Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | K. |
Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 240 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.
Polytechnische Schau.
Internationaler gewerblicher Rechtsschutz. Von
Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W. 15.
Aegypten, Vom 1. November 1929 ab ist die Eintragung von
Patenten, Warenzeichen usw. in Kairo zentralifiert worden.
Canada. Der Zwang der Ausübung eines Patentes war eine
Frage, die bisher im Gesetz noch keine endgültige Regelung erfahren hatte. Kürzlich
ist der Standpunkt des canadischen Patentamts, durch einen Streitfall veranlaßt,
dahingehend entschieden worden, daß von einer Zwangslizenz mit bestimmter
Einsetzungsdauer nach der Erteilung eines Patentes abgesehen werden soll. Ein Patent
soll nur dann unter die Zwangslizenzbestimmungen fallen, wenn sich innerhalb des
canadischen Wirtschaftslebens Widerstand gegen die Einfuhr des patentierten
Gegenstandes mit dem zugleich damit verbundenen Streben, den betreffenden Artikel
selbst in Canada herzustellen, bemerkbar machen. Der vor dem Kriege übliche Brauch,
daß zur Beglaubigung der Urheberschaft eines Patentes Erfinder und Zeugen vor einem
englischen Konsul die Wahrheit der Urheberschaft durch einen englisch gesprochenen
Eid bekräftigen, ist auch nach dem Kriege stillschweigend nach Vereinbarung der
Länder wieder aufgenommen worden, um dadurch die hohen Kosten der Uebertragung
notariell beglaubigter deutschsprachiger Urkunden ins Englische zu sparen.
Columbien. Für jede Patent- und jede Warenzeichenanmeldung
ist eine besondere Vollmacht vorzulegen. Es ist empfehlenswert, den Text der
Vollmachten sowie der Beglaubigung in Spanisch einzureichen, da andernfalls das
Patentamt besondere Gebühren für die Uebersetzung des Vollmacht- und
Beglaubigungstextes verlangt.
Cuba, als Mitglied des Internationalen Abkommens zum
Schutz des gewerblichen Eigentums, hat durch die Bestimmungen vom 29. Juni 1929
seine Patent- und Warenzeichengesetze neu geregelt. Von jedem Erfinder oder durch
von ihm beauftragte Personen kann ein Antrag auf Erteilung eines Schutzes gestellt
werden. Von bereits anderweitig erteilten Patenten ist eine beglaubigte Abschrift
der Eintragung dem Antrag auf Patentschutz beizufügen. Patente müssen mit spanischer
Beschreibung in doppelter Ausfertigung unter Beifügung von Karton- und Pauszeichnung
eingereicht werden. Bei Zeichnungen, Schutzmarken oder Mustern sind neben dem
entsprechenden Druckstock 26 Abzüge zur Anmeldung erforderlich.
Irland. Zum Patentgesetz ist die Ergänzung angenommen
worden, daß Patente ganz oder teilweise einem Staat geschenkt oder entsprechende
Teilnähme zugestanden werden kann, wobei der Staat sich bei der Ausübung und Verwertung
aktiv beteiligen kann.
Vom September d. J. ab hat die irische Leinenindustrie ihre Erzeugnisse mit einem
Echtheitszeichen, einer grün-weißen Rosette mit entsprechender Beschriftung, in
Analogie zum deutschen „Reinleinen“ zu versehen beschlossen.
Mexiko, Durch Verordnung vom 18. Februar 1929 sind in
Mexiko für alle gewerblichen Schutzrechte neue Gebühren festgelegt worden.
Neuseeland und Samoa, Das deutsch-britische Rechtsabkommen
ist auch auf Neuseeland und Samoa ausgedehnt worden.
Oesterreich, Zum am 1. Januar 1929 in Kraft getretenen
Markenschutzgesetz ist ein Nachtrag geplant, wonach die Anmelder von Marken eine für
die letzte Entscheidung unverbindliche Benachrichtigung über ähnliche für dieselben
oder gleichwertige Waren vorhandene Marken zugestellt bekommen können.
Panama, Patente und Warenzeichen wurden bisher im
Patentamt ohne Veröffentlichung registriert. Das neue Gesetz verfügt, daß für
Patente und Warenzeichen in Panama der Ausübungsnachweis zu erbringen ist. Zudem
müssen alle Vorgänge, wie Erneuerungen, Uebertragungen usw. auch im Handelsregister
eingetragen werden, um Rechtsgültigkeit zu erlangen.
Peru verlangt seit 31. Mai 1929 die Angabe des
Anmeldedatums bezügl. Schutzrechts im Heimatland und ob ein Patent im Heimatland
bereits erteilt ist sowie eine amtliche Kopie oder Patentschrift davon.
Rußland. Gemäß 1. Oktober 1929 veröffentlichtem neuen
Patent- und Warenzeichengesetz sind bei der Anmeldung vom Erfinder oder dessen Erben
Gebühren zu bezahlen, die sich verfünffachen, wenn statt des Erfinders eine andere
Person die Anmeldung vornimmt. Kostenpflichtig sind außerdem die Uebertragung von
Anmeldungen oder Patenten vom Erstanmelder auf einen Erwerber. Bei Erteilung wird
eine Gebühr in Höhe der halben 1. Jahrestaxe fällig. Die Jahrestaxen für erteilte
Patente sind vom 1. bis 15. Jahre fast kontinuierlich gestaffelt. Zusatzpatente sind
taxenfrei. Bei Versäumnis der Taxzahlungstermine können die Jahresgebühren mit
Zuschlag noch in den dem Fälligkeitstermin folgenden 6 Monaten bezahlt werden. Nach
ungenütztem Ablauf dieser Frist erlischt das Patent. Für Warenzeichen sind Anmelde-,
Uebertragungs-, Erneuerungs- sowie Beschwerde- und besondere Jahresgebühren zu
zahlen.
Schweiz. Der Abweisungsbeschluß kann innerhalb von 2
Monaten gegen Entrichtung einer Sondergebühr rückgängig gemacht werden. Durch
Zahlungsversäumnis erloschene Patente werden inländischen Patentinhabern vom
Patentamt mitgeteilt.
Spanien hat am 15. September sein neues Gesetz zum Schütze
des industriellen Urheber- und Eigentumsrechtes in Kraft gesetzt. Dieses enthält
kurz zusammengefaßt folgende bemerkenswerten Bestimmungen. Anspruch auf ein Patent
hat der erste Anmelder, wobei auf jeden Fall Nennung des Erfinders erforderlich ist.
Außerhalb Spaniens wohnende Anmelder haben einen spanischen Vertreter zu ernennen,
Uebertragungen von Patenten sind zulässig.
Bei den Patenten sind zu unterscheiden: 1. Ertindungspatente, 2. Zusatzpatente,
3. Einführungspatente, 4. Betriebs- oder Nutzungspatente.
Haupt- oder Erfindungspatente haben eine Dauer von 20 Jahren, wenn innerhalb der
ersten drei Jahre der Ausübungsnachweis bzw. der Nachweis eines Lizenzangebotes
erbracht wird. Andernfalls wird das Patent der Zwangslizenz unterworfen. Zu jedem
Hauptpatent können höchstens drei Zusatzpatente nachgesucht werden. –
Einführungspatente haben eine zehnjährige Dauer, brauchen nur in Spanien neu zu sein
und müssen jedes Jahr ausgeübt werden. Erfindungspatente können stets in
Einführungspatente umgewandelt werden. – Betriebs- oder Nutzungspatente kommen nur
für in Spanien ansässige Firmen in Betracht und sind einer Gebühr von 1000 Peseten
unterworfen, wobei während der Dauer der Gültigkeit jedes Jahr der
Ausführungsnachweis erbracht werden muß. Allgemein gilt für Patente, daß eine
Erfindung als neu angesehen wird, wenn sie weder in Spanien noch im Ausland bekannt
gemacht oder zur Ausführung gebracht wurde. Versuche des Erfinders oder die
Ausstellung des Erfindungsgegenstandes sollen die Neuheit nicht beeinträchtigen.
Aenderungen an der Patentbeschreibung können bis zum Tage der Abholung der
Patenturkunde angebracht werden. Prioritätsbelege können während dreier Monate nach
der Patentanmeldung eingereicht werden. Ein Patent erlischt, wenn die Taxen und der
Ausübungsnachweis nicht rechtzeitig eingeliefert werden, oder wenn die Unterstellung
bzw. Wiederholung der Zwangslizenz versäumt wird. Gebrauchsmusterschutz wird für 10
Jahre eingetragen und ist an einen jährlichen Ausübungsnachweis sowie Entrichtung
von Jahrestaxen gebunden. Zwangslizenzen für Gebrauchsmuster sind nicht statthaft.
Für Geschmacksmuster gelten die alten Bestimmungen. Für Warenzeichen-Anmeldungen
sind Unterlagen wie früher einzureichen. Zu beachten ist, daß die Produzenten oder
Verkäufer von pharmazeutischen Produkten, Mineralwässern, Bijouteriewaren und
Edelmetallen zur Eintragung eines W. Z. verpflichtet sind. Neu ist ein Schutz für
das Urheberrecht an Kinofilmen. Ein Vorrecht auf Ausbeutung wird für fünf Jahre
erteilt und kann auf weitere fünf Jahre verlängert werden.
Transvaal. Auf eine wichtige Tatsache betr. Markenschutzes
in der Südafrikanischen Union ist hinzuweisen. Laut den Bestimmungen von 1916 müssen
für alle Schutzmarken, die in einer der Provinzen der Südafrikanischen Union oder
für die ganze Union registriert worden sind, in der Zeit vom 1, November bis 30.
Dezember 1929 die Verlängerungsanträge gestellt und die entsprechenden Gebühren
entrichtet werden, wenn die Marken noch nach dem 1. Januar 1930 Gültigkeit haben
sollen. Durch die Vereinigung der früheren Burenstaaten zur Südafrikanischen Union
ist es möglich geworden, alte Anmeldungen, die für einen der Union angeschlossenen
Bund angemeldet waren, durch Nachreichen entsprechender Vollmachten auf alle Staaten
der Südafrikanischen Union umzuschreiben, so daß statt drei oder vier Einzelgebühren
nach erfolgter Umschreibung nunmehr nur noch eine einzige zu entrichten ist, was
eine außerordentliche Vereinfachung und Verbilligung der Schutzrechte für den
Geltungsbereich innerhalb der Union bedeutet. Die Umschreibung hat ebenfalls
vor dem 1. Januar 1930 zu erfolgen.
Deutsche Glastechnische Gesellschaft. 12. Glastechnische
Tagung 14.-16 November 1929 in Berlin.
Die 12. Glastechnische Tagung fand unter zahlreicher Beteiligung am 14.-16. November
1929 im V.D.I.-Hause statt. Mit der Tagung verbunden war in den Räumen des
Ingenieurhauses eine Ausstellung „Ofenbaustoffe.“ In derselben waren die
feuerfesten Baustoffe und ihre Ausgangsstoffe, fertige Steine, hand- und
maschinengeformte, Isolierstoffe, Sonderausführungen von Ofenelementen, wie
gemauerte Brenner, Gewölbe und die hier auch immer mehr Eingang findenden
Hängedecken, Ofenzubehör, Maschinen und Werkzeuge für die Steinbearbeitung u.a.m.
enthalten.
Nachdem am 14. November die 6. ordentliche Mitgliederversammlung der Gesellschaft,
auf der von Herrn Dr.-Ing. Maurach der Bericht über das 7. Geschäftsjahr verlesen
wurde, stattgefunden hatte, wurden am 15. und 16. November die technisch
wissenschaftlichen Vorträge gehalten.
Die Vorträge umfaßten in erster Linie speziell glastechnische Fragen, gleichzeitig
wurden aber auch die Glasschmelzöfen, ihre Baustoffe, und Betrieb, besonders auch in
feuerungstechnischer Hinsicht, behandelt. Geheimrat Prof. Dr. Dr. Ing. e. h. G.
Tammann von der Universität Göttingen sprach „Ueber das Verhalten der Gläser in
ihrem Erweichungsintervall.“ Die Anschauungen über die Natur des
Glaszustandes haben sich in den letzten Jahren, besonders auf Grund der Arbeiten des
vom Vortragenden geleiteten Institutes, geändert. Der Glaszustand stellt
gewissermaßen einen vierten Aggregatzustand dar, der Uebergang von flüssig zu starr
erfolgt nicht kontinuierlich, wie man bisher geglaubt hatte, sondern in der Nähe
einer bestimmten, weit unter der Schmelztemperatur liegenden Temperatur, dem sog.
„Transformationspunkt“ entwickelt sich ein Vorgang, der an die
Wärmeentwicklung beim Kristallisieren im Schmelzpunkt erinnert. Die Temperatur, bei
der die Gläser spröde werden, wobei Sprödigkeit eine den Gläsern eigentümliche
Eigenschaft ist, läßt sich auf + 1 ° genau bestimmen. Bei der Temperatur des
Sprödewerdens ändern sich die Gesetze der Temperaturabhängigkeit, physikalischen
Eigenschaften des Volumens, des Wärmeinhaltes, der Brechungsexponenten, der
Dielektrizitätskonstanten und des mechanischen Verhaltens. Es scheint, daß hier die
Glasforschung der Technik neue Anregungen zu bringen berufen ist, die vielleicht
über ihr eigenes Gebiet hinaus, auch anderen Gebieten, wie der Metallurgie usw., von
Nutzen sein können.
Dr. Ing. H. J. Kartaus, aus Augustfehn i. O. sprach über: „Verwandtschaft des
Emails zum Glas und zu keramischen Glasuren.“ Er behandelte die Glasflüsse
als gemeinsame Werkstoffe der Email-, Glas- und keramischen Industrie, die
Arbeitsmethoden bei der Herstellung, und die physikalischen Eigenschaften derselben,
Die Verwandtschaft einzelner Gruppen der obigen Industrien und die Möglichkeiten
einer Zusammenarbeit in technisch wissenschaftlicher Beziehung.
Prof. Dr. Ing. A. Friedrich, von der technischen Hochschule Karlsruhe gab:
„Praktische Beispiele industrieller Menschenführung,“ die Grundsätze
derselben, Aufbau lebendiger Organisationen, Menschenführung und
Rationalisierung.
Es folgten Vorträge von Dr. H. Hirsch, Berlin, über: „Entwicklung der
Wannenherstellung,“ Dr. G. Jäckel, Berlin, über: „Glasentfärbung“ und
von Obering. Dipl.-Ing. L. v. Reis, Herzogenrath, über: „Neuzeitliche
Spiegelglasherstellung,“ an diesem Vortrag schloß sich ein Film: „Aus dem
Betrieb der Herzogenrather Glaswerke, Bicheroux & Cie.“ an. Der Vortrag
behandelte die wichtigsten Fragen der modernen Spiegelglasherstellung, wie dickes
und dünnes Rohglas, die Zieh- und Gießverfahren, Vor- und Nachteile von Wannen- und
Hafenöfen, und die Umstellung der Technik des Flachglases in Europa und Amerika. Es
war von großem Interesse zu sehen, wie die Arbeitsmethoden aus anderen Industrien,
wie z.B. der Hüttenindustrie, usw., Eingang in die Glasindustrie gefunden haben, wie
die Herstellung und Bearbeitung des Flachglases eine immer mehr maschinelle wird und
welche riesigen Ausmaße dabei, namentlich in Amerika, die Glasöfen, Kühlöfen und
Maschinen genommen haben. Oefen von mehr als 200 bis 300 m Länge, Wannenöfen mit 300
bis 400 m2 treten hier auf. Die Verwendung
modernster Hebezeuge, Transportanlagen und Einrichtungen zu fließender Fertigung
wurden gezeigt.
Am 15, November folgte ein Vortrag von Prof, Dr. G. Keppeler, von der Technischen
Hochschule Hannover über: „Untersuchungen von Flaschengläsern.“ Ing. F.
Jochim (WBG.) Frankfurt a. Main, über: „Feuerführung von Wannen.“ Das Gebiet
der Feuerführung von Wannenöfen ist sehr umfangreich und kann in einem zeitlich eng
begrenzten Vortrag kaum erschöpfend behandelt werden. Es kommen hier die
verschiedensten Gebiete der Feuerungstechnik, wie der Glasphysik und -Chemie in
Frage. Die Führung einer Wanne erleidet dadurch eine Erschwerung, daß die Grenzen
der Leistungsfähigkeit nur schwer zu erkennen sind. Man ist zu deren Erkenntnis auf
Erfahrungszahlen angewiesen, wie sie in der Industrie gesammelt wurden. Man ist bei
den Versuchen, dieselbe zu steigern, durch die baulichen Verhältnisse, Flammenlänge
und Herdbreite, die Haltbarkeit der feuerfesten Baustoffe usw. begrenzt. Auch das
physikalische Verhalten des Glases bei der Schmelze, die Strömungen in derselben,
die wiederum durch die Wärmeübertragung usw. bedingt sind, ziehen ziemlich enge
Grenzen.
Von Einfluß sind schon die Art des Einbringens der Glasrohstoffe. Es werden die
verschiedenen Verfahren und Möglichkeiten hierzu besprochen. Die Ansichten der
Fachleute gehen hier noch vielfach weit auseinander.
Ganz besondere Bedeutung ist der Feuereinstellung und der Temperaturverteilung über
den Herd beizumessen, da die Temperaturen in der Flußrichtung des Glases einen
bestimmten Verlauf haben müssen, sonst treten ungewollte Strömungen auf, die zu
schlechtem Glas führen. Der Ofenführer muß auch bauliche Mängel der Wanne, die von
ihrer Konstruktion herrühren, auszumerzen verstehen.
Sorgfältige Temperaturüberwachung mit geeigneten Instrumenten ist erforderlich. Die
Zusammensetzung der Gas- und Luftmischung ist zu überwachen Gas- und Luftmengenmessung
bringt hier Erfolge, die anfänglichen Schwierigkeiten sind heute zumeist überwunden.
Ebenso wichtig ist die wärmetechnische Ueberwachung der Gasgeneratoren, Fehler im
Generatorvorgang wirken sich weithin aus.
Mit Hilfe von aufschreibenden Temperatur-Gasmessern usw. lassen sich die Vorgänge in
der Wanne und den Gas- und Luftvorwärmern genau verfolgen und Fehler ausmerzen, ehe
sie zur Wirkung kamen. Man soll die Oefen dauernd überwachen und untersuchen, nicht
erst dann, wenn sich Mängel im Ausbringen eingestellt haben.
Einzelheiten der so überaus wichtigen Betriebskontrolle und Statistik konnten mangels
Zeit nicht gegeben werden, doch wurde hier auf die Arbeiten der wärmetechnischen
Beratungsstelle der Glasindustrie, der „WBG.“ in Frankfurt am Main,
hingewiesen.
Es folgten dann Vorträge von Dozent Dr. F. Eckert, von der Technischen Hochschule
Charlottenburg, über: „Weißhohlglaswannen,“ von Dr.-Ing. O. Bartsch, Jena:
„Maschinelle Bearbeitung von feuerfesten Steinen“ und Betriebsleiter H.
Hausner, Rommerode: „Schutz der Wannensteine vor frühzeitiger Auflösung,“ es
sind dies noch sehr umstrittene Fragen, die maschinelle Bearbeitung beginnt sich von
Amerika aus, einzuführen, da sie es erlaubt, genauere Abmessungen der Steine zu
erreichen, was wiederum geringere Fugen zur Folge hat. Andererseits sind zur
Verhinderung des Angriffes der Steine durch das Glas, wiederum weitere Fugen
erforderlich, durch die hindurch gekühlt werden kann. Die Formen und Ausbildung,
Abmessungen der Steine werden erläutert.
Dipl.-Ing. W. Müllensiefen, Karlsruhe, sprach dann über: „Hängedecken in
Glasschmelzöfen.“ Bei den immer größer werdenden Abmessungen der Oefen, wie
sie die maschinelle Herstellung besonders der Flachgläser bedingt, führen sich auch
die aus Amerika stammenden, in der Dampfkesselindustrie schon weit verbreiteten
Hängedecken in der Glasindustrie ein. Es werden eine Reihe solcher gezeigt, die den
besonderen Verhältnissen der Glasindustrie angepaßt worden sind, es sei hier auch
daran erinnert, daß der Glasschmelzofen auf der Ausstellung „Gas und Wasser“
in Berlin, eine solche der Firma Didier, Stettiner Schamottefabrik A.-G. hatte,
weitere solcher Decken sind vom Feuerungsbau C. Roschmann, Hennigsdorf, und dem
Westdeutschen Industrieofenbau, m. b. H. Bonn, eingebaut worden und im Betriebe.
Der letzte Vortrag: „Glasschmelzöfen in Amerika“ war von Präsident W. K.
Brownlee, Toledo, Ohio, zur Verfügung gestellt worden und wurde in deutscher
Uebersetzung verlesen, an ihn schloß sich ein amerikanischer Film über „Die
Herstellung von Wannensteinen“ an, hier war besonders die maschinelle
Herstellung und Bearbeitung der Steine von Interesse, sowie die Verwendung von
Vacuum- Hebezeugen zum Transport der Formlinge, wie der fertigen Steine. Von
Bedeutung sind auch die amerikanischen Bestrebungen, die Oberflächenströmungen durch
Temperaturbeherrschung zu beeinflussen, Tieferlegung des Gewölbes zur besseren
Wärmeübertragung usw.
Kuhn.
Teiltagung der Internationalen Elektrotechnischen
Commission (LE.C.) in Berlin. Auf Einladung des Deutschen Komitees der I.
E. C. tagte die I. E. C. Fachgruppe für Aluminium unter dem Vorsitz des Herrn Dr.
Apt und die I. E. C. -Fachgruppe für Meßinstrumente mit Herrn Lt. Colonel Edgcumbe
als Vorsitzenden am 6. und 7. November d. J, in Berlin. Die Sitzungen, an denen
Vertreter von Deutschland, England, Frankreich, Holland, Italien, Polen, Schweiz,
Tschechoslowakei und U. S. A. teilnahmen, bedeuteten für die internationale
Zusammenarbeit einen weiteren Fortschritt. Mit der Vorbereitung für die kommende
Volltagung der I.E.C. im Juli 1930 in Skandinavien beschäftigte sich gleichzeitig in
Berlin der Aktionsausschuß der I.E.C. An der Sitzung nahmen unter andern die Herren
Prof. Rüdenberg und der Vorsitzende des Deutschen Komitees, Prof. Dr. Strecker, und
der Präsident der I.E.C, Herr Prof. Feldmann, sowie der Ehrenpräsident der I.E.C,
Herr Mailloux, teil.
Kölner Frühjahrsmesse. Gas für Industrie und Gewerbe. Auf
der Kölner Frühjahrsmesse wird die Technik neben der Gruppe „Technik im Handwerk“ in einer zweiten Sonderschau
„Gas für Industrie und Gewerbe“ vertreten
sein. Diese Schau ist durch die Ausbreitung der Gasfernversorgung in Westdeutschland
besonders zeitgemäß, da diese eine erhebliche Steigerung des Gasverbrauchs vor allem
auch in Industrie und Gewerbe bringen wird. Auf einem vorläufig nur zu einem Teil
angeschlossenen Gebiet von 19000 qkm vergrößert sich durch den Ferngasbezug der für
das ganze Deutsche Reich errechnete Jahresverbrauch an Gas um mehr als 25%. Hierbei
handelt es sich um weit über 90% neue Gasverbraucher, die vor allem von der
Industrie gestellt werden. Die Gasfernversorgung bringt einerseits vielen Orten, die
keine eigene Gaserzeugung hatten, erst die Möglichkeit der Gasverwendung,
andererseits kann durch sie dem Bedarf der industriereichen Gebiete eine fast
beliebige Menge von billigem Gas zugeführt werden.
Zweck der Schau ist, Industrie und Gewerbe über neue Möglichkeiten der rationellen Verwendung von Gas zu unterrichten. Sie wird
alle technischen Anlagen und Einrichtungen zeigen, die mit der Gasfernversorgung in
den industriellen und gewerblichen Betrieben wirtschaftlich und betriebstechnisch
erhöhte Bedeutung gewinnen. Gasofen- und Gasgerätebau sollen besonders zur Geltung kommen.
Die Grundlage der Sonderschau ist gegeben durch die Beteiligung der Ruhrgas – A.-G., Essen, der Thyssenschen Gas- und Wasserwerke G. m. b. H.,
Hamborn, und der Gas -und
Wasserwerke der Stadt Köln. Unterstützt werden die Bestrebungen der
Veranstaltungen von dem Verein der Gas, Elektrizitäts-
und Wasser – Fachmänner von
Rheinland und Westfalen und dem Deutschen Verein von
Gas- und Wasserfachmännern, Berlin.
Die technischen Gruppen der Frühjahrsmesse 1930 dauern vom 23. bis 28. März.
Die Verwendung von Eisenbetonmasten im elektrischen
Bahnbetrieb, Ing. Ciro Montagni hat vor der 33. Jahresversammlung
der Associazione Elettrotecnica Italiana in Genua im September/Oktober 1928 einen
Vortrag über obiges Thema gehalten, der auch im Druck erschienen ist (Verlag Stab.
Tip. Stucchi-Ceretti S. A. Mailand, Via San Damiano 16). Der Aufsatz ist inzwischen
in deutscher Uebersetzung erschienen. Er bringt zunächst eine historische Uebersicht
über die Entwicklung der Betonmaste überhaupt, welche im Jahre 1896 begonnen und
nach verschiedenen Versuchen in anderer Richtung zu der Konstruktion des
geschleuderten, hohlen Eisenbetonmastes geführt hat, welcher heute in den meisten
Ländern weitaus bevorzugt wird.
Der Aufsatz bringt sodann eine große Reihe von mit zahlreichen Bildern belegten
Beschreibungen ausgeführter Bahnstrecken mit Betonmasten aller Art in der Schweiz,
Frankreich, England, Italien, den Vereinigten Staaten von Amerika und Chile. Ferner
werden in der gleichen Weise ausgeführte Strecken mit Schleuderbetonmasten in
Deutschland, Holland und Italien beschrieben. Dieser Teil des Aufsatzes zeigt, wie
groß in allen Ländern die Verbreitung der Betonmaste und besonders der
Schleudermaste auch im elektrischen Bahnbetrieb schon ist und wie auch in
Deutschland die Verwendung seit einigen Jahren beträchtlich zugenommen hat. Der
Grund hierfür liegt in der unbegrenzten Haltbarkeit der Schleuderbetonmaste, wodurch
infolge des Fortfalles aller Unterhaltungskosten eine große Wirtschaftlichkeit
erreicht wird.
Am Schluß wird noch über Versuche berichtet, welche darlegen, daß die Betonmaste den
Stoß- und den Schwingungsbeanspruchungen des elektrischen Bahnbetriebes ebenfalls
durchaus gewachsen sind. (Verkehrstechnische Woche 1929, 50/52.)
Dr.-Ing. Heuser.
Ueber die Umwandlung von Methan bzw. Koksofengas durch
elektrische Entladungen bei Unterdruck haben Franz Fischer und K. Peters interessante
Untersuchungen ausgeführt. Schon Berthelot hat vor bald 70 Jahren beobachtet, daß
beim Durchgang von Leuchtgas durch ein enges Rohr, das von elektrischen Funken
durchschlagen wird, Azetylen gebildet wird; dasselbe ist bei der Einwirkung des
elektrischen Lichtbogens auf kohlenwasserstoffhaltige Gase der Fall. Fischer und
Peters haben nun die Einwirkung von stillen elektrischen Entladungen auf Methan bzw.
Koksofengas näher untersucht. Vorversuche bei gewöhnlichem Druck und in einem
Temperaturbereich von – 185 bis + 750 ° lieferten wenig befriedigende Ergebnisse,
erst als man zur Anwendung der Glimmentladung bei stark vermindertem Druck überging,
zeigten die behandelten Gase deutlich wahrnehmbare Veränderungen.
Infolgedessen wurde eine Apparatur für Dauerversuche ausgebildet, die aus
Entladungsröhren von 35 bis 60 mm Weite und mehreren Kondensationsgefäßen besteht,
die mit einer Kapselpumpe verbunden werden. An beiden Enden der Entladungsröhren
sind Elektroden aus Eisen oder besser aus V2A-Stahl eingeschmolzen. Zur Kühlung der
Elektroden wird das zu behandelnde Gas ebenfalls an beiden Enden der Rohre, und zwar
hinter den Elektroden, eingeführt, während die Reaktionsprodukte in der Mitte der
Rohre abgeleitet werden. Die Gase wurden aus Stahlflaschen entnommen, durch
einen Druckregler, eine Gasuhr, einen Strömungsmesser und ein
Feinregulierventil geleitet, ehe sie in das Entladungsrohr eintraten. Die Elektroden
hatten gewöhnlich einen Abstand von 40 bis 60 cm, bisweilen auch bis 120 cm. Die
Röhren wurden mit hochgespanntem, 50 periodischem Wechselstrom betrieben, die
Kondensationsprodukte sammelten sich in 2 durch flüssige Luft gekühlten Vorlagen,
das Endgas konnte hinter der Gaspumpe gemessen und in einem Behälter aufgefangen
werden, aus dem die Proben für die Gasanalysen entnommen wurden. Viele Versuche
wurden auch ohne Ausfrieren der Reaktionsprodukte ausgeführt, in welchem Falle die
Gaspumpe unmittelbar mit dem Entladungsrohr verbunden wurde. Eine Veränderung der
Zusammensetzung der Endgase durch die Berührung mit dem Oel der Pumpe, konnte nicht
beobachtet werden.
Bei den Versuchen mit Koksofengas wurde ein größerer Vorrat unter 150 at in eine
Stahlflasche gepreßt, damit Schwankungen in der Zusammensetzung des Ausgangsgases
mit Sicherheit vermieden und vergleichbare Werte erhalten wurden. Das Koksofengas
enthielt 1,5% schwere Kohlenwasserstoffe (aber kein Azetylen), 23,4% Methan und
52,3% Wasserstoff. Wie aus den in mehreren Zahlentafeln angeführten
Versuchergebnissen hervorgeht, wurde je nach den obwaltenden Bedingungen (Druck,
Strömungsgeschwindigkeit, Spannung, Belastung, Elektrodenabstand) eine Volumzunahme
bis zu 22% beobachtet, die zeigt, daß in weitem Maße die Reaktion: 2 CH4 = C2 H2 + 3 H2 vor sich
gegangen ist. Hierbei hatte das Endgas einen Gehalt von 9,2% Azetylen, während der
Methangehalt auf 1,8% gesunken, der Wasserstoffgehalt dagegen auf 69,7% gestiegen
war. Bei den Versuchen zeigte sich ferner, daß mit steigender
Strömungsgeschwindigkeit der Energieverbrauch (je m3 C2 H2)
stark fällt. Als günstigster Druck erwiesen sich 40–50 mm Hg, bei geringerem Druck
nimmt die Bildung von flüssigen Produkten (Benzol) zu, während bei höherem Druck die
Azetylenbildung durch gleichzeitige Teer- und Kohlenstoffabscheidung vermindert
wird. Als günstigster Elektrodenabstand für die Azetylenbildung wurden 40–50 cm
ermittelt. Mit Hilfe einer besonderen Einrichtung zur Entnahme von Gasproben konnte
der Nachweis erbracht werden, daß der Azetylengehalt des durch die Entladungsröhre
strömenden Gases von der Elektrode zur Austrittstelle allmählich zunimmt.
Dementsprechend verschwinden die ungesättigten Kohlenwasserstoffe des Koksofengases
vollständig, das Methan zum größten Teile, ebenso Kohlensäure und Sauerstoff,
während anderseits Kohlenoxyd und Wasserstoff stark zunehmen und Blausäure neu
gebildet wird.
Entsprechende Ergebnisse wurden mit reinem Methan als Ausgangsgas erhalten. Aus 1
m3 95%igem Methan entstanden 445 1 Azetylen
und 1335 1 Wasserstoff bei einem Energieaufwand von 13 kWh, entsprechend 29 kWh je 1
m3 Azetylen. Das Endgas mit 9% Azetylen läßt
sich nach bekannten Methoden zu den verschiedensten organischen Verbindungen
weiterverarbeiten, worüber kurze Angaben gemacht werden. (Brennstoffchemie 1929, S.
108-113.)
Sander.
Künstlicher Anthrazit, Unter den verschiedenen
Steinkohlensorten ist bekanntlich der Anthrazit am gesuchtesten, weil er
infolge seines hohen Kohlenstoffgehaltes den höchsten Heizwert hat und infolge
seines geringen Gehaltes an flüchtigen Bestandteilen eine rauchlose und langsame
Verbrennung gewährleistet. In den Kohlenrevieren des europäischen Kontinents ist
jedoch der Anteil des Anthrazits an der Gesamtförderung zumeist recht gering, so daß
alljährlich große Anthrazitmengen aus England eingeführt werden müssen, um die
Nachfrage befriedigen zu können. Somit ist es erklärlich, daß man in Bergbaukreisen
schon seit längerer Zeit bestrebt ist, einen dem Anthrazit gleichwertigen Brennstoff
auf künstlichem Wege herzustellen. Ein Mittel hierzu bilden die neuzeitlichen
Schwelverfahren, durch die aus bituminöser Kohle die Rauch und Ruß bildenden
Teerbestandteile ausgetrieben werden, so daß ein an Kohlenstoff angereicherter
Rückstand hinterbleibt, der sogenannte Schwelkoks, der in vielen Fällen als
vollwertiger Anthrazitersatz angesprochen werden kann. Dies ist jedoch nur dann der
Fall, wenn eine aschenarme Steinkohle verschwelt wird, die einen festgebackenen
Schwelkoks liefert. Derartige Anlagen finden sich im Ruhrgebiet und auch im
Auslande.
Einen anderen Weg hat man neuerdings mit Erfolg auf einer belgischen Zeche in der
Nähe von Lüttich eingeschlagen, die in ziemlich erheblichen Mengen Anthrazitstaub
fördert, der aber nur etwa ein Viertel von dem für Anthrazitnüsse gezahlten Preise
einbringt, obwohl er diesen in bezug auf Reinheit kaum nachsteht. Man hat aus dem
Anthrazitstaub unter Zusatz von etwa 9% Pech harte Eiformbriketts gepreßt, die in
einem Schwelofen, Bauart Pieters, auf etwa 750 ° C erhitzt werden. Hierbei wird das
in den Briketts enthaltene Pech unter Bildung von Teer und Gas verkokt und es
hinterbleibt ein sehr hartes, kugeliges Brikett von etwa 38 g Gewicht, 40 mm
Korngröße und etwa 8000 Kalorien Heizwert je Kilogramm, das unter dem Namen
„Synthrazit“ als vollwertiger Anthrazitersatz für Hausbrand, Küchenherde
und Zentralheizungen in den Handel gebracht wird.
Sander.
Die neue Zentralkokerei auf Zeche Emil, Essen-Altenessen
bespricht ausführlich Dipl.-Ing. R. Gau, Essen. Die neue Zentralkokerei des
Köln-Neuessener Bergwerksvereins hat die Aufgabe, drei kleinere veraltete Kokereien
auf den Schächten Heinrich, Karl und Anna-Emil zu ersetzen, die zusammen über 260
Koksöfen mit einer Jahresleistung von 520000 t Koks verfügten. Die neue Anlage
besteht aus 3 Batterien von je 39 Großleistungsöfen, Bauart Kogag, die zusammen
600000 t Koks im Jahre liefern können. Die Errichtung einer vierten Batterie
gleicher Größe ist geplant, wodurch sich die Jahresleistung auf 800000 t Koks
erhöhen wird.
Jede Ofenkammer ist 12 m lang, 3,6 m hoch und in der Mitte 475 mm breit; der
Kammerquerschnitt nimmt von der Maschinen- zur Koksseite um 60 mm zu. Bei einer
Fassung von 17,8 t Kohle mit rund 12 vH Wassergehalt beträgt die übliche Garungszeit
20 bis 21 h, doch genügen im Bedarf falle auch 18 bis 19 h. Die 117 im Jahre 1928 in
Betrieb genommenen Oefen setzen bei Vollbetrieb täglich rund 2400 t feuchte Kohle
durch und erzeugen hieraus 1650 t Koks sowie 75 t Teer, 26 t Ammonsulfat und 16 t
Benzol. Die verarbeitete Fettfeinkohle stammt von 3 Schächten, die eine Kohle von
ziemlich verschiedenem Gehalt an flüchtigen Bestandteilen (24, 28 und 33 vH)
liefern. Die Mischkohle ergibt im Mittel 75,5 vH trockenen Koks (bezogen auf
trockene Kohle), der bei der Trommelprobe eine Festigkeit von 79 vH aufweist.
Während bei 2 Ofenbatterien die Ofenwände bis zum Sohlkanal einschließlich aus
Silikasteinen und nur der Unterbau mit den Regeneratoren aus Schamottesteinen
bestehen, wurden bei der dritten Batterie auch die Ofenwände aus hochsauren
Schamottesteinen gefertigt, die gegen Temperaturwechsel weniger empfindlich sind, so
daß diese Batterie bei erforderlicher Einschränkung der Kokserzeugung als
Pufferbatterie betrieben werden kann. Sämtliche Oefen sind als Verbundöfen
ausgeführt und können somit sowohl mit dem eigenen Gas als auch mit Schwachgas
beheizt werden. Im ersten Falle stehen täglich rund 400000 m3, im zweiten Falle dagegen 700000 m3 Gas zur Verfügung, dessen oberer Heizwert
mindestens 4800 kcal/m3 bei Normalzustand beträgt.
Ein Teil des Ueberschußgases wird bereits als Stadtgas nach Essen geleitet, für den
Rest erwartet man eine Verwerthung durch die Ruhrgas- A.-G.
Ueber die Konstruktion der Oefen und ihre Beheizung macht Verf. nähere Angaben, die
im Original durch mehrere Abbildungen erläutert werden. Es sei hier nur noch auf die
neuartige Füllung der Regeneratoren mit Schamotterohren an Stelle der üblichen
Gittersteine hingewiesen. Die Oefen werden vollkommen mechanisch bedient. Von dem 45
m hohen Kohlenturm, der 1500 t faßt und oben eine Mischanlage für die von den
verschiedenen Schächten mit Eisenbahnwagen ankommende Kohle enthält, wird die Kohle
in elektrisch angetriebenen Füllwagen, die auf der gestampften Ofendecke fahren, den
Oefen zugeführt. Auch die Kammertüren werden durch elektrisch betriebene
Abhebevorrichtungen bewegt. Der Koks wird in einen Schrägwagen gedrückt und zum
Löschturm gefahren, worauf er mit einem Wassergehalt von nur 2 bis 3 vH auf eine
Schrägrampe abgeworfen und durch ein Gummiförderband zur Grobkokssieberei gefördert
wird. Während der Feinkoks durch ein Becherwerk zur Sieberei geht, wird der Grobkoks
unmittelbar in Wagen verladen. Durch die vollkommene Mechanisierung des
Ofenbetriebes wird eine Leistung von 24 t Koks je Mann und Schicht erreicht, d. L
etwa das Achtfache gegenüber älteren Anlagen.
Das Ammoniak wird aus dem Rohgas durch Auswaschen mit Wasser gewonnen, doch hat man
an Stelle der sonst üblichen Hordenwascher hier zum ersten Male stehende
Fliehkraftwäscher nach Feld eingebaut, und zwar ersetzen zwei solche Wäscher von 8,6
m Höhe und 4 m Durchmesser eine Hordenwascheranlage von 4 großen Waschern von 32 m
Höhe und 3,2 m Durchmesser. Die Waschwirkung der Feld-Wäscher ist weitaus besser, so
daß man ein Gaswasser mit mindestens 20 g/l NH3(gegenüber etwa 10 g/l bei Hordenwaschern) erzielt, während das gewaschene
Gas nur noch 1 bis 2 g NH3 in 100 m3 enthalt. Ebenso wird das Benzol mit Hilfe von 2
Feld-Wäschern gleicher Größe ausgewaschen, die wiederum 4 Hordenwascher von 34 m
Höhe und 3,2 m Durchmesser ersetzen. Als Waschöl dient Steinkohlenteeröl, das etwa 3
vH Benzol aufnimmt bei einer Belastung der Wäscher mit je 17000 bis 18000 m3/h. Der Benzolgehalt des Gases beträgt vor den
Wäschern 30 g/m3, hinter den Wäschern nur 1,5 bis
2 g/m3, so daß eine Waschleistung von 93 bis 95 vH
erzielt wird. Der Kraftverbrauch für einen Wäscher beträgt etwa 55 PS gegenüber etwa
50 PS bei den Ammoniakwäschern, doch werden die Kosten für den Kraftverbrauch durch
Ersparnisse an Pumpenarbeit, Abtreibedampf und Anlagekosten reichlich aufgewogen,
(Ztschr. V. Dt. Ing. 1929, S. 437–440.)
Sander.
Die Frage der Probestäbe, Der britische Normenausschuß,
das Institut der britischen Gießereifachleute und die britische
Gußeisenforschungsgesellschaft haben es angesichts der verschiedenen üblichen und
voneinander abweichenden Probestababmessungen für die Untersuchung von Gußeisen für
zweckmäßig gehalten, Untersuchungen über den Einfluß der Stabform und Stabgröße auf
das Ausfallen der Ergebnisse anzustellen mit dem Ziele, Vorschläge zu machen, die
sich auf die Vereinheitlichung der Probestäbe und dadurch auf die Ermöglichung des
Vergleichs zwischen den Ergebnissen beziehen.
Die umstrittene Frage, ob sich ein quadratischer oder ein runder Stab für die Prüfung
von Gußeisen empfiehlt, ist zugunsten der runden Stabform ausgefallen, da runde
Stäbe leicht zu bearbeiten sind und dann auch eine höhere Festigkeit besitzen als
quadratische. Ob dieser Unterschied in der Festigkeit auf eine Gießwirkung infolge
der Erstarrungsart oder auf den Einfluß der Prüfvornahme selbst infolge der
Verteilung der Spannung auf den Probestab zurückzuführen ist, t konnte nicht entschieden werden. Die größere
Zerreißfestigkeit des runden Stabes ergibt sich auch dann, wenn der Stab aus einem
ursprünglich quadratischen Stab hergestellt wurde. Beim runden Stab erfolgt die
Kristallisation radial und gleichförmig, während beim quadratischen Stab die Kanten
dazu neigen, schneller zu erstarren als das Stabinnere, so daß der Stab nicht
gleichmäßig wird. Neben der metallurgischen Seite ist auch die Frage der Bearbeitung
in Betracht zu ziehen. Zerreiß-Probestäbe sind immer zu bearbeiten, Biegeprobestäbe
werden ohne Entfernung der Gußhaut geprüft; falls die Durchbiegung verlangt wird,
erfolgt ebenfalls eine Bearbeitung des Stabes. Die Probestäbe sollten nicht an das
Gußstück angegossen, sondern für sich gegossen werden, und zwar beim Gießen des
Gußstückes in getrockneten Formen ebenfalls in getrockneten Formen und beim Gießen
des Gußstückes in grünem Sande ebenfalls in grünem Sande. Der Vorteil des getrennten
Gießens der Probestäbe und Gußstücke besteht in der Möglichkeit des Vergleiches der
Ergebnisse verschiedener Gießereien und ferner auch von ein und derselben Gießerei
an verschiedenen Tagen, Die allgemeine Einführung des Stabes von 30 mm Durchmesser
in England, die zu empfehlen ist, würde dem deutschen und dem amerikanischen
Probestab entsprechen und würde auch die Entwicklung von Gußeisen in England
entwickeln. Der Zerreißstab für Gußeisen besitzt folgende Nachteile: infolge der
Bearbeitung des Stabes wird die Festigkeit am schwachen und langsam abgekühlten
Stabkern gemessen; durch Bearbeitung entstehen Unkosten; die Zerreißprobe kann nicht
ein sprödes Eisen von einem zähen unterscheiden; Gußeisen wird bei seiner
Verwendung selten auf Zug beansprucht. Der Zerreiß-Versuch für Gußeisen ist daher zu
verurteilen. Der Biegefestigkeitsversuch dagegen ist in der Gießerei älter als der
Zerreiß-Versuch und kann mit unbearbeiteten Probestäben an einfachen, billigen und
leicht zu bedienenden Maschinen vorgenommen werden. Allerdings müssen die Probestäbe
auch hier vereinheitlicht werden, und zwar sowohl in bezug auf den Stabdurchmesser
als auch auf die Auflagefläche. Für den Stab von 22 mm Durchmesser wird eine
Auflagefläche von 305 mm, für die Stäbe von 30 und 56 mm Durchmesser solche von 457
mm empfohlen. Zu dem von französischer Seite vorgeschlagenen Scherfestigkeitsversuch
für Gußeisen ist zu sagen, daß die Abmessungen der Proben so klein sind, daß
Fehlschlüsse auf die Eigenschaften des ganzen Stückes leicht gezogen werden können.
Der Brinellhärte- Versuch ist zwar für Stahl und Nichteisenmetalle weit verbreitet,
doch ist hinsichtlich seiner Verwendung für Gußeisen zu beachten, daß er keinen
sicheren Maßstab für die Beurteilung der Bearbeitbarkeit und Abnutzung zu geben
vermag, da das Gußeisen nicht gleichmäßig hart ist. (The Foundry Trade Journal, Bd.
38 (1928) S. 201/03.)
Dr. Ka.
Ein Ganzmetall-Luftschiff Nachdem bekannt geworden ist,
daß Ganzmetall-Flugzeuge gebaut werden, weiß die amerikanische Zeitschrift The Iron
Age zu berichten, daß bedeutende Werke, wie die General Motor Corporation, die Ford
Motor Co. und die Aluminium Co of America im Verein mit mehreren wissenschaftlichen
Forschungsanstalten in gemeinsamer Arbeit während 7 Jahren Versuche an
Luftschiff-Modellen aus Ganzmetall angestellt haben. Diese Versuche haben jetzt zu
dem Bau eines Luftschiffes aus Ganzmetall geführt, dessen Hülle 45,6 m und dessen
größter Durchmesser 16 m bei einer Nutzlast von 1530 kg und einem Leergewicht von
4060 kg beträgt. Als Metall wurde für dieses Luftschiff die Alclad- Legierung
gewählt, eine Aluminiumlegierung der Art des Duralumins, gewählt, das in Form von
dünnen Blechen angewendet worden ist. Diese Bleche wurden mit Hilfe besonderer
Nietverfahren gasdicht aneinander genietet. Zu beiden Seiten dieses Metallbleches
hat man noch dünne Aluminium-Schichten vorgesehen, die den eigentlichen Werkstoff
vor Korrosion zu schützen haben. Die größte Geschwindigkeit des
Ganzmetall-Luftschiffes, das man ZMC-2 nennt, wird 100 km in der Stunde betragen.
Zur Erreichung dieser Geschwindigkeit ist es mit 2 Motoren von je 220 PS
ausgerüstet. Die Fahrweite des Luftschiffes wird 1600 km betragen. Die Gondel ist
7,3 m lang und 1,9 m breit. Man bezweckt mit diesem Ganzmetall-Luftschiff nicht
allein zu beobachten, wie sich der metallische Werkstoff im Vergleich zu dem sonst
für Luftschiffe verwendeten verhält, sondern man will auch sehen, welchen Einfluß
das im Vergleich zu den Zeppelinluftschiffen veränderte Verhältnis von Durchmesser
zur Länge des Metall-Luftschiffes auf die Navigationsfähigkeit ausübt.
Dr. Ka.
Ein neuer Kessel mit Unterwasserfeuerung. Die Versuche,
Wasser oder andere Flüssigkeiten durch Eintauchbrenner zu erwärmen, wurden von
verschiedenen Seiten mit mehr oder weniger großem Erfolg unternommen; zu
einer industriellen Anwendbarkeit eines dieser Verfahren ist es nicht gekommen. Mehr
verspricht man sich von dem Hammond- Kessel für diese Zwecke. (Vergl. Fuel and
Combustion Records, April 1929, S. 69.) Bei dem Bau des Hammond- Kessels ging man
von dem Grundsatz aus, daß durch die unmittelbare oder mittelbare Berührung mit der
zu erwärmenden Flüssigkeit keine Verluste entstehen und die Hitze von den
Verbrennungserzeugnissen vollständig adsorbiert wird; dabei darf nur die
geringstmögliche Menge an wertlosen inerten Gasen während des Verbrennungsvorganges
eingeführt werden. Man muß daher für die Erfüllung dieser Bedingungen für einen
geeigneten Ueberschuß an Luft sorgen, ferner für eine innige Vermischung von Luft
und Brennstoff, für die Einführung des Brennstoff-Luft-Gemisches unter genügendem
Druck, weiter für die Aufrechterhaltung der Entzündung auch nach dem Eintauchen des
Kessels, für die Vermeidung der Beschädigung der Kesselteile durch die Hitzewirkung
und schließlich für die Verhütung einer Nachzündung infolge der Leitung der Wärme
durch die Brennerteile zum überschüssigen Brennstoff. Die gasigen
Verbrennungserzeugnisse werden bei ihrem Austritt aus dem Kessel zunächst in winzig
kleine Blasen zerspalten und steigen dann nach der Oberfläche der Flüssigkeit auf.
Die Mischkammer des Hammond- Kessels für Luft und Gas sieht deren innige Vermischung
in genauen Verhältnissen vor. Das Verbrennungsgemisch wird dann von der Mischkammer
aus durch einen Kanal mit großer Geschwindigkeit zur Verbrennungskammer geführt. Die
Verbrennungskammer selbst ist mit hochfeuerfesten Stoffen ausgekleidet und ihr
Mantel mit einer Höhlung versehen, die mit Stoffen von verschiedenem
Leitungsvermögen je nach dem Verwendungszweck des Kessels und der Schnelligkeit der
Erwärmung ausgefüllt ist, indem diese Stoffe auch etwaigen Unterschieden in der
Ausdehnung vorbeugen und sich dieser anpassen, beschützen sie zugleich die
verschiedenen Teile vor Beschädigung. Das Verhältnis Brennstoff: Luft wird durch ein
besonders gebautes Ventil geregelt, das als Kolbenschieber ausgebildet ist. Dieses
Ventil gestattet auch das Arbeiten mit einer oxydierenden oder mit einer
reduzierenden Flamme nach Belieben. Der Hammond- Kessel eignet sich nicht allein für
die Wassererwärmung durch Eintauchen, sondern kann auch in der chemischen Industrie
mit Erfolg Verwendung finden, wie für die Behandlung von Ammoniumchlorid,
Calciumchlorid, Eisenchlorid, Magnesiumchlorid, Zinkchlorid, Ammoniumnitrat, von
verdünnter Salpetersäure, Schwefelsäure, Natriumthiosulphat u.a.m. Für all
diese Arbeiten ist es von Wert, daß die Flamme in keinem Augenblick mit dem
Kesselinhalt in Berührung kommt. Schließlich kann man den Hammond- Kessel auch zum
Erwärmen von Metallbädern durch Eintauchen verwenden, wie von Bleibädern.
Dr. Ka.
Die maschinelle Herstellung von Stahlspänen. Die
Herstellung von Stahlspänen zum Reinigen von Parkettfußboden erfolgte zuerst in
Deutschland und ist heute besonders in den Vereinigten Staaten entwickelt, auf die
die größten Erzeugungsmengen entfallen. 8 amerikanische Gesellschaften stellen
jährlich 3000 t Späne her; die Erzeugung von 3 Gesellschaften allein erreicht 40 vH
dieser Erzeugungsmenge. Der für diesen Zweck verwendete Stahl ist ein Bessemer-
Stahl oder ein saurer oder basischer Siemens-Martin-Stahl mit der Zusammensetzung
0,1 bis 0,2 vH Kohlenstoff, 0,001 bis 0,010 vH Silizium, 0,5 bis 1 vH Mangan, 0,02
bis 0,09 vH Schwefel und 0,05 bis 0,12% Phosphor und mit einer Zerreißfestigkeit von
84 kg/mm2. Die Prüfung der fertigen Späne besteht
in einer Untersuchung mit dem Mikroskop, die ergeben muß, daß die Späne gleichförmig
und glatt sind. Ausgegangen wird immer von Stahldraht. Bis 1924 verwendete man für
die Stahlspäneerzeugung Maschinen nach Karl Müller und Marti. 1924 waren in den
Vereinigten Staaten nicht weniger als 400 Maschinen der Bauart Müller-Marti in
Betrieb. Jede Gesellschaft behielt ihre Fabrikation geheim und hatte die Maschinen
mit mehr oder weniger Verbesserungen ausgestattet. Jede dieser Maschinen war nach
dem Grundsatz gebaut, daß ein einzelner Draht über eine gewisse Anzahl von Messern
gezogen wurde, die ihn schnitten. 1926 erschien nun eine neue Maschine, nämlich die
Brillo-Field-Maschine, die es sich zum Grundsatz machte, die Schwierigkeiten der
Müller-Marti-Maschine zu beseitigen. Früher war 1 Messer 25 mm im Durchschnitt breit
bei einem Durchmesser des Drahtes von 2,5 mm. Bei der neuen Maschine werden etwa 20
Drähte durch 1 Messer bearbeitet. Dann war es früher schwierig, den Draht so zu
führen, daß die Messer parallele Schnitte erzeugten. Auch dieser Uebelstand wurde
nunmehr überwunden dadurch, daß der Draht mehrere Male um ein Rad gewunden ist und
ein Verschieben des Drahtes dadurch vermieden wird. Durch Erhöhung des
Drahtdurchmessers konnte ferner die Schnittbreite erweitert werden. Es sind
Maschinen mit 2000 Messern gebaut worden, die gleichzeitig schneiden. Die Späne
werden nicht mehr von Hand aufgelesen, sondern durch einen Luftstrom erfaßt, der
gleichzeitig die Messer abkühlt. (The Iron Age, Bd. 120, S. 1718.)
Dr. K.