Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 180 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Der V. d. I. und die Fortbildung der Ingenieure (Prof.
Matschoß auf der H.-Vers. des V. d. I. in Essen). Die Fortbildung der Ingenieure hat
der Verein deutscher Ingenieure seit seinem Bestehen für eine seiner- wesentlichsten
Aufgaben erachtet und sich mit seinen vielseitigen Mitteln in ihren Dienst
gestellt.
In durchschnittlich 600 Vorträgen im Jahr, die von 51 Bezirks vereinen und 29
Ortsgruppen des Vereines veransaltet und durch zahlreiche Berichte
und Vorträge seiner Fachgruppen und Ausschüsse ergänzt werden, erfahren auf dem
Wege des gesprochenen Wortes die wichtigsten Arbeitsgebiete des Ingenieurs eine
gründliche und den Zwecken der Fortbildung dienliche Behandlung.
Die umfassenden literarischen Beiträge des Vereins, seine Zeitschrift mit ihren 72
immer stärker gewordenen Jahresbänden und die vielen innerhalb seiner Organisation
entstandenen hervorragenden Sonderfachzeitschriften, leisten für die Vermittlung
neuen Wissens unschätzbare Dienste. Im Hinblick auf den immer wachsenden Umfang des
technischen Schrifttums erlangt der Schrifttumsnachweis seine besondere
Bedeutung.
Unter den im engeren Sinne der Ingenieurfortbildung dienenden Einrichtungen stehen
die Unterrichtskurse an erster Stelle. Sie stützen sich
1. auf die Tätigkeit der Hochschul-Außeninstitute,
2. auf die Gründung besonderer Körperschaften zum Zwecke der
Veranstaltung von Fortbildungskursen,
3. auf die Einrichtung von Sonderveranstaltungen
technisch-wissenschaftlicher Vereine.
Diese Sonderveranstaltungen innerhalb des Vereins deutscher
Ingenieure sind nach der Art des Stoffes in 5 Gruppen zu gliedern:
1. Physikalisch-mathematische Grundlagen,
2. Fortbildung der Konstrukteure,
3. Werkstoffkunde,
4. Das gesamte Gebiet der Fertigung,
5. Wirtschaftliche Fragen.
Auf die Anschaulichkeit und die Verwendung guter Lichtbilder ist gesteigerter Wert zu
legen und die Form der Arbeitsgemeinschaft mit seminaristischem Unterricht besonders
zu bevorzugen. Die vorübergehende „Berufsstörung“ durch Zusammendrängung der
Kurse auf die Dauer von 1 bis 2 Wochen während der sonstigen Dienstzeit verspricht
durch die intensivere Arbeit mehr Erfolg als die Fortbildung ohne Berufsstörung. Der
Gedanke der Fortbildungskurse in Verbindung mit den Hochschulen ist z. Zt. wieder
aufgegriffen und ein Vorschlag der Technischen Hochschule Darmstadt betr. eines
Kursus über das Thema „Erzeugung und Verteilung von Energie“ dem Vorstand
vorgelegt worden. Zur eingehenden Prüfung der Möglichkeiten und Notwendigkeiten der
Ingenieurfortbildung innerhalb des V. d. I. ist unter dem Vorsitz von Prof.
Heidebrock ein aus drei Herren bestehender Ausschuß gebildet worden. Eine seiner
wichtigen Aufgaben wird es sein, enge Beziehungen auch zu andern Organisationen
herzustellen, die sich der Fortbildung der Ingenieure widmen.
Die Fortbildung der in der Praxis tätigen Konstrukteure
(Prof. Dr.-Ing. Kraft, auf der H.-Vers. des V. d. I. in Essen). Nach einer kurzen
Angabe der Anforderungen, die heute an den Konstrukteur gestellt werden, besprach
der Vortragende die Mittel zur Fortbildung, die in zwei Hauptgruppen zerfallen.
I. Was hat der Konstrukteur zu
tun?
Die Arbeit, die jeder in der Praxis tätige Konstrukteur für seine Fortbildung aus
eigenem Antrieb leisten muß, besteht in einer dauernden Befestigung und Erweiterung
der Kenntnisse, einer bewußten, straffen Ausbildung seiner Veranlagung und
Fähigkeiten und in der Erarbeitung eines Schatzes von Erfahrungen. Erforderlich
ist:
1. Studium des Schrifttums, Bücher und Zeitschriften; auch
Nachbargebiete sind zu verfolgen; Kenntnis anderer Sprachen ist
unerläßlich;
2. Besuch von Vorträgen;
3. Teilnahme an Kursen;
4. Teilnahme an Besichtigungen fremder Werke und Betriebe.
II. Was haben die Betriebe zu tun?
Den Konstrukteur mit allen Mitteln in seinem Streben nach Vervollkommnung zu
unterstützen; ist Sache der schaffenden Betriebe. Es kommt in Frage:
1. Förderung eines fruchtbaren Gedankenaustausches zwischen den
Konstrukteuren der verschiedenen Abteilungen eines Betriebes, Austausch der
Konstrukteure innerhalb des Betriebes; interne
„Konstruktur-Besprechungen“ in regelmäßigen Zeitabständen;
2. Planmäßige Pflege der Beziehungen des Konstrukteurs zur
Werkstatt; periodischer Aus tausch von Konstruktions- und Werkstattingenieuren;
„Werkstatt-Besprechungen“;
3. Unterweisung des Konstrukteurs in allen
Werkstoff-Prüf-Verfahren; regelmäßige Werkstoff-Aussprachen; gegebenenfalls
Arbeiten in Laboratorien;
4. Austausch von Konstrukteuren gegen Montage- und
Betriebsingenieure für bestimmte Zeit abschnitte; Monteurberichte,
Textblätter;
5. Praktische Ausbildung in kaufmännischen Grundfragen
(Kalkulation) und im Normungswesen.
Die Mittel, die dem in der Praxis tätigen Konstrukteur zur Fortbildung dienen können,
sind in der Zukunft nach obigen Gesichtspunkten in größerem Maßstabe auszubauen. Die
Fortbildung durch die Betriebe ist als Gemeinschaftsarbeit aufzufassen.
Die Erziehung des Konstrukteurs (Prof. H. Kluge auf der
H.-Vers. des V. d. I. in Essen). Die außerordentliche Entwicklung der Technik und
das dadurch bedingte gewaltige Anwachsen des zu bewältigenden Stoffes führten an den
technischen Lehranstalten vielfach zur Bildung einzelner Fachrichtungen, in denen
man eine eben noch durchführbare Zahl von Vorlesungen und Uebungen zu einem
organisch aufgebauten Studium zusammenzufassen suchte. Dennoch ertönt heute mehr als
je der Ruf nach einer Umgestaltung der Lehrpläne. Teils wird eine stärkere Betonung
der theoretischen Ausbildung verlangt und hierfür die Universität als der allein
geeignete Ort angesehen, während die Industrie die konstruktive Ausbildung selbst
übernehmen soll, teils wird wiederum die Forderung erhoben, daß der junge
Diplom-Ingenieur bereits nach Verlassen der Hochschule volle Arbeit als Konstrukteur
leisten und dementsprechend herangebildet werden müsse.
Dem Wunsch nach Vertiefung des mathematischen und wissenschaftlichen Unterrichtes ist
zuzustimmen, jedoch kann sie nicht Sache der Universitäten, sondern einzig der
Technischen Hochschulen sein, weil nur diese in der Lage sind, den Konstrukteur
durch Anwendung seiner theoretischen Kenntnisse in das Wechselspiel des Berechnens
und Entwertens einzuführen. Für- den Aufbau einer zweckmäßigen
Konstrukteurausbildung ist zunächst eine Teilung der praktischen Arbeitszeit ratsam,
und zwar in dem Sinne, daß die erste Hälfte vor Beginn des Studiums, die zweite
zwischen dem 4. und 5. Semester liegt. Im Hinblick auf die Notwendigkeit einer
ruhigen Verarbeitung des auf der Hochschule Gehörten sollte eine in den Ferien
erledigte praktische Arbeitszeit grundsätzlich nicht angerechnet, anderseits aber
auch eine Verlängerung des Studiums über die Dauer von 8 Semestern schon aus
sozialen Gründen vermieden werden.
Für die Ausbildung selbst sei oberstes Gesetz: Vermeidung des gedächtnismäßig
Angelernten und des Drills, Betonung der großen Zusammenhänge und Anleitung zum
selbständigen Arbeiten. Nicht oberflächliches Wissen aus allen Gebieten, sondern
vertieftes Eindringen in einzelne wenige ist demnach anzustreben. Die grundlegenden
Wissenschaften sind unter besonderer Berücksichtigung ihrer technischen Anwendung zu
bringen und auch nach der Vorprüfung im Lehrplan zu belassen. Damit der Studierende
möglichst zeitig in die Beschäftigung mit technischen Dingen hineinwächst, sollte
der Fachbildung von Anfang an ein breiter Raum gewidmet sein und besonders das
Maschinenzeichnen in Verbindung mit dem Unterricht in der darstellenden Geometrie
gepflegt werden. Das Konstruieren selbst erfordert viel Zeit und Mühe, darum
erscheint es zweckmäßig, die Ausbildung hierin auf Maschinenelemente und eine große
konstruktive Aufgabe zu beschränken, so etwa, daß der Behandlung der
Maschinenelemente die ersten 5, der großen konstruktiven Aufgabe die letzten 3
Semester gewidmet sind. Die Kenntnis der übrigen bedeutenden konstruktiven
Arbeitsgebiete muß den Vorlesungen allein vorbehalten bleiben, in denen die
einzelnen Maschinengattungen unter Hinweis auf ihre besonderen theoretischen
Grundlagen nach großen Gesichtspunkten zusammenzufassen sind (z.B. Kolbenmaschinen,
umlaufende Maschinen usw.). Selbstverständlich ist eine ausreichende Beschäftigung
mit den Gebieten der Werkstattechnik, Stoffkunde und Kalkulation, mit den Grundlagen
der Elektrotechnik, mit Wirtschaft und Recht auch für den Konstrukteur unerläßlich
und eine leidliche Beherrschung der englischen Sprache zum mindesten sehr nützlich.
Die Prüfungen am Abschluß des Studiums müssen – bei unbedingter Vermeidung von
Teilprüfungen – die Hauptarbeitsgebiete und Uebungsergebnisse des Konstrukteurs
während seiner Ausbildungszeit weitgehend berücksichtigen.
Auf dieser Grundlage scheint die Heranbildung tüchtiger Konstrukteure möglich, ihr
praktisches Ergebnis wird um so größer sein, je mehr die In dustrie ihrerseits den
jungen Berufsanfängern Entwicklungsmöglichkeiten bietet, die ihrem Können
entsprechen.
Große Pläne für den Ausbau der Bewässerungswirtschaft in
Niederländisch-Indien. – r. Der wachsende Bedarf in der Welt an
Bodenprodukten, Grundstoffen und dgl. nicht zuletzt auch die sich aus dieser
Absatzentwicklung ergebende Expansion der kolonialen Wirtschaft, vorwiegend in der
Erweiterung der Bodenkultur, hat die hier bevorzugten überseeischen
Agrarstaaten in letzer Zeit mitunter zwangsläufig zu weitgehenden
Intensivierungsmaßnahmen ihrer Pflanz- und dgl. Unternehmungen geführt. Unter den
die internationalen Märkte mit Rohstoffen, Nahrungsmitteln und dgl. versorgenden
Kolonialgebiete gewinnt nun Niederländisch-Indien ganz besonders an Weite und
Bedeutung. Das Problem einer strafferen Disziplin der Bodenbewirtschaftung, die
Eingliederung neuer fruchtbarer Gebiete in das Wirtschaftswesen stellt dort eine
Reihe bedeutender Verbesserungsaufgaben.
Eine der wichtigsten Forderungen ist dabei dort für das tropische Land eine
ausreichende Wasserbeschaffung, um die Perioden der Dürre, die mitunter die
Ernteerträge aufs empfindlichste gefährdet, erfolgreich zu überwinden. Die
Bewässerungsversorgung findet daher in den maßgebenden Wirtschaftskreisen Ostindiens
vorzugsweise Rücksichten. Die Lösung dieser Aufgabe verlangt eine sorgfältige
Differenzierung, da die Wasser- und Witterungsverhältnisse in den einzelnen
Distrikten sehr ungleiche sind und verschiedentlich die Bedingungen durch natürliche
Regenfälle und die Art der Ernten bestimmt werden. Aber auch in den Gegenden
Niederländisch-Indiens, die natürlich beregnet werden, sind Wege zu finden für eine
dauernde Wasserzuführung zu den Anbaugebieten zu sorgen, also die Regenmassen
aufzufangen und schließlich systematisch zu verteilen.
Eine wie große Bedeutung die Bewässerungswirtschaft Niederländisch-Indiens für die
verantwortliche Regierung hat, beweist am besten, welche bedeutenden Summen bereits
für ausreichende Bewässerungssysteme bereitgestellt sind. Unlängst wurden allein für
zwei Agrardistrikte für solche Aufgaben 120 Millionen Mark aufgewandt.
In Java ist bereits die Bewässerung der Kulturen auf einen verhältnismäßig hohen
Stand gebracht, aber in anderen Teilen der weitverzweigten holländischen
Inselbesitzungen ist dagegen noch fast nichts geschehen. Die unerläßlichen Maßnahmen
für eine Bewässerung der Pflanzungen usw. wird jetzt durch die überwiegend
eingeborenen Pflanzer mit primitiven Mitteln auf eigene Art durchgeführt.
Augenblicklich erwägt man aber in den Kreisen der Regierung ernsthaft Möglichkeiten,
den dortigen Erfordernissen künstlicher Bewässerung methodisch durch die Schaffung
moderner Anlagen nachzukommen, Verschiedene Arbeiten in dieser Richtung sind
infolgedessen bereits in letzter Zeit zur Ausführung gekommen. Für die Folge sind
zur Lösung dieser Frage eine ganze Reihe neuer Projekte entworfen, die in Kürze zur
Durchführung kommen sollen. Das ganz bedeutende Interesse, das in
Niederländisch-Indien das Problem künstlicher Bewässerung überall findet, die
weitgehenden Aufgäben, die in nächster Zeit zur Befriedigung dringender
pflanzwirtschaftlicher Bedürfnisse erledigt werden sollen, eröffnen dem deutschen
Außenhandel sehr vielseitige, ausgezeichnete Exportmöglichkeiten von technischem
Material, von Einrichtungen, Maschinen und dgl., die zur Bewässerung von
Bodenkulturen, Pflanzungen und
dgl., wie allgemein in der Wasserwirtschaft, wie sie hier zu organisieren ist,
benötigt wird.
Im Vergleich zu anderen tropischen Flüssen ist beispielsweise der Charakter der
Flüsse in Java völlig abweichend. Die Flüsse sind verhältnismäßig schmal, haben
kurze Wege und dgl. Der längste Fluß der Insel ist der Selo, der insgesamt nur etwa
510 km lang ist. Aehnlich ist die Eigenart des Brautas. Verschiedene andere
javanische Flüsse führen nur beim Westpassat Wasser, obwohl die an ihnen liegenden
Gebiete fruchtbaren Bodens bedeutenden Bedarf für die fortgesetzte Berieselung ihrer
Kulturen haben, namentlich gerade in der Zeit, in der die Betten trocken liegen. Für
die Bewässerung der ostindischen Kulturen haben aber die Flüsse die Stütze zu
bilden, zumal sich erfahrungsmäßig der im Interesse von Neukulturen in sehr weitem
Maße durchgeführte Holzschlag ungünstig auf den normalen Regenfall auswirkt.
Die Errichtung von Wasserwerken und dgl. geht in der Kolonialgeschichte Ostindiens
bereits auf mehrere Jahrzehnte zurück. Dem verantwortlichen Ministerium wurde eine
Sonderabteilung für öffentliche Werke unterstellt, deren ganz besondere Aufgabe die
planmäßige Durchführung der Bewässerung ganz oder teilweise wasserarmer
Kulturgebiete war. Ursprünglich war aber nur wenig zu erreichen auf diesem Wege. Die
Geographie der einzelnen Kulturgebiete war meist unerforscht, Erfahrungen lagen kaum
vor. Damit war es aber auch äußerst schwierig, irgendwelche unerläßlichen Grundlagen
für die Aufstellung zweckmäßiger Pläne zu machen. Zuerst entstanden die Demakwerke
in Demarang, die vor etwa 40 Jahren in Betrieb kamen, sich im übrigen sehr
bewährten. Seitdem sind eine ganze Reihe andere Werke bereits projektiert und sollen
in nächster Zeit in Angriff genommen werden. Abgesehen von kleinen Summen für
Ueberwachungs-, Erhaltungs- und Instandsetzungszwecke wurden in der Zeit von 1915
bis 1922 ungefähr 60 Millionen Gulden ausgegeben für die Errichtung von
Wasserwerken. Bewässerungsanlagen, für Dränagearbeiten und dgl. Gegenwärtig sind
etwa 40% von Java künstlich bewässert oder es liegen Vorlagen mit dem Entschluß
baldiger Durchführung vor. Von den übrigen 60% kommt ein großer Teil für eine
Bewässerung nicht in Frage.
Die künstliche Bewässerung Javas hat nun bisher ganz auffällige Ergebnisse gehabt.
Die Ernteerträge wurden ganz unverhältnismäßig verbessert. Im übrigen wurde gerade
durch künstliche Bewässerung erreicht – ein Erfolg von unschätzbarem Wert – daß der
Ausfall der Erträge nicht mehr vollkommen von den Wetterverhältnissen abhängig ist.
Wiederholt wurden auch wasserwirtschaftliche Maßnahmen durchgeführt, um bedeutende,
wertvolle Kulturgebiete vor Ueberschwemmung und damit vor Vernichtung der Anbauten
zu schützen, die sich ebenso ausnahmsweise von höchstem Vorteil erwiesen.
Die Bearbeitung der ostindischen Märkte zur Belieferung von verschiedenen Mitteln für
die Konstruktion von Wasseranlagen, Wasserwerken usw. hat gewisse Rücksichten zu
nehmen auf die natürliche Beschaffenheit der einzelnen Gegenden, die Art des Bodens,
auf die Eigentümlichkeit vulkanischer Gebiete usw., die bestimmte Richtlinien
vorschlagen. Die Kauffähigkeit spielt für die Orientierung des Angebotes ebenso eine
sehr wichtige Rolle. Beispielsweise ist die Anlage großer Wasserreservoirs, aus
denen Wasser in die einzelnen Reisfelder gepumpt werden soll, schwierig
durchzuführen, außerdem nicht rationell in Ansehung der damit verbundenen hohen
Kosten im Gegensatz zu den aus den dortigen Reiswirtschaften zu ziehenden Erträgen.
Dagegen ist eine solche Art der Wasserzuführung für die meisten, unter europäischem
Besitz stehenden Zuckerpflanzungen eher anzuwenden und bereits auch wiederholt
gewählt. Das größte Wasserreservoir ist im Tal des Soloflusses angelegt. Die
Wasserkapazität erreichte 9 Millionen cbm. In den Gebirgsgegenden hat man sehr
zweckmäßig einzelne Kraterseen zu Staubecken ausgebaut. Während also, wie bereits
vorerwähnt, für die Reispflanzungen der Eingeborenen in Rücksicht auf die Kosten
eine Bewässerung nach dem Pumpsystem nicht durchführbar ist, eignet sich diese
Methode für die europäischen Zuckerpflanzungen. So sind bereits in besser
ausgerüstete Zuckerplantagen Zentrifugalpumpen eingebaut, die die Wassermengen
weitergeben, die in Sammelkanälen aufgespeichert sind und die dann weiter in die
Zuckerrohrfelder gepumpt werden sollen. Stationäre Pumpenanlagen sind sehr
verbreitet. Hier sind die Absatzchancen in der Entwicklung reger
Geschäftsverbindungen besonders gute. Die Aufgabe solcher Einrichtungen besteht im
wesentlichen darin, Wasser aus den Flüssen in die kleinen Staubecken zu pumpen, in
die Bewässerungskanäle zu leiten, oder kleine Speicherkanäle wieder aufzufüllen. Für
die gegenwärtige Intensivierungswirtschaft Javas sind die öffentlichen Werke in der
Hauptsache maßgebend. Diese Organisation ist außerordentlich tätig, um bald die
Bewässerungswirtschaft Niederländisch-Indiens zu größerer Vollkommenheit zu
bringen.
Das ganze Inselbereich ist jetzt geographisch in verschiedene Bewässerungssektionen
geteilt, die sich im wesentlichen alle auf einen Hauptstrom stützen können und ein
aus dieser Quelle gespeistes Staubecken haben. Man will jetzt mit fortschreitender,
Entwicklung der Bodenkulturen weitere Sektionen schaffen. Besonders abhängig von
künstlicher Beregnung sind die Gegenden des Rohrzuckerbaus, die unter anderem dort
zumeist in europäischen Händen sind- Die Betriebe werden infolgedessen nach
neuzeitlichen Grundsätzen geführt. Für die erforderliche Wasserzuführung haben sie
ihre eigenen Systeme und sind infolgedessen besonders zu bearbeiten. Im Gegensatz zu
Java, wo schon verhältnismäßig viel geschehen ist für die durchgehende Bewässerung
der Acker, ist wiederum in den anderen Gegenden außerordentlich wenig getan. Um auch
hier die Agrarwirtschaft leistungsfähiger zu machen, um überhaupt neue Anbauflächen
zu Erträgen zu befähigen, ist zunächst das Problem ausreichender Bewässerung zu
lösen.
Bei der allgemein in letzter Zeit so rasch aufblühenden ostindischen Wirtschaft ist
jetzt ein erheblich lebendigeres Tempo in den neuerschlossenen fruchtbaren
Kulturgebieten zu fühlen. Ein
Sonderinteresse haben hier zunächst die Distrikte im Süden und an den
Küstenstrichen im Osten Sumatras. Auch die Regierung befaßt sich im Augenblick mit
dem Gedanken, dort in Kürze ein leistungsfähiges Bewässerungssystem zu schaffen.
Jedenfalls sind bei der Entwicklung der agrar-politischen Interessen
Niederländisch-Indiens die Aussichten für eine umgehende Intensivierung der
Wasserwirtschaft und damit für einen ausgedehnten Export von Maschinen und
Materialien für die Wasserversorgung außerordentlich günstig.
Aussichten der Gasfernversorgung im Saargebiet. (Stahl u.
Eisen 1928, S. 144.) In einem Vortrag vor der Eisenhütte Südwest in Saarbrücken
machte H. Bleibtreu über die Aussichten der Gasfernversorgung im Saargebiet
interessante Mitteilungen. Die Halberger Hütte liefert bereits seit 1908 Koksofengas
an die Gemeinde Brebach sowie an die Städte Saarbrücken und Saargemünd. Völklingen
und Umgebung werden seit 1912 von den Röchlingschen Eisen- und Stahlwerken mit Gas
versorgt, die auch an die Stadt Saarbrücken Gas abgeben. Die Röchlingsche Kokerei in
Altenwald ist bereits seit langer Zeit durch eine geschweißte Rohrleitung mit dem
Völklinger Werk verbunden. An diese wurde kürzlich auch die Burbacher Hütte
angeschlossen, die ebenfalls mit der Stadt Saarbrücken verbunden ist. Von den
Kokereien des Saargebietes liefern somit bereits vier Ferngas an verschiedene Städte
und Gemeinden, außerdem an zwei Glashütten. Die Gasabgabe der Hüttenwerke beträgt 29
Mill. cbm jährlich, wozu noch 11 Mill. cbm hinzukommen, die von 12 meist kleineren
Gaswerken erzeugt werden.
Die Gasmenge, die bisher von den Saarkokereien an Gemeinden abgegeben wurde, ist an
der gesamten Gaserzeugung der Kokereien gemessen, sehr gering; sie beträgt nur 3,6%,
während rd. 63% in den eigenen Betrieben und 33% in den Stahl- und Walzwerken
verbraucht werden. Nur 84 Koksöfen der Röchlingschen Werke werden bis jetzt mit
Hochofengas beheizt. Würden alle Koksöfen im Saargebiet auf Beheizung mit Schwachgas
umgestellt, so würden jährlich etwa 310 Mill. cbm Koksofengas verfügbar sein. Bei
einer Beschränkung der Gasfernversorgung auf das Saargebiet, die südliche
Rheinprovinz, die Pfalz sowie die Stadt Mannheim würden den Hütten noch etwa 129
Mill. cbm jährlich zur Verfügung stehen. Mit dieser Gasmenge könnten z.B. rd. 400000
t Siemens-Martin-Stahl erschmolzen werden oder aber die Hütten könnten sich der
Gewinnung von synthetischem Ammoniak oder künstlichem Benzin zuwenden.
Ueber Art und Umfang der Nachfrage ein richtiges Bild zu erhalten, ist recht
schwierig. Die 11 Mill. cbm, die die Gaswerke erzeugen, sind für die Hüttenwerke
eine so geringe Menge, daß es sich nicht verlohnen würde, die Baukosten für die
Leitungen aufzuwenden. Die Gemeinden könnten allerdings beim Bezug von Koksofengas
ihre Abnehmer billiger beliefern, da sie den Hütten nur 3 bis 4 Pfg. je cbm zu
zahlen hätten gegenüber 6 bis 8 Pfg., die die eigene Erzeugung des Gases kostet. Von
viel größerer Bedeutung ist die Versorgung der im südlichen Teile des Saargebietes
liegenden Orte, die heute noch kein Gas haben. Hierfür wären nur kurze und
kleine Leitungen erforderlich und man könnte mit einer Verdoppelung des
Gasverbrauches rechnen, der heute nur 45 cbm jährlich auf den Kopf der Bevölkerung
beträgt. In einem dicht bevölkerten Industriebezirk, der wie das Saargebiet
ländliche Siedlungen ohne große Städte besitzt, ist die Ueberlegenheit des Ferngases
besonders groß. Durch Umstellung sämtlicher Glashütten auf Koksofengas würde der
Gasverbrauch um weitere 25 Mill. cbm steigen; auch für die weiterverarbeitende
Eisenindustrie bietet die Versorgung mit Koksofengas mancherlei Vorteile. Eine
ausgedehnte Verwendung von Koksofengas setzt einen niedrigen Preis voraus; der
Gewinn der Hüttenwerke je cbm Gas kann daher nur sehr gering sein und die Behörden
geben sich einer Täuschung hin, wenn sie erwarten, durch Finanzaufschläge,
Wegerechte und andere Gebühren aus der Gasfernversorgung große Gewinne erzielen zu
können.
Sander.
Die Anwendung von Maschinen bei der Kohlenförderung im
Ruhrrevier. Nach dem Jahresbericht des Vereins für die bergbaulichen
Interessen in Essen hat auch im Jahre 1927 die maschinell gewonnene Fördermenge
wiederum ganz erheblich, nämlich um fast 30%, zugenommen, während die durch Hand-
und Schießarbeit gewonnenen Kohlenmengen um 44,5% zurückgegangen sind. Es wurden 83%
der Förderung durch Maschinen gewonnen, und zwar 74,5% mit Abbauhämmern allein, 5,5%
mit Abbauhämmern und Schrämmaschinen gemeinsam und 3% mit Schrämmaschinen allein.
Während die nur durch Abbauhämmer gewonnenen Mengen gegen 1926 um 38,5% gestiegen
waren, hat der Teil der Förderung, an dessen Gewinnung die verschiedenen
Schrämmaschinenarten beteiligt waren, insgesamt um 18,25% abgenommen.
Dementsprechend ist auch die Zahl der Abbauhämmer gegen 1926 um 42% gestiegen,
während diejenige der Schrämmaschinen erheblich zurückgegangen ist, nämlich um mehr
als 20% bei den verschiedenen Arten.
Der Abbauhammer hat demnach seinen Siegeszug durch den
rheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbau weiter fortgesetzt. Seine einfache
Handhabung und hervorragende Anpassungsfähigkeit an die in diesem Bezirk besonders
abwechslungsreichen Flözverhältnisse sowie die Unabhängigkeit von schwierig
durchzuführenden Betriebsmaßnahmen, welche die Schrämmaschine erfordert, schließlich
aber seine Betriebssicherheit, zu der auch die Verwendung guter Werkstoffe
beigetragen hat, sind an dem Erfolge beteiligt. Um den Vorteil der größeren
Schlagkraft eines schweren Hammers mit dem des geringen Gewichts des leichten zu
vereinigen, hat man neuerdings versucht, einzelne Hammerteile wie Zylindermantel und
Griff aus dem durch seine Festigkeitseigenschaften ausgezeichneten Leichtmetall
Duralumin herzustellen. Soweit sich bisher ein Urteil fällen läßt, scheint dieser
Weg gangbar.
Wenn die mit Großschrämmaschinen und Kohlenschneidern gewonnenen Kohlenmengen bei
gleichzeitiger Abnahme der Zahl dieser Maschinen gegen das Vorjahr nicht unerheblich
zurückgegangen sind, so liegt das nicht allein an ihrer im Vergleich zu den
Abbauhämmern schwierigeren
Handhabung und geringeren Anpassungsfähigkeit an die natürlichen Verhältnisse,
sondern bei ihrer Verwendung spielen auch betriebliche Organisationsfragen eine
Hauptrolle. Die schweren Großschrämmaschinen und Kohlenschneider können infolge
ihrer hohen Anlage- und Betriebskosten nur an solchen Punkten wirtschaftlich
arbeiten, die eine weitgehende Ausnutzung gewährleisten.
Die Bohrhämmer haben insgesamt gegen das Vorjahr keine nennenswerte Zunahme
aufzuweisen, während die Zahl der Drehbohrmaschinen weiterhin recht erheblich
eingeschränkt worden ist. Ihr Rückgang erklärt sich daraus, daß die Schießarbeit in
der Kohle weiter abgenommen hat und einwandfreie Schneiden bisher noch nicht
gefunden sind. Hervorzuheben ist noch die Werkstoffrage bei den Bohrern, die dahin
entschieden worden ist, möglichst einheitlich zusammengesetzten Stahl zu verwenden,
der eine leichtere Wärmebehandlung in den Werkstätten ermöglicht.
Als weitere Fördermittel im Abbau haben in letzter Zeit auch die meist durch
Pfeilradmotore angetriebenen Förderbänder aus Gummi oder Stahlgliedern Eingang
gefunden. Die Länge der gegenwärtig laufenden Bänder, von denen im Vorjahr nur ein
einziges in Betrieb war, läßt sich auf ungefähr 6000 m Nutzförderlänge annehmen,
worin sich beide Bandarten ziemlich gleichmäßig teilen. (Stahl und Eisen 1928, S.
843.)
Sander.
Braunkohlenbenzin als Motorbetriebstoff. (Petroleum 1928,
S. 22–23). Prof. Fr. Frank und P. Schneider haben mit sogenanntem Hallenser
Betriebstoff der Werschen-Weißenfelser Braunkohlen-A.-G. eingehende Versuche
vorgenommen, um festzustellen, ob dieser Betriebstoff im Motor schädliche
Abscheidungen an Ventilen, Zündkerzen, Kolben usw. verursacht, sowie ob
Braunkohlenbenzin an Stelle von Benzol zum Verschneiden von klopfendem Benzin
verwendbar ist, um so einen klopffesten Kraftstoff für Motoren mit höherer
Verdichtung zu schaffen. Zu diesen Versuchen wurden einmal auf dem Bremsstand ein
Kraftradmotor und ein Hanomagmotor, ferner für Fahrversuche drei Kraftwagen
verschiedenen Systems und verschiedener Stärke benutzt. Die Versuche auf dem
Bremsstand wurden unter häufigem Wechsel der Umdrehungen im Bereich von 900–2600 je
Minute ausgeführt, weil bekanntlich unter diesen erschwerenden Bedingungen
Abscheidungen aus Kraftstoffen vorzugsweise auftreten. Ferner wurde mit B.-V.-Benzol
ein Parallelversuch von gleicher Dauer ausgeführt. Nach einer Dauer, die 550
Fahrtkilometern entspricht, wurde der Motor auf seinen Zustand geprüft. Es zeigte
sich sowohl beim Braunkohlenbenzin als auch beim B.-V.-Benzol. daß die Ventile und
Zündkerzen in gutem Zustand waren, daß der Zylindertotraum frei von Ansatz war,
während auf dem Kolbenboden in beiden Fällen ein geringer Ansatz von Oelkohle
vorhanden war. Bei einem weiteren Versuch mit Braunkohlenbenzin von 100 Stunden
Dauer (= etwa 4200 km Fahrtstrecke), wobei die Umdrehungen des Motors stundenweise
von 3000 auf 4000 je Minute geändert wurden, ergab sich, daß auf dem Kolbenboden
eine Oelkohleschicht von wechselnder Stärke, im Durchschnitt etwa 0,5 min, und im
Zylindertotraum geringe Oelkohleansätze vorhanden waren, während die
Zylindergleitfläche blank und das Einlaßventil von tadelloser Beschaffenheit war.
Der Ansatz von Oelkohle an den genannten Stellen ist vermutlich darauf
zurückzuführen, daß die Motoren zur Schonung auf dem Bremsstand stärker als sonst
geölt werden müssen. Somit zeigt sich aus den Versuchen, daß die gefürchteten
Ventilverpichungen nicht eintreten und daß auch nach der langen Versuchsdauer der
Betriebszustand des Motors gut war.
Bezüglich der Klopffestigkeit wurde festgestellt, daß Braunkohlenbenzin nahezu ebenso
kompressionsfest ist wie B.-V.-Benzol, selbst bei einer Kompression von 1 : 6, sowie
bei ungünstigen Motorverhältnissen. Eine aus gleichen Teilen Braunkohlenbenzin und
Erdölbenzin bestehende Mischung erwies sich auch bei einer Kompression von 1 : 5,5
als klopffest, obwohl das zur Mischung benutzte Erdölbenzin schon bei einer
Kompression von 1 : 4,1 deutlich klopfte. Weitere Versuche zeigten, daß auch schon
geringere Zusätze von Braunkohlenbenzin zu Erdölbenzin eine günstige Wirkung
haben.
Die chemische Untersuchung des Braunkohlenbenzins ergab, daß die Siedekurve
gleichmäßig verläuft und keine Sprünge aufweist; das spezifische Gewicht ergibt ein
gutes Raumverhältnis. Das Braunkohlenbenzin ist als ein flau verbrennender
Betriebsstoff zu bezeichnen; seine Einwirkung auf das Schmieröl entspracht nahezu
der von B.-V.-Benzol. Die Analyse der Auspuffgase zeigte, daß bei Braunkohlenbenzin
eine zuverlässige Verbrennung genau im gleichen Sinne wie bei Benzol er folgt. Man
kann daher gut gereinigtes Braunkohlenbenzin unbedenklich als einen brauchbaren
Kraftstoff für schnellaufende Motoren bezeichnen. Verpichungen und Verklebungen der
Einlaßventile, ungleichmäßige Vergasung und Verbrennung sowie nachteilige Einwirkung
auf das Schmieröl und auf die Motorteile, die bei den Versuchen nicht beobachtet
werden konnten, werden jedenfalls auch bei längerem Gebrauch nicht in stärkerem Maße
auf treten als bei den anderen Treibstoffen. Schließlich wurden noch vergleichende
Versuche über die Beeinflussung des Klopfens durch Zusatz von Braunkohlenbenzin bzw.
Benzol zu normalem Handelsbenzin sowie zu stark klopfendem Benzin ausgeführt, wobei
sich im ersten Falle ergab, daß in 1 Liter Mischung 336 g Braunkohlenbenzin die
gleiche Wirkung hatten wie 326 g B.-V.-Benzol, während im zweiten Falle 424 g
Braunkohlenbenzin 396 g B.-V.-Benzol entsprachen.
Sander.
Synthetisches Methanol als Nebenprodukt bei der Vergärung von
Mais. In Amerika werden seit mehreren Jahren in großem Maßstabe Azeton und
Butylalkohol durch Vergären von Mais gewonnen. So betreibt die Commercial Solvents
Corporation in Peoria, Ill., sowie in Terre Haute, Ind., zwei große Anlagen, die
täglich über 600 t Mais verarbeiten. Bei dem Gärprozeß entstehen riesige Gasmengen,
die neben 60% Kohlensäure etwa 40% Wasserstoff enthalten. Allein die Fabrik in
Peoria verfügt täglich über rd. 120000 cbm dieser Gase, die man anfangs in der Weise
nutzbar gemacht hat, daß man unter Druck die Kohlensäure auswusch und den
Wasserstoff auf synthetisches Ammoniak verarbeitete. Neuerdings ist jedoch an die
Stelle
der Ammoniakgewinnung die Fabrikation von synthetischem Methanol getreten,
nachdem man erkannt hat, daß Kohlensäure sich in gleicher Weise wie Kohlenoxyd mit
Wasserstoff zu Methanol umsetzen läßt.
Die Ausführung dieses Verfahrens beschreibt. H. Tropsch näher, der die Anlage in
Peoria besichtigt hat. Die aus den riesigen Stahlbottichen entweichenden Gärgase
werden zunächst von der Gärtemperatur (37°) auf Zimmertemperatur abgekühlt und dann
zur Abscheidung der in ihnen enthaltenen Alkohol- und Azetondämpfe sowie der Spuren
von Schwefelverbindungen über aktive Kohle geleitet. Diese befindet sich in
liegenden Stahlzylindern von 6,6 m Länge und 2,5 m Durchmesser. Es sind drei solcher
Gefäße vorhanden, von denen immer eines von den Gasen durchströmt wird, während das
zweite mit Dampf ausgeblasen und das dritte gerade gekühlt wird. Auf diese Weise
werden aus der aktiven Kohle täglich 0,66 t Azeton, 0,27 t Butylalkohol und 0,27 t
Aethylalkohol gewonnen. Um die richtige Gasmischung von 75% Wasserstoff und 25%
Kohlensäure zu erhalten, wie sie für die Methanolsynthese erforderlich ist, wird die
überschüssige Kohlensäure mit Wasser unter einem Druck von 15 at aus dem Gasgemisch
herausgewaschen. Hierzu dient ein Turm, der mit Raschigringen aus Stahl gefüllt ist.
Das Druckwasser leistet in einer Turbine Arbeit, wodurch 60% der aufgewandten
Energie wiedergewonnen werden. Das Gemisch von Wasserstoff und Kohlensäure im
Volumverhältnis 3 : 1 wird nun in einem 6stufigen Kompressor auf 300 at verdichtet
und dem Kontaktofen zugeführt, der 10 m Höhe und 0,6 m lichte Weite hat bei 20 cm
Wandstärke. Hierbei wird ein Gemisch von 68 Vol.-Proz. Methanol und 32 Vol.-Proz.
Wasser erhalten, aus dem durch Rektifikation reines Methanol in einer Menge von über
4500 Gall. täglich gewonnen wird. Der Katalysator besteht nach den amerikanischen
Patenten Nr. 1608643 und 1609593 aus 97–75% Zinkoxyd bzw. Magnesiumoxyd mit einem
Zusatz von 3 bis 25% Eisenhydroxyd. (Brennstoffchemie 1928, S. 1–2.)
Sander.
Oberflächenschutz und Oberflächenveredelung von Aluminium und
anderen Leichtmetallen. Den vielen Vorzügen der Verwendung von Aluminium in
der Technik steht der große Nachteil gegenüber, daß seine Oberfläche oxydiert,
dadurch ein unscheinbares Aussehen erhält, und durch eine immer tiefer gehende
Korrosion die mechanische Festigkeit des Aluminiums stark angegriffen und vermindert
wird. Die bisher bekannten Verfahren, Aluminium gegen diese Erscheinungen durch
galvanische Ueberzüge von korrosionsfreien Schwermetallen zu schützen, sind ziemlich
teuer und außerdem unzuverlässig, weil die Ueberzüge nicht auf der
Aluminiumunterlage haften. Nunmehr ist es dem Ingenieur B. Jirotka in New York
gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, das vorzügliche Ergebnisse liefert und
überdies außerordentlich billig ist, denn die Behandlung eines Quadratmeters der
Aluminiumoberfläche kostet nur einige Pfennige.
Jirotka benutzt ein rein chemisches Tauchverfahren, bei dem die Werkstücke aus
Aluminium in alkalische Lösungen getaucht werden. Diese bestehen aus kohlensaurem
und doppeltkohlensaurem Kalium mit einem Zusatz von Salzen des für den Ueberzug
gewünschten Metalls wie Kupfer, Nickel, Kobalt, Zink, Mangan, Chrom, Blei, Wismunt,
Silber, Gold, Zinn, wobei die genaue Zusammensetzung des Bades natürlich von dem
jeweils verlangten Aussehen der Aluminiumoberfläche abhängt. Alle zu Aluminium
elektronegativen Metalle liefern auf diese Weise gute und haltbare Schutzüberzüge.
Man hat hierdurch die Möglichkeit, dem aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung
bestehenden Gegenstand fast jede beliebige Oberfläche, verschiedene Färbungen und je
nach Wunsch den Metallglanz der verschiedenartigsten Schwermetalle zu verleihen.
Aluminiumgegenstände erhalten auf diese Weise je nach Art des gewählten Ueberzuges
vollkommen das Aussehen von hochpoliertem Kupfer, Gold, Silber, Nickel, Bronze usw.,
ebenso aber auch eine ganz natürlich wirkende Patina oder eine schillernde
Oberfläche. Das Verfahren läßt sich auch bei anderen Leichtmetallen und ihren
Legierungen anwenden wie z.B. Magnesium, Elektron und sogar Eisen. Wird ein
besonders starker Ueberzug gewünscht, so kann der auf chemischem Wege hergestellte
nachträglich durch einen galvanischen verstärkt werden, der natürlich auf der
chemisch behandelten Oberfläche bedeutend fester haftet als auf dem Aluminium
selbst.
Die Verwendungsmöglichkeiten von „jirotkaisiertem“ Aluminium sind sehr
mannigfach. Ein Ueberzug von blaugrauer Farbe eignet sich besonders für
Automobilkarosserien, aber auch für Eisenbahnwagen und Flugzeuge können ähnlich
behandelte Aluminiumteile verwendet werden. Schiffsausrüstungen werden durch
Jirotkaisieren gegen die Einwirkung von Wind und Wasser geschützt. Bei
Dachbekleidungen stellt Aluminiumblech nach Jirotka einen vorzüglichen Ersatz für
Weißblech dar; es macht jeden besonderen Anstrich überflüssig und ist unbegrenzt
haltbar. In der Elektrotechnik und Feinmechanik dürfte das nach Jirotka behandelte
Aluminium als Ersatz für Kupfer bei der Herstellung von Apparaten und besonders
Beleuchtungskörpern, die bisher aus teurer Bronze und Messingguß angefertigt wurden,
eine große Rolle spielen. Wichtig ist auch die Verwendung von Aluminium mit
Schutzüberzug für die Herstellung von Tafelgerät und Haushaltungsgegenständen aller
Art, die auch bisher schon aus Aluminium hergestellt wurden. Bei allen diesen
Gegenständen läßt sich jede gewünschte Farbtönung, glänzend oder matt, und von
unbegrenzter Haltbarkeit erzielen.
In der Chemisch-Technischen Reichsanstalt zu Berlin sind Versuche über die
Haftfestigkeit der jirotkaischen Ueberzüge angestellt worden. Bei Zerreiß-, Biege-,
Druck- und Torsionsproben zeigte sich, daß die Ueberzüge fest auf dem Aluminium
haften und erst Risse bilden, wenn das Aluminium selbst bleibende Formänderungen
erleidet. Auch durch Hämmern läßt sich eine Trennung des Ueberzuges von dem darunter
liegenden Metall nicht erreichen. Nach Untersuchungen im Tropenlaboratorium von
Telefunken können Gegenstände aus veredeltem Aluminium Temperaturen von 42° C und
eine Luftfeuchtigkeit von 92% sehr wohl aushalten; von leichtem Nachdunkeln
abgesehen, erleiden sie keinerlei Veränderungen. (Der Apparatebau.)
Dipl.-Ing. W. A.
Die Schleifscheiben. Es werden für die Bearbeitung der
Metalle hauptsächlich zwei Arten von Schleifscheiben hergestellt: die aus Korindon
und die aus Karborundum.
Die Schleifscheiben aus Korindon bestehen entweder aus natürlichem, d.h. in der Natur
gefundenem, oder aus künstlich hergestelltem Korindon. Dieser letztere wird durch
wiederholtes Schmelzen von Bauxit im elektrischen Ofen und durch elektromagnetische
Behandlung erhalten. Der Gehalt des künstlichen Korindon an reiner Tonerde (Al2O3) kann bis zu 92%
betragen, während der natürliche Korindon mitunter bis zu 30% Verunreinigungen
enthält. Es ergibt sich daraus, daß auch der Härtegrad des Korindon sehr verschieden
sein kann. Der Wassergehalt in der Scheibe aus natürlichem Korindon schwankt
zwischen 1–3%; er benachteiligt die Güte der Scheibe. Andererseits enthält der
künstliche Korindon, abgesehen von seinem hohen Tonerdegehalt, kein Wasser und
ergibt eine Scheibe von gleichmäßiger Zusammensetzung. Die Bedeutung der
Schleifscheibenindustrie erhellt daraus, daß von 500000 t in den Vereinigten Staaten
verwendetem Bauxit 100000 t für die Herstellung von Schleifmitteln verwendet wurden.
Die Härte des Korindon im Vergleich zur Härte 16 des Diamants beziffert sich auf 8,
die des Karborundum auf 9.
Das Karborundum wird heute durch Schmelzen von Sand mit Koks im elektrischen Ofen
gewonnen nach den Gleichungen: SiO2 + 2 C = Si + 2
CO und Si + C = SiC. Die Entstehungstemperatur des Siliziumkarbid oder Karborundum
beträgt 1840°; oberhalb 2240° wird es zersetzt und ergibt Graphit und verflüchtigtes
Silzium. Für die Herstellung der Schleifscheiben werden die Karborundum-Körner mit
Ton und Kieselsäure unter Druck vermischt, dieses Agglomerat 5–6 Tage lang auf 1300°
erwärmt, wobei der Ton verglast und die Körner bindet. Es genügt dann, die Scheiben
abzudrehen und abzulehren.
In bezug auf ihre Härte teilt man die Scheiben ein in weiche, halbharte, harte, sehr
harte und besonders harte. In der Regel nimmt man an, daß eine weiche Scheibe für
die Bearbeitung der harten Metalle und umgekehrt eine harte Scheibe für die weichen
Metalle zu verwenden ist. Bei der Wahl einer Scheibe darf man nicht von dem
Gesichtspunkt ausgehen, daß eine harte Scheibe dem Verschleiß länger widersteht,
vielmehr ist die auszuführende Arbeit in Betracht zu ziehen. Zur Vermeidung von
Unfällen ist auf die Gefahr der Abspritzungen von der Scheibe und auf die Funken
besonders zu achten; zu diesem Zweck werden die Scheiben mit Schutzbügeln
ausgerüstet. Derartige Abspritzungen haben ihre Ursache entweder in einem Fehler der
Schleifscheibe selbst oder in einem Riß in der Scheibe, der durch Stoß,
unvollständige Trocknung, durch Frost oder durch zu schnelle Abkühlung entstanden
sein kann, oder in einer für die vorgesehene Arbeit zu großen Geschwindigkeit oder
in einer fehlerhaften Ausführung der Einrichtung. Die Umdrehungsgeschwindigkeit ist
innerhalb der bestimmten Grenzen einzuhalten und sie hängt ab von der Art des zu
bearbeitenden Stückes, vom Korn und von der Härte der Schleifscheibe. Im allgemeinen
ist die Geschwindigkeit um so geringer, je härter die Scheibe ist, während eine
weiche Scheibe eine um so höhere Geschwindigkeit aufweisen kann. Für das Arbeiten an
der Schleifscheibe sollten nur solche zugelassen werden, die mit der Handhabung
dieses Werkzeuges und den zu ergreifenden Vorsichtsmaßregeln vertraut sind. Diese
Schutzmaßnahmen sind: 1. langsame Inbetriebnahme der Scheibe mit fortschreitender
und nicht plötzlicher Geschwindigkeitssteigerung, ebenso kein plötzliches Anhalten.
2. Kein Ueberschreiten der zulässigen Geschwindigkeit während der Arbeit. 3.
Ausrücken nach beendigter Arbeit. 4. Vermeidung von Stößen während des Schleifens.
5. Prüfung der Scheibe von Zeit zu Zeit auf etwaige Risse. 6. Ausführung der
Schleifarbeit mit Schutzbrillen. 7. Prüfung der Einspannung und der Lager. 8.
Vermeidung, daß die Scheiben im Winter dem Frost ausgesetzt sind. (Chaleur et
Industrie.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Ueber Schwierigkeiten beim Gießen von Magnesium. Die
Gießereilegierungen mit hohem Magnesiumgehalt weisen mechanische Festigkeiten sehr
verschiedener Grade auf, so daß man sie nicht ohne weiteres empfehlen kann. Die
Schwierigkeiten bei der Formumwandlung durch Gießen sind folgender Natur: 1. das
Magnesium und seine Gießereilegierungen sind im geschmolzenen Zustande Veränderungen
unterworfen und bei einer Temperatur entzündbar, die sich nach der vorherigen
Oxydation des Metalles oder seiner Versetzung mit Stickstoff richtet; diese
Temperatur kann zwischen 0–100° oberhalb des Schmelzpunktes schwanken. 2. Das
Magnesium selbst weist eine genügende Gießflüssigkeit erst von 30 bis 40° über
seinem gewöhnlichen Schmelzpunkt auf. 3. Man verfügt über eine nur kurze
Temperaturspanne als zweckmäßige Gießtemperatur, die sich im Verlauf des
wiederholten Umschmelzens insofern verringert, als die fortschreitende Umänderung
des Metalles dieses zähflüssiger macht und hierdurch zu einer Erhöhung der für die
Erhaltung der Dünnflüssigkeit notwendigen Temperatur zwingt, während auf der anderen
Seite der Entzündungspunkt sinkt. Nach 2–3 Umschmelzungen wird das Metall für die
Gießerei unbrauchbar, wenn man es nicht jedesmal einer geeigneten Reinigung
unterworfen hat. 4. Das Magnesium muß in Abwesenheit jeder Spur von Wasser, selbst
von Dampf infolge der Entweichungsmöglichkeit von Wasserstoff gegossen werden,
ebenso muß der Formsand bis zur vollständigen Vertreibung des Hydratwassers (über
400°) getrocknet werden. Bei schlechter Trocknung kann das Entweichen von
Wasserstoff bei großen Gußstücken Explosionsgefahren in sich bergen, ebenso kann es
die Entstehung von Blasen begünstigen.
Als Schutzmittel bei der Schmelzung von Magnesium kann man sich einer Schicht von
Magnesiumchlorid bedienen. Bei dieser Arbeitsweise ist die Gefahr der Aufnahme von
Chlor seitens des zu gießenden Stückes nur dann gegeben, wenn die Dekantierung
unsorgfältig ist. Die besondere Affinität des Magnesiumchlorids zum Wasser und die
sich im Gußstück allmählich vollziehende Reaktion, die zur Bildung von
Magnesium-Oxychlorid und Chlorwasserstoff führt, stellen eine Ursache der
Metallverschlechterung dar und rufen örtliche
Blähungen und dadurch Verformungen der Stücke hervor. Ein beträchtlicher
Fortschritt ist in dieser Hinsicht mit Hilfe von Magnesiumfluorid erzielt worden,
dessen Schmelzpunkt durch Zusatz von in ihm aufgelösten Magnesiumchlorid erniedrigt
wird. Bei einer Behandlung mit diesem Salz erscheinen die Spuren von Chlor in den
Gußstücken nicht mehr, vielmehr wird eine längere Widerstandsfähigkeit gegen
atmosphärische Einflüsse festgestellt. Die Schmelzung des Metalles hat zwecks
Vermeidung der örtlichen Ueberhitzungen langsam zu erfolgen; eine gute Schmelzung
für einen Tiegel von 10 bis 15 kg Inhalt dauert ½ Stunde, wenn es sich um
aufeinander folgende Schmelzungen handelt und Ofen und Tiegel bereits warm sind.
Nach vollständiger Schmelzung und nach Abschlackung wird das Bad zum ersten Mal mit
dem Flußmittel versetzt, umgerührt und der Tiegel überdeckt. Nach einigen Minuten
haben sich die Verunreinigungen und das Flußmittel zu einem Magma verbunden und sich
auf dem Tiegelboden oder nach der Oberfläche zu abgesondert. Es wird dann wieder
abgeschlackt und das Bad mit einer kleinen Menge von dem Flußmittel für die Bildung
einer Oberflächenkruste überpudert. Es wird dann sofort gegossen, ohne daß noch
besonders umgerührt wird. In der Regel wird nicht der ganze Tiegelinhalt geleert,
sondern man läßt den Bodensatz für die folgenden Schmelzungen im Tiegel; eine
Entleerung des ganzen Inhaltes erfolgt nur dann, wenn die Verunreinigungen auf dem
Boden zu groß geworden sind. Der Verbrauch an Flußmittel beträgt 2–1% des
Tiegelinhaltes. (Revue de Métallurgie.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Ueber das Silumin. Die unter dem Namen Silumin (im Ausland
als Alpax) bekannte und heute vielfach verwendete Legierung ist noch ziemlich neu;
rührt doch die Patenteingabe des Amerikaners Dr. Aladar Pacz, des Erfinders, vom
Februar 1920 her. Die Legierung ist bekanntlich eine Aluminium-Legierung mit 13,5%
Silizium. Bei der ursprünglichen Herstellung des Silumins wurde das Aluminium
entgegen den sonstigen Gießereigrundsätzen auf eine hohe Temperatur (1000°) erhitzt,
das Silizium bei rund 930° hinzugefügt und das Bad außerdem mit alkalischen Salzen,
namentlich mit Fluoriden versetzt. Damit die Salze in das Innere der Masse
eindringen, wird das Bad bewegt und dann abgekühlt. Die oben schwimmende
Schlackendecke, die die geschmolzenen Salze, Tonerde, Kieselsäure usw. enthält, wird
abgeschäumt, so daß man bei rund 730° gießen kann. Fabrikationsgeheimnisse gibt es
bei der Erzeugung des Silumins nicht, dagegen erfordert sie Handfertigkeiten.
Nachdem die Bedeutung der Drehzahl bei der Badbewegung erkannt war, ging man von der
Feinerung mit Salzen mit hohem Schmelzpunkt ab und ersetzte diese Arbeitsweise durch
Behandlung mit Natrium oder Salzen mit niedrigem Schmelzpunkt. Je nachdem man die
Schmelzart, die Form und den Inhalt des Tiegels, den Anteil des reinen Metalles im
Verhältnis zu den Umschmelzungen bereits unterworfenen Metall ändert, fallen auch
die Ergebnisse verschieden aus, die sich außerdem mit der Feinerungs- und
Gießtemperatur ändern; diese muß der Art und den Abmessungen des Gußstückes angepaßt
sein. Bei jeder Feinerung ist ein Probestab zu gießen und zu brechen zwecks
Feststellung der Wirkung und des Fortschrittes des Feinerungsvorganges. Außerdem
werden selbstverständlich Proben zur Vornahme der Festigkeitsprüfungen entnommen.
Die Zubereitung einer guten Legierung ist nicht allein ausschlaggebend; man muß auch
einen gesunden Guß erhalten durch sorgfältiges Verteilen und Bemessen der Eingüsse,
Steiger und verlorenen Köpfe, dann durch die Anordnung von metallischen Abkühlern an
bestimmten Stellen. Für den Fall, daß der Abkühler aus dem fertigen Stück nicht
entfernt werden könnte, ersetzt man ihn durch Kerne aus einem mehr oder weniger
leitenden Sonderformsand.
Die Festigkeitseigenschaften des Silumins sind: Zerreißfestigkeit mindestens 19
kg/mm2, Dehnung 5–8%, Brinellhärte 52–55; die
Reibung des Silumins auf Gußeisen und Magnesium ist befriedigend, auf Silumin selbst
weniger einwandfrei. Das Metall ist sehr dicht und praktisch nicht porös. Der
Biegewinkel beträgt bis zum Bruch 54°, der Drehwinkel 420°, so daß das Silumin
anderen Aluminiumlegierungen überlegen ist. Das spezifische Gewicht ist mit 2,6 noch
um 10% niedriger als das der gewöhnlichen Gießerei-Aluminium-Legierungen. Neben
diesem Vorteil verhält sich das Silumin gegen atmosphärische Einflüsse weit
widerstandsfähiger als die meisten Aluminium-Legierungen, so daß es das Aluminium in
für die chemische Industrie verwendeten Stücken ersetzen kann. Seine vollkommene
Dichtheit macht es weiter für die Ausführung von Motorenstücken und von
Zylinderblöcken für Explosionsmotoren mit Wasserumlauf geeignet; auch gegen Benzin
verhält es sich dicht. Seine Schwindung, die diejenige des Gußeisens nicht
übersteigt, ist niedriger als die der üblichen Aluminium-Legierungen und verhält
sich selbst bei verwickelten und ungleichförmigen Stücken konstant. Während der
Erstarrungsperiode ist das Silumin nicht spröde; diese sowie die vorgenannte
Eigenschaft über die günstige Schwindung gestattet es, die Ausführung von großen und
schwierigen Stücken aus Silumin ohne bemerkenswerten Ausschuß und ohne die Gefahr
der Entstehung von Rissen in Betracht zu ziehen. Weiter können im geschmolzenen
Silumin eingekernte metallische Stücke eingelagert bleiben, ohne daß man zu
befürchten braucht, daß während der Abkühlung Risse und während der Verwendung
gefährliche Innenspannungen entstehen.
Die Verwendung von Gußstücken aus Silumin ist in den Fällen gerechtfertigt, wenn die
durch diese Legierung erhaltenen Eigenschaftsverbesserungen eine geringe
Preissteigerung rechtfertigen. Für Motorgehäuse, die eine besondere
Widerstandsfähigkeit aufzuweisen haben, namentlich im Flugzeugbau, ist das Silumin
die gegebene Legierung; es ist daher verständlich, wenn man es auf diesem Gebiete
wie auch im Kraftwagenbau in ziemlich starkem Umfang benutzt. Räder aus Silumin sind
auch für Rennwagen mit Erfolg herangezogen worden, wobei der Sicherheitsfaktor eine
Rolle gespielt hat. Dann hat auch die elektrische Industrie ihr Interesse für
Silumin bekundet, so bei der Herstellung von Seitenschilden und von Sockeln für
Motoren, von Bürstenhaltern, von verschiedenen Zubehörteilen für Staubsauger,
Bügeleisen
u.a.m. Schließlich wird das Silumin auch in der chemischen Industrie und auf
verschiedenen Gebieten des Maschinenbaues dort am Platze sein, wenn die Preisfrage
nicht über die Wahl des Metalles entscheidet. (Revue de l'Aluminium.)
Dr.-Ing. Kalpers.
Oesterreichs Kohlenwirtschaft im Jahre 1927. Nach den
amtlichen Erhebungen des österreichischen Handelsministeriums weist die
Kohlenförderung im Jahre 1927 eine Zunahme von rund 125000 t gegenüber dem Vorjahre
auf, und zwar entfällt diese Zunahme in erster Linie auf den Braunkohlenbergbau, wie
folgende Zahlentafel zeigt.
1927t
1926t
1925t
Braunkohlen- förderung
3071353
2966821
3033378
Steinkohlen- förderung
179520
156926
145200
––––––––––––––––––––––––––
Gesamtförderung
3250873
3123747
3178578
Der Gesamtverbrauch des Landes an mineralischen Brennstoffen stieg im letzten Jahre
von 8,2 auf 8,76 Mill. t, woraus hervorgeht, daß auch die Brennstoff einfuhr eine
Zunahme erfuhr; 63,9% des Gesamtverbrauchs wurden 1927 aus dem Ausland bezogen. Die
Einfuhrziffern der letzten beiden Jahre betragen:
1927t
1926t
Steinkohlen
4568509
4141615
Braunkohle
459226
493275
Koks
573663
489710
––––––––––––––––––––––
Gesamteinfuhr:
5601398
5124600
Die Einfuhr von Steinkohle nach Oesterreich erfolgte wie in früheren Jahren so auch
im Jahre 1927 in der Hauptsache aus Polnisch-Oberschlesien (2,5 Mill. t) und aus der
Tschechoslowakei (1,3 Mill. t), während die Bezüge aus Deutschland sich auf nur
334000 t belaufen. Die Einfuhr von Braunkohle erfolgte zu etwa 60% aus der
Tschechoslowakei, die 281000 t lieferte, während der Rest aus Ungarn, Deutschland
und Jugoslawien bezogen wurde. Bei der Kokslieferung nach Oesterreich steht dagegen
Deutschland mit rd. 284000 t an erster Stelle, während 243000 t aus der
Tschechoslowakei und 46000 t aus Polnisch-Oberschlesien eingeführt worden sind. Der
Mehrbedarf an Koks gegenüber dem Vorjahre wurde in der Hauptsache von der
Tschechoslowakei bezogen, während die Lieferungen aus Deutschland nur um rd. 7000 t
zugenommen hat. (Stahl u. Eisen 1928, S. 250.)
Sander.
Der Weltingenieurkongreß in Tokio 1929. Zum ersten Male
ergeht aus Asien die Einladung an die Ingenieure aller Länder, sich im Oktober 1929
zu einem großen Weltingenieurkongreß auf japanischem Boden zusammenzufinden. Tokio
wird in dieser Zeit die hervoragendsten Vertreter der Ingenieurwissenschaft und der
Industrie aus allen Weltteilen zu einer umfassenden Aussprache über die
bedeutsamsten Tagesfragen der Technik vereinen, und es wird für die Besucher dieser
groß angelegten Veranstaltung zweifellos von ganz besonderem Reiz sein, sich aus
eigner Anschauung ein Bild davon zu machen, im welchem Maße es Japan gelungen ist,
die von seinem Nachwuchs durch unermüdliches Studium in allen Weltteilen
erworbenen Erfahrungen zum technisch-wirtschaftlichen Aufstieg des eignen Landes und
zur Entwicklung seiner Weltmachtstellung auszuwerten.
Um für die Kongreßteilnehmer die sachlichen Ergebnisse einer Reise in den Fernen
Osten so reichhaltig wie möglich zu gestalten und die Gelegenheit einer so großen
internationalen Zusammenkunft von Ingenieuren noch für einen andern Zweck zu nutzen,
ist gleichzeitig mit dem Weltingenieurkongreß eine Teilkonferenz der
Weltkraftkonferenz im Oktober 1929 in Tokio vorgesehen. Für beide Veranstaltungen
ist das technische Programm bereits festgelegt. Auf dem Weltingenieurkongreß werden
etwa 25 verschiedene Aufgabengebiete aus dem gesamten Bereich der Technik behandelt.
Die Teilkonferenz der Weltkraftkonferenz wird sich unter anderm mit der nationalen
und internationalen Entwicklung der Kraftquellen, der Vereinheitlichung und
wirtschaftlichen Verwaltung elektrischer Krafterzeugung, der Zukunft der
Energieverwendung im Transportwesen und der Verbesserung des Wirkungsgrades bei der
Krafterzeugung befassen.
Gerade für diese ersten internationalen technischen Kongresse auf asiatischem Boden
ist auch ein besonders umfangreiches gesellschaftliches Programm ausgearbeitet
worden, um in möglichst eindrucksvoller Weise den Besuchern von Tokio den
eigenartigen Reiz der Stadt und ihrer weiteren Umgebung nahe zu bringen. Schon jetzt
macht sich für die beiden bedeutsamen Ereignisse ein außerordentlich reges Interesse
bemerkbar, und besonders Amerika ist in erheblichem Umfang an den Vorbereitungen für
die Veranstaltung beteiligt. Auch aus Deutschland, dessen Mitarbeit in wesentlichen
Punkten von seiten Japans erwartet wird, liegen z. Z. bereits 30 Anmeldungen vor.
Die nächste Vollkonferenz der Weltkraftkonferenz findet 1930 in Berlin statt.
Deutscher Gießereitag in Wien. Der Verein deutscher
Gießereifachleute veranstaltet gemeinsam mit seiner österreichischen Gruppe vom 22.
bis 24. September d. J. in Wien einen „Deutschen
Gießereitag“. Das umfangreiche technische Programm weist neben der
Besichtigung mehrerer größerer, neuzeitlicher Gießereibetriebe und Werksanlagen in
Wien und Steyr folgende Vorträge auf: Reaktionsversuche mit
Koksim Laboratorium und im Betrieb. Von Dr.-Ing. H. Jungbluth, Essen. Ueber Ausstampfmassen für Kupolöfen. Von Dr.-Ing. H.
Zirker, Berlin. Eingußtechnik und Belastung der Form. Von
Geh. Bergrat Prof. Dr.-Ing. E. h. B. Osann, Clausthal. Edelguß, seine Kennzeichen, sein Verwendungszweck und seine Herstellung.
Von Dr.-Ing. Th. Klingenstein, Zuffenhausen. Einer Einladung des Vereins der
ungarischen Fabrikindustriellen und des Verbandes der ungarischen Eisenwerke
folgend, findet unmittelbar im Anschluß an die Wiener Tagung der deutschen und
österreichischen Mitglieder des Vereins deutscher Gießereifachleute eine Studienreise nach Budapest statt, wo u.a. folgende
bekannte Industriewerke und Gießereien seitens der Teilnehmer besichtigt werden:
Friedrich Siemens-Werke A.-G. Ganz-Danubius & Co. A.-G.
Königl. Ungarische staatliche Maschinenfabrik und Gießerei. Manfred Weiß'sche
Industrieanlagen. Da die Reise nach Wien und Budapest vom Verein deutscher
Gießereifachleute für seine Mitglieder als Gesellschaftsreise ausgeführt wird,
wodurch eine bedeutende Ermäßigung der Teilnehmerkosten erzielt wird, so steht zu
erwarten, daß sich zahlreiche Gießereifachleute aus dem deutschen Reich, aus
Oesterreich, der Tschechoslowakei und den Nachbarstaaten die günstige Gelegenheit,
ihr Wissen zu erweitern, nicht entgehen lassen und an den geplanten Veranstaltungen
in Wien und Budapest teilnehmen werden. Nähere Auskünfte über Einzelheiten der
Tagungen sind von der Geschäftsstelle des Vereins deutscher Gießereifachleute,
Berlin NW. 7, Friedrichstraße 100, zu erhalten.
Internationaler gewerblicher Rechtsschutz. Von
Patentanwalt Dr. Oskar Ahrendt, Berlin W 15.
Deutschland: Vom Arbeitsausschuß des Reichs
Wirtschaftsrats sind eine Reihe von Abänderungsvorschlägen zu den Patent- und
Mustergesetzen gemacht worden, die wahrscheinlich bald im Reichstag zur Beratung
kommen werden. Wichtige Aenderungen sind: 1. Anspruch auf ein Patent oder
Gebrauchsmuster haben der oder die Erfinder, deren Erben oder Rechtsnachfolger, bei
Betriebserfindungen der Betriebsinhaber. 2. Erfinderernennung wird allgemein
durchgeführt. 3. An Patentgebühren sollen zu zahlen sein: Anmeldegebühr Mk.
15.–, nach der ersten Verfügung Mk. 10.–, für das 1. bis einschl. 6. Patentjahr je
Mk. 20.–, für das 7. bis 12. Jahr je Mk. 50.–, im 13. bis 18. Jahr je Mk. 100.–, für
Einsprüche Mk. 20.–, für Gebrauchsmuster je Jahr Mk. 10.–. 4. Patente laufen von der
Bekanntmachung an. 5. Patentanwälte sollen zur Vertretung in allen Streitfällen des
gewerblichen Rechtsschutzes zugelassen werden.
Frankreich: Das neue Patentgesetz wird wahrscheinlich im
Oktober d. J. endgültig angenommen werden. Wichtige Aenderungen dem bisherigen
Gesetz von 1844 gegenüber sind u.a.: 1. auf 20 Jahre verlängerte Patentdauer, 2.
steigende Gebühren vom vierten Jahre ab, 3. Vereinfachung der Uebertragung und
Abtretung, 4. Milderung des Ausführungszwanges durch Zwangslizenzen, 5.
Wiedereinsetzbarkeit bei Verfall durch verspätete Taxzahlung.
Irak: Warenzeichen werden jezt beim Finanzministerium
eingetragen.
Neuseeland ist dem Berner Abkommen beigetreten.
Rußland: Ein Abänderungsentwurf des Patentgesetzes sieht
u.a. vor: 1. Patentierung nur unmittelbar verwertbarer Erfindungen, 2. Zwang zur
Erfindernennung, 3. Stärkung des Rechtes angestellter Erfinder, 4. Fortfall der
Vollmachtsbeglaubigungen ausländischer Anmelder bei Gegenseitigkeit.