Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Kalpers |
Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 116 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Das Wielandt-Torfverkokungsverfahren. Bei dem
Torfverkokungsverfahren nach Dr. Wielandt, Oldenburg, unterscheidet man:
1. die Rohtorfgewinming,
2. die Torfverkokungsöfen,
3. die Apparatur.
Zu 1. Der Rohtorf wird mit der gesetzlich geschützten
Torfbaggermaschine gewonnen, die durch endlose Plattenketten 10 bis 20 m/st je nach
der Moortiefe bewegt wird und die aus Eimerbagger, Misch- und Formwerk und einem an
das Maschinengestell angeschlossenen 30 bis 45 m langen Sodenableger besteht. Dieser
Sodenableger ist ein durch Platten gebildetes Förderband, das die Torfboden auf der
ganzen Breite des Feldes abwirft und sich gleichmäßig mit dem Fahrgestell vorwärts
bewegt. Die ganze Baggermaschine benötigt eine Kraft von 25 bis 40 PS bei 4 Mann
Bedienung und sie verarbeitet je nach der Moorbeschaffenheit 40 bis 60 m3 (5 bis 8 t) Torf in der Stunde. Die Torfsoden
werden vermittels Wagen der Ofenanlage oder dem Torfschuppen zugeführt.
Zu 2. Die Wielandt-Torfkoksöfen sind für folgende Tagesleistungen vorgesehen:
Größe 1,
1 Ofen mit 2 Kammern für 15 bis 20 tDurchsatz,
2 Oefen mit 4 Kammern für 30 bis 40 tDurchsatz,
Größe 2,
1 Ofen mit 2 Kammern für 22,5 bis 30 tDurchsatz,
2 Oefen mit 4 Kammern für 45 bis 60 tDurchsatz,
3 Oefen mit 6 Kammern für 67,5 bis 90 tDurchsatz.
Die Kammern zerfallen in 2 Teile, von denen der untere mit
Schamotte ausgekleidet ist, während der obere aus Gußeisen gebildet wird. Der untere
Teil stellt die Verkokungskammer dar, der obere die Trocknungskammer. Zum Beheizen
der Kammern dient das eigene Koksofengas, zum Anheizen ein Generator für
Torffeuerung, der gleichzeitig als Reservequelle vorgesehen ist. Die Ofenanlage
arbeitet im kontinuierlichen Betrieb und wird alle 1 bis 2 Stunden je nach der
Torfart mit dem Torf aufgefüllt. Die Anlagen mit mehreren Oefen sind so ausgeführt,
daß jeder Ofen einen besonderen Schornstein hat und daß alle Oefen unabhängig
voneinander betrieben werden können. In den Sommermonaten kann der zur Verkokung
kommende Torf der Ofenanlage direkt zugeführt werden, während er in der Winterzeit
im Schuppen aufgestapelt wird.
Zu 3. Die Apparatur besteht aus einer Kühl-, Wasch- und Saug- sowie Druckanlage;
Saug- und Druckanlage sind in einem Raum des Betriebsgebäudes untergebracht, die
Kühl- und
Waschanlage im Freien vor dem Betriebsgebäude. Die Betriebsweise ist folgende:
Das aus dem Koksofen heraustretende Torfrohgas besitzt eine Temperatur von 20° bis
270° und muß abgekühlt werden. Zu diesem Zweck wird es durch eine Leitung in den
Kühler geführt. Zwischen Kühler und Ofen sind aber noch zylinderförmige
schmiedeeiserne Behälter, die Teerwasservorwärmer, eingeschaltet, in denen das
Kondensat vorgewärmt wird, und zwar nach dem Gegenstromprinzip, indem das Teerwasser
unten ein- und oben austritt, das heiße Torfgas dagegen die entgegengesetzte
Richtung einschlägt. Bis zum Eintritt in die Kühlanlage führt das Torfgas noch alle
Kondensate mit sich. Durch Herabkühlung auf 60 bis 80° findet eine Verdichtung und
Ausscheidung der festen und flüssigen Beimengungen statt, die als Teer
niedergeschlagen und in eine besondere Grube geleitet werden. Auch bei der
Kühlanlage ist das Gegenstromprinzip angewendet worden. Die bei der Kühlung sich
bildenden Teerdämpfe werden durch Wasser selbsttätig abgespült. Der hinter der
Kühlanlage geschaltete Gassauger wird durch eine Transmission angetrieben und
bezweckt, eine Entlastung der Ofenkammern von dem Druck herbeizuführen, der durch
den Widerstand entsteht, den das Gas bei dem Durchstreichen der einzelnen Apparate
findet. Dadurch wird auch eine bessere Gasausbeute erzielt und die Verkokung
gefördert. Das den Gassauger darstellende Gehäuse ist aus Gußeisen, zylinderförmig
und seitlich abgeschlossen, wobei sich mehrere Flügel um die Längsachse drehen und
das Gas durch die Ein- und Ausgangsstutzen saugen bzw. drücken. Durch Stufenscheiben
auf der Transmissionswelle läßt sich der Gang des Saugers den jeweiligen
Verhältnissen anpassen. Dann steht noch ein Umlaufregler mit dem Gassauger in der
Verbindung, der etwa zu viel angesaugtes Gas aus der Druckseite wieder in die
Saugseite zurückgelangen läßt und so die Arbeit des Gassaugers einstellt. Das im
Torfgas enthaltene Ammoniak wird durch einen senkrecht stehenden mit
Raschig-Waschringen angefüllten Wascher in der Weise entfernt, daß das Gas und das
ihm entgegenströmende Berieselungswasser gezwungen werden, sämtliche Flächen der
Waschringe zu berühren und zu benetzen. Im unteren Teil des Waschers sammelt sich
das Ammoniakwasser an, das in die bereits genannte Grube für den aus den Kühlern
heraustretenden Teer fließt. Das Kühlwasser wird einem Hochbehälter entnommen. Das
Torfgas ist nunmehr gereinigt und gebrauchsfertig und wird vom Wascher aus den
Brennern der Koksöfen zugeleitet. Von dem insgesamt erzeugten Gas werden etwa ⅔ in
den Koksöfen verbrannt, ⅓ in Gasmaschinen zur Krafterzeugung verwertet. Die
verschiedenen Anlagen sind mit Ein- und Ausgangsventilen und mit Schiebern
ausgerüstet, die ein beliebiges Ein- und Ausschalten der einzelnen Apparate ohne
Unterbrechung des Betriebs gestatten. Gassauger und Pumpen werden durch einen
Torfgasmotor angetrieben und als Reserve wird außerdem noch ein Elektromotor
aufgestellt. Der Kraftbedarf der Apparate beziffert sich auf 8 bis 15 PS je nach
Größe der Anlage. Der gesamte Betrieb wird durch Meßeinrichtungen für Druck- und
Temperaturverhältnisse überwacht, ferner sind die erforderlichen
Sicherheitseinrichtungen in Verbindung mit Warnapparaten eingebaut, die übermäßige
Drucksteigerungen durch das Ertönenlassen einer Sirene melden und das unter zu hohem
Druck stehende Gas ins Freie abführen. Als Belegschaft kann man folgende Ziffern für
die verschiedenen Anlagegrößen zugrunde nehmen: 2 bis 4 Mann für die Förderung des
Torfs vom Vorratslager zu den Füllwagen, 6 bis 9 Mann für die Entleerung und Füllung
der Ofenkammern, 3 Maschinisten, 3 bis 4 Mann für den Koksschuppen und Versand, 1
Mann für Ausbesserungen, 1 bis 2 Mann als Reserve.
Erzeugnisse der Verkokungsanlage. Legt man einen Torf zu Grunde der
Zusammensetzung:
58% Kohlenstoff,
6% Wasserstoff,
31% Sauerstoff,
5% Asche,
so kann man rechnen mit einer Ausbeute von 30% Gas, 30% Koks,
30% Gaswasser und 4% Teer. Die Wärmeeinheiten betragen für das Torfgas 2500 bis 3000
kcal, für den Torfkoks 7500 kcal und für den Torfteer 9600 kcal. Die
Durchschnittsanalysen für Torfgas, Torfkoks, Gaswasser und Torfteer sind:
Torfgas:
Schwefel
0,2 %,
Kohlensäure
20 %,
Asche
4 %.
Aethan
1 %,
Gaswasser:
Aethylen
3 %,
Ammoniak
3 %,
Sauerstoff
1 %,
Essigsäure
4 %,
Methan
20 %,
Methylalkohol
1 %,
Kohlenoxyd
30 %,
Essigsaurer Kalk
5 %,
Stickstoff
5 %,
Ammoniumsulfat
12 %.
Wasserstoff
20 %.
Torfteer:
Torfkoks:
Gaswasser
15 %,
Kohlenstoff
88 %,
Rohöl
40 %,
Wasserstoff
2 %,
Rohparaffinschupp
30 %,
Sauerstoff
4,5 %,
Pech
10 %,
Stickstoff
1,3 %,
Verlust
5 %
Die Torfverkokungsanlage macht sich allein durch die
Koksausbeute und die Teergewinnung bezahlt. Von Interesse ist fernerhin, daß die
abgetorften Moorflächen brauchbares Acker- und Ansiedlungsland ergeben. Die
Verwendungsmöglichkeiten für den Torfkoks sind mannigfaltig. In 1. Linie dürfte er
mit der Holzkohle in Wetbewerb treten, da er eine fast dreifache Druckfestigkeit
besitzt und demnach höhere Beschickungssäulen verträgt als die Holzkohle. Die
Schlacke von Torfkoks ist kohlenstofffrei, pulverförmig und nicht ungünstig
schlackend. Beim Transport und Lagern nimmt er keine Feuchtigkeit auf. Man kann ihn
verwenden in Stahlwerken zur Aufkohlung, in Temperöfen, bei der Hartgußherstellung,
zum Trocknen der Formen in Eisen- und Stahlgießereien, in Kupferschmiedewerkstätten,
in Glockengießereien zum Ausglühen der Glocken, in Metallgießereien, dann als
Brennstoff im Kupolofen der Eisengießerei infolge seines geringen Schwefel- und
Phosphorgehaltes, ferner zur Herstellung aktiver Kohle, als Entfärbungsmittel und
Filtrationsmasse sowie zur Reinigung von Säften, nach Mischung mit flüssiger Luft
als Sicherheitssprengstoff, nach Beimischung mit Salpeter als rauchloser Brennstoff
und zur Herstellung von Glühstoffpatronen.
Dr.-Ing. H. Kalpers.
Untersuchung über die feuerfesten Stoffe des Kupolofens.
Die feuerfesten Stoffe für den Kupolofenbetrieb haben in der Gießerei eine geringere
Beachtung erfahren als andere Gießerei-Rohstoffe. Der Gießereifachmann war eben
meistens geneigt, sich für irgendeinen feuerfesten Stein zu entscheiden, weil ihm
die Arbeitsbedingungen und -Temperaturen im Ofen noch nicht ganz klar waren. Die
grundsätzliche Forderung an den feuerfesten Stoff ist bekanntlich die, daß er einem
bestimmten Hitzegrad widersteht, und zwar muß sein Schmelzpunkt mindestens bei
Segerkegel 19 sein. Der im Kupolofen übliche feuerfeste Stein enthält über 65%
SiO2 und mindestens 25% des anderen wichtigen
Bestandteiles, der Tonerde (Al2O3). Je höher die letztere, um so größer die
Feuerbeständigkeit. Schamottesteine sind von saurem Charakter, welcher Tatsache eine
große Bedeutung bei der Untersuchung des Verhaltens der Steine im Kupolofen
zukommt.
In seiner Arbeit vor dem amerikanischen Institut für feuerfeste Stoffe kommt Booze zu
folgenden Schlüssen: der Druckversuch sollte nicht zur Bestimmung der Eignung eines
Schamottesteines wegen der Verschiedenheit der Betriebsbedingungen dienen; und
weiter, die Formveränderung in der Ofenwand ist kein wichtiger Fehler eines
Schamottesteines und wird nur eintreten, wenn sich hohe Temperaturen in
beträchtlicher Tiefe der Wand entwickeln. Dies erklärt den Grund für Mißerfolge an
einem Ofen, der längere Zeit mit einem schweren Futter zur Verkleinerung seines
Fassungsvermögens betrieben wurde. Unter diesen Umständen wird der Stein
gleichmäßiger erwärmt, als wenn eine einfache Schicht gegen den Mantel stößt, was
zur Folge hat, daß eine erweichende Wirkung im Stein in einem größeren Bereich
stattfindet. Die Frage der Isolierung der Schmelzzone ist wiederholt erörtert worden
und es scheint, daß jeder Versuch, die Wärmestrahlung durch das Futter zu verhüten,
sich auf das Futter nachteilig auswirken würde. Besser wäre die Ausnützung der durch
die Esse abziehenden Hitze.
Es besteht kein Zweifel darüber, daß Mißerfolge beim Kupolofenfutter auf Risse
zurückzuführen sind. Diese Risse entstehen bei plötzlichem Temperatur Wechsel, wobei
die Zerstörung sich in weitem Maße nach der Dichtigkeit des Steines richtet, und
diese letztere Eigenschaft hängt wiederum von der Herstellung des Steines ab. In der
Regel wird angenommen, daß der aus feinerem Ton hergestellte Stein beim Wärmewechsel
und Abkühlen dem Zerspalten mehr ausgesetzt ist als ein Stein aus grobkörnigem
Stoff. Bei dem letzten werden die Spannungen durch die zwischen den großen Körnern
bestehenden ungleichmäßigen Fugen erleichtert, die nicht so fortlaufend sind wie
beim feinkörnigen Stoff und infolgedessen eine zusammenhängende Linie verhüten.
Demnach entstehen Risse in den Steinen infolge der Unfähigkeit der
Steinpartikelchen, sich bei schroffem Temperaturwechsel frei zu bewegen. Im
Kupolofen sind die Risse meistens bei den Düsen festzustellen wegen des Eintritts
des Windes an der heißesten Stelle des Futters, ferner weil sich hier die Richtungen
der Luftströme ständig infolge des Fallens der Chargen, des flüssigen Metalles und
der Schlacke ändern. Einen Einfluß auf die Rißbildung übt die Auftragung eines
Verputzes auf die Oberfläche aus. In der Praxis ist es üblich, das Futter zu
befeuchten, damit der Verputz besser anhaftet. Wird der Ofen vor vollständiger
Trocknung des Verputzes schnell angeheizt, so bildet sich zwischen dem Futter und
dem Verputz Dampf, so daß der Verputz wieder abbröckelt und das Futter wieder
ungeschützt ist. Sprünge und Abfallen des Verputzes entstehen auch durch Schwindung,
welchen Nachteil man durch genaue Bemessung der Art der die Grundmasse für die
Verputzmischung bildenden Schamotte verhüten kann. Bei fetten Tonen sollte man einen
erheblichen Anteil von Magerungsmitteln hinzumischen. Eine gute Mischung besteht aus
gemahlenen gebrauchten Steinen, frischer Schamotte und Wasser. Die Schamotte sollte
von der gleichen Beschaffenheit sein wie für die Steine. Zur Erhöhung der
Feuerbeständigkeit und des Widerstandes gegen Abnutzung ist die Verwendung von
Kochsalz zwecks Erzielung einer Glasur auf dem feuerfesten Futter angeregt worden.
Beim Kupolofenbetrieb sind jedoch die Betriebsbedingungen zu berücksichtigen; in
diesem Falle würde bei den hier üblichen hohen Temperaturen das Salz sich
verflüchtigen und verdampfen und nach Kondensation eine zerfressende Wirkung auf das
Ofenfutter ausüben und mithin seine Schmelzbarkeit erniedrigen. Dagegen wird der
Wert der Verputzmasse durch Zusatz von hochfeuerfesten Stoffen neutralen Charakters,
wie z.B. von kohlenstoffhaltigen, erhöht.
Ein weiterer Grund für die Beschädigung des Ofenfutters ist in dem korrosiven Einfluß
der Schlacke zu erblicken. Theoretisch sollte zwar die Reaktion zwischen einer Säure
und einer Base ein Salz ergeben, doch ist diese Reaktion im Kupolofen nicht so
einfach, da andere Flußmittel vorhanden sind, die diese ganze Frage schwierig
machen. Große oder weite Fugen zwischen den Steinen erlauben ein leichtes Eindringen
der Schlacke, namentlich minderwertige Schamotte im Mörtel. Auch bei dem Mörtel ist
die gleiche Schamotte zu verwenden wie die für die Steine. Dann ist die Art der
Steine selbst zu beachten. Besteht der Stein aus grobkörnigem Material, so kann die
Schlacke schneller eindringen, als wenn er dicht ist. Andererseits ergibt sich auch
eine Korrosion, wenn der Stein feinkörnig und die Schlackenteile fein verteilt sind.
Zum Widerstand gegen die Schlacke sollte demnach das Aeußere des Steines fest sein.
Dies wird bei der Steinherstellung durch das Pressen erreicht, indem die
schamotte-beladenen Wasserteilchen nach der Oberfläche gezwungen werden. Die
Erzeugung einer glasharten Oberfläche ist also Aufgabe des Brennprozesses. Manche
Hersteller von hochwertigen feuerfesten Steinen brennen infolgedessen ihre Steine
zweimal. Eine andere Ursache für die Zerfressung der Steine bildet die Möglichkeit
der Umwandlung des Schwefels in Schwefelsäure, wenn der Koks feucht war. Dann darf
auch der Aschengehalt der Asche nicht außer acht gelassen werden, ferner der Einfluß
von Kalkstein und Alkalien. Im Gegensatz zu manchen Arten von metallurgischen Oefen
wird das Kupolofenfutter durch das Niedergehen der
Beschickung abgenutzt; dies ist namentlich in der Schmelzzone der Fall.
Schließlich wirken noch die Flamme und die chemischen Vorgänge unter reduzierenden
und oxydierenden Bedingungen zerstörend auf das Futter ein.
Die Verwendung von fugenlosem Futter, von Stampfmasse, scheint an Verbreitung zu
gewinnen. U.a. wurden mit Kaolin-Futter sehr befriedigende Erfahrungen gewonnen. Für
diesen Zweck dürften geeignet sein: Kaolin mit 46% Tonerde, Sillimit mit 62% und
Mullit mit 71% Tonerde. Diese Stoffe sind allerdings ziemlich teuer, welcher
Nachteil nicht dazu ermutigt, daß man sich für sie anstatt der bisher üblichen
Steine entscheidet. (The Foundry Trade Journal, 1927, S. 547/48.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Ueber Zementationsmittel. Jeder Stahl läßt sich
zementieren, welches auch immer sein Kohlenstoffgehalt sein mag; doch sind unter den
verschiedenen Stahlsorten Unterschiede insofern zu machen, als nicht allein die aus
der Zementation sich ergebende Härte, sondern auch noch die Elastizitätsgrenze und
die Widerstandsfähigkeit des Stahles zu berücksichtigen sind. Ein sehr weicher
Kohlenstoffstahl z.B. eignet sich für solche zementierte Stücke, die einer geringen
Ermüdung unterzogen sind, wie für Motorwellen, Motorschubstangen,
Differentialrollen, während ein weicher oder halbharter Nickel-Stahl eine größere
Sicherheit bei höheren Beanspruchungen gibt. Ein Nickel-Stahl mit 2% Ni und ein
Nickel-Chrom-Stahl mit 2,5% Ni und 0,3% Cr eignet sich für Achsen, Achsschenkel,
Kurbelwellen für schnelllaufende Wagen, wichtige Zahnräder u.a.m.
Der Kohlenstoff, der nach seiner Umwandlung in seine Oxydationsprodukte die
Zementation zu bewirken hat, kann sich in verschiedenen Zuständen vorfinden:
1. Fester Kohlenstoff. Kohle und Koks eignen sich nicht für die Zementation, dagegen
wohl Holzkohle. Bei der Wahl des Zementationsmittels ist in Betracht zu ziehen, daß
die zu zementierenden Stücke vom Zement umgeben in die Zementierkästen gebracht, daß
die Stücke je nach ihren Abmessungen sich in verschiedenen Mengen in den Kästen
vorfinden werden und daß schließlich auch die Kästen selbst hinsichtlich ihrer
Abmessungen sich nach einem bestimmten Stück richten können. Als Zementationsmittel
wird man dabei dasjenige wählen, das sich am schnellsten erwärmen wird zwecks
Sicherung der für den Arbeitsvorgang günstigsten Temperatur und das ferner das
meiste Zementiergas ergibt, wobei schließlich auch noch eine möglichst geringe
Kontraktion unter dem Einfluß der Wärme von Bedeutung ist. Die Holzkohle eignet sich
aus dem Grunde besser als Kohle und Koks, weil sie wenig Asche enthält, leicht ist
und je Tonne ein bedeutendes Volumen besitzt. Die Volumenfrage des Zementes spielt
dabei eine Rolle; wenn man das Volumen einer Tonne Koks (etwa 2 m3) mit demjenigen einer Tonne Holzkohle (4–6 m3) vergleicht, so ist es klar, daß man mit dieser
für ein gegebenes Gewicht mehr Zementierkästen füllen kann als mit dem Koks. Weiter
ist dann die weiche Holzkohle von der harten zu unterscheiden; zu der ersten rechnet
man die Kohle der Fichte, Weide, Tanne, des Lärchenbaumes, der Linde und der Pappel,
zu der zweiten die der Buche, Eiche, Esche, Ulme und Birke. Die ersteren sind
schlechtere Wärmeleiter als die harten Holzkohlen, dazu sind sie leichter
entzündbar, was die Dauer ihrer Zementationseigenschaften heruntersetzt. Die
Holzkohle muß sich in CO umwandeln, um auf den Stahl einzuwirken. Der für diese
Umwandlung notwendige Sauerstoff ist trotz vollständiger Füllung und Abschließung
der Kästen vorhanden, und zwar rührt er zunächst von der Luft her, die jede auch
noch so kleine Kohlenparzelle umgibt, dann von der durch die Holzkohle absorbierten
Luft.
2. Kohlenstoff-Sauerstoff-Verbindungen. Hierzu gehören Kohlenoxyd und Kohlensäure.
Die Bedeutung des Kohlenoxyds bei der Zementation ist bekannt. Die Kohlensäure kann
man sich entstanden denken durch vollständige Verbrennung der Elemente des festen
Kohlenstoffs oder durch die Zersetzung der Karbonate oder Bikarbonate, die
absichtlich mit der Holzkohle vermischt wurden. Bei Betrachtung des 1. Falles ist zu
bemerken, daß die Wirkung der Luft auf den Kohlenstoff CO und CO2 in verschiedenen Verhältnissen je nach der
Temperatur ergibt; das Verhältnis \frac{\mbox{CO}}{\mbox{CO}_2}
wächst als Funktion der Temperatur, mit anderen Worten je höher die Temperatur, um
so weniger hat sich Kohlensäure gebildet.
3. Kohlenstoff-Wasserstoff-Verbindungen. Diese Karbide können fest, flüssig oder
gasförmig sein; bei Zementierversuchen durch Gase hat man Methan, Aethylen und
Leuchtgas verwendet, wobei diese Stoffe durch das Metall dissoziiert wurden, und
zwar bei Methan nach der Gleichung: CH4 + 3Fe =
Fe3C + C4H und
bei Aethylen nach den beiden Gleichungen:
C2H4 + 3Fe = Fe3C + CH4;
C2H4 + 6Fe = 2Fe3C + 4H.
4. Kohlenstoff-Stickstoff-Verbindungen. Hierzu gehören das Albumin, Ossein, Elastin,
die Wolle, Horn und Leder. Die Wirkung dieser einfachen oder komplexen
Stickstoff-Verbindungen ist schwieriger zu erklären; man kann sich die Reaktion
denken: CN = CN + 6Fe = 2Fe3C + 2N. Wolle, Horn und
Leder haben ungefähr die gleiche Zusammensetzung wie das Ossein, d.h. wie die
organische Substanz der Knochen (49–50% C, 6–7% H, 16–18% N, 24–26% O + S). Außerdem
ist zu beachten, daß die Knochen oder das Knochenmehl mineralische Bestandteile
enthalten, vor allen Trikalziumphosphat und Kalziumcarbonat. (La Technique
Moderne.)
Dr.-Ing. Kalpers.