Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 140 |
Download: | XML |
Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Sir Humphry Davys Wirken im Dienste der
Explosionsverhütung. Von Ingenieur B. Dusch-nitz. Vor 100 Jahren starb Sir
Humphry Davy. der das Verfahren entdeckte und die Mittel erfand, mit deren Hilfe es
möglich ist, in den Kohlengruben Licht zu verbreiten und dennoch die Explosionen,
die von Grubengas herrühren, zu verhüten, zum Schütze des im Erdinnern schaffenden
Bergmannes, zum Nutzen der Steinkohlen benötigenden Industrien sowie Gaswerke und
überhaupt zum Segen der Menschheit.
Grubengas ist eine chemische Verbindung von Kohlenstoff und Wasserstoff und ist in
der Chemie als Methan bekannt. Das Gas ist bei hoher Temperatur entzündlich und
verbrennt mit nur wenig leuchtender Flamme, wobei Wasser und Kohlendioxyd entsteht.
Hierzu sind genau 2 Volumen Stuerstoff erforderlich, und wird folglich Methan mit
dieser Menge Sauerstoff vermischt und angezündet, so verbrennt es unter heftigster
Explosion. Ebenso, jedoch mit geringerer Heftigkeit explodiert es, wenn es mit 10
Volumen atmosphärischer Luft gemischt wird, welche eben zwei Volumen Sauerstoff
entsprechen. Wenn die beigemengte Luft weniger als das sechsfache, oder mehr als das
14fache Volumen des Grubengases beträgt, so findet nach Prof. Dr. H. Erdmanns
Untersuchungen eine Explosion nicht statt. Innerhalb dieser Grenzen liegt somit in
den Gruben und Stollen, wo sich Methan mit der atmosphärischen Luft mischt, die
Gefahr der schlagenden Wetter und der Katastrophen in den Kohlengruben.
Es war somit ein besonderes Verdienst des am 29. Mai 1829 in Genf verstorbenen
englischen Physikers und Chemikers Sir Humphry Davy, sich der Erforschung der Natur
der Flamme mit dem Erfolge gewidmet zu haben, daß er das Verfahren entdeckte, mit
dessen Hilfe es möglich ist, die Ausbreitung der Flamme in eine umgebende brennbare
Atmosphäre, also z.B. in ein Methan-Luftgemisch, zu verhüten. Davy war also der
erste, der entdeckte, daß Flammen nicht durch feine Metalldrahtgewebe hindurchgehen,
weil der Verbrennungsprozeß stets eine bestimmte Verbrennungstemperatur zu seiner
Unterhaltung voraussetzt. Während des Durchgangs durch die Maschen des stark
wärmeleitenden und wärmeausstrahlenden und folglich abkühlenden Metalles wird die
Temperatur der Flamme unter die Verbrennungstemperatur erniedrigt, der
Verbrennungsprozeß wird daher unterbrochen, und das Gas, welches die Flamme bildete,
geht unverbrannt durch das Metallnetz. Hierauf baute nun H. Davy seine
Grubensicherheitsliampe auf. Die Davysche Sicherheitslampe ist eine einfache
Oellampe, die von einem Drahtgewebe umschlossen ist, welches auf den
Quadratzentimeter 114 bis 117 Maschen enthält. Kommt die Davysche Lampe in
schlagende Wetter, so bildet sich im Innern der Lampe sofort als Warnungszeichen
eine blaue oder grüne Flamme. So lange die Lampe bzw. das Drahtnetz noch nicht
glühend geworden ist, pflanzt sich aber die Explosion nicht nach außen fort und
der Bergmann hat solange Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.
Um Sicherheitslampen zu prüfen, stellt man eine große Glasglocke mit der Oeffnung
nach oben auf und gießt in dieselbe etwas Aether. Der Aetherdampf bildet mit der
Luft ein explosives Gemenge, und senkt man nun ein an einem Drahte befestigtes
brennendes Kerzchen in die Glocke, so entzündet sich das Gasgemenge. Senkt man aber
die angezündete Davysche Sicherheitslampe in die Glocke, so verbrennt das explosive
Gemisch nur innerhalb der Lampe, was man an dem Flackern und an der Verlängerung der
Flamme der Lampe und dem allmählichen Glühendwerden des Drahtgewebes erkennt. Ist
aber letzteres beschädigt, so schlägt die Flamme nach außen.
Die Davysche Erfindung wurde von Davys Zeitgenossen mit der größten Befriedigung
begrüßt, sowohl vom allgemeinen Publikum, wie von allen denen, die bei den
Kohlenminen irgendwie interessiert waren. Zum Ausdruck des Dankes erhielt Davy von
einer Vereinigung hervorragender Minenbesitzer 1817 wertvolles Tafelsilber, das auf
2500 Pfund Sterling geschätzt wurde. Seine Verdienste um die Menschheit wurden so
hoch bewertet, daß ihm im folgenden Jahre die Baronie verliehen wurde, nachdem er
schon vorher, 1812, wegen anderer Verdienste auf wissenschaftlichem Gebiet Sir
wurde. Sir Humphry Davy faßte das Ergebnis seiner Forschungen über die Natur der
Flamme sowie seine grundlegenden Arbeiten auf dem Gebiete der
Grubensicherheitslampen in seinem 1818 in London erschienenen Werke „On the
Safety Lamp for coal miners; with some researches on flame“ zusammen. Dort
findet sich auch die erste Davysche Sicherheitslampe nebst zahlreichen
Konstruktionsdetails abgebildet: Der Schutzkorb aus Drahtgewebe erhebt sich
unmittelbar über dem Brennstoffbehälter.
Zahlreiche Erfinder befaßten sich in der Folge mit der Verbesserung der Davylampe und
sehr viele Patente wurden auf diesem Gebiete in zahlreichen Ländern erteilt. Trotz
der vielen Abänderungen, Ausgestaltungen und Erweiterungen wurde jedoch bei allen
der Davysche Grundgedanke, ein Drahtnetz zu verwenden, beibehalten und wo heute noch
in Kohlengruben Oel- oder Benzinlampen verwendet werden, unterscheiden sie sich von
der ursprünglichen Davylampe im wesentlichen dadurch, daß bei ihnen die Lichtflamme
von einem Glaszylinder umgeben ist, über welchem sich der Drahtnetzzylinder erhebt,
während bei der ersten Davylampe ein Glaszylinder fehlte und der Drahtnetzzylinder
(Schutzkorb) direkt die Lichtflamme umgab. Aber gerade dadurch, daß man die
Davyschen Prinzipien nicht vollkommen im Davyschen Sinne zur Durchführung brachte
und z.B. die Möglichkeit zuließ, das Durchschlagen der Flamme nach außen durch einen
Schlitz zu ermöglichen, wie dies beim Springen oder Zerschlagen des Schutzglases
notwendigerweise eintritt, ergaben sich viele Unglücksfälle.
Das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe gibt seit 1926 zwecks Aufklärung
der beteiligten Kreise eine periodische Schrift, genannt „Grubensicherheit“
heraus. In Heft 5/1927 derselben wurde dargelegt, daß die Korbbeschädigungen der
Flammensicherheitslampen in 60 % der Fälle nur die äußeren, in 40 % auch die inneren
Drathkörbe betrafen, und daß die Beschädigungen zumeist aus Löchern bestanden, die
durch Schlagen mit dem Kohlenpickel oder einem sonstigen spitzen Gegenstände
entstanden sein sollen. Nach Angaben des Bergrats A. Drissen in Heft 3/1928 dagegen
entstehen die Korbbeschädigungen, insbesondere die Durchlöcherungen nicht unter Tage
durch die Kohlenhacken der Bergleute, sondern über Tage,
wenn die Lampenausgeber und Lampenreiniger mehrere Lampen
im Arm von einem Tisch zum anderem tragen. Dabei kann nach Drissen infolge der
unzweckmäßigen Anordnung des Lampenhakens der Haken der einen Lampe in den Drahtkorb
der anderen geraten. Bei sorgfältigen Beobachtungen, die Bergrat Drissen 1924 über
die Lampenwirtschaft von 10 Schachtanlagen in Gegenwart von Zeugen gemacht hat, hat
er besonders die Lampen der Beamten (Direktoren, Betriebsführer, Fahrsteiger und
Steiger) geprüft. Bei den Körben der Beamtenlampen waren die Fälle der
Beschädigungen im Hundertsatz sogar noch höher als bei denen der Arbeiterlampen,
worin Drissen den Beweis dafür erblickt, daß der Bergmann, sei er Bergarbeiter,
Bergbeamter oder Bergakademiker, seine Lampe vor der Einfahrt nicht immer so genau
überprüft, wie es geschehen sollte. „Ganz besonders aber müßten die Lampenmeister
und deren Stellvertreter die Drahtkörbe täglich, wenigstens durch Stichproben,
genau nachsehen, wozu sie am besten durch Aushändigung einer Dienstanweisung zu
verpflichten wären“ rät Bergrat Drissen.
Wir ersehen aber hieraus, daß, obwohl Sir Humphry Davy die Grubensicherheitslampe der
Menschheit vor mehr als 100 Jahren schenkte, nicht alles geschieht, um sie in seinem
Sinne nutzbar zu machen, sehr zum Schaden des Bergmannes, dessen Leben dadurch
gefährdet wird, und nicht weniger zum Schaden der Volkswirtschaft, da ja durch
Grubenkatastrophen gewöhnlich bedeutende Werte vernichtet werden.
Zwar ist man bestrebt, den Gefahren, die von durchlöcherten Flammensicherheitslampen
herrühren können, durch Verwendung elektrischer Grubenlampen entgegenzutreten, und
nach dem 7. Preußischen Grubensicherheitsbericht über das Jahr 1927 waren Ende 1927
im preußischen Steinkohlenbergbau bereits 370414 elektrische Grubenlampen vorhanden
(Glückauf, 6. 4. 1929). Doch werden durch diesen Ersatz besondere
Schlagwetteranzeiger notwendig, die sich aber nach einem Bericht des Bergassessors
Beyling während des Deutschen Bergmannstags 1928 noch nicht bewährt haben (Zeitschr.
d. VDL, 7. 7. 1928). Ein voller Ersatz für die Davylampe fehlt also noch.
Dreißig Jahre Entwicklung der Dieselmaschine in
Amerika. Die Kurve der Abb. 1 zeigt, daß die
Dieselmaschine heute ein wichtiger Faktor für die Krafterzeugung geworden ist. Die
1928 verkauften 440000 PS stellen gegenüber 1925 eine Zunahme von 30% dar. Die
eigentliche Entwicklung setzte erst 1921 ein, obschon seit 1914 eine stetige Zunahme
in der Verwendung dieser Maschinen erkennbar ist.
Die ersten Diesel in Amerika waren zwei 250 × 500-mm-Einzylindermaschinen, die 1900
in dem Werk der Long ARM System Co. in Cleveland aufgestellt wurden. Die größte 1928
gebaute Maschine hat 4000 PS und wurde von Busch-Sulzer für ein Kraftwerk in Tucson
(Arizona) gebaut. Die erste Dieselzentrale wurde 1902 in Jewett City (Conn.)
aufgestellt; sie hatte zwei Einheiten von je 75 PS. Die größte Zentrale im Jahre
1928 ist die in Tucson mit 2 × 4000-, 2 × 1000- und 2 × 500-PS-Maschinen, im ganzen
11000 PS.
Textabbildung Bd. 344, S. 141
Abb. 1.In Amerika jährlich verkaufte Dieselmaschinen.
1 = erste amerikanische
60-PS-Maschine; 2 = erstes amerikanisches Dieselkraftwerk; 3 = Ablauf der
Dieselpatente in Amerika; 4 = erste amerikanische Schiffsdieselmaschine
(Marine).
Abb. 2 zeigt die Maschinen nach vier verschiedenen
Klassen unterteilt. Mit Lufteinspritzung (Einblasemaschinen) und fester Einspritzung
(Einspritzmaschinen oder kompressorlose), unterteilt in Zweitakt- und
Viertaktmaschinen. Vor 1921 gab es nur Viertaktmaschinen mit Lufteinspritzung. Seit
1921 hat die andere Ausführung mehr Anwendung gefunden, weil sie sich einfacher und
billiger baut.
Zweitaktmaschinen dieser Art werden von zwei Firmen hergestellt, während zehn andere
die sogenannten Semidiesel oder Glühkopfmotoren bauen. Die Einspritzmaschine mit
Zweitakt wird nur von einer Firma hergestellt.
Viertakt-Einspritzmaschinen werden von 20 Firmen gebaut; diese Bauart wurde speziell
in Amerika entwickelt. Im Jahre 1914 brachte W. T. Price die erste Price-Maschine
heraus, die heute von zwei Fabriken gebaut wird; sie hat eine besondere
Verbrennungskammer und zwei Düsen.
Ein anderer Entwicklungszweig bewegt sich in der Richtung, die Einspritzung direkt in
den Zylinder zu
geben. Die erste solche Maschine mit mechanisch gesteuerten Nadelventilen wurde 1921
in Amerika hergestellt.
Ein dritter Entwicklungsschritt war der, bei den Viertakt-Einspritzmaschinen für
jeden Zylinder eine besondere Einspritzpumpe zu verwenden. Es gibt hier nun
verschiedene Ausführungen der Pumpen, Düsen und des angewendeten Druckes.
Die Zweitakt-Einblasemaschine zeigt eine starke Abnahme seit 1925. Das kommt daher,
daß sie in erster Linie für große Leistungen verwendbar ist und in Amerika kleinere
Maschinen sich größerer Beliebtheit erfreuen. Für Anlagen über 5000 PS dürfte sie
aber in nächster Zeit wieder größere Verwendung finden.
Textabbildung Bd. 344, S. 142
Abb. 2.Die Dieselmaschinen nach Abb. 1 in Klassen eingeteilt.
1 = Zweitakt-Einspritzmaschinen; 2
= Zweitakt-Einblasemaschinen; 3 = Viertakt-Einspritzmaschinen; 4 =
Viertakt-Einblasemaschinen.
Von den seit 1904 gebauten Maschinen befinden sich 18 % in Kraftwerken, 26 % bei der
Marine oder Schiffahrt, 26 % in den Zentralen der Oelleitungen, und 31 % verteilen
sich auf die übrigen Industrien, wie Textil, Mühlen, Zechen usw.
Die Verwendung der Dieselmaschinen dürfte noch weiterhin zunehmen. Zurzeit sind aber
zu viele Firmen mit ihrem Bau beschäftigt, so daß die Preise keinen Verdienst mehr
übrig lassen. („Power“ 1929, Bd. 69, S. 468, nach L. H. Morrison.)
Kuhn.
Einige neuere feuerfeste Stoffe. In der letzten. Zeit
wurden einige neue feuerfeste Stoffe entdeckt und weiter entwickelt. In der
Hauptsache sind es tonerdehaltige, wie Diaspore und Mullit.
Die Diaspormaterialien werden aus den Diasportonen hergestellt. Diaspor, ein
Tonerdehydrat, verwandelt sich, wenn es dauernd hohen Temperaturen ausgesetzt ist,
langsam in Alphakorund, eine Masse von größerer Dichte, es schwindet aber dabei.
Diesem kann aber dadurch vorgebeugt werden, daß der Stein bei entsprechend hoher
Temperatur gebrannt wird. Zurzeit ist dies aber noch nicht der Fall, infolgedessen
hat die Verwendung von Diaspormaterialien noch nicht den Umfang angenommen, der bei
weiterer Durchbildung zu erwarten ist.
Von Mullit gibt es verschiedene Typen, der Hauptbestandteil ist der Mullit, ein
Tonerdesilikat nach der Formel: 3 Al2 D3 2Si O2. Dieses
Mineral verleiht dem Stein hochfeuerfeste Eigenschaften, Volumbeständigkeit und
Festigkeit bei hohen Temperaturen.
Mullit ist aber nun kein neuer Baustoff für Feuerungen, denn er ist in jeder Chamotte
vorhanden, sondern die neuen Materialien stellen nur das Ergebnis von Versuchen
dar, die Menge dieses Minerals in den normalen Chamotten zu erhöhen.
Es gibt zwei Typen davon, die eine wird aus Andalusit, Cyanit oder Dumorterit
hergestellt, die andere durch Zusammenschmelzen der entsprechenden Mengen Tonerde
und Kieselsäure im elektrischen Ofen.
Eisenhaltige Schlacken setzen den Schmelzpunkt des Mullit herab.
Das im elektrischen Ofen hergestellte Material dürfte besonders für Glaswannen
geeignet sein. Wie weit es sich für Dampfkessel eignet, muß erst noch festgestellt
werden.
Power 1929 Bd 69 S 232.
K.
Eine Tunnellüftungsanlage. Der George A. Posey Tunnel
verbindet die Städte Oakland und Alameda in Kalifornien, er ist für Fußgänger und
Fahrzeuge eingerichtet. Die Ventilationsanlage liefert 28300 m3 frische Luft je Minute, sie besteht aus 16
Ventilatoren, die in den beiden Torgebäuden untergebracht sind. Die Motoren dazu
machen 450, 600, 900 und 1200 Umdrehungen/Minute, der jeweilige Kraftbedarf bei den
verschiedenen Umdrehungszahlen beträgt 5, 15, 30 und 75 PS. Es sind
Dreiphasen-Wechselstrommotoren für 440 V und 60 Perioden. Sie haben zwei unabhängige
Statorwicklungen, die so geschaltet werden können, daß die obigen viererlei
Geschwindigkeiten erreicht werden. Jeder Motor hat einen Tachometergenerator, der
auf ein Anzeige- und ein Schreibgerät im Schaltraum arbeitet und so die jeweilige
Umdrehungszahl des Motors anzeigt und aufschreibt. Außerdem ist noch ein
Fliehkraftregler vorhanden, der, sobald die Umdrehungszahl des Motors unter 400
Umdrehungen/Min fällt, einen Schieber zwischen Ventilator und Luftleitung schließt,
damit keine Luft rückwärts austreten kann. Die Motoren treiben die Ventilatoren über
geräuschlose Kettentriebe an.
Die Motoren können von Hand oder selbsttätig gesteuert werden. Die selbsttätige
Regelung wird durch einen Kohlenoxydprüfer betätigt, indem bei Ueberschreitung eines
bestimmten Kohlenoxydgehaltes der Tunnelluft die Motoren durch entsprechende Relais
auf die nächst höhere Geschwindigkeit geschaltet werden.
Power 1929, Bd 69, S 662.
K.
Hartgußwalzen in der Gummiindustrie. Walzen aus Hartguß
stellen für die Herstellung von Gummiwaren besonders wichtige Einrichtungen dar und
werden für die meisten Arbeitsvorgänge in diesem Industriezweig verwendet, und zwar
vom Zerquetschen und Waschen des Rohgummis an bis zum Fertigmachen auf dem Kalander.
Ueberhaupt verdankt die neuzeitliche Gummiindustrie ihren Ursprung und ihre
Entwicklung der Erzeugung von Hartgußwalzen, die 1854 von Farrel für die
Goodyearwerke zum ersten Mal gegossen wurden. Seit dieser Zeit haben die Farrel
Foundry and Machine Co. und die Birmingham Iron Foundry ihre Maschinen und
Hartgußwalzen für die Gummiindustrie ständig vervollkommnet.
Die in der Gummiindustrie verwendeten Hartgußwalzen kann man in vier Hauptgruppen
einteilen, nämlich in die Walzen zum Zerquetschen und Waschen, in die
Feinerungswalzen, in die Walzen für die Mischwalzwerke und in die für die Walzenkalander.
Alle in diesen Arbeitsgruppen laufenden Walzen sind verschieden in bezug auf ihre
physikalischen Eigenschaften und ihre chemische Analyse. Im allgemeinen besitzen die
Hartgußwalzen einen Kohlenstoffgehalt von 3 bis 3,75 v. H., dessen Betrag sich nach
den gewünschten physikalischen Eigenschaften richten wird. Bei zweckmäßiger
Anpassung des Silizium-, Schwefel-, Phosphor- und Mangan-Gehaltes im Verein mit der
Abkühlungsgeschwindigkeit wird der Kohlenstoff ganz als gebundener Kohlenstoff
zurückgehalten, in welchem Falle sich ein weißes Eisen ergibt, oder nur zum Teil als
gebundener Kohlenstoff, in welchem letzteren Falle man je nach dem ein meliertes
Eisen oder ein graues Eisen erhält.
Der Walzenkörper wird in einer schweren gußeisernen Kokille, die Walzenzapfen dagegen
in Sand geformt. Der Unterschied zwischen der Wärmeleitfähigkeit der Kokille und der
Sandform findet seinen Niederschlag in der Beschaffenheit des Walzenbundes, wo das
geschmolzene Eisen mit der Kokille in Berührung gekommen ist und der eine Schale aus
weißem Eisen von verschiedener Stärke je nach der Analyse besitzt, während die
Zapfen aus grauem Eisen bestehen. Unter dem Mikroskop zeigt das weiße Eisen der
Walze ein aus Zementit und Perlit bestehendes Gefüge, das graue Eisen der Walze ein
Perlit-Graphit-Gefüge. Zwischen dem Zementit-Perlit- und dem Perlit-Graphit-Gefüge
befindet sich eine Zwischenzone aus Zementit und Graphit. Eine der
Hauptschwierigkeiten bei der Herstellung dieser Walzen verursacht die Kontrolle der
verschiedenen Elemente und die Gießtemperatur in dem Sinne, daß sich die richtige
Härtungstiefe ergibt. Der Hartguß ist ziemlich spröde und die Festigkeit der Walze
liegt hauptsächlich in dem Walzeninnern oder in der Graphit-Perlit-Zone.
Andererseits muß die gehärtete Oberfläche auch tief genug sein, damit die Walze der
Zerquetschungsarbeit und der Abnutzung widersteht. Bei den verschiedenen Walzenarten
hat sich diese Tiefe nach dem jeweiligen Verwendungszweck der Walze zu richten. Die
Walzen werden in steigendem Guß gegossen, indem das flüssige Eisen aus der
Gießpfanne zunächst in einen Gießtümpel und von dort aus in den Gießkanal gelangt,
der das Eisen tangential in die Form leitet. Diese Art der Einführung bewirkt eine
wirbelnde Bewegung des Eisens beim Aufsteigen innerhalb der Form, welche Bewegung
dazu dient, Schlacken oder andere fremde Teile nach der Mitte zuzutreiben und
dadurch die Oberfläche frei von Fehlern zu halten. Das Gießen geht sehr schnell von
statten. Vor dem Gießen wird die Eisenform mit Graphit überstrichen zwecks
Vermeidung eines Anbrennens des geschmolzenen Eisens an der Form selbst, ebenso
werden alle Sandteile, wie Kerne und Zapfen mit Graphit überzogen. Eine besondere
Bedeutung kommt der Frage der Schwindung zu. Zu beachten ist, daß sich die Gußhaut
schnell bildet und daß diese Haut aus gehärtetem Eisen besteht. Hartguß schwindet um
den hohen Betrag von etwa 2 v. H., während weiches Eisen nur um rund 1 v. H.
schwindet. Dieser Unterschied von 2 zu 1 ruft in dem Außenmantel ein Anziehen nach
dem Walzeninnern hervor, wodurch der Hartgußmantel in einen Spannungszustand
versetzt wird, wenn die Gießtemperatur nur etwas von der verlangten oder wenn
die chemische Zusammensetzung nur um einen geringen Betrag abweicht, kann es
vorkommen, daß die Walze beim Herausnehmen aus der Form von einem Ende zum andern
reißt. Eine andere Gefahr für den Guß besteht im Abreißen des Walzenkörpers von den
Zapfen, welche Erscheinung dem Unterschied in dem Ausdehnungskoeffizienten von
Hartguß und dem ungehärteten Guß zuzuschreiben ist.
Die meisten in der Gummiindustrie verwendeten Hartgußwalzen werden mit Kern gegossen.
Bei gewöhnlichen Graugußstücken werden die Kerne von Kernstützen in der gewünschten
Stellung genau festgehalten und die Kernstützen selbst gehen beim Gießen in das
Eisen über, indem sie in keinerlei Weise dessen Festigkeit beeinträchtigen. Bei
Hartgußwalzen verhält sich dieser Vorgang jedoch anders. Eine im Walzenkörper
befindliche Kernstütze würde beim Bearbeiten der Walze sofort zum Vorschein kommen,
da die Kernstütze nicht eingeschmolzen worden ist. Infolgedessen können Kernstützen
bei der Hartgußerzeugung nicht in dem Maße Verwendung finden wie bei Grauguß, wenn
eine saubere und gehärtete Eisenoberfläche angestrebt wird. Es besteht daher die
Notwendigkeit, den Kern an dem untersten Ende zu stützen und die Kernstützen an dem
Teil vorzusehen, der schon zum Steiger gehört und der später abgeschnitten wird. Bei
einer kurzen Walze ist dieser Punkt als nicht so ernst aufzufassen, dagegen besteht
bei langen Walzen, wie z.B. bei denen von 2,1 m für das Mischwalzwerk die große
Möglichkeit für den Kern des Sichverziehens mit der Folge, daß die Wandstärke der
Walze nicht überall gleich ist.
In der Gummiindustrie sind die Walzen für die Zerquetschungs- und Wascharbeit
schweren Drucken und beträchtlicher Abnutzung unterworfen, so daß diese Art von
Walzen auch mit einer tieferen Hartgußhaut zu gießen sind als andere Walzensorten.
Jedoch ist zu beachten, daß bei einer zu tiefen Härtung die Walze Gefahr läuft,
wegen ihrer geringen Festigkeit zu brechen. Eine tiefe Härtung zu erhalten, ist
recht schwierig. Schon geringe Unterschiede in den Gießbedingungen können die
Härtung in die Walzenmitte vordringen lassen, so daß nichts anderes übrig bleibt,
als die Walze zu verschrotten. Die Zerquetschungswalzen werden allerdings nur selten
auf Ausdehnung und Zusammenziehung beansprucht und haben infolgedessen nur den für
die vorgesehene Arbeit notwendigen Beanspruchungen zu widerstehen. Für die Gießerei
ist es die Hauptsache, eine genügende Hartguß-Tiefe bei diesen Walzen zu erhalten,
ferner auch ein Eisen von hoher Härte. Ebenfalls wichtig ist die Frage der
Zapfenanordnung. Brucherscheinungen bei den Zerquetschungswalzen sind oft darauf
zurückzuführen, daß die Zapfen zu nahe beim Walzenkörper sind. In alten Ausführungen
von Zerquetschungswalzen sind die Zapfen wahrscheinlich zu schwach bemessen für die
vorgesehene Arbeit, während sie bei neueren Ausführungen stärker gewählt werden.
Die Feinerungswalzen erfahren eine besonders harte Behandlung, indem sie gleichzeitig
einer beträchtlichen Reibung und einem starken Druck ausgesetzt sind. Die
Reibung auf der Oberfläche entwickelt Wärme, zu deren Entfernung man kaltes Wasser
durch den Walzenkern fließen läßt. Bei diesen Walzenarten kommen oft Brüche vor,
welche dann in Gestalt länglicher Risse auftreten. Es kann angenommen werden, daß
diese Risse in der Hauptsache auf die Ausdehnung und Zusammenziehung der Walze
zurückzuführen sind. Je größer der Durchmesser der Walze, um so größer sind auch die
Spannungen infolge des Unterschiedes in der Ausdehnung zwischen dem äußersten harten
Mantel und der weicheren Eisenmitte. Werden die Walzen mit großem Druck aufgesetzt
und haben sie dabei nicht genügend Spiel, so bewegen sie sich an den Enden nur
schwer mit dem Ergebnis, daß zunächst kleine Teilchen von den Enden der Walze
abspringen können und daß dieses Abbröckeln sich allmählich zu einem Sprung
entwickelt. In der Absicht, eine Gefahr des Brechens der Feinerungswalzen zu
vermeiden, wurde versucht, eine verhältnismäßig dünne harte Haut zu erhalten,
nämlich von z.B. 85 bis 100 mm, wobei gefunden wurde, daß die dünne Harthaut besser
widersteht als die dickere, wenn die Walze keinem zu großem Druck unterworfen ist.
Untersuchungen an den abgesprungenen Stücken zeigten, daß die Risse gewöhnlich ihren
Ursprung im Innern der Oberfläche haben und daß sie sich von dort aus nach außen zu
bewegen.
Die Walzen für das Mischwalzwerk werden nicht auf Temperaturwechsel und hohen Druck
beansprucht wie die Feinerungswalzen. Da sie aber länger im Verhältnis zu ihrem
Durchmesser sind, so ist der Sicherheitsfaktor bei ihnen doch niedrig. Die Risse
treten bei diesen Walzen quer zur Achse auf. ein Zeichen, daß die Risse infolge zu
schwerer Arbeitsbedingungen, dann auch infolge der Tatsache einer heißen Oberfläche
und einem kühlen Kern entstanden sind. Bei den Mischwalzen wird die Härtehaut
leichter gewählt als bei anderen Walzen und ihre Tiefe beträgt nur etwa 18 mm. Man
hat sogar versucht, Walzen mit noch dünnerer Hartschale zu gießen; doch ist es
schwer, gleichzeitig eine Walze mit einer dünnen Harthaut und einem genügenden
Härtegrad zu erzeugen. Die Farrel-Birmingham Co. hat kürzlich eine Legierung für
Walzen entwickelt, die dieselbe Festigkeit besitzt wie die üblichen Mischwalzen,
dabei aber eine um etwa 25 v. H. geringere Wandstärke besitzt. Besonders wichtig ist
die Abkühlung, für welchen Zweck die Gummiwerke erhebliche Wassermengen benötigen.
Je größer der Kern der Walze, um so mehr Kühlwasser pflegt man einzuführen. Es ist
jedoch nicht richtig, den Kern in dem Maße mit Wasser zu füllen. Lediglich das
Wasser, das mit dem Metall in Berührung tritt, kommt der Kühlung zugute. Man sollte
daher eine Spritzvorrichtung benutzen, die das Wasser direkt auf das Innere der
Walzen springen läßt. In gewissen Industrien werden die Oberflächen der Walzen
anstatt durch Wasser durch einen Luftstrahl gekühlt, der direkt auf die Oberfläche
geblasen wird. Die Anwendung eines Luftstrahles bei den Mischwalzen dürfte sich
nachteilig auswirken, es sei denn, daß er so aufgeblasen wird, daß ein Wegblasen der
Beimischungspulver vom Gummi vermieden wird.
Die Walzen, die die größte Genauigkeit verlangen, sind die Kalanderwalzen, die
dieselben Drucke wie etwa die Feinerungswalzen zu ertragen haben, dazu aber noch
wechselnder Erhitzung und Abkühlung ausgesetzt sind. Eine Walze mit Kern kann für
diesen Zweck genügend stark sein, doch wenn die Wand an einer Stelle etwas dicker
ist als an einer anderen oder wenn die Walze in der Nähe des Kernes etwas porös ist,
so wird die Walze sich bei der Erwärmung nicht gleichmäßig ausdehnen und in diesem
Falle exzentrisch werden. Die Kalanderwalzen erhalten daher Bohrungen. Es ist
wahrscheinlich, daß den Ausdehnungs- und Zusammenziehungsvorgängen das Brechen der
Kalanderwalzen zuzuschreiben ist. Die meisten Brüche an den Kalanderwalzen kommen
bei den Walzen von 800 mm Durchmesser. Für diese Walzen wird stets das beste Eisen
gewählt, so daß die Tatsache, daß sie öfters brechen als andere Walzen, nicht auf
den Werkstoff zurückzuführen sind, sondern auf die Erscheinung, daß der größere
Walzendurchmesser auch größere Ausdehnungen und Zusammenziehungen unter
Temperaturwechsel zur Folge hat.
Die Bearbeitung der Hartgußwalzen erfordert Sonderwerkzeugmaschinen. Das Eisen
besitzt eine Sklereoskophärte von etwa 70 und kann nur langsam bearbeitet werden.
Viele Arbeiten von Werkzeugstählen sind für diese Zwecke versucht worden, doch ist
die Bearbeitung von Hartguß nicht eine Frage des Widerstandes des Werkzeuges gegen
die Reibungshitze der Schneidarbeit, sondern der Aufrechterhaltung seiner Härte
gegen eine sehr harte Oberfläche. Viele der besten Schneidstähle brechen an der
Schneide ab, wenn sie gegen Hartguß verwendet werden. Der wichtigste Faktor für die
Kalanderwalzen ist das Feinschleifen. Jede Art der Arbeit, der eine Kalanderwalze
ausgesetzt wird, hat ihre eigenen Sonderanforderungen und eine Kalanderwalze, die
zum Aufschneiden des Gummis geschliffen wurde, kann für eine andere Arbeit nicht
verwendet werden. Das Schleifen der Kalanderwalzen erfolgt, wenn diese kalt sind;
dann werden sie, während sie noch drehen, durch Dampf erwärmt, wobei man einen
Indikator über die Oberfläche streichen läßt und so feststellen kann, ob die
Ausdehnung gleichmäßig ist. Ist dies nicht der Fall, so erhält die Walze eine
weitere Bohrung, bis die Ergebnisse genau ausfallen. (The Rubber Age 1928, S.
137–141.)
Dr. K.
„Fortschritte in der Verwendung hochwertiger
Schweißdrähte.“ Vortrag von Dr. Mont. Fr. Sommer, Düsseldorf, auf
d. Hauptversammlung d. VDI. Für die vollständige Beherrschung der Schweißtechnik ist
die genaue Kenntnis der Zusatzdrähte eine wesentliche Voraussetzung. Für jede Art
der Schweißung wird verlangt, daß der Draht einen leichten, klaren und
schlackenfreien Fluß ergibt, mit dem Werkstoff gut verschmilzt und dabei geringe
Sprüh- und Spritzerscheinungen zeigt. Während man noch vor wenigen Jahren ein und
dieselbe Sorte eines Schweißdrahtes für autogene und elektrische Schweißung, zum
Teil auch für Verbindungs- und Auftragsschweißung benutzte, ermöglichen die
Ergebnisse eifriger metallurgischer Forschung, nunmehr für jedes Spezialgebiet die
geeignetsten Drähte zur Verfugung zu stellen. Man hat erkannt, daß Drähte, die für die
Gasschmelzschweißung sehr gut geeignet sind, sich bei elektrischer Schweißung nicht
bewähren; ferner, daß sich bei der elektrischen Lichtbogenschweißung einige Drähte
nur mit dem Minuspol, andere nur mit dem. Phispol verschweißen lassen. Das
wichtigste Ergebnis ist hierbei, daß die Metallurgen heute schon in der Lage sind,
die Drähte durch besondere Führung des Schmelz- und Weiterverarbeitungsprozesses den
jeweiligen Anforderungen anzupassen.
Bei der Autogen-Verbindungsschweißung wird als weiches Normalmaterial, das in der
Schweiße etwa 75 bis 85 v. H. der Festigkeit der zu verbindenden Stücke von etwa 40
kg Schweißfestigkeit ergibt, ein Draht mit möglichst wenig nichtmetallischen
Einschlüssen verwendet. Die Gegenmarke für elektrische Schweißung ist ein Stahl, der
ein gewisses Mindestmaß an nichtmetallischen Einschlüssen besitzt und etwa 100 v. H.
der Festigkeit des Werkstoffes in der Schweiße ergibt. Einen sehr beachtenswerten
Fortschritt brachte ein vom Stahlwerk Böhler unter der Bezeichnung „B Elite“
erzeugter Draht, der die nichtmetallischen Einschlüsse in der Mitte des Drahtes
konzentriert. Die aus ihm hergestellte Schweiße ist warm schmiedbar und warm
verwindbar und, ebenso wie ein umhüllter Schweißstab, für Wechselstrom
verwendbar.
In neuester Zeit wurden legierte Stahl-Elektroden für Autogenschweißung geschaffen,
von denen eine Marke in der Schweiße eine Festigkeit von 55 bis 65 kg bei einem
Biegewinkel von etwa 90 bis 1200 ergibt und die
andere eine Festigkeit von 40 bis 50 kg bei einem Kaltbiegewinkel von etwa 1800. Die erstangeführte Marke wurde z.B. beim Bau
einer Lokomotive mit 140 atü mit vollem Erfolg verwendet.
Die Schaffung der neuen, hauptsächlich mit Chrom und Kupfer legierten Hochbaustähle
verlangt nach Schweißelektroden, die sich der höheren Streckgrenze und Festigkeit
dieser Werkstoffe anpassen und sich mit Minuspol an der Elektrode schweißen lassen.
Auch auf diesem Gebiete ist man am Ziele angelangt. Desgleichen ist es gelungen, die
für die Schweißung rostsicherer und korrosionsbeständiger Werkstoffe benötigten
Schweißdrähte bedeutend zu verbessern.
Ihr besonderes Augenmerk wandte die Schweißtechnik im Verein mit der Metallurgie der
Herstellung von Elektroden für die Auftragsschweißung zu. Neben den harten
Kohlenstoffstählen fand man mit Wolfram und Chrom legierte Schweißdrähte, die in der
Schweiße Festigkeiten von über 150 kg ergaben. Eine besondere Stellung nimmt der
hochprozentige Manganstahldraht („Böhler BM“) ein, der sich als einziger ohne
Ummantelung für alle zugleich verschleißfesten und zähen Schweißen vielfach bewährt
hat. Er läßt sich autogen und elektrisch für Verbindungsund Auftragsschweißungen
verwenden.
Neueste Untersuchungen des Werkstoffüberganges im
Schweißlichtbogen. Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Hilpert, Charlottenburg, auf
d. Hauptversammlung d. VDI. Die Vorgänge beim Materialübergang im elektrischen
Schweißlichtbogen von Elektrode zu Werkstück sind noch wenig geklärt. Mit
Photographie ist bei der außerordentlich lebhaften Bewegung des Lichtbogens nichts
zu erreichen. Das Oszillogramm von Schweißspannung und Stromstärke läßt auch nur
mangelhafte Schlüsse zu. Ein Film des Lichtbogens, zum erstenmal im Versuchsfeld für
Schweißtechnik an der Technischen Hochschule Berlin im Januar 1927 von Thun mit etwa
800 Bildern in der Sekunde aufgenommen und mit 40facher Dehnung wiedergegeben,
zeigte nur die außerordentliche Lebhaftigkeit des Schweißlichtbogens, während der
Werkstoffübergang durch die Helligkeit des Lichtbogens verdeckt erschien. Erst die
mit Mitteln des Fachausschusses für Schweißtechnik 1928 unternommenen Versuche
brachten Aufklärung, nachdem ein von Thun neu erfundenes Aufnahmeverfahren den
Materialübergang als Schattenbild erfaßte, wobei etwa 2400 Bilder je Sekunde
festgehalten werden konnten und gleichzeitig die zugehörigen Oszillogramme bezüglich
Schweißspannung und Schweißstromistärke aufgenommen wurden.
Es zeigte sich, daß der Werkstoffübergang vorzugsweise zwei Formen aufweist, den
fadenförmigen Tropfen und den pilzförmigen Tropfen. Hierbei treten Tropfenübergänge
von einer Dauer von 1/7 bis 1/2000 sek. auf. Die Betrachtung des mit 120facher Zeitdehnung ablaufenden
Filmes führte interessante Materialübergänge vor Augen, und die gleichzeitige
Aufnahme des Oszillogrammes gestattete die Verfolgung der Bilder bis ins einzelne.
Untersuchungen über das Zeitverhältnis von Lichtbogendauer und Tropfendauer ergaben
einen günstigsten Wert von 2,22 bei 18 Volt und 180 Amp. Bei diesen Strom- und
Spannungswerten wurde zugleich eine höchste sekundliche Tropfenzahl von 31
erreicht.
Wenn auch die Versuche noch keineswegs als abgeschlossen anzusehen sind, sondern noch
wesentliche weitere Arbeiten über das Lichtbogenschweißen mit Wechselstrom, mit
umhüllten Elektroden, im sogen. „Ueberkopfschweißen“ folgen müssen, so läßt
doch die Auswertung der bisherigen Arbeiten schon erkennen, auf welchem Wege man zu
einer Beurteilung der Vorgänge im Schweißlichtbogen gelangt. Die statistische
Auswertung der zahlreichen Einzelbilder des Filmes und der Spitzen des
Oszillogrammes hat bereits die Werte für Stromstärke und Spannnung erkennen lassen,
bei denen ein günstigstes Verhältnis zwischen Materialfluß und Heizdauer im
Lichtbogen vorliegt, soweit es sich um nackte Normalelektroden und um senkrechtes
automatisches Schweißen handelt. Erfreulicherweise bedienen sich auch interessierte
Firmen bereits dieses neuen Mittels zur Ueberwachung und ständigen Verbesserung
ihrer Erzeugnisse, insbesondere des Schweißdrahtes.
Versuche über den Wasserumlauf in Dampfkesseln. Vortrag
von Prof. Dr.-Ing. E. Schmidt, Danzig, auf der Hauptvers, d. VDI. Der Wasserumlauf
in Dampfkesseln wird hervorgerufen durch den Auftrieb des leichteren
Dampfwassergemisches in den Steigrohren. Die bisherige Theorie des Wasserumlaufs
berechnete den Auftrieb unter der Annahme, daß sich die Dampfblasen des Gemisches
mit derselben Geschwindigkeit bewegen, wie das Wasser. Das ist nur zulässig, wenn
die Relativgeschwindigkeit der Dampfblasen gegen das Wasser klein ist im Vergleich
mit der absoluten Geschwindigkeit des Gemisches.
Zur Durchführung der Versuche des Vortragenden zur Messung der Relativgeschwindigkeit
der Dampfblasen gegen das Gemisch dienten unten geschlossene, mit Wasser gefüllte
senkrechte Rohre, in denen unten ein mit Wechselstrom betriebener Heizkörper
eingebaut war. Die am Heizkörper gebildeten Dampfblasen steigen im Rohr auf und
erzeugen ein ruhendes Dampfwassergemisch. Das spezifische Gewicht des in ihnen
erzeugten Dampfwassergemisches ist um so geringer, je mehr Dampf entwickelt wird; es
ist durch Abtasten des statischen Druckes längs des Rohres zu ermitteln. Hierzu
wurde in das Versuchsrohr von oben ein dünnes Rohr mit einer zeitlichen Bohrung am
unteren Ende als Sonde eingeführt und in dieses etwas Luft gedrückt, die in
einzelnen Bläschen aus der seitlichen Bohrung austritt. Der Druck der Luft ist das
Maß für den statischen Druck an der Bohrung der Sonde. Durch Abtasten des
Versuchsrohres mit der Sonde erhält man den Druckabfall über die Rohrhöhe und somit
das mittlere spezifische Gewicht des Gemisches.
Die zunächst bei Atmosphärendruck durchgeführten Versuche ergaben überraschenderweise
eine Zunahme der Relativgeschwindigkeit der Dampfblasen gegen das Gemisch mit
wachsender Dampfmenge. Die Relativgeschwindigkeit ist mit 1 bis 2 m/s in dem
untersuchten Bereich ebenso groß wie die absolute Geschwindigkeit des Gemisches bei
Steilrohrkesseln üblicher Abmessungen und darf daher in einer Theorie des
Wasserumlaufes nicht vernachlässigt werden.
Bei der bisherigen Theorie des Wasserumlaufes ist die „Selbstverdampfung“
übersehen, die in einer aufsteigenden Wassersäule von Sättigungstemperatur auch ohne
äußere Beheizung allein durch die Entlastung von dem hydrostatischen Druck der
Wassersäule auftritt und die Verdampfung infolge Wärmezufuhr durch die Rohrwand
erheblich übersteigen kann. Sie erklärt die bisweilen beobachtete Erscheinung der
Umkehr des Wasserumlaufes, bei der im stark beheizten Rohr die Strömung abwärts
gerichtet ist und im schwach oder gar nicht beheizten Rohr aufsteigt. Ist durch
irgendeinen Umstand jein Umlauf in verkehrter Richtung zustande gekommen, so kann er
unter Umständen in durchaus stabiler Weise fortbestehen. Ist nämlich die Erwärmung
des herabsinkenden Wassers im beheizten Rohr geringer als die Zunahme der
Sättigungstemperatur mit der Wassertiefe, so wird in dem Rohr trotz der Beheizung
überhaupt kein Dampf gebildet, sondern die Dampferzeugung beginnt erst im beheizten
Steigrohr.
Die vom Vortragenden auf Grund dieser Versuche entwickelte Theorie des Wasserumlaufes
berücksichtigt die Relativgeschwindigkeit des Dampfes gegen das Wasser in der
Gemisclisäule und die Selbstverdampfung. Die bei Steilrohrkesseln ermittelte
Umlaufgeschwindigkeit von 1 bis 2 m/s nimmt mit wachsender Heizleistung des
Steigrohres bis zu einem Höchstwert zu, um dann langsam abzunehmen.
Metallurgistenkongreß zu Düsseldorf.Besprechungsgegenstände. Anläßlich des in Düsseldorf vom
9.–12. September abzuhaltenden Kongresses der „Metallurgisten-Anstalt“ werden
folgende Berichte zur Besprechung gelangen:
1.„Untersuchung über die Kristallisierung des flüssigen Goldes.“ Prof. C.
O. Bannister (Liverpool, England).
2.„Idiomorphische Kupferoxydkristalle in Kupfer.“ Mr. C. Blazey (Port
Kembla, New South Wales).
3.„Luftbläschen in Gußstücken aus Aluminiumlegierung.“ Dr. N. F. Budgen
(Birmingham, England).
4.„Eine dilatometrische Untersuchung einiger zweiphasigen Reaktionen mit einer
Variante.“ Prof. P. A. Chevenard (Imphy, Nievre, France, M. A. M.
Portevin, und M. X. F. Wache, Paris, France).
5.„Die relative Verrostung eisenhaltiger und nichteisenhaltiger Metalle und
Legierungen. II. Teil. Ergebnisse einer siebenjährigen Aussetzung an die
Luft in Birmingham.“ Dr. J. Newton Friend (Birmingham, England).
6.„Ein verbesserter Differential-Ausdehnungsmesser.“ Herrn. Dr.-Ing. M.
Haas, Aachen, und Herr Dr.-Ing. D. Uno (Aachen).
7.„Eigenschaften der Lokomotiv-Feuerbüchsenträger und -wände.“ Dr. O. F.
Hudson, Mr. T. M. Herbert, Mr. F. E. Ball and Mr. E, H, Bucknall (Birmingham,
England).
8.„Die „Verlängerung“ von 80:20 Nickelchromlegierung bei hohen
Temperaturen.“ Mr. A. Glynne Lobley (Birmingham, England).
9.„Metallographische Forschungsmethoden.“ Herr Dr. phil. G. Masing
(Berlin-Siemensstadt).
10.„Schmelzen in luftleeren Raum und Verminderung der Schrumpfhohlräume.“
Herr Dr. W. J. Rohn (Hanau a. Main).
11.„Einige Forschungsmethoden der Physikalischen Metallurgie.“ Dr. W.
Rosenhain (Teddington, England).
12.„Neue Verfahren zum Schmelzen nicht eisenhaltiger Metalle in elektrischen
Hochöfen.“ Herr Dipl.-Ing. M. Tama (Eberswalde).
13.„Die Kupferverrostung und Oberflächenpatinaentwicklung an der freien
Luft.“ Dr. W. H. J. Vernon und Mr. L. Whitby (London, England).
14.„Einwirkung der in oberirdischen elektrischen Uebertragungskabeln erreichten
Temperatur.“ Herr Dr.-Ing. A. von Zeerleder und P. Bourgeois (Neuhausen,
Switzerland).
Teilnehmerkarten für den Kongreß find bei dem Schriftführer, Secretary of the
Institute of Metals, 36 Victoria Street, London S. W. L, erhältlich.