Titel: | Induktive Zugbeeinflussung. |
Autor: | R. Spies |
Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 68 |
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Induktive Zugbeeinflussung.
Von Dipl.-Ing. R. Spies,
Berlin-Lichterfelde.
SPIES, Induktive Zugbeeinflussung.
Aus den Unfallstatistiken der Eisenbahnen geht eindeutig hervor, daß durch die
Unfälle infolge Ueberfahrens eines Haltsignales die größten Verluste an
Menschenleben und Material entstehen. Tatsächlich endet ja auch die Kette
mechanischer und elektrischer Abhängigkeiten, deren sich das
Eisenbahnsicherungswesen zur Sicherstellung von Zug- und Verschiebefahrten bedient,
am Signal selbst. Hier wird ein Signalbild hervorgebracht, dessen Richtigkeit in bezug auf andere Signal- und
Weichenstellungen gewährleistet ist, dessen Wirksamkeit
aber davon abhängt, daß es von dem Lokomotivpersonal richtig erkannt und durch
entsprechende Maßnahmen befolgt wird. Gerade in dem eindeutigen Erkennen des
Signalbildes unterlaufen oft trotz aller Aufmerksamkeit Fehler, z.B. bei Nacht, bei
schwerem Nebel, an Punkten, wo viele Signale dicht beieinander stehen, also an Ein-
und Ausfahrten großer Bahnhöfe.
Textabbildung Bd. 344, S. 68
Abb. 1.Stromlaufbild der induktiven Zugbeeinflussung mit Gleichstrom
(Bauart Siemens), einfachste Anordnung. Zug auf freier Strecke.
Die Eisenbahnsicherungstechniker aller Länder beschäftigen sich daher schon seit
Jahrzehnten mit der Frage, ob es möglich ist, den Lokomotivführer durch ein
optisches oder akustisches Signal auf dem Führerstand zu warnen oder auch den Zug
von der Strecke aus durch eine Bremseinrichtung selbsttätig zum Stehen zu bringen.
Bei der Entwicklung solcher Zugbeeinflussungseinrichtungen hat es sich gezeigt, daß
mechanische Einrichtungen, etwa mit einem vom Signal gesteuerten Streckenanschlag,
der auf einen Lokomotivanschlag einwirkt, bei den in Frage kommenden hohen
Fahrgeschwindigkeiten auf die Dauer nicht brauchbar sind. Die auftretenden
Massenbeschleunigungen zerstören selbst noch so kräftig gehaltene Konstruktionen.
Auch elektrische Einrichtungen mittels Berührungskontakten, die am oder vor dem
Signal einen Stromkreis schließen sollen, haben sich nicht bewährt, da die sichere
Stromabnahme bei allen Witterungslagen (Schnee!) große Schwierigkeiten macht.
In den letzten Jahren sind jedoch eine Reihe von Einrichtungen entwickelt worden, bei
denen die Uebertragung eines Impulses von der Strecke aus auf den fahrenden Zug
durch Induktionswirkung erfolgt, und mit denen die Reichsbahn z. Zt. auf mehreren
Strecken Versuche durchführt. Das Wesentliche über die Wirkungsweise dieser
induktiven Zugbeeinflussung sei daher nachstehend zusammengestellt.
Zunächst seien einige Bemerkungen über die Grundlagen der induktiven Zugbeeinflussung
vorausgeschickt. Bekanntlich erzeugt jeder stromdurchflossene, zu einer Spule
aufgewickelte Draht ein starkes magnetisches Feld, einen magnetischen Kraftfluß. Für
die Beeinflussung fahrender Züge muß dieser Kraftfluß naturgemäß durch Luft
verlaufen, bei Verwendung eiserner Polkerne für einen Teil des Weges auch durch
Eisen. Der die Spule durchfließende Strom hängt außer von den elektrischen
Verhältnissen des Spulenstromkreises selbst noch von der magnetischen Leitfähigkeit
des Weges ab, den der Kraftfluß von dem einen Ende des Polkernes – dem einen
Polschuh – zu dem anderen Polschuh zu durchlaufen hat. Wird die magnetische
Leitfähigkeit dieses Weges erhöht oder vermindert – auf welche Weise werden wir
unten sehen – so ändert sich der Spulenstrom entsprechend. Davon wird zur
Signalabgabe Gebrauch gemacht.
Als erste in. Deutschland gebaute Einrichtung zur induktiven Signalübertragung ist
der induktive Siemens-Signalgeber von 1914 zu nennen. Bei dieser Einrichtung ist der
Eisenkern an der Lokomotive über der einen Fahrschiene angebracht. Seine Wicklung
wird mit Wechselstrom gespeist. Das infolge dieses Stromflusses entstehende
magnetische Kraftlinienfeld schließt sich über die Fahrschiene. An den Stellen, wo
eine Signalgebung erfolgen soll, also in der Nähe des Vorsignales, ist die
Fahrschiene an Stelle aus gewöhnlichem, magnetisch gut leitendem Stahl für einige
Meter aus unmagnetischem Nickelstahl hergestellt. Infolgedessen bietet sich dem
magnetischen Kraftfluß an dieser Stelle ein erheblich größerer Widerstand, so daß
der Strom in dem Lokomotivstromkreis ansteigt und einen Ausschlag des in diesen
Stromkreis eingeschalteten Hitzdrahtrelais bewirkt. Dieses steuert seinerseits
optische oder akustische Warnungssignale.
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Abb. 2.Einrichtung wie Abb. 1, jedoch am Haltesignal.
Wir haben es hier also mit einem Vorsignalmelder zu tun, d.h. einer Einrichtung, die
zwar die Annäherung an ein Streckensignal auf der Lokomotive anzeigt, nicht aber
dessen Stellung. Derartige Einrichtungen zur Signalübertragung auf fahrende Züge
sieht die neuere Entwicklung nicht mehr als ausreichend an, vielmehr wird die
Uebertragung der Signalstellung gefordert. An sich ließe
sich der erwähnte Signalmelder umgestalten, daß er dieser Forderung genügt. Z.B.
könnte eine neben der unmagnetischen Nickelstahlschiene angeordnete magnetische
Schiene bei Fahrtstellung des Signales neben den Schienenkopf gekippt werden, so daß in
diesem Falle der magnetische Schluß des Lokomotivmagneten nicht unterbrochen wird,
eine Signalgebung also unterbleibt. Hiermit würden jedoch Fehlerquellen in die
Einrichtung hineingetragen, denn für mechanische Verstellung der Nebenschiene
könnten bei Schnee usw. die Signaldrahtzüge überlastet werden, bei motorischem
Antrieb wäre eine Stromquelle auf der Strecke erforderlich. Gerade letzteres ist bei
einer wirklich betriebsbrauchbaren Zugbeeinflussung ausgeschlossen, denn man kann
natürlich nicht auf jeder oft weit von der nächsten Ortschaft entfernten Blockstelle
eine Energiequelle aufstellen. Die Energiequelle muß vielmehr auf dem Fahrzeug
untergebracht sein.
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Abb. 3.Verlauf des Induktionsstromes.
Diesen Forderungen – Uebertragung der Signalstellung,
keine Energiequelle oder bewegte Teile an der Strecke – genügt die in Abb. 1 für Fahrt auf freier Strecke dargestellte
induktive Signalübertragung mit Gleichstrom (Entwurf Siemens & Halske). Vom
Pluspol der Batterie B fließt ein Strom in Pfeilrichtung durch die Wicklung Wl des Lokomotivmagneten Lm und weiter durch die Wicklung des Relais R zum Minuspol der Batterie.
Das Relais hält also seinen Anker angezogen und die Kontakte a, b geschlossen, über
die der Stromkreis eines weiteren nicht gezeichneten Relais geführt ist, das den
Meldestromkreis steuert. An dem Relais R kann auch noch ein weiteres Kontaktpaar
vorgesehen sein, das eine Kontrollampe schaltet und somit den ordnungsgemäßen
Zustand der Anlage anzeigt. Der durch die Spule Wl
erzeugte magnetische Kraftfluß ist als gestrichelte Linie Fl eingetragen. Die Lokomotiveinrichtung an einem
Beeinflussungspunkt (Signal) zeigt Abb. 2, und zwar
für Haltstellung. Beim Ueberfahren des Streckenmagneten Sm wird in der Wicklung Wl des
Lokomotivmagneten ein Strom induziert, der gemäß Abb.
3 verläuft. Die Richtung der ersten Halbwelle A–B–C dieses
Induktionsstromes ist in Abb. 2 mit Doppelpfeilen
angegeben. Durch ihn wird der normale Betriebsstrom des Relais, der gemäß O–A
verläuft, bis unter den Abfallstrom H des Relais geschwächt, so daß das Relais
abfällt und auf der Lokomotive entsprechende Zeichen auslöst. Da der Induktionsstrom
während der zweiten Halbwelle C–D–E in umgekehrter Richtung fließt, ist an dem
Relais ein Selbsthaltekontakt anzuordnen, so daß das Relais nicht von selbst wieder
anziehen kann. Steht das Signal S auf Fahrt, so ist die Wicklung Ws des Streckenmagneten Sm über die Kontakte s am Signal geschlossen. Bei Vorüberfahrt des
Lokomotivmagneten wird jetzt ein Strom in der Wicklung Ws induziert, der seinerseits einen dem Kraftfluß Fi
(Abb. 1 und 2)
entgegengesetzt gerichteten Fluß erzeugt. Dieser Fluß dämpft den beim Ueberfahren
des Lokomotivmagneten in dessen Wicklung entstehenden Stromanstieg derart, daß der
Induktionsstrom unterhalb des Abfallwertes des Relais R bleibt. Die
Lokomotiveinrichtung spricht also nicht an.
Wie aus den Abb. zu ersehen ist, erfüllt die vorliegende Einrichtung den wichtigsten
Grundsatz der Signaltechnik, daß nämlich eine Störung nur im Sinne der Sicherheit
wirken kann. Bruch eines Kabels, Erschöpfung der Stromquelle usw. müssen bei der
getroffenen Ruhestromschaltung eine Anzeige auf dem Fahrzeug hervorrufen. An
bewegten Teilen an der Strecke weist die Einrichtung lediglich einen vom Signal
gesteuerten Kontakt auf, der sich in durchaus betriebssicherer Weise bauen läßt.
Gegenüber den Abb. 1 und 2, die nur die prinzipielle Wirkungsweise der induktiven Zugbeeinflussung
mit Gleichstrom angeben, sind bei der ausgeführten Einrichtung noch eine Reihe von
Abänderungen getroffen worden. Bei der dargestellten Anordnung schwächt nämlich der
Induktionsstrom die Erregung des Lokomotivmagneten gerade in dem Augenblick, in dem
die Verstärkung des Lokomotivkraftflusses durch den Streckenmagneten den
Induktionsstromstoß und damit eine Schwächung des Relaisstromes herbeiführen soll.
Man beseitigt den Einfluß dieser Rückwirkung dadurch, daß man die Wicklung des
Lokomotivmagneten in zwei Wicklungen unterteilt, deren eine als Erregerwicklung
dient, während die andere den Induktionsstromstoß erfährt. Durch geeignete
elektrische Bemessung der Lokomotivstromkreise wird bei dieser Anordnung ein recht
guter Effekt erzielt.
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Abb. 4.Prinzip der Wechselstrombeeinflussung (Baurart Lorenz).
Gegenüber den Zugbeeinflussungseinrichtungen, die mit mechanischer oder elektrischer
Berührung arbeiten, zeichnet sich die beschriebene, nach ihrer Erbauerin
„Indusi“ genannte Einrichtung durch folgende Eigenschaften aus:
1. Vollkommene Witterungsfreiheit,
2. keine Energiequelle auf der Strecke erforderlich,
3. hohen Fahrgeschwindigkeiten gewachsen,
4. Abhängigkeit von der Signalstellung,
5. vollkommene Durchführung des in der Signaltechnik üblichen
Ruhestromprinzips.
In eingehenden Versuchen wurde Indusi im Herbst 1926 und im Frühjahr 1927 auf der
Vorortstrecke Berlin, Potsdamer Bahnhof-Neubabelsberg erprobt. Die guten Ergebnisse
entsprachen durchaus den Erwartungen und führten zu weiteren Versuchen auf der
elektrischen Vorortbahn. Hermsdorf–Oranienburg.
Unerwünscht ist bei den mit Gleichstrom arbeitenden induktiven Zugbeeinflussungen die
Tatsache, daß der Induktionsstromstoß von der Geschwindigkeit, mit der der Zug den
Streckenbeeinflussungspunkt überfährt, abhängig ist, und zwar ist er bei kleiner
Fahrgeschwindigkeit entsprechend niedriger. In Abb. 3
ist der Induktionsstromstoß bei kleiner Fahrgeschwindigkeit als Linienzug A–F–C–G–E
eingetragen. Wie ersichtlich, sinkt hier der Relaisstrom nicht auf oder unter den
Abfallwert H, so daß das Relais angezogen bleibt. Nun sollte man meinen, daß das
Ausbleiben der Beeinflussung bei niedriger Fahrgeschwindigkeit als ungefährlich
anzusehen ist, da ja in diesem Fall der Zug auf kurze Bremsentfernung zum Stehen
gebracht werden kann. Wie weit jedoch der Betrieb eine solche Beeinflussung als
ausreichend ansehen kann, muß die Erfahrung lehren, zumal wir in den mit
Wechselstromspeisung arbeitenden Zugbeeinflussungseinrichtungen von der
Fahrgeschwindigkeit unabhängige Uebertragungsmöglichkeiten haben.
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Abb. 5.Prinzip der Wechselstrombeeinflussung- (Prinzip der A. E.
G.)
Derartige Wechselstromeinrichtungen sind außer von Siemens auch von der ABG
(„Induaeg“) und von C. Lorenz („Indulor“) herausgebracht worden.
Im Prinzip ist diesen Systemen gemeinsam, daß sie sich des aus der Radiotechnik
bekannten Schwingungskreises bedienen. Ein Schwingungskreis besteht aus einer
Kapazität (Kondensator) und einer Induktivität (Spule). Wird er mit Wechselstrom
gespeist, so tritt bei einer bestimmten Frequenz eine erhebliche Stromspitze auf.
Man bezeichnet diesen Fall als Resonanz. Da die Stromspitze sehr steil ansteigt und
abfällt, genügt eine geringe Aenderung durch den Einfluß eines an der Strecke
angeordneten Schwingungskreises zur Erzielung einer großen Stromwirkung auf der
Lokomotive. Wechselstromsysteme können daher mit 150 mm Abstand zwischen Lokomotiv-
und Streckenmagneten arbeiten, Gleichstromsysteme höchstens mit etwa 70 mm.
Die grundsätzliche Schaltung von Lorenz zeigt Abb. 4.
Mit dieser Einrichtung, die in Lokomotiv- und Streckenkreis je einen Kondensator
aufweist, sind z. Z. Versuche auf der Strecke Zossen-Elsterwerda im Gange, die ein
recht befriedigendes Ergebnis gezeitigt haben. Auch die Zugbeeinflussung der AEG
(Abb. 5) wird z. Z. im Betriebe erprobt, und zwar
auf der Strecke Berlin-Magdeburg und Offenburg-Freiburg. Wie die Abb. 5 zeigt, ist bei dieser Einrichtung nur im
Streckenkreis ein Kondensator vorgesehen. Entsprechend dessen Bemessung findet eine
Stromerhöhung oder eine Stromerniedrigung im Lokomotivkreise statt. Man kann diese
verschiedenen Wirkungen ausnutzen, um verschiedene Beeinflussungen vorzunehmen, z.B.
am Vorsignal ein Warnzeichen auszulösen, am Hauptsignal die Bremse zu betätigen. Es
sei noch darauf hingewiesen, daß Abb. 5 nur die
grundsätzliche Anordnung der AEG-Schaltung angibt. Die tatsächliche Ausführung
weicht hiervon ab durch Verwendung einer Glimmlampe als Relais und eines
Differentialtransformators, um den kurzzeitigen Impuls auf der Lokomotive zu
verlängern. Mit der Siemensschen Wechselstromeinrichtung wurden 1927 Versuche auf
der Strecke Berlin-Neubabelsberg unternommen. Die Strecken Berlin- Hamburg und
Berlin-Stettin sind z. Z. im Ausbau begriffen.
Bei allen drei Systemen (Siemens, Lorenz, AEG) wird für die Erzeugung der
Uebertragungsenergie ein Maschinengenerator verwendet, der von dem
Lokomotivbeleuchtungs – Turbogenerator gespeist wird. Für den Betriebswechselstrom
wurden folgende Frequenzen gewählt: Indusi 500 Hertz, Indulor 800 Hz, Induaeg 2500
Hz.
Eine den besprochenen Wechselstrom-Einrichtungen ähnliche Zugbeeinflussung ist von
Telefunken geschaffen worden („Indutel“). Sie arbeitet mit Uebertragung
mittels elektromagnetischer Wellen. Als Erzeuger dient ein Röhrengenerator, die
Frequenz beträgt 250000 Hz. Die Lokomotive trägt einen Sendekreis, die Strecke einen
Gegenkreis aus Spule, Kondensator und Signalschalter. Versuche mit Indutel wurden
1922/24 auf der Strecke Berlin–Hannover vorgenommen. Zurzeit wird die Strecke
Berlin–Halle mit Vorsignalrneldung nach diesem System ausgerüstet.
Alle bisher beschriebenen Einrichtungen – mögen sie mit Gleichstrom oder mit
Wechselstrom arbeiten – gestatten nur eine Beeinflussung des Zuges an einzelnen
längs der Strecke verteilten Beeinflussungspunkten. Sie werden daher zutreffend
„Punktbeeinflussungen“ genannt im Gegensatz zu den „kontinuierlichen
oder Linien-Beeinflusungen,“ die eine Ueberwachung des Zuges an jedem
beliebigen Punkt der Strecke gestatten. Linienbeeinflussungen sind insbesondere in
Amerika vielfach ausgeführt worden, wo zahlreiche Fernbahnstrecken mit dem
selbsttätigen Streckenblock ausgerüstet sind. Bei dem selbsttätigen Streckenblock
sind die Schienen durch isolierende Stöße in entsprechende von einander isolierte
Blockabschnitte eingeteilt. Ist ein Blockabschnitt frei, so fließt in den Schienen
ein Wechselstrom, dessen Feld in an der Lokomotive geeignet angebrachten Spulen eine
Spannung erzeugt. Ein Beispiel für die Anordnung zeigt Abb.
6. Hier sind Lm die Lokomotivmagneten, die
je eine Wicklung W tragen und über den Schienen angeordnet sind.
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Abb. 6.Anordnung- der Empfängerspulen bei Linienbeeinflussung.
Bei dieser einfachsten Anordnung der Linien beeinflusung wird auf der Lokomotive
lediglich ein Zeichen gegeben, das den Zustand des nächsten Blockabschnittes
erkennen läßt. Die Linien-Beeinflussung kann jedoch auch derart ausgebildet werden,
daß auf der Lokomotive der Verkehrszustand mehrerer vorausliegender Blockstrecken
angezeigt wird. Möglichkeiten zur Erzielung derartiger verschiedener Anzeichen gibt
es eine ganze Reihe. Besonders interessant ist folgender Vorschlag: Den Schienen
wird ein Wechselstrom von 100 Hz zugeführt, und zwar wird dieser Wechselstrom wiederum
entsprechend dem Verkehrszustand nach einem bestimmten Schlüssel, etwa für freie
Fahrt 50mal/sek, für Warnung 25mal/sek, für Halt vollkommen unterbrochen. Auf der
Lokomotive sind besondere Selektivrelais angeordnet, von denen jeweils eins bei
einem der Schlüsselwerte anspricht. Selbstverständlich sind bei dieser Anordnung,
wie bei allen Linienbeeinflussungen, Verstärker vorzusehen, die den schwachen
Stromimpuls auf zur Relaisbetätigung ausreichende Werte verstärken.
Meist wird in Amerika die Linienbeeinflussung mit einer Geschwindigkeitsüberwachung
verbunden, so daß dem Zug stets eine von dem Zustand der vorausliegenden
Blockstrecken abhängige Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben wird. Dadurch hofft
man, eine wesentliche Steigerung der Zugdichte erzielen zu können. Diese
Einrichtungen gehen also weiter, als die in Deutschland z. Z. entwickelten
Punktbeeinflussungen, die lediglich ein Ueberfahren des Haltsignales verhindern
sollen. Doch wird auch durch die Punktbeeinflussungen die Sicherheit des
Eisenbahnverkehrs wesentlich erhöht werden.
In welcher Weise man den auf das Fahrzeug übertragenen Impuls ausnutzen wird, ob man
lediglich ein Warnzeichen gibt oder eine Bremsung vornimmt, ob im letzteren Falle
Betriebs- oder Schnellbremse zu wählen ist und an welchem Punkt der Strecke – am
Vorsignal oder an welchem Punkte zwischen Vor- und Hauptsignal – sind bisher noch
nicht erschöpfend geklärte Fragen. Zunächst ist die Uebertragung des Impulses auf
das Fahrzeug so durchzugestalten, daß eine Betriebssicherheit der Uebertragung von
möglichst 100 % erzielt wird, d.h. Versager ausgeschlossen sind. Für die Auswertung
des Impulses werden sich sodann geeignete Anordnungen finden lassen.