Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | O. Arendt |
Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 126 |
Download: | XML |
Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Neue Wege der Schwelung und Vergasung. (Gas- u.
Wasserfach 1927, S. 904–906.) Hierüber berichtete Prof. Dr.-Ing. R. Drawe auf der
Hauptversammlung der Gesellschaft für Braunkohlen- und Mineralölforschung an der
Technischen Hochschule Berlin. Er machte zunächst nähere Mitteilungen über einen
neuen, von ihm konstruierten Spülgas-Schachtofen für die Verschwelung von
feinkörniger Braunkohle. Durch wagerechte, dachförmig angeordnete Winkeleisen wird
die Kohlenfüllung des Schachtes in wagrechte Schichten unterteilt und das Heizgas
wird durch die unter den Winkeleisen sich bildenden Kanäle hindurchgeleitet, ohne
die Kohle zu durchdringen (DRP. 425316). Infolgedessen hat das mit 500° eintretende
Heizgas keinen Widerstand zu überwinden und der Gasdruck braucht nur 1–2 cm WS zu
betragen. Der Ofen wird oben mit grubenfeuchter feiner Braunkohle beschickt, die
bekanntlich die Eigenschaft hat, in erwärmtem Zustand leicht zu rieseln. Der
Oberteil des Schachtofens dient zur Trocknung der Kohle, im mittleren Teile findet
die Verschwelung statt und der untere Teil des Ofens dient zur Kühlung des
Schwelkokses unter Zuführung von sauerstoffreien Gasen. Ein von der Allgemeinen
Vergasungs-Gesellschaft m. b. H., Berlin, gebauter Versuchofen ist auf einer Grube
der Riebeckschen Montanwerke in Betrieb, doch sind die Versuche noch nicht
abgeschlossen.
Im zweiten Teile seines Vortrags behandelte Prof. Drawe die Vergasung von Braunkohle
mit reinem Sauerstoff. Es ist bekannt, daß es auf diesem Wege möglich ist,
hochwertiges Gas im Generator zu erzeugen, doch ist für die Wirtschaftlichkeit
dieses Verfahrens der Sauerstoffpreis von ausschlaggebender Bedeutung. Nach dem
heutigen Stande der Technik vermag die größte Einheit für die Gewinnung von
Sauerstoff aus verflüssigter Luft nach Linde 1000 cbm reinen Sauerstoff in der
Stunde zu liefern. Bei einem Strompreis von 2 bis 2,5 Pfg. je kWh stellen sich
in einer solchen Anlage die Gewinnungskosten für 1 cbm 95%igen Sauerstoff auf 3 Pfg.
In Amerika will man angeblich den Preis auf 2 Pfg. für 1 cbm herabgedrückt
haben.
Die Verwendung von Sauerstoff bei der Vergasung an Stelle von Luft liefert nicht nur
ein Gas von höherem Heizwert (3000–3500 WE), sondern auch die Leistung des
Generators steigt etwa auf das Doppelte, ferner können wegen der geringeren Gasmenge
die Apparate für die Gasreinigung kleiner bemessen werden und schließlich können
auch minderwertige Brennstoffe in hochwertiges Gas verwandelt werden. Im Gaswerk
Tegel bei Berlin hat Prof. Drawe gemeinsam mit der Berliner Städtische Gaswerke,
A.-G. eine größere Versuchsanlage errichtet, in der zunächst Braunkohlenbriketts
vergast wurden. Bei einer Wasserdampfsättigung von 90° wurde hierbei ein Gas von
folgender Zusammensetzung erhalten:
Kohlensäure
13,2 %
Sauerstoff
1,1 %
Schwere Kohlenwasserstoffe
2,3 %
Kohlenoxyd
32,9 %
Wasserstoff
42,8 %
Methan
1,1 %
Stickstoff
6,6 %
–––––––
100,0 %
Dieses Gas hat einen oberen Heizwert von 2970 WE/cbm, der sich aber noch erhöhen
läßt. Mit 1 cbm Sauerstoff können 16000 bis 17000 WE in Gasform gewonnen werden, das
sind etwa 5,5 cbm Generatorgas. Mit einer Sauerstoffanlage, die in 24 st 45000 cbm
Sauerstoff liefert, können folglich rund 250000 cbm Generatorgas täglich erzeugt
werden. Für 1 cbm Gas sind 2,5 kg Rohbraunkohle erforderlich. Die Erzeugungskosten
für 1000 cbm Generatorgas von 3000 WE/cbm setzen sich wie folgt zusammen:
2,5 t Rohbraunkohle zu 3 RM
7,50
RM.
180 cbm Sauerstoff zu 0,03 RM
5,40
„
270 kg Zusatzdampf
0,70
„
15% Zinsen und Abschreibungen der Anlagekosten von
1,8 Mill. RM
3,10
„
Bedienung, Reparaturen, Wasser und Kraft, Verwaltung
usw.
4,30
„
––––––––––––
zusammen
21,00
VM.
Folglich stellt sich 1 cbm mit Sauerstoff erzeugten Generatorgases auf 2,1 Pfg. und
1000 WE kosten somit 0,7 Pfg. Die Herstellungskosten des Gases sind somit weitaus
geringer als bei allen anderen Gasarten, denn Wassergas von 2800 WE/cbm kostet 2,5
Pfg./cbm, Steinkohlengas von 4200 WE/cbm stellt sich auf etwa 7 Pfg./cbm. Bei obiger
Berechnung ist überdies der Wert des neben dem Sauerstoff gewonnenen Stickstoffs
nicht berücksichtigt.
Sander.
Neues englisches Schwelverfahren nach Turner.
(Engineering, Bd. 123, S. 559–561 [1927]). Die Comac Oil Co. Ltd. in Coalburn
(Lanarkshire) hat eine Schwelanlage für eine Tagesleistung von 25 t nach dem
Verfahren von Turner errichtet, bei dem überhitzter Wasserdampf als Spülgas
Verwendung findet. Das Ofenhaus, ein über 15 m hohes Gebäude, enthält die
Schwelretorte und die Kondensationseinrichtungen, während der Dampfkessel und der
Ueberhitzer sowie die Oelbehälter außerhalb des Ofenhauses an beiden Seiten
aufgestellt sind.
Die oben in die Retorte aufgegebene Kohle gelangt durch ein selbsttätiges Ventil
zunächst in eine Vorwärmkammer, aus der sie mittels eines zweiten Ventiles in die
eigentliche Retorte eintritt, in der die Kohle langsam nach unten wandert. Im
Gegenstrom zur Kohle wird überhitzter Niederdruckdampf durch die Retorte geschickt.
Der Schwelkoks wird am unteren Retortenende durch eine sich langsam drehende
Austragschnecke, die auch die ganze Kokssäule trägt, in eine Kühlkammer entleert;
aus dieser wird der Schwelkoks in kleine Kippwagen abgezogen. Der für die
Verschwelung erforderliche Dampf wird in einem eigenen Kessel erzeugt und durch
einen mit Generatorgas beheizten Ueberhitzer geleitet, ehe er unten in die Retorte
eintritt. Der Dampf und die flüchtigen Schwelerzeugnisse entweichen am oberen Ende
der Retorte durch ein Rohr, in das ein Ventil eingebaut ist, das sich ständig rasch
öffnet und schließt. Hierdurch wird in der Retorte ständig ein Ueberdruck erzeugt,
der sofort wieder aufgehoben wird. Durch diese Maßnahme sollen die
Kohlenwasserstoffe aus der Kohle ausgetrieben werden, zugleich aber soll die
Zersetzung der Schwefeldämpfe und Gase in der Retorte auf diese Weise verhindert
werden. Ein besonderes Merkmal des Turnerverfahrens ist diese abwechselnde
Druckerhöhung und Druckentlastung, wobei in einem Zeitraum von 8–10 Sekunden ein
Ueberdruck von 0,42–0,56 atü erzielt wird. Während dieser Periode durchdringt der
Dampf die Kohle, ohne daß aus dieser Kohlenwasserstoffe abgespalten werden; wenn
dann aber das Ventil sich öffnet, findet eine lebhafte Entwicklung von Dämpfen und
Gasen statt, die in die Kondensationeinrichtung entweichen. Bei diesem
Druckabfall werden die gebildeten Kohlenwasserstoffe durch den Wasserdampf rasch aus
der Retorte hinausbefördert.
Die Kondensationeinrichtung hat die übliche Bauart. Die schweren wachsartigen
Teerbestandteile werden in einer mit Luft gekühlten Vorlage niedergeschlagen,
während die leichteren Oele in drei stehenden, mit Wasser berieselten Röhrenkühlern
kondensiert werden und sich in einem unter den Kühlern angeordneten Scheidegefäß
sammeln. Das aus den Kühlern abfließende warme Wasser dient zur Speisung des
Dampfkessels.
Die 4 Ventile der Retorte, von denen immer nur eins geöffnet sein darf, werden
nacheinander durch eine endlose Kette betätigt, die durch einen Elektromotor mittels
eines Reduktionsgetriebes von veränderlicher Geschwindigkeit angetrieben wird. Die
Hauptkette treibt auch die Schnecke an, durch die der Koks aus der Retorte
kontinuierlich ausgetragen, wird. In der Retorte sind in verschiedener Höhe 6
Thermoelemente angebracht, 3 weitere dienen zur Messung der Temperatur des
Ueberhitzers, des Abgases sowie des überhitzten Dampfes bei seinem Eintritt in die
Retorte.
Die gußeiserne Retorte ist außen umkleidet, um die Wärmeverluste möglichst gering zu
halten. Durch die Einwirkung des überhitzten Wasserdampfes bedeckt sich die Retorte
innen rasch mit einem harten und dichten Ueberzug, wodurch eine Ausmauerung, deren
Unterhaltung Kosten verursachen würde, entbehrlich wird.
Die Ergebnisse der Anlage sind naturgemäß von der Beschaffenheit der Kohle abhängig.
Eine bituminöse Kohle mit 30% flüchtigen Bestandteilen und 10% Asche lieferte bei
zahlreichen Versuchen etwa 32 Gall. (= rd. 145 l) Teer aus 1 t. Andere Kohlen
ergaben 45 Gall. (= rd. 205 l) Teer, Lignite lieferten bis zu 60 Gall. (= rd. 275 l)
und Oelschiefer 80 Gall. (rd. 365 l) Teer. Die Anlage in Coalburn wird gegenwärtig
mit minderwertiger Nußkohle betrieben, deren Größe 20 bis 50 mm beträgt und die
einen Heizwert von nur rd. 5700 WE/kg hat. Sie lieferten je Tonne 29 Gall. (rd. 132
l) Teer und etwa 710 kg Schwelkoks, der wegen seiner rauchfreien Verbrennung als
Hausbrand Verwendung findet; sein Heizwert beträgt rd. 7670 WE/kg. Der Schwelteer
ist praktisch frei von Pech und er, enthält etwa 22% Phenole. Bei der Destillation
liefert er
Leichtöl, bis 170° C.
9 %
Mittelöl, 170–220° C.
18 %
Schmieröl, 220–270° C.
18 %
Schweröl, 270–350° C.
25 %
Der Rückstand ist rohes Weichparaffin.
Die Anlage- und Betriebskosten dieser ersten Schwelanlage können nicht als maßgebend
für spätere Großanlagen angesehen werden, doch kann man sagen, daß das Anlagekapital
nicht mehr als 3000,– Mk. je t täglichen Durchsatzes beträgt, d.h. die Anlagekosten
einer Batterie von 20 Retorten von 7 Fuß (= 2,15 m) Durchmesser, von denen jede 50 t
täglich durchsetzt, betragen 3 Mill. Mk. einschließlich Dampfkessel, Ueberhitzer,
Förderanlage und Lagerbehältern. Wo Abdampf zur Verfügung steht, sind die Kosten
entsprechend niedriger. Die Betriebskosten betragen nicht mehr
als 3,25 Mk. je t Kohle; wo weniger als 360 bis 400 kg Dampf für eine t Kohle
erforderlich sind, verringern sich die Betriebskosten auf 3,– Mk. je t
Durchsatz.
Sander.
Metallbehandlung gegen Korrosion. Bei der Behandlung von
korrosionsbeständigen Metallen unterscheidet man zwei Hauptklassen, nämlich die
Verfahren, bei denen ein Metall in die Oberfläche eines anderen diffundiert, und die
chemischen Verfahren.
Die bekanntesten Diffusions-Verfahren sind das Sherardisieren, das Kalorisieren und
das Chromisieren. Das Sherardisieren, das älteste dieser Verfahren, besteht in der
Hauptsache darin, eine Zinkschicht in die Oberfläche des zu behandelnden Stückes
hineinzubringen. Es ist dabei üblich, die Gegenstände in Kästen mit Zinkstaub
zusammenzupacken und sie dann in einen Ofen bei geeigneter Temperatur eine bestimmte
Zeitlang, die sich nach dem gewünschten Eindringungsgrad richtet, der Wärme
auszusetzen. Die Wirkung dieser Wärmebehandlung ist eine Diffusion oder ein
Eindringen des Zinkes in die Oberfläche der betreffenden Stücke mit dem Ergebnis,
daß diese nunmehr einen guten Widerstand gegen Korrosion aufweisen. Beim
Kalorisieren und Chromisieren verfährt man genau so, nur mit dem Unterschied, daß
man anstatt Zinkstaub Aluminium-Pulver bzw. Chrom-Pulver verwendet und daß sich
dementsprechend Aluminium- bzw. Chrom-Schichten ergeben.
Außerdem gibt es auf diesem Gebiete noch eine Reihe von anderen Arten, das
Ueberzugsmetall mit dem Grundmetall in Verbindung zu bringen. So wird z.B. eine
ähnliche Wirkung wie beim Kalorisieren durch Aufspritzen mit Aluminium und durch
nachfolgende Warmbehandlung erreicht. Dieses Verfahren ist heute bereits weit
verbreitet, nachdem es sich als zuverlässig und wirksam erwiesen hat. Man kann
ferner Chrom-Schichten anstatt durch Chromisieren durch die Elektrolyse anbringen,
nach deren Vornahme die Stücke noch einer Warmbehandlung zu unterziehen sind. Ein
besonderer Vorteil ist allerdings bei diesem Verfahren gegenüber dem eigentlichen
Chromisieren nicht zutage getreten. Ein ähnliches Verfahren soll auch in den
Vereinigten Staaten für Cadmium-Ueberzüge vor einigen Jahren angewendet worden sein,
von dem man aber nichts mehr gehört hat.
Am meisten verbreitet sind das Kalorisieren und das Sherardisieren; der Hauptvorteil
des Kalorisierens (abgeleitet von Kalorie) besteht in dem Widerstand der
kalorisierten Stücke gegen den Einfluß hoher Temperaturen. Aus diesem Grunde werden
auch Roststäbe, Gasbrenner und ähnliche Stücke oft kalorisiert.
Von der zweiten Art des Metallüberziehens, der chemischen Behandlung, gibt es eine
überaus große Anzahl von Verfahren, von denen das Bower-Barff- und das
Coslettisier-Verfahren am wichtigsten sind. Beide ergeben einen guten
korrosionsbeständigen Ueberzug und sind daher auch ziemlich verbreitet. Der
Grundgedanke beim Bower-Barff-Verfahren besteht darin, die Eisen- und
Stahlgegenstände überhitztem Dampf mit einem geeigneten Reduktionsstoff, z.B. mit
Kohlenstoffmonoxyd, auszusetzen, um eine schützende Oxydschicht zu erzeugen.
Nach ähnlichem Prinzip arbeitet das Wells-Verfahren, ebenso gehören das Gesner-
und das Hydraesfer-Verfahren zu derselben Klasse, bei denen die Stücke Dampf von
hohen Temperaturen unter Einführung von Wasserstoff bei den beiden letzten Arten
ausgesetzt werden. Das Coslettisier-Verfahren ist der Vorläufer einer Anzahl
ähnlicher Verfahren zum Ueberziehen der Eisen- und Stahlwaren mit einer
korrosionsbeständigen Phosphatschicht. Das Wesentliche dabei ist, die Stücke in eine
geeignete Phosphatlösung, z.B. in kochende Phosphorsäure, mit Eisenfeilspänen eine
längere Zeit hindurch zu tauchen.
Ein sehr bekanntes und verbreitetes Verfahren, das Parkerisier-Verfahren, sieht die
Einführung von Mangandioxyd als Oxydationsmittel in die Phosphatlösung vor. Ein
vollständiges vorheriges Reinigen der Gegenstände ist bei den meisten dieser
Verfahren notwendig für den Erfolg, in einigen Fällen ist auch eine Nachbehandlung
angebracht, z.B. das Eintauchen in heißes Oel.
Landgraeber.
Neuzeitliche Kohlenveredlung auf chemischem Wege. Ueber
dieses Thema sprach Baurat Dr.-Ing. E. h. de Grahl am 15. Mai d. J. vor der
Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft. Dadurch, daß die I. G. Farbenindustrie
in dem mit Braunkohle betriebenen Winkler'schen Wassergaserzeuger einerseits die
billigste Wasserstoffquelle besitzt und andererseits durch die Ammoniaksynthese
unabhängig von der Steinkohle und dem Koks geworden ist, geht dem Steinkohlenbergbau
ein neuer großer Abnehmer verloren, zumal sich der Absatzmangel durch die wenig
beschäftigte Schwerindustrie an sich schon bedeutend bemerkbar gemacht hat. Der
Steinkohlenbergbau ist deshalb auf Selbsthilfe angewiesen und sucht diese auf dem
Gebiete der Kohlenveredlung. So hat die zum Bombach-Konzern gehörende Zeche Mont
Cenis bei Sodingen in Westfalen eine Stickstoff-Fabrik erbaut, die mit
überschüssigem Gas der Kokereien beliefert wird. Zur Gewinnung des Wasserstoffs und
Stickstoffs aus dem Koksofengas dient eine Linde'sche Verdichtungsanlage, die die
beiden Reaktionsgase im richtigen Verhältnis der Kontaktanlage zuführt, wo die
Ammoniakbildung bei 100 at erfolgt. Eine Reihe größerer Zechen mit Kokereibetrieb
hat sich vor kurzem zu einer chemischen Betriebsgemeinschaft im Ruhrbezirk
zusammengeschlossen, um in ähnlicher Weise die überschüssigen Koksofengase als
Wasserstoffquelle für die Stickstoffsynthese zu verwerten. Geplant ist der Bau einer
großen Stickstoff-Fabrik nach dem Casale-Verfahren, das mit 700 at arbeitet. Mit der
Vervollkommnung der Koksöfen, die sich durch größere Durchsatzleistung gegenüber den
älteren Bauarten kennzeichnen – die bereits im Betriebe befindliche, den Vereinigten
Stahlwerken gehörende Kokereianlage ist mit ihren 6 m hohen Ofenkammern die
modernste Anlage der Welt – hat man in der Behandlung des rohen Koksofengases durch
elektrische Entteerung ebenfalls neue Wege beschritten, insofern damit der Teer
wasserfrei anfällt, und durch fraktionierte Druckverflüssigung ein Mittel an der
Hand, das Benzol im flüssigen Zustand zu erhalten.
Es würde zu weit führen, auf alle die Neuerungen einzugehen, die der Vortragende an
Hand von Lichtbildern charakterisierte. Er behandelte
nacheinander die Fortschritte auf dem Gebiete der Entgasung, Schwelerei,
Vergasung, Kohlenverflüssigung, synthetische Oelgewinnung, Druckspaltung und
Stickstoff-Synthese.
Der Vortrag, der mit allseitigem lebhaften Beifall aufgenommen wurde, erscheint
demnächst ausführlich in Glasers Annalen, Berlin SW 68, Lindenstraße 80.
Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.Deutschland: (Kunstschutz.) Durch Reichsgerichtsurteil
vom 13. 7. 1927 (Entsch. Bd. 117, S. 230) wurde die Nachbildung des Entwurfs einer
Kunstanstalt durch eine andere Kunstanstalt und die Benutzung dieser Nachbildung im
Verkehr für unzulässig erklärt, trotzdem dieser auf Bestellung der einen Beklagten
angefertigte Entwurf Motive eines Etiketts der Bestellerin benutzt hatte. Marolapan für Marzipan-Ersatz hat das R. G. (J. D. 76027)
als täuschende Bezeichnung wegen des Gleichklangs mit dem Wort Marzipan für
unzulässig erklärt.
Amerika: V. St. Die Gültigkeit von Warenzeichen erlischt
mit dem Schutzablauf im Ursprungslande. Schutzverlängerungen bezügl.
Auslands-Warenzeichen sind, vorteilhaft zur Registrierung im amerikanischen Amt
nachzuweisen.
England: Zur Erleichterung der Drucklegung von
Patentschriften sollen in Zukunft Absätze und Ansprüche möglichst auf einer und
derselben Seite anfangen und aufhören.
Frankreich: Seit 1. 1. 1928 beträgt die amtliche
Anmeldetaxe für Hauptpatente 350 fr.; für Zusatzpatente 300 fr. – Bei Patenten, die
unter Unions-Priorität nicht vom Anmelder im Prioritätslande, sondern vom
Rechtsnachfolger angemeldet werden, muß nach einem neueren Gerichtsurteil möglichst vor der betreffenden Anmeldung in
Frankreich eine datierte Uebertragungserklärung des Prioritätsrechts beigebracht
werden.
Palästina: Vollmachten in Patent- und Warenzeichen-Sachen
müssen nach einer neuen Stempelverordnung mit 10 s. verstempelt werden.
Persien: Vor Inkraftsetzung des im Entwurf vorliegenden
Patentgesetzes werden Patentgesuche zur vorläufigen Registrierung mit der Bedingung
späterer Nachholung der gesetzlichen Anmeldevorschriften seit einiger Zeit
angenommen.
Polen: Mit dem 27. 4. 1928 tritt eine erhebliche Erhöhung
der Patentgebühren in Kraft. Zum alten Satz könnten auch später fällige Jahrestaxen
bis dahin eingezahlt werden. Die neuen Patenttaxen steigen von 80 bis 1150 sl. vom
2ten zum 15ten Patentjahr.
Spanien: International registrierte Warenzeichen genießen
nur den Schutz in einer Warenklasse. Bei Registrierungen
für mehrere Warenklassen empfiehlt sich die Anmeldung besonderer Warenzeichen für
die weiter zu schützenden Warenklassen in Spanien. – Die Nichtigkeitserklärung
ungültiger Erfindungs- und Eintragungspatente auf Antrag seitens eines Interessenten
ist durch königlichen Erlaß vom 17. 2. 1928, wozu Ausführungsbestimmungen noch
folgen werden, geregelt worden.
Schweden: Verfügungen des Patentamtes sind vollständig zu
beantworten, um Zurückweisungen der Gesuche zu vermeiden.
Internationaler Kongreß Rom (29. 5. bis 1. 6. 1928). Zur
Vorbereitung fand am 15. 3. 1928 in Berlin eine Sitzung der deutschen Landesgruppe
des Intern. Vereins f. gewerbl. Rechtsschutz statt.
Die vom Reichspatentamt veröffentlichte Statistik weist für 1927 mit 68457 neuen
Patentanmeldungen gegenüber 1926 ein Mehr von 4073 oder 6,3% aus. Bekanntgemacht
wurden 18692, d.h. 2,1% mehr Patentanmeldungen als im Vorjahre. Erteilt wurden im
Jahre 1927 14072 Hauptpatente und 1193 Zusatzpatente, im ganzen 15265 DR-Patente.
Die Gesamtzahl der in den Jahren 1877/1927 erteilten Patente belief sich auf 454952,
wovon am Jahresschluß 1927 noch 66982 in Kraft waren. Die Zahl der Patenterteilungen
im Berichtsjahre hat um 235, d.h. 1,5% gegenüber dem Vorjahre, die Zahl der
abgelaufenen oder sonst gelöschten Patente um 3676 oder 22,7% abgenommen.
Die Zahl der auf das Deutsche Reich entfallenden Patentanmeldungen hat um 2405 oder
4%, die Zahl der aus dem Auslande eingegangenen Anmeldungen um 1668 oder 14,9%
zugenommen. Die Gesamtzahl der in 1927 aus dem Ausland gekommenen Anmeldungen betrug
12827.
Gebrauchsmuster wurden in 1927 im ganzen 63 725, in den
Jahren 1891/1927 zusammen 1343368 angemeldet. Die Zahl der
Gebrauchsmuster-Eintragungen 1927 ist mit 41100 genau dieselbe wie 1926 geblieben.
Im August 1927 wurde das Millionste Gebrauchsmuster zur Eintragung gebracht. Bei den
Gebrauchsmusteranmeldungen in den einzelnen Klassen sind nur geringe Veränderungen
gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.
Von den im Jahre 1924 eingetragenen 31800 Gebrauchsmustern sind 5931 oder rund 19%
bis Ende 1927 verlängert worden. Ende 1927 bestanden noch 141447 Gebrauchsmuster u.
zw. 12846 oder 9,08% länger als drei Jahre.
An Warenzeichen wurden 29640 im Jahre 1927 angemeldet und
17000 eingetragen. Damit stieg die Gesamtzahl der Anmeldungen von 1894 bis Ende 1927
auf 667138 und die Zahl der Eintragungen auf 379000. Am Jahresschluß 1927 waren noch
279213 Warenzeichen eingetragen. Der Mehreingang von Warenzeichenanmeldungen 1927
betrug 2792 gegenüber 1926. Die Rekordziffer von 32880 aus 1925 wurde damit nicht
erreicht.
Gelöscht wurden 8875 Zeichen, d.h. 1291 mehr, erneuert 8086 Zeichen, d.h. 361 mehr
als in 1926.
Die Zahl der Verbandszeichen-Anmeldungen war mit 57 die
gleiche wie im Vorjahre. Von den seit 1913 eingetragenen 228 Verbandszeichen wurden
21 gelöscht, so daß nur 207 bestehen blieben.
Anträge auf Internationale Markenregistrierungen gingen
beim Reichspatentamt 1614, d.h. 81 mehr als im Vorjahre ein. Die Zahl der
international registrierten deutschen Warenzeichen betrug im Jahre 1927 1558
gegenüber 1430 im Jahre 1926. An ausländischen Marken wurden beim Reichspatentamt
neu registriert 3697, d.h. 239 mehr als im Vorjahre.
Patentanwalt Dr. O. Arendt, Berlin W 15.