Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 104 |
Download: | XML |
Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Gußeisen mit Nickelzusatz im Kraftwagenbau. Der
Zusatz von Nickel zum Gußeisen ist in Deutschland so gut wie unbekannt. Erst
neuerdings, seitdem die Erfolge amerikanischer Gießereien bekannt geworden sind,
scheint man sich bei uns etwas mehr mit dieser wichtigen Frage zu befassen. Die
Verwendung von nickelhaltigem Gußeisen ist in Amerika stark verbreitet, namentlich
im Kraftwagenbau, der ganz besondere Anforderungen an den Werkstoff stellt. So
wählen einige Kraftwagenwerke, wie die Continental Motor Co., die Nash Motor Car
Co., die Lyconning Motor Co. u.a.m. ein Gußeisen für Automobilzylinder der
Zusammensetzung: 3,37 % Kohlenstoff, 2,30 % Silizium, 0,65 % Mangan, unter 0,125 %
Schwefel, 0,4 % Phosphor, 0,60 bis 2,0 % Nickel und 0,20 bis 0,45 % Chrom. Die
Harley Davidson Motor Co. bedient sich für Motorradzylinder einer Gußzusammensetzung
von 3,45 % Kohlenstoff, 2,50 % Silizium, 0,58 % Mangan, unter 0,10 % Schwefel, unter
0,2 % Phosphor, 1,25 % Nickel und 0,25 % Chrom; die Continental Motor Co. für
Automobilkolben der Analyse 3,35 % Kohlenstoff. 2,45 % Silizium, 0,55 % Mangan,
unter 0,10% Schwefel, unter 0,2% Phosphor, 0,6 bis 1,5 % Nickel, während für
Kolbenringe die Zusammensetzung bekannt ist: 3,25 % Kohlenstoff, 1,25 % Silizium,
0,50 % Mangan, unter 0,11 % Schwefel, unter 0,2 % Phosphor, 1,25 bis 1,5 % Nickel.
Die American Car and Foundry und die Chevrolet Motors verwenden für
Geschwindigkeitsgetriebekästen Gehalte von 2,40 % Silizium, 0,60 % Mangan, 0,08 %
Schwefel, 0,22 % Phosphor und von 0,40 % Nickel. Zu nennen sind noch Ventilsitze mit
1 bis 1,5 % Silizum, 0,6 % Mangan, unter 0,12 % Schwefel, unter 0,2 % Phosphor, 1,25
% Nickel und Zahnräder mit 3,37 % Kohlenstoff, 1,2 bis 1,75 % Silizium, 0,75 %
Mangan, 0,08 % Schwefel, unter 0,2 % Phosphor, 0,7 bis 3,0 % Nickel.
Von Interesse ist dabei die Frage, in welcher Hinsicht das Nickel auf das Gußeisen
verbessernd wirkt.
Zunächst begünstigt das Nickel die Umwandlung Zementit-Graphit-Ferrit, d.h., es neigt
dazu, ein weißes Eisen in ein graues überzuführen. Dann macht es die
Graphitpartikelchen feiner und verteilt sie gleichmäßiger, ein Umstand, der für die
Widerstandsfähigkeit der Legierung von Bedeutung ist, da im allgemeinen gilt, daß
die Widerstandsfähigkeit mit der Feinheit der Bestandteile wächst. Schließlich geht
das Nickel mit dem Eisen eine feste Lösung ein mit allen physikalischen und
chemischen Folgerungen, die sich hieraus ergeben können. Es wirkt dabei wie in den
Stählen: einerseits erhöht es die Härte und die Widerstandsfähigkeit des Ferrits,
andererseits wandelt es den Perlit in Sorbit um. Trotz der hohen Härte ist dabei das
Gußeisen leichter bearbeitbar, weil durch das Nickel die Zonen von weißem Eisen
verschwinden.
Chrom wirkt auf das Gußeisen in ganz anderer Weise ein wie Nickel; es neigt zwar auch
dazu, das Korn zu verfeinern, doch anstatt den Niederschlag von Graphit zu
erleichtern, erleichtert es seine Verbindung mit dem Eisen und die Bildung von
Eisenkarbid. Chrom verhält sich demnach härtend. Verwendet man es gleichzeitig mit
Nickel in dem Verhältnis 1 Anteil Chrom zu 2 oder 3 Anteilen Nickel, so kann man ein
Eisen ohne weiße Punkte an den dünnen Stellen erhalten, das andererseits an den
dicken Stellen durch die Gegenwart von Chrom hart und widerstandsfähig ist. Ein
solches Eisen ist
auch mit 250 Brinellhärte bearbeitbar, während die Bearbeitbarkeit von gewöhnlichem
Eisen bei etwa 200 Brinellhärte begrenzt ist.
Das Nickel kann nun in den Schmelzprozeß miteinbezogen werden, indem man es in den
Kupolofen in Gestalt von Blöcken oder einer Nickel-Chrom-Legierung aufgibt, wobei es
während des Schmelzens weder oxydiert noch verflüchtigt wird, sondern sich im Eisen
vollständig wiederfindet. Der Chromanteil dagegen muß wegen der Oxydierbarkeit um
etwa 50 % höher berechnet werden wie der gewünschte Endgehalt. Dann kann man das
Nickel auch in die Gießpfanne oder auf die Abstichrinne zwischen Ofen und Pfanne
bringen in Form von Körnern aus Reinnickel oder besser aus einer
Nickel-Eisen-Legierung mit 92 % Nickel. Es ist dabei möglich, bis zu 5 % Nickel in
Pfannen von 50 kg zu bringen, ohne das Gießen zu beeinträchtigen. Die Auflösung
erfolgt sofort. Chrom wird als gemahlenes Ferro-Chrom oder als körniges Nickel-Chrom
in die Pfanne gebracht. (Revue de Metallurgie, Bd. 24, S. 730-739.)
K.
Das Armco-Eisen. Das Armco-Eisen wird in Amerika schon
seit etwa 20 Jahren hergestellt, während es bei uns lange unbekannt geblieben ist.
Erst vor kurzem hat man gehört, daß die Vereinigten Stahlwerke A.-G. das
amerikanische Armco-Patent erworben haben und seine Ausnutzung zu betreiben
beabsichtigen.
Unter dem Armco-Eisen ist ein besonders reines Eisen zu verstehen, das den
industriell höchst erreichbaren Reinheitsgrad darstellt. Die folgenden Analysen
zeigen deutlich den Unterschied in bezug auf die chemische Zusammensetzung zwischen
dem Armco-Eisen und gewöhnlichen Stählen:
Armco-Eisen
Martinstahl
Thomasstahl
Kohlenstoff
0,02
0,08
0,08
Silizium
0,002
0,02
0,03
Mangan
0,025
0,45
0,45
Schwefel
0,03
0,03
0,09
Phosphor
0,010
0,03
0,086
Kupfer
0,04
0,10
0,10
–––––––––––––––––––––––––––––––––
0,127
0,71
0,836
Von den Erzeugerfirmen wird ein Eisengehalt im Armco-Eisen von
mindestens 99,84 % gewährleistet, so daß höchstens nur 0,16 % Verunreinigungen
vorhanden sind. Die üblichen physikalischen Eigenschaften dieses reinen Metalles
sind: Dichte 7,83, Zerreißfestigkeit 28 bis 32 kg/mm2, Dehnung 26 %, Ausdehnungskoeffizient von 0 bis 100° 0,000012,
elektrischer Widerstand 10,7 Microhm/cm3. Von den
Eigenschaften des Armco-Eisens ist zunächst sein Korrosionswiderstand hervorzuheben.
Besonders dieser seiner Eigenschaft ist es zuzuschreiben, daß die anfängliche
amerikanische Monatserzeugung von einigen 100 t 1907 auf etwa 30 000 t für 1927
gestiegen ist. Eine erhebliche Tonnenmenge wird im galvanisierten Zustand geliefert,
nachdem es sich herausgestellt hat, daß die Zinkschicht an Blechen aus Armco-Eisen
länger und besser anhaftet als diejenige an Blechen aus gewöhnlichem Stahl.
Berücksichtigt man dazu noch den an sich schon starken Korrosionswiderstand des
Grundmetalles selbst, so ergibt sich eine Lebensdauer des verzinkten Armco-Eisens,
die zwei- bis viermal so groß ist wie die des gewöhnlichen verzinkten
Eisenbleches.
Die elektrische Leitfähigkeit des Armco-Eisens übertrifft die des gewöhnlichen
Stahles um 40 bis 50 %, auch seine magnetischen Eigenschaften sind von nicht
geringerem Interesse, denn im Glühzustand bietet das Metall eine sehr schwache
Remanenz und eine sehr hohe Permeabilität. Dementsprechend findet das Armco-Eisen
auch erfolgreiche Verwendung für den Bau elektrischer Apparate, Fernsprecher,
Klingeln u.a.m. Die elektrische Leitfähigkeit in Verbindung mit dem
Korrosionswiderstand machen dieses Metall ferner geeignet für die Kraftübertragung
und -Übermittlung, Kabelverbindungen, Schienen für elektrische Bahnen. Die große
Reinheit des Armco-Eisens verleiht ihm eine Wärmeleitfähigkeit, die 12 % höher ist
als die von gewöhnlichem Stahl und 20 % höher als die von Gußeisen. Diese
Eigenschaft und der Widerstand gegen Korrosion ermöglichen die Verwendung des
Armco-Eisens für weitere Gebiete, wie z.B. für Tiegel zum Schmelzen von
verschiedenen Metallen, dann für die Herstellung von Erwärmern und
Temperaturausgleichern.
Die Sonderverfahren für die Erzeugung von Armco-Eisen gestatten eine fast
vollständige Entfernung der im Metall eingeschlossenen oder in Lösung befindlichen
Gase. Diese Tatsache ist vom Standpunkt des Emaillierens aus insofern von Interesse,
als beim Emaillieren von Armco-Eisen die Gefahr der Entstehung von Ausschußstücken,
die auf Blasen infolge der Entweichung von Gasen aus dem Metall im Laufe des
Brennvorganges zurückzuführen sind, beseitigt ist. Trotz der hohen Preise für
Armco-Eisen verwenden zurzeit 80 % aller amerikanischen und englischen
Emaillierwerke dieses Metall und verwirklichen dadurch eine erhebliche Ersparnis,
daß kein Ausschuß durch die Emaillierarbeit mehr gebildet wird.
Eine weiter hervorzuhebende Eigenschaft ist die leichte Bearbeitbarkeit, die
ebenfalls für die Emaillierwerke von Bedeutung ist, da hierdurch die Entstehung von
Ausschuß beim Kumpeln und Bördeln von Blechen vermieden wird. Dann läßt sich das
Armco-Eisen besonders leicht schweißen und kann infolgedessen dort mit Vorteil
Verwendung finden, wenn Stücke angefertigt werden, die geschweißt werden sollen. Es
dient nicht nur zum Schweißen von Armco-Eisen selbst, sondern auch zum Schweißen von
gewöhnlichem Stahl.
Einige bemerkenswerte Ausführungsarbeiten aus Armco-Eisen sind: ein Gasometer von
325000 m3 erbaut 1922 in Los Angeles, 80 km
Wasserleitung zu Sao Paulo (Brasilien) im Gewicht von 25000 t, Leitungen im Irak der
Anglo Persien Oil Co., emaillierte Bleche zum Ueberziehen der Wände in den
Haltestellen der Londoner Untergrundbahn, Petroleumleitungen von 10000 t,
Galvanisierbecken, Verdampfungs- und Konzentrationsbecken, emaillierte Behälter für
Bierbrauereien usw. (L'Usine, Bd. 37, Heft 1.)
K.
Mangan-Stahlguß. Wohl die erste Erwähnung von
nichtmagnetischen Eisenlegierungen dürfte durch Rinman erfolgt sein, der 1774
beobachtete, daß ein weißes, sprödes Metall, das auf dem Schmelzwege aus gleichen
Teilen von grauem Roheisen und Manganoxyd erhalten worden war, durch den Magneten nicht
angezogen wurde. Um 1830 bereitete David Mushet Legierungen bis zu 30 % Mangan zu,
indem er von Manganoxyd, Eisenoxyd, Gußeisen, Holzkohle und einem Flußmittel
ausging. Auch er stellte die unmagnetische Natur des Metalles fest, doch war der
Kohlenstoffgehalt dieser Legierung zu hoch, um die später von Hadfield erreichten
Eigenschaften zu erhalten. Weitere Versuche mit Manganzusätzen wurden durch deutsche
und französische Forscher unternommen; den Berichten um 1875 ist zu entnehmen, daß
die Stähle mit über 1 % Mangan spröde waren. Nach manchen entmutigenden Arbeiten von
verschiedenen Seiten gelang es schließlich Hadfield im Jahre 1883 den später unter
seinem Namen oder als Manganstahl bekannten Stahl zu erzeugen. Dieser Stahl besitzt
die Zusammensetzung:
1,00 bis
1,45 %
Kohlenstoff,
0,30 bis
1,00 %
Silizium,
10,00 bis
14,50 %
Mangan,
0,01 bis
0,03 %
Schwefel,
0,04 bis
0,10 %
Phosphor.
Das Verhältnis von Kohlenstoff zu Mangan wird auf etwa 1: 10
aufrechterhalten. Hadfield veröffentlichte 1888 einen erschöpfenden Bericht über
seine erfolgreichen Arbeiten. Für die Herstellung dieses Manganstahles benutzte er
zuerst den Konverter, indem er ein phosphor- und schwefelarmes Roheisen im Kupolofen
vorschmolz und dann im Konverter fertigblies. Flüssiges Ferro-Mangan, das in einem
anderen Kupolofen oder einem Tiegelofen niedergeschmolzen war, wurde hinzugefügt, um
die gewünschte Schlußanalyse zu erhalten. Eine der Hauptschwierigkeiten, auf die man
bei diesem Verfahren stieß, war die Unmöglichkeit, verlorene Köpfe, Trichter und
manganhaltigen Schrott zu verwenden, ohne erhebliche Verluste an Mangan infolge
Oxydation des Mangans im Verlaufe der Schmelzung mit in Kauf nehmen zu müssen.
Manganreicher Schrott wurde daher einstweilen nicht zugesetzt in der Erwartung, daß
man doch bald ein Verfahren ausfindig machen würde für seine verlustlose Verwertung.
Verbesserungen in der Kupolofenpraxis beim Schmelzen von Ferro-Mangan durch
Anpassung von Wind und Koksanteil an die Eigenschaften des Schmelzgutes waren in der
Lage, den Verlust an Mangan beim Schmelzen von Ferro-Mangan zu verringern. Immerhin
waren die Verluste doch noch beachtlich und man kann sagen, daß es erst seit der
Verwendung des elektrischen Ofens gelungen ist, Manganschrott bei der Herstellung
von Manganstahl ohne wesentliche Verluste zu verwenden. Die Erzeugung von
Manganstahl durch das Siemens-Martinverfahren bietet ebenfalls Schwierigkeiten
infolge des Verlustes an dem größten Teil des Mangans beim Schmelzen von
Manganschrott. Man hat zwar mit Erfolg versucht, den Manganstahl durch Zusetzen von
Ferro-Mangan in die Gießpfanne fertigzumachen, doch ist die diesem Verfahren
anhaftende Schwierigkeit nicht zu leugnen, die in der Erhaltung eines gleichmäßigen
Erzeugnisses zu erblicken ist. Bei Hinzuziehung des elektrischen Ofens für die
Manganstahlerzeugung arbeitete man unter den gleichen Bedingungen wie bei der
Herstellung von Kohlenstoffstahl. Man verwendete einen basischen Herd, da die
manganreiche Schlacke einen sauren Herd sonst angreifen würde, und man schmolz
weichen Stahl als Schrott unter einer oxydierenden Schlacke ein, die dann entfernt
wurde. Eine zweite Schlacke wurde hinzugefügt und die Hitze unter reduzierenden
Bedingungen genau wie beim Kohlenstoffstahl zu Ende geführt. Schließlich wurde der
notwendige Betrag an Ferro-Mangan eingeführt, das Bad auf die geeignete Temperatur
gebracht und dann gegossen. Nachdem man gefunden hatte, daß das Ferro-Mangan
unmittelbar nach dem Abschlacken hinzugefügt werden konnte, arbeitete man nach
diesem Verfahren. Später wurde dann das Ferro-Mangan in den Ofen gebracht
unmittelbar, nachdem die notwendige Hitze erreicht war, und die Schmelze unter einer
einfachen Schlacke fertig gemacht. Weiter erkannte man den Vorteil einer neutralen
Atmosphäre im Ofen während des Einschmelzens und der reduzierenden Einwirkung der
karbidhaltigen Schlacke, die es ermöglichte, Ferro-Mangan und manganreichen Schrott
ausgehend von kalten Einsätzen zu schmelzen und unter einer einfachen karbidhaltigen
Schlacke fertigzumachen. Bei der Herstellung von Manganstahl sind eine Reihe von
besonderen Bedingungen einzuhalten, die nur der mit den Sonderheiten des
Manganstahles vertraute Schmelzer erfüllen kann. Stahlschrott mit niedrigem
Kohlenstoff- und Phosphorgehalt, manganhaltiger Stahlschrott und genügend
Ferro-Mangan werden kalt in den Ofen aufgegeben. Der Anteil an Manganschrott kann
dabei von 0 bis 100 % des Einsatzes betragen. Dann wird der Ofen eingeschaltet und
eine hohe Stromspannung gewählt, damit das Niederschmelzen der Einsätze in einer
möglichst kurzen Zeit erfolgt. Praktisch tritt keine Luft in den Ofen ein und die
etwaige Oxydation erfolgt lediglich durch den Rost und die Oxyde der Einsätze.
Diesem Umstände und der Gegenwart einer Karbidschlacke während des Fertigmachens der
Schmelze ist es zuzuschreiben, daß Manganschrott und Ferro-Mangan gleich zu Anfang
mit den anderen Einsatzteilen in den elektrischen Ofen eingebracht werden können,
ohne daß Verluste an Mangan entstehen, wie es beim Konverter- und
Siemens-Martinofen-Verfahren der Fall ist. Nach dem vollständigen Schmelzen der
Einsätze wird das Bad bewegt und eine Probe für das Laboratorium entnommen. Dann
wird Ferro-Silizium eingeführt, ferner Kalk, Flußspat und Koks für die Bildung der
Schlacke. Der Ofen arbeitet nunmehr unter einer niedrigeren Stromspannung zwecks
Schonung des Ofenfutters, so daß die Feinerung beginnen kann. Etwaige aus der
Analyse sich als notwendig erweisende Zusätze werden noch hinzugefügt. Ist eine
Erhöhung des Mangangehaltes erwünscht ohne gleichzeitige Erhöhung des
Kohlenstoffgehaltes, so wird Silico-Mangan oder kohlenstoffarmes Ferro-Mangan
eingeführt. Schließlich wird das Bad kräftig durchgerührt und geeignete Zusätze für
die Bildung der Karbidschlacke gemacht. Kalziumkarbid ist ein sehr energisches
Desoxydationsmittel. Die Desoxydation selbst erfolgt nach den folgenden
Reaktionen:
CaC2 + 2FeO → CaO + CO + 2 Fe,
CaC2 + 2MnO → CaO + CO + 2 Mn.
Eisen und Mangan gehen in das Bad über, CaO in die Schlacke.
Das Karbid reduziert zunächst die leicht reduzierbaren Oxyde der Schlacke und greift
dann die im Bad gelösten Oxyde an. Dann ist Kalziumkarbid wahrscheinlich das beste
bekannte Entschwefelungsmittel, während das Ferro-Silizium als Entgasungsmittel
wirkt nach der Formel:
2 CO + Si → SiO2 + 2C.
Der Zuschlag von Ferro-Silizium hat während des Fertigmachens
der Einsätze früh genug zu erfolgen, daß das sich ergebende Siliziumdioxyd Zeit
findet, sich vom Bade zu trennen.
Bei zu heißem Gießen besteht die Gefahr eines übermäßigen Schwindens und einer
Schneidwirkung des Metalles auf die Gußform, die besonders an den Eingußstellen
ausgeprägt ist. Große verlorene Köpfe, Trichter und Steiger gestatten das Gießen von
schweren Stücken mit kälterem Metall, während kleine Stücke heißer zu gießen sind.
Die Analyse von Manganstahlguß hat man je nach der Art des Stückes zu wählen. Für
schwere Stücke mit unregelmäßigen Querschnitten wird man sich für einen
Kohlenstoffgehalt von weniger als 1,25 % entscheiden müssen, um ein Reißen während
der Abkühlung zu vermeiden. Für Stücke, bei denen besonders auf die Härte Wert
gelegt wird, kann der Kohlenstoffgehalt bis auf 1,40 % erhöht werden. Das Schwinden
von Manganstahlguß ist erheblich größer als beim Kohlenstoff stahl; es ist daher
notwendig, diesem Umstand bei der Modellherstellung Rechnung zu tragen. Die hohe
Schwindung, sowie andere Eigenheiten von Manganstahlguß haben oft zu
unbefriedigenden und ungesunden Gußstücken geführt. Durch die geeignete Anwendung
von Abschreckplatten in Formen mit ungleichen Querschnitten läßt sich die
Abkühlungsart des Metalles überwachen und so ein Reißen vermeiden. Nach genügendem
Abkühlen können die Gußstücke aus den Formen ausgeschüttet werden. Schwere Gußstücke
werden zuerst bei 870° geglüht, dann allmählich auf 1010 bis 1050° gebracht und in
Wasser abgeschrekt. Kleinere Gußstücke werden in einem für diese kleineren Stücke
geeigneten Ofen ebenso behandelt und abgeschreckt. Die Stücke werden dann mit dem
Sandstrahlgebläse geputzt, geschliffen und gerichtet, wenn dies notwendig ist. Die
Schleiferei ist eine besonders wichtige Abteilung der Manganstahlgießerei. Wenn die
Stücke zu zähe für die spätere Bearbeitung sind, werden sie durch Schleifen fertig
gemacht; eine gut eingerichtete Schleiferei ist daher notwendig, um die vom
Besteller verlangten Toleranzen einhalten zu können.
Manganstahlguß ist verhältnismäßig weich, er besitzt eine Brinellhärte von 150 bis
200 und weist dabei eine solche Zähigkeit auf, daß er den besten Werkzeugstählen zu
widerstehen vermag. Er besitzt die Elastizität und Geschmeidigkeit von weichem Stahl
und dabei auch eine hohe Zerreißfestigkeit. Im folgenden seien einige Eigenschaften
von warmbehandeltem Manganstahlguß aufgeführt:
Zerreißfestigkeit
55 bis 97 kg/mm2,
Elastizitätsgrenze
22 bis 31 kg/mm2,
Dehnung
25 bis 35 %,
Querschnittsverminderung
20 bis 35 %,
Brinellhärte
170 bis 200,
Skleroskophärte
40 bis 50.
Manganstahlguß besitzt ein austenitisches Gefüge mit
ausgeseigerten Karbiden längs der Korngrenzen der Austenitkörner. Durch
geeignetes Glühen und Abschrecken werden diese Karbide im Austenit aufgelöst und
durch das Abschrecken in Lösung gehalten, während bei nicht geeignetem Glühen oder
Abschrecken Teile dieser Karbide ungelöst bleiben infolge ungenügenden Glühens.
Stücke aus Manganstahlguß werden verwendet für Herzstücke bei Eisenbahnschienen,
Kreuzstücke, Weichen, Radlenker, Hämmer für Hammerwerke, Schuhe für Traktoren,
Ketten, Förderanlagen, Getriebe, Rollen usw. Je nach dem Verwendungszweck des Gusses
kann eine Brinellhärte bis 500 verwirklicht werden. (The Foundry Trade Journal, Bd.
39, S. 115/16.)
Ka.
Die Zusammensetzung der Gase bei der Verbrennung und
Vergasung. Will man nur den Gang einer Feuerung oder eines Gaserzeugers
verfolgen, so wird man sich damit begnügen können, die Veränderungen im
Kohlendioxydgehalt abzulesen. Wenn es sich aber um die Aufstellung einer Wärmebilanz
oder um einen Vergleich der Heizvermögen verschiedener Gase handelt, wird eine
vollständige Analyse nicht zu umgehen sein, die die Grundlage für alle Berechnungen
bilden wird. J. Seigle hat nun Grundlagen aufgestellt,
mit denen es möglich ist, zu erkennen, ob die eine oder andere Analyse überhaupt
möglich ist, ferner hat er die Beziehungen aufgedeckt, die zwischen den Luft- und
Gasgehalten bzw. Volumina bei den je Kilogramm Kohlenstoff stattfindenden Reaktionen
bestehen. Für die Verfolgung der Wärmebilanz dürfte ihre Kenntnis von Nutzen
sein.
Vollständige Verbrennung des Kohlenstoffs durch trockene Luft im Ueberschuß:
Die Reaktion der vollständigen Verbrennung: C + O2 =
CO2 ergibt ein Volumen an Kohlendioxyd, das
gleich dem des verwendeten Sauerstoffs ist. Wird mit gewöhnlicher trockener Luft
verfahren (Sauerstoff 21 %, Stickstoff 79 %) und der Kohlenstoff mit einem
beliebigen Ueberschuß an Luft verbrannt, so wird die Gesamtheit der Volumina des
überschüssigen, nicht verwendeten Sauerstoffs und des erzeugten Kohlendioxyds immer
gleich sein dem Volumen des ursprünglichen Sauerstoffs, d.h. das Verhältnis der
Gesamtheit dieser beiden Gase zum Gesamtvolumen der verbrannten Gase bleibt = 21 %.
Da \frac{100}{21}=4,76, kann man die Gleichung aufstellen:
4,76 (O2 + CO2) = 100.
Praktisch vollzieht sich eine solche vollständige Verbrennung,
wenn man Kohlenstoff (Koks) dünn aufgetragen auf einem Rost verbrennt; indirekt
vollzieht sie sich, wenn man reines Gas aus dem Gaserzeuger mit Hilfe von Luft
verbrennt. Diese Betrachtungen zeigen, daß eine Gasanalyse der Verbrennung von
reinem Kohlenstoff durch gewöhnliche trockene Luft, in der man gefunden hätte: CO2 = 15 %, O2 = 8 %
(N durch Differenz = 77) unmöglich und demnach falsch wäre.
Mehr oder weniger vollständige Vergasung des reinen Kohlenstoffs durch gewöhnliche
trockene Luft:
Angenommen, der Sauerstoff von trockener Luft wandele einen Teil des Kohlenstoffs in
CO, einen anderen
in CO2 um. Z.B. kann ein Volumen x von Sauerstoff
ergeben haben:
\mbox{C}+\frac{1}{2}\,\mbox{O}_2=\mbox{CO}
und das Volumen (21– x):
C + O2 = CO2.
Es ist leicht zu erkennen, daß, wie auch immer x sein mag, man
immer erhalten wird: 4,76 × CO2 + 2,88 × CO = 100.
Die Zusammensetzung CO2 = 5, CO = 26,4, N (durch
Differenz) = 68,6 ist möglich, dagegen die Zusammensetzung CO2 = 5, CO = 29, N (durch Differenz) = 66 ist nicht
möglich. Die beiden Koeffizienten 4,76 und 2,88 sind verbunden mit der
Zusammensetzung der trockenen Verbrennungsluft. Ist die Vergasung vollkommen, d.h.
ohne CO2-Erzeugung, so ist der Anteil von CO in
Volumen:
\frac{100}{2,88}=34,7%
Praktisch geht die Vergasung von C vor sich, wenn man Luft
unter eine dicke Koksschicht treten läßt. Verschiedene Umstände, wie die Dicke der
Brennstoffschicht, die Luftmenge je Flächeneinheit und je Zeiteinheit, die
Regelmäßigkeit des Niedergehens der Koksschichten bewirken, daß man sich der
vollständigen Vergasung nähern oder sich von ihr mehr oder weniger entfernen wird.
Stellt man schließlich ein Gemisch des Gases aus dem Gaserzeuger mit gewöhnlicher
trockener Luft her oder verbrennt man es vollständig oder unvollständig mit dieser
gleichen Luft, so wird man freien Sauerstoff als neuen Bestandteil und die Gleichung
erhalten:
4,76 (O2 + CO2) + 2,88 (CO) = 100.
Vergasung des Kohlenstoffs durch gewöhnliche Luft unter Zuführung von
Wasserdampf:
Wasserdampf wird bekanntlich in den Gaserzeuger eingeführt zwecks Erniedrigung der
Temperatur der unteren Schichten und zwecks Anreicherung des Gases an Wasserstoff.
Das Gas wird dann enthalten: N2, CO2, CO, H2 und nicht
zersetzten Wasserdampf. Es wird sich die Gleichung ergeben:
4,76 (CO2) + 2,88 (CO) – 0,88 (H2) + (H2O) =
100.
Wird der Wasserdampf kondensiert, so wird das Verhältnis
lauten:
4,76 (CO2) + 2,88 (CO) – 0,88 (H2) = 100.
Wassergas:
Beim Wassergas bestehen die Reaktionen:
C + H2O = CO + H2
und 3 C + 4 H2O = CO2 + 2 CO + 4 H2.
Bei diesen Gleichungen fällt auf, daß der dem Anteil an O in
gewöhnlicher Luft entsprechende Koeffizient 21 als gemeinsamer Faktor verschwindet.
Das notwendige Verhältnis kann in drei Arten ausgedrückt werden:
als Funktion von CO2 und
CO:
3 (CO2) + 2 (CO) = 100,
als Funktion von CO2 und H2:
2(H2) – CO2 = 100,
als Funktion von CO und H2:
\frac{(\mbox{CO}+3\,(\mbox{H}_2)}{2}=100
Demnach erhält man mit CO2 = O : CO = 50 und H2 = 50, mit
\mbox{CO}_2=\frac{1}{2\,\mbox{CO}} erhält man:
\mbox{CO}_2=\frac{100}{7},
\mbox{CO}=\frac{200}{7} und
\mbox{H}_2=\frac{400}{7}
Hochofengas: In chemischer Hinsicht kann man die Vorgänge im großen so
zusammenfassen, daß man sagt, der Kohlenstoff des Kokses tritt aus dem Hochofen in
Gestalt von CO- und CO2-Gas, abgesehen von einem
kleinen Teil des Kohlenstoffs, der vom Roheisen aufgenommen wird. Der Sauerstoff in
den Gasen CO und CO2 rührt zum Teil vom Gebläsewind
her, zum Teil von den Erzen, deren Oxyde reduziert werden. Die Zusammensetzung der
Hochofengase wird von den Begleitkörpern des Kohlenstoffs abhängen. Zwischen den
Bestandteilen findet man ein Verhältnis, das dem beim Wassergas zutreffenden ähnlich
ist. Die Formel wird hier lauten:
4,76 (O2) + (4,76 – N) (CO2) + (2,88 – N) (CO) – 0,88 (H2) + (CH4) + (H2O) = 100.
Der Koeffizient N hat den Wert:
N=\frac{79\,(\alpha+\lambda)}{21\,\times\,1,86\,(1-\frac{\alpha\,F}{100}+0,54\,\lambda)}
In dieser Gleichung bedeuten:
μ das Volumen an Sauerstoff aus den reduzierten Oxyden,
λ das Volumen an Kohlendioyd aus den zersetzten
Karbonaten,
F das Roheisengewicht,
α den Kohlenstoffgehalt im Roheisen.
Gas aus dem elektrischen Hochofen: In diesem Falle hat man keinen Gebläsewind mehr
und demnach auch keinen Stickstoff in den erzeugten Gasen. Läßt man zunächst die
durch die Holzkohle mitgebrachten Gase (H2) und
(CH4) außer acht, so ergibt sich: (CO2) + (CO) = 100. Hier besteht nur ein einziges
System dieser beiden Gase, das arithmetisch für eine Charge des elektrischen
Hochofens möglich wäre.
Gas des Kupolofens: Man könnte für den Kupolofen die gleiche Formel anwenden wie für
den Hochofen; doch kann hier der Koeffizient N allgemein in Fortfall kommen. Die
hier wichtige Erscheinung ist die Umwandlung des Kohlenstoffs aus dem Koks in CO und
CO2 durch den Gebläsewind. Die Erzeugung von
etwas CO2 durch den Kalkstein, die Oxydation von
etwas Silizium und Mangan der Einsätze an den Düsen, die Gegenwart von etwas Oxyd
auf der Oberfläche des Gußbruches stellen Punkte dar, die von nur untergeordneter
Bedeutung sind. Man kann auch den Wasserdampf aus dem Gebläsewind unberücksichtigt
lassen. Die Gleichung wird sich daher derjenigen bei der Betrachtung der mehr oder
weniger vollständigen Vergasung des Kohlenstoffs durch gewöhnliche trockene Luft
nähern und wird lauten:
4,76 (O2 + CO2) + 2,88 (CO) = 100.
(La Technique Moderne 1928, S. 569–573.)
Dr. K.
Nachrichtenstelle des Reichspatentamts. Zur
Erleichterung der Geschäftsführung im Reichspatentamt ist es erwünscht, daß alle
Neuanmeldungen für Patente, Gebrauchsmuster und Warenzeichen in den amtlichen
Umschlagbogen eingereicht und die Art und Anzahl der Anlagen sowie die Vermerke über
Aussetzung der Bekanntmachung und Prioritätsbeanspruchungen auf der ersten Seite
dieses Bogens verzeichnet werden. Die Umschlagbogen können von der Kanzlei des
Reichspatentamts angefordert werden und werden unentgeltlich abgegeben.
Ferner sind für die Folge alle Anträge auf Erteilung eines Patents, Gebrauchsmusters
oder Warenzeichens mit vollgültiger Unterschrift versehen in doppelter Ausfertigung
einzureichen.