Titel: | Biegsamkeit und Haltbarkeit des Holzes. |
Autor: | Landgräber |
Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 240 |
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Biegsamkeit und Haltbarkeit des
Holzes.
LANDGRÄBER, Biegsamkeit und Haltbarkeit des Holzes.
Die Bedeutung des Holzes für Industrie und Technik wird in letzter Zeit immer
mehr erkannt. Auf der Tagung der Forstleute in Dresden, die kürzlich stattfand,
wurde im Laufe der Verhandlungen erklärt, daß auf dem Gebiete der Holzforschung, die
nicht nur für das Forstwesen, sondern auch für das praktische Wirtschaftsleben von
der allergrößten Bedeutung sei, viel nachzuholen ist. Es wurde der Vorschlag
gemacht, ein Institut für Holzforschung zu gründen.
Bisher wurde die Härte des Holzes durch Druck bestimmt, indem man eine Stahlkugel von
1 Zentimeter Durchmesser mit 50 Kilogramm belastete und die Größe der Eindrucke in
verschiedene Holzarten feststellte. Ein anderes Verfahren ist folgendes: Es
werden Holzstücke von bestimmten gleichen Durchmessern zersägt; durch die Zahl
der Sägestöße läßt sich die Härte bestimmen, indem man nämlich die Zahl der auf
einen Millimeter nötigen Stöße berechnet. Auf diese Weise ist eine neue
Klassifizierung der Hölzer nach ihrer Härte erzielt worden, die in sieben Gruppen
zerfällt. Steinhart sind Ebenholz und Teakholz. Aeußerst hart: Buchsbaum,
Grenadillholz, Olive, Heckenkirsche, Sauerdorn. Zu den harten Hölzern gehören u.a.
Apfelbaum, Ahorn, Akazie, Birne, Weißbuche, Edelkastanie, Eiche, Kirsche, Nußbaum,
Rotbuche, Wacholder. Als ziemlich hart lassen sich die Hölzer der Eberesche, Zeder,
Zypresse, Esche, Ulme, Platane, Pflaume bezeichnen. Unter den
weichen Hölzern werden aufgezählt: Erle, Birke, Fichte, Kiefer, Lärche,
Haselnuß, Roßkastanie, Weißtanne. Den geringsten Grad der Härte weisen die sehr
weichen Hölzer auf: Espe, Pappel, Linde, Weymoutskiefer, Weide.
Alle Hölzer sind biegsam, aber der Grad der Biegsamkeit ist außerordentlich
verschieden. Wenn man von den besonderen technischen Hilfsmitteln absieht, also das
Biegen der Hölzer lediglich durch Anwendung von Kraft zu erreichen sucht, so bemerkt
man, daß man bei manchen Hölzern, die für diese Art der Bearbeitung besonders gut
geeignet sind, die Kraftanstrengung beliebig steigern; die Biegung dem besonderen
Zwecke anzupassen vermag, während andere sehr bald krachen. Das Krachen ist das
Zeichen dafür, daß die an der Wölbeseite des Holzes befindlichen Fasern der großen
Zerrung nicht mehr zu widerstehen vermögen, sondern zu zerreißen beginnen.
Keineswegs sind aber, wie man annehmen wird, die leichten und minder dichten Hölzer
diejenigen, die sich am leichtesten biegen lassen; hohe Biegsamkeit kann vielmehr
mit großer Festigkeit und Tragfähigkeit verbunden sein.
Ohne Frage muß beim Biegen der Hölzer eine wesentliche Veränderung der Struktur
eintreten. Auf der einen Seite werden die äußeren Fasern gezerrt, auf der anderen
zusammengedrückt; je mehr sich die Fasern der Mittellinie des Holzkörpers nähern,
umso weniger werden sie durch die Biegung in Anspruch genommen werden. Nun ist man
bei den mannigfachen Versuchen zu dem Ergebnis gelangt, daß es hierbei weniger auf
die Verschiebbarkeit der Holzzellen gegeneinander, als vielmehr auf ihre Dehnbarkeit
ankommt, und daß die Biegsamkeit umso größer ist, je weniger inkrustierende
Substanzen (Holzstoff, Harz) die Zellwände enthalten. Daher sind auch die Hölzer in
der Jugend, wenn sie noch wenig inkrustiert sind, am biegsamsten. Entfernt man die
inkrustierenden Substanzen, so erhält man eine vollkommen geschmeidige Holzfaser.
Auf dieser Erfahrung beruht die Verwendung des Holzes in der Papierfabrikation.
Einen großen Einfluß auf die Biegsamkeit des Holzes übt auch sein Wassergehalt aus.
Das ist leicht begreiflich; durch das Wasser wird ein Teil der inkrustierenden
Substanzen gelöst und der unlösliche Teil auf einen größeren Raum verteilt. Auf
dieser Erkenntnis beruht das Dämpfen des Holzes, das in umfassender Weise Anwendung
findet, um das Holz für die mannigfachsten technischen Zwecke recht geschmeidig und
biegsam zu machen. Bei gesteigerter Temperatur vermag das Wasser die Harze besser zu
lösen. Es steigert sich dabei auch die quellende Wirkung des Wassers und damit
zugleich die Biegsamkeit des Holzes. Gedämpftes Holz kann man z.B. für die Zwecke
der Möbelfabrikation in sehr engen Kurven biegen (man denke z.B. an die aus
gebogenen Holzstäben gefertigten Wiener Stühle, an gewölbte Fronten an Büfetts usw.)
und die so gewonnene Form festhalten, indem man die Holzkörper trocknen läßt. Man
bedient sich für diesen Zweck natürlich mannigfacher Einspannapparate, Lehren usw.,
um eine Formveränderung während des Trocknens zu verhindern. Das wunderbarste
Ergebnis während dieser Erkenntnis ist aber die Herstellung bildnerischer Arbeit,
die der Holzschnitzerei täuschend ähnlich sieht und dadurch erreicht wird, daß man
gedämpfte Fourniere in Formen preßt. Bei dieser Arbeit läßt sich die Holzfaser über
die Erhöhung des Reliefs hinweg, wie auch in jede Vertiefung hineinpressen, so daß
das Holz fast wie ein bildsamer Stoff erscheint.
Aber die Biegsamkeit des Holzes ist nicht immer eine erfreuliche Eigenschaft; sie muß
im Gegenteil für mancherlei Zwecke bekämpft werden – und zwar unter großen Opfern.
Es ist natürlich sehr bedauerlich und höchst kostspielig, daß wir die Balken und
Stützen in unseren Häusern, Brücken usw. so stark machen müssen, daß sie sich unter
der Last nicht zu weit durchbiegen. Es genügt nicht, daß sie die Last zu tragen
vermögen. So würde z.B. ein ebener, dichter und beständiger Fußboden auf einer sich
durchbiegenden Balkenlage nicht zu erreichen sein.
Als eine notwendige Folge der Biegsamkeit wird die Federkraft (Elastizität)
angesehen, d.h. die Fähigkeit der Körper, ihre ursprüngliche Form wieder anzunehmen,
wenn sie durch Druck oder Zug verändert werden. Die durch Biegung, d.h. durch
gleichzeitige Wirkung von Zug und Druck, bewirkte Veränderung der Holzkörper
hervorgebrachte Formänderung des Holzes gleicht sich nur dann aus, wenn eine
bestimmte Grenze nicht überschritten wird. Diese Grenze bezeichnet man als
Elastizitätsgrenze, die bei den verschiedenen Hölzern sehr verschieden ist. Auch die
Elastizität ist eine häufig unerwünschte Eigenschaft des Holzes, während sie in
anderen Fällen erwünscht ist. Es wäre z.B. sehr unangenehm, wenn sich eine
Tischplatte durchbiegen würde und bei Entfernung eines Teiles der Last in ihre
ursprüngliche Lage zurückgehen würde. Dagegen ist eine gewisse Elastizität des
Holzfußbodens unbedingt ein Vorzug gegenüber den harten Steinfußböden, die jede
Elastizität vermissen lassen. Eine sehr bedeutende Rolle spielt die Elastizität des
Holzes in der Möbelindustrie nicht, obwohl man auch schon elastische Holzplatten
anstelle der metallischen Federn für Betteinlagen verwendet hat. Sehr wichtig ist
aber die Elastizität für Musikinstrumente, für welche Resonanzhölzer Verwendung
finden. Hölzer von hoher und in allen Teilen gleichmäßiger Elastizität sind
vorzügliche Schalleiter.
Hochwertige Holzkonservierungsmittel, die zum Schutz des Holzes gegen den Angriff von
holzzerstörenden Pilzen und tierischen Schädlingen dienen, besitzen gleich
hervorragende Bedeutung für die Forstwirtschaft wie für die Holzindustrie. Aus
diesem Grunde verdienen die Holzkonservierungsmittel, die neuerdings von Karl
Heinrich Wolman, Dr. Peters und Dr. Pflug dargestellt und ausprobiert worden sind,
allgemeine Beachtung. Es handelt sich hierbei um Lösungen komplexer Salze der
Weinsäure mit Arsen und einer organischen Base in geeigneten Oelen mineralischen
Ursprungs, die sich als außerordentlich wirksam gegen den Angriff von Pilzen und
tierischen Organismen erwiesen haben. Zur Herstellung der genannten Lösungen sind
die verschiedensten komplexen
Salze der beschriebenen Art geeignet, so z.B. Anilinarsentartrat,
Phrininarsentartrat, Chinolinarsentartrat, Strychninarsentartrat usw. Von den zur
Auflösung dieser Verbindungen besonders geeigneten Oelen mineralischen Ursprungs
kommen in erster Linie beispielsweise Fraktionen von Mineralölen sowie Oele aus
Steinkohlenteer, Braunkohlenteer, Schieferteer oder Urteeren in Betracht. Auch
Mischungen verschiedener derartiger Oele haben sich sehr gut bewährt. Abgesehen
davon, daß diese Lösungsmittel naturgemäß vor allem die Eigenschaft besitzen müssen,
die genannten komplexen Salze gut aufzulösen, müssen die Oele wenig flüchtig und
schwer aus dem Holz auswaschbar sein. Wenn sie daneben schon an sich ohne
irgendeinen Zusatz ein wirksames Mittel gegen holzzerstörende Pilze oder tierische
Schädlinge sind, so sind sie natürlich besonders wertvoll und für den vorliegenden
Zweck noch geeigneter. Im Hinblick auf diese Tatsache wird man also mit Vorliebe
Steinkohlenteer- oder Holzteeröle verwenden, die schon allein holzkonservierende
Eigenschaften besitzen.
Es hat sich erwiesen, daß dem neuen, durch DRP. 439430 geschützten
Holzkonservierungsmittel auch noch andere Verbindungen oder Stoffe zugesetzt werden
können. So kann man beispielsweise in den Oelen, die zur Lösung der Komplexsalze
dienen, auch geeignete organische Verbindungen auflösen, wie Phenole, Naphthole oder
auch organische Basen. Ferner kann man auch in diesen Oelen vor Auflösung der
Komplexsalze Verbindungen lösen, die natürlich mit den Komplexsalzen keine
Ausscheidungen ergeben dürfen; es kommen also hierfür besonders Kupferoleat,
Kupfernaphthenat, Bleioleat und Quecksilberoleat in Betracht. Es besteht auch die
Möglichkeit, diese Zusätze der fertigen Lösung der Komplexsalze in Oel hinzuzufügen.
Schließlich kann man den zur Lösung der Arsenverbindungen dienenden Oelen auch
andere Oele hinzusetzen, die sowohl mineralischen wie auch vegetabilischen oder
animalischen Ursprungs sein können.
Verwendet werden die neuen Konservierungsmittel nach irgendeinem geeigneten,
bekannten Verfahren, so beispielsweise in erster Linie nach dem
Volltränkungsverfahren; doch lassen sich auch nach zahlreichen Sparverfahren sehr
gute Erfolge erzielen. Auch zum Anstreichen, Tauchen und Aufspritzen sind die oben
beschriebenen Lösungen durchaus geeignet. Stets zeichnen sie sich infolge ihrer
Giftigkeit durch eine große Wirksamkeit aus, die zudem überaus lange anhält, was auf
die geringe Flüchtigkeit und schwere Auswaschbarkeit der Mittel zurückzuführen ist.
Der letztgenannte Umstand hat zur Folge, daß die Lösungen namentlich auch für den
Schutz des Holzes gegen im Wasser lebende Schädlinge sehr geeignet sind.
Bei der Prüfung der Frage, ob es überhaupt möglich ist, durch geeignete
Behandlungsweisen das Holz schwer entflammbar zu machen, wurde nun der Technik der
Weg durch Betrachtung der chemischen Natur des Verbrennungsvorganges des Holzes
überhaupt gezeigt.
Jede Verbrennung des Holzes ist eigentlich nichts anderes als die durch hohe
Temperaturen ermöglichte rasche Verbindung des im Holze enthaltenen Kohlen- und
Wasserstoffes mit dein Sauerstoff der Luft. Wenn also dem Sauerstoff der Luft durch
irgendeine Maßnahme der Zutritt zum Holze erschwert wird, wird auch der
Verbrennungsvorgang entsprechend verlangsamt.
Dieses Verhalten des Luftsauerstoffes bzw. der atmosphärischen Luft kann nun nach
Prof. Großmann bis zu einer gewissen Grenze durch Umhüllung (Anstreichen) des Holzes
mit Stoffen erreicht werden, welche sich selbst nicht zu entzünden vermögen, wie
z.B. Asbest, oder aber mit solchen, welche infolge der entstehenden Wärme bei
niederen Temperaturen schmelzen, aus den Poren des Holzes austreten und dann auf der
Oberfläche desselben eine zusammenhängende, luftabschließende Umhüllung bilden,
wodurch der Angriff der zerstörenden Flammen verhindert wird. Hierher gehören
Wasserglas, Magnesiumsulfat (Bittersalz), Borax, Natriumphosphat, Natriumwolframat
u.a. Nicht in Betracht kommen hier natürlich solche Stoffe, welche selbst größere
Mengen von Sauerstoff enthalten, diesen leicht abgeben, also direkt entzündlich
wirken würden, wie dies bei Salpeter und einigen Chloraten der Fall ist. Endlich
kommen auch solche Stoffe zur Anwendung, die in der Hitze Gase bilden und durch
Bildung von Ammoniak, Kohlensäure oder schwefliger Säure das Holz mit einer Gas-
oder Dampfhülle umgeben, wodurch gleichfalls der zur Verbrennung des Holzes
unbedingt nötige Sauerstoff der Luft für einige Zeit ferngehalten wird.
Zur Erreichung dieses Zieles wurden nun in der Praxis, ebenso wie beim Schütze des
Holzes gegen Pilzangriffe, einerseits, und zwar in den weitaus meisten Fällen,
einfache Oberflächenanstriche angewendet, wie auch anderseits richtige
Imprägnierungsverfahren zur Anwendung kommen.
Die Oberflächenanstriche nach dieser Richtung sind keineswegs etwas Neues, sondern
fanden schon in alten Zeiten, also lange bevor wir überhaupt die ganze Theorie des
Verbrennungsvorganges kannten, Anwendung. Anfangs fanden hierzu Lösungen von Alaun,
Wasserglas u. dgl., später dann Asbestanstriche Verwendung.
In neuerer Zeit werden nun hierfür eine ganze Menge von Spezialanstrichen, meist
Geheimmitteln, empfohlen, die in unterschiedlichen Zusammensetzungen und Formen, und
zwar entweder als gebrauchsfertige breiige Anstrichmassen, oft auch als Pulver,
welches durch Anrühren mit Wasser erst gebrauchsfertig gemacht werden muß, in den
Handel gebracht werden. Wenn sich auch einige dieser Mittel ganz vorzüglich
bewähren, so ist es doch leicht erklärlich, daß eine nachhaltige Schutzwirkung von
einem einmaligen äußeren Anstrich des Holzes nicht erwartet werden kann. Oftmals ist
ein solcher mehr oder weniger dünner Schutzanstrich, wenn er vor längerer Zeit
vorgenommen wurde, durch äußere mechanische Einwirkung zum großen Teil bereits
zerstört, bevor er seine Wirkung bei einem ausbrechenden Brand überhaupt bewähren
konnte.
Ein Beispiel dieser Art bildete der Brand der letzten Mailänder Weltausstellung, bei
welcher man das Holzmaterial mit einem Schutzanstrich versehen hatte und wo trotzdem
das Ganze wie ein Schwefelholz gebrannt haben soll. Damit soll jedoch
keineswegs gesagt sein, daß derartige Schutzanstriche überhaupt zwecklos sind;
in den wenigsten Fällen liegt dieses ungünstige Verhalten an den benutzten Stoffen
selbst, sondern zumeist an der Art ihrer Anwendung.
Wenn beispielsweise bereits verbautes Holzmaterial noch nachträglich gegen Flugfeuer
oder auch andere Gefahren geschützt werden soll, können nur Anstriche zur Anwendung
kommen und dann auch bestens empfohlen werden.
Bei den zum Feuerschutz verwendeten Chemikalien kann jedoch die volle Wirkung erst
dann zur Geltung kommen, wenn man dieselben – wie schon früher erwähnt – nicht nur
oberflächlich anwendet, sondern so tief als möglich in die Fasern des Holzes
hineinpreßt, was aber nur in eigenen Imprägnier-Anstalten geschehen kann. Solche
Anlagen können aber schon mit Rücksicht auf den Kostenpunkt nicht überall
aufgestellt werden.
In solchen Fällen erweisen sich die fahrbaren Imprägnieranlagen als ganz besonders
vorteilhaft. Auf der Jahrhundert-Ausstellung 1913 in Breslau war zum ersten Male
eine derartige fahrbare Imprägnieranlage, welche das Holz für den Einbau der
Hauptfesthalle feuersicher zu imprägnieren hatte und durch die Bauholzkonservierung
G. m. b. H. Berlin erstellt war, in Betrieb zu sehen.
Es ist nun leicht erklärlich, daß nach all diesen Darlegungen, wie in anderen Staaten
so auch bei uns in Deutschland, eine Menge Erfindungen gemacht und Patente hierauf
genommen wurden.
Man kann Bau- wie auch Stammholz dadurch feuerfest machen, daß die vorher von aller
Luft und Feuchtigkeit befreiten Holzzellen und Fasern unter hydraulischem Druck mit
einer Lösung von Antipyrin vollständig durchtränkt werden, worauf das Holz gründlich
getrocknet wird. Durch den Trocknungsprozeß soll sich die Antipyrinlösung alsbald in
ganz kleine Kristalle verwandeln, welche ihrerseits wieder die Eigenschaft besitzen,
sich bei einer Berührung mit Feuer derart auszudehnen, daß das Holz mit einer völlig
undurchlässigen Hülle umgeben, dem Sauerstoff der Luft der Zutritt zum Holze und
damit ein Anbrennen desselben unmöglich gemacht wird.
Da jedoch die Zusammensetzung wie auch der Preis des Präparates unbekannt sind, kann
zurzeit ein Urteil über den Gebrauchswert der Erfindung nicht gegeben werden.
Sollten jedoch durch dieses Verfahren die physikalischen Eigenschaften des Holzes in
keinem ungünstigen Sinne beeinflußt werden, der Kostenpunkt ein mäßiger und das
Einpressen der Imprägnierflüssigkeit unter hydraulischem Druck in einfachen, überall
leichter zu erstellbaren Anlagen möglich sein, so wurde die Verwendung von möglichst
feuersicherem Holze wohl bald in ausgedehntestem Maße erfolgen.
Unter den vielen Erfindungen und Patenten über Feuerschutzmittel dürften wohl vor
allem die nachbenannten besondere Erwähnung deshalb verdienen, weil über ihre
Wirkung behördlich angestellte günstige Versuche und Urteile vorliegen.
Eines der bekanntesten Verfahren ist dasjenige von Gautsch (München), auf welches
seinerseits das D. R. P. Nr. 153006 erteilt wurde. Dieses Verfahren arbeitet
mit einer wässerigen ammoniakalischen Lösung von borsauerem und schwefelsauerem
Ammon, dessen Anwendung in geschlossenen eisernen Gefäßen unter Vakuum und Druck in
der Wärme erfolgt. Obwohl dieses Verfahren recht gute Erfolge zeigte, konnte es doch
eine allgemeine Anwendung aus dem Grunde nicht finden, weil der Preis für einen
Kubikmeter imprägniertes Kiefernholz sich vor dem Krieg auf 70 bis 80 Mark
stellte.
Ein weiteres bekanntes Verfahren ist das Nickelmannsche (Hülsbergsche Verfahren),
welches seinerzeit durch das D. R. P. Nr. 124409 geschützt war. Es bedient sich der
gleichen Lösung wie das obengenannte, sieht aber für gewisse Fälle einen Zusatz von
Borsäure vor. Auch bei diesem Verfahren stellte sich der Kubikmeter Kiefernholz
immer noch auf etwa 50 M.
Das letztgenannte Verfahren wurde nun durch die Rütgerswerke in Berlin verbessert und
erzielt nach der Angabe der D. R. P. Nr. 124409 und Nr. 152006 eine günstige Wirkung
dadurch, daß man Doppelsalze von schwefelsaurem Ammoniak und schwefelsaurem
Magnesium bzw. mit borsaurem Ammoniak verwendet. Derartig behandeltes Holz kam auch
beim Bau des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin zur Anwendung.
In den letzten Jahren vor dem Krieg ist es den Rütgerswerken gelungen, dieses
zunächst recht kostspielige Verfahren ohne Beeinträchtigung der günstigen Wirkungen
soweit auszubilden, daß sich die Imprägnierung nur mehr noch auf 13 bis 15 M für den
Kubikmeter stellte. Zur Einführung des Verfahrens wurde dann die
Bauholzkonservierung G. m. b. H. Berlin gegründet.
Auf dem 18. Deutschen Reichsfeuerwehrtag in Leipzig fand eine Brandprobe mit
feuersicher getränktem Holz nach dem Verfahren der Rütgerswerke statt und erregte
das größte Interesse. Der technische Ausschuß des Deutschen Reichsfeuerwehrverbandes
ließ unter seiner Kontrolle zwei gleichartige Probehäuschen, und zwar ein
ungetränktes und ein nach dem Verfahren der Rütgerswerke getränktes, herstellen.
Beide Häuschen wurden mit der gleichen Menge Brennmaterial (Hobelspäne und
Schnittholz mit Petroleum getränkt) gefüllt und dann in Brand gesetzt. Nach 33
Minuten war das unimprägnierte Häuschen bis auf die Ecksäulen vollständig zerstört,
während beim imprägnierten Häuschen die Innenwände wohl teilweise mit einer dünnen
Kohlenschicht überzogen waren, sich aber sonst als durchaus widerstandsfähig
erwiesen hatten.
Ein ähnlicher Brandversuch fand auch im Materialprüfungsamt in Groß-Lichterfelde
statt, wie auch ein weiterer auf dem Gelände der städtischen Gasanstalt in Tegel bei
Berlin, wo die gleichzeitig an vier Häuschen vorgenommenen Brandversuche, von denen
das eine unimprägniert, die anderen nach den Verfahren von Gautsch, Hülsberg und
Rütgers imprägniert waren, nun zu vollen Gunsten der Imprägnierungen sprechen.
Auf der Leipziger Baufachausstellung waren in der Halle für Baustoffe, nebst anderem,
verschiedene Proben feuersicher imprägnierter Hölzer
ausgestellt, deren Imprägnierung auf neun Jahre zurückreichte und die trotzdem
ihre feuerschützende Wirkung in keiner Weise eingebüßt hatten.
Bei all diesen Imprägnierungen kommt jedoch der Verwendung eines gesunden, richtig
behandelten und gut getrockneten, splintreichen Holzes die ausschlaggebendste
Bedeutung zu. Wenn zu Baukonstruktionen Holz verwendet wird, welches, wie das
fahrlässigerweise leider nur zu häufig geschieht, kaum wenige Wochen vor der
Verwendung geschlagen ist, so sind natürlich die Grundbedingungen für eine
erfolgreiche Imprägnierung nicht vorhanden, und ein guter Erfolg ist dann zumeist
völlig ausgeschlossen.
Die Ausgaben für die Imprägnierung konnten vor dem Krieg keineswegs als so hohe
bezeichnet werden, daß dieselbe aus diesem Grunde undurchführbar gewesen wäre. Wenn
man annimmt, daß die zur Ausführung eines normalen vierstöckigen Wohnhauses
erforderliche Holzmenge etwa 300 Kubikmeter beträgt, so erforderte vor dem Krieg die
Imprägnierung für die Schwerentflammbarmachung dieses gesamten Holzmaterials die
Summe von etwa 3500 bis 4000 M; das waren etwa 1 bis 2 % der gesamten Bausumme. Ein
Betrag, welcher in Anbetracht der Vorteile ziemlich ohne Belang war, um so mehr als
es auch bereits gelungen war, gleichzeitig mit der Imprägnierung gegen die
Schwerentflammbarkeit das Holz auch gegen Hausschwammpilze zu imprägnieren.
Der Ausspruch: „Wer heute noch rohes Holz verbaut, der vergeudet eines der
wertvollsten deutschen Güter“, hat nicht allein für die Imprägnierung des
Holzes gegen Fäulnis und Hausschwammpilze, sondern auch auf dessen gefurchtesten
Feind, „das Feuer“, Geltung. Durch die Unterlassung von Imprägnierungen gehen
außerordentlich viele nationale Werte verloren. Wir müssen mit unseren derzeitigen
Holzvorräten auf das sparsamste umgehen. Der Verbrauch des Holzes läßt sich kaum
einschränken; im Gegenteil ist derselbe gegen früher in nie geahnter Weise
gestiegen. Wohl aber können wir die Dauerhaftigkeit des Holzes sowie dem Widerstand
gegen seine Feinde in hohem Maße steigern.
Interessant ist das Kapitel über neuzeitliche chemische Auswertung des Holzes:
Da in Deutschland beinahe 50 Prozent der jährlich zuwachsenden Holzmenge in den Ofen
wandern, ist es ein außerordentlich interessantes wirtschaftliches Problem, die im
Brennholz enthaltene Zellulose in verdauliche Kohlehydrate überzuführen, ein
Problem, das von um so größerer Bedeutung ist, als Deutschland Kohlehydrate in Form
von Gerste und Mais im Werte von über 700 Millionen Mark einführt, während das heute
verbrannte Brennholz zum größten Teil durch Kohle ersetzbar ist. Die Ueberführung
von Zellulose in verdauliche Kohlehydrate stützt sich auf die von Willstätter
vorgezeichnete Methode, Holz durch Behandlung mit hochkonzentrierter Salzsäure zu
hydrolysieren. Im Jahre 1916 wurde begonnen, diese Reaktion als Grundlage für ein
technisches Verfahren auszubilden, was erst möglich war, nachdem man das aus
dem Holz gebildete Kohlehydrat unter praktisch vollständiger Wiedergewinnung der
Salzsäure erhalten konnte, ohne dabei das gebildete Kohlehydrat länger andauernder
Erhitzung, die zur Zerstörung der Reaktionsprodukte geführt hätte, auszusetzen.
Dieser technische Fortschritt beruhte darauf, daß man die Wärmezufuhr für die
Verdampfung der Salzsäure durch einen flüssigen, nicht misch- und emulgierbaren
Wärmeträger bewirkte. Nach langjähriger Arbeit war es möglich, eine erste technische
Anlage in ziemlich bedeutendem Umfange erfolgreich in Betrieb zu nehmen. Von der
ersten technischen Anlage bis zur Industrialisierung des Prozesses sind neue
umfangreiche Arbeiten zu leisten. Technische, volkswirtschaftliche und kaufmännische
Arbeiten haben parallel zu gehen, um die Rohstoffbeschaffung- und
Rohstofftransportfrage zu studieren, die geeignete Form der Produkte zu finden und
ihren Absatz zu klären, die landwirtschaftliche Situation muß gebührend
berücksichtigt werden, und das Studium der Fütterungslehre ist für die Zukunft des
Verfahrens von ebenso großer Wichtigkeit, wie es anfänglich das der Reaktion
zwischen Zellulose und Salzsäure war. Erforderlich ist ferner das Verständnis und
das Einfühlen in soziale und politische Zusammenhänge, wie sie eine Industrie, die
zu der Landwirtschaft in enger Beziehung steht, nötig macht. Für Deutschland, dessen
Fleischversorgung sich zu 60 Prozent auf die inländische Schweinemast stützt, ist
die Herstellung von Kohlenhydratfuttermitteln ganz besonders wichtig. Hier handelt
es sich um ein volkwirtschaftliches Problem, dessen Bedeutung für die Zukunft nicht
zu unterschätzen ist.
Auch Holzverflüssigung? Die vor einiger Zeit in einer Fabrikanlage in Vernier bei
Genf erfolgte Durchführung des Bergius-Verfahrens zur Zuckererzeugung aus
Holzabfällen hat, wie verlautet, in der letzten Zeit große Fortschritte gemacht. Das
Bergius-Verfahren zur Holzverzuckerung beruht bekanntlich auf den bahnbrechenden
Arbeiten Willstätters, die dann bei der Th. Golgschmidt A.-G. in Essen durch Bergius
ausgebaut wurden, der ein eigenes Verfahren zur Holzhydrolyse fand, das im Laufe der
Zeit vervollkommnet wurde. Die Bergius-Patente für Holzverzuckerung befinden sich
jetzt im Besitze der Erdöl- und Kohleverwertungs-A.-G. (Ewag). Die International
Sugar and Alcohol Co., eine englische Dachgesellschaft, hat das Verfügungsrecht über
diese Patente. Gleichzeitig besitzt die International Sugar Alcohol Co. das
Verfügungsrecht über die Patente der Prodor A.-G., in welche die
Holzverzuckerungsverfahren der französischen Forscher Terisse und Levy eingebracht
sind. Die International Sugar and Alcohol Co. hat in einer Großversuchsanlage in
Vernier bei Genf umfangreiche Versuche mit beiden Verfahren und mit einem aus der
Kombination beider Patente resultierenden Holz-Zucker-Produktionsprozeß angestellt.
Dabei hat sich, wie wir hören, eine Ueberlegenheit des sogenannten
Rheinau-Verfahrens nach Bergius gegenüber dem französischen Prodor-Prozeß ergeben.
Trotzdem hat auch das noch zu verbilligende französische Verfahren (Umwandlung von
Holzzellulose durch Anwendung von Säuren in Glukose, daraus Alkoholgewinnung durch
Gärung) noch gewisse Aussichten, vor allem im Hinblick auf die zunehmende
Verwendung von Alkohol als Betriebsstoff für Verbrennungsmotoren. Die Prodor A.-G.
glaubt sogar, daß der nach ihrem Verfahren gewonnene Alkohol mit dem Benzin
konkurrieren könne. Ein erheblicher Vorteil des Verfahrens sei die bequeme
Stapelmöglichkeit des Alkohol-Ausgangs-Produktes. Der Alkohol brauchte nicht sofort
gewonnen zu werden. Er könne aus der leicht aufzustapelnden Glukose in beliebigen
Mengen erzeugt werden. Auf diese Art seien die bei der Aufstapelung großer
Benzinmengen entstehenden, oft sehr erheblichen Verluste ausgeschlossen.
Von der Holzverzuckerung, d.h. der Herstellung von Zucker aus Holz, ist in den
letzten Jahren des öfteren die Rede gewesen. Dabei wurde allerdings immer betont,
daß die chemisch-experimentelle Möglichkeit zwar gegeben, die praktische Ausnützung
aber schon auf Grund der Produktionskosten ausgeschlossen ist. Das ist trotz der
Verbesserung des Verfahrens auch jetzt noch der Fall. Eine Konkurrenz gegenüber dem
Rübenzucker scheint jedenfalls ausgeschlossen.
Landgräber.