Titel: | Der internationale Gießereikongreß zu Paris 1927. |
Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 279 |
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Der internationale Gießereikongreß zu Paris
1927.
Der internationale Gießereikongreß zu Paris 1927.
Dem vorjährigen Kongreß zu Detroit folgte in diesem Jahre der internationale
Gießereikongreß zu Paris, der vom 6.–10. September 1927 abgehalten wurde. Neben
einer zahlreichen Beteiligung seitens der französischen und belgischen
Gießereifachleute waren auch aus den übrigen Industrieländern viele Gießer
erschienen, namentlich aus Deutschland, England, Italien, Spanien, Holland, der
Schweiz, Tschechoslowakei u.a.m. Das Hauptinteresse nahmen wie bei allen ähnlichen
Tagungen selbstverständlich die Vorträge ein, die sich auf eine Reihe von
Sondergebieten des Gießereifaches erstreckten, nämlich auf Gußeisen, Prüfverfahren,
Sand, Nichteisen-Metalle, Gießereiorganisation und Selbstkostenberechnung.
Gußeisen.
Vererbungserscheinungen beim Gußeisen. Von A. Lévi. Bei den meisten Metallen stellen die 2 Faktoren:
Zusammensetzung und Abkühlungsgesetz voneinander unabhängige Größen dar. Beim
Gußeisen jedoch ist dieses nicht in dem Maße der Fall, denn es ist fast unmöglich,
eine Veränderung nach dem Abkühlungsgesetz eintreten zu lassen, ohne die chemische
Zusammensetzung zu verändern. Diese Erscheinung hat in den verschiedenen Zuständen
des Kohlenstoffs ihren Grund. Für eine gegebene chemische Zusammensetzung sind die
mechanischen Eigenschaften vorn Gußeisen nicht einzig durch den Wärmevorgang wie bei
den meisten anderen Metallen bestimmt, vielmehr tritt hier ein anderer Faktor
hervor, der eine Vererbungseigenschaft des Eisens zu sein scheint. Die Erklärung
dieser Erscheinungen kann so erfolgen, daß man das Gußeisen mit einem ein
Graphitskelett enthaltenden Stahl vergleicht. Die mechanischen Eigenschaften werden
demnach von der Art dieses Stahles und von den in einer großer. Anzahl von Kernen
verteilten Graphitskeletten abhängen. Demnach ist die Graphitisierung zu
untersuchen, die sich richtet nach der Zusammensetzung, der Temperatur und dem
vorherigen Bestehen der Graphitkerne und ihrer Größenverhältnisse. Enthält nun das
in den Kupolofen aufgegebene Eisen bereits Graphitkerne, so werden diese infolge der
schnellen Schmelzung im Kupolofen keine Zeit haben, ihren Charakter zu ändern,
vielmehr in dem fertigen Guß ebenfalls auftreten und seine mechanischen
Eigenschaften heruntersetzen. Bei der Aufgabe von Eisen mit sehr kleinem Graphitkern
dagegen in den Ofen, wird man auch einen Guß mit fein verteiltem Graphit und mithin
gute mechanische Eigenschaften erhalten. Daraus ergibt sich, daß die Eigenschaften
des bei der Gattierung verwendeten Eisens in einem weiten Maße in dem erhaltenen Guß
wieder zum Vorschein kommen, woraus das Bestehen einer Vererbungseigenschaft beim
Eisen seine Erklärung findet.
Anwendungen des elektrischen Ofens in der Eisengießerei.
Von R. Lemoine. Von Interesse ist das Duplex-Verfahren:
Schmelzung im Kupolofen und nachfolgende Behandlung im elektrischen Ofen mit einem
Höchststromverbrauch von 300 kWh. Im Kupolofen kann man Gas- oder schwefelhaltigen
Koks verwenden, den der elektrische Ofen doch wieder entschwefelt. Unter gewissen
Umständen kann der Stromverbrauch sogar nur 150 kWh betragen. Mit Hilfe des
elektrischen Ofens ist man in der Lage, einen hochwiderstandsfähigen Guß mit 40,
sogar bis 45 kg/mm2 Zerreißfestigkeit zu erzeugen.
Beim europäischen Temperguß gewährt der elektrische Ofen den Vorteil, den
Kohlenstoffgehalt um rund 1 Proz. zu erniedrigen, wodurch die spätere Temperzeit im
Glühofen verkürzt und die Verwendung von Sondereisen als Ausgangsstoff vermieden
wird. Beim amerikanischen oder Schwarzkern-Tempergußverfahren erweist sich der
elektrische Ofen als überlegen gegenüber dem Flammofen sowohl im Dauer- als auch im
unterbrochenen Betrieb.
Ein merkwürdiges Beispiel einer Warmbehandlung von
Gußeisen. Von Le Thomas und Domanski. Beim Abgießen einer großen Welle löste sich
eine Ecke der Form, welches Stück nachträglich durch neues Eisen aufgegossen wurde.
An dieser betreffenden Stelle befand sich also eine Zone des ersten und eine des
zweiten Eisens. Der Charakter des Eisens an sich war ein perlitischer. Durch die
Berührung dieser 2 Eisengüsse miteinander hat sich nun infolge der hohen Temperatur
des zweiten sehr heißen aufgegossenen Eisens die Eisenbeschaffenheit verändert und
die Graphitisation hervorgerufen. Es ergibt sich daraus die praktische Folgerung,
daß man durch eine Warmbehandlung auf den bereits gegossenen Stücken das Gefüge von
perlitischem Guß verändern und den Niederschlag eines großen Teiles des Graphits
erzielen kann.
Das Graphiteutektikum von Grauguß. Von Dr.-Ing. Schüz. Der Vortragende erinnert an die Arbeiten von
Roberts-Austen, Reezeboom, Heyn, Charpy, Wüst, Benedicks, Buer, Goerens, Howe,
Hanemann, Ruff, Biren und kommt auf die von ihm bei der Firma Meier & Weichelt,
Leipzig, durchgeführten Versuche zu sprechen, wo nunmehr ein widerstandsfähiger Guß
durch Gießen von Eisen mit 3 Proz, Silizium in Kokillen gewonnen wird. Der freie
Kohlenstoff wird bei diesem Verfahren in Gestalt eutektischen Graphits erhalten. Zur
Vermeidung harter und schwer bearbeitbarer Stellen wird ein kurzes Glühen zwecks
Zersetzung des Ledeburits empfohlen. Auf Grund der weiteren Arbeiten von
Klingenstein, Piwowarski und Hanemann kommt Dr. Ing. Schüz zu dem Ergebnis, daß es
möglich sein wird, ein Gußeisen zu erzeugen, dessen Gefüge wie das des Stahls vom
Ferrit bis zum Perlit geregelt werden kann und bei dem der freie Kohlenstoff nicht
durch eine Warmbehandlung wie beim Temperguß, sondern von der 1. Abkühlung nach dem
Gießen getrennt werden kann.
Einfluß der Zusätze von Eisen und Stahlschrott in den Hochöfen
auf die Roheisenbeschaffenheit. Von Jones. Der
Vorteil der Verwendung von Gußbruch und Stahlschrott beim Hochofenbetrieb hat eine
Verminderung des Koksverbrauches um 30 Proz., eine Steigerung der Roheisenerzeugung
um 60 Proz. und ein höheres Heizvermögen der Gichtgase zur Folge. Diese Arbeitsweise
ist aber auch mit Nachteilen verbunden. So wirkt die Gegenwart von Chrom im
Stahlschrott störend, namentlich bei der Verwendung des erzeugten Roheisen für
Temperguß. Dann führt ein oxydierter Gußbruch leicht zu Ausschußstücken, ferner
fallen die Gleichmäßigkeit der Zusammensetzung und die physikalischen Eigenschaften
des Roheisens ungünstig aus, so daß ein nachträgliches Glühen auf 590° vorzunehmen
ist. Kupolöfen mit Vorherd, Mischer und elektrische Oefen helfen diesem Uebelstand
ab.
Prüfverfahren.
Beitrag zur Frage der Prüfung von Gußeisen. Von Pisek. Neuere Versuche bezweckten die Feststellung des
Verhältnisses zwischen der Zerreißfestigkeit und Scherfestigkeit, zwischen der
Zerreißfestigkeit und Brinellhärte und zwischen der Brinellhärte und der
Skleroskophärte. Der Vortragende hat dabei gefunden: Zerreißfestigkeit = 0,588
Scherfestigkeit für alle Eisensorten mit über 1,6 Proz. Silizium und = 0,916
Scherfestigkeit bei unter 1,6 Proz. Silizium; Zerreißfestigkeit = 0,27 Brinellhärte – 32,6. 40–50 Shore entsprechen
150–250 Brinelleinheiten, so daß die Abstände bei der Shorehärte weniger groß sind.
Den Zerreißversuch kann man bei Gußeisen durch den Scherversuch ersetzen. Die
Brinellhärte kann wohl einen Maßstab für die Gleichmäßigkeit des Gusses geben, aber
nicht für die Zerreißfestigkeit.
Versuchsverfahren und Eigenschaften von verschiedenen
Graugußsorten. Von Hermann und Henquin. Auf Grund der Brinellhärte-, der Zerreiß-, der
Scher-, der Druck-, der Schlagbiegeversuche und der Kleingefügeuntersuchung kommen
die Verfasser zu dem Ergebnis, daß das Ergebnis des Härteversuches namentlich von
dem Perlit und seiner Verteilungsart und wenig vom Graphit abhängt. Die
Kleingefügeprüfung bringt die Zusammensetzung und die Art der Warmbehandlung von
Gußeisen zum Ausdruck und gibt infolgedessen die besten Auskünfte über die
mechanischen Eigenschaften. Der beste mechanische Versuch ist der Scherversuch.
Einfaches und schnelles Verfahren für die Ueberwachung der
mechanischen Eigenschaften und des Gefüges von Eisenguß. Von Girardet. Für die schnelle Ausführung von Versuchen
werden empfohlen die kleine Fremont-Maschine für die Scherfestigkeitsprüfung, Bauart
Bonvillain & Ronceray, die Brinellmaschine zur Bestimmung der Härte, kleine
Bauart Guillery, der Schlagversuch mit dem Izod-Fallbären von Avery, ein Mikroskop
zur Feststellung der Perlit- und Zementitzonen. In ¼ Stunden lassen sich 6 Proben
prüfen.
Sande.
Untersuchungen und Eigenschaften von Gießereiformsand.
Von Sirovich. Man kann den Gießereisand betrachten als
ein Komplex von in einer sehr dünnen Umkleidung von wasserhaltigem Tonerdesilikat
befindlichen Quarzkörnern; der Quarz verleiht die Festigkeit, die Umkleidung die
Bildsamkeit. In Wirklichkeit sind diese Körper nicht rein, sondern von Feldspat,
Glimmer und verschiedenen Oxyden begleitet. Die Schmelzbarkeit des Sandes wird mit
Hilfe des Mikroskopes beobachtet, die Durchlässigkeit durch Messung der Luftmenge in
einem mit Sand gefüllten Rohr oder des durch das Saugen hervorgerufenen
Niederdruckes. Die Festigkeit richtet sich nach der Art und der Menge des
Bindemittels. Das Farbuntersuchungsverfahren ist sehr wertvoll bei Neusand. Weder
der Druck- noch der Zerreißversuch eignen sich für die Festigkeitsprüfung des grünen
Sandes, der Zerreißversuch wohl für die getrockneten Sandes. Einer der besten
Versuche ist der Biegeversuch an einer zylinderförmigen Sandprobe, die man über ein
Ende immer weiter frei hinausragen läßt, bis sie bricht. Ein guter Gießereisand läßt
sich auf synthetische Weise herstellen.
Nichteisen-Metalle.
Studie des Makrogefüges der Nichteisen-Legierungen und seine
Anwendungin der Gießerei. Von Portevin.
Während bei Eisen und Stahl das Makrogefüge und das Mikrogefüge voneinander
unabhängige Werte ergeben, die sich gegenseitig ergänzen, ist dies bei den
Nichteisen-Metallen nicht, der Fall, wo die Makroprüfung bei Gußstücken, die
Mikroprüfung bei geschmiedeten und gewalzten Stücken am Platze ist. Das Gefüge von
Roh-Metallguß zeigt eine Anhäufung von dichten Körnern, wo ein zweckmäßiger Angriff
ein dendritisches Bild zum Vorschein bringt (bei reinen Metallen, Messing mit über
64 Proz. Kupfer, Zinnbronzen mit über 92 Proz. Kupfer, Aluminiumbronzen mit über 92
Proz. Kupfer), oder es zeigt Dendrite der ersten Erstarrung, die durch einen anderen
Bestandteil zementiert sind (Reibungsbronzen, Glockenbronzen,
Aluininium-Silizium-Legierungen). Bei der Prüfung ist die Korndicke und -Zahl je
Flächeneinheit zu untersuchen. Die die Kristallisation beeinflussenden Faktoren sind
die Bewegung des Metalles während der Erstarrung, die Abkühlungsgeschwindigkeit und
die Temperatur, dann die Metallart und die Wärmebehandlung vor der Erstarrung. In
der Regel nimmt die Gefügeeinheit mit der Abkühlungsgeschwindigkeit zu. Fehler an
Gußstücken von Nichteisenmetallen rühren in der Regel von Ungleichmäßigkeiten bei
der Erstarrung und Abkühlung her. Die Kenntnis des Makrogefüges gibt Anhaltspunkte
für die Art der zu ergreifenden Maßnahmen beim Gießen und Abkühlen der Stücke.
Elektrische Schmelzung der Kupferlegierungen. Von Lemoine: Für diesen Zweck eignen sich folgende Oefen: der
Widerstands- und Strahlungsofen (Bauarten Hoskins, Baily, General Electric Co.,
Rennerfelt), der einfache Lichtbogenofen, der indirekte Ofen (Stassano, Detroit),
der Niederfrequenzofen (Ajax-Wyatt). Von diesen erweisen sich am besten zum
Schmelzen von Kupferlegierungen der drehbare Lichtbogenofen, bei dem der
Stromverbrauch 35 kWh beträgt. Bei Berücksichtigung des Abbrandes bei einem Ofen mit
Brennstoff wird der elektrische Ofen gegenüber diesem wirtschaftlicher arbeiten,
auch wenn der Preis für den elektrischen Strom hoch ist.
Eigenschaften von Nickel- und Mangan-Sondermessing. Von
Le Thomas: Die Zusammensetzung dieser Legierungen
beträgt 5 Proz. Nickel. 3 Proz. Mangan in einem Messing von 59 Proz. Kupfer, 41
Proz. Zink. Die Versuchsstäbe wurden bei Temperaturen bis zu 500° geprüft und mit
Broneestäben (10–12 Proz. Zinn) verglichen. Innerhalb dieser Temperaturgrenzen
ändern sich beim Messing die mechanischen Eigenschaften wenig mit der Temperatur,
hur die Brinellhärte fällt von 100 auf 65; die Dehnung verhält sich ungleichmäßig.
Für all diese Legierungen lassen sich mechanische Versuche zwischen 200 und 250°,
wie dies einige Abnahmebedingungen vorschreiben, ohne Bedenken ausführen. Als beste
Schnittgeschwindigkeit bei der Bearbeitung gilt über 90 m/min.
Einfluß der Tonerde beim Gießen von Aluminium. Von Ronaud: Es handelt sich um eine Aluminiumlegierung mit 8
Proz. Kupfer. Beim Gießen von Aluminium bildet sich bekanntlich eine dünne
Oxydschicht (Tonerde). Der Vortragende unterscheidet die vorherige Oxydation,
die sich im Metallbadinnern befindet, und die Oberflächenoxydation. Der Einfluß der
inneren Oxydation ist sehr schädlich, wie dies auch den Gießern oxydierter Abfälle
bekannt ist. Man kann diesen Einfluß durch Filtration abschwächen. Die
Oberflächenoxydation ist für die mechanischen Eigenschaften nicht besonders
schädlich. Das Bad ist so wenig wie möglich zu bewegen, damit die Tonerde nicht in
das Bad hineingebracht wird. Von der Verwendung von Flußmitteln wird abgeraten.
Organisation von Gießereien.
Wirtschaftliche Organisation der Gießereien. Von Magdelonat: Die Mechanisierung der Gießereien hat nur
dann einen Zweck, wenn es sich um wirklich große Betriebe handelt. Die fließende
Fertigung sollte nur von einer Stundenleistung des Kupolofens von 3 t für die
gleichen Stücke ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Bei kleineren Betrieben wird
das Verfahren unwirtschaftlich. Selbstverständlich ist eine möglichst vollkommene
Entwicklung der Fördereinrichtungen in allen Fällen dringend geboten im Interesse
der Vermeidung der körperlichen Ermüdung des Formers. Die für die Gießereibetriebe
geeigneten Fördereinrichtungen können nur durch Zusammenarbeit zwischen den
Gießereien und den Erbauern von Förderanlagen festgelegt werden. Dies gilt besonders
für die Sandaufbereitungsanlagen. Die wirtschaftliche Organisation der Gießereien
bedingt eine weitestgehende Normung.
Arbeitvorbereitung in der Gießerei. Von Le Thomas: Die Organisation hat den Gießereibetrieb in
ständigem Fluß zu halten, die Erledigungen der Bestellungen durch Bestimmung der
Mitwirkung von Leiter und Ausführenden zu sichern, wobei die Beziehungen zwischen
den einzelnen Werksabteilungen zu unterhalten sind. Dem Oberleiter obliegt es, die
Kundschaft zufrieden zu stellen in bezug auf die Lieferungsfrist, die
Gußbeschaffenheit und die Verkaufspreise, die Zufriedenheit der Abteilungsleiter und
der Belegschaft durch eine gute Ausführung der Aufträge und angenehme Anordnungen zu
sichern, dann daß er bemüht ist um die Heizung der Arbeitsräume, ihre Beleuchtung,
Sauberkeit, Lüftung, die Arbeiten entsprechend den Veranlagungen der Arbeiter
verteilen läßt. Die Gießerei ist in ständiger Fühlung mit dem Konstruktionsbüro und
dem Laboratorium. Bei der Arbeitvorbereitung sind die Beschaffenheit der zu
gießenden Stücke und die Gattierungsberechnungen festzulegen. Der Ausschuß muß
Gegenstand einer besonderen Untersuchung sein, damit die vorgekommenen Fehler in
Zukunft vermieden werden. Bei den Ausgaben für die beschriebene Gießerei betragen
die Kosten für das Büro: Arbeitvorbereitung nur 4 Proz.
Zerkleinerung von großen Gußbruchstücken. Von Gautard: Bei Stücken bis zu 30 mm Wandstärke von
gewöhnlichem und bis zu 20 mm von hochwertigem Guß genügen Schlaggewichte von 15–30
kg zur Herbeiführung des Bruches. Oberhalb dieser Wandstärken kommen nur mechanische
Mittel in Frage. Der gewöhnliche Eisenbrecher ist unter dem Namen Masselbrecher
bekannt und eignet sich für Roheisenmasseln und für Steiger und verlorene Köpfe
von großer Länge und mittlerem Querschnitt. Bei stärkeren Stücken verwendet man
den Fallbären aus Stahlguß. Den Arbeitsboden verstärkt man durch aufeinander gelegte
alte Schienen, Walzen usw., deren Gewicht das Zwanzigfache des Fallbären ausmacht.
Der Fallbär wird am besten durch einen Kranen hochgezogen. Vorher können die
Gußbruchstücke noch mit Hilfe des Sauerstoff-Azetylenbrenners, besonders große
Stücke durch Explosivmittel zerkleinert werden.
Selbstkostenwesen.
Bestimmung der Selbstkosten in der Gießerei. Von Tochefort. Die Berechnung soll umfassen das Gewicht des
fertigen Stückes und der wiederverwertbaren Abfälle (Eingüsse, Steiger, verlorene
Köpfe), Gewicht der Kerne, Handarbeit des Formers, Kernmachers, Putzers,
Formverfahren, dann sind zu berücksichtigen die äußere Oberfläche des Stückes und
die Gesamtmenge des benötigten Sandes. Das Ofenhaus ist als eine selbständige
Anlage zu betrachten, das ein fertiges Erzeugnis, nämlich das flüssige Eisen,
abliefert. Durch eine zweckdienliche Buchhaltung in der Gießerei werden Ersparnisse
erzielt und eine schnelle und genaue Bestimmung der Selbstkosten und mithin der
Verkaufspreise ermöglicht.
Die Gießereitagung war auch mit der Eröffnung der neuen Gebäude der höheren
Gießereifachschule verbunden. Gleichzeitig fanden Besichtigungen wichtiger Betriebe
statt, wie z.B. derjenigen von Bonvillain & Ronceray und der größten
französischen Gießerei bei den Citroen-Automobilwerken, dann die der
Renault-Automobile, der Pariser Stahlwerke, der Babeock & Wilcox-Werke, der
Rateau-Gesellschaft, der Gießereien Nord-Paris und einer Reihe namhafter Pariser
Werke. Die Tagung schloß eine Reise durch Nord-Frankreich mit Besichtigung weiterer
bekannter Werke.