlen im Wettbewerb
mit den wichtigsten Eisen- und Stahlerzeugern der Welt die wirtschaftliche
Produktion in Frage stellen. Sieht man von den politischen Grenzen ab, so erscheint
als die beste Verbindung auf der einen Seite die Eisenerze der Philippinen und
Niederländisch-Ostindiens, auf der anderen Seite die Kokskohle der nördlichen
Provinzen Chinas.
Es bleiben noch die Eisen- und Kohlenvorkommen Indiens zu betrachten. Hier befinden
sich große Reserven an hochprozentigen Erzen, die auf über 1½ Billionen t geschätzt
werden. Obgleich die Erze weniger beträchtlich sind als in den Vereinigten Staaten
und in Westeuropa, so darf man sie doch als die größten und besten
Lagerstätten im Fernen Osten bezeichnen. Ungeachtet der bedeutenden
Kohlenvorkommen ist der Vorrat an Kokskohle in Indien weniger groß. Ein besonderer
von der indischen Regierung eingesetzter Ausschuß hat die wahrscheinliche
Erschöpfung an dieser Kokskohle nach ungefähr 40 Jahren ergeben, doch sollen
kürzlich entdeckte Vorkommen das Vorhandensein größerer Reserven ergeben haben. Die
Erzeugung von Eisen und Stahl befindet sich zwar, noch auf einer verhältnismäßig
niedrigen Stufe, doch ist die Leistungsfähigkeit schneller gestiegen als der
Inlands-Verbrauch, und zwar mit Rücksicht auf die Ausfuhr nach Westeuropa. Die
Vorräte an Rohstoffen in Indien sind auch geeignet für das Wachsen einer großen
Eisen- und Stahlindustrie. Nur wird dem durch eine geringe Aufnahmefähigkeit des
inländischen Verbrauches und durch die Entfernung von den wichtigsten
Auslandsmärkten Schranken gesetzt. Für die nächste Zukunft wird die indische
Bergbau-Industrie hauptsächlich von dem Ausfuhrgeschäft abhängen, das sich wiederum
nach den Industriezentren des Westens richten wird. (The Foundry Trade Journal,
1926, Heft 527). Es wird öfters die Ansicht vertreten, daß, wenn auch die Menge und
Güte der Vorkommen im Fernen Osten die Entwicklung einer Eisen- und Stahlindustrie
auf eine ertragreiche, handelsmäßige Grundlage nicht begünstigten, eine solche
Entwicklung doch Platz greifen würde, und zwar aus politischen und militärischen
Gründen. Eine derartige Annahme übersieht jedoch, in Betracht zu ziehen, daß ein
solcher Industrieaufbau riesige Kapitalausgaben. verschlingt sowohl für die erste
Umwandlung der Rohstoffe als auch für ihre Bearbeitung und Fertigstellung unter den
verschiedensten Formen bis zum letzten Verbraucher.
Dr.-Ing. Kalpers.
Lagerung von Kohlen unter Wasser. Um am einfachsten und
sichersten die Selbstentzündung der Kohle zu verhüten und ihre Wertminderung infolge
der Einwirkung des Luftsauerstoffs zu verhindern, werden in Amerika schon seit einer
Reihe von Jahren in größeren Werken die Kohlenvorräte in gemauerten, mit Wasser
gefüllten Gruben gelagert. So besitzt z.B. die Indianapolis Light and Heat Co. zwei
derartige Betonbehälter zur Lagerung der Kohlen unter Wasser. Der eine Behälter faßt
13000 Tonnen Kohle; die gesamten Kosten für die beiden Behälter belaufen sich auf
60000 Dollar.
Der größere Feuchtigkeitsgehalt der unter Wasser gelagerten Kohle hat bei der
Verfeuerung von Stückkohle bisher keine Schwierigkeiten bereitet, dagegen erwies
sich Nußkohle, wenn sie unter Wasser gelagert war, als schwerer entzündlich. Die
Förderung der Kohle aus dem Wasserbehälter zum Kesselhausbunker erfolgt durch
Eisenbahnwagen, so daß das Wasser auf diesem Transport genügend abtropfen kann. Die
Entwässerung der Kohle kann aber auch in der Weise erfolgen, daß der Wasserspiegel
in dem Lagerbehälter soweit gesenkt wird, daß die zum Verbrauch bestimmte Kohle
nicht vom Wasser bedeckt ist. Bei dieser Methode zeigte sich, daß auch die 2–3 Meter
über dem Wasserspiegel lagernde Kohle infolge der Kapillarität noch feucht
bleibt. Die Untersuchung zweier Kohlenproben der gleichen Zeche und aus demselben
Flöz, von denen die eine frisch gefördert war, während die zweite ungefähr 1 Jahr
lang unter Wasser gelagert war, ergab eine Verminderung des Heizwertes von 6970 auf
6794 WE; der Verlust betrug also nur 2,5 v. H.
Sbr.
Einfluß des Kieselsäuregehaltes im Eisenerz auf die
Selbstkosten des Roheisens. Zwecks Feststellung des Einflusses des
Kieselsäuregehaltes im Eisenerz auf die Selbstkosten des Roheisens wurden zunächst 3
Eisenerze untersucht mit den Analysen:
Erz
1
2
3
Eisen
51,3
49,0
49,0
Feuchtigkeit
11,0
11,0
15,0
Mangan
0,7
0,7
0,7
Al2O3
2,5
2,5
2,5
CaO
0,5
0,5
0,5
SiO2
8,2
12,0
8,0
Zur Erzeugung einer Tonne basischen Roheisens wurden bei
Verwendung von Erz 1 und 2 benötigt:
Gesamtgewicht
Gewicht von
CaO
Al2O3
SiO2
kg
kg
kg
kg
Erz 1
1860
9
46
149
Koks
952
23
20
59
Kalkstein
453
240
4
9
–––––––––––––––––––––––––––––––––
3265
272
70
215
Erz 2
1950
10
49
234
Koks
1054
25
23
63
Kalkstein
635
336
336
13
–––––––––––––––––––––––––––––––––
3639
371
408
310
Demnach bedingt der Verbrauch des Erzes 2 10,75% mehr Koks und
40% mehr Flußmittel als Erz 1. Bei gleichem Koksverbrauch würde man am Tage 500 t
Roheisen und 268 t Schlacke aus Erz 1 und 452 t Roheisen und 329 t Schlacke aus Erz
2 erzeugen. Bei gleichen Löhnen machen die Mehrausgaben für die Handarbeit 10,75%
beim Erz 2 aus. Das Erz 3 hat denselben Eisengehalt als Erz 2; aber das Verhältnis
von Silizium zum Eisen ist 0,1633 gegen 0,245 in Erz 2 und 0,1558 in Erz 1. Die
Erzeugungskosten einer Tonne Eisen aus Erz 3 sind demnach höher als aus Erz 1, aber
niedriger als aus Erz 2. Es wäre falsch, die Erze 2 und 3 gleich zu bewerten. Eine
Tonne Eisen aus Erz 3 erfordert 1950 kg Erz, 964 kg Koks, 480 kg Kalkstein. Außerdem
erhält man 567 kg Schlacke. Man braucht also 1,22% mehr Koks und 6% mehr Flußmittel
als bei Erz 1. (Revue de Métallurgie.)
K.
Fachveranstaltung für Schweißtechnik auf der Kölner
Frühjahrsmesse. Sonderausstellung und wissenschaftliche Tagung. Im
Mittelpunkt der Kölner technischen Messe (20.–25. März) steht eine fachliche
Veranstaltung, die dem wichtigen Gebiet der Schweißtechnik gewidmet ist. Die
Fachveranstaltung wird unter Verzicht auf die übliche Aneinanderreihung toter
Ausstellungsgegenstände das Schweißen in verschiedenen Industriezweigen vorführen,
und zwar in der Hauptsache als Fabrikationsverfahren. Dies wird
dadurch ermöglicht, daß Firmen, die Apparate und Maschinen für die
Schweißtechnik herstellen, sich für die Veranstaltung mit anderen Firmen
zusammentun, die diese Maschinen benutzen. Die Veranstaltung wird unterstützt von
der Carbidvereinigung und dem Deutschen Acetylenverein, ferner von dem Verband für
autogene Metallbearbeitung (Hamburg), der einen Kursus für fortgeschrittene
Schweißer abhalten wird.
An der Sonderausstellung wird sich auch das Ausland beteiligen; so liegen bis jetzt
schon Anmeldungen von Firmen aus Amerika, Belgien, Holland und Oesterreich
vor.
Mit der Ausstellung wird eine wissenschaftliche Tagung verbunden, die vom Kölner
Bezirksverein Deutscher Ingenieure und der Elektrotechnischen Gesellschaft in Köln
getragen und vom Verein Deutscher Ingenieure, Berlin, unterstützt wird. Für diese
Tagung sind hervorragende Fachleute gewonnen worden, die über die letzten Ergebnisse
der Forschung und der Praxis in der Schweißtechnik berichten werden.