Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Richard Feldmann |
Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 89 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Bedeutung des Leichtmetalles Beryllium. Der
Elastizitätsmodul spielt bekanntlich bei den Leichtmetall-Legierungen im Interesse
der Sicherheit der Maschinenbauten eine wesentliche Rolle; es ist daher zu
verstehen, wenn neuerdings dem Beryllium angesichts seines hohen Elastizitätsmoduls
besondere Beachtung geschenkt wird. Das Bestreben, bei Ultra-Leichtlegierungen hohe
Werte für die Zerreißfestigkeit und die Elastizitätsgrenze zu erhalten, ohne
gleichzeitig den Elastizitätsmodul zu erhöhen, dürfte wohl zwecklos sein. Während
Festigkeit und Elastizitätsgrenze hauptsächlich vom Gefüge der Legierung abhängig
sind, kann man vom Elastizitätsmodul sagen, daß er in dieser Beziehung unabhängig
ist und daß infolgedessen der Modul einer Legierung nur durch den Zusatz von
Elementen mit hohem Modul gesteigert werden kann. Während die bisher mit hohem Modul
bekannten Legierungen ein großes spezifisches Gewicht besitzen, sind das Magnesium,
das Grundmetall für Ultra-Leichtlegierungen, ferner das Aluminium, Zink und Kupfer
durch geringe Module gekennzeichnet; es ergibt sich dabei etwa folgende Reihenfolge
der Modul werte:
Stähle
20–22000
Aluminium
7000
Nickel
22000
Magnesium
4000
Rhodium
28000
Zink
9000
Nachdem aber das Beryllium einen Modul von 30000 kg/mm2 und ein spezifisches Gewicht von 1,8 besitzt,
kann man jetzt schon voraussehen, daß dieses Metall bei der Herstellung von
Leichtlegierungen für den Maschinenbau in Zukunft von großer Bedeutung sein wird,
und man begreift das Interesse, mit dem der Flugzeug- und Luftschiffbau das
Erscheinen eines derartigen Metalles und dessen Legierungen erwartet. Diese
Erwägungen geben auch die Erklärung dazu, warum die Erforschung eines praktischen
Gewinnungsprozesses für das Beryllium von allen Seiten ein eifriger Gegenstand
mannigfaltiger Untersuchungen geworden ist. Von sonstigen Eigenschaften dieses
Metalles sind zu nennen: Atomgewicht 9,01, Schmelzpunkt 1280°, spezifische Wärme bei
62° 0,42, Oxydationswärme 131 Kalorien, Härte 6–7.
Von Laboratoriumsarbeiten sind zunächst die von Prof. Fichter, Basel erwähnenswert,
dem es gelang, einige Gramm Beryllium in Gestalt feiner kristallisierter Nadeln
zu gewinnen und diese im elektrischen Ofen zu kompakten Kügelchen zu agglomerieren.
Mit Geschick hat er aus diesen kleinen Metallmengen die wichtigsten physikalischen
und auch einige chemische Eigenschaften ermittelt. Es ist ihm dann weiter gelungen,
die Schmelzkurven der binären Legierungen des Berylliums mit Aluminium, Kupfer,
Silber und Eisen aufzustellen. 1921 gab auf der Hauptversammlung des Vereins
deutscher Chemiker Prof. Stock in Stuttgart bekannt, daß es ihm und seinen
Mitarbeitern möglich geworden wäre, zum ersten Mal reines Beryllium nach einem
elektrolytischen Verfahren herzustellen. Diese Arbeiten erfolgten mit Unterstützung
der Firma Goldschmidt, Essen und besonders unter Mitarbeit von Dr. Hans Goldschmidt.
Das Verfahren selbst aber wurde erst auf der letzten Chemikertagung zu Nürnberg
näher beschrieben. Nach dem Tod von Dr. Hans Goldschmidt gründeten Stock, Pretorius
und Prieß im Verein mit Siemens & Halske eine Studiengesellschaft, die jetzt
schon beachtenswerte Erfolge nachweisen kann und der es auch gelungen ist,
ansehnliche Mengen des neuen Leichtmetalles zu erzeugen. Die Herstellungskosten sind
allerdings noch hoch.
Die Elektrolyse wird in einem als Anode dienenden Graphittiegel mit einer
wassergekühlten Eisen-Kathode vorgenommen. Ein Strom von 50 Amp. bei 80 Volt (an den
Elektroden gemessen) erhält das Bad auf 1350° (also 70° oberhalb des Schmelzpunktes
des Metalles) ohne äußere Beheizung. Ein Prozeß von 9 Stunden Dauer liefert ungefähr
50 gr Beryllium und man gewinnt 40–45 Prozent des im Bad enthaltenen Metalles. Die
Kathode führt etwas Eisen in das Metall ein, dagegen treten das in den
Zusatzfluoriden enthaltene Natrium und Baryum im Beryllium nicht auf. Es ist klar,
daß das Beryllium unter diesen Umständen ein teures Metall ist. Sein Erz, der
Beryll, enthält im Durchschnitt 12 Prozent Berylloxyd. Während die Vorkommen in
Deutschland an diesem Erz sehr gering sind, gibt es in Europa andere Vorkommen in
Schweden und Frankreich. Tu Frankreich namentlich gibt man sich eine merkliche Mühe,
den
Vorsprung Deutschlands in wissenschaftlicher Hinsicht einzuholen, und zwar sind
es besonders die Professoren Matignon und Flusin (der letztere im elektrochemischen
Laboratorium zu Grenoble), die eine lebhafte Forschertätigkeit entwickeln. Zugunsten
Frankreichs spricht der Umstand, daß es von der Natur mit Beryll-Erzen
verhältnismäßig reich – wenigstens im Vergleich mit anderen Ländern – ausgestattet
ist, vor allem im Departement Haute-Vienne; das dort gefundene Erz entspricht der
Formel 6SiO2Al2O3 + 3BeO und enthält 67 Prozent Kieselsäure, 19
Prozent Tonerde und 14 Prozent Berylliumoxyd. Außerdem sind Lagerstätten in Amerika
bekannt. Wie vor kurzer Zeit verbreitet wurde, soll man in Amerika, und zwar in
Cleveland, ein Verfahren ausfindig gemacht haben, das die Herstellungskosten des
Berylliums aus seinem Erz ganz wesentlich herabdrücken soll, nämlich von 5000 Dollar
auf 200 je Pfund Beryllium. Von diesem angeblichen neuen Verfahren selbst aber hörte
man nichts Näheres; derartige Nachrichten sind daher stets mit großer Vorsicht
aufzunehmen. (Revue de l'Aluminium.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Ueber Knallgasexplosionen. Im Anschluß an einen
verbrecherischen Anschlag auf eine ausländische Fabrik, die Wasserstoff und
Sauerstoff auf elektrolytischem Wege herstellt, hat Dr. W. Normann die Frage
untersucht, ob die Explosion eines Wasserstoff-Sauerstoffgemisches durch das
Drahtgewebe eines Sicherheitsröhrchens nach Fresenius ebenso wirksam verhindert wird
wie die Explosion eines Wasserstoff-Luftgemisches. Das Sicherheitsröhrchen bestand
aus einem etwa I cm weiten und etwa 6 cm langen Glasröhrchen, in dessen Mitte sich
einige fest aufeinander gelegte Scheibchen aus Kupferdrahtnetz befanden, die dicht
an der Wand anlagen. Das aus 2 Teilen Wasserstoff und 1 Teil Sauerstoff bestehende
Gasgemisch strömte aus einem kleinen Gasbehälter zunächst durch eine kleine, fast
ganz mit Wasser gefüllte Waschflasche und unmittelbar danach durch das
Sicherheitsröhrchen, an dessen Ende das austretende Gas durch eine Flamme zur
Entzündung gebracht wurde.
Es zeigte sich nun, daß die Explosion des Knallgases durch das Röhrchen nur dann
aufgefangen wurde, wenn der Gasstrom eine gewisse Geschwindigkeit besaß. Wenn die
Gasgeschwindigkeit jedoch eine bestimmte Grenze unterschritt, so schlug die
Explosion durch das Sicherheitsrohr hindurch. Die Grenze, wo kein Rückschlag mehr
eintrat, war zahlenmäßig nicht genau zu bestimmen, sie lag etwa bei einer
Gasgeschwindigkeit, bei der die durch die Waschflasche perlenden Gasblasen eben noch
unterschieden werden konnten; aber auch die Maschenweite der Drahtsiebe ist auf die
Grenze jedenfalls von Einfluß. Ein solches Sicherheitsröhrchen, daß bei explosiven
Wasserstoff-Luftgemischen unfehlbar wirkt, bietet also bei
Wasserstoff-Sauerstoffgemischen nur unter bestimmten Bedingungen ausreichenden
Schutz und es wird den Rückschlag der Explosion in eine Kjallgas enthaltende
Stahlflasche wohl kaum verhindern können.
Auch durch eine Glaskapillare von etwa ¾ m Länge und ⅔ mm lichter Weite schlug die
Explosion langsam hindurch. Bei einigen Versuchen wurde jedoch beobachtet, daß
die zurückschlagende Flamme an einem in der Kapillare befindlichen Staubkörnchen
Halt machte und dort weiterbrannte, wodurch in das dickwandige Glasrohr eine
kugelförmige Höhlung von etwa 1,5 mm Durchmesser eingebrannt wurde. (Chem.-Ztg., 49.
Jahrg. S. 757.)
Sander.
Vorsicht beim Arbeiten mit Kältebädern. A. Mittasch und
E. Kuß berichten über zwei Unfälle, die im Forschungslaboratorium des Ammoniakwerks
Oppau beim Arbeiten mit Kältebädern vorgekommen sind. In einem Falle waren
gasförmige Kohlenwasserstoffe, im wesentlichen Aethylen, in einem von außen durch
flüssige Luft gekühlten Glasgefäß kondensiert worden. Um die Zusammensetzung des
Kondensats rasch festzustellen, wurde das Glasgefäß aus dem Kältebad herausgenommen,
geschüttelt, das entweichende Gas angezündet und das Aussehen der Flamme beobachtet.
Bei zahlreichen Versuchen hatte diese Methode ohne Schwierigkeit Anwendung gefunden,
in einem Falle jedoch erfolgte beim Anzünden des Gases eine heftige Explosion, die
offenbar darauf zurückzuführen war, daß infolge eines kleinen Sprunges in dem
Glasgefäß flüssige Luft sich mit dem kondensierten Kohlenwasserstoffgemisch vermengt
hatte. In einem anderen Falle war ein Kondensationsgefäß, das flüssiges
Nickelkarbonyl enthielt und in einem Kältebad mit flüssiger Luft stand, offenbar
gesprungen, so daß auch hier flüssige Luft sich mit dem Inhalt des Glasgefäßes
vermischen konnte. Eine heftige Explosion mit Flammenerscheinung trat plötzlich ein,
wobei die Gefäße zertrümmert wurden und der Experimentator erhebliche Brandwunden
davontrug.
Derartige Unfälle mahnen zur größten Vorsicht beim Arbeiten mit Kältebädern.
Zweckmäßig wird man nach dem Vorschlag von Seligmann statt flüssiger Luft
verflüssigten Stickstoff anwenden. In vielen Fällen wird man auch nach dem Vorschlag
von Stock mit gekühlten Aluminiumblöcken auskommen. Auf jeden Fall muß vermieden
werden, daß Badflüssigkeit und Kondensat miteinander reagieren können; wenn man z.B.
mit Stickstoffdioxyd arbeitet, darf keinesfalls ein Toluolbad benutzt werden.
Bedenklich ist ferner unter Berücksichtigung der Beobachtungen von Wöhler, mit
flüssiger Luft gekühlte aktive Kohle zur Vacuumherstellung zu benutzen, wie es
häufig geschieht, da stets die Möglichkeit vorhanden ist, daß flüssige Luft sich mit
der aktiven Kohle vermengt. Statt aktiver Kohle empfiehlt sich in diesem Falle die
Anwendung von aktiver Kieselsäure.
Zum Schluß beschreiben die Verfasser ein Verfahren zur schnellen Herstellung von
Kältebädern mit Hilfe von flüssiger Luft. Hierbei galt der Grundsatz,
Badflüssigkeiten nicht in Glasgefäßen und besonders nicht in den Dewargefäßen
herzustellen, die später beim Verkauf verwendet werden sollen. Zur Aufnahme der
Badflüssigkeit dient ein kupferner Zylinder von 40 cm Höhe und 10 cm Durchmesser,
der am oberen Ende 2 Arme hat und mit diesen in ein metallisches Dewargefäß von 37
cm Höhe und 15 cm Durchmesser eingehängt ist. Während die Flüssigkeit in dem
Kupferzylinder mit einem langstieligen Holzlöffel oder mit
einem Rührwerk dauernd bewegt wird, gießt man flüssige Luft in das äußere
Gefäß. Auf diese Weise können etwa ¾ Liter Pentan binnen 15 Minuten auf – 150°
abgekühlt werden, worauf man das Pentan für den Gebrauch in das vorgesehene und
durch Ausschwenken mit wenig flüssiger Luft entsprechend vorgekühlte Dewargefäß
überfüllt. (Chem.-Zeitg. 1926, S. 125.)
Zu derselben Frage äußert sich ferner H. Staudinger, der die Gefahren von Mischungen
organischer Stoffe mit flüssiger Luft an folgendem Versuch erläutert: Läßt man zu
2–2,5 ccm flüssigem Sauerstoff durch ein langes Trichterrohr 1 ccm Aether fließen,
so bilden sich weiße Nebel. Läßt man nun mit Hilfe von 2 Drähten, die 1 cm über der
Flüssigkeitsschicht angebracht sind, sofort einen Induktionsfunken überspringen, so
tritt eine äußerst starke Detonation ein, die etwa der Explosion von 3 Liter
Knallgasgemisch oder 4 g Nitroglyzerin an Heftigkeit gleichkommt. Derartige
Mischungen organischer Stoffe mit flüssiger Luft sind ebenso wie die
Flüssigluft-Sprengstoffe überhaupt auch gegen Schlag und Reibung sehr empfindlich,
weshalb solche Gemische niemals als Kühlbäder benutzt werden sollten. (Ztschr.
angew. Chem. 1926, S. 98.)
Sander.
Der Betonmischer „Simplex,“
gebaut von der Firma Wolf Netter & Jacobi-Werke, Kom. G. a. A., Abtg.
Eisenbau Schiege, Leipzig-Paunsdorf, zeigt in seiner Bauart wesentliche Abweichungen
gegenüber den bisher konstruierten Betonmischmaschinen.
Textabbildung Bd. 342, S. 90
Während auch hier der Gedanke beibehalten ist, die Mischung unter Verwendung eines in
Umdrehung versetzten, mit eingebauten Schaufeln und Aufhalten! von geeigneter Form
versehenen Hohlkörpers zu bewirken, wurde die Einführung der zu mischenden Produkte
in diesen Hohlkörper, die Trommel und die Entleerung des Betons in besonderem Maße
vereinfacht.
Wie die Abbildung erkennen läßt, wird die Trommel des Simplex-Mischers so
niedrig aufgestellt, daß das Mischgut nicht mehr durch einen besonders konstruierten
Aufzug gehoben zu werden braucht; die Schubkarre oder der Muldenkipper können
vielmehr unmittelbar in die Trommel entleert werden.
Bei kleineren Baustellen kann der Kies direkt vom Hafen in die Trommel geschaufelt
werden; in diesem Falle wird der Mischer zu ebener Erde aufgestellt; das üblichste
ist, ihn in eine flache Grube zu stellen, so daß die Anfahrt der Muldenkipper zur
Trommel in Fußbodenhöhe erfolgen kann. Neu ist vor allem an der vorstehenden
Konstruktion, daß das Transportgerät nach der Entleerung in der Trommel
stehenbleibt, um sogleich den fertigen Beton wieder aufzunehmen. Bei Drehung der
Trommel wird durch die Form des Trommelmantels, der eingebauten Wende- und
Verteilungs-Vorrichtungen eine vollkommene Mischung erzielt; wird jetzt die
Drehrichtung der Trommel umgekehrt, so nehmen die in derselben angebrachten Taschen,
welche bei der ersten Drehrichtung als Wender wirkten, den gemischten Beton mit nach
oben und lassen ihn in das Transportgerät hineinfallen. Der Antrieb der Trommel
erfolgt mittels Triebstockverzahnung. Als Energiequelle findet ein Elektromotor oder
Verbrennungsmotor Verwendung. Im ersteren Falle erfolgt die Uebertragung durch zwei
Stirnräder mit eingebautem Wendeanlasser, im letzteren wird noch eine Wendekupplung
zur Erzielung der zweiten Drehrichtung eingeschaltet.
Die vorstehend beschriebene Maschine besteht nur aus einer ganz beschränkten Anzahl
von Einzelteilen, die, bis auf die Trommel, unter staub- und regensicherem Verschluß
stehen.
Bei einer Trommelfüllung von 500 Litern wird ein Motor von 6 PS benötigt; die Bauart
mit 150 Litern Füllung erfordert nur 2½ PS; bei geschickter Handhabung können 40
Mischungen in der Stunde
erzielt werden. Da übrigens der Trommelinhalt frei vor Augen liegt, kann der
Mischvorgang jederzeit beobachtet werden.
Auch verdient besondere Erwähnung, daß sogenannter Gußbeton sich mit der Maschine
leicht mischen läßt, da die Entleerungstaschen der Trommel so eingerichtet sind, daß
sie bei Bereitung von Gußbeton durch wenige Handgriffe vergrößert werden können;
auch ist es möglich, die Entleerung der Trommel durch eine einschwenkbare Rinne –
ohne Zuhilfenahme des Transportgeräts – zu bewerkstelligen, falls es in besonderen
Fällen erwünscht ist, den Beton aus der Maschine unmittelbar in die Schalung oder in
den Bauaufzug fließen zu lassen.
Sa.
Neukonstruktionen von Löffelbaggern. Durch die Einführung
des Raupenbandfahrwerks für Löffelbagger ist die Leistungsfähigkeit dieser Maschinen
gegenüber den bisher auf Schienen laufenden in bedeutendem Maße erhöht worden. Abbildung 1 zeigt einen im ganzen Kreise drehbaren
Raupenbagger, der von der Firma Menck u. Hambrock, Altona-Hamburg, für Verwendung in
Südafrika gebaut wurde. Der Bagger hat ein Konstruktionsgewicht von 216500 kg, ein
Betriebsgewicht von 262500 kg; er wurde, den vorliegenden Bedingungen entsprechend,
für einen besonders geringen Flächendruck der Raupenbänder und 30 Tonnen Windekraft
konstruiert.
Textabbildung Bd. 342, S. 91
Abb. 1.
Die Raupenbandglieder (Abb. 2) bestehen aus Stahlguß
und haben eine glatte Außenfläche, so daß keine Steine zwischen die Glieder kommen
können; die Gelenkbolzen sind aus Weichstahl gefertigt.
Im Verhältnis zu den sonstigen Abmessungen des Baggers ist die Größe des Unterwagens
sehr gering, so daß gute Bewegung auch auf engen Arbeitsstellen ermöglicht wird.
Auf dem Unterwagen ist der verzahnte Laufkranz (Abb.
3) aus Stahlguß befestigt.
Der Bagger läuft auf jedem Raupenband mittels 4 großen Rollen, von denen die
Endrollen auf einer Seite die Antriebsrollen, und die Endrollen auf der anderen
Seite die Spannrollen sind. Jede Rolle sitzt auf einer so kräftigen Achse, daß
dieselbe den größten Druck auszuhaken vermag, selbst wenn das ganze
Baggergewicht auf eine Rolle kommt.
Textabbildung Bd. 342, S. 91
Abb. 2.
Der Fahrantrieb ist in der Weise gebaut, daß jede Seite für sich angetrieben und
gebremst werden kann. Durch starkes Bremsen der einen und Antreiben der anderen
Seite kann man auf dem Fleck drehen; durch mehr oder weniger starkes Bremsen kann
man Kurven von beliebigem Radius durchfahren.
Der Oberwagen ist als Kastenträger ausgebildet, um Biegungs- und
Drehungsbeanspruchungen nach Möglichkeit gewachsen zu sein. Der Rollenkranz (Abb. 3), auf welchem sich der Oberwagen dreht, liegt
auf dem Drehkranz; die Rollen werden durch Zentrierstangen in ihrer Lage
gehalten.
Die verschiedenen Bewegungen werden bei elektrischem Antrieb durch drei Motoren
bewirkt. Ein Motor treibt das Hub-, Fahr- und Ausleger-Winde werk gemeinsam an.
Ferner sind ein Dreh- und ein Vorschub-Motor vorhanden.
Textabbildung Bd. 342, S. 91
Abb. 3.
Der vorstehend beschriebene Löffelbagger Modell J hat einen Löffelinhalt von 4 cbm.
Vor kurzem hat die genannte Firma für eine deutsche Zementfabrik einen
Raupenlöffelbagger von 5 cbm Inhalt fertiggestellt, mit einem Arbeitsgewicht von
400000 kg; er ist mit 2 Hubmotoren von je 272 PS, einem Drehmotor und einem
Fahrmotor von je 272 PS sowie einem Vorschubmotor von 150 PS ausgerüstet; ein Bagger
noch größerer Leistung von 6½ cbm Löffelinhalt, der nach Angabe der Firma
gegenwärtig der größte Raupenbandlöffelbagger der Welt ist, befindet sich zurzeit im
Bau.
Samter.
Zur Lage der Eisenbahnenin Rußland. Die Entwicklung des russischen
Eisenbahnnetzes zeigt kein gleichmäßiges, der Wirtschaftsentwicklung angepaßtes
Wachstum; für seinen Ausbau waren nicht immer die wirtschaftlichen Bedürfnisse des
Landes maßgebend, sondern häufig strategische und fiskalische Interessen. Während in
Deutschland auf 100 km2 11,7 km Schienenstrang
entfallen, sind es in Rußland nur 1,3.
Unter diesen Umständen ist es nicht weiter merkwürdig, daß die russischen Bahnen
schon in der Vorkriegszeit den an sie gestellten Anforderungen nicht gewachsen
waren. Güterstauungen waren an der Tagesordnung und es ist bezeichnend, daß manche
Industriezentren gezwungen waren, teurere ausländische Kohlen zu importieren,
während sich im Donezgebiet die Vorräte auf den Halden stauten oder nur auf Umwegen
an ihren Bestimmungsort gebracht werden konnten, da die direkten Eisenbahnlinien den
Kohlenverkehr, vor allem auch nach dem mittelrussischen Industriegebiet, nicht
bewältigen konnten.
Eine gute Uebersicht über den heutigen Eisenbahnverkehr, was den Personenverkehr
betrifft, gibt beifolgende Aufstellung; denn aus der Zugfolge lassen sich ja
Schlüsse auf die Stärke des Verkehrs ziehen, und aus der durchschnittlichen
Geschwindigkeit auf den Zustand des Lokomotiv- und Wagenmaterials und des
Oberbaus.
Aufstellung.
Zahl derZüge pro Tag
Strecke
km
Stunden
Geschwindig-keitpro Stunde
1
Narwa–Petersburg
160
5½
29 km
1
Osirow–Petersburg
353
12
29 km
7
Smolensk–Moskau
400
8
50 km
4
Petersburg–Murmansk
1451
48
30 km
9
Petersburg–Moskau
651
11
59 km
3
Moskau–Kiew
857
22
39,5 km
1
Minsk–Odessa
1160
18
64 km
4
Kiew–Odessa
653
15
43,5 km
2
Rostow–Kiew
1105
39
29 km
10
Moskau–Kursk
536
11½
47 km
5
Charkow–Rostow
528
11½–
46 km
1
Moskau–Astrachan
1528
48
31 km
2
Moskau–Kasan
795
24selbst Schnellzüge
33 km
3
Moskau–Tula
195
6
31,5 km
3
Samara–Orenburg
421
12
35 km
2
Moskau–Nischni-Nowgorod
440
13
33,6 km
1
Moskau–Wladiwostok
9608
nach dem Fahr-plan genau 10Tage, der
ange-blich genau innege-halten wird, also240
40 km
Die Aufstellung zeigt, daß auf den mehr befahrenen Strecken, ebenso wie in
Deutschland, die Durchschnittsgeschwindigkeit höher liegt, als auf den Bahnlinien
mit wenig Verkehr. Die auf der Bahnstrecke Petersburg-Moskau erreichte
Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 60 km pro Stunde, trotz des in Rußland
üblichen längeren Aufenthalts auf den Stationen, nähert sich schon der in anderen
europäischen Ländern üblichen.
Reinglaß.
Rußlands Maschinenbau 1925/26. Der Bedarf an Rohstoffen
konnte im Maschinenbau, wie von russischer Seite zugegeben wird, 1925/26 nur zu etwa
80% gedeckt werden, so daß natürlich auch die Produktion hinter dem festgesetzten
Programm etwas zurückblieb und nur im Bau von Verbrennungsmotoren und im
Textilmaschinenbau wurde die Vorkriegsnorm erreicht bzw. überschritten; in den
übrigen Gruppen des allgemeinen Maschinenbaus, wie z.B. Lokomotiven, Kessel,
Drehbänke, blieb sie z. T. erheblich zurück und die Vorkriegshöhe wird wohl erst in
ein bis zwei Jahren erreicht werden können.
Die Zahl der Arbeiter betrug in den bisher 305 arbeitenden Großbetrieben 380000, soll
aber auf über 400000 bei 311 Unternehmen größeren Umfangs in ganz Rußland gebracht
werden. In den beiden letzten Jahren ist eine Lohnerhöhung von im Durchschnitt 47
Rubel auf 58 Rubel eingetreten, ob damit aber auch eine größere Kaufkraft des Lohnes
erzielt wurde, muß mehr als fraglich erscheinen bei der bekannten Entwertung des
Tscherwonezrubel.
An neuen Produktionszweigen wurden aufgenommen: 1. Herstellung kompressorloser
Dieselmotoren mit großer Kapazität, System M.A.N. in den Fabriken Sormowo, Kolomna
und „Rußky Disel“ des Leningrader Maschinenbautrusts und von kompressorlosen
Dieselmotoren, System Deutz, in der Fabrik „Krasny Proletar“; 2. Herstellung
von Kesseln bis zu 35 Atm. Druck mit einer Heizfläche von 400–750 m2 in der Metallfabrik, ferner von nahtlos
geschmiedeten Zylindern; 3. die Herstellung von neuen Drehbänken für den Bau von
Textilmaschinen und Uebergang zu den neuesten ausländischen Drehbanktypen; 4. Bau
von großen vierachsigen Straßenbahnwagen mit eisernem Wagenkasten; 5. die
Massenherstellung von Webstühlen und die Vorbereitung der Produktion von
komplizierten Textilmaschinen.
Auf dem Gebiet der Transportausrüstung ist hervorzuheben: Der Bau großer Lokomotiven,
vierachsiger und 20-t-Güterwagen, vierachsige Personenwagen für weite Strecken.
Auf dem Gebiet des landwirtschaftlichen Maschinenbaues sind zu erwähnen: 1.
Herstellung von Seperatoren in Perm, Fabrik „Uralselmasch“; 2. Herstellung
von Trieuren; 3. vervollkommneter Dreschmaschinen und Grasmähmaschinen. Auch in
Produktionszweigen wie Auto-, Flugzeug- und Traktorenbau sind ansehnliche Erfolge zu
verzeichnen.
Die für 1926/27 erforderlichen Neuinvestierungen beziffern sich auf 231,5 Millionen
Rubel einschließlich der Neubauten an Fabriken und Arbeiterwohnungen. Maßgebend bei
der Aufstellung des Investierungsplans war die Konzentration auf
Werkzeugmaschinenbau, Transportwesen und die Kraftwirtschaft.
Reinglaß.
Internationaler Gewerblicher Rechtsschutz.Deutschland: Ausstellungsschutz gilt für die technische
Messe mit Landwirtschaftlichem Maschinenmarkt Breslau vom 5. bis 8. Mai 1927, für
die internationale Kraftfahrzeugausstellung Köln vom 20. bis 31. Mai 1927, für die
5. Dentalschau für Deutschland, Berlin vom 18. bis 21. 3. 1927.
Amerika (Vereinigte Staaten): Ab 14. April 1927 sind
sowohl bei der Anmeldung als auch bei der Patenterteilung neben den bisherigen
Gebühren von je 20 Dollar für jeden Patentanspruch über zwanzig noch 1 Dollar mehr
zu zahlen. In amerikanischen Patentanmeldungen müssen jetzt die Ansprüche während
des ganzen Prüfungsverfahrens so numeriert werden, wie in den ersten Unterlagen.
Entschädigungsansprüche aus beschlagnahmten Patenten registrieren der
Deutsch-Amerikanische
Wirtschaftsverband sowie der Bund der Auslandsdeutschen zu Berlin.
Finnland: Die Patent-Anmelde- und Jahresgebühren sind mit
Wirkung vom 2. März d. J. erhöht worden.
Haiti gewährt deutschen Warenzeichen gleiche
Schutzmöglichkeit wie den inländischen Schutzmarken.
Rußland: Nach neuen Bestimmungen des Patentamtes laufen
Neuanmeldungen erst vom Einreichungstage der vorschriftsmäßig beglaubigten
Vertretervollmacht.
Spanien: Bei Ausübungsnachweisen ist zur Verhütung des
Patentverfalls zu beachten: Durch die Bescheinigung eines Ingenieurs muß der
Nachweis erbracht werden, daß der Gegenstand des Patentes auf spanischem Grund und
Boden tatsächlich ausgeübt wird und zwar sind in dieser Bescheinigung die
Werkstätte, Fabrik oder das Laboratorium anzugeben, in denen die Ausübung
tatsächlich erfolgt ist. Die Angaben dieser Bescheinigungen werden von
Staatsingenieuren nachgeprüft. Falls sie nicht genügen, wird der Erfinder im
Amtsblatt aufgefordert, die Ausübung innerhalb eines Monats zu ergänzen oder
schriftlich seine Bereitwilligkeit zur Abgabe einer Lizenz während der ganzen
Patentdauer beim Patentamte niederzulegen.
Ungarn: Die Patent-Gebühren werden jetzt nach Pengö
berechnet (1 Pengö = RM. 0,734) und betragen:
Jahr
1
2
3
4
5
6
7
8
Pengö
15
20
25
30
40
50
60
70
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Pengö
80
100
125
150
175
200
250
Für Zusatzpatente beträgt die Erteilungsgebühr 40 P. Für die
Nachfrist gilt 25% Gebührenzuschlag
Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W 50.
Mit der Werkstofftagung, die im Oktober 1927 in Berlin
stattfindet, sind eine Werkstoffschau und eine Prüf schau verbunden. Diese
Gelegenheit soll u.a. dazu ausgenutzt werden, um weiten Kreisen der Hersteller und
Verbraucher von Lagermetallen einmal die vorhandenen Materialien zu zeigen und die
Grundlagen für ihren Aufbau zu vermitteln und anderseits die Methoden und Maschinen
vorzuführen, die zur Prüfung der Lagermetalle und Lager Verwendung finden.
Gleichzeitig soll die Frage der Schmierung von Lagern behandelt werden.
Zur Bearbeitung dieses Teils der Tagung ist der Ausschuß XII (Lagerprüfung)
eingesetzt worden. Obmann des Ausschusses XII ist Herr Regierungsrat Vieweg von
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, und Schriftführer Herr Obering. Dr.-Ing.
vom Ende von der Technischen Hochschule Berlin. In dem Ausschuß sind alle auf diesem
Gebiet führenden Persönlichkeiten vereinigt. Alle an dieser Frage interessierten
Firmen, Behörden und Körperschaften werden hiermit zur Mitarbeit aufgefordert.
Zuschriften werden erbeten an den Obmann, den Schriftführer oder die Geschäftsstelle
der Werkstofftagung, Gruppe Metalle, Berlin NW 7, Dorotheenstraße 40.
Preisausschreiben. Die Sicherheit des Urteils auf dem
Gebiet der Anstrichstoffe ist durch die vielen neuen Fabrikate einigermaßen ins
Wanken geraten, so daß der Farbenverbraucher leicht in Verlegenheit kommt, welchem
Erzeugnis er den Vorzug geben soll. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung der
Anstrichfrage scheint es ein glücklicher Gedanke, die Oeffentlichkeit durch das
Aussetzen von Preisen unmittelbar an der Lösung zu beteiligen, wie es jetzt durch
den Verein Deutscher Bleifarbenfabrikanten geschieht. Er hat eine Reihe von Preisen
ausgesetzt, mit dem Gesamtbetrag von 2500 Mark, für die Mitteilung von nachprüfbaren
praktischen Fällen, in denen sich die hervorragenden Eigenschaften von Mennige
einerseits, von reinem Bleiweiß andererseits deutlich gezeigt haben. Jedermann ist
zur Teilnahme en diesem Wettbewerb zugelassen und es steht zu erwarten, daß sich
weite Kreise daran beteiligen werden. Sind doch die Bedingungen nicht allzuschwer,
die von dem veranstaltenden Verein gestellt werden. Verlangt werden kurze Berichte,
mit oder ohne bildliche Erläuterung, über gestrichene Gegenstände, Art der
Ausführung ihres Anstrichs, Zeit seiner Herstellung und Art, möglichst auch Herkunft
der betr. Anstrichfarbe. Falls es sich um Objekte handelt, die besonders ungünstigen
Einflüssen ausgesetzt sind, soll auch dies ausdrücklich vermerkt werden. Als 1.
Preis kommen 500 Mark zur Auszahlung, als 2. 300, als 3. 200 usw., im ganzen sind 60
Preise vorgesehen, so daß die Gewinnchance ziemlich groß ist. Das
Preisrichterkollegium setzt sich zusammen aus den Herren Direktor Müller in
Düsseldorf, Dr. H. Bopp in Frei-Weinheim, Dr.-Ing. Dr. rer. pol. Würth in Schlebusch
(Geschäftsführer des V.D.Bl.) und Obermeister C. Hoyer in Düsseldorf.
Nähere Aufschlüsse sind durch den Geschäftsführer des Vereins zu erlangen.
Richard Feldmann.