Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 225 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Der allgemeine Werdegang der Solinger Artikel. Es läßt
sich in diesem engen Rahmen selbstverständlich nur eine, nicht in Einzelheiten
hineingehende Erklärung der Herstellungsweise der Solinger Artikel geben. Vieles
haben aber fast alle Solinger Erzeugnisse gemeinsam, und davon möchte ich
sprechen.
Da steht eines Morgens der Bahnhof Solingen vollgepfropft von Wagen mit Stahlruten,
kommend aus dem Ruhrgebiet, und bringen Grüße und Arbeit von fleißigen Händen
an der Ruhr.
Alles, was an Transportgerät an solchen Tagen in Solingen aufzutreiben ist, wird
herangeholt, und bald ist die Verteilung des angerollten Stahles erledigt. Das
Einordnen im Lager, wobei eine besondere Sorgfalt nach Dimensionen und
Härteunterschieden streng beachtet wird, ist eine grundlegende Bedingung. Da muß
unbedingt darauf
gesehen werden, daß kein Stahl, der für Gabeln, Messer, Scheren, Rasiermesser
oder Schlachtermesser bestimmt ist, in eine falsche Kategorie einläuft. Obwohl in
jeder Kategorie nochmals Härteunterschiede des Materials sind, werden diese aber
zwischen den einzelnen Kategorien sehr groß. Es Kann z.B. aus Gabelstahl niemals ein
schneidendes und schnitthaltendes Messer gefertigt werden. Erst recht aber Können
aus dem schon recht harten Scherenstahl keine Qualitätsrasiermesser oder
Schlachtermesser gemacht werden. Diese beiden Messerarten werden, und das ist gut
so, für den inländischen Gebrauch nur aus Tiegel-Gußstahl hergestellt. Allerdings
gibt es auch Warenhäuser, die die billige Exportqualität, gefertigt aus
Bessemerstahl, auch hier auf den Markt werfen. Leider – aber es ist so, und der
Schein trügt oft. Man sieht es den fertigen Messern nicht mehr an. Auch im schönen
Gewande gibt es Stahlwaren, die man vom Zweckmäßigkeitsstandpunkt aus als
minderwertige Ware, ja als Schund bezeichnen muß.
Aber nun zurück zum Stahl, dem Ausgangsprodukt aller Stahlwaren. Er geht den Weg
allen Stahles. Er wird gestückelt und gespalten, um dann in formgerechten Gesenken
die mannigfachsten Solinger Erzeugnisse erstehen zu lassen. Dieser
Herstellungsprozeß ist im großen gesehen, gleichbleibend; ganz gleich, ob es sich um
Schlachtermesser oder Manikureteile, große und kleine Scheren, um Klingen für
Taschenmesser oder um Gabeln oder sonstige Artikel handelt. Die Stücke werden meist
warm, die kleineren Stücke auch kalt ins Gesenk geschlagen, entgratet und
gehärtet.
Nirgends auf der ganzen Welt wird aber wohl am geschmiedeten Stück, in bezug auf
Genauigkeit als auch auf Reinheit der Oberfläche, so hohe Anforderungen gestellt,
als an der Rohware der Solinger Erzeugnisse. Dieses hört sich, wenn man es außerhalb
Solingens sagt, sehr sonderbar an. Denn so sagt sich doch jeder da draußen: es ist
doch ganz gleich, ob die Schere, das Messer, die Gabel usw. etwas dicker oder dünner
ist, oder sonstige Dimensionsunterschiede hat. Und doch ist dem nicht so. Jedem
aber, der jemals mit Massenherstellung zu tun gehabt hat, leuchtet dieses sofort
ein, wenn er hört, daß im Jahre 1927 von Solingen 65779 Dutzend im Werte von
62246000 Mark exportiert worden sind. Der inländische Verbrauch an Stahlwaren, der
sich statistisch nicht so leicht erfassen läßt, steht diesem aber kaum nach. Daß
aber solche Quantitäten rationell nur in der Reihenherstellung gefertigt werden
können, und daß dabei für den jeweilig in Frage kommenden Arbeitsprozeß immer wieder
die vorhandenen Einspannwerkzeuge genommen werden müssen, liegt auf der Hand;
dadurch ist aber die Genauigkeit und die Oberflächenreinheit der Rohware
bedingt.
Weiter werden aber fast alle Waren noch mit Prägungen, Schalen, Heften, Bändern,
Backenstücken oder sonstigen Sachen versehen. Deswegen ist auch die Genauigkeit der
Rohwaren eine Grundbedingung. Man betrachte nur unter diesem Gesichtswinkel ein
Taschenmesser oder eine Schere. Als besondere Kunstfertigkeit bei der Herstellung
der Rohwaren muß man noch das Härten von langen Schlachtermessern und Degen
betrachten.
Der eigentliche Kontrolleur der Rohwaren und aller Arbeitsprozesse bis zum
Fertigstück, sowie der Weiterverarbeiter der Rohware, ist nun der Fabrikant.
Weiterverarbeiter ist er aber, in vielen Fällen, nur in bedingtem Sinne. Denn viele
Fabrikanten haben nur eine Packstube. Kaufen die Rohware beim Schläger – so nennt
man die Hersteller der Rohwaren – und geben sie dann weiter dem Schleifer, Reider,
Vernickler usw.
Nun darf man aber nicht glauben, daß mit Schleifen, Reiden, Vernickeln usw. die Sache
für den Fabrikanten abgetan ist. O, nein. Es bedarf eines eingehenden Studiums, um
durch die Wirrnisse von Arbeitsvorgängen hindurch zu kommen. Um das an einem Stück
zu beleuchten, greife ich die Herstellung eines Brotmessers, eine, an und für sich
doch sehr einfache Fabrikation, heraus. Solch ein Messer wandert vom Schläger zum
Fabrikanten, von dem zum Härter, dann wieder zurück zum Fabrikanten und nun zum
Schleifer. Jetzt kauft der Fabrikant beim Schalenschneider die Holzschalen, und
diese gehen dann mit den Messern zum Reider. Zurückgekommen zum Fabrikanten nimmt
dieses mit Holzschalen versehene Messer den Weg zum Pliesterer. Dieser liefert das
am Griff nun fertig gepliestete und polierte Messer wiederum dem Fabrikanten und
dieser begibt es dann zum Schluß dem Abzieher. Sechsmal geht also solch ein Messer
durch die Hand des Fabrikanten.
So unrationell vielleicht auch manchem diese so aufgezogene, auf dem Boden der
Heimindustrie stehende Fabrikation erscheinen mag, so kann man aber vom
volkswirtschaftlichen Standpunkt sie nur begrüßen. Und weiter ist trotz vieler
Ansätze und Bestrebungen bis jetzt noch nicht erwiesen, daß durch die
Zusammenballung aller Arbeitsprozesse in Fabriken die Ware ökonomischer hergestellt
werden könnte. Immer hat sich trotz schönster Theorie in der Praxis das Gegenteil
erwiesen, und sogar war immer die Ware schlechter.
Nun kann man allerdings nicht im Rahmen dieses Aufsatzes die Grundbedingungen der
einzelnen Arbeitskategorien zerpflücken und darstellen, soviel sei aber doch gesagt,
daß viele Arbeit in das Gebiet des Kunsthandwerks gehört, oder aber, mindestens mit
einem Einschlag davon behaftet ist. Auch hierauf hat der Fabrikant zu achten. Wer
z.B. kein mit Talent dafür geborener Schleifer ist, wird nie ein brauchbarer
Arbeiter, geschweige denn ein Qualitätsarbeiter, sein. Dasselbe ist beim
Gerätschaftsschlosser der Fall. Dieser muß unbedingt Formensinn haben. Auch Graveure
und Ziseleure müssen unbedingt Schönheitssinn haben. Daneben gehört aber bei diesen,
und fast allen diesen Berufen, eine geschickte und flinke Hand. Ohne die kommt man
in Solingen nicht weit, und sie ist auch hier die Quelle, die neben der
Materialfrage die Qualitätsunterschiede schafft. Diese, in der Fabrikation
begründeten Qualitätsunterschiede sind nun selbstverständlich auch im
Kaufpreisverzeichnis berücksichtigt.
Daneben besteht aber eine Fülle von Möglichkeiten, und das ist ein dunkleres Kapitel,
Schundwaren herzustellen. Darauf will ich nicht eingehen.
– Nur soviel möchte ich zum Schluß dem Käufer sagen, daß es beim Einkauf von
Stahlwaren nur geraten werden kann, seine Eindeckung nur in den einschlägigen
Geschäften zu bewirken.
E. Feuerstein
Metallnerven. Metallnerven – Materialermüdung! Diese
Begriffe sind erst in der letzten Zeit entstanden. Ihr Inhalt ist eines der
schwierigsten neuen technischen Probleme. Es besagt nichts anderes, als daß nicht
nur die Muskeln und Nerven des Menschen oder irgendeines anderen Lebewesens
Ermüdungszuständen unterworfen sind, sondern daß sich auch Stahl und Eisen,
unabhängig von ihrem Lebens- und Gebrauchsalter, bis zum plötzlichen völligen
Zusammenbruch ermatten lassen.
Das bezieht sich nicht auf eine zweckwidrige Beanspruchung von Eisen- und
Stahlkonstruktionen, sondern auf ihre Benutzung im Rahmen der bisherigen
wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse. Es war Jahrzehnte hindurch ein
durch Wissenschaft und Technik anerkanntes Naturgesetz, daß die Elastizität, die
Federkraft der festen Körper innerhalb der Elastizitätsgrenze vollkommen ist, daß
also die Veränderungen der Körper durch Druck und Zug und andere Beanspruchungen
durch die Federkraft gänzlich beseitigt würden, falls sie zu wirken aufhörten.
Brücken aus Stahl und Eisen, die sich unter der Wucht des Gewichts darüber
hinwegbrausender Eisenbahnzüge bogen, nehmen beispielsweise sofort nach dem
Verlassen des letzten Wagens ihre ursprüngliche Lage wieder ein. Es besteht nicht
die Gefahr, daß der zehnte, hundertste oder tausendste Zug, der mit vielen tausend
Tonnen beim Darüberfahren auf ihnen lastet, die Brücken endgültig durchbiegt.
Schon dieses eine Beispiel zeigt augenfällig, wie ungeheuer wichtig die Innehaltung
der Elastizitätsgrenze in jeder Hinsicht beim Bau von Maschinen und Konstruktionen
jeder Art beachtet werden muß. Es geht dabei immer um Menschenleben. In der Tat gibt
es eine ganze große Industrie, die mit zum Teil sehr raffinierten Maschinen die
Durchführbarkeit einer Materialprüfung auf Elektrizitäts-, Streck- und Bruchrenze
und noch in manchen ähnlichen anderen Beziehungen gesichert und die Menschen, die
sich den Maschinen und Konstruktionen anvertrauen, vor allen Gefahren des Leibes und
Lebens gesichert hat.
Der Besucher beispielsweise von großen deutschen Automobilfabriken wird immer wieder
in Staunen versetzt durch die Fülle der verschiedenartigsten Vorrichtungen für die
Nachprüfung des Verhaltens des verwandten Materials bei seiner Beanspruchung auf
Druck, Biegung, Zug, Drehung, Zerknickung, Fall. Es gibt Kenner dieser Industrie,
die behaupten, daß die deutschen Unternehmungen in dieser Hinsicht bedeutend mehr
als die gleichartigen amerikanischen Werke leisten und sogar übertriebene
Anforderungen an das Material stellen.
Die Technik, die in der Materialprüfung die weitgehendsten Anforderungen stellt, wird
auf die Dauer auch den weitesten Vorsprung an Vertrauenswürdigkeit und
Zuverlässigkeit erreichen.
Auch Stahl und Eisen bekommen Nervenzustände infolge des rasenden Tempos unserer
Zeit. Auf allen Gebieten der technischen Praxis nehmen in ständig steigendem
Grade die Beanspruchungen zu und stoßen alle Erfahrungen glatt um. Es kommt bei der
Materialprüfung schon nicht mehr darauf an, Materialfehler herauszufinden, die
neuerdings vor der Inbetriebnahme von Flugzeugen und anderen Maschinen, ja auch
durch Nachprüfung auf Grund der Röntgentechnik immer leichter entdeckt werden
können, es kommt heute darüber hinaus auch auf die Beobachtung an, in welchem Grade
auch Stahl und Eisen und andere feste Körper gewissermaßen einer der Hauptgefahren
des neuzeitlichen Lebens, dem „Nervenzusammenbruch“ und dem
„Nervenchock“ unterliegen können. Wir wissen heute, daß wir auch an sehr
niedrigen, bisher als unbedeutend angesehenen Beanspruchungen durch Schwingungen und
Erschütterungen nicht mehr gleichgültig vorbeigehen können. Es gibt eine Nerven- und
Muskelkraft auch des unbeseelten Materials, ein Eindruck, der sich jedem vermittelt,
der beispielsweise diese Mammut-Hochdruckmaschinen von 4000 Pferdekräften in den
riesigen Maschinenhallen der Leuna-Werke im Betriebe sieht. Auch die urwelthaften
Abmessungen der Glieder dieser, Maschinentiere verhindern nicht Veränderungen an den
Hauptdruckstellen, die schon das bloße Auge als „eigentlich unzulässige“
Verlängerungen und Verkürzungen um mehrere Millimeter erkennt. Man fühlt beim
Betrachten solcher Maschinen an ihnen etwas Gleichartiges wie bei dem Menschen, der
schwankend und bebend unter Aufbietung aller Kraft eine Arbeitsleistung voll bringt.
Man spürt Muskeln und Nerven auch im Material und man wundert sich nicht mehr über
den Begriff: Materialermüdung.
L.
Herstellung und Verwendung von Eisenschwamm. Nach welchem
Verfahren Eisenschwamm auch immer gewonnen sein mag, stets ist die Reduzierart bei
diesem Verfahren grundsätzlich verschieden von derjenigen im Hochofen. Eisenschwamm
wird in einer ständig reduzierenden Atmosphäre erzeugt, in der heftige Reaktionen
nicht stattfinden. Bei dem von Sieurin in Helsingborg (Schweden) entwickelten
Verfahren arbeitete man zunächst mit einem Tunnelofen. Die mit Lagen von Kohle und
Erz gefüllten Tiegel wurden auf Wagen gesetzt und durch die eine Oeffnung des
Tunnelofens in diesen eingefahren, während aus der entgegengesetzten Richtung her
ein Gasstrom durch den Tunnelofen strich. Die Wagen durchliefen dabei drei Zonen:
eine Vorwärmezone, eine Verbrennungszone und eine Kühlzone. Inzwischen sind zwar die
Arbeitsbedingungen, vor allem die Beschickungsvorrichtungen erheblich geändert
worden, jedoch der Grundsatz der Reduktion durch Kohlenoxyd und Kohle ist der
gleiche geblieben.
In der Regel versteht man unter Eisenschwamm ein Eisen, das bei Temperaturen
unterhalb des Schmelzpunktes des Eisens aus dem Erz reduziert wird. Für die
Beurteilung der Beschaffenheit des Eisenschwamms sind wesentlich der Reduktionsgrad,
d.h. der Betrag, zu dem der Eisengehalt im Eisenschwamm als metallisches Eisen oder
als Oxyde vorhanden ist, ferner der Anteil der schädlichen Verunreinigungen. Es ist
dabei wichtig, zu wissen, ob die Verunreinigungen mit dem Eisen
gebunden sind oder nicht. Als Rohstoffe dienen Magneteisensteine und auch
Roteisensteine. Der Eisenschwamm wird in Masseln von 250 bis 275 mm Durchmesser und
50 bis 60 mm Dicke gewonnen, die ohne weiteres in die Oefen für die Stahlerzeugung
aufgegeben werden können. Der Schwamm ist leicht und porös und besitzt ein
spezifisches Gewicht von 2. Zuerst besaß er einen Eisengehalt von 94 v. H., heute
einen solchen von 97 v. H. Der Reduktionsgrad ist sehr hoch, weil weniger als 4 v.
H. als Eisenoxydul vorhanden sind. Von sonstigen Elementen sind zu nennen der
Phosphorgehalt mit höchstens 0,013 v. H., der Schwefelgehalt mit höchstens 0,025 v.
H., der Mangangehalt mit etwa 0,025 v. H., der Vanadingehalt mit 0,13 bis 0,15 v. H.
und der Kohlenstoffgehalt mit etwa 0,03 v. H.
Der Eisenschwamm dient zur Erzeugung hochwertiger Stähle und wird in
Siemens-Martin-Oefen oder in elektrischen Oefen aufgegeben. Sein Anteil am Einsatz
erreicht in Siemens-Martin-Oefen 7 bis 25 v. H., in elektrischen Oefen 15 bis 30 v.
H.
Derartigen mit Eisenschwamm erzeugten Stahl verwendet man für Werkzeugstähle, dann
für Drähte aller Art, wenn höhere Zerreißfestigkeiten, Drehfestigkeiten und
Biegefestigkeiten verlangt werden. So wurde es möglich, die Drehfestigkeit um 6 bis
20 v. H. und die Biegefestigkeit um 20 bis 35 v. H. zu steigern. Dann wählt man
diese Stähle für kaltgewalzte Erzeugnisse, für gehärtete und ungehärtete
Federstähle, ferner für hochwertige Bleche, die für elektrische Maschinen Verwendung
finden sollen.
L.
Korrosion von Röhren aus Gußeisen und Stahl im Boden. In
der Absicht, den Einfluß der Bodenart auf die Korrosion von Röhren aus Eisen und
Stahl zu erkennen, begann das amerikanische Bureau of Standards im Jahre 1922 damit,
Untersuchungen auf diesem Gebiete anzustellen, die im Verein mit den Röhrenerzeugern
und -Verbrauchern stattfanden. Zu diesem Zweck wurden 14000 Röhrenstücke mit einem
Durchmesser von 152 mm an 46 verschiedenen Stellen eingegraben, nachdem man vorher
genaue Proben von allen Stücken entnommen und die Stücke selbst gewogen und
untersucht hatte. Die Röhren wurden jedesmal zu 5 Stück eingegraben. Ein Teil von
ihnen wurde im Jahre 1924 aus allen Stellen entnommen, ein zweiter Teil folgte 1926,
während die übrigen Proben in Abständen von jedesmal 2 Jahren aus dem Boden genommen
werden sollen. Bei der Prüfung der 4 Jahre lang im Boden eingegrabenen Rohre ergab
sich, daß sowohl die Rohre aus Gußeisen als auch die aus Stahl von verschiedenen
Herstellungsarten an den einzelnen Stellen im Gewichtsverlust oder im Angriff nur
wenig voneinander abwichen. Dagegen waren größere Unterschiede an den entsprechenden
Proben in den verschiedenen Stellen festzustellen, die je nach der Beschaffenheit
des Bodens die Rohre mehr oder weniger angegriffen hatten. Die Ursache zu dieser
Korrosion war dabei Gegenstand von Untersuchungen, die sich auf den Einfluß der
chemischen und physikalischen Eigenschaften des betreffenden Bodens bezogen, wie auf
die Konzentration von Wasserstoff-Ionen, auf die im Grundwasser löslichen
Salze, auf die Widerstandsfähigkeit des Boddens. Diesen Untersuchungen war jedoch
ein Erfolg nicht beschieden. Was die gußeisernen Rohre besonders anbetrifft, so
verdient hervorgehoben zu werden, daß sie in gewissen Arten von Böden stark
angegriffen waren, indem an ihnen die als „graphitische Korrosion“ bekannte
Erscheinung auftrat, eine Erscheinung, die nicht verschieden ist von den bei der
Elektrolyse beobachteten Wirkungen, wenn in diesen Fällen auch bestimmt anzunehmen
war, daß in dem betreffenden Boden elektrische Ströme nicht vorhanden waren. (The
Iron Age, Bd. 121, 1928, S. 1806.)
Ka.
Die Holzquellen Frankreichs für Vergasungszwecke. Von den
jährlich zur Verfügung stehenden 27 Millionen m3
Holz aus den französischen Forsten stellen 8½ Millionen m3 Bearbeitungsholz dar, während 18 ½ Millionen für
Feuerungszwecke Verwendung finden können. Die Erzeugung an Feuerungsholz übersteigt
den Bedarf des Landes. Oft stehen die Verkaufspreise unter den Kosten für das
Abforsten und den Transport, so daß der Staat oft nicht in der Lage ist, die
notwendigen Abforstungen vornehmen zu lassen. Der Betrag an Feuerungsholz zerfällt
zur Hälfte in Klafter und in für Vergasungszwecke geeignetes Holz, aus dem jährlich
225000 t Holzkohle gewonnen werden können. Die Bestrebungen gehen heute dahin, das
Benzin als Betriebsstoff für Kraftwagen soweit wie möglich einzuschränken und die
Lastkraftwagen, besonders für die schweren Ausführungen, mit einem Holzkohle- oder
Holz-Gaserzeuger auszurüsten. Die 120000 z. Z. in Frankreich vorhandenen größeren
Lastwagen verbrauchen täglich im Durch schnitt 25 Liter Benzin oder 9 Millionen
Hektoliter im Jahr. Die reichen Holzbestände im Lande dürften dazu ausreichen, das
Benzin in den großen Lastwagen durch Holz bzw. Holzkohle in Verbindung mit
Gaserzeugern zu ersetzen.
Ka.
Staubgefahren und ihre Bekämpfung. Auf der am 16. d. M. im
Deutschen Arbeitsschutz-Museum abgehaltenen Herbsttagung des Fachausschusses für
Staubtechnik im Verein deutscher Ingenieure wurden unter Leitung von Dipl.-Ing. Barkow in erster Linie die Probleme
des Straßenstaubes behandelt. Oberbaurat Bree
führte dazu aus, daß die Verwitterungsprodukte der Straßendecke, die Niederschläge
der Rauch- und Auspuffgase, sowie die tierischen und pflanzlichen Abfallprodukte die
Hauptursachen des Straßenstaubes seien und daß hygienische sowohl wie auch
verkehrswirtschaftliche Gesichtspunkte für eine Beseitigung des Straßenstaubes
sprechen. Der Staub ruft Entzündungserscheinungen der Schleimhäute hervor, mindert
das allgemeine Wohlbefinden herab und gefährdet die Verkehrssicherheit durch
Nebelbildung und Erhöhung der Schlüpfrigkeit der Straßen, da er sich mit dem von den
Kraftwagen herabtropfenden Oel verbindet. Den Straßenstaub kann man am besten durch
richtige Wahl der Straßenbauarten bekämpfen, wobei die Asphalt- und Betonstraßen
besonders günstig, die alten Schotterstraßen äußerst unzweckmäßig sind. Weiter hat
sich eine Staubbindung durch Oelung und Teerung als zweckmäßig erwiesen. Die
wirksame
Bekämpfung des Straßenstaubes ist bei dem heutigen Stand der Straßenbau- und
Reinigungstechnik lösbar, infolge finanzieller Schwierigkeiten jedoch nicht durchweg
ausführbar.
Ueber Staubexplosionen berichtete Oberingenieur Loch, der auf Grund seiner Erfahrungen Mittel zu ihrer
Verhütung angab. Sie bestehen im wesentlichen darin, die Ansammlung brennbarer
Staubmengen durch Anwendung von Absaugevorrichtungen zu verhüten, den die Explosion
begünstigenden Luftsauerstoff nach Möglichkeit fernzuhalten und dafür zu sorgen, daß
keine Zündungsmöglichkeiten, etwa durch offene Flammen, Funkenbildung und statische
Elektrizität, eintreten. Mit den Fragen der Staubmeßtechnik beschäftigen sich
Referate der Herren Dr. Meldau, Dr. Förderreuther und Dr. Sell.
Ausschuß für Kettenprüfung. Der Umstand, daß ein nicht
unbeträchtlicher Teil der Unfälle in industriellen Betrieben auf den Bruch von Last-
und Förderketten zurückzuführen ist. legte schon seit langem die Aufstellung
einheitlicher Richtlinien für die an die Ketten zu stellenden Anforderungen nahe. Um
diesem Bedürfnis zu entsprechen, ist nunmehr ein Ausschuß für
Kettenprüfung gebildet worden, zu dessen Gründung die Vertreter der
Kettenhersteller und Verbraucher, der Behörden und Berufsgenossenschaften. sowie des
Deutschen Verbandes für die Materialprüfungen der Technik am 22. September im
Ingenieurhaus Berlin zusammentraten. Eine von den Versammelten einstimmig
angenommene Entschließung brachte die Notwendigkeit zum Ausdruck., die Anforderungen
an die zur Lastenaufnahme dienenden Ketten klarzustellen und durch Maßnahmen, die
Hersteller wie Verbraucher in gleicher Weise verpflichten, nur geprüfte Ketten für
die Verwendung zuzulassen und ihre weitere ständige Ueberwachung im Betrieb zu
ermöglichen.
Zur Bearbeitung von Einzelfragen wurde ein Arbeitsausschuß gebildet, dessen erste
Sitzung am 12. Oktober in Iserjohn stattfand. Die Geschäftsstelle des Ausschusses
für Kettenprüfung befindet sich in Berlin NW 7. Ingenieurhaus.
Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.Allgemeines. Zur Frage der viel erörterten Einführung
eines Schutzes wissenschaftlicher Entdeckungen für den Urheber schlug der englische
Berichterstatter dem Romkongreß vor: 1. Die gegenwärtig bestehende Freiheit,
wissenschaftliche Entdeckungen zu benutzen, darf nicht beschränkt werden; 2. die
Idee der Registrierung von wissenschaftlichen Publikationen als Patent oder
sonstwie, als Mittel, die freie industrielle Anwendung derselben einzuschränken, ist
abzulehnen; 3. die Behandlung dieser Frage ist auf mindestens drei Jahre zu
verschieben. Deutschland. Eine Reichsgerichtsentscheidung vom 14. 2. 28 erblickt
keinen Verstoß gegen die Warenzeichen- und Wettbewerbsgesetze in der als solche
erkennbaren Anführung anderer eingetragener Warennamen in einer Preisliste für
Ersatzteile der so bezeichneten Maschinen fremder Erzeugung (II 341/27). – In einem
Musterschutzstreit wegen Nachbildung eines Huthakens stellte das Reichsgericht
(II 77/27) erneut fest, daß die verwechslungsfähig ähnliche Nachbildung
fremder, auch nicht besonders geschützter Erzeugnisse unzulässig sei. England. Für englische landwirtschaftliche Erzeugnisse
ist eine amtliche Ursprungsmarke (Landkarte von England mit englischer Flagge) und
zwar ab 1. 9. 28 zunächst für Früchte eingeführt worden. Frankreich. In 1927 wurden erteilt 16250 Hauptpatente und 1250
Zusatzpatente, etwa gleichviel wie in den Jahren 1925 und 1926. Hiervon entfielen
auf Frankreich 10011, Deutschland mit Saargebiet 2411, England 1051, Amerika 1505.
Memelgebiet. Gesetze vom 14. 5. 28 regeln den Schutz
und die Gebühren für Patente, Muster- und Warenzeichen (Blatt für Patent-, Muster-
und Zeichenwesen 7. 8. 28 S. 187). Mexiko. Zur
gebührenpflichtigen Auskunftserteilung über bereits eingetragene Warenzeichen wurde
am 6. 7. 28 eine öffentliche Dienststelle errichtet. Polen. Die neuen Verordnungen vom 23. 3. 28 betreffend Patente, Muster-
und Warenzeichen, die auch Zwangslizenzen für Patente und Muster, sowie
Verbandszeichen vorsehen und das Armenrecht auf Patentanwaltshilfe regeln, sind im
Blatt für Patent-, Muster- und Zeichenwesen des Reichspatentamts vom 5. 9. 28 S. 190
und folgende veröffentlicht worden. Rußland. Eine
Verfügung des Rats der Volkskommissare regelt die staatliche Verwertung bedeutender
Erfindungen und deren Schutzanmeldung auch im Auslande. Siam. Im Vertrag vom 6. 8. 28 ist u.a. die gegenseitige Gleichstellung der
Angehörigen Deutschlands und Siams bezüglich der gewerblichen Schutzrechte
vorgesehen. Spanien hat für Spanisch-Marokko den Beitritt
zur Pariser Union erklärt (31. 7. 28). Uruguay. Deutsche
Warenbezeichnungen sind zum gleichen Schutz wie inländische zugelassen (7. 7. 28).
V. St. Amerika. Ein Gesetz vom 24. 5. 28 regelt die
Erneuerung fehlerhafter, also z.B. zu weit genommener Patente.
Patentanwalt Dr. Oskar Arendt.
Gebrauchsmusterverlängerung. Bei den Vorarbeiten für eine
Umgestaltung der deutschen gewerblichen Schutzrechte hat auch die Frage der
Verlängerung der deutschen Gebrauchsmuster über die jetzige Längst-Lebensdauer von
sechs Jahren hinaus bereits eine Rolle gespielt. Leider ist hauptsächlich von der
Großindustrie und deren Verbänden seinerzeit die Befürwortung der vorgeschlagenen
Gebrauchsmusterverlängerung von sechs auf neun Jahre abgelehnt worden.
Damit darf diese besonders für die große Masse der kleineren Industriefirmen und
Gewerbetreibenden und für die zahlreichen Erfinder kleiner technischer Neuerungen
und Gebrauchsartikel außerordentlich wichtige Angelegenheit nicht als ein für
allemal erledigt gelten, da die jetzt nur höchstens sechsjährige Gültigkeitsdauer
von Gebrauchsmustern tatsächlich in vielen Fällen völlig unzureichend ist. Auch bei
nur durch Gebrauchsmuster geschützten Neuerungen vergehen oft mehrere Jahre, ehe der
betreffende geschützte Artikel praktisch durchgebildet und marktfähig geworden ist.
so daß in der verbleibenden Schutzzeit kaum eine ausreichende Entschädigung für die
aufgewendeten Mühen und Geldbeträge für den Schutzinhaber herausgewirtschaftet
werden kann. Dies ist auch mit
einer der Gründe, weshalb deutsche Gebrauchsmuster von zahlreichen Personen und
Firmen so niedrig bewertet werden, daß selbst an sich gute, d.h. rechtsgültige
Gebrauchsmuster für brauchbare Artikel keine Käufer oder Lizenznehmer zu
einigermaßen günstigen Bedingungen finden.
Triftige Gründe gegen eine angemessene Verlängerung der jetzigen Lebensdauer von
Gebrauchsmustern sind tatsächlich nicht vorhanden. Als ein triftiger Grund dagegen
kann nicht anerkannt werden, daß unter Umständen durch den verlängerten
Rechtsbestand von Gebrauchsmustern gewisse Industriezweige in ihrer freien
Entwicklung gehemmt werden könnten. Dieser Grund ist ebensowenig stichhaltig wie der
aus gleichen Motiven geäußerte Widerstand gewisser Industriekreise gegen eine
grundlegende und durchgreifende Herabsetzung bzw. Abschaffung jährlich steigender
Patenttaxen. Schon jetzt verfallen zahlreiche Gebrauchsmuster nach der ersten
dreijährigen Schutzfrist durch Nichtverlängerung auf die zweite dreijährige
Schutzdauer, weil sich die betreffenden Artikel als nicht marktfähig oder aber die
Gebrauchsmuster als ungültig wegen Nichtneuheit zur Zeit der Anmeldung
herausgestellt hatten. Unbedenklich könnte daher eine Verlängerungsmöglichkeit für
die deutschen Gebrauchsmuster auf neun, zwölf und fünfzehn Jahre in einem neuen
Gebrauchsmustergesetz vorgesehen werden, da für nicht marktfähige und nicht neue
Gegenstände kaum die erforderlichen Verlängerungsgebühren von den Inhabern bezahlt
werden würden.
Dies kann auch ohne weiteres geschlossen werden aus ähnlichen Verhältnissen bei
deutschen Geschmacksmustern, die meist einen weit geringeren geistigen Aufwand als
Gebrauchsmuster zur Voraussetzung haben und für die ebenfalls nach dem alten Gesetz
von 1876 eine Höchstdauer von fünfzehn Jahren, ohne daß sich irgendwelche
Unzuträglichkeiten dadurch herausgestellt hätten, vorgesehen ist.
Die Verlängerung der Lebensdauer der deutschen Gebrauchsmuster würde auch eine
erhebliche Entlastung der Prüfungsstellen des Reichspatentamtes ergeben, weil die
Anmelder sich in sehr zahlreichen Fällen alsdann von vornherein mit der Anmeldung
von Gebrauchsmustern für durch Modell oder Zeichnung darstellbare Neuerungen
begnügen würden, da mit dieser Verlängerung der Lebensdauer der Wert und die
Verwertbarkeit rechtsgültiger Gebrauchsmuster wesentlich steigen würde.
Patentanwalt Dr. Oskar Arendt.
Zusammenschluß der Konstrukteure. Der im April und Mai d.
J. von der Arbeitsgemeinschaft
deutscher Betriebsingenieure (ADB) im Verein deutscher
Ingenieure erstmalig abgehaltene Konstrukteurkursus hat in weitesten Kreisen der
Technik den Wunsch nach einem engeren Zusammenschluß der Konstrukteure zum Zwecke
ständigen Gedankenaustausches und planmäßiger Fortbildung ausgelöst. Um diesem
Bedürfnis zu entsprechen, ist nunmehr im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft deutscher
Betriebsingenieure Ortsgruppe Berlin eine Gruppe
„Konstruktion“ gebildet worden, deren Gründungsversammlung am 18. d. M. in der Technischen Hochschule Berlin
stattfand.
Die Anwesenheit von nicht weniger als 600 Konstrukteuren der Berliner Industrie
bewies das außerordentliche Interesse, das die Praxis der neuen Einrichtung
entgegenbringt. Nach einleitenden Worten des Obmannes der Berliner ADB-Ortsgruppe,
Direktor Ludwig, und den sehr bemerkenswerten
Ausführungen von Prof. Dr.-Ing. Hilpert über das Thema
„Der Konstrukteur und die neuere Schweißtechnik“ entwickelte Dipl.-Ing.
Erkens das Programm und die Gliederung der neuen
Gruppe „Konstruktion“. Unter Hinweis auf den beendeten ersten
Konstrukteurkursus betonte er, wie ungemein wertvoll es sei, gerade in gemeinsamer
Arbeit an Hand praktischer Aufgaben die günstigsten Voraussetzungen für die
Anpassung der Konstruktion an die technischen und betriebswirtschaftlichen
Bedingungen zu ermitteln. So waren seinerzeit am Beispiel einer Schubstange die
Beziehungen zwischen Bauform und Bauaufgabe und die Einflüsse der verschiedenen
Herstellungsvorgänge auf die Wahl der Bauformen untersucht worden.
Die neue Gruppe, deren Geschäftsstelle ein engerer Ausschuß beratend zur Seite steht,
wird sich nicht nur mit der Fortbildung der Mitglieder durch Kurse, Vorträge,
Besichtigungen u. dergl., sondern auch mit der Sichtung und Sammlung der Unterlagen
befassen, die der praktische Werkstattbetrieb selbst an den Konstrukteur heranträgt.
Die hierbei auftretenden Probleme sollen die Grundlage zur Herausgabe von
Ausarbeitungen und zu Vorschlägen für neue Fortbildungsthemen bilden. Die
Fertigstellung der bereits in Angriff genommenen Sammlung „Werkstattgerechtes
Konstruieren“ wird eine der ersten Aufgaben der neuzubildenden
Arbeitsausschüsse sein. Die elastische Form des Programms gestattet die planmäßige
Druchdringung aller Probleme der Konstruktionen, so daß
die jetzt ins Leben gerufene Gruppe sicher auf die tatkräftige Mitarbeit weitester
Kreise der Technik wird rechnen dürfen.