Titel: | Das Metallisieren von Kleineisenzeug. |
Autor: | H. Kalpers |
Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 100 |
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Das Metallisieren von Kleineisenzeug.
KALPERS, Das Metallisieren von Kleineisenzeug.
Einen Zerfall des der Luft, Feuchtigkeit, Gasen und Wärme ausgesetzten Stoffes
hat man dadurch zu vermeiden verstanden, daß man ihn metallisiert, d.h., mit einer
Metallschicht überzieht, die ihn widerstandsfähiger gegen die Angriffe jeder Art
macht. Von den verschiedenen heute bekannten Metallisierungsmöglichkeiten kommt dem
Metallspritzverfahren, dank der vielen Vorzüge, die es zu bieten in der Lage ist,
eine erhöhte Bedeutung zu. Nach diesem Verfahren lassen sich Stoffe sowohl mit Zink
als auch mit Aluminium überziehen. Für Kleineisenzeug kommt besonders das Verzinken
in Betracht, und zwar eignet sich gerade für Kleineisenzeug das
Metallspritzverfahren aus dem Grunde besonders, weil bei diesen kleinen Stücken die
Ueberzugsdicken äußerst gering sein müssen und diese Dicken bei dem Spritzverfahren
in jeder beliebigen Stärke erhalten werden können; ferner sind bei diesem Verfahren
auch die Metallverluste beim Aufspritzen so gering, daß sie wirtschaftlich außer
acht gelassen werden können. Eine Neuerung auf diesem Gebiete der Metallisierung ist
die Schrägtrommel (D. R. P. der Metallisator-A.-G., Berlin), die sich gerade zum
Verzinken von Kleineisenzeug bewährt hat und zur Spritzverzinkung von Nägeln,
Stiften, Schrauben, Muttern, Fittings, Beschlägen, Bootsteilen usw. dient.
Die Schrägtrommel besteht aus dem Untergestell, dem Antrieb, einer sechseckigen
Einsatztrommel, einer zylindrischen Manteltrommel, dem Deckel zur Manteltrommel, dem
Pistolenständer, dem Pistolenhalter, wobei das Trommelpaar in jede gewünschte
Schräglage einstellbar ist. Der Kraftbedarf der Schrägtrommel beträgt etwa 0,5 PS
und die Trommel selbst, die von drei Seiten zugänglich ist, wird so
eingestellt, daß sie 12 bis 25 Umdrehungen in der Minute macht. Das Gewicht des
Einsatzes beträgt je nach der Sperrigkeit der Einzelstücke 25 bis 50 kg. Vor dem
Verzinken wird das Kleineisenzeug in der Trommel mit Hilfe eines Sandstrahlgebläses
gereinigt, und zwar verwendet man am besten einen Quarzsand von etwa 2 mm Körnung,
bei empfindlicheren Teilen einen solchen von feinerer Körnung bis etwa 0,3 mm
Körnung. Das Reinigen von 25 kg Massengut erfordert eine Dauer von 4 bis 5 Minuten.
Für die Ausführung der Metallspritzarbeit wird die Trommel in Bewegung gesetzt, die Spritzpistole in Gang gebracht, auf ein feines
Korn eingestellt und so gerichtet, daß der Spritzstrahl bei einem Abstand von 10 bis
15 cm zwischen Pistolenmundstück und Kleineisenzeug senkrecht auf die Fallebene des
umwälzenden Massengutes zeigt. Für die Metallisierung von 25 kg Einsatzgut rechnet
man mit einer Dauer von 6 bis 10 Minuten je nach Art der zu überziehenden Stücke.
Die Wahl einer schrägen Trommel geschah aus dem Grunde, um durch die Schräglage eine
gute Durchmischung des Einsatzes zu erreichen, ein Umstand, der besonders bei
Körpern von verschiedener Oberflächengestaltung zu berücksichtigen ist, da diese
sich unterschiedlich ineinander lagern. Die gleichmäßige Umwälzung und Ausbreitung
in flachen Schichten auch sperrigen Massengutes wird ferner durch die polygonale
Form der Einsatztrommel mit dem pyramiden-stumpfförmigen Boden gewährleistet. Die
Betriebskosten für die Metallisierung von Kleineisenzeug richten sich nach dem
Verbrauch an Wasserstoff, Sauerstoff und Zink und sie dürften sich für 30 kg Einsatz etwa
folgendermaßen errechnen:
300 Liter Wasserstoff
0,20 ℛℳ
110 Liter Sauerstoff
0,04 ℛℳ
500 gr Zink
0,65 ℛℳ
––––––––––
0,89 ℛℳ
Dazu kämen noch der Arbeitslohn und die Kosten für das Reinigen mit Sand. Auf Grund
von Erfahrungswerten wird der Lohn unter Berücksichtigung einer Metallisierungsdauer
von 12 min für 30 kg etwa 0,16 ℛℳ, das Reinigen mit Sand etwa 0,21 ℛℳ ausmachen, so
daß die Betriebskosten für 30 kg Gut 1,26 ℛℳ betragen dürften. Rechnet man noch die
Ausgaben für Strom, Preßluft hinzu, so kommt man zu einer Gesamtrechnung der
Betriebskosten von rund 1,80 ℛℳ für 30 kg Gut oder von 0,06 ℛℳ je Kilogramm.
Für die Beurteilung des Metallspritzverfahrens sind aber nicht allein seine Kosten
maßgebend, sondern auch die Bewährung des Verfahrens auf Grund der mit den
metallisierten Gegenständen gemachten Erfahrungen ist zu berücksichtigen. Von
verschiedenen Seiten sind wissenschaftliche Untersuchungen über das Verhalten der
aufgespritzten Zinkschicht angestellt worden, deren Ergebnisse kurz wiedergegeben
werden mögen.
In der Untersuchungsanstalt der Vereinigten Stahlwerke, Dortmund, wurden untersucht 7
Platten Eisenblech von 200 × 2 mm, die auf der einen Seite zur Hälfte verzinkt
waren. Von diesen Platten hatte Platte Nr. 1 einen einfachen, Platte Nr. 2 einen
doppelten, Platte Nr. 3 einen dreifachen, Platte Nr. 4 einen vierfachen, Platte Nr.
5 einen fünffachen Zinküberzug, während Platte Nr. 6 mit Salzsäure entrostet war und
einen einfachen Zinküberzug hatte und Platte Nr. 7 nur mit einer Drahtbürste
gereinigt und ebenfalls mir einen einfachen Ueberzug erhielt. Die Platten Nr. 1 bis
Nr. 5 waren mit Sandstrahlgebläse gereinigt worden. Ferner wurde auch das Verhalten
einer spritzverzinkten Platte mit dem einer feuerverzinkten Platte verglichen. Die
Untersuchungen bezweckten vorwiegend die Feststellung, ob die durch das
Spritzverfahren erhaltenen Zinküberzüge ihre Rostschutzwirkung auch bei Tropenklima
beibehielten. Die Versuche ergaben, daß die Spritzverzinkung gegen die Einwirkung
von Wasserdampf bei wechselnden Temperaturen sehr widerstandsfähig ist. Schon ein
einfacher Ueberzug übt eine gute Rostschutzwirkung unter gewöhnlichen Verhältnissen
aus; zum Schütze gegen Tropenklima erscheint ein mehrfaches Bespritzen
empfehlenswert. Wichtig ist die Feststellung, daß die zu überziehenden Stücke mit
dem Sandstrahlgebläse und nicht mit Salzsäure oder mit der Drahtbürste vor dem
Verzinken zu reinigen sind. Die Vergleichsversuche zwischen spritzverzinkten und
feuerverzinkten Stücken erstreckten sich u.a. auf die Beobachtung des Verhaltens
dieser Stücke unter dem Einfluß von Leitungswasser, Seewasser, Sodalösung,
Schwefelsäure und Natronlauge. Die Proben wurden dabei einzeln in die Flüssigkeit
getaucht, deren Konzentration durch Nachfüllen konstant gehalten wurde. Die
Temperatur war gleich der jeweiligen Zimmertemperatur und die Versuche dauerten 5
Wochen. Folgende Ergebnisse wurden dabei erzielt:
feuerverzinkte
spritzverzinkte
Lösung
Gegenstände
Leitungswasser
stark angegriffen, derZinküberzug lostesich
ab
schwach angegriffen
Seewasser 1 v. H.
stark angegriffen,besonders an
derBerübrungsstellezwischen Flüssigkeitund Luft; in
derLösung Zinkchlor-abscheidungen
in der Lösung kaum,in der Luftzoneschwach
angegriffen
Seewasser 3 v. H.
stark angegriffenwie oben
wie oben
Sodalösung
starke Auflösung vonZink, besonders inder
Luftzone
schwach angegriffen,besonders in der
derLuftzone
Schwefelsäure
Zinküberzug ganzaufgelöst
sehr wenig ange-griffen; von sämt-lichen
Proben amwiderstandfähigsten
Natronlauge
starker Angriff derLösung.
Zinkhydro-xydniederschlag
schwach angegriffen,besonders aber in
derLuttzone
Die Abteilung für Elektrochemie von Siemens & Halske (Wernerwerk) hat sich
ebenfalls mit der Untersuchung von spritzverzinktem Kleineisenzeug befaßt und
vergleichsweise auch feuerverzinkte und sherardisierte Stücke geprüft. Diese Stücke
wurden 6 Wochen lang in einer mit Kohlensäure und Wasserdampf gesättigten Atmosphäre
belassen. Bei den sherardisierten Stücken zeigte sich schon nach kurzer Zeit eine
Dunkelfärbung der Zinkschicht und nach 6 Tagen schwache Rostbildung an einzelnen
Teilen, während die aufgespritzten und feuerverzinkten Ueberzüge nach 5 Wochen noch
keinen Rostschutz aufwiesen. Auch bei einem Einwirkenlassen von feuchter,
humushaltiger Erde verhielten sich die aufgespritzten Stücke wesentlich günstiger
als die sherardisierten. Bei einer näheren Untersuchung der Vorgänge an den
Ueberzugsstellen zeigte sich, daß die aufgespritzten Zinküberzüge aus Zink von guter
Reinheit bestehen, daß dagegen die feuerverzinkten Ueberzüge Metalle wie Eisen,
Cadmium, Blei usw. enthalten, die in saurer Atmosphäre ein schnelleres Auflösen des
Ueberzuges bewirken, als dies bei den aufgespritzten Ueberzügen der Fall ist.
Außerdem werden bei der Feuerverzinkung Zwischenlegierungen zwischen Eisen und Zink
gebildet, die dem Zink gegenüber elektronegativ sind und die Potential-Differenz
zwischen dem Zink und Eisen herabsetzen. Beim Spritzverfahren besteht die
Zinkauflage aus reinem Zink, wodurch die für die Vermeidung der Rostbildung
erforderliche Stromdichte erzeugt wird. Durch die dadurch bewirkte Lösung des Zinks
wird der Sauerstoff vom Eisen ferngehalten. Die Versuche des Wernerwerks führten zu
dem Ergebnis, daß die Sherardisierung infolge ihrer Porosität in chemischer Hinsicht
als Rostschutz nicht den gleichen Wert besitzt wie die Feuer- und die
Spritzverzinkung und daß nach dem Befund der Versuchsstücke offenbar die
Spritzverzinkung die beste ist; ihr folgt die Feuerverzinkung.
Bemerkenswert sind auch die Untersuchungsarbeiten des Gasinstituts der Technischen
Hochschule Karlsruhe. Hier wurden 3 mit aufgespritzten Metallüberzügen versehene
Bleche in den Kokslöschwagen des städtischen Gaswerks eingehängt, und zwar an einer
Stelle, die der Wirkung des Wasserdampfes, der schwefligen Säure, der Kohlensäure
usw. sowie der Hitze besonders stark ausgesetzt war. Die Temperatur, der die Bleche
vorübergehend während des täglichen Entladens der Kammern ausgesetzt war, betrug
etwa 500°. Zur Aufstellung eines Vergleiches wurden gleichfalls mit Oelfarbanstrich
versehene Bleche an derselben Stelle gehängt. Nach 6½ Monaten wurden die Bleche
wieder herausgenommen. Das mit Oel gestrichene Blech war im schlechtesten Zustand;
hier war der Farbanstrich vollständig zerstört und blätterte in großen Stücken ab,
während das Eisenblech selbst vollständig und stark verrostet war. Von den anderen
Blechen hatte sich dasjenige am besten bewährt, das zunächst einen
Aluminium-Anstrich und darüber eine Zinkschicht besaß.
Dr.-Ing. H. Kalpers.